Team Deutschland scheitert an den Niederlanden

Vor uns lag der letzte und entscheidende Turniertag beim World Cup of Darts 2018. Bevor es am Abend um den Pokal ging wurden ab dem frühen Nachmittag in der Frankfurter Eissporthalle zunächst die Viertelfinals ausgetragen. Die topgesetzten Schotten machten dabei gegen die Überraschungsmannschaft aus Japan den Anfang, im Anschluss duellierten sich Wales und Australien. England und Belgien trafen danach aufeinander; und zum Abschluss des Nachmittags bekamen es die beiden Deutschen mit den Titelverteidigern und Topfavoriten aus den Niederlanden zu tun.

Schottland makellos, Australien siegt im Entscheidungsdoppel

Haruki Muramatsu und Seigo Asada für Team Japan sind die große Überraschung unter den besten acht. Mit wirklich überzeugenden Auftritten gegen Österreich und Kanada konnte sich die beiden bis ins Viertelfinale vorspielen, wo sie gegen die an Position eins gesetzten Schotten naturgemäß klare Außenseiter waren. Aufseiten der Japaner war Asada zuerst an der Reihe, er spielte gegen den Weltranglistenzweiten Peter Wright. Nachdem „The Ninja“ im ersten Leg einen Dart auf die Doppel-18 ausließ musste er gleich ein Break hinnehmen; im zweiten Leg checkte Wright 70 Punkte auf dem Bullseye und konnte das Break somit bestätigen. Auch das dritte Leg ging an den Schotten, er spielte einen 12-Darter inklusive eines 121er-Finishes auf dem Bullseye. Dies war auch enorm wichtig, denn Asada hatte mit 32 Restpunkten auf seine Chance gewartet. Im vierten Leg bekam der Japaner nochmal eine Chance auf das Bullseye, verpasste aber und Wright tütete in der Konsequenz das 4:0 ein. Seinem Partner Gary Anderson hatte er die Arbeit also sehr erleichtert, auf der anderen Seite wollte Haruki Muramatsu seine Nation noch ins Doppel bringen. Anderson machte aber früh deutlich, dass er das nicht zulassen würde. Das erste Leg holte er sich ohne viel Gegenwind, hatte im zweiten aber eine Portion Glück, als Muramatsu drei Chancen auf Doppelfelder liegen ließ. So schaffte Anderson ein Break, und mit einem 110er-Checkout im dritten Leg konnte er dieses auch bestätigen. „The Flying Scotsman“ spielte noch ein starkes viertes Leg, eröffnete mit fünf perfekten Pfeilen und schloss mit einem 13-Darter ab. Auch Anderson gewinnt also ohne Legverlust und darf sich zusammen mit Wright auf das Halbfinale vorbereiten.

Der Halbfinalgegner der Schotten wurde in der nächsten Begegnung gesucht. Mit Australien, bestehend aus Simon Whitlock und Kyle Anderson sowie Wales bestehend aus Gerwyn Price und Jonny Clayton spielten zwei Geheimfavoriten gegeneinander. Mit Whitlock und Price spielten im ersten Einzel zwei Spieler aus der diesjährigen Premier League gegeneinander, damals hatte der „Wizard“ gesiegt. Den Start ins heutige Duell verschlief Price komplett. Ohne auch nur einen einzigen Wurf auf Doppelfelder bekommen zu haben sah er sich mit einem 0:3-Rückstand konfrontiert. Das lag aber auch daran, dass Whitlock gut unterwegs war und zwei 15- sowie einen 12-Darter zeigte. Doch als der Australier im vierten Leg einen Matchdart am Bullseye vorbeiwarf, es wäre beinahe ein 167er-Finish geworden, wendete Price den Whitewash ab; per 15-Darter konnte er auch das 2:3 nachlegen. Wenig später war die Aufholjagd dann jedoch beendet, Whitlock spielte noch einen 14-Darter und machte das 4:2 perfekt.

Dementsprechend stand Jonny Clayton gegen Kyle Anderson jetzt unter hohem Druck, doch diesen kannte er bereits aus dem Zweitrundenmatch gegen die Schweiz, in welchem Price sein Einzel ebenfalls verloren hatte. Im ersten Leg hatten beide Probleme, die Triplefelder zu erwischen, doch es war Clayton, der sich dieses Auftaktleg mit 21 Darts und einem 96er-Finish sicherte. Mit einem 14-Darter konnte sich Clayton im zweiten Leg klar verbessern und ein Break produzieren. Anderson bekam seine Schwierigkeiten beim Scoring dagegen nicht wirklich in den Griff, im dritten Leg vergab er zudem seinen ersten Dart auf ein Doppelfeld. Letztendlich bekam Clayton auch im vierten Leg kaum Gegenwind, er holte den Punkteausgleich und brachte Team Wales in das Entscheidungsdoppel. Die Waliser kamen dort eigentlich gut ins Spiel, Clayton traf die Doppel-10 für ein frühes Break, danach ging aber kaum noch was beim Vorjahresfinalisten. Clayton vergab im zweiten Leg zwei Darts auf Doppel und ermöglichte es Anderson das direkte Rebreak. Auch das dritte Leg wurde von Anderson beendet, mit 2:1 führten die Australier zu diesem Zeitpunkt. „The Original“ entwickelte sich immer mehr zum entscheidenden Akteur in diesem Doppel, so checkte er im vierten Leg 121 Punkte auf Bullseye und brachte sein Team kurz vor den Halbfinaleinzug. Im fünften Leg bekam Wales zum ersten Mal seit dem zweiten Leg wieder Würfe auf Doppel, doch Price traf anstatt der Doppel-12 die einfache 9 und nahm sich so selber eine zweite Chance. Kyle Anderson konnte die Einladung dann gar nicht mehr ausschlagen, versenkte mit dem letzten Dart in der Doppel-20 und brachte sich und seinen Teamkollegen ins Halbfinale.

Belgien dominiert die Engländer im Doppel

So richtig überzeugen konnten die an Position zwei gesetzten Engländer im bisherigen Turnier noch nicht, dennoch waren Rob Cross und Dave Chisnall weiter mittendrin im Titelrennen. Damit sie dort auch blieben mussten die beiden im Viertelfinale das belgische Team ausschalten. Kim Huybrechts und Dimitri van den Bergh mussten ihrerseits besonders in Runde eins für das Weiterkommen kämpfen, welches ihnen nur dank eines eigenen Kraftaktes und eines verpassten Matchdarts der Gegner aus Irland gelang. In Runde zwei hatten sie dann keine Schwierigkeiten mit Finnland. Die beiden Teamkapitäne, Rob Cross und Kim Huybrechts, spielten das erste Einzel untereinander aus. Auf der Doppel-16 holte sich der amtierende Weltmeister das erste Leg, gleichzeitig schaffte er auch ein schnelles Break; ein Leg später konnte er das 2:0 bei eigenem Anwurf nachlegen. Dank eines 14-Darters inklusive 82er-Checkouts konnte „The Hurricane“ verkürzen, musste danach aber mit ansehen, wie sich Cross per 13-Darter in die Position brachte, als dass ihn nur noch ein Leg vom Sieg trennte. Ebenfalls 13 Darts brauchte Huybrechts, um sich wieder ran zu spielen, doch bei eigenem Anwurf war „Voltage“ heute äußerst souverän und vollendete mit einem weiteren 13-Darter den 4:2-Erfolg – bei Cross stand unterm Strich ein Average jenseits von 107 Punkten. Dave Chisnall musste jetzt also gegen Dimitri van den Bergh „nur“ noch gewinnen, und England stünde im Halbfinale. Doch diese Aufgabe war alles andere als einfach, denn van den Bergh befand sich in einer guten Form und wollte das Aus seiner Nation unbedingt verhindern. Im ersten Leg zeigten sich beide noch etwas nervös, van den Bergh warf zwar sechs Mal an Doppelfeldern vorbei, doch weil „Chizzy“ überhaupt nicht ins Scoring kam schaffte der junge Belgier frühestmöglich ein Break. Weil er im zweiten Leg einmal am Bullseye vorbeiwarf kam Chisnall per starkem 12-Darter zum Rebreak, doch mit einem sehenswerten 121er-Highfinish auf der Doppel-14 konterte der „Dreammaker“ mit einem weiteren Break, und einen 14-Darter später war van den Bergh nur noch ein Leg vom Punktausgleich entfernt. Chisnall checkte im fünften allerdings zunächst 160 Punkte und legte im sechsten auf der Doppel-8 das Break zum 3:3-Ausgleich nach. Vorher im Leg hatte van den Bergh ganze fünf Matchdarts ausgelassen, jetzt musste er das Entscheidungsleg bei gegnerischem Anwurf mit allen Mitteln gewinnen. Beide starteten mit einer 140, doch Chisnall konnte nur 15 Punkte nachlegen. Van den Bergh warf wenig später im Leg noch eine 180, und ein Treffer in der doppelten 16 bedeutete den Sieg für ihn. Das Entscheidungsdoppel musste also herhalten, und in dieses starteten die Belgier deutlich besser. Huybrechts und van den Bergh gewann je ein Leg und brachten ihre Nation zum 2:0 – auf der anderen Seite hatten die Engländer noch nicht auf Doppel werfen dürfen. Auch das dritte Leg ging an Team Belgien, sie spielten zu diesem Zeitpunkt über 100 Punkte im Durchschnitt und waren den Engländer klar überlegen. Erst im vierten Leg bekam England seinen ersten Wurf auf ein Doppelfeld, doch es war Cross, der Tops verfehlte, nachdem er bereits zweimal die Triple-17 getroffen hatte. Nur wenige Augenblicke verwandelte Huybrechts dann den zweiten Matchdart in der doppelten 8. Das 4:0 ist auch in der Höhe verdient, der belgische Average stand auch am Schluss noch bei über 100 Punkten. Die Belgier stehen genau wie letztes Jahr wieder unter den besten vier, dagegen scheiden die Engländer zum ersten Mal seit 2010 vor dem Halbfinale aus.


Schindler spielt das Match seines Lebens und verliert dennoch

Das Match, in der sich die Zuschauer in der Eissporthalle wohl am meisten gefreut hatten, bildete den Abschluss der Viertelfinals. Team Deutschland mit Max Hopp und Martin Schindler hatte sich gestern gegen das nordirische Duo durchgebissen und mit ihrem Kampfeswillen und Teamgeist die deutschen Fans begeistert. Doch jetzt wartete mit den Topfavoriten aus den Niederlanden die wohl schwierigste aller Aufgaben. Michael van Gerwen und Raymond van Barneveld schienen mal wieder fast unbezwingbar, gaben in den ersten beiden Runden nicht ein Leg an ihre Gegner ab. Schon im letzten Jahr gab es dieses Aufeinandertreffen, damals besiegte van Gerwen zunächst Schindler, ehe Hopp van Barneveld bezwang. Im Doppel behielten die Niederländer damals die Oberhand.

Auch heute wählten beide Nationen die gleiche Reihenfolge, Martin Schindler bekam es also zum Auftakt mit Michael van Gerwen zu tun, und das Spiel war von Anfang an auf ganz hohem Niveau. Van Gerwen durfte beginnen, traf die Doppel-13 mit dem letzten Versuch zur 1:0-Führung. Jetzt durfte Schindler das zweite Leg anfangen, und er sicherte es sich ebenfalls mit seinem letzten Versuch auf Doppel zum 1:1. Spektakulär war dann das dritte Leg: beide starteten mit einer 180, van Gerwen legte sogar noch eine zweite nach. Auch der siebte Dart des Niederländers war perfekt, doch der achte nur in der einfachen 19 – nach neun Darts stellte sich van Gerwen dennoch 32 Rest. „The Wall“ drückte noch mit einer 180, doch van Gerwen ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und verwandelte. Im vierten Leg traf Martin mit den ersten sechs Darts fünf Triple-20er, verpasste es im Anschluss aber, nachzulegen und setzte zu allem Überfluss auch noch zwei Darts auf Doppel vorbei. Van Gerwen bestrafte ihn im Stile eines Weltranglistenersten – ein 148er-Finish auf der Doppel-14 zum Break und dem 3:1. Auch im fünften Leg spielte Schindler einfach nur gut, nach neun Darts stand er bei 82 Restpunkten. Doch er verpasste einen Dart auf Tops, und dieser Fehler demonstrierte den Unterschied in diesem Match: van Gerwen hatte sich ebenfalls 82 gestellt, doch er checkte mit zwei Darts zum 4:1-Erfolg. Martin Schindler spielte unabhängig vom Ergebnis das wohl beste Spiel seiner Bühnenkarriere. Sein Average von 110 Punkten ist unfassbar gut, alleine mit seinem ersten Dart holte er im Schnitt sagenhafte und atemberaubende 43,86 Punkte. Sein einziges Problem waren heute fünf Fehler auf Doppel und ein eiskalter van Gerwen mit ebenfalls 110 Punkten im Average.

Jetzt hing also alles an Max Hopp. Dieses Gefühl kannte der „Maximiser“ nicht nur aus dem letzten Jahr, sondern auch vom gestrigen Duell gegen Nordirland. Doch der Start ins Einzel gegen Raymond van Barneveld verlief nicht wie erhofft. Hopp hatte das Auftaktleg eigentlich dominiert, zielte dann aber zwei Mal zu hoch, als er auf Tops warf. Van Barneveld bestrafte das auf der Doppel-10 und produzierte zusätzlich auch direkt ein Break. Per 15-Darter konnte „Barney“ dieses auch bestätigen, und als er im dritten mit einem 13-Darter breakte war die Messe im Grunde gelesen. Weil der Niederländer im vierten Leg zunächst einen Matchdart ausließ bekam Hopp mit 121 Restpunkten noch eine letzte Chance, doch nach Treffern in die dreifache 20 und dreifache 11 verpasste er die Doppel-14 um wenige Millimeter. Einen Moment später war das deutsche Aus besiegelt, van Barneveld brachte seinen Pfeil in der Doppel-8 unter und warf die Deutschen aus dem Turnier.

Alexander Kuck

PDC World Cup


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