Paul Lim über Darts in Asien und seine Karriere


Wie stehst du zu den Bemühungen der PDC, den asiatischen Markt zu erschließen? Zahlen sich die Investitionen deiner Ansicht nach aus?

Die PDC hat ein paar Jahre und Anläufe gebraucht, um in Asien Fuß zu fassen. Doch mit den diesjährigen „Shanghai Masters“ hat die Entwicklung hinsichtlich der Beachtung, die der Dartsport in ganz Asien erhält und der Anzahl asiatischer Spieler, die es zur PDC drängt, einen gewaltigen Sprung nach vorne gemacht. Offensichtlich haben die regelmäßige Berichterstattung auf Fox Sports und die Live-Streams auf YouTube entscheidend zu diesem Erfolg beigetragen. Daher bin ich fest davon überzeugt, dass sich die Investitionen auszahlen und die Zeit für den nächsten Schritt gekommen ist.

Was kannst du uns über die derzeit größten Talente Asiens berichten? Welche Spieler kommen (in Zukunft) für eine PDC Tour Card in Frage?

Es gibt eine ganze Reihe von Talenten in Asien. Doch leider haben diese Talente bisher noch zu selten die Chance, an großen Turnieren teilzunehmen, also auf der großen Bühne vor Fernsehkameras und vielen Zuschauern zu spielen. Wir alle wissen, wie wichtig die Erfahrungen sind, die man auf dieser Bühne sammeln kann. Ich könnte wirklich einige aufzählen, die das nötige Talent dafür mitbringen: Haruki Muramatsu, Royden Lam, Scott Mackenzie, FB Leung, Joe Ng, Harith Lim, Lourence Illagan, ich selbst und viele andere. Nur wenige haben den Versuch unternommen, eine Tour Card zu ergattern, da die meisten von uns einem Beruf nachgehen, um die Familie zu ernähren. Royden Lam ist der einzige, der es geschafft, sogar zweimal, doch aus privaten Gründen kann er nicht zu jedem Turnier der Pro Tour anreisen. Ich hoffe, dass künftig mehr Spieler aus Asien um eine Tour Card kämpfen werden und bin davon überzeugt, dass dies nicht mehr lange dauern wird.

Anfang Juni hast du ein fantastisches Wochenende in Deutschland erlebt. Wie sieht dein Rückblick auf den diesjährigen World Cup of Darts aus?

Ja, das World Cup Darts-Wochenende in Frankfurt steht in etwa auf einer Stufe mit meinen Erinnerungen an den ersten im Fernsehen gezeigten Neundarter bei der Lakeside-WM 1990. Obwohl Singapur es nur bis ins Viertelfinale geschafft hat, wo wir gegen Belgien verloren, war es ein großartiges Turnier, bei dem wir das Gefühl hatten, gut abschneiden zu können. Der Sieg gegen Schottland ist wie ein wahrgewordener Traum, doch wir wussten, dass wir in der ersten Runde auf der kurzen Distanz im Doppel eine Chance haben würden. Ich würde mir wünschen, dass beim World Cup alle Spiele als Doppel ausgetragen werden und es nicht noch mehr Einzel gibt, denn meiner Meinung nach bedeutet Doppel - und so ist es in den meisten Sportarten – dass man gemeinsam als Team auftritt.

Wie wurde der sensationelle Sieg gegen Schottland in Singapur aufgenommen? Haben die Magazine und Zeitungen darüber berichtet oder ist Darts in Singapur noch nicht so groß?

„Singapur schlägt Schottland“… Diese Nachricht verbreitete sich schnell und plötzlich war da dieses große Interesse am Thema Darts. Nahezu alle Medien haben uns um ein Interview gebeten. Das war der Wahnsinn! Auf Facebook füllten sich die Seiten mit Gratulationen und es entstand ein richtiger Hype. Es wurde sehr viel über Darts und unseren Erfolg berichtet. Ein tolles Gefühl!

War das Match gegen Kim Huybrechts (der einen 122er-Average spielte), bei dem dir selbst 100,40 Punkte im Durchschnitt gelangen, das beste Spiel, an dem du jemals beteiligt warst, oder gab es in qualitativer Hinsicht sogar noch bessere Matches?

Über die kurze Distanz, also „best of 5 legs“, war ich schon besser. Ich weiß, dass ich einen hohen Average spielen kann und habe dies in der Vergangenheit auch oft genug bewiesen. Doch wenn man nur ein- bis zweimal im Jahr auf der großen Bühne steht, ist es sehr schwer, auf den Punkt in Form zu kommen. Ich glaube, für mich geht es nur darum, häufiger dabei zu sein und alles andere ist nebensächlich. Ich weiß, dass ich das nötige Potential habe.

Eines der absoluten Highlights deiner Karriere war sicherlich der eben schon angesprochene Neundarter bei der BDO-WM in Lakeside. Überrascht es dich, dass du nach wie vor der einzige Spieler bist, dem ein perfektes Leg in Lakeside gelang?

Aus Spaß habe ich immer gesagt, dass es mir bei der „Embassy“-Weltmeisterschaft keiner mehr nachmachen wird, denn es gibt ja keine „Embassy“ mehr. Und was Lakeside angeht, bin ich wirklich überrascht, dass mein Rekord nach wie vor Gültigkeit besitzt. Ich glaube aber, dass dies nur eine Frage der Zeit ist, denn die Qualität des Spiels ist weltweit enorm gestiegen. Wir werden sehen! Doch ich hoffe natürlich, dass mein Rekord ewig bestehen bleibt (lacht).

Im Laufe eines Jahres sieht man dich nur selten bei Turnieren der PDC (World Cup, World Series, Weltmeisterschaft). Denkst du, dass du auf der PDC Tour (also European Tour und Pro Tour) noch mithalten könntest? Und ist es dein Ziel, eine PDC Tour Card zu ergattern?

Ich hätte sehr gerne eine Tour Card, doch mein Job gibt mir dafür nicht genug Freiraum. Seit 1998 bin ich durch meine Arbeit für ein Softtip-Unternehmen sehr im E-Darts-Bereich engagiert. Aktuell geht es darum, unsere Marktposition auszubauen und E-Darts in alle Teile der Welt zu bringen. Ich weiß noch, wie wir mit dem Unternehmen „Medalist“ das Spiel und unser Produkt auf dem japanischen Markt eingeführt haben, mit einer riesigen Werbekampagne und dem kontinuierlichen Ausbau von Marktanteilen. Schau dir Japan heute an! Ein großes E-Darts-Land, so wie ganz Asien. Aktuell, und zwar schon seit acht Jahren, arbeite ich als Berater für DARTSLIVE, ein Unternehmen der „Sega Sammy“-Gruppe aus Japan. Da ich in Asien gefordert bin, ist eine Teilnahme an der PDC Pro Tour nicht möglich. Irgendwann vielleicht… und besser heute als morgen, denn die Zeit wird knapp, ich bin nämlich nicht mehr der Jüngste (lacht).

Wie lange wirst du schätzungsweise noch als Darts-Profi unterwegs sein (E-Darts und Steeldarts)? Hast du dir eine Altersgrenze gesetzt oder spielst du einfach so lange, wie du dazu in der Lage bist?

Ich wurde schon sehr oft gefragt, wann ich aufhöre. Doch darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich spüre jedoch, dass mir meine Leidenschaft für Darts und mein Siegeswille noch nicht abhanden gekommen sind. Ich liebe es, den Jüngeren etwas beizubringen, eigentlich jedem, der das Spiel erlernen möchte, denn ich bin der Meinung, dass Darts ein großartiges Spiel ist. Ich mag den Wettkampf und weiß, dass ich nach wie vor gut bin und immer noch besser werden will. Wenn es nach mir geht, werde ich solange spielen, bis ich nicht mehr kann. Ganz einfach, weil ich dieses Spiel so sehr liebe! Es hat mir so viel gegeben und ich möchte einiges davon zurückgeben, indem ich meine Erfahrungen teile und als Darts-Coach fungiere.

Text: Pieter Verbeek
Übersetzung: Martin Rönnberg

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