Premier League 2025: Wenn kein Seismograph der Welt das Beben messen kann, das Luke Littler im Darts-Universum ausgelöst hat
Mit dem Erfolg gegen den FC Liverpool konnte die Fußballmannschaft von Newcastle United im Finale des englischen Ligapokals Mitte März, eine Durststrecke von 70 Jahren beenden, es war der erste nationale Titel seit 1955. In 2018 wurde in Göttingen letztmals die European Darts Trophy ausgetragen, seither hatte die European Tour keinen Stopp mehr in der legendären Lokhalle eingelegt. Dieses Jahr stand die European Darts Trophy, erstmals seit sieben Jahren, wieder auf dem Programm, hier hat ein Spieler aus Newcastle – ebenso abgeklärt wie überraschend – den Finaleinzug erreicht. Und heute machte hier auch noch die Premier League Station, man kann sagen: Newcastle upon Tyne hat dieser Tage allen Grund zum Feiern.
Die European Tour ist nach Göttingen zurückgekehrt
Bei der letzten Ausgabe der European Darts Trophy in 2018 hatte sich Michael van Gerwen (8:3 im Finale gegen James Wade) durchgesetzt und auch in 2025 konnte ein aktueller Premier League Starter letztendlich Titel, Pokal und Siegerscheck entgegennehmen. Die Lokhalle genießt, als preisgekrönte Eventlocation, seit langem Kultstatus, weil sie durch ihr außerordentlich beeindruckendes Ambiente besticht, legt allerdings, schon allein durch die ungewöhnliche Raumaufteilung der ehemaligen Lokrichthalle, in Sachen Geräuschkulisse und akustische Verstärkung einzelner Brennpunkte nochmal eine gehörige Ladung obendrauf. Auch Darts Deutschland war ordentlich vertreten, insgesamt nahmen acht einheimische Profis an der Wiederauflage des European Tour Events teil. Schon am Nachmittag des ersten Spieltags gingen drei Deutsche an den Start, doch alle drei mussten sich bereits nach der ersten Runde wieder aus dem Turnier verabschieden. Paul Krohne wehrte sich tapfer, konnte sich dabei auch auf die umfängliche Unterstützung des Publikums verlassen und erzwang nach einem 2:5-Rückstand gegen einen großartig agierenden Wessel Nijman noch den Decider. Im entscheidenden elften Leg, dass der Niederländer begann, vermochte dieser es jedoch, den Buhrufen und Pfeifkonzertquerelen aus der Menge zu trotzen, er packte den 13-Darter aus und den insgesamt vierten Matchdart brachte er in der Double-16 unter. Während Paul Krohne jeden zweiten Versuch auf Doppel in den Leggewinn umgemünzt hatte, wies der 6:5-Sieger Wessel Nijman – ungeachtet dessen, dass er bei jedem Anvisieren lautstark gestört wurde – eine Checkout-Quote von sage und schreibe 60% auf. Michael Unterbuchner begann sein Match vielversprechend, hatte gleich zu Beginn die 180 zur Verfügung und mit insgesamt 15 Treffern brachte er sein begonnenes Leg auch nach Hause. Doch ab Durchgang Zwei übernahm Ross Smith die Kontrolle und gab das Steuerrad bis zum (aus Michael Unterbuchners Sicht) bitteren 6:1 für den Engländer, nicht mehr aus der Hand. Ähnlich wie zuvor Wessel Nijman hatte auch Ross Smith eine überragende Checkout-Quote (66,67%) erzielt, obendrein konnte er mit einem Drei-Dart-Average von 106,44 Punkten glänzen. Michael Unterbuchner knapp 15 Zähler weniger, er schaffte es lediglich auf 91,66 im Schnitt und 33,33% beim Checkout. Ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten sich Dominik Grüllich und Luke Woodhouse, bis zum 4:4 hätte das Siegerpendel in beide Richtungen ausschlagen können. Doch dann schaltete der Engländer nochmal einen Gang nach oben, präsentierte das „Shanghai Finish“ und anschließend 14 wohlplatzierte Würfe, damit hatte er den 6:4-Erfolg über Dominik Grüllich unter Dach und Fach gebracht.
Niko Springer, der nächste deutsche Hoffnungsträger mit enorm viel Potential im Köcher
Es war einmal mehr Niko Springer, der gleich zu Beginn der Abendsession die Niederlagenserie der lokalen Vertreter beendete. Dabei hatte er mit dem zweifachen Major-Sieger Daryl Gurney eine ziemliche Hausnummer gegenüberstehen. Der Nordire konnte das Ausbullen für sich entscheiden, aber Niko Springer schnappte sich gleich im ersten Durchgang dessen Anwurf und spielte es von vorne weg. Obgleich Daryl Gurney das prompte Re-Break gelang, gab Niko Springer die Führung bis zum 3:3 nicht mehr aus der Hand, denn hier hatte sich ein florierendes Break-Festival entwickelt. Erst im siebten Durchgang schaffte es Daryl Gurney, als erstem Spieler an diesem Abend, das begonnene Leg auch zu halten, für den Moment übernahm er die Führung zum 4:3. Aber Niko Springer legte einfach eine Schippe drauf und räumte die nächsten drei Durchgänge ab, wobei er im zehnten Leg (rechtzeitig für den 6:4-Sieg), gar mit dem 12-Darter, inklusive High Finish, aufwarten konnte, die 103 eliminierten Punkte waren das einzige Ton-plus Checkout in dieser Partie gewesen. Im nächsten Duell gab es bereits im Vorfeld eine gute und eine schlechte Nachricht für die heimischen Fans. Hier war von vorneherein klar, dass ein deutscher Teilnehmer die nächste Runde erreichen, indes zur selben Zeit ein anderer Deutscher zwangsläufig ausscheiden würde. Denn im zweiten Abendmatch kam es zur Begegnung zwischen Ricardo Pietreczko und Daniel Klose. Bis zum 3:3 war es ein Kampf auf Augenhöhe, dann zog Ricardo Pietreczko das Tempo an und griff sich die nächsten drei Durchgänge. Daniel Klose hatte begonnen, zunehmend fahrlässige Missgeschicke einzustreuen, die wusste „Pikachu“ zu bestrafen, daraus resultierte das 6:3. Nicht ganz so glücklich verlief für Ricardo Pietreczko die nachfolgende Auseinandersetzung mit Michael Smith. Bis zum 3:2 für den Engländer, war es keinem der beiden Spieler gelungen, den jeweils eigenen Anwurf zu halten. Es zeichnete sich ab, dass sich der Trend auch im darauffolgenden Durchgang fortsetzen würde, aber dann schaffte es Ricardo Pietreczko nicht, innerhalb von drei Aufnahmen, einen von sechs Break-Versuchen ins anvisierte Doppel zu lenken. Michael Smith benötigte dieselbe Wurfanzahl, doch bei ihm saß der sechste Pfeil in der Double-16. Damit hatte zum ersten Mal in diesem Match ein Akteur sein begonnenes Leg über die Ziellinie gerettet und der Wendepunkt war eingeleitet. Der Leggewinn erwies sich als ausschlaggebender Motivationsbooster für den „Bully Boy“, der packte anschließend den 12-Darter und zum Abschluss das „Shanghai Finish“ aus, der 6:2-Sieg war Michael Smith nicht mehr zu nehmen. Ricardo Pietreczko musste hingegen die Koffer packen, ein weiterer Deutscher war ausgeschieden. Bereits am ersten Spieltag hatte Ryan Searle mit dem European Tour Debütanten Laurin Welk kurzen Prozess gemacht, Ryan Searle brachte dem Deutschen einen erbarmungslosen „Whitewash“ bei.
Nach dem Erfolg bei der Players Championship war Martin Schindler hier auf der Jagd nach dem vierten PDC-Titel und bekam es zunächst mit dem „Hunter“ zu tun
Als letzter Deutscher der ersten Runde trat Martin Schindler auf den Plan, er wurde von Adam Hunt gefordert. Das heißt, „gefordert“ kann man es in diesem Fall eigentlich nicht zwingend nennen, der „Hunter“, der Martin Schindler schon zum sechsten Mal gegenüberstand, dabei aber nie irgendetwas von Bedeutung erbeuten konnte, war auch diesmal chancenlos. Martin Schindler begann das Match mit dem 13-Darter und beendete es mit 13 Treffern. Dazwischen konnte Deutschlands Nummer Eins das große Besteck in der Schublade lassen, sein B-Game genügte vollauf, um den Kontrahenten in Schach zu halten. Mittendrin heimste Adam Hunt zwar noch zwei Legs ein, das diente allerdings lediglich der Ergebniskosmetik. Eine ernsthafte Bedrohung für Martin Schindler, der mit 6:2 souverän in die nächste Runde einzog, stellte der 31-jährige Engländer, der aus Chester-le-Street stammt, deswegen nicht dar. Übrigens handelt es sich bei Chester-le-Street, anders als der Name impliziert, sehr wohl um eine Stadt und zwar ganz oben im Norden Englands, gerade mal elf Kilometer von Newcastle entfernt, wo heute ja der achte Spieltag der Premier League Darts stattfand. Und jene acht Protagonisten des prestigeträchtigen Turniers waren eben auch in Göttingen am Start, zumindest waren 75 Prozent zugegen. Der letztwöchige Tagessieger Luke Littler und Stephen Bunting, der dieses Jahr noch keinen einzigen PL-Punkt sammeln konnte, hatten eine kreative Schaffenspause eingelegt, sie verzichteten auf die Teilnahme bei der European Darts Trophy. Alle anderen waren angereist. Rob Cross musste seine Performance im Verlaufe des Auftaktspiels erheblich steigern, um den über einen längeren Zeitraum führenden Andrew Gilding noch abzufangen, sobald „Voltage“ jedoch die Amperezahl erhöht hatte, war sein Gegner sowohl eingeholt als auch überholt und natürlich musste – wie fast immer, wenn`s drauf ankommt – zum Schluss die Double-18 herhalten, der Wurf aufs Lieblingsdoppel gelang Rob Cross auch diesmal, damit war der 6:4-Erfolg in trockenen Tüchern. Es war ein ordentliches Spiel gewesen, aber kein Weltklassematch. Das wiederum zeigte Jermaine Wattimena im Duell mit Chris Dobey, als er einen hervorragenden Average von 111,07 ans Board hämmerte. Dabei war der Niederländer nicht einmal auf ein High Finish angewiesen, um den Premier League-Spieler in die Schranken zu verweisen. Das einzige Ton-plus Checkout der Partie lieferte Chris Dobey, er nahm 146 Punkte heraus und ging damit 3:1 in Führung. Danach ließ er aber den einen oder anderen Versuch auf Doppel liegen, während Jermaine Wattimena die verpassten Gelegenheiten aufsammelte und ausglich. Auf hohem Niveau bewegten sich beide Richtung Zielgerade, wo es Jermaine Wattimena gelang, nochmal einen effektiven Schlusssprint einzulegen. Mit dem 11-Darter rauschte er über die Ziellinie, es war das 6:4 für den Vizeeuropameister aus den Niederlanden. Chris Dobey hatte der 101,73er-Average nicht ausgereicht, er war bereits zu jenem frühen Zeitpunkt gezwungen, die Heimreise wieder anzutreten. Am zweiten Abend genügte Gerwyn Price ein Average von 103,74, um die 105,62 von Ryan Searle abzuwehren. Es war die Checkout-Quote von 60%, mit der der Waliser den 6:4-Sieg gegen den Scoring-mäßig hartmetallisch aufschlagenden „Heavy Metal“ klarmachte, der lediglich klanglose 30,77% im Doppel unterbrachte. Dann folgte die mit größter Vorfreude und höchster Spannung erwartete Begegnung zwischen Michael van Gerwen und Niko Springer. Die beiden standen sich zuletzt bei der Players Championship 7, knapp eine Woche zuvor, gegenüber, wo Niko Springer den niederländischen Superstar mit einem sensationellen 6:3 abfertigte. Und hier wäre dem Deutschen beinah der nächste Erfolg über Michael van Gerwen gelungen. Der gebürtige Mainzer lag bereits mit 3:0 und 5:3 vorne, aber dann packte der dreifache Weltmeister all seine Klasse, seine Erfahrung und seine Willensstärke aus – zu Deutsch: „MvG“ zog die Socken hoch. Zum Weiterkommen fehlte Niko Springer nurmehr ein einziger Leggewinn, aber Michael van Gerwen ließ ihn in den darauffolgenden drei Durchgängen nicht einmal mehr in die Reichweite eines Doppelsegments. Drei Legs in Folge und der 6:5-Sieg für „Mighty Mike“ stand fest. Michael van Gerwen mit 101,23 im Average, Niko Springer hatte mit respektablen 98,9 im Schnitt dagegengehalten. Die Revanche für die vorausgegangene Niederlage war gelungen und wie viel Michael van Gerwen dieser hart erkämpfte Sieg über Niko Springer bedeutete, war nicht zu übersehen. Der letztverbliebene Deutsche im Feld, Martin Schindler, bekam es später mit Jonny Clayton zu tun, hier stand Deutschlands Nummer Eins also der Nummer Eins aus Wales gegenüber. Im direkten Vergleich hatte Jonny Clayton die drei Duelle davor gewonnen. Martin Schindlers letzter Sieg über Jonny Clayton rührte vom 28. April 2024 her (Achtelfinale bei den Austrian Darts Open), der letzte Erfolg lag also bereits elf Monate zurück. Diesmal hatte Jonny Clayton jedoch nichts zu vermelden, es war auch nicht unbedingt sein bester Tag. Mehr als 89,93 im Schnitt waren nicht drin für „The Ferret“ und auch die Checkout-Quote von 20% taugte nicht wirklich zum Angeben. Hingegen eigneten sich die statistischen Werte von Martin Schindler sehr wohl zum stolzen Vorzeigen. Der Strausberger konnte mit einem fantastischen Average von 106,78 glänzen und eine Checkout-Quote von 60% zutage fördern. Im fünften Durchgang präsentierte Martin Schindler schon seinen dritten 12-Darter, diesen garnierte er obendrein mit dem High Finish von 121 eliminierten Zählern. Alles in allem war es das 6:1, mit dem „The Wall“ seinen Kontrahenten vom Oche gefegt hatte. Die anderen beiden Premier League Spieler, die an diesem Abend noch zum Einsatz kamen, waren Luke Humphries und Nathan Aspinall. Luke Humphries tat sich äußerst schwer gegen Boris Krcmar, der ihm einen ebenbürtigen Kampf lieferte. Der Kroate konnte gar den geringfügig höheren Average aufweisen, (Boris Krcmar 102,88 / Luke Humphries 101,35), doch zum Ende hin, packte Luke Humphries nochmal ein High Finish aus, das eines ehemaligen Weltmeisters würdig ist: Triple-18, Tops-Tops, daraus resultierten 134 ausradierte Punkte, mit insgesamt 12 Treffern hatte der Weltranglistenerste den 6:4-Erfolg über Boris Krcmar sichergestellt. Die letzte Partie des zweiten Abends bestritten Nathan Aspinall und Ritchie Edhouse. Beide hatten ganz offensichtlich nicht ihr A-Game mitgebracht. Nach zähflüssigem Ringen um jedes einzelne Leg, bei dem „The Asp“ – mehr oder minder vom Glück begünstigt – öfter als sein Gegner die Nase vorne behielt, stolperte Nathan Aspinall zur 5:2-Führung. Doch dann legte Ritchie Edhouse drei Checkouts an den Tag, die es in sich hatten und die daran erinnerten, warum er bei der European Darts Championship Ende Oktober 2024 den Titel errungen hat. Schon das 82er-Finish im achten Leg konnte sich sehen lassen, danach angelte Ritchie Edhouse den „Big Fish“ aus dem Darts-Ozean und anschließend fügte er auch noch das überzeugende 130er-Finish hinzu. Damit hatte er, aus schier aussichtsloser Position kommend, zumindest schon mal den Decider erzwungen. Hier stand Ritchie Edhouse jedoch auf komplett verlorenem Posten, wohingegen Nathan Aspinall nochmal alle Konzentration bündelte, 15 Würfe souverän im Ziel unterbrachte und somit das 6:5 fixierte.
Dritter Spieltag in der Kultlocation von Göttingen
Dann ging es in den finalen Sonntag, der mit dem Matchdart-Drama schlechthin begann. Nach vier vergeblichen Versuchen auf die Double-9 hatte sich Cameron Menzies dazu entschlossen, die Restforderung umzustellen und baute dabei einen gravierenden Rechenfehler ein. Von 18 verbliebenen Zählern subtrahierte er zunächst sechs Punkte und traf anschließend ein Doppel, allein es war das falsche. Statt in die Double-6 hatte der Schotte seinen Pfeil in die Double-4 bugsiert. Fast noch tragischer als der eigentliche Rechen-Fauxpas war die Tatsache, dass sich Cameron Menzies für den Moment im Ziel angekommen wähnte. Als ihm sein Denkfehler wenige Augenblicke später in den Sinn kam, lag er bereits mit dem Gesicht nach unten, komplett ausgestreckt auf dem Boden. Hatte er sich schon während des gesamten Durchgangs vehement die Haare gerauft, so musste die Frisur nun endgültig dran glauben. Trotzdem hatte „Cammy“ Glück im mathematischen Unglück, denn gegenüber war es Mike De Decker ebenfalls nicht gelungen, 28 übriggebliebene Zähler mit sechs Versuchen quitt zu werden. Cameron Menzies bekam also nochmal eine Chance, versenkte den insgesamt achten Matchdart in der Double-2 und der 6:5-Sieg zu seinen Gunsten stand – diesmal unwiderlegbar – fest. Hierbei hatte sich Menzies übrigens emotional derart verausgabt, dass er am Abend nur noch seinen eigenen Schatten schicken konnte. Irgendwie schien seine Performance am Abend wie ein Auftritt in Trance, in schlechter Trance wohlgemerkt, man war froh, dass er im Halbfinale gegen Ryan Joyce zumindest noch das Board traf, ansonsten ließ die Trefferquote zu wünschen übrig. Besagter Ryan Joyce hatte im Viertelfinale dem Premier League Teilnehmer Rob Cross eine Lehrstunde in Sachen Konstanz erteilt. Obgleich Rob Cross in dieser Auseinandersetzung den „Big Fish“ auftischte, musste er einmal mehr schmerzlich erfahren, dass einzelne Highlights eben nicht unbedingt ausreichen, um am Ende die Bühne siegreich zu verlassen – 6:4 für Ryan Joyce. Effektiver trat am finalen Nachmittag Gerwyn Price auf, er präsentierte eine Gala an Power Scoring, feuerte einen Average von 110,83 ans Board, (Checkout-Quote 54,55%), und gewährte Wessel Nijman, (der im Schnitt selbst 100 Punkte zusammenbrachte, Checkout-Quote 42,86%), nicht den Hauch einer Chance, näher an ihn heranzukommen als bis zum 3:6. Gar den höheren Average als sein Gegner, wies Gian van Veen im anschließenden rein niederländischen Duell auf, er konnte mit 102,59 aufwarten und war dennoch machtlos gegen die durchschnittlichen 99 Zähler, die sein geschätzter Landsmann Michael van Gerwen ans Board nagelte. „MvG“ setzte dabei einmal mehr auf all seine Erfahrung, bewies sein Gespür für das richtige Timing und packte genau zum rechten Zeitpunkt, nämlich im abschließenden zehnten Leg, sein einziges High Finish (104) in dieser Begegnung aus, 6:4. Nicht mit ganz so vielen Tragik-Elementen unterlegt, wie zuvor im Match Menzies versus De Decker, aber dennoch unfassbar dramatisch, gestaltete sich die Partie zwischen Martin Schindler und Gary Anderson. Martin Schindler befand sich hier auch schon auf dem besten Weg in sein nächstes Viertelfinale, um sich die Chancen auf einen weiteren Titel zu wahren.
Aber dann stolperte der Deutsche über den im Turbulenzflug befindlichen „Flying Scotsman“, der eine äußerst wackelige Landung hinlegte, aber letztlich doch alle pfeilschnell gebuchten Passagiere nach Hause brachte
Gary Anderson, der in Göttingen, trotz des lokalen Gegners, mit großer Begeisterung empfangen wurde – man freute sich einfach, die populäre Darts-Ikone mal wieder auf deutschem Boden empfangen zu dürfen – dankte es dem Publikum und war gleich zu Beginn mit dem 11-Darter zur Stelle. Damit hatte er Martin Schindler den Anwurf abgenommen, dieser revanchierte sich jedoch postwendend. Und nicht nur das, der 28-jährige Strausberger schnappte sich auch gleich noch die darauffolgenden beiden Durchgänge. Für alle drei Leggewinne hatte Martin Schindler jeweils nicht mehr als 15 Würfe gebraucht, im vierten Durchgang hielt er obendrein das High Finish (110) parat. Gary Anderson antwortete im fünften Durchgang seinerseits mit dem Checkout über Hundert (108), auch für jenen Anschluss waren insgesamt nur 15 Würfe vonnöten, 2:3. Einen Pfeil weniger brauchte der „Flying Scotsman“, um anschließend auszugleichen, 3:3, mit der gleichen Wurfanzahl holte er sich im siebten Leg die Führung zurück, 4:3. Mit weiteren 15 Treffern erhöhte Gary Anderson auf 5:3, wobei er beim 100er-Finish noch ein besonderes Schmankerl servierte: 20, Tops-Tops. Auch dieses unkonventionelle Auschecken ließ der ehemalige Back-to-Back-Weltmeister aus Schottland – zur allgemeinen Begeisterung aus dem Saal – geschmeidig und mühelos aussehen. Was die Zuschauer allerdings nicht ganz so begeisterte, war, dass ihr Lokalmatador nurmehr ein Leg von der Niederlage entfernt war. Der steckte jedoch keineswegs auf und packte nun seinerseits den 11-Darter aus, in den er gleich zwei Maxima integrierte, 4:5. Auch im zehnten Durchgang ließ sich Martin Schindler nicht lumpen, hier genügten ihm 14 Würfe, um den Decider doch noch zu erzwingen. Gary Anderson hatte sich ihm mit dem hervorragenden Set-up-Shot (139) schon beträchtlich an die Fersen geheftet, aber Martin Schindler ließ sich nicht irritieren und manifestierte die Verlängerung ins elfte Leg. Hier konnte der Deutsche die Tatsache jedoch nicht nutzen, dass sein Gegner zunächst das 140er-Finish ganz knapp versäumte und im Nachgang auch die verbliebene Zehn nicht mit einer Aufnahme loswurde. Der Kontrahent hatte es im achten Leg vorgemacht, jetzt probierte auch Martin Schindler die 100 mit 20, Tops-Tops zu eliminieren, aber nur der erste Versuch landete in der Double-20. Vier Würfe genügten „The Wall“ anschließend nicht, um 40 Restpunkte vom Board zu kleistern und den Matcherfolg zu zementieren, während Gary Andersen seinen fünften Matchdart vehement in die Double-5 hineinbohrte. Es war ein dramatischer 6:5-Erfolg für den beliebten Schotten, der letztverbliebene Deutsche damit leider ausgeschieden. Zwei nicht minder nervenzermürbende Kämpfe absolvierten im Anschluss auch die beiden Premier League Spieler, Luke Humphries und Nathan Aspinall. Luke Humphries tauchte dabei seinen letztjährigen World Cup-Partner, Michael Smith, mit dem er 2024 besagten Titel auch gewonnen hat, in ein Wechselbad der Gefühle. Michael Smith sah bereits wie der sichere Sieger aus, als er mit 4:1 vorne lag, aber dann fand Luke Humphries in seinen Flow hinein und räumte vier Legs in Folge ab. Damit hatte der Weltranglistenerste erstmals in dieser Partie die Führung übernommen. Gerade rechtzeitig konnte Michael Smith im zehnten Durchgang nochmal mit dem 12-Darter dazwischen grätschen und seine Hoffnung auf den möglichen Sieg am Leben erhalten, 5:5. Aber im Entscheidungsleg ließ Luke Humphries nichts mehr anbrennen und brachte das 6:5 ungefährdet nach Hause. Mindestens ebenso spannend hatten es zuvor Nathan Aspinall und Jermaine Wattimena gemacht, aber irgendwie auf einem weitaus höheren Niveau. Die beiden schenkten sich bei diesem extrem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen nicht einen Millimeter, bis zum letzten Pfeil war nicht voraussehbar, wer das Rennen für sich entscheiden würde. Es ging über die volle Distanz und letzten Endes war es Nathan Aspinall, der trotz minimal niedrigerem Average, seinen Gegner noch abfing. Nathan Aspinall 100,63 / Jermaine Wattimena 102,08. Danach folgten die Viertelfinals, wo u.a. das Giganten-Duell: Michael van Gerwen versus Gerwyn Price, auf dem Programm stand. Gerwyn Price erweckte hier zunächst den Eindruck des Überlegenen und startete in furioser Manier. Binnen kürzester Zeit stand es 4:1 für den Waliser, während Michael van Gerwen bis dahin eher unauffällig blieb. Und ebenso unscheinbar, wie er in Rückstand geraten war, schnappte er sich die nächsten fünf Durchgänge, wobei er es verstand, immer in den entscheidenden Momenten zur Stelle zu sein. Dabei musste sich Gerwyn Price fast schon fragen, wie er dieses Spiel überhaupt verlieren konnte. Eigentlich hatte er kaum etwas falsch gemacht. Gut, im siebten Leg hat er einen Wurf auf Tops versemmelt und im achten hat er das Bullseye verpasst. Aber ansonsten war er ausgesprochen gut unterwegs. Nur Michael van Gerwen war eben besser zugange und verstand es, die Akzente zu setzen. Gerwyn Price konnte sage und schreibe zehn Punkte mehr im Average (107,4) und zudem die höhere Checkout-Quote (57,14%) aufweisen, trotzdem kam er gegen das grandiose Timing von Michael van Gerwen (Average 97,93, Checkout-Quote 50%) nicht an, der, (ohne ein einziges High Finish zu landen, Gerwyn Price dagegen mit einem 116er-Checkout), immer exakt im richtigen Augenblick zur Stelle war und den 6:4-Erfolg sicherstellte.
Nathan Aspinall und seine Rückkehr in die Erfolgsspur – der stolzeste Moment seiner Karriere
Zum Abschluss der Viertelfinals kam es zu einer regelrechten Demontage des Weltranglistenersten. Auch hier hatte einer der beiden Duellanten im Average zehn Punkte mehr als sein Gegenüber fixiert, es war Nathan Aspinall, der 106,72 im Schnitt erzielte. Im Gegensatz zu Kollege Price, gelang es „The Asp“ jedoch auch, seinen Scoring-Vorteil in den Sieg umzumünzen. Luke Humphries hatte es durchschnittlich auf lediglich 96,37 Zähler gebracht, hinzu kam die hanebüchen unterdurchschnittliche Checkout-Quote, Luke Humphries brachte nicht mehr als 20% seiner Versuche im Doppel unter. Nathan Aspinall konnte hingegen 42,86% in den Leggewinn umwandeln, der 6:1-Erfolg über Luke Humphries war mehr als verdient. Weitaus größere Aufregung erzeugte der 33-Jährige aus Stockport im anschließenden Halbfinale gegen Gary Andersen, der in der Runde zuvor, nach engem Kampf, seinerseits Ross Smith aus dem Turnier verabschiedet hatte. Hier sah es lange nach einem sicheren Erfolg für Gary Anderson aus, als dieser es nicht schaffte, eine 6:4-Führung konsequent zu Ende zu spielen. Mit 130 Restpunkten vor Augen, traf der „Flying Scotsman“ beim vierten Gang ans Oche lediglich in die einfache 20, in die Eins und in die 19. Das war seine einzige grottenschlechte Aufnahme in diesem Leg und sie kam für ihn zum ungünstigsten Zeitpunkt. Statt den Matcherfolg klarzumachen, musste Gary Andersen mitansehen, wie sein Gegner dessen begonnenes Leg mit dem 14-Darter über die Ziellinie rettete. Den eigentlichen Wendepunkt leitete Nathan Aspinall dann jedoch im darauffolgenden Durchgang ein, als er das unmöglich scheinende möglich machte. Mit einer durchwachsenen 65er-Aufnahme hatte sich Gary Andersen die 40 gestellt. Nathan Aspinall blieb nurmehr die Möglichkeit, den „Big Fish“ herauszunehmen, wollte er sich die reelle Chance auf das Finale wahren. Und tatsächlich: der Engländer navigierte zwei Pfeile in die Triple-20 und den dritten ins Bullseye. Dafür gab`s auch das anerkennende Nicken vom Gegner, Gary Anderson zeigte sich beeindruckt darüber, wie Nathan Aspinall jene besonders prekäre Situation überstanden hatte. Und das brisante 170er-Finish erwies sich nicht nur als Magic Moment, sondern auch als Wirkungstreffer. Denn als Gary Andersen im Decider den Weg in die Triple-Felder endlich mal wieder fand, war es zu spät, Nathan Aspinall war schlichtweg schneller. Trotz eines Durchschnittswertes von 103,72 und einer Checkout-Quote von 60%, vermochte es Gary Andersen nicht, den letzten Schritt über die Ziellinie zu gehen und den Sieg nach Hause zu bringen. Nathan Aspinall hatte sich, mithilfe eines Averages von gerade mal 98,66 und einem 58,33 prozentigen Erfolg auf Doppel, vor allem aber dank des genialen Coups von 170 gelöschten Punkten im zwölften Leg, das Finalticket gebucht. Den Finalplatz auf der anderen Seite hatte sich hingegen relativ gelassen Ryan Joyce gesichert. Während Michael van Gerwen aufrichtig kämpfte, um zumindest das 5:6 noch herzustellen, ließ sich Ryan Joyce das ganze Spiel über nicht aus der Ruhe bringen und spulte souverän sein Programm ab. Ohne einmal die Miene zu verziehen marschierte „Relentless“ von Leggewinn zu Leggewinn, es war vor allem das Checkout, das den Unterschied ausmachte. Während Ryan Joyce jeden zweiten Versuch auf Doppel ins anvisierte Ziel lenkte, war es bei Michael van Gerwen nur jeder vierte Wurf, der saß. Einmal mehr war der Niederländer in erster Linie am eigenen Double-Trouble gescheitert. Der Traum, den Pokal bei der European Darts Trophy, bei der er mit drei Erfolgen Rekordsieger und dieses Jahr auch der Titelverteidiger war, ein viertes Mal in Empfang nehmen zu dürfen, war ausgeträumt. Hatte sich Ryan Joyce gegen Michael van Gerwen noch mehr oder minder ins Finale gegroovt, so war hier gegen Nathan Aspinall der Tank bald leer. Beide hatten in den ersten zwei Legs äußerst stark begonnen, doch ab dem dritten Durchgang spielte hauptsächlich einer und der hieß Nathan Aspinall. „The Asp“ hatte sich frühzeitig einen komfortablen Vorsprung herausgearbeitet und obgleich sich Ryan Joyce noch das eine oder andere Mal aufzubäumen vermochte, wurde die Luft für den 39-Jährigen, der wohlgemerkt aus Newcastle stammt, immer dünner. Letztendlich hatte er dem 8:4-Sieg seines Gegners nichts mehr entgegenzusetzen. Hingegen konnte Nathan Aspinall mit dem Gewinn der European Darts Trophy eine lange und intensiv schmerzvolle Durststrecke beenden und endlich mal wieder einen Titel einstreichen. Auf der European Tour war es sein erster Triumpf überhaupt, den der zweifache Major-Champion anschließend als „stolzesten Moment seiner Karriere“ bezeichnete. Aufgrund der vielen gesundheitlichen Hürden, die er in den letzten Jahren überwinden musste, war er, laut eigener Aussage, hinsichtlich der European Darts Trophy sogar stolzer, als er es beim Gewinn des World Matchplays oder der UK Open gewesen sei.
Ebenso wie der siebte Premier League Abend in Cardiff, fand auch Spieltag Acht in Newcastle in der Utilita Arena statt. Der Name der Halle ist natürlich dem jeweiligen Hauptsponsor geschuldet, in beiden Fällen ist das der Energieversorger Utilita Energy. Gleich zu Beginn standen sich der Tabellenerste und der Tabellenletzte gegenüber. Luke Littler hat in der vorherigen Woche bereits seinen dritten Tagessieg eingefahren, diesmal hatte er auch den Neun-Darter in petto, während Stephen Bunting in der laufenden Premier League Ausgabe noch nicht einmal ein einziges Spiel für sich entscheiden konnte.
Der eine kämpft erbittert darum, vom letzten Platz wegzukommen, der andere versteht es, sich leichtfüßig vom Rest des Feldes abzusetzen
Stephen Bunting hatte das Ausbullen gewonnen, doch Luke Littler startete gleich mit sechs perfekten Darts ins Match. Trotz alledem bekam Stephen Bunting zu Beginn der Partie die beste und möglicherweise die einzig reelle Chance, in diesem Duell Fuß zu fassen, als es Luke Littler zunächst nicht gelingen wollte, 44 Restpunkte quitt zu werden. Ein Wurf in die einfache Vier, o.k., der war auch so geplant. Hingegen komplett ungeplant, war der nächste Versuch, der ins Aus segelte und der dritte in die einfache 20. Stephen Bunting stand auf der 177, konnte sich also nur stellen, was er auch hervorragend tat. Mit dem Set-up-Shot von 137 ausradierten Zählern, bereitete er sich die 40 auf. Große Erwartungen durfte er nicht haben, aber der kleine Hoffnungsschimmer bewahrheitete sich, denn Luke Littler versenkte seine Darts in der einfachen Sechs, in der Sieben und in der Drei. Vier Punkte Rest, damit erhielt der Gegner eine weitere Gelegenheit. Doch Stephen Bunting schaffte es ebenfalls nicht, die Restforderung zu begleichen, solche Möglichkeiten darf man sich nicht entgehen lassen. Alles in allem benötigte Luke Littler sieben Würfe auf ein Doppelfeld, aber dann war das Break eingetütet. 1:0. Dem ließ der 18-Jährige in Durchgang Zwei den fabelhaften 10-Darter folgen: 140 – 180 – 141 – 40, 2:0. Stephen Bunting war genauso rasant unterwegs gewesen, auch er stand nach neun Würfen auf 44 Rest, aber der Gegner hatte halt Anwurf gehabt und diesen Vorteil auch in Kapital ummünzen können. Im dritten Leg ließ Stephen Bunting den nächsten Versuch auf Tops liegen, auch das vermochte Luke Littler zu bestrafen. Dessen 14. Pfeil fand den Weg in die Double-10, schon hieß es 3:0. Im vierten Durchgang hatte Luke Littler 15 Treffer zur Hand, in diese hatte er obendrein das High Finish, 101 (5, T20, D18) integriert, 4:0. Ein weiterer 11-Darter im fünften Leg: 180 – 100 – 125 – 96, verhalf Luke Littler zum 5:0. Abermals 15 wohlplatzierte Würfe, inklusive High Finish, 110 (19, T17, D20), servierte Luke Littler in Durchgang Sechs, da war der „Whitewash“ vollzogen, 6:0. Stephen Bunting (102,15) konnte, trotz eines Averages jenseits der 100er-Marke, nicht ein einziges Leg für sich entscheiden, Luke Littler mit 109,98 im Schnitt haushoch überlegen.
Luke Littler | 6:0 | Stephen Bunting |
109,98 | Average | 102,15 |
5 | 180s | 2 |
110 | High-Finish | 0 |
2 | 100+ Checkouts | 0 |
50% | Finishing | 0% |
Rob Cross kann sich zumeist auf sein präferiertes Doppel verlassen, das kann Gerwyn Price nicht von sich behaupten
Im Anschluss folgte die Partie zwischen Rob Cross und Gerwyn Price. Rob Cross von Anfang an bestens im Flow, räumte gleich mal die ersten vier Legs ab. Mit Anwurf in Durchgang Eins präsentierte er den 13-Darter: 137 – 100 – 140 – 88 – 36, 1:0. Einige Würfe mehr brauchte der Engländer im zweiten Leg, 2:0, bevor ihm in Durchgang Drei abermals 13 Treffer genügten: 139 – 140 – 180 – 10 – 32, 3:0. Lediglich zwei Würfe mehr brauchte Rob Cross im vierten Leg, schon stand es 4:0. Äußerst zähflüssig gestalteten die beiden Akteure den Endspurt im fünften Durchgang. Gerwyn Price hatte sich mit der 140 als Vorbereitung die 40 gestellt, konnte sich aber nicht sicher sein, ob er nochmal dran kommen würde. Rob Cross, eigentlich eine Bank auf die Double-18, verpasste diesmal tatsächlich sein Lieblingsdoppel und anschließend schrammte er auch noch an der Double-9 vorbei, neun Zähler blieben übrig. Doch ähnlich wie im Match zuvor, als sich Stephen Bunting die 40 stark aufbereitet, dann aber nur in die einfache 20, in die Zehn und in die Fünf getroffen hatte, beschritt auch Gerwyn Price exakt diesen fruchtlosen Pfad und endete bei fünf verbliebenen Punkten. Überraschenderweise nutzte jedoch auch Rob Cross die neuerliche Möglichkeit nicht, die restliche Neun loszuwerden, Gerwyn Price bekam eine weitere Gelegenheit. Diesmal manövrierte er den letzten Pfeil der Aufnahme ins „Madhouse“, damit war auch er endlich auf der Leganzeigengrafik angekommen, 1:4. Dies war ein Break gewesen, das der Waliser im darauffolgenden Durchgang mit dem 13-Darter zu bestätigen wusste: 134 – 140 – 137 – 54 – 36, 2:4. Doch im siebten Leg hatte Rob Cross nicht nur 15 Treffer im Köcher, sondern in diese auch ein exzellentes High Finish eingepflegt. Die 129 löschte er mit Triple-19, Double-18 und nochmals Double-18, 5:2. Und auch im achten Durchgang wollte der 34-jährige Engländer erst gar keine falschen Hoffnungen beim Gegner aufkeimen lassen, der 13-Darter (140 – 177 – 134 – 18 – 32), der auch gut und gerne ein 10- oder 11-Darter hätte werden können, verhalf Rob Cross zum nächsten Break und somit zum 6:2-Erfolg über Gerwyn Price. Rob Cross mit 100,87 im Average, Gerwyn Price war hingegen (mit 86,17 im Schnitt) weit unter seinen Möglichkeiten geblieben.
Rob Cross | 6:2 | Gerwyn Price |
100,87 | Average | 86,17 |
2 | 180s | 1 |
129 | High-Finish | 36 |
1 | 100+ Checkouts | 0 |
40% | Finishing | 22% |
Ob Fußball Trikot oder Dart Shirt – Hauptsache Newcastle
Dann wurde es ebenso laut wie feierlich in der Utilita Arena von Newcastle, der Local Hero Chris Dobey stand zum Einlauf bereit, er bekam es heute mit Luke Humphries zu tun. Der Weltranglistenerste hatte in gewisser Weise noch eine Rechnung offen, wenn man so will, eine Rechnung mit sich selbst. Schenkt man den Sky Sports Experten Wayne Mardle und John Part Glauben, so hatte sich Luke Humphries letzten Donnerstag selbst ein Ei gelegt, fassungslos erklärten sie, dass er eine „kapitale Fehlentscheidung getroffen“ habe. Obgleich er mit 4:5 zurücklag, entschied sich Luke Humphries zu dem riskanten Versuch, 80 Restpunkte mit Tops-Tops zu löschen. Der erste Pfeil verirrte sich ins Aus, der zweite in die Double-5. Sein Gegner Michael van Gerwen bestrafte dies, indem er das 124er-Finish ausmachte, damit war Luke Humphries zum dritten Mal in Folge im Viertelfinale ausgeschieden. Wayne Mardle: „Ich kann nicht glauben, was ich eben gesehen habe. Er weiß genau, dass das absolut lächerlich ist.“ Auch John Part konnte dem nur zustimmen: „Ja, töricht!“ Heute hatte Luke Humphries obendrein einen schweren Stand beim Publikum, das die Newcastle-Fahnen schwenkte und Chris Dobeys Namen melodiös in die Fangesänge einarbeitete.
Aber Luke Humphries gab sein Bestes, um sich nicht irritieren zu lassen und hielt im ersten Durchgang den Anwurf, 1:0. Chris Dobey kam nur sehr schwer in den Flow, vielleicht war auch die Erwartungshaltung eine Spur zu hoch, denn so kam der Druck sowohl von innen als auch von außen. Als Dobey im zweiten Leg seine erste dreistellige Aufnahme ablieferte, war dies bereits sein sechster Gang ans Oche gewesen. Um einiges schneller war hier Luke Humphries unterwegs, er traf mit dem nächsten Wurf die Double-20, womit auch das Break in trockenen Tüchern war, 2:0. Ganz zur innigen Freude der Zuschauer, war Chris Dobey im dritten Durchgang ebenfalls mit 15 Treffern zur Stelle, er garnierte diese zudem mit dem High Finish, 112 (T20, 20, D16), 1:2. Aber Luke Humphries hatte im vierten Leg die passende Antwort parat: mit dem optimalen Set-up-Shot (140) hatte er sich die 38 aufbereitet, davon subtrahierte er mit dem 13. Pfeil sechs Zähler und traf danach mit dem 14. Wurf in die Double-16, 3:1. Abermals genügten Chris Dobey im fünften Durchgang 15 Pfeile, wieder hatte er dabei auch das High Finish, 106 (20, T18, D16) zur Hand, 2:3. Nachdem die letzten vier Legs im Break entschieden worden waren, wollte es Chris Dobey auch in Durchgang Sechs nicht gelingen, den Anwurf nach Hause zu bringen. Dabei waren alle Möglichkeiten gegeben, aber „Hollywood“ schaffte es nicht, einen von fünf Versuchen im anvisierten Ziel unterzubringen. Luke Humphries brauchte einen Wurf auf Doppel weniger, er manövrierte seinen vierten Checkout-Versuch in die Double-5 und erhöhte so auf 4:2. Auch das war wieder ein Break gewesen, welches der Weltmeister von 2024 diesmal zu bestätigen verstand. Im siebten Leg hatte er sich mit 105 eliminierten Punkten die Double-8 aufbereitet, die er mit dem 15. Dart abschoss, 5:2. Im achten Durchgang meldete sich Chris Dobey nochmal zu Wort: 97 – 140 – 180 – 84, mit dem 11-Darter verkürzte er auf 3:5. Aber Luke Humphries packte im neunten Durchgang den nächsten 13-Darter (mitsamt passender Vorbereitung) aus: 57 – 140 – 140 – 132 – 32, damit war der sichere 6:3-Sieg von Luke Humphries über Chris Dobey besiegelt.
Luke Humphries | 6:3 | Chris Dobey |
92,93 | Average | 93,60 |
1 | 180s | 2 |
40 | High-Finish | 112 |
0 | 100+ Checkouts | 2 |
40% | Finishing | 33% |
Am Wochenende hatte Nathan Aspinall Michael van Gerwen als Titelträger bei der European Darts Trophy abgelöst, jetzt standen sie sich in der Premier League gegenüber
Es folgte die Begegnung zwischen Michael van Gerwen und Nathan Aspinall. Der frisch gekürte European Darts Trophy Sieger 2025 hatte im ersten Durchgang den Anwurf, aber Michael van Gerwen schnappte sich das Leg des Kontrahenten mit dem 14-Darter, 1:0. Doch Nathan Aspinall konterte postwendend, im zweiten Durchgang hatte er die geeignete Vorbereitung (136) zur Verfügung, traf mit dem 15. Pfeil anschließend die Double-20 und damit war das umgehende Re-Break fix, 1:1. Gar einen Wurf weniger brauchte Nathan Aspinall im dritten Leg, abermals servierte er sich den passenden Set-up-Shot (134), den 13. Dart bugsierte er versehentlich in die einfache 18, aber der 14. landete in der Double-9, 2:1. Michael van Gerwen brauchte im vierten Durchgang nicht mehr als 15 Treffer, da war der Ausgleich wieder hergestellt, 2:2. Auch die nächsten beiden Legs sicherte sich der Niederländer, wobei er den „Big Fish“ im sechsten Durchgang nur äußerst knapp vom Haken ließ. Zwei Pfeile hatte er erfolgreich in die Triple-20 navigiert, aber der dritte kratzte nur den Außendraht des Bullseye. Die verbliebene 25 wurde er dennoch los, damit hatte Michael van Gerwen einen Zwei-Punkte-Vorsprung herausgearbeitet, 4:2. Die letzten zwei Legs hatte der Gegner einkassiert, die nächsten zwei Durchgänge konnte Nathan Aspinall auf sein Legkonto einzahlen, dabei brauchte er für den achten Durchgang nicht mehr als 14 Pfeile, 4:4. Im neunten Leg fühlte man sich ein wenig an Göttingen erinnert, denn abermals zauberte Nathan Aspinall einen epischen Moment aus dem Hut, als er mit dem 12-Darter, inklusive High Finish, ein markantes Ausrufezeichen setzte: 140 – 140 – 91 – 130 (T20, T20, D5). Zum ersten Mal in dieser Partie ging Nathan Aspinall in Führung, 5:4, Michael van Gerwen war nun gefordert. Und nachdem „The Asp“ im zehnten Leg das 124er-Finish nur haarscharf verpasst hatte – einmal mehr war es ein missglückter Versuch aufs Bullseye – packte der niederländische Topspieler den perfekten Set-up-Shot (180) aus und wischte anschließend auch die verbliebenen zwölf Punkte vom Board, 5:5. Aber im Decider, den Nathan Aspinall auch begann, war der Engländer schneller, der 13-Darter (134 – 100 – 180 – 55 – 32) gereichte ihm zum 6:5-Erfolg über Michael van Gerwen.
Nathan Aspinall | 6:5 | Michael van Gerwen |
97,09 | Average | 96,04 |
3 | 180s | 4 |
130 | High-Finish | 47 |
1 | 100+ Checkouts | 0 |
43% | Finishing | 36% |
Ist überhaupt jemand in der Lage dazu, dieses Ausnahmetalent aufzuhalten?
Damit standen alle vier Teilnehmer für die zweite Runde fest, das erste Halbfinale bestritten Luke Littler und Rob Cross. Nicht ganz so einseitig wie das Viertelfinalmatch gegen Stephen Bunting verlief die Begegnung mit Rob Cross, dennoch war auch dies eine einzige Machtdemonstration des amtierenden Weltmeisters. Auch hier räumte Luke Littler die ersten drei Durchgänge ab, für das zweite Leg genügten ihm fünf Aufnahmen, in Durchgang Drei waren 13 Würfe (60 – 140 – 140 – 131 – 30) vollends ausreichend, 3:0. Rob Cross grätschte im vierten Durchgang mit 15 Treffern dazwischen, es war an diesem Abend das erste Leg überhaupt, dass Luke Littler abgegeben hatte, 1:3. Die identisch gleiche Wurfanzahl genügte auch dem Weltranglistenzweiten, um im fünften Durchgang auf 4:1 zu erhöhen, bevor er im nachfolgenden Leg zwar gleich zweimal hintereinander die 180 ablieferte, dann aber – beim Stand von 83 Punkten Rest – das Bullseye-Finish liegenließ. Gegenüber packte Rob Cross den 13-Darter aus: 140 – 140 – 180 – 25 – 16, und verkürzte auf 2:4. Im Wechselschritt ging es weiter, in den nächsten beiden Durchgängen sicherte sich jeder seinen jeweiligen Anwurf, 5:3. Zum krönenden Abschluss hatte sich Luke Littler nochmal den „Big Fish“ aufbereitet, aber selbst er scheiterte diesmal am Bullseye. Jammern auf hohem Niveau – mit insgesamt 14 Pfeilen ließ er sich den 6:3-Sieg trotzdem nicht entgehen.
Luke Littler | 6:3 | Rob Cross |
97,51 | Average | 94,98 |
4 | 180s | 2 |
80 | High-Finish | 81 |
0 | 100+ Checkouts | 0 |
40% | Finishing | 38% |
Gelingt Luke Humphries die Revanche oder kann Nathan Aspinall an seine derzeitige Erfolgskurve anknüpfen
Anschließend standen sich Luke Humphries und Nathan Aspinall gegenüber, auch diese Paarung kannte man aus Göttingen. Demnach hatte Luke Humphries auch hier noch eine Rechnung offen, denn sein heutiger Gegner hatte ihn im Viertelfinale der European Darts Trophy mit 6:1 gebügelt. Nathan Aspinall hatte das Ausbullen gewonnen und ließ im ersten Durchgang nichts anbrennen, 1:0. Luke Humphries brachte im zweiten Leg seinen Anwurf ebenso unangefochten nach Hause, 1:1, bevor er im darauffolgenden Durchgang mit 14 Treffern das Break landete, 2:1. Nathan Aspinall antwortete im vierten Leg mit dem imposanten 12-Darter zum prompten Re-Break, das herausragende High Finish war im Preis inbegriffen: 58 – 137 – 164 – 142 (T17, T17, D20), 2:2. Dem ließ „The Asp“ im fünften Leg gar den 11-Darter folgen: 180 – 100 – 131 – 90, 3:2, jetzt war er vorne dran. 14 Treffer später hatte Nathan Aspinall seinen Vorsprung ausgebaut und auf 4:2 erhöht. Aber auch Luke Humphries brauchte im siebten Leg nicht mehr als 14 Pfeile, da hatte er zumindest den Anschluss wieder hergestellt, 3:4. Mit einem Wurf weniger kam er im achten Durchgang aus, hier hatte sich Luke Humphries – mit der 177 als perfekte Vorbereitung – die 36 gestellt, den 13. Dart versenkte er in der Double-18, damit war der Ausgleich da, 4:4. Im neunten Leg nahm „Cool Hand, Luke“ beim vierten Gang ans Oche die 170 heraus, aber auch wenn dies nicht der „Big Fish“ war, so war es doch ein beeindruckender Set-up-Shot, mit dem er sich 40 Restpunkte aufbereitete. Den 13. Pfeil tauchte er in die einfache 20 ein und den 14. in die Double-10, somit hatte er neuerlich das Break gelandet und die Führung wieder übernommen, 5:4. Die hartnäckigen Kämpferqualitäten des Nathan Aspinall sind zwischenzeitlich ja hinlänglich bekannt und so war er im zehnten Durchgang abermals zur Stelle: 140 – 180 – 105 – 76, es war der 12-Darter zum sofortigen Re-Break, 5:5. Nathan Aspinall begann den Decider auch, streute dann aber zu viele Aussetzer ein, während sein Gegner nicht nur konsequent zu Ende spielte, sondern auch mit dem 13-Darter, inklusive herausragendem Set-up-Shot, aufwarten konnte: 115 – 97 – 100 – 177 – 12, 6:5. Luke Humphries (Average 106,73) war die Revanche gelungen, Nathan Aspinall mit 101,18 im Schnitt. Somit zog nach dem Weltranglistenzweiten nun auch der Weltranglistenerste ins Finale ein.
Luke Humphries | 6:5 | Nathan Aspinall |
106,73 | Average | 101,18 |
2 | 180s | 5 |
54 | High-Finish | 142 |
0 | 100+ Checkouts | 1 |
43% | Finishing | 45% |
Luke versus Luke – fast schon ein Klassiker, in jedem Fall ein Traumfinale
Bei dieser Paarung hätte man eigentlich ein extrem spannendes Match erwarten dürfen, stattdessen wurde es eine weitere Machtdemonstration des jüngeren der beiden Engländer namens Luke. Bei Luke Humphries hatte man das Gefühl, dass nach dem hochklassigen Kampf auf Augenhöhe in der Runde zuvor, die Energiereserven aufgebraucht waren, vor allem aber wusste er seine wenigen Chancen auf Doppel nicht zu nutzen, was gegen Luke Littler immer ein gewaltiges Manko ist. Im ersten Durchgang hatte der amtierende Weltmeister zwei Möglichkeiten auf Tops liegen gelassen, daraus konnte Luke Humphries keinen Profit schlagen, er verpasste das Bullseye-Finish. Daraufhin versenkte Luke Littler seinen fünften Versuch auf Doppel (und den insgesamt 15. Pfeil in diesem Leg) in der Double-10 und nahm sein begonnenes Leg halt doch noch an sich, 1:0. Ebenfalls nur 15 Würfe benötigte Luke Littler in Durchgang Zwei, da hatte er das 2:0 für sich verbucht. Im dritten Leg schaffte es Luke Humphries nicht, 68 verbliebene Zähler mit drei Versuchen zu tilgen, er entledigte sich gerade mal der Hälfte der Punkte und parkte auf der 34. Gegenüber hatte sich Luke Littler mit der 133 die 40 gestellt, die war mit dem nächsten Gang ans Oche ebenfalls Geschichte. Drittes Spiel und zum dritten Mal an diesem Abend war Luke Littler mit 3:0 in Führung gegangen. Und ebenso wie in seinem Auftaktmatch gelang dem aktuellen Premier League Champion auch hier das 4:0, bevor Luke Humphries im fünften Durchgang – mit einigem Glück – zumindest den Ehrentreffer landen konnte, 1:4. Im sechsten Leg ließ Luke Humphries einmal mehr zwei Möglichkeiten auf ein Doppelsegment aus, wohingegen Luke Littler zwar das 108er-Finish durch die Lappen ging, doch mit der anschließenden Aufnahme traf er die Double-20 und schon hieß es 5:1. Und den siebten Durchgang beendete Luke Littler nicht nur mit dem zielstrebigen 15-Darter, sondern obendrein in Style, zum Abschluss nahm er noch das einzige High Finish dieser Partie heraus. Der Vergleich im Hinblick auf das jeweils höchste Finish der beiden Protagonisten, spiegelt den Matchverlauf auch einigermaßen deutlich wieder: Luke Littler hatte zum Schluss die 106 (20, T18, D16) gelöscht, während das einzige und somit höchste Checkout von Luke Humphries aus gerade mal acht Punkten bestand.
Luke Littler | 6:1 | Luke Humphries |
93,62 | Average | 92,31 |
1 | 180s | 3 |
106 | High-Finish | 8 |
1 | 100+ Checkouts | 0 |
40% | Finishing | 10% |
Luke Littler konnte somit am achten Spieltag den zweiten Tagessieg in Folge einholen, insgesamt war es bereits sein vierter in der laufenden Premier League Saison, womit er seine Tabellenführung auf 26 Zähler ausbaute. Mit großer Vorfreude wartet Darts-Deutschland nun auf Spieltag Neun, denn der findet nächsten Donnerstag in der Uber Arena in Berlin statt. Gute Nacht and Always Look on the Bright Side of the Flight!
Viertelfinals | Halbfinals | Finale | |||
Best of 11 | Best of 11 | Best of 11 | |||
6 | L.Littler | ||||
0 | S.Bunting | 6 | L.Littler | ||
2 | G.Price | 3 | R.Cross | ||
6 | R.Cross | 6 | L.Littler | ||
6 | L.Humphries | 1 | L.Humphries | ||
3 | C.Dobey | 6 | L.Humphries | ||
5 | M.v.Gerwen | 5 | N.Aspinall | ||
6 | N.Aspinall |
Fotos © PDC @ Darts1