Premier League 2025: Mit dem „Big Fish“ an der Angel zum sechsten Tagessieg
Drei Kandidaten hatten ihren Startplatz in London schon zu einhundert Prozent sicher, ein freies Ticket war noch zu vergeben. Dass sich Position Vier leicht als Schleudersitz erweisen kann, musste Michael van Gerwen letzte Woche im schottischen Aberdeen zur Kenntnis nehmen. Nicht nur, dass er ohne Punkteausbeute blieb, weil er bereits sein Auftaktmatch verlor, obendrein hatte er diese Auseinandersetzung gegen Nathan Aspinall abgegeben, seinen ärgsten Konkurrenten um den letztverbliebenen offenen Play-off-Platz. Und weil Nathan Aspinall nicht nur das Viertelfinale gegen einen extrem schwächelnden Michael van Gerwen für sich entschieden hatte, sondern danach auch noch Stephen Bunting dominierte und im abschließenden Finale Chris Dobey bügelte, sicherte sich „The Asp“ die maximal möglichen fünf Zähler und errichtete sich somit in der Tabelle einen relativ komfortablen Vier-Punkte-Vorsprung. Das bedeutete für Michael van Gerwen, dass sich der siebenfache Premier League-Rekordchampion am heutigen 16. Spieltag nurmehr eine Devise zu Eigen machten konnte und die lautete: letzte Ausfahrt Tagessieg. Ohne die volle Punktzahl rückten die Play-offs für den Niederländer in unerreichbare Ferne, während Nathan Aspinall ein einziger Sieg genügte, um für den 29. Mai gebucht zu sein. Ganz ohne jeglichen Druck konnten hingegen Luke Littler, Luke Humphries und Gerwyn Price den letzten Abend vor dem großen Showdown in der O2 Arena angehen, sie hatten sich schon vorzeitig – die einen früher, der andere später, – für die Play-off-Teilnahme qualifiziert. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass Luke Humphries letzte Woche sein Viertelfinalmatch gegen Luke Littler und Gerwyn Price seine Auftaktbegegnung gegen Stephen Bunting verloren hatte. Luke Littler musste erst im Halbfinale gegen Chris Dobey die Segel streichen, aber auch das machte in Punkto Tabellenstand nicht den geringsten Unterschied aus.
Der letzte reguläre PL-Spieltag fand in Sheffield statt, der Stadt in der englischen Grafschaft South Yorkshire, die eine lange und äußerst wichtige Sporttradition pflegt. Hier erlebt beispielsweise eine andere in Großbritannien höchst populäre Sportveranstaltung jedes Jahr ihren absoluten Höhepunkt: im legendären Crucible Theatre von Sheffield endet Anfang Mai alljährlich die Snooker-Saison. Vor wenigen Wochen konnte sich dabei zum ersten Mal ein Vertreter aus Asien, (zudem erstmals ein Spieler, der zum Zeitpunkt des WM-Finales aus diversen Gründen offiziell Amateurstatus hatte), zum Weltmeister krönen. Für alle, die`s wissen möchten: Der erste Snooker Weltmeister aus Asien heißt Zhao Xintong, ist 28 Jahre jung und kommt aus China. Der 16. Premier League Darts Spieltag fand natürlich nicht im Crucible Theatre von Sheffield statt, sondern in der Utilita Arena. Und dort hieß es heute Abend „Crunch Time“, vor allem für zwei Protagonisten: Michael van Gerwen und Nathan Aspinall – einer von beiden würde am Ende des Tages einigen Grund zum Feiern haben, während der andere naturgemäß den Kürzeren ziehen sollte, denn im „London-Express“ war nurmehr ein Platz frei. Die beiden waren in der zweiten Partie des Abends an der Reihe, während Luke Littler und Stephen Bunting den Anfang machten.
Der Ausnahmespieler mit dem unstillbaren Hunger nach neuen Rekorden
Das Ausbullen hatte Luke Littler gewonnen und er zeigte seinem Gegner von Anbeginn, wo die Messlatte heute Abend hing. Schon im ersten Durchgang war Luke Littler mit dem 12-Darter zur Stelle: 140 – 180 – 85 – 96, wobei er beim 96er-Finish den ersten Dart in die einfache 20 bugsierte und anschließend gleich zwei Pfeile in der Double-19 unterbrachte, 1:0. Lediglich drei Pfeile mehr benötigte Luke Littler für das Break in Leg Zwei, hier kam ihm zugute, dass er beim fünften Gang ans Oche passenderweise das High Finish, 101 (20, T17, D15) zur Hand hatte, 2:0. Einen weiteren 15-Darter mitsamt High Finish, 107 (T5, T20, D16) ließ Luke Littler im dritten Leg folgen, sodass er seine Führung auf 3:0 ausbaute. Ebenfalls nur 15 Würfe brauchte Stephen Bunting im vierten Durchgang, damit hatte er allerdings nur seinen Anwurf gehalten und das zum ersten Mal an diesem Abend, 1:3. Das sollte auch sein einziger Leggewinn in diesem Viertelfinale bleiben, denn schon im darauffolgenden Durchgang packte Luke Littler den 11-Darter aus: 140 – 135 – 180 – 46, und erhöhte auf 4:1. Gerade mal 13 Würfe brauchte der 18-Jährige, um in Leg Sechs das nächste Break einzufahren: 93 – 134 – 140 – 94 – 40, schon stand es 5:1. Und im siebten Durchgang war es abermals der 12-Darter, inklusive High Finish: 134 – 140 – 100 – 127 (T20, T17, D8), der Luke Littler zum 6:1-Sieg gereichte. Hier lohnte sich definitiv der Blick auf die Statistiken: Luke Littler hatte nicht nur einen fabelhaften Average von 114,37 ans Oche gehämmert, sondern obendrein eine Checkout-Quote von 100%. Sechs Versuche auf Doppel, alle sechs hatte er im anvisierten Ziel versenkt. Stephen Bunting (Average 94,14) war zwar, was den reinen Statistikwert betraf, ebenfalls gut dabei, immerhin hatte er hier 50% vorzuweisen, aber hier trügt natürlich der Schein. Denn von den sieben ausgespielten Legs, war Stephen Bunting in sechs Durchgängen nicht einmal in Sichtweite eines Doppelfeldes. Lediglich im vierten Durchgang, dem Leg, das er gewonnen hat, bekam er die Gelegenheit zum Checkout, der zweite Versuch glückte, daher die 50% Erfolgsquote in dieser Kategorie.
Luke Littler | 6:1 | Stephen Bunting |
114,37 | Average | 94,14 |
2 | 180s | 2 |
127 | High-Finish | 46 |
3 | 100+ Checkouts | 0 |
100% | Finishing | 50% |
Wer darf als vierter Mann nach London reisen und wer muss zuhause bleiben?
Es folgte die Partie, die die Entscheidung bringen sollte, wer die Play-offs komplettieren würde und zwar im direkten Vergleich zwischen den Aspiranten, Michael van Gerwen und Nathan Aspinall – beide Spieler hatten es immer noch in der eigenen Hand, die Entscheidung selbst herbeizuführen. Michael van Gerwen hatte im Vorfeld zugegeben, dass es ihn schmerzen würde, in der Position zu sein, in der er sich aktuell befände, dennoch zeigte er sich zuversichtlich und wollte sein Bestes geben, um die Wende noch zu schaffen. Zudem unterstrich er, dass er weiterhin motiviert sei und an sich glaube: „Ich liebe das Spiel immer noch, ich mag immer noch, was ich tue. Ich bin ein Gewinner, kein Verlierer, und wenn man nicht seine volle Leistung bringt, muss es natürlich schmerzen, denn sonst wäre das kein gutes Signal.“ Auf die heutige Ausgangslage angesprochen, zeigte sich der Niederländer moralisch korrekt, sachlich und ebenso desillusioniert hinsichtlich seiner eigenen Leistungen. Denn rückblickend auf den Verlauf der Premier League Saison hatte er einfach zu wenig aus seinen Chancen gemacht und dessen war sich „MvG“ auch vollauf bewusst: „Es ist eine Must-Win-Situation. Ich kann mir keine Fehler mehr erlauben. Wir müssen aber auch realistisch sein, ich werde es nicht erst am letzten Tag verlieren. Ich habe schon von Beginn an zu viele Fehler gemacht, damit bringt man sich in eine sehr schwierige Lage. Eine unglaublich schwierige Position. Ich hätte es mir selbst ein bisschen leichter machen können.“ Nathan Aspinall strotzte hingegen vor Selbstvertrauen, er war sich sicher, dass er den Platz in den Play-offs, nach den letzten zwei für ihn äußerst erfolgreichen Monaten, kaum noch verlieren konnte.
Nathan Aspinall hatte das Ausbullen für sich entschieden und auch den ersten Durchgang ließ er sich nicht entgehen. Hilfreich war dabei natürlich, dass er mit dem 100er-Finish (T20, D20) aufwarten konnte, schon stand es 1:0. Im zweiten Leg förderte Nathan Aspinall den 13-Darter zutage, das 157er-Finish scheiterte zwar schon mit dem ersten Versuch, aber er machte aus der Not eine Tugend und münzte die Aufnahme zumindest noch zur optimalen Vorbereitung um: 59 – 180 – 105 – 137 – 20. Es war das Break zum 2:0, doch Michael van Gerwen hielt im dritten Durchgang die passende Antwort bereit. Mit 14 Treffern gelang ihm postwendend das Re-Break, so verkürzte er auf 1:2. Damit war die Breakserie jedoch noch nicht beendet, auch Nathan Aspinall genügten im vierten Leg 14 Würfe, in die er – Dank zwei Pfeilen in der Triple-18 – abermals den idealen Set-up-Shot (128) eingepflegt hatte, somit war der zwei-Punkte-Vorsprung wieder hergestellt, 3:1. Im fünften Durchgang schüttelte Nathan Aspinall den 12-Darter, mitsamt High Finish, aus dem Ärmel: 180 – 140 – 57 – 124 (T20, T16, D8) und erhöhte auf 4:1. Michael van Gerwen, äußerlich immer noch sehr gelassen, profitierte im sechsten Durchgang davon, dass sein Gegner eine kurzzeitige Schaffenspause einlegte und kaum den Weg in die Triple-Felder fand. Obgleich der Niederländer zweimal ans Oche zurückkehren musste, landete der fünfte Versuch schlussendlich doch noch im „Madhouse“. Wo auch sonst? Es passte irgendwie zu der verfahren wirkenden Performance des dreifachen Weltmeisters. 2:4, dennoch hatte man nicht den Eindruck, als wenn Michael van Gerwen hier noch die große Kehrtwende einleiten könnte, zu zähflüssig war er bei seinen beiden bisherigen Leggewinnen über die Ziellinie gestolpert. Hingegen hatte der Auftrieb Nathan Aspinall angespornt, er wirkte energiegeladen, voller Selbstvertrauen und Elan. Beleg dafür war nicht zuletzt der siebte Durchgang, in welchem der Engländer einen weiteren 12-Darter und das nächste High Finish zur Hand hatte: 125 – 140 – 123 – 113 (T20, 13, D20), 5:2. Und auch im achten Leg war Michael van Gerwen noch nicht in Reichweite, so gewährte er Nathan Aspinall hinreichend Zeit, den 6:2-Erfolg unter Dach und Fach zu bringen. Damit war die letzte Frage geklärt: Nathan Aspinall hatte seine Play-off-Teilnahme sichergestellt und die Antwort mit einem Ausrufezeichen versehen. Michael van Gerwen hatte (im Average mit zehn Punkten weniger als sein Gegner) auch heute einen eher kläglichen Auftritt abgeliefert, aber selbstverständlich stimmte die These, die er vor Beginn des Abends aufgestellt hatte: er hat seinen Startplatz in der O2 Arena nicht erst heute Abend verspielt, sondern viel früher.
Nathan Aspinall | 6:2 | Michael van Gerwen |
98,72 | Average | 88,72 |
3 | 180s | 2 |
124 | High-Finish | 49 |
3 | 100+ Checkouts | 0 |
60% | Finishing | 22% |
Noch hatte Rob Cross die Hoffnung, wenigstens ein Wörtchen um den ersten Tagessieg mitzureden, doch war diese auch berechtigt?
Im Anschluss trafen Luke Humphries und Rob Cross aufeinander. Für Luke Humphries ging es darum, die Basis für seinen vierten Tageserfolg zu schaffen, Rob Cross hatte in der laufenden PL-Ausgabe noch keinen einzigen Tagessieg erringen können. Rob Cross hatte das Ausbullen gewonnen, begann das Match auch gleich mit der 180, ließ dann aber mit der nächsten Aufnahme eine magere 21 folgen und gleich dahinter noch eine 38. Erst beim vierten Gang ans Oche traf er wieder in die Dreifach-Segmente, und – wenn schon, denn schon, – zum zweiten Mal innerhalb eines Legs pumpte er die Triple-20 vollständig auf, d.h. hier lieferte er das zweite Maximum ab. Übrig blieben 82 Zähler, den insgesamt 13. Pfeil manövrierte er in die einfache Acht, den 14. in die Triple-18 und den 15. in die Double-10. Luke Humphries parkte noch auf der 180, da zog Rob Cross bereits seine Leggewinn-Darts aus dem Board, 1:0. Im zweiten Durchgang war Rob Cross mit dem 13-Darter zur Stelle: 132 – 100 – 140 – 93 – 36, und nahm seinem Gegner den Anwurf ab, 2:0. Doch im dritten Leg ließ Luke Humphries die zwischendurch zahlreich eingestreuten Aussetzer seines Kontrahenten nicht mehr ungestraft, trotz einiger sehenswerter Treffer, u.a. ins Bullseye, war Rob Cross hier einfach zu langsam. Obgleich „Cool Hand, Luke“ selbst fünf Versuche auf Doppel brauchte, holte er sich hier prompt das Re-Break, 1:2. 15 Treffer später hatte Luke Humphries das zuvor erzielte Break bestätigt und den Ausgleich hergestellt, 2:2. Im dritten Durchgang waren beide recht zügig zugange, aber Luke Humphries zauberte eben den 11-Darter aus dem Hut: 85 – 140 – 180 – 96, mit dem neuerlichen Break übernahm er zum ersten Mal an diesem Abend die Führung, 3:2. Auch im sechsten Leg ließ Luke Humphries nichts anbrennen, bestätigte das Break und baute seinen Vorsprung aus, 4:2. Rob Cross bäumte sich im siebten Durchgang nochmal auf, der Gegner hatte sich mit der 140 als Set-up-Shot zwar schon in Lauerstellung gebracht, aber mithilfe von 15 wohlplatzierten Würfen sicherte sich Rob Cross gerade noch rechtzeitig das 3:4. Ebenfalls nur 15 Pfeile brauchte Luke Humphries, um im achten Leg das 5:3 einzufahren, bevor Rob Cross in Durchgang Neun mit der identisch gleichen Wurfanzahl ein weiteres Mal verkürzte, 4:5. Im Endspurt des zehnten Legs stand Luke Humphries nach drei Aufnahmen auf der Restforderung von 121 Zählern, Rob Cross hatte noch die 144 vor der Brust. Luke Humphries war an der Reihe und traf mit dem insgesamt zehnten Pfeil in die Triple-20. Der elfte Wurf hätte im Single Bull einschlagen sollen, verirrte sich aber tatsächlich ins mittige 50er-Segment. Nie war ein Bullseye-Treffer unwillkommener, denn der ließ elf Punkte Rest stehen, angedacht war die 36 als Ausgangsstellung für die Double-18. Elf Punkte sind mit einem Dart nicht zu löschen, daher subtrahierte Luke Humphries nochmal drei Zähler, etwas anderes blieb ihm auch kaum übrig. Aber Rob Cross konnte daraus kein Kapital schlagen, er versenkte alle drei Versuche gerade mal in der einfachen 18. Daraus resultierten 54 eliminierte Punkte, nichts zum Angeben. Luke Humphries durfte ein weiteres Mal ans Oche zurückkehren, verschleuderte zunächst nochmal zwei Würfe, aber den alles in allem 15. Pfeil tauchte er in die Double-2 ein, damit war der 6:4-Sieg gefestigt.
Luke Humphries | 6:4 | Rob Cross |
97,41 | Average | 95,91 |
3 | 180s | 3 |
96 | High-Finish | 82 |
0 | 100+ Checkouts | 0 |
38% | Finishing | 80% |
Das ultimativ letzte Viertelfinale der Premier League Saison 2025, in welchem „Hollywood“ das hollywoodreife Comeback gelingt
Zum Abschluss der Viertelfinals standen sich Gerwyn Price und Chris Dobey gegenüber. Chris Dobey hatte den ersten Anwurf, aber Gerwyn Price legte einen furiosen Start hin. Mit 14 Treffern im ersten Durchgang nahm er dem Gegner das begonnene Leg ab und ging mit 1:0 in Front. Im zweiten Durchgang hatte Gerwyn Price den 12-Darter (mitsamt High Finish) im Köcher: 95 – 140 – 134 – 132, wobei er das 132er-Finish in imposanter Manier mit Treffern im Single-Bull, in der Triple-19 und im Bullseye herausnahm, 2:0. Lediglich einen Wurf mehr benötigte der „Iceman“ im dritten Leg, auch hier wusste er überdies mit dem gekonnten Set-up-Shot zu beeindrucken: 93 – 100 – 132 – 136 – 40, 3:0. Und in Durchgang Vier wäre ihm mit der vierten Aufnahme beinah noch das 164er-Finish gelungen, aber nachdem er bereits die Triple-20 und die Triple-18 erfolgreich abgearbeitet hatte, kratzte der nächste Pfeil nur den Außendraht des Bullseye. Da Chris Dobey zu diesem Zeitpunkt noch auf der 256 verweilte, würde Gerwyn Price jedoch in jedem Fall noch eine weitere Gelegenheit bekommen, die verbliebene 25 zu tilgen. Chris Dobey holte das Maximum aus seiner Aufnahme heraus, sprich er löschte 180 Punkte, 76 Rest blieben übrig. Gerwyn Price war wieder dran, den insgesamt 15. Pfeil versenkte er in der Double-6, schon hieß es 4:0. Erst im fünften Durchgang grätschte Chris Dobey effektiv dazwischen. Zwar verpasste er hier das 127er-Finish, weil auch er am Bullseye haarscharf vorbeischrammte, 25 Zähler blieben stehen. Aber diesmal war es Gerwyn Price, der noch auf der 184 verweilte, sodass Chris Dobey eine Rückkehr ans Oche gewährleistet war. Auch bei Chris Dobey war es der 15. Pfeil, mit dem er letztendlich seinen Anwurf hielt, nun war er ebenfalls auf der Leganzeigentafel angekommen, 1:4. Relativ unspektakulär brachte Gerwyn Price im sechsten Durchgang sein begonnenes Leg nach Hause, 5:1. Mit zwei Maxima konnte Chris Dobey im siebten Durchgang aufwarten, die hatte er in einen 12-Darter integriert: 85 – 180 – 180 – 56, was ihm das 2:5 bescherte. Und im darauffolgenden Leg hatte der Engländer gar den exzellenten 11-Darter parat: 135 – 180 – 140 – 46, der verhalf ihm zum Break und zum 3:5. Auch im neunten Durchgang ließ sich Chris Dobey nicht die Butter vom Brot nehmen, hier genügten ihm 13 Pfeile, inklusive optimaler Vorbereitung: 140 – 55 – 164 – 126 – 16, schon war der Anschluss hergestellt, 4:5. Das zehnte Leg räumte Chris Dobey mit 14 Würfen ab, wobei auch das 100er-Finish (T20, D20) im Preis inbegriffen war, 5:5. Einen 0:4- und 1:5-Rückstand hatte „Hollywood“ in den Ausgleich umgewandelt und damit die volle Distanz erzwungen. Chris Dobey genoss im Decider den Vorteil des Anwurfs, verpasste im Endspurt aber zunächst zwei Versuche auf Tops. Beim Stand von 97 Restpunkten navigierte er seinen ersten Pfeil in die Triple-19, zwei weitere setzte er jedoch ins Aus. Gerwyn Price sah sich zu diesem Zeitpunkt mit der 87 konfrontiert, lenkte einen Dart in die Triple-17, verschleuderte den nächsten dann aber in die einfache 18. Eine Möglichkeit hatte er noch, der Waliser visierte die Double-9 an, traf aber auch hier nur ins einfache Segment. Chris Dobey war wieder an der Reihe, auch er nagelte seinen insgesamt 13. Pfeil nur in die einfache 20, aber der 14. schlug in der Double-10 ein. Damit hatte der Spieler aus Bedlington, Northumberland, der in neun Tagen 35 Jahre jung wird, sein fulminantes Comeback gekrönt und den 6:5-Sieg in trockene Tücher gebracht. Beide mit einem Average jenseits der 100er-Marke, Gerwyn Price mit 103,96 und Chris Dobey gar mit 108,91 im Schnitt.
Chris Dobey | 6:5 | Gerwyn Price |
108,91 | Average | 103,96 |
8 | 180s | 1 |
100 | High-Finish | 132 |
1 | 100+ Checkouts | 1 |
40% | Finishing | 36% |
Den Startplatz in London hatte Nathan Aspinall sicher, würde er hier auch noch den Einzug ins heutige Finale schaffen?
Das erste Halbfinale bestritten Luke Littler und Nathan Aspinall. Luke Littler hatte das Ausbullen für sich entschieden und auch im ersten Durchgang ließ er keine Fragen offen: 97 – 100 – 140 – 140 – 24, der 13-Darter gereichte ihm zum 1:0. Ungefährdet hielt auch Nathan Aspinall seinen Anwurf in Leg Zwei und glich aus, 1:1. 14 Würfe genügten Luke Littler im darauffolgenden Leg, um erneut die Führung zu übernehmen, 2:1. Beim Stand von 32 Restpunkten, ließ Nathan Aspinall im vierten Durchgang zwei Checkout-Gelegenheiten liegen, das bestrafte der Gegner mit dem Break zum 3:1. Im fünften Leg hatte sich Nathan Aspinall den „Big Fish“ aufbereitet, doch er kam erst gar nicht dazu, die Angelschnur auszuwerfen. Denn auf der anderen Seite manövrierte Luke Littler seinen 13. Pfeil in die Triple-19, den 14. in die einfache 13 und den 15. in die Double-20, da hieß es bereits 4:1. Nathan Aspinall gelang es im sechsten Leg, zu kontern, 4:2, bevor er auch in Durchgang Sieben etliche effektive Treffer zu landen vermochte. Mit zwei Würfen fegte er das 93er-Finish vom Board, wobei er den insgesamt 13. Dart in der Triple-19 und den 14. in der Double-18 versenkte, schon hatte er auf 3:4 verkürzt. Damit hatte er seinem Gegenüber den Anwurf abgenommen und jenes Break bestätigte „The Asp“ im nächsten Durchgang. Auch hier brauchte der 33-Jährige aus Stockport nicht mehr als 14 Würfe, plötzlich stand das 4:4 fest. Dezent und unauffällig hatte Nathan Aspinall nach dem 1:4-Rückstand den Ausgleich hergestellt. Doch ab hier war für Luke Littler Schluss mit lustig. Er startete mit der 180 ins neunte Leg, ließ dem zwar ein paar schwächere Aufnahmen folgen, doch beim fünften Gang ans Oche packte er das nächste High Finish, 128 (T18, T18, D10) aus und den Leggewinn ein, 5:4. Den zehnten Durchgang begann Luke Littler mit sechs perfekten Darts und auch wenn es schlussendlich „nur“ der 13-Darter wurde: 180 – 180 – 50 – 51 – 40, das Break war es allemal, womit er auch den 6:4-Erfolg in der Tasche hatte.
Luke Littler | 6:4 | Nathan Aspinall |
98,42 | Average | 96,42 |
3 | 180s | 2 |
128 | High-Finish | 93 |
2 | 100+ Checkouts | 0 |
86% | Finishing | 40% |
Der nächste Luke macht sich zum Start für ein mögliches Traumfinale bereit
Daraufhin folgte die zweite Halbfinalpartie: Luke Humphries versus Chris Dobey. Chris Dobey hatte das Ausbullen gewonnen und sicherte sich auch den ersten Durchgang. Hierfür genügten ihm 15 Würfe, wobei er vor allem durch das nervenstarke High Finish, 114 (T19, 17, D20) zu beeindrucken verstand, 1:0. Im zweiten Leg hatte sich Luke Humphries mit der 140 die Restforderung von 40 Zählern aufbereitet, diese beglich er bei der nächsten Aufnahme mit dem 14. Pfeil und es stand 1:1. Der Weltranglistenerste präsentierte im dritten Durchgang den imposanten 12-Darter mitsamt Bullseye-Finish: 140 – 180 – 95 – 86 (18, 18, 50), damit tütete er auch das Break zum 2:1 ein. Den „Big Fish“ stellte sich Luke Humphries auf der Zielgeraden des vierten Legs, aber nach zwei Treffern in der Triple-20, verpasste er um Haaresbreite das Bullseye, da passte tatsächlich kein Blatt mehr zwischen Pfeil und Außendraht. Aber auch die verbliebene 25 wurde Luke Humphries noch quitt, abermals hatte er hier nicht mehr als 14 Würfe benötigt, um auf 3:1 zu erhöhen. 15 Treffer später stand es 4:1 für den Tabellenzweiten, der – das war unwiderlegbar klar – den 16. Spieltag auch auf dieser Position beschließen würde. Chris Dobey hatte in jenem fünften Durchgang durchaus seine Chancen, aber nachdem er zuvor, beim Stand von 81 Restzählern, schon das Bullseye-Finish verpasst hatte, wollte es ihm anschließend auch partout nicht gelingen, die verbliebenen 25 Punkte mit drei Versuchen loszuwerden. Trotzdem schaffte er es im nächsten Leg, sich nochmal wirkungsvoll zur Wehr zu setzen, hier war er mit dem 13-Darter zur Stelle: 140 – 140 – 91 – 90 – 40, 2:4. Manch einer mag sich in diesem Augenblick an das Viertelfinalmatch von Chris Dobey erinnert haben, als dieser einen 0:4- bzw. einen 1:5-Rückstand gegen Gerwyn Price noch gedreht hat, aber Luke Humphries erstickte die stillen Hoffnungen seines unaufgeregten Gegenübers im Keim. „Cool Hand, Luke“ hielt im siebten Durchgang 15 treffsicher untergebrachte Würfe parat und erhöhte auf 5:2, bevor er im achten Leg mit dem 13-Darter den Deckel aufs Match draufmachte: 100 – 83 – 180 – 98 - 40, 6:2. In diesem Duell hatte Luke Humphries einen Drei-Dart-Average von 106,04 zustande gebracht, während Chris Dobey mit 98,18 im Schnitt chancenlos blieb.
Luke Humphries | 6:2 | Chris Dobey |
106,04 | Average | 98,18 |
3 | 180s | 2 |
86 | High-Finish | 114 |
0 | 100+ Checkouts | 1 |
60% | Finishing | 29% |
Luke versus Luke – fast schon ein Klassiker
Die Finalpaarung lautete demzufolge einmal mehr Luke Humphries gegen Luke Littler. Würde Luke Littler hier den rekordträchtigen sechsten PL-Miniturniersieg einfahren und somit exakt doppelt so viele Tageserfolge aufweisen wie der zweitplatzierte Verfolger oder konnte Luke Humphries zum vierten Mal in dieser Saison triumphieren?
Luke Humphries hatte das Ausbullen gewonnen, doch sein Kontrahent nahm ihm gleich im ersten Leg mit 15 Würfen den Anwurf ab und ging mit 1:0 vorneweg. Im zweiten Durchgang benötigte Luke Littler gerade mal einen Pfeil mehr, um das eben erzielte Break abzusichern, schon stand es 2:0. Dabei hatte der aktuelle Premier League Champion das 114er-Finish ganz knapp liegen gelassen, aber auch die verbliebene 20 wischte er anschließend mühelos vom Board. Im dritten Durchgang verstand es Luke Humphries zu kontern, mit 14 Treffern holte er sich das 1:2. Ein etwas kurioseres Leg zeigte der Weltmeister von 2024 im vierten Durchgang, hier hatte er sich – mithilfe seiner zweiten 180 in dieser Partie – das „Shanghai Finish“ aufbereitet. Beim nächsten Gang ans Oche traf er dann mit dem zweiten und auch mit dem dritten Pfeil in die Double-20, was geradezu ideal gewesen wäre, wenn er denn auch den ersten Dart in besagtes Doppel gesetzt hätte. Jenen ersten Wurf hatte er aber de facto in die Triple-20 befördert. Somit hätte er entweder zuerst noch die einfache 20 ausradieren müssen und danach die Double-20 oder – da er ja nun schon mal die Double-20 erledigt hatte, den dritten Pfeil in die Double-10 leiten müssen. So aber war`s das falsche Doppel und die einzig mögliche Antwort lautete: „No Score!“ Es war ersichtlich, dass er sich hier verrechnet hatte, beide Spieler amüsierten sich königlich über den Fauxpas. Da es Luke Littler jedoch ebenfalls nicht vermochte, den Restbetrag von 91 Zählern zu begleichen, bekam Luke Humphries eine weitere Möglichkeit. Diesmal nutzte er seine Chance und räumte das „Shanghai Finish“ (20, T20, D20) auf herkömmliche Weise aus dem Weg. Somit hatte er das Break doch noch geschafft und wieder ausgeglichen, 2:2. Doch Luke Littler revanchierte sich im fünften Durchgang mit dem umgehenden Re-Break, hierfür packte er den 13-Darter aus: 180 – 95 – 125 – 91 – 10, 3:2. Nur zwei Würfe mehr brauchte der amtierende Weltmeister in Durchgang Sechs, diese hatte er ferner mit dem fantastischen High Finish, 155 (T20, T19, D19) garniert, 4:2. Dank eines bemerkenswerten 12-Darters im siebten Leg hielt Luke Littler dann nochmal einen besonderen Augenschmaus parat. Bei der ersten Aufnahme löschte er die 101, dann die 97 und anschließend die 133. Wobei es bei seinem dritten Gang ans Oche tatsächlich so aussah, als würde Luke Littler – beim Ausgangspunkt von 303 Rest – nach zwei Treffern in der Triple-19, bewusst die einfache 19 wählen, um auf der prestigeträchtigen 170 zu landen. Es wirkte fast ein wenig wie exquisites Taktieren, denn auch sein Gegenüber befand sich zu diesem Zeitpunkt auf demselben Restbetrag. Ganz nach dem Motto: Wenn du den „Big Fish“ nicht herausziehst, dann bringe ich dir das Angeln bei. Und tatsächlich traf das vorhersehbar Unvorhersehbare ein! Luke Humphries erwischte zwar zweimal die Triple-19, was ihm aber nicht allzu viel einbrachte, vor allem weil er zuvor einen Wurf verbrannt hatte, den er in die einfache 20 bugsierte – summa summarum ergab das 134 gelöschte Punkte. Nun versuchte Luke Littler sein Anglerglück, er ist halt der Gourmet unter den Protagonisten und wollte den „Big Fish“ daher unbedingt auftischen. Und natürlich bereitete es doppelt so viel Freude, jetzt selbst die 170 herauszunehmen, nachdem der Weltranglistenerste vorher gepatzt hatte. Die ersten zwei Versuche versenkte Luke Littler problemlos in der Triple-20 und den dritten lenkte er geschmeidig ins Bullseye. Damit war die 170 Geschichte und Luke Littler die Genugtuung anzusehen. Verdientermaßen zufrieden genoss er die Begeisterung des Saales, das dazugehörige Posieren in der angedeuteten Angelbewegung machte ihm sichtlich Spaß. 101 – 97 – 133 – 170, erneut hatte Luke Littler seinem Gegner den Anwurf abgenommen und seinen Vorsprung auf 5:2 ausgebaut. Nur im achten Durchgang passierte dem 18-jährigen Ausnahmetalent ein kleineres Missgeschick. Beim Stand von 65 Restpunkten zielte er auf das Single Bull, traf aber zunächst das Bullseye. Noch war kein Unglück geschehen, denn 15 verbliebene Zähler ließen sich mit zwei Pfeilen sehr wohl vom Board putzen. Also subtrahierte Luke Littler erstmal weitere drei Punkte, um dann die Double-6 anzuvisieren. Aber statt ins erklärte Ziel verirrte sich der Dart in die Double-13 – „No Score!“ Auf der anderen Seite hatte Luke Humphries kurz davor das 124er-Finish verpasst, weil ihm der Versuch auf die Double-11 missglückt war, nun bekam er eine weitere Gelegenheit. Den vierten Versuch, alles in allem war es der 15. Wurf, brachte er schließlich in der Double-11 unter, womit Luke Humphries nochmal auf 3:5 verkürzte. Beide Akteure taten sich im abschließenden neunten Leg wesentlich schwerer als üblich, nur wenige Pfeile fanden den Weg in ein Triple-Feld. Doch als es um die Schlusskurve und auf die Zielgerade ging, landete Luke Littler auf der verbliebenen Route 66, die er mit Treffern in der Triple-14, in der einfachen Zwölf und in der Double-6 hinter sich ließ. Damit hatte er den 6:3-Erfolg besiegelt und den sechsten Tagessieg eingetütet.
Luke Littler | 6:3 | Luke Humphries |
96,99 | Average | 92,93 |
2 | 180s | 3 |
170 | High-Finish | 120 |
2 | 100+ Checkouts | 1 |
55% | Finishing | 38% |
Das war ein würdiger Abschluss für den Tabellenführenden, nächste Woche geht es nach London in die O2 Arena, wo die vier Top-Platzierten um den Premier League Titel 2025 kämpfen werden. Bis dahin: Always Look on the Bright Side of the Flight!
Fotos © PDC @ Darts1