Michael van Gerwen gewinnt die Premier League zum sechsten Mal
An diesem Montagabend richteten sich die Blicke der Darts-Welt auf Berlin. In der deutschen Hauptstadt, genauer gesagt in der Mercedes-Benz-Arena vor 11.000 Zuschauern, wurde der Abschluss der Premier League of Darts 2022 gefeiert. Qualifiziert für die Playoffs hatten sich mit Jonny Clayton, Michael van Gerwen, James Wade und Joe Cullen die vier erfolgreichsten Spieler der 16 regulären Spieltage. Auf den Sieger des heutigen Abends wartete die Trophäe und damit verbunden 275.000 Pfund Preisgeld, wobei außer Cullen die drei anderen Teilnehmer diesen Titel in der Vergangenheit bereits gewonnen hatten. In den Halbfinals standen sich zunächst Clayton und Cullen sowie van Gerwen und Wade gegenüber, danach fehlte nur noch das große Endspiel. Die Vorschlussrunde wurde im Modus „Best of 19 Legs“ ausgetragen, das Finale im leicht verlängerten Format „Best of 21 Legs“.
Schwache Tagesform macht Clayton die Titelverteidigung zunichte
Als Tabellenerster hatte sich Titelverteidiger Jonny Clayton in beeindruckender Manier für die Playoffs qualifiziert. Dort traf er auf Joe Cullen, der es bei seinem Premier League-Debüt gleich ins Halbfinale geschafft hatte. Schon im Auftaktleg kostete ein Fehlwurf auf Doppel Clayton den eigenen Anwurf, ehe sich der „Rockstar“ mit einem 101er-Highfinish auch den zweiten Durchgang sicherte. Bei Clayton setzte sich der schlechte Start hingegen fort, in den beiden darauffolgenden Legs ließ er insgesamt vier Chancen liegen. Cullen nutzte die gegnerischen Fehler zu seinen Gunsten, legte noch zwei souveräne 13-Darter hinterher und führte mit 6:0. Erst danach hatte das Warten für „The Ferret“ ein Ende: er löschte 74 Punkte und holte sich den langersehnten ersten Leggewinn. Diesem konnte Clayton ein Break folgen lassen, doch Cullen antwortete umgehend mit sechs perfekten Darts und stellte wenige Momente später wieder den alten Abstand her. Im zehnten Durchgang scheiterte Clayton knapp an 164 Restpunkten, sodass es Cullen ermöglicht wurde, mit einem sehr deutlichen 8:2-Vorsprung in die Unterbrechung zu gehen. Nach dieser Pause änderte sich am Spielverlauf nichts mehr. Mit einem 15-Darter holte sich Clayton sein drittes Leg, doch Cullen verteidigte sein eigenes Anwurfleg einmal mehr problemlos mit 14 Darts und stand unmittelbar vor dem Finaleinzug. Aufgrund vier vergebener Matchdarts musste sich der Engländer noch etwas gedulden, wenige Aufnahmen später war es aber soweit. Joe Cullen brachte den fünften Matchdart in der Doppel-20 unter und stand nach dem klaren 10:4-Sieg als erster Finalist fest.
Joe Cullen | 10:4 | Jonny Clayton |
100,76 | Average | 93,59 |
11 | 180s | 2 |
101 | High Finish | 74 |
1 | 100+ Checkouts | 0 |
10/23 | Finishing | 4/14 |
Auch Wade kassiert eine deutliche Niederlage
Genau dieses Endspiel war nun auch das große Ziel von Michael van Gerwen und James Wade. Die Generalprobe zu diesem zweiten Halbfinale fand vorgestern statt: beim World Series-Event in Kopenhagen gewann der Engländer deutlich mit 10:4. Im heutigen Aufeinandertreffen setzte Wade den Startschuss, schaffte es jedoch nicht, das frühe Break zu bestätigen. „Mighty Mike“ glich durch einen eigenen 13-Darter aus und präsentierte den Zuschauern danach ein 110er-Highfinish. Darauf antwortete Wade mit einem 101er-Checkout. Weil auch die nächsten beiden Legs gerecht aufgeteilt worden waren, lautete der Zwischenstand zu diesem Zeitpunkt 3:3. Danach verschärfte van Gerwen das Tempo. Durch einen 13-Darter brachte sich der Niederländer wiederum in Führung, ehe er mit einem starken 11-Darter sowie einem 15-Darter davonzog. Mit einem Treffer in der Doppel-10 verhinderte Wade vor der Unterbrechung Schlimmeres, den 4:6-Rückstand musste er dennoch akzeptieren. Dieser Rückstand wurde nach der Pause größer. Im zwölften Leg gelang van Gerwen mit einem 14-Darter das vorentscheidende Break zum 8:4. Wade hatte dem nichts mehr entgegenzusetzen, sodass auch das zweite Halbfinale am Ende eine deutliche Angelegenheit war. Ein 11-Darter machte schlussendlich den Deckel drauf. Michael van Gerwen entschied das zweite Halbfinale klar mit 10:4 für sich und erreichte zum insgesamt achten Mal das Finale der Premier League.
M. van Gerwen | 10:4 | James Wade |
99,76 | Average | 93,48 |
6 | 180s | 0 |
110 | High Finish | 101 |
1 | 100+ Checkouts | 1 |
10/21 | Finishing | 4/11 |
Hochdramatisches Endspiel: Cullen vergibt einen Matchdart
Würde Joe Cullen seine starke Debütsaison mit dem Turniersieg krönen, oder würde sich Michael van Gerwen zum sechsten Mal zum Champion der Premier League machen? Um diese Frage ging es nun im Finale der Premier League of Darts 2022. Elf gewonnene Legs benötigten beide Profis zum Titelgewinn. Cullen legte mit einem 11-Darter furios los, direkt danach setzte der Engländer jedoch drei Pfeile außen an seiner bevorzugten Doppel-16 vorbei. Van Gerwen bedankte sich und sorgte danach mit einem 13-Darter selbst für das erste Break der Partie. Dieses konnte der Niederländer zwar bestätigen, im daran anschließenden fünften Leg verpasste er jedoch zwei Gelegenheiten, um noch weiter zu enteilen. Cullen erwischte in diesem Moment die Doppel-10 mit dem letzten Dart in der Hand und stellte wenig später mit dem 3:3 Parität her. Durch einen 12-Darter holte sich van Gerwen seine Führung wieder zurück, dabei handelte es sich um das sofortige Rebreak. Der Weltranglistendritte löschte wenig später 74 Punkte, womit er die Führung vergrößerte. Mit einem sehenswerten 141er-Highfinish verkürzte Cullen zwar, ein weiteres Break gelang dem „Rockstar“ vor der Unterbrechung jedoch nicht mehr. Einem 88er-Finish auf der doppelten 7 hatte es van Gerwen zu verdanken, dass er mit einem 6:4 im Rücken in die Kabine ging.
Nach der Pause zeigte Cullen ein enorm wichtiges 114er-Checkout – Augenblicke vorher hatte van Gerwen knapp am Bullseye vorbeigeworfen. Im darauffolgenden Leg nutzte Cullen einen weiteren gegnerischen Fehler aus, sodass das Duell mit dem 6:6 wieder vollkommen offen war. Der Engländer sammelte anschließend noch ein drittes Leg nacheinander ein. Dieser Serie setzte Cullen jedoch selbst ein Ende, als er zwei wichtige Breakchancen verstreichen ließ. Der „Rockstar“ blieb ungeachtet dessen weiter fokussiert und brachte sich mit einem 13-Darter wieder in Front, erneut schaffte van Gerwen jedoch die direkte Antwort. Unter enormem Druck brachte Cullen im 17. Leg 68 Restpunkte auf Null. „Mighty Mike“ hielt erneut dagegen und sorgte mit dem 9:9 für eine packende Schlussphase. Weil van Gerwen kurz darauf trotz eines Ausrutschers in die Single-5 92 Punkte ausgemacht hatte, holte er sich das so wichtige Break und war gleichzeitig nur noch ein einziges Leg von der Ziellinie entfernt. Cullen war allerdings längst nicht geschlagen, erzielte mit einem 13-Darter das sofortige Rebreak und brachte dieses Finale ins Entscheidungsleg. Nachdem sich van Gerwen dort bei 120 Restpunkten keinen Matchdart erspielt hatte, stellte sich Cullen mit 68 Rest vors Oche. Sein einziger Matchdart landete jedoch haarscharf neben der Doppel-16. Direkt danach machte van Gerwen den Sack zu, er versenkte seinen ersten Matchdart in der Doppel-14 und ließ seinem Jubel freien Lauf.
Michael van Gerwen triumphierte in einem gleichermaßen hochklassigen wie spannenden Finale mit 11:10 und gewinnt die Premier League zum sechsten Mal, wofür er mit 275.000 Pfund belohnt wird. Für Joe Cullen endete eine großartige Debütsaison mit einer schmerzhaften Niederlage, er erhält ein Preisgeld in Höhe von 125.000 Pfund.
M. van Gerwen | 11:10 | Joe Cullen |
99,10 | Average | 99,36 |
5 | 180s | 3 |
92 | High Finish | 141 |
0 | 100+ Checkouts | 2 |
11/23 | Finishing | 10/20 |