Premier League 2025: Der Neun-Darter und andere spektakuläre Highlights befeuern die beginnende Crunch Time
Mitte Juni werden sie in Frankfurt versuchen, als Partner gemeinsam – sozusagen als „Team Luke“ – den World Cup of Darts zu holen, letzte Woche in Leeds waren sie hingegen erbitterte Gegner im Kampf um den Tagessieg. Luke Humphries und Luke Littler trafen am 14. Spieltag im Finale aufeinander, es wurde zu einem ganz besonderen Erfolg für Luke Humphries. Natürlich wäre es auch für Luke Littler etwas Hervorstechendes gewesen, im Anschluss an den in der Woche zuvor errungenen fünften Rekordsieg, nun auch noch den sechsten Tageserfolg einzuheimsen. Allerdings fand der 14. Premier League Abend in Leeds statt und da es immer etwas spezielles ist, vor heimischem Publikum zu triumphieren, war die Freude bei Luke Humphries halt noch mal größer. Auch in Leeds reagierte das Publikum wieder mit einigen Unmutsäußerungen gegenüber Luke Littler, wobei sich Luke Humphries schon vor seinem drittem Tagessieg zur Causa „Pfiffe gegen Luke Littler“ geäußert hatte: „Ich bin überrascht und ich bin nicht überrascht. Der Grund, warum ich überrascht bin, ist, dass er nichts falsch gemacht hat. Aber der Grund, warum ich nicht überrascht bin, ist, dass man immer diejenigen niedermachen will, denen es gut geht. So ist das nun mal im Leben. Ich habe so etwas nie erlebt, bis zu dem Zeitpunkt als ich Weltmeister und die Nummer Eins der Welt wurde. Plötzlich bekommt man das die ganze Zeit zu hören. Es ist, als ob niemand sehen möchte, dass du Erfolg hast. Denn wenn du Erfolg hast, dann buhen dich die Leute aus.“ Na ja, ganz so drastisch würde ich es jetzt nicht betrachten, man muss da auch nochmal über den Tellerrand hinausblicken. Denn der Fairness halber sollte man auch erwähnen, dass Luke Littler eigentlich nur in den englischen Städten auf Buhrufe stößt, wo er vorher die Niederlagen der jeweiligen Fußball-Clubs explizit zelebriert hat. Ansonsten wird er eigentlich schon eher herzlich empfangen, die Zuschauer freuen sich auf ihn und feiern sein Auftreten. Man kann sich allerdings auch nur ganz schwer des Eindrucks erwehren, dass es Luke Littler regelrecht Spaß macht, sich gelegentlich mit dem Publikum anzulegen. Man hat manchmal sogar das Gefühl, dass es ihm Freude bereitet, zu provozieren, weil es ihn möglicherweise anspornt, sein bestes Spiel abzurufen. Ganz anders verhält es sich beim überaus sensiblen Luke Humphries, der sich durch akustischen Widerstand aus dem Saal sehr wohl aus dem Konzept bringen lässt und dann meist einen vehementen Leistungsabfall erleidet. Weswegen er so oft die Missgunst des Publikums zu spüren bekommt, bleibt wirklich ein Rätsel. Wenn die Menge jedoch auf seiner Seite steht, läuft Luke Humphries zur Hochform auf – so geschehen letzte Woche in Leeds, als der Lokalmatador, unter dem frenetischen Jubel des Publikums, sein Heimspiel gewann. Übrigens zum zweiten Mal nacheinander, denn auch in 2024 hatte Humphries den Abend in Leeds für sich entschieden. Der größte Spannungsfaktor in Sachen Play-offs ist natürlich der Kampf um Platz Vier in der Tabelle, hierum streiten sich derzeit noch Michael van Gerwen und Nathan Aspinall. Beide haben letzte Woche die Gelegenheit verpasst, wertvolle Punkte einzusammeln, Michael van Gerwen verlor sein Viertelfinalmatch gegen den späteren Tagessieger Luke Humphries, Nathan Aspinall zog gegen Luke Littler den Kürzeren. Dabei hatte es zu Beginn eigentlich recht vielversprechend für „The Asp“ ausgesehen. Doch beim Stand von 4:3 siegte die Nervosität, von der er reichlich mitgebracht hatte und dadurch vergab er alle Chancen, das möglicherweise vorentscheidende Break zu erzielen und auf 5:3 davonzuziehen. Stattdessen holte sich Luke Littler, – mal waren es bessere, mal schlechtere Legs, – seelenruhig drei Durchgänge in Folge, was dazu führte, dass Nathan Aspinall weiterhin auf dem undankbaren fünften Tabellenplatz verharrte. Michael van Gerwen ließ seinerseits die Möglichkeit liegen, etwas Abstand zwischen sich und seinen größten Konkurrenten zu schaufeln. Noch liegt der siebenfache PL-Rekordchampion auf Rang Vier, wäre somit in der Londoner O2 Arena dabei, aber im Gegensatz zu Luke Littler sowie Luke Humphries und auch Gerwyn Price hat, durch das Erreichen des Halbfinals letzte Woche, sein Ticket für den 29. Mai endgültig gebucht, ist Michael van Gerwen halt immer noch Wackelkandidat und muss weiterhin um seine London-Teilnahme bangen.
Gleich zu Beginn des 15. Spieltags, der in der P&J Live Halle im schottischen Aberdeen ausgetragen wurde, kam es zum direkten Aufeinandertreffen jener Kontrahenten, die beide darauf lauerten, am Ende des Tages Position Vier einzunehmen, optimalerweise bis einschließlich Ende des 16. Spieltages.
Der Vierte Mann – wer darf beim Showdown am 29. Mai an den Start gehen?
Die heiße Endphase hatte begonnen, den Anfang des 15. Abends machten Michael van Gerwen und Nathan Aspinall. Das Ausbullen hatte Nathan Aspinall gewonnen, er packte gleich zu Beginn den 13-Darter aus: 100 – 100 – 96 – 75 – 70, 1:0. Im zweiten Durchgang hatte der Engländer zwölf wohlplatzierte Würfe zur Hand: dreimal die 140 plus die 81 – multipliziert, zusammenaddiert und von der 501 subtrahiert, ergab dies das Break zum 2:0. Michael van Gerwen holte im dritten Leg zum Gegenschlag aus, dafür hätte er das 154er-Finish gebraucht, aber nach zwei Treffern in der Triple-20 schrammte der dritte Pfeil an der Double-17 vorbei. Stattdessen segelte dieser in die einfache 17 und ließ dieselbe Summe stehen. Nathan Aspinall hatte zwischenzeitlich mit einer Aufnahme 145 Zähler gelöscht, die Restforderung von 41 Punkten blieb übrig. Der 33-Jährige aus Stockport versenkte seinen nächsten Dart in der einfachen Neun und einen weiteren in der Double-16, schon stand es 3:0. Im vierten Durchgang hatte Nathan Aspinall die Möglichkeit, gar auf 4:0 zu erhöhen, doch der Wurf auf Tops verirrte sich ins Aus. Michael van Gerwen hatte zuvor ebenfalls bereits einen Checkout-Dart verschwendet, beim Versuch des 121-Finishs kratzte der dritte Pfeil nur den Außendraht des Bullseye, aber er bekam eben eine weitere Chance, die verbliebene 25 zu tilgen. Beim nächsten Gang ans Oche erfüllte er jene Pflichtaufgabe, rettete somit sein begonnenes Leg über die Ziellinie und war ebenfalls auf der Leganzeigengrafik angekommen, 1:3. Im fünften Durchgang versäumte Nathan Aspinall zwei Checkout-Möglichkeiten und öffnete dem Gegner damit Tür und Tor. Der beendete seine insgesamt fünfte Aufnahme mit dem Treffer in der Double-20 und fand mit diesem Break den Anschluss zum 2:3. Nathan Aspinall hatte im sechsten Durchgang die passende Antwort parat, den 12-Darter, in den er ein ausgezeichnetes High Finish integrierte: 81 – 100 – 180 – 140 (T20, T20, D10), damit hatte er den zwei-Punkte-Vorsprung wieder hergestellt, 4:2. Dem ließ der zweifache Major-Champion in Leg Sieben den nächsten 12-Darter folgen: 135 – 180 – 96 – 90, 5:2. Michael van Gerwen hatte sich in diesem Durchgang den „Big Fish“ aufbereitet, doch er bekam erst gar keine Gelegenheit, die Angelschnur auszuwerfen. Im achten Leg gelang es Michael van Gerwen mit 13 Treffern, inklusive perfektem Set-up-Shot, zu kontern: 92 – 100 – 93 – 180 – 36, 3:5. Im neunten Leg ging es für beide Akteure eher zähflüssig voran, aber Nathan Aspinall hatte, neben zahlreichen Aussetzern, zumindest eine 180 in petto. Das Maximum verhalf ihm zu einem brauchbaren Vorsprung, sodass er die ersten Möglichkeiten auf Doppel erhielt. Zwei Matchdarts verschleuderte er irgendwo ins Nirgendwo, aber er durfte nochmal ans Oche zurückkehren, weil Michael van Gerwen es nicht verstand, von 90 Restpunkten mehr als 54 zu eliminieren. Letztendlich landete Nathan Aspinalls vierter Matchdart in der Double-20 und das Halbfinale war besiegelt, womit der Engländer in der Tabelle wieder an Michael van Gerwen vorbeizog. Sowohl den Average als auch die Checkout-Quote betrachtend, könnte man meinen, es war eine Übung in Synchron-Darten, denn beide wiesen ca. 97 Punkte im Schnitt auf und exakt 42,86% bei den Würfen auf Doppel. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass Nathan Aspinall einen unangefochtenen 6:3-Erfolg eingetütet hatte. Noch war nicht mit Sicherheit gewährleistet, wer von den beiden nach London reisen würde, aber Nathan Aspinall hatte zumindest schon einen weiteren Schritt in die richtige Richtung gemacht und somit wieder Spannung ins Geschehen eingebracht.
Nathan Aspinall | 6:3 | Michael van Gerwen |
97,20 | Average | 97,52 |
4 | 180s | 2 |
140 | High-Finish | 65 |
1 | 100+ Checkouts | 0 |
43% | Finishing | 43% |
Der eine landet den markantesten Treffer, der andere landet den Sieg
Im nachfolgenden Duell standen sich Gerwyn Price und Stephen Bunting gegenüber, der „Iceman“ hatte den ersten Anwurf. Gerwyn Price ließ in Durchgang Eins auch nichts anbrennen und schritt vorneweg, 1:0. Im zweiten Leg war Stephen Bunting mit dem imposanten 12-Darter zur Stelle: 180 – 140 – 105 – 76, 1:1. Wenige mehr, nämlich 15 an der Zahl, genügten Gerwyn Price in Durchgang Drei, schon hieß es 2:1. Relativ unspektakulär brachte Stephen Bunting im vierten Leg seinen Anwurf nach Hause und glich wieder aus, 2:2. Im fünften Durchgang gelang es dem gebürtigen Liverpooler, seinen Kontrahenten mit 14 Pfeilen zu breaken, wobei dies auch gut und gerne ein 10-Darter hätte werden können. Denn mit dem hervorragenden Set-up-Shot von 165 gelöschten Punkten hatte sich Stephen Bunting die 16 aufbereitet, für diesen Restbetrag dann aber fünf Versuche benötigt. Nichtsdestotrotz war der kleine Umweg bald Makulatur, denn Bunting übernahm nun zum ersten Mal in dieser Partie die Führung, 3:2. Im sechsten Leg reichten dem Engländer abermals 14 Würfe, das 71er-Finish hatte er mit Triple-13 und Double-16 ausgecheckt, um auf 4:2 zu erhöhen. Beide Protagonisten taten sich im siebten Durchgang schwer, aber Gerwyn Price glückte schlussendlich zumindest noch die passende Vorbereitung (110), um das Leg anschließend mit dem Wurf auf Tops abzuschließen, 3:4. Auch im achten Durchgang wusste keiner der beiden Spieler durchwegs zu überzeugen, Stephen Bunting stolperte irgendwie über die Ziellinie und es stand 5:3. Das eigentliche Highlight der Partie lieferte Gerwyn Price in Durchgang Neun: zweimal das Maximum, den siebten Wurf navigierte er unkonventionell in die Triple-19, erst den achten wieder in die Triple-20 und den neunten lenkte er locker lässig in die Double-12. Geschmeidiger kann man das perfekte Spiel kaum präsentieren. Unter dem ekstatischen Jubel des Publikums hatte Gerwyn Price den 9-Darter (180 – 180 – 141) abgeliefert, es war bereits sein zweiter in der laufenden PL-Saison und sein insgesamt fünfter in dieser prestigeträchtigen Turnierreihe. Damit hatte der Waliser nochmal auf 4:5 verkürzt, streute dann aber im anschließenden Durchgang einfach zu viele Aussetzer ein. So steil der Freudenanstieg im neunten Leg gewesen war, so tief war der Fall im Leg danach. Denn Gerwyn Price schaffte es nicht, 58 verbliebene Punkte mit drei Würfen quitt zu werden und daraus schlug sein Gegner Kapital. Es war der insgesamt 21. Wurf, der irgendwie den Weg in die Double-2 fand, damit hatte Stephen Bunting den 6:4-Sieg gefestigt und das Halbfinalticket gebucht. Wieder hat sich die Darts-Weisheit bewahrheitet, dass eben auch ein Neun-Darter nur einen einzigen Leggewinn ausmacht.
Stephen Bunting | 6:4 | Gerwyn Price |
94,82 | Average | 91,56 |
2 | 180s | 4 |
76 | High-Finish | 141 |
0 | 100+ Checkouts | 1 |
29% | Finishing | 33% |
Chris Dobey nimmt bei „Voltage“ die Spannung raus
Im Anschluss betraten Rob Cross und Chris Dobey die Bühne der P&J Live Halle in Aberdeen. Neben Michael van Gerwen ist Rob Cross weiterhin der einzige Spieler, der in der laufenden PL-Saison noch keinen Tagessieg einholen konnte. Chris Dobey hatte das Ausbullen gewonnen, in gewohnt unaufgeregter Manier ließ er sich auch den ersten Durchgang, den er mit der 180 begann, nicht nehmen, 1:0. Rob Cross revanchierte sich im zweiten Leg mit 15 Treffern und glich aus, 1:1. Im dritten Leg war Chris Dobey mit 13 Treffern zur Stelle: 140 – 85 – 100 – 140 – 36, und ging wieder vorneweg, 2:1. Dieselbe Wurfanzahl genügte auch Rob Cross im vierten Leg: 180 – 177 – 72 – 40 – 32, um abermals auszugleichen, 2:2. Exakt fünfmal musste Chris Dobey im fünften Durchgang ans Oche treten, da hatte er das 3:2 für sich verbucht. Im sechsten Leg brauchte Chris Dobey ebenfalls nicht mehr als fünf Aufnahmen, um das erste Break in dieser Auseinandersetzung zu landen, 4:2. 14 Würfe später hatte „Hollywood“ das eben errungene Break bestätigt, damit war er zum 5:2 gestürmt. Das Beste kommt zum Schluss, zumindest in diesem Match: 180 – 134 – 100 – 87, den 11-Darter hatte sich Chris Dobey bis hierhin aufgespart und damit machte er den Deckel aufs Match drauf, 6:2. Beide mit einem Average über der 100er-Marke, Rob Cross mit 100,42 im Schnitt, das wusste Chris Dobey mit 107,08 zu toppen. Entscheidend war hier aber natürlich die Checkout-Quote: Chris Dobey 54,55%, Rob Cross (25,0%) hatte nur jeden vierten Wurf im Doppel untergebracht.
Chris Dobey | 6:2 | Rob Cross |
107,08 | Average | 100,42 |
5 | 180s | 1 |
87 | High-Finish | 32 |
0 | 100+ Checkouts | 0 |
55% | Finishing | 25% |
Wenn die zwei Führenden der Welt aufeinander treffen, kann ja nur Weltklasse dabei herauskommen
Im letzten Viertelfinalduell trafen die beiden Protagonisten aufeinander, die letzte Woche das Finale bestritten hatten: Luke Humphries und Luke Littler. Die beiden lieferten sich einen hochklassigen Schlagabtausch, wie man ihn sich nicht schöner hätte wünschen können. Luke Littler hatte das Ausbullen gewonnen, aber Luke Humphries startete mit sechs perfekten Darts ins Match. Letztendlich wurde es ein 14-Darter, in jedem Fall war es aber das Break zum 1:0. Mit der identisch gleichen Wurfanzahl gelang es Luke Humphries im zweiten Durchgang, das zuvor erzielte Break abzusichern, 2:0. Im dritten Leg schaffte es Luke Humphries mit Aufnahmen von 100 und zweimal 180 gelöschten Punkten aufzuwarten, Rest 41. Aber selbst dieses Glanzstück reichte nicht zum Leggewinn, denn gegenüber zauberte Luke Littler mit Anwurf den 10-Darter aus dem Hut: 180 – 140 – 141 – 40, und daraus resultierte der Anschluss zum 1:2. Luke Humphries machte sich im vierten Leg daran, den „Big Fish“ zu angeln, doch der Versuch aufs Bullseye missglückte um Haaresbreite. Auf der anderen Seite schaffte es Luke Littler, die 170 vom Board zu wischen, allein er stand davor noch auf der 204. Damit blieben 34 Punkte stehen und der Gegner durfte wieder ran. Luke Humphries beglich die Restforderung von 25 Zählern und erhöhte seine Führung auf 3:1. Gegen Luke Littler darf man sich aber nie zu früh in Sicherheit wähnen, denn der schüttelte als nächstes den brillanten 12-Darter mitsamt High Finish aus dem Ärmel: 174 – 100 – 100 – 127 (T20, T17, D8), 2:3. Weitere 12 Treffer hatte der amtierende Weltmeister im sechsten Durchgang im Köcher: 180 – 140 – 140 – 41, damit war auch der Ausgleich wieder hergestellt, 3:3. Den nächsten 12-Darter, inklusive High Finish, präsentierte Luke Littler in Leg Sieben: 81 – 96 – 180 – 144 (T20, T20, D12), womit er zum ersten Mal in dieser Begegnung die Führung übernahm, 4:3. Auch hier hatte Luke Humphries – genau wie im dritten Leg – bei drei Gängen ans Oche, zweimal das Maximum vom Board gefegt und trotzdem das Leg verloren. Auch den achten Durchgang begann Luke Humphries mit der 180, von den nächsten vier Triple-Treffern landeten jedoch drei in der Triple-1. Auch bei den darauffolgenden Aufnahmen war nicht viel Bemerkenswertes dabei, trotzdem hatte er in diesem Leg die erste Möglichkeit auf Doppel. Der Wurf auf Tops misslang, während Luke Littler, der in diesem Leg ebenfalls nicht mit Überschallgeschwindigkeit unterwegs war, die 57 herausnahm und das 5:3 einstrich. Im neunten Durchgang räumte Luke Littler das fünfte Leg in Folge ab und zwar wiederum mit dem 11-Darter: 180 – 56 – 171 – 94, somit setzte er ein weiteres Ausrufezeichen ans Ende eines überdimensional spektakulären Paradematches. Das muss man sich erstmal vorstellen, dass Luke Humphries mit einem Average von sage und schreibe 110,01 Punkten gnadenlos untergegangen ist, denn Luke Littler hatte durchschnittlich sensationelle 115,96 ans Board gehämmert. Wobei es natürlich eine entscheidende Rolle spielte, dass der 18-Jährige die überragende Checkout-Quote von 75% zutage gefördert hatte, wohingegen Luke Humphries (37,5%) bei den Doppeltreffern überhaupt nicht mithalten konnte.
Luke Littler | 6:3 | Luke Humphries |
115,96 | Average | 110,01 |
5 | 180s | 9 |
144 | High-Finish | 57 |
2 | 100+ Checkouts | 0 |
75% | Finishing | 38% |
Stephen Bunting sind die Doppelfelder offensichtlich abhandengekommen
Das erste Halbfinale bestritten Nathan Aspinall und Stephen Bunting. Nathan Aspinall hatte das Ausbullen für sich entschieden, 14 Treffer später stand auch das 1:0 für ihn fest. Im zweiten Leg verpasste Stephen Bunting einen Wurf auf die Double-16, das bestrafte sein Gegenüber mit dem Break zum 2:0. Zweimal die 180 hatte Nathan Aspinall im dritten Durchgang zur Verfügung, insgesamt genügten ihm 15 Würfe, um auf 3:0 zu erhöhen. Einen gediegenen Augenschmaus servierte Nathan Aspinall in Leg Vier, es war der 12-Darter, den er mit dem Bullseye-Finish abschloss: 140 – 135 – 140 – 86 (18, 18, 50), 4:0. Einige Aufnahmen mehr benötigte „The Asp“ im fünften Durchgang, wobei er sich hier zumindest noch die optimale Vorbereitung (140) zurechtbasteln konnte. Und da Stephen Bunting es erneut versäumte, 40 Restpunkte mit drei Würfen auszuradieren, schnappte sich Aspinall eben auch dieses Leg, 5:0. Im sechsten Durchgang schaffte es Stephen Bunting, mit 14 Würfen dazwischen zu grätschen, um ein wenig Ergebniskosmetik zu betreiben, 1:5. Immerhin hatte der BDO-Weltmeister von 2014 damit den „White Wash“ verhindert, mehr aber auch nicht. Im Endspurt des siebten Durchgangs hatte Stephen Bunting die 62 vor der Brust und manövrierte seinen ersten Pfeil in die Triple-18, verpasste anschließend aber zwei Versuche auf die Double-4. Beide Pfeile im Aus, damit war der Kontrahent wieder an der Reihe. Nathan Aspinall hatte zuvor den perfekten Set-up-Shot (180) zur Hand gehabt, nun sah er sich mit 28 Restpunkten konfrontiert. Er trat ans Oche, traf die Double-14, womit der 6:1-Sieg unter Dach und Fach war. Stephen Bunting konnte in diesem Duell tatsächlich mit dem geringfügig höheren Average aufwarten, hatte aber, im Gegensatz zu seinem Kontrahenten, eine grottenschlechte Checkout-Bilanz. Nathan Aspinall somit im Finale.
Nathan Aspinall | 6:1 | Stephen Bunting |
94,19 | Average | 95,63 |
4 | 180s | 1 |
86 | High-Finish | 6 |
0 | 100+ Checkouts | 0 |
43% | Finishing | 10% |
Tolle Aufholjagd gegen „Hollywood“, mit Happy End für den Gejagten
Um das zweite Finalticket duellierten sich anschließend Luke Littler und Chris Dobey. Luke Littler hatte den ersten Anwurf und startete mit sechs perfekten Darts in die Partie. Nachdem Gerwyn Price heute schon den Neun-Darter abgeliefert hatte, war klar, dass Luke Littler dies nur allzu gern matchen wollte. Letzten Endes wurde es der 14-Darter, allzu sehr musste ihn das aber auch nicht betrüben, denn am wichtigsten war natürlich der Leggewinn, 1:0. Chris Dobey war im zweiten Durchgang drauf und dran, das 160er-Finish herauszunehmen, allein der Wurf auf die Double-20 misslang. Stattdessen traf er das einfache 20er-Segment, was in dem Moment aber auch keine Tragik war, denn Luke Littler verweilte zu diesem Zeitpunkt noch auf der 322. Danach hämmerte er zwar sein nächstes Maximum ans Board, – das Triple-20-Segment wurde von ihm heute wirklich über alle Maßen malträtiert, – aber für die verbliebene 142 sollte er keine Gelegenheit mehr bekommen. Denn Chris Dobey versenkte seinen nächsten Pfeil in der Double-10 und glich aus, 1:1. Im dritten Leg hatte der 34-Jährige aus Bedlington, Northumberland, nicht nur den sehenswerten 12-Darter parat, sondern in diesen auch ein respektables High Finish eingepflegt: 120 – 140 – 140 – 101 (20, T19, D12), was zugleich das Break bedeutete, 2:1. Lediglich eine Aufnahme mehr brauchte Chris Dobey in Durchgang Vier, um besagtes Break zu bestätigen. Luke Littler parkte in diesem Leg noch auf der 220, als Dobey seine Leggewinnpfeile aus dem Board zog und mit 3:1 in Führung ging. Aber Luke Littler hatte schließlich auch in seiner Viertelfinalbegegnung mit 1:3 hinten gelegen, als er zum rigorosen Durchmarsch ansetzte. Und im fünften Durchgang war der PL-Tabellenführer auch schon wieder am Zuge, mit 12 Würfen und aller Vehemenz räumte er das Leg ab: 100 – 180 – 140 – 81, 2:3. Doch in Durchgang Sechs verpasste Luke Littler zwei Breakversuche, davon profitierte sein Gegenüber. Chris Dobey hatte sich mit dem grandiosen Set-up-Shot von 174 gelöschten Punkten die 16 aufbereitet und brachte anschließend den Pfeil in der Double-8 unter, 4:2. Damit war die Parallelität der Ereignisse zum ersten Littler-Match bereits durchbrochen. Und Chris Dobey machte im siebten Leg auch dort weiter, wo er im sechsten Durchgang aufgehört hatte. Luke Littler hatte beim Versuch, 40 Restpunkte loszuwerden, drei Würfe vergeben, das wusste Chris Dobey mit dem Break zu bestrafen. Beim Stand von 70 Restpunkten bugsierte er einen Dart in die Triple-18 und den nächsten in die Double-8, somit war er nurmehr einen Leggewinn vom Finale entfernt, 5:2. Die Niederlage vor Augen, bündelte Luke Littler nochmal seinen ganzen Fokus und packte im achten Durchgang den vorzüglichen 12-Darter mitsamt High Finish aus: 140 – 91 – 140 – 130. Für das 130er-Checkout hatte er zunächst die Triple-20 getroffen, dann die einfache 20 und anschließend den Pfeil – wie selbstverständlich – ins Bullseye gelenkt. Das war wirklich kurz vor Torschluss, denn damit hatte er dem Gegner den Anwurf abgenommen und auf 3:5 verkürzt. Luke Littler durfte ja kein einziges Leg mehr abgeben und so stellte er im neunten Durchgang mit 15 Treffern sicher, das zuvor errungene Break hier unbedingt zu bestätigen, 4:5. Auch im zehnten Leg zeigte sich der Weltranglistenzweite entschlossen, gegen den Anwurf startete er mit sieben perfekten Darts ins Leg. Erst beim vierten Gang ans Oche passierte ihm ein kleines Malheur, beim Stand von 40 Restzählern traf er zweimal nur das einfache Segment, erst die 20, dann die Zehn. Der Blick auf die Tafel verriet ihm, dass der Gegner noch nicht einmal in Sichtweite war, sodass sich Luke Littler fürs Überwerfen entschied, denn die 40 lässt sich normalerweise weit angenehmer tilgen, als die Fünf. Und während sein Kontrahent innerhalb von fünf Aufnahmen kein einziges Triple getroffen hatte und somit noch irgendwo zwischen 295 und 236 herumschlich, hatte sich Luke Littler also auf die Ausgangsposition zurück laviert und vollendete anschließend das Break, welches schlussendlich ein 13-Darter geworden war: 180 – 180 – 101 – 0 – 40. Damit hatte Luke Littler den aussichtlos scheinenden 2:5-Rückstand in den Ausgleich umgemünzt und die volle Distanz erzwungen, 5:5. Doch letzten Endes konnte Luke Littler seine Aufholjagd nicht krönen, weil er sich ein fatales Missgeschick leistete. Nicht nur, dass der 18-Jährige im Decider den Anwurf hatte, er war auch recht zügig unterwegs und hatte die ersten Möglichkeiten auf den Matchgewinn. Nach drei Aufnahmen stand er bei 87 Restpunkten, versenkte den nächsten Pfeil in der Triple-19 und hätte mit dem elften Treffer in der Double-15, die er normalerweise bestens beherrscht, das Finalticket in der Tasche gehabt. Aber besagter elfter Pfeil landete im Nichts und den zwölften brachte er nur im einfachen Segment unter, 15 Punkte Rest. Chris Dobey hatte sich derweil mit einer nervenstarken 130 (20, T20, Bullseye) auf die 51 herunter katapultiert und subtrahierte davon nochmal 19 Zähler, ließ anschließend aber ebenfalls zwei Matchdarts liegen. Er visierte dabei die Double-16 an, traf aber beide Male in Aus. Luke Littler durfte also wieder ran und probierte, der verbliebenen 15 Herr zu werden. Zunächst zog er drei weitere Punkte ab. Klar, er brauchte ja eine gerade Zahl, wobei ihm anzusehen war, dass er das großer Dreier-Segment nur mit einigem Glück getroffen hatte, da fehlte irgendwie das letzte Quäntchen Konzentration. Danach richtete er sein Augenmerk auf die Double-6, tauchte seine Pfeile aber nur im Aus und in der einfachen 13 ein – wieder hieß es: „No Score!“ Chris Dobey bekam unverhofft eine weitere Chance und diesmal nutzte er sie. Der vierte Matchdart landete in der Double-16, 6:5, damit stand der zweite Finalteilnehmer fest. Im Gegensatz zu seinem Gegner, der lediglich 97,89 im Schnitt aufwies, konnte Luke Littler (101,44) auch hier die 100er-Marke überspringen, aber Chris Dobey schaffte es halt fast doppelt so oft, seine Versuche auch tatsächlich im Doppelfeld unterzubringen. Checkout-Quote: Chris Dobey 50,0% / Luke Littler 26,32%.
Chris Dobey | 6:5 | Luke Littler |
97,89 | Average | 101,44 |
5 | 180s | 8 |
101 | High-Finish | 130 |
1 | 100+ Checkouts | 1 |
50% | Finishing | 26% |
Triple is funny, but double makes the money – in dem Fall sind das 10.000 £
Damit standen die Finalisten fest: Nathan Aspinall versus Chris Dobey. Nathan Aspinall hatte das Ausbullen für sich entschieden und übernahm auch ziemlich schnell das Zepter. Mit 15 Würfen im ersten Durchgang eilte er in Front, 1:0. Und auch mit dem zweiten Leg hielt er sich nicht länger als unbedingt nötig auf: 134 – 180 – 98 – 89. Der 12-Darter gereichte ihm zum Break und zum 2:0. Den 12-Darter hatte auch Chris Dobey im Gepäck: 97 – 140 – 180 – 84, damit schaffte er im dritten Durchgang das umgehende Re-Break, 1:2. Nathan Aspinall förderte im vierten Leg gleich zwei Maxima hintereinander zutage, aber als er danach versuchte, die verbliebene 96 mit 20 und zweimal der Double-19 auszuchecken, scheiterte er am zweiten Wurf auf besagtes Doppel. Da Chris Dobey gegenüber, beim Stand von 74 Restpunkten, zwar die Triple-14 traf, dann aber zwei Pfeile – statt in die Double-16 – ins Aus bugsierte, bekam Nathan Aspinall eine weitere Gelegenheit, auch die übrig gebliebenen 19 Zähler zu eliminieren. Drei Punkte waren rasch subtrahiert, den insgesamt 15. Pfeil navigierte er in die Double-8, schon hieß es 3:1. Für Chris Dobey war dieses Finale eindeutig das Spiel der verpassten Doppelchancen. Die nächste Double-16 ließ er im fünften Leg aus, hier wäre er auf dem besten Weg gewesen, das 110er-Finish auszuchecken. Exakt jenes Doppelfeld traf dafür sein Gegner beim nächsten Gang ans Oche, womit der seine Führung auf 4:1 ausbaute. Double-Trouble auf beiden Seiten in Durchgang Sechs, wobei auch hier Chris Dobey wieder das größere Trauerspiel ablieferte. Nachdem er bereits eine zweite Chance bekommen hatte, nochmal anzutreten, um die verbliebene Zehn quitt zu werden, traf er zunächst nur ins einfache Fünfer-Segment. Doch die eigentliche Tragik ereignete sich im Anschluss, denn Chris Dobey wollte es hier nicht einmal gelingen, das große Feld der einfachen Eins zu treffen. Stattdessen verirrte sich sein Pfeil in die 20 – „No Score!“ Auf der anderen Seite durfte Nathan Aspinall daher ein drittes Mal ans Oche zurückkehren, um die letztendliche Restforderung von acht Punkten zu begleichen, sein sechster Breakversuch landete in der Double-4 und es stand 5:1. Im siebten Durchgang probierte Chris Dobey ein letztes Mal, sich effektiv aufzubäumen, 40 Punkte Rest, aber wieder feuerte er fünf Versuche am anvisierten Doppel vorbei. Auch Nathan Aspinall musste für das Checkout ein zweites Mal antreten, doch dann saß der Pfeil in der Double-10 und der 6:1-Erfolg war in trockenen Tüchern. Auch hier hatte der Unterlegene den höheren Average aufzuweisen, Chris Dobey 98,39 / Nathan Aspinall 92,77 im Schnitt, aber mit einer derart unterirdischen Checkout-Quote lässt sich halt kein Match gewinnen. Chris Dobey hatte es auf gerade mal 8,33% gebracht, Nathan Aspinall war mit 40% seiner Versuche auf Doppel erfolgreich. Für Nathan Aspinall war es der zweite Tagessieg in dieser Premier League Ausgabe, was die Konstellation um Rang Vier in der Tabelle nochmal so richtig aufrüttelt.
Nathan Aspinall | 6:1 | Chris Dobey |
92,77 | Average | 98,39 |
4 | 180s | 3 |
89 | High-Finish | 84 |
0 | 100+ Checkouts | 0 |
40% | Finishing | 8% |
Obgleich kein Schotte am Start war und man befürchten musste, dass sich das Motto: No Scotland, No Party“ durchsetzen würde, erwies sich Aberdeen wieder als aufgeschlossener Gastgeber, bei dem sich die Menge durch Fairness und Euphorie auszeichnete. Dass ein Waliser in Schottland abgefeiert wird, hatte man auch noch nicht allzu häufig erlebt. Aber das lag weniger daran, dass sich Gerwyn Price wieder äußerst stilvoll in den schottischen Nationalfarben gekleidet hatte, sondern daran, dass er hier den nächsten Neun-Darter aus dem Köcher zauberte. Nächste Woche wird es hinsichtlich des letzten freien Platzes für die Play-offs nochmal richtig dramatisch, vor allem weil Nathan Aspinall durch seinen heutigen Fünf-Punkte-Erfolg, Michael van Gerwen zum einzig möglichen Szenario gezwungen hat, welches lautet: „Letzte Ausfahrt Tagessieg“. In Sheffield wird es sich entscheiden, bis dahin: Always Look on the Bright Side of the Flight!
Viertelfinals | Halbfinals | Finale | |||
Best of 11 | Best of 11 | Best of 11 | |||
3 | M.v.Gerwen | ||||
6 | N.Aspinall | 6 | N.Aspinall | ||
4 | G.Price | 1 | S.Bunting | ||
6 | S.Bunting | 6 | N.Aspinall | ||
6 | C.Dobey | 1 | C.Dobey | ||
2 | R.Cross | 6 | C.Dobey | ||
6 | L.Littler | 5 | L.Littler | ||
3 | L.Humphries |
Fotos © PDC @ Darts1