Anderson und van Gerwen werden nach Hause geschickt
Nur wenige Stunden nach dem Abschluss der ersten drei Runden ging es Minehead mit der vierten Runde der UK Open 2019 weiter. Von ursprünglichen 159 Akteuren waren nur noch 64 Spieler übrig, die besten 32 Profis der Welt feierten dabei ihren Turniereinstand. Mittendrin im Geschehen waren mit Max Hopp, Martin Schindler und Gabriel Clemens auch drei Deutsche, die allesamt machbare Lose erwischt haben. Schwerer hatte es da Mensur Suljovic, der im letzten Spiel auf der Hauptbühne gegen Peter Wright spielte. Die Partien wurden im Modus „best of 19 Legs“ absolviert, gespielt wurde parallel an acht Boards.
Die Partien auf der Hauptbühne: Suljovic schlägt Wright erneut
Den Anfang vor den TV-Kameras machten Joe Cullen und Gerwyn Price. Der zurzeit äußerst formstarke „Iceman“ war als Favorit anzusehen, genau so startete er auch und auch und löschte im zweiten Leg 110 Punkte aus. Im dritten Leg war Cullen dann erstmalig erfolgreich und verkürzte per 74er-Finish. Im Anschluss daran verteidigte Price wiederum sein Anwurfleg, das letzte Wort vor der Pause wurde aber vom „Rockstar“ gesprochen, der 114 Punkte ausmachte und zu diesem Zeitpunkt mit 2:3 hinten lag. Nach der Pause bot sich Cullen im achten Leg die Gelegenheit zum Break, er warf aber dreimal an der Doppel-6 vorbei und verpasste deshalb den 4:4-Ausgleich. Mit 5:3 in Führung liegend scheiterte dann Price knapp an eines 170er-Finish und ermöglichte es seinem Gegner wiederum heranzukommen. Das zehnte Leg ging allerdings wieder an den Waliser, der dadurch zur zweiten Unterbrechung mit 6:4 führte. Zurück auf der Bühne erhöhte Price das Tempo, schnappte sich zunächst die Legs elf und zwölf und brillierte danach auf noch mit einem 156er-Finish zum 9:4. Cullen antwortete mit einem 11-Darter inklusive 100er-Finish stark, und weil sein Gegner vier Matchdarts ungenutzt ließ holte sich der Engländer noch ein Leg. Dies nützte ihm aber gar nichts, weil Price kurz darauf Tops treffen konnte und so den Endstand von 2:1 besiegelte.
Der Weltranglistenerste war als nächstes an der Reihe. Michael van Gerwen wollte seine gestrige Premier-League-Niederlage schnell abschütteln und sich gegen Mervyn King keinen Ausrutscher leisten. Van Gerwen legte spektakulär los und zeigte gleich im Auftaktleg ein 170er-Finish. King gelang es umgehende Rebreak und per 13-Darter auch die Übernahme der Führung. „Mighty Mike“ glich aus, ging kurz darauf aber dennoch mit einem 2:3-Rückstand in die Unterbrechung. King konnte seine gute Leistung auch nach der Pause fortsetzen und checkte 125 Punkte zum Break, legte ein 69er-Finish nach und hatte sich ein Polster von drei Legs aufgebaut. Zudem erlaubte sich der dreifache Weltmeister im achten Leg sechs Patzer auf Doppelfelder und schenkte seinem Gegner ein weiteres Break. Auch im nächsten Leg patzte der Niederländer einmal. King war erneut zur Stelle, vergab im zehnten Durchgang aber eine Chance, um seine Führung noch weiter auszubauen. So rettete van Gerwen doch noch den eigenen Anwurf, lag zur Pause aber dennoch mit 3:7 hinten. Der Weltranglistenerste hatte also Arbeit vor sich – zurück auf der Bühne ging er diese auch an und spielte zwei starke Legs mit 11 und 13 Würfen. Doch King verteidigte anschließend den eigenen Anwurf und brauchte nur noch zwei Legs zur großen Überraschung. Als der Engländer ein knapp verpasstes 164er-Finish seines Gegners mit einem eigenen 141er-Finish bestrafte führte er mit 9:5 und die Partie schien entschieden. Mit einem 108er-Checkout hielt sich van Gerwen anschließend zwar noch im Wettbewerb, doch schon ein Leg später nutzte King seine Möglichkeit auf der Doppel-6 und feierte einen 10:6-Erfolg über den großen Favoriten.
Es folgte das Comeback von Gary Anderson. Der Schotte hatte seit dem WM-Halbfinale Ende Dezember aufgrund von Rückenproblemen pausieren müssen und war nun zur Freude der Fans wieder in Aktion. In Form von Steve Beaton hatte der Titelverteidiger heute aber eine hohe Hürde zu meistern. Andersons erste Aufnahme war eine 180 und mündete in einem 12-Darter. „The Bronzed Adonis“ verteidigte aber ebenfalls seinen ersten Anwurf und checkte danach 78 Punkte für das erste Break der Partie. Weil Anderson im vierten Leg knapp an einem 124er-Finish scheiterte konnte Beaton auf 3:1 erhöhen, der „Flying Scotsman“ griff sich das folgende fünfte Leg mit einem 13-Darter und ging folglich mit einem 2:3 in die Pause. Die beiden ersten Durchgänge nach der Unterbrechung wurden gerecht aufgeteilt, ehe Anderson im achten Leg 72 Zähler auf Null brachte und so Parität herstellte. Im Anschluss daran ging der Schotte gar in Front, doch Beaton konterte sofort und sorgte für den 5:5-Pausenstand.
Zurück vor den Kameras glänzte Beaton mit einem 130er-Highfinish auf dem Bullseye, dieses Break bestätigte er auf souveräne Art und Weise. Nachdem Anderson per 13-Darter wieder verkürzte legte der BDO-Weltmeister noch einen drauf und brauchte nach seinem 11-Darter nur noch zwei Legs zum Weiterkommen. Doch Anderson kämpfte weiter, holte sich den eigenen Anwurf und brauchte wenig später selbst nur elf Würfe, um auf 8:8 auszugleichen – die Schlussphase versprach eine Menge Spannung. Beaton legte ein Break vor und sorgte so schließlich für die Vorentscheidung. Mit einem 100er-Finish machte er schon kurz darauf alles klar und besiegte Titelverteidiger Gary Anderson bei dessen Comeback mit 10:8.
Jetzt fehlte noch das Aufeinandertreffen von Mensur Suljovic und Peter Wright. Gestern hatte sich der Österreicher in der Premier League durchsetzen können, sodass „Snakebite“ heute auf die Revanche pochte. Wright holte sich auch das Auftaktleg, ließ im Anschluss daran jedoch drei Breakdarts liegen. Stattdessen war es Mensur, der im dritten Durchgang für das erste Break der Partie sorgte. Weil die beiden darauffolgenden Legs wiederum vom jeweils anwerfenden Profi gewonnen wurden ging „The Gentle“ mit einem 3:2 im Rücken in die Kabine. Nach der Unterbrechung gelang Wright per Break der Ausgleich, doch Mensur ließ das nicht lange auf sich sitzen und konterte umgehend per 11-Darter. Wright war aber ebenfalls gut unterwegs und machte 121 Punkte aus, um wiederum Parität herzustellen. Analog zu den vorherigen Durchgängen wurde auch das neunte als Break gewonnen, als Suljovic ein 78er-Checkout gelang. Zudem brillierte der Wiener ein Leg später mit dem 170er-Finish, welches ihm eine 6:4-Pausenführung bescherte. Nach der Unterbrechung war Wright ebenfalls auf dem Bullseye zur Stelle, doch Mensur war weiterhin sehr sicher auf die Doppelfelder, ließ auch im 12. Leg nichts anbrennen und stellte den vorherigen Abstand wieder her. Nach dem „Breakfestival“ in der Mittelphase der Partie hatten sich beide mittlerweile stabilisiert und zeigten sich bei eigenen Anwürfen sicher. So kam es, dass Suljovic wenige Minuten später mit 9:7 führte und nur noch ein Leg von der Ziellinie entfernt war. Wright konnte es mit einem 11-Darter nochmal spannend machen, vergab dann aber eine Möglichkeit, um für den Decider zu sorgen. Stattdessen verwandelte Suljovic seinen dritten Matchdart in der Doppel-14 und freute sich über den Einzug in die fünfte Runde.
Die Partien mit deutscher Beteiligung: drei ungefährdete Siege
Als erster noch verbliebener Deutscher startete Martin Schindler in die vierten Runde. An Board Nummern vier ging es für ihn gegen Adam Hunt. Nachdem nach vier gespielten Legs noch Parität vorhanden war gelang es Schindler, seinem Gegner ein Stück weit davonzulaufen. Dabei gewann er drei Legs in Serie, profitierte immer wieder von der Doppelschwäche seines Gegners und führte mit 5:2. Nachdem die beiden darauffolgenden Legs fair verteilt wurden produzierte Hunt eine kleine Aufholjagd und lag nach elf gespielten Legs nur noch mit 5:6 in Rückstand, vergab dann aber sechs Möglichkeiten für den Ausgleich. Schindler bedankte sich und traf die Doppel-10, um wieder Land zwischen sich und seinen Gegner zu bringen. Weil die nächsten vier Legs ausnahmslos vom jeweiligen Anwerfer gewonnen wurden war „The Wall“ mittlerweile an dem Punkt angelangt, an dem ihm nur noch ein Leg zum Weiterkommen fehlte. Das konnte Martin Schindler dann auch perfekt machen, er checkte auf der Doppel-16 und war mit 10:7 siegreich.
Ebenfalls am vierten Board war Gabriel Clemens im Einsatz. Der Saarländer hatte sich am Nachmittag gegen Zoran Lerchbacher durchsetzen können und traf nun auf Benito van de Pas. Der „German Giant“ erlebte einen Start nach Maß in die Partie und ging schnell mit 3:0 in Front. Zwar konnte der Niederländer danach auch sein erstes Erfolgserlebnis einfahren, doch für Clemens war dies nur der Ansporn, noch einen Lauf zu starten. Mit zwei 14- und einem 13-Darter holte er sich drei Legs nacheinander und war bis auf 6:1 enteilt. Van de Pas gewann anschließend sein zweites Leg, doch wie zuvor ließ sich Clemens davon überhaupt nicht stören. Zum wiederholten Male holte er sich nämlich drei weitere Legs in Serie und war folglich nur noch 501 Punkte vom Sieg entfernt. Der über den gesamten Matchverlauf chancenlose van de Pas konnte zwar noch ein Leg auf seine Seite ziehen, doch im 13. Durchgang machte Gabriel Clemens alles klar, es siegte mit 10:3 und bleibt den UK Open erhalten.
Auch die deutsche Nummer eins Max Hopp war selbstverständlich in der vierten Runde der UK Open vertreten. Der „Maximiser“ absolvierte sein Auftaktmatch dabei gegen Geert Nentjes. Nachdem Hopp das Auftaktleg noch an seinen niederländischen Gegner abtreten musste drückte er aufs Gaspedal und holte sich drei Legs nacheinander, wobei er auch mit einem 13- und einem 11-Darter glänzte. Nentjes verkürzte anschließend, konnte sich darüber aber nur kurze Zeit freuen. Denn Hopp zeigte zwei weitere starke Legs mit 12 und 15 Würfen und lag deshalb doch deutlich mit 5:2 vorne. Nentjes checkte im Anschluss daran 82 Restpunkte aus und holte ein drittes Leg auf seine Seite, doch es sollte tatsächlich sein letztes bleiben. Denn der Deutsche ließ sich nun nicht mehr aufhalten, entschied fünf Legs in Folge für sich und beendete die Partie mit einem 11-Darter. Nach dem 10:3-Erfolg von Max Hopp – der am Ende einen Average von 102,6 Punkten aufweisen konnte – stehen alle drei verbliebenen Deutschen in der fünften Runde.
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