Eiskaltes Finish vom „Iceman“
Der letzte Tag der UK Open 2017 stand an und bot am Nachmittag vier interessante Viertelfinals. Favorit Peter Wright traf dabei auf den einzig verbliebenen Spieler, der das Turnier schon mal gewann: Raymond van Barneveld. Simon Whitlock, der zwei UK Open Qualifiers gewann, wollte gegen Daryl Gurney das Weiterkommen sichern. Außerdem musste Kim Huybrechts gegen Alan Norris ran und Ian „Diamond Dab“ White bekam es mit Gerwyn Price zu tun.
White beschmutzt seine weiße Weste
Im ersten Duell trafen zwei alte Bekannte aufeinander. Im Jahr 2010 standen sich Kim Huybrechts und Alan Norris bereits in einem Finale gegenüber, damals beim WDF Turnier French Open. Alan konnte sich damals mit 5:3 durchsetzen und hatte für dieses Viertelfinale auch einen Sieg eingeplant. Und zunächst lief es auch sehr gut, denn er konnte sich schnell auf 2:0 absetzen. Kim aber fand nach kurzer Anlaufzeit auch ins Spiel und kam zum Ausgleich, ehe Alan mit einem 160’er Finish das erste große Highlight der Partie auspackte. Es war eine sehr ausgeglichene Partie auf einem guten Niveau. Keiner wollte dem Gegner etwas schenken, aber Alan wirkte in der Mitte des Matches eigentlich wie der leicht bessere Spieler. Kim hatte häufiger Glück, dass Alan wie zum Beispiel im zehnten Leg viele Chancen auf die Doppel liegen ließ. Mit dem Break zum 7:5 schien „Chuck“ dann aber auf die Siegerstraße einzulenken, doch Huybrechts brauchte wohl genau diesen Moment um nochmal eine Schlussoffensive zu starten. Er checkte 130 zum direkten Rebreak und ließ sich auch von einem erneuten Break von Alan nicht raus bringen. Er startete drei der folgenden vier Legs perfekt, spielte ein Mal vier und ein Mal fünf perfekte Darts und holte so vier Legs in Folge, die ihn mit 9:8 in Führung brachten. Dann aber vergab er ein 140’er Finish zum Match auf die Doppel-16, sodass Norris ein Entscheidungsleg erzwang. Obwohl dieser dort mit sechs perfekten Darts aufwarten konnte, hatte Kim eine weitere Chance zum Matchgewinn, doch er verpasste das Bullseye. So nutzte Alan seine erste Gelegenheit auf Tops und sicherte sich mit dem 10:9 seinen Halbfinaleinzug.
Es folgte das Duell zwischen Ian White und Gerwyn Price. In der Gesamtstatistik ließ sich herauslesen, dass Ian White, passend zu seinem Namen, noch eine weiße Weste gegen seinen Kontrahenten hatte, alle fünf Matches gegen ihn gewann. Zuletzt bei einem der UK Open Qualifiers in diesem Jahr, als er mit 6:5 gewann. Diese Statistik wollte er ausbauen, sah sich aber einem gut aufgelegten Gerwyn entgegengesetzt. Dieser holte auch das erste Break der Partie, als er mit 3:2 in Führung ging und diesen Vorsprung über eine geraume Zeit verteidigte. Es war ein Spiel in dem beide auf einem sehr ähnlichen Niveau spielten und auch auf die Doppel ähnlich stark waren. Entsprechend wenige Breakchancen gab es. Nach dem 105’er Finish von Price zum 7:5 drehte White dann aber doch nochmal auf und checkte seinerseits 121 Punkte. Danach holte er das wichtige Break und hatte die besseren Argumente plötzlich auf seiner Seite. Dennoch blieb es ein Duell auf Augenhöhe, das wie schon das Match zuvor über die volle Distanz gehen sollte. Das Entscheidungsleg beim Stand von 9:9 durfte Ian eröffnen und erneut waren beide auf einem Niveau. Dann aber warf Ian eine wichtige 180 um sich 20 Punkte Rest zu stellen. Gerwyn konnte nicht mitziehen, warf lediglich 43 Punkte für 160 Rest. Dann aber der plötzliche Fehler von „Diamond Dab“, der statt der Doppel-10 die Doppel-15 traf und sich überwarf. Damit hatte der „Iceman“ plötzlich doch nochmal die Chance. Mit einem unglaublichen 160’er Finish brachte er die Zuschauer und sich dann tatsächlich in Ekstase und beendete damit das Match zum 10:9. Damit zog er erstmals in ein Halbfinale eines Major Turnieres ein und konnte seinen ersten Sieg gegen White feiern.
Wright schlägt van Barneveld in einem Thriller
Simon Whitlock gewann zwei der sechs UK Open Qualifier Events und war daher am Vortag ein wenig überrascht, dass er nicht als Mitfavorit auf den Titel galt. Gegen Daryl Gurney, gegen den er gerade acht Tage zuvor beim Players Championship Turnier in Barnsley gewann, wollte er sich diesen Status erarbeiten und begann auch sehr gut. Die ersten beiden Leg gehörten, trotz ein paar Problemchen, dem Australier. Gurney wurde dann etwas besser, kam zurück und drehte die Partie noch vor der ersten Unterbrechung zu seinen Gunsten. Doch Whitlock kam wiedererstarkt aus der Pause. Nach dem Ausgleich und einem ganz starken 161’er Finish zum Break konnte er sich mit fantastischen Darts bis auf 7:4 absetzen. Damit schien die Partie eigentlich fast schon durch, doch Gurney holte das wohl wichtigste Leg der Partie. Er holte ein direktes Rebreak zum 5:7 aus seiner Sicht und legte danach eine echte Serie hin. Whitlock traf plötzlich nur noch wenige Triple und so holte sich „Super Chin“ gleich fünf Legs hintereinander, stellte das Ergebnis auf 9:7. Nur noch ein Leg vom Sieg entfernt vergab der Nordire dann aber ein 170’er Finish, was den „Wizard“ nochmal auf den Plan rief und ihn aufweckte. Simon glich doch nochmal aus und erzwang damit das dritte Entscheidungsleg im dritten Viertelfinale. Dort war es dann aber Daryl Gurney, der einen starken 12-Darter bei eigenem Aufschlag spielte und so seinem Kontrahenten keine Chance ließ. Mit diesem 10:9-Erfolg zog auch Gurney ins Halbfinale ein.
Das letzte Viertelfinale war die Begegnung zwischen Peter Wright und Raymond van Barneveld. Viele waren sich sicher, dass der Gewinner dieser Partie auch das Turnier gewinnen würde. Die Statistik zwischen den beiden Spielern war sehr ausgeglichen, passenderweise trennten sie sich vor zehn Tagen in der Premier League 6:6-Unentschieden. Beide erwischten einen Blitzstart. Sie standen nach drei Legs bei 115 Punkten im Schnitt und waren vor allem in ihren Legs sicher. Barney gelang dann aber, auch dank vier perfekter Darts, das erste Break mit einem 85’er Finish. Die Antwort waren vier perfekte Darts von Peter und ein 11-Darter zum erneuten Ausgleich. In dieser Phase war es vor allem „Snakebite“, der seine brillante Form aus den vergangenen Wochen bestätigte. Sieben 180’er in sieben Legs brachten den Schotten wieder in Front und nur weil er eine Chance liegen ließ, konnte van Barneveld das Break verhindern. Zwei Legs später konnte er sich aber nicht wehren, als er sich 26 Punkte Rest stellte, aber ein 156’er Finish zum 6:4 von Peter Wright mit ansehen musste. Die Unterbrechung nach den zehn Legs kam Barney gerade recht. Er startete danach mit sechs perfekten Darts. Wright vergab dann ein 161’er Finish, wonach Raymond durch einen 10-Darter das Rebreak gelang, ehe er sogar wieder ausglich. Wright begann daraufhin erste Fehler auf die Doppel zu machen, was Raymond natürlich ausnutzen wollte und mit dem Break zur 8:7-Führung auch tat. Noch immer war das Niveau immens hoch, sie standen bei rund 112 Punkten im Schnitt. Wright vergab daraufhin zwar ein 115’er Finish, doch er kam durch etwas Glück doch wieder zum Rebreak und glich auf 8:8 aus. Die drei zuvor vergebenen Möglichkeiten zu erhöhen sorgten für einen Knick im Spiel von Raymond, wodurch sich Wright relativ souverän auf 9:8 stellen konnte. Weil Raymond daraufhin auch noch ein 167’er Finish vergab, konnte sich Wright mit einem 12-Darter und dem 10:8 ins Halbfinale spielen. Dabei spielte er am Ende 110,88 Punkte im Schnitt.
Tobias Gürtler
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