UK Open 2025: In beiden Halbfinals übernahm einer von Anbeginn das Steuerrad, während der andere durchwegs nur ruderte

Im ersten Halbfinale standen sich Luke Littler und Jonny Clayton gegenüber. Vor exakt einem Monat waren die beiden zuletzt aufeinander getroffen und zwar beim Winmau World Masters in der Marshall Arena in Milton Keynes. Luke Littler dürfte diese Begegnung allerdings nicht in allzu guter Erinnerung behalten haben, denn Jonny Clayton war es im Viertelfinale gelungen, ihn hier mit 4:2 in Sätzen aus dem Turnier zu verabschieden. Da wird sich Luke Littler vermutlich lieber der Players Championship 15, die Ende Juli 2024 (übrigens ebenfalls in Milton Keynes) ausgetragen wurde, entsinnen, wo das erste Aufeinandertreffen der beiden Akteure stattfand. Dort verwies Luke Littler den Kontrahenten nicht nur mit 6:1 in die walisischen Schranken, sondern holte sich anschließend bei jenem Floor Event auch noch den Gesamtsieg.

Ab Halbfinale brauchte man ein Leg mehr für den Sieg, d.h. ab jetzt galt der Best-of-21-Legs Modus. Luke Littler hatte das Ausbullen für sich entschieden, startete standesgemäß mit der 180 ins Match und ließ dieser die 174 folgen. Beim dritten Gang ans Oche radierte er weitere 127 Punkte aus und katapultierte sich so – binnen drei Aufnahmen – auf die 20 herunter. Das bedeutete, er hatte lediglich neun Pfeile benötigt, um sich diesen Restbetrag zu stellen, brauchte dann aber weitere neun Würfe, um auch die 20 quitt zu werden. Jonny Clayton war nicht in der Lage gewesen, aus dem Double-Trouble des Gegners Kapital zu schlagen, sodass Luke Littler mit 1:0 in Front schritt. Im zweiten Durchgang war der amtierende Weltmeister drauf und dran, die verbliebene 130 auszuchecken, brachte zwei Darts in der Triple-20 unter, doch abermals scheiterte der Versuch aufs Doppel, statt in der Double-5, landete der Wurf im Aus. Diesmal nutzte Jonny Clayton die Möglichkeit, die sich hier auftat, löschte 62 Restpunkte und rettete sein begonnenes Leg über die Ziellinie, 1:1. Den unwillkommenen Gast namens Double-Trouble hatte Luke Littler im dritten Durchgang erstmal höflich hinauskomplimentiert, jetzt war der junge Engländer mit dem 11-Darter zur Stelle: 139 – 180 – 140 – 42, 2:1. Im vierten Durchgang fand Jonny Clayton den geeigneten Pfad, um effektiv zu kontern: 180 – 125 – 100 – 78 – 18, es war der 13-Darter, der ihm den neuerlichen Ausgleich bescherte, 2:2. Luke Littler hatte im fünften Durchgang mit der 133 den passenden Set-up-Shot zur Verfügung, ließ dann jedoch abermals drei Checkout-Versuche liegen. Auf der anderen Seite stellte sich Jonny Clayton beim nächsten Gang ans Oche mit der 97 die Restforderung von 24 Punkten, ob er allerdings nochmal dran kommen würde, war fraglich. Die Antwort darauf lieferte ihm der Gegner kurze Zeit später. Dessen Pfeil war ohne Umschweife in der Double-10 gelandet, womit rechtzeitig zum ersten Zwischenstopp die 3:2-Führung für Luke Littler fixiert war. Jonny Clayton kam schwungvoll aus der Pause zurück und wartete unmittelbar mit dem 12-Darter (inklusive High Finish) auf: 140 – 140 – 95 – 126 (T19, T19, D6), 3:3. Im siebten Durchgang startete Luke Littler, zum wiederholten Male an diesem Abend, mit der 180 ins Leg. Ebenfalls alles andere als zum ersten Mal, hatte er zudem den optimalen Set-up-Shot (137) zur Hand, aber auch bei den Checkout-Versuchen hatte er unfreiwillig die Repeat-Taste gedrückt und schleuderte wieder drei Würfe am anvisierten Doppelfeld vorbei. Und diesmal wusste Jonny Clayton, das Missgeschick des Kontrahenten zu bestrafen. Beim vierten Gang ans Oche hatte er 135 Zähler vom Board gewischt, wobei 46 Restpunkte stehengeblieben waren. Den insgesamt 13. Pfeil manövrierte er in die einfache 14 und den 14. in die Double-16, damit hatte er seinem Gegner den Anwurf abgenommen und ging zum ersten Mal in diesem Halbfinale in Führung, 4:3.

Kurzzeitiger Wechsel an der Spitze und dann ging alles weiter wie gehabt

Doch Luke Littler revanchierte sich postwendend, im achten Durchgang schüttelte er den nächsten 12-Darter mitsamt exzellentem High Finish aus dem Ärmel: 180 – 140 – 57 – 124. Die 124 hatte er dabei mit Treffern in der Triple-20, in der einfachen 14 und im Bullseye eliminiert, 4:4. Nach der temporären Wachablöse an der Spitze, rückte Luke Littler im neunten Durchgang alles wieder gerade, hierfür hatte er den 13-Darter zur Hand: 140 – 55 – 98 – 180 – 28. Der Weltmeister übernahm erneut die Führung, 5:4, aber Jonny Clayton zeigte sich unbeeindruckt und antwortete im zehnten Durchgang seinerseits mit dem 13-Darter: 140 – 100 – 121 – 100 – 40, 5:5. 14 bedachte Treffer später hatte sich Luke Littler wieder in Front gebracht, 6:5, und als Jonny Clayton im zwölften Durchgang zwei Checkout-Versuche ausließ, waren dies genau zwei Fehler zu viel. So etwas kann man sich gegen Luke Littler einfach nicht leisten. Der hatte zu diesem Zeitpunkt noch die 82 vor der Brust, versenkte seinen 13. Pfeil in der Triple-14, den 14. in der einfachen 20 und den 15. in der Double-10, damit hatte Luke Littler das Break erzielt und seine Führung zum ersten Mal auf zwei Zähler Vorsprung ausgebaut, 7:5. Im 13. Durchgang förderte der Engländer einen weiteren 11-Darter zutage: 174 – 74 – 180 – 73, und erhöhte auf 8:5. Jonny Clayton hatte im 14. Durchgang die Möglichkeit, 113 Restzähler quitt zu werden, navigierte dabei den ersten Wurf in die Triple-20 und den nächsten bugsierte er sinnvollerweise in die einfache 13, was ihm 40 Punkte stehenließ. Aber der dritte Versuch landete nicht, wie gewünscht, in der Double-20, sondern nur im einfachen Segment. Gegenüber ließ jedoch Luke Littler zunächst ebenfalls ein Doppel aus, beim Stand von 96 verbliebenen Punkten, traf er die Triple-20 und die einfache 18, verpasste dann aber die Double-9. Jonny Clayton bekam also eine weitere Chance, doch diesmal segelten die Pfeile in die einfache Zehn und in die Fünf, da spielte dann auch der Bouncer keine Rolle mehr. Damit war diese Möglichkeit für den Waliser vertan und Luke Littler wieder dran. Diesmal hatte der Weltranglistenzweite keine Lust mehr auf die Double-9, er baute um, subtrahierte vom Restbetrag zunächst sechs Zähler und nagelte seinen nächsten Pfeil dann in die Double-6, 9:5. Auch Jonny Clayton war im 15. Durchgang ausgezeichnet unterwegs, nach vier Aufnahmen hatte er sich auf die 40 heruntergespielt, aber sein Gegenüber nutzte in diesem Leg den Vorteil des Anwurfs, mit 14 Treffern sicherte er sich das 10:5. Obgleich Luke Littler nurmehr ein Leg vom Finale entfernt war, ging es in diesem Halbfinale nochmal in eine letzte Pause. Der Break-Versuch im Leg zuvor war misslungen, doch im 16. Durchgang hielt Jonny Clayton zumindest mal wieder seinen Anwurf und schaffte damit noch einen Ehrentreffer, 6:10. Aber dann war Schluss mit lustig oder wie die Briten sagen: „The party is over“, zumindest war sie das für Jonny Clayton. Luke Littler setzte alles daran, das Match in Style zu beenden und irgendwie tat er das auch. Mit fünf perfekten Darts startete er ins 17. Leg, letztendlich wurde es der 10-Darter (180 – 140 – 141 – 40), mit dem er den 11:6-Erfolg besiegelte. 106,62 im Average, es war eine weitere Machtdemonstration des 18-Jährigen gewesen, gegen die auch Jonny Clayton (95,61 im Schnitt) in keiner Weise ankam. Luke Littler stand damit als erster Finalist fest.

Debütant versus Routinier – der eine stand in seinem ersten Major-Halbfinale, der andere bereits in seinem 25.

Im zweiten Halbfinale trafen James Wade und Josh Rock aufeinander. Josh Rock hatte sich am Nachmittag einigermaßen souverän gegen Nathan Aspinall behaupten können, während James Wade ein Wahnsinns-Duell mit dem Weltranglistenersten Luke Humphries für sich entscheiden konnte. Nach den bisherigen Vorstellungen der beiden Protagonisten hätte man hier ein ausgeglichenes Match erwarten können, doch Josh Rock belehrte uns bald eines Besseren – wenn auch nicht unbedingt in positiver Weise. Dabei hatte es eigentlich recht vielversprechend für ihn begonnen. James Wade hatte zwar das Ausbullen gewonnen, fand jedoch innerhalb seiner ersten fünf Aufnahmen nur dreimal den Weg in ein Triple-Feld, wobei zwei davon als Triple-1 verschrien sind, weil sie nicht mehr als drei Pünktchen einbringen. Und während James Wade in den – im wahrsten Sinne des Wortes – „einfachen Feldern“ umherirrte, nutzte Josh Rock die anfängliche Orientierungslosigkeit des Gegners, um ihm dessen begonnenes Leg abzunehmen und mit 1:0 in Front zu gehen. Die Führung behielt er jedoch nicht übermäßig lange, denn schon im zweiten Durchgang war James Wade mit dem 13-Darter zur Stelle: 100 – 86 – 105 – 180 – 30, und griff sich das sofortige Re-Break, 1:1. Im dritten Leg brauchte der Engländer schon wieder ein paar Aufnahmen mehr, da er aber außer etlichen Aussetzern auch seine zweite 180 in diesem Halbfinale zur Verfügung hatte, fiel es ihm nicht sonderlich schwer, das zuvor errungene Break hier zu bestätigen und auf 2:1 zu stellen. Wie in den vorausgegangenen beiden Legs, kam Josh Rock auch im vierten Durchgang nicht in Reichweite eines Doppelfeldes, James Wade nutzte die Zeit für weitere 15 wohlplatzierte Pfeile und tütete das nächste Break ein, 3:1. Dieselbe Wurfanzahl genügte dem erklärten Liebhaber von gepflegten Oldtimern, um jenes Break im fünften Leg abzusichern. Wieder hatte er ein Maximum zur Hand, kurz darauf fegte er 96 Restpunkte mit Treffern in der Triple-20 und in der Double-18 vom Board, da stand auch das 4:1 fest und es ging in die erste Pause. Nach dem Zwischenstopp wirkte Josh Rock zunächst so, als sei er nun möglicherweise auch endlich im Spiel angekommen, aber es sollte sich herausstellen, dass der Anschein trog. Im sechsten Durchgang war der Nordire drauf und dran, das 141er-Finish herauszunehmen, lenkte dafür seine Darts in die Triple-20 und in die Triple-19, aber ein weiterer Pfeil segelte an der Double-12 vorbei und landete im einfachen Segment. James Wade war es vorher nicht viel besser mit dem Versuch des 98er-Checkouts ergangen, er hatte hier zwar die Triple-20 getroffen, feuerte dann aber zwei Pfeile irgendwo ins Nirgendwo. Nachdem sein Gegner jedoch besagtes 141er-Finish ausgelassen hatte, bekam der Engländer nun eine weitere Chance. Diesmal verzichtete er auf den Versuch, die Double-19 anzuvisieren und teilte den Restbetrag von 38 Punkten auf. Zunächst subtrahierte er 18 Zähler, bevor er sich den verbliebenen 20 Punkten widmete, denen er sich mit dem insgesamt 15. Pfeil (in die Double-10) entledigte, 5:1. Kleines Déjà-vu: auch in dieses Leg war James Wade mit der 180 gestartet und auch das war wieder ein Break gewesen. Nachdem es Josh Rock im siebten Durchgang zum wiederholten Male nicht schaffte, das sofortige Re-Break einzuleiten, weil er einen weiteren Break-Versuch ins Aus schleuderte, gelang es dem 41-Jährigen aus Aldershot / Hampshire, der in seiner langen Karriere bislang die stattliche Anzahl von elf PDC-Major-Titeln holen konnte, das zuvor erzielte Break relativ unspektakulär abzusichern, 6:1. Das Checkout-Trauerspiel des Josh Rock fand in Leg Acht seine Fortsetzung, hier waren es zwei Versuche auf Double-16, die er jenseits der Punkte-Segmente ins Nichts hämmerte. Ohne nennenswerte Höhepunkte hatte sich James Wade derweil das nächste Break unter den Nagel gerissen, er musste eigentlich nurmehr auf die Möglichkeiten, die sein Gegner liegen ließ, warten und diese dann einsammeln, 7:1.

Kann „Rocky“ angesichts des Schwergewichts eines solchen Rückstandes nochmal zurückschlagen?

Doch im selben Augenblick, in dem man kaum mehr die Möglichkeit eines Leggewinns für Josh Rock in Betracht zog, tauchte der nochmal aus der Versenkung auf und zauberte urplötzlich den 11-Darter (mitsamt 100er-Finish) aus dem Hut: 140 – 180 – 81 – 100 (T20, D20), 2:7. Dies war sogar ein Break gewesen, doch das eigentliche Kuriosum ereignete sich im darauffolgenden Durchgang: in einem Leg, in dem so ziemlich alles dafür sprach, dass Josh Rock hier weiter verkürzen würde, schaffte es der junge Nordire nicht über die Ziellinie. Nicht nur, dass „Rocky“ hier den Vorteil des Anwurfs hatte, nein, er startete gar mit sechs perfekten Darts ins Leg und ließ den zwei Maxima eine wohlbedachte Aufnahme von 101 gelöschten Zählern folgen. Summa summarum ergab dies nach nur drei Gängen ans Oche bereits die unproblematische Restforderung von 40 Punkten. Aber dann genügten Josh Rock drei Versuche nicht, die höchst vertraute Summe quitt zu werden. Den tatsächlichen Coup landete gegenüber James Wade, der gerade in dieser Situation den 11-Darter zur Hand hatte: dreimal die 140, dazu die 81 – schon war das Leg Geschichte, 8:2. James Wade gehört eigentlich überhaupt nicht zu den Spielern, die für 11-Darter im Überfluss bekannt sind, dafür verfügt er aber über einen untrüglichen Instinkt im Hinblick auf das Spielgeschehen und über ausgezeichnetes Timing, das er, laut eigener Aussage, für weitaus relevanter erachtet, als irgendwelches Power-Scoring. Wenn allerdings ein 11-Darter vonnöten ist, dann hat er selbstverständlich auch den im Repertoire. Was es zu beweisen galt – und dies hat er heute auch tatsächlich mehrfach getan. Lediglich einen Wurf mehr brauchte der charismatische Engländer, (von dem vermutlich die meisten skurril anmutenden Zitate aus der Darts-Szene stammen), ein Leg später: 100 – 131 – 180 – 90, den 12-Darter zog er im elften Durchgang aus dem Köcher. Wobei er für die 90 zwei Pfeile in der einfachen 20 unterbrachte und den dritten ins Bullseye eintauchte, 9:2. Ein ähnliches Kunststück gelang James Wade im zwölften Durchgang: 91 – 100 – 180 – 130 (20, T20, 50), auch das war ein 12-Darter, diesmal obendrein mit dem High Finish garniert und auch hier versenkte er den letzten Treffer im Bullseye. Josh Rock mühte sich ab, im 13. Leg zumindest nochmal mit dem „Big Fish“ auf sich aufmerksam zu machen und somit wenigstens ein Ausrufezeichen gesetzt zu haben, aber sein dritter Pfeile kratzte widerspenstig nur den Außendraht des mittigen 50er-Segments, was ihm 25 Restpunkte zurückließ. Gegenüber lieferte James Wade beim vierten Gang ans Oche bereits sein achtes Maximum in diesem Match ab, hier blieben 21 Punkte stehen. Die Eins war schnell erledigt und mit dem insgesamt 15. Pfeil traf er auch die Double-10, damit war der 10:2-Erfolg für James Wade in trockenen Tüchern. Mit 99,53 im Schnitt war der Engländer knapp unter der 100er-Marke geblieben, (Josh Rock 95,52), ausschlaggebend war jedoch die ausgeprägte Diskrepanz bei der Checkout-Quote: James Wade 50%, d.h. er hatte jeden zweiten Versuch im Doppel untergebracht, während Josh Rock gerade mal 18,18% seiner Würfe aufs anvisierte Checkout-Feld in den Leggewinn umwandeln konnte.

Das Finale, das gleich im Anschluss starten sollte, lautete also: Luke Littler versus James Wade.

UK Open


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