UK Open 2025: Unterschiedlicher hätten die Achtelfinals auf der Hauptbühne kaum ausfallen können
Das erste Achtelfinale auf der Hauptbühne bestritten Dimitri Van den Bergh und Michael Smith. Dimitri Van Bergh hatte heute Nachmittag, im Duell mit Chris Dobey, den Decider für sich entschieden, während Michael Smith mit Siegen über Kevin Doets und Madars Razma in die Abendrunde eingezogen ist.
Michael Smith hatte das Ausbullen gewonnen und sicherte sich – auf extrem holprigen Pfaden herabstolpernd – den ersten Durchgang. Beide Protagonisten taten sich von Anfang an schwer, zähflüssiger konnte man von der 501 kaum herunter schleichen. Man traute seinen Augen kaum, aber es war tatsächlich der 27. Pfeil, den Michael Smith hier ins „Madhouse“ eintauchte, dann erst war das 1:0 für ihn verbucht. Geringfügig schneller waren die beiden Spieler im zweiten Leg zugange, hier nahm der „Bully Boy“ seinem Gegner den Anwurf ab, 2:0. Im dritten Durchgang förderte Michael Smith zumindest einen sehenswerten Set-up-Shot (139) zutage, die verbliebene 20 löschte er mit der nächsten Aufnahme, 3:0. Auch im vierten Leg brauchten die beiden Akteure ewig, bevor sie auch nur annähernd in den unteren Regionen angekommen waren, doch plötzlich war Michael Smith drauf und dran, das 126er-Finish zu eliminieren, allein der Versuch auf Doppel missglückte, was ihm sechs Punkte Rest hinterließ. Gegenüber schaffte es Dimitri Van den Bergh derweil, seinen insgesamt 24. Versuch in der Double-2 unterzubringen, damit war auch er auf der Leganzeigentafel eingetroffen, 1:3. Nicht in übermäßig schnellem Tempo, aber immerhin ein wenig flotter, brachte Michael Smith im drauffolgenden Durchgang sein begonnenes Leg nach Hause, 4:1. Auch Dimitri Van den Bergh konnte im sechsten Durchgang seinen Anwurf halten, 2:4, abermals präsentierte er hierbei keine Glanzleistung, aber immerhin brauchte er diesmal nur 20 Pfeile – man wird ja so bescheiden. Für den Leggewinn im siebten Durchgang benötigte Michael Smith dann de facto nicht mehr als 15 Würfe – man wagt es kaum zu sagen, aber bis zu diesem Zeitpunkt war dies das absolute Highlight der Partie, 5:2. Angespornt von diesem mittlerweile ungewöhnlichen Geschwindigkeitsrekord, reichten auch Dimitri Van den Bergh im achten Durchgang 16 Pfeile, um das 3:5 auszumachen. In dieser Auseinandersetzung war auch das ein Lichtblick am Horizont des Müßiggangs.
Dann schickte Michael Smith seinen eigenen Schatten nach Hause und übernahm selbst das Ruder
Dabei sollten die eigentlichen Höhepunkte erst folgen, Michael Smith war im achten Durchgang aus dem Nichts mit dem vorzüglichen 11-Darter zur Stelle: 125 – 125 – 171 – 80, 6:3. Lediglich einen Wurf mehr brauchte der 34-Jährige aus St Helens, um dem Kontrahenten im zehnten Leg erneut den Anwurf zu stehlen: 137 – 140 – 140 – 84, der 12-Darter gereichte ihm zum 7:3. Auch im elften Durchgang genügten Michael Smith 15 Würfe, Dimitri Van Bergh verweilte noch auf der 288, da zog der Engländer bereits seine Leggewinn-Darts aus dem Board, 8:3. Im zwölften Durchgang sah sich Dimitri Van den Bergh auf der Zielgeraden mit dem Restbetrag von 66 Punkten konfrontiert und versenkte seinen nächsten Pfeil im Bullseye. Doch anstatt anschließend einen weiteren Dart in die Double-8 zu nageln, bugsierte der Belgier diesen in die Double-16 – „No Score!“ Nie zuvor hatte ein Bullseye-Treffer weniger Früchte getragen, Dimitri Van den Bergh fand sich weiterhin auf der 66 wieder. Gegenüber hatte Michael Smith seine Würfe in der einfachen 19, im Bullseye und in der Triple-15 untergebracht, daraus resultierten 114 gelöschte Punkte, die ihm als optimaler Set-up-Shot dienten. Beim nächsten Gang ans Oche traf der „Bully Boy“ ohne Umschweife die Double-12, damit war auch das 9:3 fixiert. Und zum Abschluss gelang es Michael Smith, gar noch ein kleines Ausrufezeichen zu setzen. Dimitri Van den Bergh befand sich noch auf der 276, da packte Michael Smith das erste und einzige High Finish in dieser Begegnung aus. Für 110 Restpunkte manövrierte der Weltmeister von 2023 seinen 13. Dart in die Triple-20, den 14. in die einfache Zehn und den 15. in die Double-20, 10:3. Mit dem sukzessiven Anstieg der Leistungskurve im Verlaufe des Spiels, hatte es Michael Smith letztendlich immerhin noch auf 89,24 im Average geschafft. Das klingt auf den ersten Blick mager, aber im Vergleich zur ersten Hälfte der Partie war hier ein deutlicher Sprung nach oben erkennbar. Dimitri Van den Bergh war hingegen konstant auf dem niedrigen Niveau verharrt, – man muss fast schon zweimal hinschauen, um es wirklich zu glauben, aber der Antwerpener konnte auch am Ende der Begegnung nicht mehr als klägliche 70,9 Punkte im Schnitt aufweisen. Der Titelverteidiger ist somit ausgeschieden, während Michael Smith, trotz eher mangelhafter Performance, das Viertelfinalticket gezogen hat.
Wie schlägt sich Deutschlands Nummer Eins gegen die Nummer Eins aus Wales?
An Board 2 hatte Jonny Clayton, der zuvor auch die beiden Schotten Gary Anderson und Alan Soutar schon nach Hause geschickt hatte, derweil die Reise von Martin Schindler beendet. Dabei hatte es eigentlich recht ausgeglichen begonnen, in den ersten beiden Durchgängen hielt jeder seinen Anwurf, was dem Waliser auch im dritten Leg gelang, somit stand es hier 2:1 für ihn. Obgleich Jonny Clayton seinem Kontrahenten dann im vierten Durchgang den Anwurf abnahm und auf 3:1 erhöhte, gelang Martin Schindler im fünften Leg das umgehende Re-Break und er schloss wieder auf, 2:3. Trotzdem lief der 28-jährige Strausberger von Anbeginn einem Rückstand hinterher und plötzlich erhöhte sich dieser obendrein gravierend. Das bedeutete, dass Martin Schindler frühzeitig mit 2:6 hinten lag und irgendwie machte er heute auch nicht den Eindruck, als sei er für das große Comeback gewappnet. Trotzdem schaffte der Deutsche im neunten Durchgang den 14-Darter und mithilfe des ausgezeichneten High Finishs von 110 gelöschten Punkten (T20, 18, D16) riss er auch noch das zehnte Leg an sich. Doch nachdem Martin Schindler erfolgreich auf 4:6 verkürzt hatte und man (aus deutscher Sicht) wieder Hoffnung schöpfen durfte, gab Jonny Clayton kein einziges Leg mehr ab und fuhr einen überlegenen 10:4-Erfolg ein. Damit ist auch der letztverbliebene Deutsche ausgeschieden. Jonny Clayton, der heute Abend bei fünf seiner Leggewinne jeweils nicht mehr als 14 Würfe brauchte und zudem einen 11-Darter sowie einen 13-Darter plus ein High Finish abliefern konnte, stand hingegen als nächster Viertelfinalist fest.
Auf der Hauptbühne waren nun Luke Littler und Krzysztof Ratajski zum Einlauf bereit, die beiden hatten sich bislang dreimal gegenüber gestanden, aus allen drei Begegnungen war Luke Littler als Sieger hervorgegangen. Am Nachmittag hatte der amtierende Weltmeister kurzen Prozess mit Jermaine Wattimena gemacht, während Krzysztof Ratajski auf dem Weg ins Achtelfinale zunächst Joe Cullen abgefertigt (10:4), und heute Nachmittag Dave Chisnall (mit 10:8) niedergerungen hat.
Ähnlich wie gestern Peter Wright, schaffte es auch Krzysztof Ratajski, die Spannung im Match nochmal gehörig anzuheben
Luke Littler hatte das Ausbullen gewonnen, aber Krzysztof Ratajski konnte im ersten Durchgang mit dem High Finish, 104 (T18, 18, D16) aufwarten, welches er in insgesamt 15 Würfe integriert hatte, 1:0. Luke Littler zögerte im zweiten Leg nicht, sich seinen verlorenen Anwurf umgehend zurück zu holen, dazu schüttelte er, fast im Vorbeigehen, den 12-Darter aus dem Ärmel: 180 – 140 – 93 – 88, schon war alles wieder in der Reihe, 1:1. Im dritten Durchgang brauchte Luke Littler nicht mehr als 14 Pfeile, da war das eben erzielte Break bestätigt, 2:1. Ein paar wenige Würfe mehr waren in Leg Vier vonnöten, aber auch hier war das nächste Break lediglich Formsache, da auf der anderen Seite Krzysztof Ratajski sechs Versuche nicht genügt hatten, um 40 Restpunkte quitt zu werden. Zwei komplette Aufnahmen am Doppel vorbei, so etwas konnte man sich gegen Luke Littler nicht leisten, der bestrafte die Fahrlässigkeit des Gegner mit dem 3:1. Im fünften Durchgang war der Weltranglistenzweite dann mit dem 13-Darter zur Stelle: 137 – 85 – 180 – 59 – 40, 4:1. Krzysztof Ratajski hatte sich in der kurzen Werbepause offenbar ordentlich gestärkt, mit 15 Treffern meldete er sich im sechsten Leg zurück, 2:4. Einen Wurf weniger brauchte Luke Littler im siebten Durchgang, den 13. Pfeil bugsierte er dabei in die Triple-14 und den 14. in die Double-20, da war das 82er-Finish ausgemacht und das 5:2 stand fest. Auch das wusste der 18-Jährige aus Runcorn wieder mal selbst zu toppen: 134 – 140 – 135 – 92, mit dem 11-Darter schnappte er sich im achten Leg das nächste Break, 6:2. Krzysztof Ratajski hatte im neunten Durchgang die passende Antwort parat, auch er hatte den 11-Darter im Köcher: 101 – 140 – 180 – 80, damit verkürzte er wieder, 3:6. Lediglich 14 Würfe benötigte „The Polish Eagle“ im zehnten Leg, da hatte er einen weiteren Zähler vom Rückstand abgeknabbert, 4:6. Sukzessive arbeitete sich Krzysztof Ratajski nach vorne, im elften Durchgang war es der 13-Darter mitsamt optimaler Vorbereitung: 137 – 97 – 96 – 139 – 32, nun hatte der 48-Jährige aus Warschau den Anschluss gefunden, 5:6. Luke Littler wirkte zu diesem Zeitpunkt ein wenig ratlos, seit dem 6:2 war er nicht mehr in Sichtweite eines Doppelfeldes gekommen. Erst im zwölften Durchgang hatte der Weltmeister wieder einen geeigneten Set-up-Shot (127) zur Hand, wobei ihm das 167er-Finish natürlich weitaus lieber gewesen wäre, da bei dieser Aufnahme jedoch bereits der zweite Pfeil in der einfachen 19 gelandet war, machte er einfach aus der Not eine Tugend. Die verbliebene 40 konnte Luke Littler im Anschluss jedoch nicht vom Board fegen, drei Versuche hatten ihr Ziel verfehlt, so war der Weg wieder frei für den Gegner. Krzysztof Ratajski traf die Triple-20 und die Double-10, damit gehörten 80 Restpunkte der Vergangenheit an, der Pole hatte einen 2:6-Rückstand in den vorläufigen Ausgleich gemünzt, 6:6.
Der Moment, in dem Krzysztof Ratajski seinen Gegner ins Spiel zurückholte
Im 13. Durchgang war Krzysztof Ratajski auf dem besten Wege, das 126er-Finish herauszunehmen, doch nachdem er zwei Würfe erfolgreich in die Triple-19 gelenkt hatte, verpasste er die Double-6. Erst mit dem versäumten High Finish holte er seinen Gegner ins Spiel zurück. Luke Littler fand mit dem insgesamt 20. Pfeil doch noch den Weg in die Double-2 und rettete so sein begonnenes Leg über die Ziellinie. Damit hatte er die Führung wieder übernommen, 7:6. Im 14. Durchgang navigierte Krzysztof Ratajski seinen 13. Wurf in die Triple-19 und den 14. in die Double-10, daraus resultierte das 77er-Checkout und der erneute Ausgleich 7:7. Dieselbe Wurfanzahl genügte auch Luke Littler im 15. Leg, da war er wieder vorne dran, 8:7. Fünf Aufnahmen später hatte Krzysztof Ratajski neuerlich ausgeglichen, 8:8 – das Spiel war an Spannung kaum zu übertreffen. Doch dann war Luke Littler wieder vollständig im Tritt und setzte dem Wechselspiel ein Ende. Den 17. Durchgang holte er sich mit dem 13-Darter: 57 – 140 – 125 – 139 – 40, 9:8. Das 18. Leg wollte Luke Littler in Style abschließen, dafür hatte er sich den „Big Fish“ aufbereitet. Doch statt im Bullseye, landete der dritte Dart in der einfachen 15. Beim nächsten Gang ans Oche machte sich der junge Engländer daran, die Restforderung von 35 Zählern zu begleichen, aber nachdem er weitere 15 Punkte sinnvoll subtrahiert hatte, verirrten sich die nächsten beiden Pfeile in der einfachen Zehn und in der Fünf. Gegenüber vergab Krzysztof Ratajski derweil jedoch das „Shanghai Finish“, hier passte lediglich der Wurf auf Tops nicht, das ermöglichte Luke Littler eine weitere Aufnahme. Diesmal tauchten seine Darts in die einfache Eins und in die Double-2 ein, damit war der 10:8-Matcherfolg besiegelt. Beide mit fast identischem Drei-Dart-Average (knapp unter 98 im Schnitt), rein von der Checkout-Quote her, Krzysztof Ratajski (44,44%) sogar mit dem höheren Wert, weil sein Gegner einfach mehr Möglichkeiten hatte und es sich deswegen leisten konnte, auch mehr zu verwerfen, (Luke Littler 37,04%) – es hätte in beide Richtungen gehen können, letztendlich war es jedoch Luke Littler, der das Kommando nicht mehr aus der Hand gab und somit ins Viertelfinale einzog.
Am Abend nahm sich Luke Humphries den nächsten Ryan vor und auch der blieb chancenlos
Im Achtelfinale bekam es Luke Humphries abermals mit einem Ryan zu tun, diesmal lautete der Nachname Joyce, aber auch dieser Ryan konnte im Duell mit dem Weltranglistenersten heute nicht viel ausrichten. Ryan Joyce hatte seinerseits am Nachmittag Danny Lauby schier überrollt, während er in Runde Vier Andrew Gilding eine empfindliche 10:8-Niederlage beigebracht hatte, „empfindlich“ vor allem deshalb, weil Andrew Gilding als UK Open Champion 2023, im Hinblick auf die PDC Order of Merit, dieses Jahr das Preisgeld verteidigen müsste, um nicht erheblich abzusteigen. Doch dieser Zug ist abgefahren.
Derartige Sorgen plagten Ryan Joyce weniger, vielmehr musste er sich heute um sein Leg-Konto sorgen. Denn obgleich er das Ausbullen gewonnen hatte, konnte er einen Checkout-Dart im ersten Leg nicht nutzen, was dem Gegner die Möglichkeit eröffnete, umgehend zuzuschlagen. Luke Humphries versenkte seinen 15. Wurf auch prompt in der Double-20 und nahm seinem Kontrahenten sogleich den ersten Anwurf ab, 1:0. Den 12-Darter packte der Weltmeister von 2024 im zweiten Durchgang aus, hier hatte er auch noch das High Finish eingepflegt: 96 – 100 – 180 – 125 (25, T20, D20), 2:0. Lediglich zwei Würfe mehr brauchte Luke Humphries in Leg Drei, die verbliebene 76 hatte er dabei ohne Umschweife mit Triple-20 und Double-8 eliminiert, da stand es 3:0. Auch da hatte Ryan Joyce seine Chance gehabt, aber der Versuch auf die Double-5 landete im Aus. Im vierten Leg ließ Ryan Joyce ebenfalls eine Möglichkeit auf Doppel liegen, doch diesmal erlaubte ihm der Gegner zähneknirschend einen weiteren Gang ans Oche. Den nutzte der 39-Jährige aus Newcastle upon Tyne, indem er den Pfeil in die Double-16 hämmerte, damit konnte auch er seinen ersten Leggewinn verbuchen, 1:3. Dies war sogar ein Break gewesen, aber Luke Humphries revanchierte sich postwendend, im fünften Durchgang holte er sich das Leg zurück, 4:1. 14 Treffer später hatte er das 5:1 ausgemacht und nur einen Wurf mehr brauchte der Weltranglistenerste in Durchgang Sieben, um das 6:1 sicherzustellen. Das achte Leg tütete Luke Humphries mit 12 Würfen ein: 100 – 134 – 180 – 87, 7:1.
Absolut cool und ebenso gnadenlos
Vielleicht sollten die beiden Spieler überlegen, ob sie die Spitznamen tauschen. Denn die Art und Weise, wie Luke Humphries die Legs rigoros abräumte, war definitiv „relentless“, während Ryan Joyce auch in dieser Situation gefasst blieb und dabei eine coole Hand und einen kühlen Kopf behielt. Mit der glatten 100 stellte sich Luke Humphries im neunten Durchgang Tops, welches er mit dem 14. Pfeil traf, 8:1. Auch bei seinem Anwurf im zehnten Leg ließ der 30-jährige Engländer nichts anbrennen, 9:1. Im elften Durchgang schaffte es Ryan Joyce, sich nochmal eindrucksvoll aufzubäumen, – wenn schon Niedergang, dann wenigstens mit wehenden Fahnen, – hier gelang ihm bei der fünften Aufnahme ein exzellentes High Finish. Zwei Darts brachte er in der Triple-19 unter, einen in der Double-14, daraus resultierten 142 gelöschte Punkte. Das 2:9 war natürlich nichts weiter als Ergebniskosmetik, wenn auch in beeindruckender Manier. Luke Humphries brauchte im zwölften Leg nicht mehr als fünf Gänge ans Oche, um den Deckel aufs Match drauf zu machen, 10:2. Mit 101,59 im Schnitt hatte Luke Humphries den nächsten Average über der 100er-Marke abgeliefert, vor allem aber hatte er hinsichtlich der Checkout-Quote (62,5%) zum ganz großen Besteck gegriffen.
Hat der aufgeladene Akku von „Voltage“ so viel Energie, dass es bis zur Ziellinie reicht?
Abschließend betraten Rob Cross und Josh Rock die Hauptbühne im Butlin`s Minehead Resort, hier sollte ermittelt werden, wer das letzte Viertelfinalticket buchen würde. Abermals fand hier ein Duell zweier Kumpel statt, aber auch da galt: sobald man auf der Bühne ankam, war „Freundschaft“ ein Fremdwort. Auf dem Weg ins Achtelfinale hatte Josh Rock die beiden Engländer Justin Hood und Ross Smith hinter sich gelassen, während sich Rob Cross heute Nachmittag einen mitreißenden Kampf mit Danny Noppert geliefert hat, bevor er den Decider schlussendlich für sich entschied. Ein weitaus leichteres Los hatte „Voltage“ zuvor in der vierten Runde erwischt, hier hatte er Thomas Lovely relativ mühelos aus dem Turnier verabschiedet.
Obgleich Josh Rock das Ausbullen für sich entschieden hatte, war es Rob Cross gewesen, der fulminant ins Match startete und gleich mal die ersten vier Durchgänge abräumte. Für das zweite Leg benötigte er dabei nicht mehr als 14 Würfe, die gleiche Anzahl an Pfeilen genügte ihm im dritten Durchgang und im vierten Leg diente ihm der optimale Set-up-Shot (127) als ideale Basis, um darauf das 4:0 zu errichten. Im fünften Durchgang schaffte dann endlich auch Josh Rock den Sprung auf die Leganzeigentafel, 15 Pfeile musste er investieren, dann war das 1:4 verbucht. Auf beiden Seiten einigermaßen schwerfällig gestaltete sich Durchgang Sechs und als Rob Cross gleich vier Gelegenheiten ausließ, sein begonnenes Leg über die Ziellinie zu tragen, sah Josh Rock seine Chance als gekommen. Das 116er-Finish hatte er zuvor zwar versäumt, aber bei der nächsten Aufnahme entledigte er sich dem verbliebenen Rest von 20 Punkten und verkürzte auf 2:4. Einmal in Schwung gekommen, packte „Rocky“ im siebten Durchgang auch noch den 12-Darter aus: 180 – 100 – 140 – 81, schon hatte er den Anschluss gefunden, 3:4. Im achten Leg war Josh Rock dann drauf und dran, auch das 164er-Finish zu tilgen, allein der Versuch aufs Bullseye missglückte. Kein Problem, die restliche 25 wurde er auch noch los, und damit war der Ausgleich wieder hergestellt, 4:4.
Den Gleichstand hatte er schon mal geschafft, doch das war nur der Anfang
Josh Rock hatte zusehends in seinen Flow gefunden, mit sechs perfekten Darts startete er in den neunten Durchgang. Auch wenn es schlussendlich „nur“ der 14-Darter wurde, weitaus relevanter war für den Nordiren das 5:4, womit er – nach 1:4 Rückstand – zum ersten Mal in dieser Partie die Führung übernahm. Im zehnten Durchgang hatte Rob Cross seine unfreiwillige kreative Verschnaufpause beendet, möglicherweise auch den Schrecken von fünf Legverlusten in Folge überwunden, und wartete nun seinerseits mit 14 treffsicher platzierten Würfen auf, 5:5. Josh Rock antwortete im elften Leg mit dem 12-Darter: dreimal die 140 plus 81, zusammenaddiert und von der 501 subtrahiert, ergab dies die erneute Führung, 6:5. Und als Rob Cross im zwölften Leg zwei Checkout-Versuche liegenließ, war Josh Rock ebenfalls zur Stelle und bestrafte den Leichtsinn des Gegners mit dem Break zum 7:5. Einen weiteren formidablen 11-Darter hatte der 23-Jährige aus dem nordirischen Antrim im 13. Durchgang im Köcher: 140 – 180 – 165 – 16, damit baute er seinen Vorsprung auf 8:5 aus. Doch noch war Rob Cross nicht geschlagen und auch wenn sich bei ihm im 14. Leg, äußerst starke Aufnahmen mit äußerst starken Aussetzern abwechselten, ließ er sich hier den Anwurf nicht nehmen, 6:8. Andererseits konnte der Engländer im darauffolgenden Durchgang den Anwurf des Kontrahenten ebenso wenig gefährden, so zog Josh Rock auf 9:6 davon. Und als der PDC-Juniorenweltmeister von 2022 im 16. Leg auch noch den 12-Darter mitsamt zwei Maxima zur Hand hatte: 84 – 180 – 180 – 57, war der 10:6-Sieg unter Dach und Fach. Mit 99,92 im Average war Josh Rock nur äußerst knapp unter der 100er-Marke geblieben, Rob Cross mit 95,05 im Schnitt, beeindruckend war in jedem Fall, wie sich der junge Nordire nach dem frühen Rückstand wieder berappelt hat und mit enormer Willensstärke sowie Kampfgeist das Momentum entschlossen auf seine Seite zog. Josh Rock also im Viertelfinale, wo er morgen Nachmittag auf Nathan Aspinall treffen wird, der sich heute Abend in überzeugender Manier gegen William O'Connor durchsetzen konnte.
Damit standen alle Viertelfinalteilnehmer fest. Auch der zweite Spieltag in Minehead hatte es in sich gehabt, die größte Überraschung des Tages war mit Sicherheit das Ausscheiden von Michael van Gerwen, der von Robert Owen bezwungen wurde. Aus deutscher Sicht gab es eine weitere betrübliche Niederlage, der letztverbliebene Vertreter der schwarz-rot-goldenen Farben, Martin Schindler blieb im Duell gegen Jonny Clayton relativ blass und musste somit ebenfalls vorzeitig die Heimreise antreten. Trotzdem sollte es morgen ein aufregender Finaltag werden, die Auslosung hat auf jeden Fall einmal mehr vielversprechende Paarungen ergeben. In diesem Sinne: Gute Nacht and Always Look on the Bright Side of the Flight!
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