Premier League 2025: Luke und Leeds – eine Liebesgeschichte in mehreren Akten
Nachdem Luke Littler bereits an den Spieltagen Zwei, Fünf, Sieben und Acht triumphieren konnte, erzielte er am 13. Abend, sprich letzten Donnerstag, bereits den fünften Tagessieg, womit er die angestrebte Rekordmarke endgültig knackte. Im Viertelfinale der zwölften Nacht hatte es Michael van Gerwen in imposanter Manier geschafft, einen 0:4- bzw. 3:5-Rückstand gegen Luke Littler noch zu drehen und in den 6:5-Sieg umzumünzen, doch im letztwöchigen Finale wollte ihm das Kunststück, den 18-Jährigen wieder ein- und abzufangen, kein weiteres Mal gelingen. Dabei war der Niederländer diesmal seinerseits mit 2:0 und 3:1 in Front geeilt, verpasste danach aber die entscheidenden Versuche auf Doppel. So zog Luke Littler nonchalant an ihm vorbei und sicherte sich den Rekorderfolg, während Michael van Gerwen weiterhin auf seinen ersten Tagessieg warten muss. Für den siebenfachen Premier League-Rekordchampion war es sowieso erst das zweite Finale überhaupt in dieser PL-Ausgabe, beide Male – auch am siebten Spieltag standen sich Michael van Gerwen und Luke Littler im Endspiel gegenüber – musste „Mighty Mike“ gegen den amtierenden Weltmeister die Segel streichen. Ein kleiner Trost blieb Michael van Gerwen in jedem Fall, zumindest hat er sich durch die Finalteilnahme vorläufig wieder auf eine Play-off-Position gerobbt. Wer allerdings Michael van Gerwen einzuschätzen weiß, dem wird klar sein, wie winzig klein jener Trost ist – selbst wenn man diesen unter das technisch innovativste Mikroskop legt, wird die Wirkung des Labsals auf van Gerwen kaum erkennbar sein. Luke Littler konnte hingegen seinen Vorsprung an der Tabellenspitze genüsslich ausbauen, er kann nicht mehr aus den Play-offs vertrieben werden. Zudem machte er keinen Hehl daraus, dass er sich absolut sicher war, besagten Rekord früher oder später zu erringen: „Es war ein großartiges Gefühl, den fünften Tagessieg zu vollziehen. Im Hinblick auf mein Selbstvertrauen und die Art und Weise, wie ich spiele, hatte ich immer das Gefühl, dass es irgendwann kommen würde, man muss lediglich an sich selbst glauben.“ Zum Rekord der fünf Tagessiege war er übrigens mit geteilter Aufmerksamkeit gelangt, sein Hauptaugenmerk lag – wie er mit dem Schild, das er vor seinem Halbfinal-Walk-on hochhielt, belegte – auf den Fußballspielen der Europa League, die parallel stattgefunden hatten, insbesondere galt der Fokus hierbei natürlich dem Resultat seines erklärten Lieblingsvereins Manchester United. Jene fünf gewonnenen Abende waren jedoch nicht der einzige Rekord, den Luke Littler am letzten Donnerstag pulverisiert hat, mit 132 perfekten Aufnahmen hat er zudem den 180er-Rekord eingestellt. Kaum sind zwei weitere Bestmarken gefallen, schon trachtet das Ausnahmetalent nach dem nächsten Rekord. Am Ende der Premier League Darts Saison 2024 stand Luke Littler auf rekordträchtigen 40 Zählern, die will er dieses Jahr selbst nochmal überbieten. Vor dem 14. Spieltag befand er sich auf 35 Punkten, die Chance, hier die nächste Bestmarke auszumachen, sind – bei drei verbliebenen Nächten – demzufolge mehr als realistisch: „Ich habe jetzt ein paar Wochen Zeit, in denen ich versuchen werde, noch mehr Punkte einzusammeln, um meine eigene Anzahl der Punkte vom vergangenen Jahr zu überbieten – das ist ein weiterer Rekord, den ich anstrebe.“ Randnotiz zu Luke Littler und seinen angedrohten Deutschland-Boykott: Luke Littler hatte nach dem German Darts Grand Prix in München über die Sozialen Netzwerke verkündet, erst im Oktober zur European Darts Championship nach Deutschland, in dem Fall nach Dortmund, zurückkehren zu wollen. Er hat dann auch gleich seine Teilnahme bei den nachfolgenden Turnieren der European Tour gecancelt, u. a. war er der einzige Top-20-Spieler, der letztes Wochenende seinen Start beim European Darts Grand Prix in Sindelfingen abgesagt hat. Nichtsdestotrotz hatte die PDC zwischenzeitlich bekräftigt, dass Luke Littler beim World Cup of Darts in Frankfurt dabei sein werde. Luke Littler selbst hatte sich nach seinem angekündigten Deutschland-Boykott diesbezüglich noch bedeckt gehalten, doch mittlerweile hat er ein eindeutiges Statement abgegeben: „Nein, nein, ich wollte immer spielen. Luke [damit meinte er den Kollegen Humphries] will den Titel verteidigen und natürlich will ich ihn zum ersten Mal gewinnen. Auch wenn es kein großes Turnier ist, spielt man trotzdem für sein Land.“
Der letzte Schritt über die Ziellinie ist häufig der schwerste
Der 14. Abend wurde in der First Direct Arena in Leeds ausgetragen, den Anfang machten Gerwyn Price und Rob Cross. Gerwyn Price hatte sich einmal mehr Gedanken darüber gemacht, wie er dem Gastgeber optischen Tribut zollen könnte, er trat äußerst stilvoll in den Farben des Fußball-Clubs Leeds United auf.
Rob Cross hatte das Ausbullen für sich entschieden und auch den ersten Durchgang ließ er sich nicht entgehen, 1:0. Im zweiten Leg war Gerwyn Price auf dem besten Weg, das „Shanghai Finish“ auszumachen, allein sein dritter Pfeil verirrte sich ins einfache 20er-Segment. Auch beim nächsten Gang ans Oche vermochte es der Waliser nicht, die verbliebene 20 quitt zu werden, der Restbetrag von fünf Punkten blieb ihm erhalten. Gegenüber war Rob Cross zunächst ebenfalls an der Double-20 gescheitert, als er das 125er-Finish probierte. Allerdings war er weit effektiver unterwegs, als es darum ging, die restliche 20 vom Board zu wischen, der letzte Versuch landete geradewegs in der Double-10, Break zum 2:0. Gerwyn Price antwortete im dritten Durchgang mit dem 12-Darter: 180 – 140 – 177 – 4, der abschließende Pfeil im „Madhouse“ sicherte ihm das prompte Re-Break zum 1:2. Beide Akteure waren im vierten Leg nicht übermäßig rasant zugange, völlig ungefährdet konnte Gerwyn Price das zuvor errungene Break bestätigen und auf 2:2 ausgleichen. Auch im fünften Leg flochten beide Spieler zu viele Aussetzer ein, um wirklich zügig voranzukommen. Letzten Endes war Gerwyn Price der geringfügig Schnellere, vergab aber, beim Versuch des 112er-Finishs, den Breakdart auf Tops. Auch Rob Cross ließ anschließend zwei Würfe auf die Double-16 aus, er bugsierte beide Pfeile ins Aus. Aus diesem Lapsus schlug Gerwyn Price schließlich Kapital, er traf die Double-10 und hatte somit neuerlich das Break eingeholt, 3:2. Rob Cross war im darauffolgenden Durchgang drauf und dran, den „Big Fish“ zu angeln, lediglich der Versuch aufs Bullseye ging weit daneben. Tatsächlich landete der Dart in der einfachen Zwölf, das ließ ihm 38 Rest. Das Bullseye de facto getroffen hatte zuvor Gerwyn Price und das gleich zweimal innerhalb einer Aufnahme. Die 132 vor der Brust hatte der ehemalige Rugby-Profi zwei Pfeile im Bullseye untergebracht, scheiterte dann aber an der Double-16. Stattdessen traf er das einfache Segment, wobei er auch die verbliebene 16 beim nächsten Gang ans Oche nicht ausradieren konnte. Die Double-19 war nicht so ganz nach dem Geschmack von Rob Cross, er subtrahierte nochmal sechs Zähler, bevor er den nächsten Wurf in die Double-16 navigierte. Das war der 14-Darter und das umgehende Re-Break, 3:3. Im Endspurt des siebten Legs vermochte es Gerwyn Price, von 68 Restpunkten gerade mal 28 Zähler abzuziehen, damit kann man keinen Blumentopf, geschweige denn ein Leg gewinnen. Rob Cross war zwischenzeitlich das 118er-Checkout missglückt, hier waren elf Punkte stehen geblieben. Durch die Eliminierung von mageren 28 Punkten, hatte ihm der Gegner jedoch eine weitere Möglichkeit gewährleistet, davon profitierte Rob Cross diesmal. Die nächsten zwei Würfe manövrierte er in die einfache Drei respektive in die Double-4, damit übernahm er nun wieder die Führung, 4:3. Gerwyn Price packte im achten Durchgang das High Finish, 112 (18, T18, D20) aus, der Ausgleich war erneut hergestellt, 4:4. Im neunten Leg konnte sich Rob Cross gar einmal Überwerfen leisten, beim Stand von 20 Restpunkten traf er in die einfache Zehn, in die Fünf und (da er hier sowieso keine Möglichkeit mehr hatte) bewusst in die Acht, um auf den Ausgangpunkt von 20 Zählern zurückzukehren – „No Score!“. Kein allzu großes Risiko, denn zu diesem Zeitpunkt verweilte der Kontrahent noch auf der 208. Davon wurde Gerwyn Price anschließend gerade mal 59 Punkte los, Rob Cross durfte abermals ran. Diesmal traf er die Double-10 und schritt wieder vorne weg, 5:4. Im zehnten Durchgang war Gerwyn Price ein weiteres Mal mit dem 12-Darter zur Stelle: 100 – 140 – 180 – 81, und erzwang so die volle Distanz, 5:5. Rob Cross durfte den Decider beginnen, hatte auch zwei Matchdarts, aber beide ließ er liegen. Auf der anderen Seite gelang es Gerwyn Price, die letzten zwei Pfeile seiner vierten Aufnahme in die Triple-19 einzutauchen und stand somit auf 48 Rest. Den insgesamt 13. Pfeil lenkte er in die einfache Acht und den 14. in die Double-20, in Folge dessen hatte er das alles entscheidende elfte Leg und somit auch das Match in der Tasche, 6:5.
Gerwyn Price | 6:5 | Rob Cross |
94,16 | Average | 88,76 |
2 | 180s | 3 |
112 | High-Finish | 64 |
1 | 100+ Checkouts | 0 |
30% | Finishing | 26% |
Das Ringen um Punkte begann ebenso wie das Ringen um Position Vier
Als nächstes betraten Luke Littler und Nathan Aspinall die Bühne. Luke Littler war bestrebt, weiterhin Punkte einzuheimsen, während für Nathan Aspinall einiges mehr als nur ein weiterer Rekord auf dem Spiel stand. Die Gattin des 33-jährigen Engländers sieht man nicht allzu häufig im Parkett sitzen, dass sie heute vor Ort war, sagte schon eine Menge darüber aus, wie wichtig diese Partie für den zweifachen Major-Champion war. Ebenso wie letzte Woche war Nathan Aspinall auch beim heutigen Walk-on die Nervosität deutlich anzumerken.
Nathan Aspinall hatte das Ausbullen gewonnen und begann das Match in überragender Manier. Er startete mit sieben perfekten Darts in den ersten Durchgang, letztendlich wurde es ein exzellenter 10-Darter: 180 – 180 – 109 – 32, 1:0. Dessen völlig unbeeindruckt konterte Luke Littler im zweiten Durchgang mit 14 Treffern, 1:1. Gar einen Pfeil weniger brauchte Nathan Aspinall in Leg Drei: 134 – 140 – 140 – 75 – 12, der 13-Darter gereichte ihm zum 2:1. Im vierten Durchgang hatte Luke Littler einen exzellenten Set-up-Shot (161) zur Hand, alles in allem waren es 14 Würfe, die ihm zum neuerlichen Ausgleich verhalfen, 2:2. Nathan Aspinall kam im fünften Leg nur äußerst schwerfällig voran, das nutzte der Gegner, um hier mit 15 wohlplatzierten Pfeilen das erste Break der Auseinandersetzung zu landen und seinerseits erstmals in Führung zu gehen, 3:2. Aber Nathan Aspinall hatte im sechsten Leg die passende Antwort parat, ihm genügten ebenfalls 15 Würfe, in die er außerdem das brillante High Finish von 164 gelöschten Punkten integriert hatte. Zwei Treffer in der Triple-19 und einer im Bullseye, schon war postwendend das Re-Break eingeholt und der Ausgleich wieder hergestellt, 3:3. Mit der identisch gleichen Wurfanzahl räumte Nathan Aspinall auch Durchgang Sieben ab, abermals hatte er dabei das High Finish, 112 (20, T20, D16) in petto, 4:3. Im achten Leg hatte Nathan Aspinall alle Chancen, das möglicherweise vorentscheidende Break zu erzielen, dafür hatte er auch die optimale Vorbereitung (134) zur Verfügung. Aber die verbliebene 36 wurde er selbst mit zwei Aufnahmen partout nicht los. Sechs Versuche reichten nicht aus, um ein Doppel zu treffen, nun lagen die Nerven endgültig blank. Gegenüber versenkte Luke Littler seinen 20. Pfeil in der Double-10 – kein Glanzstück, aber der erneute Ausgleich, 4:4. Im neunten Durchgang feuerte Nathan Aspinall vier weitere Versuche am Doppel vorbei, abermals öffnete er dem Gegner Tür und Tor. Luke Littler bedankte sich mit dem Treffer in der Double-20 und übernahm wieder die Führung, 5:4. Nathan Aspinall fand im zehnten Leg, innerhalb der ersten drei Aufnahmen, nur ein einziges Mal den Weg in ein Dreifachfeld, es war die Triple-1 – auf dieses Triple hätte er gut und gerne ebenfalls verzichten können. Dem ließ er zweimal die 140 folgen, doch die kamen einfach zu spät. Gegenüber hatte Luke Littler bei seinen ersten zwei Gängen ans Oche, jeweils zwei Pfeile in der Triple-20 versenkt, danach aber (innerhalb der nächsten vier Aufnahmen) kein einziges Triple-Segment mehr getroffen. Entscheidend war trotz alledem, dass er seinen letzten Pfeil in die Double-5 navigierte und somit den 6:4-Sieg unter Dach und Fach brachte. Nathan Aspinall hatte in diesem Spiel mit 95,81 im Schnitt den höheren Average (Luke Littler 91,41) und irgendwie auch die bemerkenswerteren Momente. Aber was nutzt es, wenn man schöne Akzente setzt und der Kontrahent dann mit der weitaus besseren Checkout-Quote aufwartet (Nathan Aspinall 28,57% / Luke Littler 42,86%).
Luke Littler | 6:4 | Nathan Aspinall |
91,41 | Average | 95,81 |
1 | 180s | 2 |
78 | High-Finish | 164 |
0 | 100+ Checkouts | 1 |
43% | Finishing | 29% |
Nirgends macht es so viel Spaß wie auf heimischem Terrain, doch auch der Druck ist nirgendwo größer
Im Anschluss folgte das Giganten-Duell zwischen Luke Humphries (heute traditionell im Leeds United-Trikot) und Michael van Gerwen (im üblichen Grün). Für Luke Humphries ging es darum, den 29. Mai für sich unumstößlich zu zementieren, Michael van Gerwen muss (trotz des aktuell vierten Platzes) noch um seine Teilnahme in der Londoner O2 Arena bangen. Luke Humphries äußerte sich im Vorfeld seiner Viertelfinalbegegnung wie folgt: „Michael muss unbedingt Spiele gewinnen, um in die O2 Arena zu kommen, also wird er kein unnötiges Drama für sich selbst kreieren wollen. Aber auch ich bin hier, um zu gewinnen. In Leeds letztes Jahr zu siegen, war definitiv ein großartiges Gefühl, das was ich da empfunden habe, würde ich heute gerne wiederholen.“ Schon beim Walk-on war klar, dass Luke Humphries leidenschaftlicher Fan des Fußballvereins Leeds United ist, die Geschichte seines Vornamens ist inzwischen ja hinreichend bekannt. Für alle, denen die Hintergrundstory noch nicht ganz so geläufig ist, hier nochmal kurz zusammengefasst: Auch Humphries Senior ist überdimensional großer Leeds United-Fan. Als es darum ging, den passenden Vornamen für den Neugeborenen zu finden, hat Vater Humphries einfach die Parole „Leeds United Kings of Europe“ betrachtet und die jeweils ersten Buchstaben zum Vornamen zusammengefügt.
Zu Beginn lieferten sich die beiden Protagonisten einen Kampf auf Augenhöhe, Luke Humphries hatte das Ausbullen gewonnen und ließ sich auch das erste Leg nicht nehmen, 1:0. Im zweiten Durchgang war Michael van Gerwen mit dem 11-Darter zur Stelle: 97 – 134 – 180 – 90 (inklusive Bullseye-Treffer), 1:1. Mit der 110 als Set-up-Shot bereitete sich Luke Humphries im dritten Leg die 32 auf, anschließend traf er die Double-16, wieder war er vorne, 2:1. 15 Treffer später hatte Luke Humphries das erste Break der Partie einkassiert, 3:1. Auch den fünften Durchgang begann „Cool Hand, Luke“ vielversprechend, nämlich mit der 180, aber auf der Zielgeraden schaffte er es nicht, die Restforderung von kläglichen sechs Zählern mit drei Versuchen zu begleichen. Er überwarf sich – „No Score!“ Michael van Gerwen nutzte die Gunst der Stunde, wischte den Restbetrag von 76 Punkten vom Board und landete so das sofortige Re-Break, mit insgesamt 15 Pfeilen hatte er den Anschluss zum 2:3 gefunden. Im sechsten Leg kamen beide nur zähflüssig voran, Luke Humphries stellte sich mit der 98 die 16, war damit aber zu spät dran, denn Michael van Gerwen hatte zwischenzeitlich das 68er-Checkout bewerkstelligt und somit ausgeglichen, 3:3. Lediglich 15 Pfeile benötigte Luke Humphries, um das siebte Leg abzuräumen, 4:3. Das wusste Michael van Gerwen im achten Durchgang zu toppen: 134 – 140 – 97 – 90 – 40, der 13-Darter bescherte ihm den erneuten Ausgleich, 4:4. Im neunten Leg förderte auch Luke Humphries den 13-Darter zutage: 180 – 77 – 140 – 72 – 32, das hätte allerdings gut und gerne der 12-Darter sein können, was soll`s – Jammern auf hohem Niveau! Wieder war Luke Humphries in Front, 5:4. Michael van Gerwen startete mit fünf perfekten Darts in den zehnten Durchgang, fand anschließend jedoch nurmehr ein einziges Triple-Feld. Das war bei weitem nicht genug, denn auf der anderen Seite hielt Luke Humphries mit dem nächsten 13-Darter dagegen: 180 – 58 – 134 – 93 – 36, damit hatte der Weltranglistenerste das 6:4 besiegelt. Nach Nathan Aspinall blieb also auch Michael van Gerwen am heutigen Abend sieglos und somit weiterhin Wackelkandidat in Sachen Play-offs, – eine Rolle, in die sich der erfolgsverwöhnte Niederländer keinesfalls gerne fügt.
Luke Humphries | 6:4 | Michael van Gerwen |
98,89 | Average | 92,08 |
4 | 180s | 2 |
57 | High-Finish | 90 |
0 | 100+ Checkouts | 0 |
38% | Finishing | 57% |
Am Rande der Niederlage angekommen, weiß Stephen Bunting, wo exakt das Rettungsboot verankert ist
Im letzten Viertelfinale standen sich Chris Dobey und Stephen Bunting gegenüber. Chris Dobey legte einen furiosen Start hin, mit Anwurf und 13-Darter: 97 – 140 – 140 – 88 – 36, 1:0. Stephen Bunting konterte im zweiten Durchgang mit 15 Treffern, auf der Zielgeraden checkte er die verbliebene 97 (T19, 20, D10) aus, schon hieß es 1:1. Im Gegensatz zu Leg Eins, hielt Chris Dobey seinen Anwurf in Durchgang Drei relativ unspektakulär, das 2:1 war es allemal. Stephen Bunting war im vierten Leg mit 14 Würfen zur Stelle, um abermals auszugleichen, 2:2. Im fünften Durchgang war Chris Dobey auf dem besten Wege, das 152er-Finish vom Board zu fegen, aber der Versuch auf die Double-16 rutschte ins Aus. Stephen Bunting bereitete sich derweil mit der 133 die 50 auf und ließ den Kontrahenten wieder an die Reihe. Diesmal traf Chris Dobey die Double-16 ohne Umschweife, 3:2. Den sechsten Durchgang begann Stephen Bunting mit dem Maximum, wohingegen Chris Dobey gleich mit sechs perfekten Darts ins Leg startete. Der Neun-Darter wurde es nicht, dafür ein hervorragender 11-Darter (180 – 180 – 83 – 58), mit dem er seinen Vorsprung auf 4:2 ausbaute. Dies war ein Break gewesen, das Chris Dobey im siebten Durchgang absicherte, womit er bereits auf 5:2 erhöhte. Im achten Leg hatte „Hollywood“ dann den optimalen Set-up-Shot (118) herausgearbeitet, aber Stephen Bunting zog den Kopf gerade noch aus der Schlinge. Die Niederlage vor Augen, verpasste der gebürtige Liverpooler zwar das 101er-Finish äußerst knapp, – der Pfeil war hier an der Double-12 vorbei geschrammt, – aber bei der nächsten Aufnahme bugsierte er den ersten Wurf in die Double-6, damit hatte er sein begonnenes Leg und auch den Verbleib im Match gerade noch so über die Ziellinie gerettet, 3:5. Im neunten Durchgang verpasste Chris Dobey den ersten Matchdart, diesmal hatte er sich am 144er-Checkout versucht, aber lediglich zweimal die Triple-20 getroffen. Der dritte Pfeil fand nur den Weg ins Aus, noch eine Chance auf die Double-12 sollte Dobey hier nicht erhalten. Denn Stephen Bunting hatte sich mit der glatten 100 die 36 aufbereitet, die er mit einer weiteren Aufnahme tilgte, Break zum 4:5. Im nächsten Durchgang hatte Stephen Bunting den 14-Darter mitsamt idealer Vorbereitung im Köcher, aus schier aussichtsloser Position kommend, hatte er den Ausgleich und somit den Decider erzwungen, 5:5. Chris Dobey genoss im Entscheidungsleg den Vorteil des Anwurfs, legte auch ordentliches Scoring an den Tag, aber Stephen Bunting hatte sich sein bis dahin bestes Leg für den Schluss aufgehoben: 100 – 140 – 140 – 121. Mit 12 Würfen brachte er das Leg auf seine Habenseite, wobei er das High Finish von 121 Punkten mit Treffern in der Triple-20, in der einfachen Elf und im Bullseye abräumte und somit den Einzug ins Halbfinale in Style vollendete. Das bedeutete, Stephen Bunting hatte einen 2:5-Rückstand (inklusive Matchdart gegen sich) in den 6:5-Sieg umgewandelt.
Stephen Bunting | 6:5 | Chris Dobey |
97,46 | Average | 99,43 |
4 | 180s | 4 |
121 | High-Finish | 58 |
1 | 100+ Checkouts | 0 |
40% | Finishing | 50% |
Kann sich Luke Littler ein weiteres Mal für das Jahr der Niederlagen revanchieren?
Das erste Halbfinale bestritten Luke Littler und Gerwyn Price. Das Duell startete mit einem fulminanten Kopf-an-Kopf-Rennen. Luke Littler hatte das Ausbullen für sich entschieden, aber Gerwyn Price zauberte gleich mal den 12-Darter mitsamt High Finish aus dem Hut: 134 – 135 – 97 – 135, womit er seinem Kontrahenten den Anwurf abnahm. Die 135 hatte Price mit dem Treffer im Single Bull, in der Triple-20 und im zentralen Bullseye herausgenommen, 1:0. Auch im zweiten Durchgang ließ der Waliser nichts anbrennen, ohne viel Federlesens zu machen, bestätigte er das zuvor errungene Break und schritt mit 2:0 in Front. Luke Littler konterte im dritten Leg mit dem 13-Darter: 180 – 140 – 140 – 21 – 20, auch das war ein Break und schon war er wieder dran am Gegner, 1:2. Lediglich zwei Würfe mehr brauchte Luke Littler im vierten Durchgang, da war auch der Ausgleich wieder hergestellt. Gerwyn Price hatte zuvor das 128er-Finish verpasst, weil der dritte Pfeil nur den Außendraht des Bullseye kratzte. Die verbliebene 25 wurde er nicht mehr los, denn gegenüber hatte Luke Littler 50 Restpunkte mit Triple-10 und Double-10 gelöscht, 2:2. Das dritte Leg in Folge holte der Weltmeister in Durchgang Fünf, hier hatte er den nächsten 12-Darter parat, in den er auch das grandiose High Finish einpflegte: 83 – 140 – 125 – 153 (T20, T19, D18), 3:2. Damit war Luke Littler zum ersten Mal in diesem Halbfinale in Führung gegangen, bevor Gerwyn Price im sechsten Leg mit 15 Treffern aufwartete und dabei auch das „Shanghai Finish“ zum Besten gab, 3:3. Einen Pfeil weniger benötigte Luke Littler in Durchgang Sieben, um abermals die Führung zu übernehmen, 4:3. Gerwyn Price verpasste im achten Leg gleich fünfmal die Gelegenheit, neuerlich auszugleichen. Diesen sträflichen Leichtsinn bestrafte Luke Littler mit dem Break zum 5:3. Im neunten Durchgang hatte sich Gerwyn Price den „Big Fish“ aufbereitet, aber bevor er die Angelschnur auswerfen konnte, festigte Luke Littler den Leggewinn mit dem 11-Darter: dreimal die 140 sowie die 81, schon war der 6:3-Erfolg in trockenen Tüchern. Luke Littler mit dem ersten Drei-Dart-Average jenseits der 100er-Marke an diesem Abend: er hatte 104,29 im Schnitt ans Board gehämmert, während Gerwyn Price lediglich mit 97,82 dagegen gehalten hatte. Ausschlaggebend war aber natürlich die Checkout-Quote: Luke Littler 54,55% / Gerwyn Price 33,33%.
Luke Littler | 6:3 | Gerwyn Price |
104,29 | Average | 97,82 |
2 | 180s | 2 |
153 | High-Finish | 135 |
1 | 100+ Checkouts | 2 |
55% | Finishing | 33% |
Gelingt Stephen Bunting wieder ein derart überzeugender Turn-around?
Im zweiten Halbfinale traten Luke Humphries und Stephen Bunting gegeneinander an. Luke Humphries hatte den ersten Anwurf und verbuchte auch das erste Leg für sich, 1:0. Stephen Bunting war in diesem Durchgang an der Double-10 gescheitert, als er versucht hatte, die 140 auszuchecken. Im zweiten Leg gelang ihm jedoch das 98er-Finish mit zwei Pfeilen (T20, D19), womit er sich das 1:1 sicherte. 15 Treffer später hatte Luke Humphries das 2:1 eingetütet, wohingegen es Stephen Bunting in Durchgang Vier vermochte, dank passender Vorbereitung (134), sein begonnenes Leg mit einem Wurf weniger nach Hause zu bringen, 2:2. Im fünften Durchgang probierte Luke Humphries, die 164 auszuchecken, aber nach zwei Treffern in der Triple-19, schrammte der dritte Pfeil nur ins 25er-Segment. Für die verbliebene 25 benötigte der Weltranglistenerste dann zwar fünf weitere Versuche, aber schließlich war auch das 3:2 fixiert. Stephen Bunting setzte im sechsten Leg zur Gegenwehr an und nachdem er seinen letzten Dart endlich im „Madhouse“ untergebracht hatte, war ihm abermals der Ausgleich gelungen, 3:3. Auch im siebten Leg brauchte Luke Humphries wieder mehrere Anläufe, um den Pfeil im Doppel zu versenken, aber schlussendlich war auch dies geschafft, – in dem Fall war es die Double-8, – und es stand 4:3. In Durchgang Acht lenkte Luke Humphries seinen 15. Wurf schnurstracks ins Bullseye, damit hatte er dem Gegner dessen Anwurf abgenommen und das Break zum 5:3 erzielt. Aber Stephen Bunting wollte sich keineswegs ohne die gebührende Gegenwehr ergeben. Und nachdem Luke Humphries im darauffolgenden Leg seinen ersten Matchdart verschleudert hatte, nutzte Stephen Bunting diese kurzzeitige Nachlässigkeit, um unmittelbar das Re-Break einzuholen und somit die Hoffnung auf die Finalteilnahme am Leben zu erhalten, 4:5. Aber Luke Humphries packte im zehnten Durchgang den 14-Darter aus und machte damit den Deckel aufs Match drauf, 6:4.
Luke Humphries | 6:4 | Stephen Bunting |
91,94 | Average | 95,70 |
1 | 180s | 2 |
87 | High-Finish | 98 |
0 | 100+ Checkouts | 0 |
40% | Finishing | 21% |
Die Nummer Eins der PDC Order of Merit (und Zwei der PL-Tabelle) gegen die Nummer Zwei der PDC Order of Merit (und Eins der PL-Tabelle)
Damit standen auch die beiden Finalisten fest: Luke Humphries versus Luke Littler. Luke Littler hatte den ersten Anwurf, in einigermaßen entspanntem Tempo holte er sich Durchgang Eins, 1:0. Weitaus rasanter ging es im zweiten Leg zur Sache: 135 – 180 – 90 – 96, mit dem 12-Darter sicherte er sich das Break zum 2:0, wobei er die 96 mit der einfachen 20 und gar zwei beeindruckenden Treffern in der Double-19 auscheckte. Im dritten Durchgang hielt Luke Humphries seinerseits mit dem 12-Darter dagegen, er konnte hierbei mit zwei Maxima brillieren: 180 – 100 – 180 – 41, Anschluss zum 1:2. Im vierten Durchgang war ihm der Gegner einmal mehr knapp auf den Fersen, daher versenkte Luke Humphries seinen 13. Pfeil sicherheitshalber in der Triple-20 und den 14. in der Double-18, daraus resultierte das 96er-Finish und der Ausgleich zum 2:2. Beide Spieler wiesen im fünften Durchgang die eine oder andere Schwäche auf Doppel auf, Luke Humphries gelang schlussendlich die Flucht durchs „Madhouse“ und somit übernahm er zum ersten Mal in diesem Finale die Führung, 3:2. Doch Luke Littler setzte im sechsten Durchgang die Break-Serie fort, indem er mit dem 11-Darter antwortete: 140 – 180 – 127 – 54, 3:3. Luke Humphries wusste sich auch im siebten Leg zu helfen, zwar versäumte er das 132er-Checkout, weil der Wurf auf Tops missglückte, aber der 13-Darter war es allemal: 134 – 55 – 180 – 112 – 20, 4:3. Inzwischen hatte sich ein kleines Break-Festival abgezeichnet, dem Luke Humphries im achten Durchgang eine Absage erteilte. Den 15. Pfeil brachte er in der Double-20 unter, damit hatte nach längerer Zeit mal wieder ein Spieler seinen Anwurf gehalten, der Weltmeister von 2024 war nur noch ein Leg vom erhofften Heimsieg entfernt, 5:3. Aber so einfach gibt sich ein Luke Littler natürlich nicht geschlagen, er war im neunten Leg mit dem 14-Darter zur Stelle, 4:5, bevor er seinem Gegenüber im zehnten Durchgang – mithilfe von nur 12 Würfen – erneut den Anwurf vor der Nase wegschnappte: 134 – 140 – 140 – 87. Luke Humphries hatte in diesem Durchgang bereits seinen ersten Matchdart gehabt, aber beim Versuch des 121er-Finishs misslang der Wurf aufs Bullseye und ließ 25 Zähler übrig. Es hätte schon der Sieg für Humphries sein können, aber hätte, hätte, Bullseye-Kette und rette, rette sich wer kann in die Verlängerung. Luke, in dem Fall Littler, hatte sich in den Decider gerettet und durfte diesen obendrein beginnen. Er begann stark und bekam auch die erste Möglichkeit auf ein Doppel. Aber für den Sieg hätte er das 124er-Finish gebraucht und wieder verhinderte das Bullseye das angestrebte Checkout. Auf der anderen Seite hatte Luke Humphries das 52er-Finish vor Augen, er manövrierte seinen 13. Pfeil in die einfache Zwölf, der 14. landete in der einfachen 20, aber den 15. Dart wusste er zielgenau in die Double-10 einzutauchen, 6:5. Dieses erneute Break bescherte ihm den Tagessieg, der ihm so unendlich viel bedeutete, denn damit hatte er den Vorjahreserfolg vor heimischem Publikum verteidigt. Diesmal war es Luke Humphries (100,96), der die 100er-Marke im Average überschritten hatte, Luke Littler äußerst knapp dahinter mit 99,89 im Schnitt, beide mit einer ähnlichen Checkout-Quote: Luke Humphries 46,15% / Luke Littler 45,45%.
Luke Humphries | 6:5 | Luke Littler |
100,98 | Average | 99,89 |
5 | 180s | 5 |
96 | High-Finish | 96 |
0 | 100+ Checkouts | 0 |
46% | Finishing | 45% |
Für Luke Humphries war es der dritte Tagessieg in der laufenden Premier League Saison. Nächste Woche geht es im schottischen Aberdeen weiter, wobei die beiden Konkurrenten um Platz Vier gleich zum Auftakt direkt aufeinander treffen. Gute Nacht and Always Look on the Bright Side of the Flight!
Viertelfinals | Halbfinals | Finale | |||
Best of 11 | Best of 11 | Best of 11 | |||
5 | R.Cross | ||||
6 | G.Price | 3 | G.Price | ||
4 | N.Aspinall | 6 | L.Littler | ||
6 | L.Littler | 5 | L.Littler | ||
4 | M.v.Gerwen | 6 | L.Humphries | ||
6 | L.Humphries | 6 | L.Humphries | ||
6 | S.Bunting | 4 | S.Bunting | ||
5 | C.Dobey |
Fotos © PDC @ Darts1