Players Championship Finals 2024: Am zweiten Tag mussten die Spieler zweimal antreten, na ja, zumindest die Gewinner
Der Auftakt im Butlins Resort Minehead entpuppte sich als der Tag der Überraschungen, an dem es zahlreiche Favoritenstürze gab, einige andere klangvolle Namen stolperten nur mit äußerster Mühe über die Ziellinie, während der eine oder andere Spieler, der schon länger keinen Erfolg mehr vor TV-Kameras erzielt hatte, auftrumpfte und nur die wenigsten Topgesetzten konnten gestern mit ihrer Performance der Favoritenstellung auch wahrhaftig gerecht werden.
Einen Sahnetag hatte auch Chris Dobey nicht erwischt, nach drei Erfolgen auf dem Floor, war er bei diesem Turnier zum ersten Mal an Nummer Eins gesetzt, ging dann aber im Duell gegen Nathan Aspinall komplett unter. Es schien, als seien die Board-Segmente speziell für ihn zugenagelt worden zu sein, er fand überhaupt nicht zu seinem Spiel und wirkte völlig hilflos beim Versuch, die Erwartungen an ihn und auch an seine Setzposition, irgendwie mit den gestrigen Leistungen in Einklang zu bringen. Am Ende erlebte er ein einziges Debakel, bei dem er vollständig von der Rolle schien. Ein absolutes Fiasko durchlebte auch Michael van Gerwen, sieben Mal (2013, 2015, 2016, 2017, 2019, 2020, 2022) hat er den Titel bei den Finals schon abgeräumt, ist hier demnach unangefochtener Rekordhalter. Ansonsten konnte nur Phil Taylor das Turnier bislang mehrfach (dreimal) gewinnen, die anderen sechs Namen (Gary Anderson, Kevin Painter, Paul Nicholson, Daryl Gurney, Peter Wright, Luke Humphries) wurden bis dato erst einmal in der Siegerliste vermerkt. Letztes Jahr stand Michael van Gerwen zumindest noch im Endspiel, das er gegen Luke Humphries verlor, in 2018 hatte „MvG“ ein weiteres Mal, (da unterlag er Daryl Gurney), wenigstens das Endspiel erreicht, – und in diesem Jahr ist er tatsächlich schon in der ersten Runde ausgeschieden. Die Koffer gleich wieder packen, mussten auch etliche andere ehemalige Weltmeister, wie beispielsweise Gerwyn Price, er fand einfach zu spät in seinen Flow und musste sich dem Franzosen Thibault Tricole mit 4:6 geschlagen geben. Gerwyn Price stand schon einmal im Endspiel der Finals (2019), verlor jenes aber gegen Michael van Gerwen, und machte im Anschluss an die gestrige Niederlage eine wagemutige Ansage auf seinem Social Media Account: Zunächst bedankte er sich bei der „Crowd“ für die super Unterstützung, er habe sich nicht nur im Practice Room, sondern auch oben auf der Bühne fantastisch gefühlt. Doch plötzlich war es soweit: “Couldn`t hit a barn door”. Ja, manchmal ist auch ein Scheunentor nicht breit genug. Als Schlüssel des Erfolgs oder in dem Fall: des Misserfolgs, sah er die Balance an, vielmehr die fehlende Balance. Er mutmaßte, dass die Unausgeglichenheit zwischen der extremen Anhäufung seiner Einsätze auf der Bühne und dann wieder „a massive break“, ihn aus dem Gleichgewicht geworfen hat. Aber er war zuversichtlich für das nächste Jahr und kam auch gleich mit einer erstaunlich optimistischen Prognose rüber: „Roll on 2025“ (dann folgten ein paar vielversprechende Emojis, bevor er fortfuhr), “World champ 2025. U heard it here first“. Das ist doch mal eine Ansage!
Ein anderer Waliser durfte gestern mit ihm zusammen die Heimreise antreten, es war Jonny Clayton, der vom Wahl-Kölner Florian Hempel nervenstark in Schach gehalten wurde. Der dritte Waliser im Bunde, Nick Kenny, kam äußerst kurzfristig zu seiner Nennung für das Duell gegen Michael Smith, da der ursprünglich vorgesehene Dom Taylor dem Ergebnis eines Dopingtests nicht standgehalten hatte und aus dem Turnier genommen worden war. Kurzzeitig sah es so aus, als wenn sich hier die nächste Sensation anbahnen würde, doch dann überstand der Weltmeister von 2023 zwei Matchdarts gegen sich und kriegte gerade noch so die Kurve. Nicht ganz so glücklich erging es dem Back-to-Back Weltmeister von 2015 & 2016, Gary Anderson, er wurde völlig überraschend noch von Ryan Meikle abgefangen. Nachdem der Schotte sich eigentlich schon sicher im Ziel wähnen konnte, startete Ryan Meikle eine verblüffende Aufholjagd und setzte den Grand Slam-Halbfinalisten der letzten Woche, der die Players Championship Finals einmal gewinnen – (2014, gegen Adrian Lewis) – und ein weiteres Mal das Endspiel erreicht hatte, – (2011 unterlag er Phil Taylor), – Gary Anderson, außer Gefecht. Ryan Meikle tritt heute gegen Martin Schindler an, dem gestern ein, wenn auch anstrengender Spaziergang durchs Mittelmaß genügte, um Brendan Dolan, dessen Performance unterirdisch anmutete, nach Hause zu schicken. Chancenlos blieb der dritte deutsche Teilnehmer, Gabriel Clemens wehrte sich vergeblich gegen Titelverteidiger Luke Humphries, vor allem ließ der „German Giant“ gleich zu Beginn zu viele Chancen auf Doppel aus. Weitere Weltmeister, die den Weg in die zweite Runde nicht fanden, waren Rob Cross, der feststellen musste, dass Luke Littlers Annahme, er sei derzeit „unschlagbar“, womöglich doch zutreffen könnte. Mit einem Average von über 100 Punkten verlor der Weltmeister von 2018, zu Null! Auch der ehemalige Doppelweltmeister (2020 & 2022), Peter Wright, läuft seiner Form weiterhin meilenweit hinterher, da nutzte auch die reumütig zurückgeholte Brille nichts, er bekam so gut wie kein Doppel zu sehen. Aber trotz der 1:6-Niederlage gegen Daryl Gurney, sollte man „Snakebite“, der zwischenzeitlich auch den Nummer Eins Status im schottisch internen Ranking wieder an Gary Anderson abtreten musste, nie abschreiben. Peter Wright hat oft genug bewiesen, dass er nicht nur als „Paradiesvogel“ auftritt, sondern das „Steh-auf-Männchen“ par excellence verkörpert. „We shall see!“ Der BDO-Weltmeister von 2014, Stephen Bunting, war hier gar an Nummer Zwei gesetzt, wurde aber ebenso unterlegen wie überraschend vom Belgier Mario Vandenbogaerde, mit 6:2 gebügelt. Wieder zu alter Stärke zurückgefunden hatte Dave Chisnall, er bezwang Joe Cullen mit 6:1, ebenso fertigte Ross Smith den Antwerpener Dimitri Van den Bergh ab, und auch die Partie Dirk van Duijvenbode gegen Callan Rydz, Damon Heta versus Mervyn King, Mike De Decker gegen Richard Veenstra, Kim Huybrechts versus Wessel Nijman sowie die Express-Partie: Josh Rock gegen Ricky Evans, endeten mit demselben Ergebnis, 6:1, „Rockys“ Sieg dauerte dabei weniger als 10 Minuten.
Die komplette Runde Zwei an einem Nachmittag
Der heutige Nachmittag umfasste die zweite Runde, weiterhin galt der Best-of-11-Legs Modus und weiterhin wurde auf zwei Bühnen gleichzeitig gespielt, gleich zu Beginn waren Kim Huybrechts und Scott Williams an der Reihe. Scott Williams hatte sich gestern Nachmittag in einem epischen Drama gegen Gian van Veen durchgesetzt. Möglicherweise nicht das schlechteste für den Niederländer, dass er sich nun ganz und gar auf das morgige PDC Junioren-WM-Finale gegen Jurjen van der Velde konzentrieren kann.
Die ersten vier Durchgänge teilten Scott Williams und Kim Huybrechts gerecht unter sich auf, in den ersten beiden Legs hielt auch jeder seinen jeweiligen Anwurf, wobei Scott Williams im ersten Durchgang sofort das High Finish, 107 (19, T20, D14) zur Verfügung hatte, 1:0. In Durchgang Zwei revanchierte sich Kim Huybrechts, ebenfalls mit dem Checkout über Hundert: die 137 löschte er mit Triple-19, Triple-16 und Double-16, 1:1. Der Belgier nahm seinem Gegner in Leg Drei den Anwurf ab, 2:1, dasselbe tat Scott Williams im vierten Durchgang, er stahl dem Kontrahenten das begonnene Leg, wobei er da nur 14 Pfeile zum Einsatz bringen musste, 2:2. Ausgesprochen holprig wurde es in Durchgang Fünf, – Gary Anderson würde es „scrappy“ nennen, – hier kämpften beide mit Double-Trouble inklusive Überwerfens, Kim Huybrechts brachte beim dritten Gang ans Oche schließlich den fünften Checkout-Dart in der Double-4 unter, und setzte die Breakserie fort, 3:2. Im sechsten Durchgang scheiterte der „Hurricane“ nur knapp an Tops, beim Versuch, das 108er-Finish loszuwerden, dennoch gelang es ihm, das vorher mühsam errungene Break zu bestätigen, 4:2. 14 Darts später hatte der Gegner mit zwei Würfen die glatte Hundert (T20, D20) erlegt und fand wieder den Anschluss, 3:4. Im achten Leg zog Scott Williams den 12-Darter mitsamt High Finish aus dem Ärmel: 180 – 140 – 65 – 116 (20, T20, D18), das war der Ausgleich, 4:4. Im neunten Durchgang misslang Kim Huybrechts der Wurf aufs Bullseye, damit musste er nicht nur das 127er-Checkout ad acta legen, sondern, – nachdem er mit drei weiteren Versuchen, auch die restliche 25 nicht quitt wurde, – verlor obendrein sein begonnenes Leg. Scott Williams verwandelte seinen dritten Breakdart und ging zum ersten Mal in dieser Begegnung vorneweg, 5:4. In Durchgang Zehn präsentierte Scott Williams einen brillanten 13-Darter, zwei Maxima und das 24er-Checkout mit nur einem Versuch, waren im Preis inbegriffen, somit hatte Scott Williams vier Legs in Folge abgeräumt und das 6:4 fixiert.
Parallel dazu hatten Cameron Menzies und Ryan Joyce ihr Match ausgetragen. Cameron Menzies zeigte am ersten Spieltag einmal mehr eine hervorragende Darbietung, – am Oche und auch sonst bei seinem gestenreichen Bühnenauftritt, – er fegte die gestern eher mageren Leistungen des Walisers Jim Williams, mit 6:2, vom Board. Auch Ryan Joyce konnte zum Auftakt durchaus überzeugen, er setzte sich nach Kampf gegen Karel Sedlacek, mit 6:4 durch. In der heutigen Auseinandersetzung zeigte „Relentless“ Ryan Joyce einmal mehr sein erbarmungsloses Kämpferherz. Cameron Menzies, der zunächst 1:4 hinten lag, startete mit sechs perfekten Darts ins sechste Leg, das war der Beginn einer furiosen Aufholjagd und schließlich war er sogar mit 5:4 in Front. Auch im Decider hatte der Schotte bereits vier Matchdarts gehabt, aber Ryan Joyce überstand alle bedrohlich knappen Versuche des Gegners schadlos und holte sich seinerseits das 6:5.
Unzufriedenheit und Zorn sind schlechte Berater
Als nächstes folgte die Partie: Nathan Aspinall versus Niels Zonneveld. Der Niederländer hatte gestern William O`Connor, mit 6:3 in die Schranken verwiesen. Niels Zonneveld setzte die Messlatte von Anbeginn hoch, obwohl Nathan Aspinall gleich im ersten Durchgang zweimal mit der 180 aufwarten konnte, kam er gegen den 12-Darter des Kontrahenten, mitsamt brillantem High Finish, nicht an: 100 – 140 – 105 – 156 (T20, T20, D18), 1:0 für Niels Zonneveld. Nicht ganz so spektakulär hielt Nathan Aspinall in Leg Zwei seinen Anwurf, dabei hätte es auch hier ein starkes High Finish werden können, aber das 146er-Checkout scheiterte an der Double-16. Die traf „The Asp“ beim nächsten Gang ans Oche, 1:1. Im dritten Durchgang verpasste Niels Zonneveld, entgegen Bullseye-Treffer bei der 88er-Vorbereitung, eine Aufnahme, beim Versuch, auch den Restbetrag von 36 Zählern zu begleichen, trotz alledem hielt er seinen Anwurf, 2:1. Nathan Aspinall gelang im vierten Durchgang der passende Set-up-Shot (133), aber die verbliebene 50 wollte bei der nächsten Aufnahme nicht weichen. Das bestrafte sein Gegenüber mit dem 140er-Set-up-Shot und dem anschließenden Treffer in der Double-15, Break zum 3:1. Nathan Aspinall konterte im darauffolgenden Durchgang, das umgehende Re-Break brachte ihm das 2:3. Aber der 26-Jährige aus Uitgeest, – wo übrigens auch Wessel Nijman herstammt – zeigte sich zu allem entschlossen. Auch in Leg Sechs hielt er wieder die geeignete Vorbereitung (137) parat, der 13. Wurf landete in der Double-12, schon stand es 4:2 für ihn. Auf der anderen Seite offenbarte Nathan Aspinall wiederholt aufgestaute Wut, die tat seinem Spiel überhaupt nicht gut. Unbeirrt davon tischte Niels Zonneveld in Durchgang Sieben seinen nächsten gekonnten Set-up-Shot (104) auf, danach der Treffer in der Double-20, das war das 5:2. Im achten Leg bäumte sich der Engländer nochmal kurzzeitig auf, 3:5, bevor Niels Zonneveld im neunten Durchgang mit High Finish, 128 (T18, T18, D10) in beeindruckender Weise den Deckel aufs Match drauf machte. 6:3 für den Niederländer, der mit 97,27 im Average, (Nathan Aspinall mit 95,79), eine durchweg überzeugende Leistung gezeigt und vor allem Nervenstärke bewiesen hatte.
Auf Bühne 2 hatten sich derweil Andrew Gilding und Dave Chisnall gegenübergestanden. Andrew Gilding war nach seinem gestrigen 6:3-Sieg über Kevin Doets in die zweite Runde eingezogen und auch heute präsentierte er eine überaus kraftvolle Performance. Mit 100,7 im Average wies er zehn Punkte mehr als sein Gegner auf, wobei es Dave Chisnall dennoch in den Decider geschafft hat. Im Entscheidungsleg hatte Andrew Gilding allerdings die Hilfe eines ausgezeichneten Set-up-Shots (128) in Anspruch genommen und schlussendlich das Duell für sich entschieden, 6:5.
“Meet Australians Number One and Poland`s Number One!”
So kündigte John McDonald Damon Heta und Krzysztof Ratajski an. „The Polish Eagle“ konnte sich gestern nach engem Kampf, mit 6:4, gegen einen starken Madars Razma durchsetzen, während Damon Heta die letzten Hoffnungen des „Kings: Mervyn the First“, hinsichtlich seines Verbleibs auf der Tour, womöglich endgültig zunichte gemacht hat.
Ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferte Damon Heta hier Krzysztof Ratajski, der mit dem 13-Darter im ersten Durchgang dem Gegner gleich mal den Anwurf vor der Nase wegschnappte, 1:0. Doch der Australier hatte im zweiten Leg die passende Antwort parat und holte sich postwendend das Re-Break, 1:1. In den darauffolgenden zwei Durchgängen hielt jeder sein jeweils begonnenes Leg, wobei Krzysztof Ratajski abermals den 13-Darter zur Hand hatte. Hier wäre dem Polen beinah noch das „Shanghai Finish“ gelungen, das 2:2 war es allemal. 14 Darts später hatte Damon Heta wieder die Führung übernommen, 3:2, bevor Krzysztof Ratajski im sechsten Durchgang erneut ausglich, 3:3. Im siebten Leg förderte „The Heat“ die 110 als geeignete Vorbereitung zutage, versenkte danach den ersten Wurf in der Double-16, somit hieß es 4:3. Wieder konterte Krzysztof Ratajski im Leg danach, 4:4. Aber in Durchgang Neun war der 47-Jährige aus Warschau um einiges treffsicherer unterwegs, und während Damon Heta vier Checkout-Darts verschleuderte, hatte sich Krzysztof Ratajski mit der 104 die 28 gestellt, die er mit der nächsten Aufnahme löschte. Es war das Break, damit segelte nun zum ersten Mal der „Polish Eagle“ in Führung und es war irgendwie auch der beste Zeitpunkt dafür, 5:4. Die drohende Niederlage vor Augen, zog Damon Heta im zehnten Leg den Kopf nochmal aus der Schlinge, der 13-Darter verhalf ihm zum erlösenden Re-Break, 5:5. Nachdem er diesen Rettungsanker ausgeworfen hatte, ließ sich Damon Heta auch im Decider nicht mehr aufhalten, mit dem 72er-Finish und insgesamt 15 Treffern, hatte er sich über die Ziellinie geflüchtet. 6:5 für Damon Heta über Krzysztof Ratajski, der es ebenfalls in der Hand gehabt hatte, dieses Spiel doch noch für sich zu entscheiden.
Auf dem Nebenschauplatz
Nebenan trafen sich inzwischen Jeffrey de Graaf und Thibault Tricole, hier spielten mehr oder minder drei Nationen gegeneinander, denn Jeffrey de Graaf hat das Licht der Welt in den Niederlanden erblickt, wohnt aber schon lange in Stockholm und tritt für Schweden an. Der Wahl-Schwede hat gestern Ryan Searle niedergerungen und mit 6:5 nach Hause geschickt, während Thibault Tricole, siegreich gegen Gerwyn Price, „heureux“ von der Bühne schritt. Heute war der Franzose nicht ganz so glücklich, er unterlag Jeffrey de Graaf mit 3:6.
Der „Bully Boy“ befindet sich weiterhin auf der Suche nach dem richtigen Rezept
Auf der Hauptbühne waren inzwischen Michael Smith und Daryl Gurney angekommen. Michael Smith hatte einigermaßen ordentliches Scoring mitgebracht, aber nach hinten hinaus, stand ihm der Double-Trouble regelmäßig im Weg und verhinderte ein ums andere Mal den Leggewinn. Genau das Gegenteil war bei Daryl Gurney der Fall, der bewegte sich weit gemächlicher von der 501 herunter, war dann aber im Endspurt treffsicher. Bei Michael Smith hatte man das Gefühl, dass er seine Wurfgeschwindigkeit gar nochmals angehoben hatte, – (wie ist sowas überhaupt möglich?), – das führte aber nur zu dem einen oder anderen Bouncer mehr. Schon im ersten Durchgang war Michael Smith nah dran, das 145er-Finish herauszunehmen, verfehlte dann aber die Double-14. Das 1:1 war es trotzdem, und auch Daryl Gurney hielt im zweiten Leg irgendwie seinen Anwurf, 1:1. Schon im dritten Durchgang stellte Michael Smith das unter Beweis, was ich eingangs erwähnt hatte, vier Versuche am Doppel vorbei, der Gegner bestrafte dies mit Break und Führung, 2:1. Im vierten Leg packte der Nordire das High Finish, 116 (T20, 20, D18) aus und bestätigte so das eben erzielte Break, 3:1. Michael Smith gelang im fünften Durchgang mal wieder ein unverzügliches Checkout, der 13-Darter, inklusive 105er-Vorbereitung, gereichte ihm zum Anschluss, 2:3. Zwei Pfeile mehr benötigte der „Bully Boy“ im sechsten Leg, doch dann war auch seinerseits das Break erzielt, 3:3, – er war wieder im Geschäft. Und als Michael Smith in Durchgang Sieben gar mit dem 11-Darter um die Ecke kam: 140 – 174 – 96 – 91, 4:3, dachte man kurzzeitig, nun habe er das Steuerrad endgültig übernommen, – es erwies sich als frappante Fehleinschätzung. Denn ab da spielte eigentlich nurmehr einer und der hieß Daryl Gurney. Mit einer unfassbaren Beständigkeit in Scoring und Checkout, griff sich „SuperChin“ drei Leggewinne in Folge. In Durchgang Acht und Neun, war Michael Smith nicht einmal in Reichweite eines Doppelfeldes, erst im zehnten Leg bekam er die letzte Gelegenheit, im Turnier zu verbleiben. Doch nachdem er sich mit der 137 die 24 gestellt hatte, ging danach gar nichts mehr. Drei Pfeile landeten irgendwo im Nirgendwo, gegenüber wurde Daryl Gurney mit zwei Versuchen das 56er-Finish quitt, das bedeutete den 6:3-Erfolg des Nordiren über den Weltmeister von 2023.
Schafft Florian Hempel auch den Sprung in die dritte Runde?
Auf Bühne 2 wurde es aufregend für Darts-Deutschland, hier standen mittlerweile Florian Hempel und Dirk van Duijvenbode zum Duell am Oche bereit. Zu Beginn war es ein Kampf auf Augenhöhe, Florian Hempel war sogar zweimal in Führung gegangen, aber der Niederländer hatte immer wieder ausgeglichen. Ab Leg Fünf schaltete Dirk van Duijvenbode ein bis zwei Gänge hoch und schaffte das erste Break. Der Deutsche konnte das Tempo weiterhin mitgehen, antwortete mit wunderbarem 11-Darter (180 – 140 – 100 – 81) und landete das sofortige Re-Break zum 3:3. Doch schon im siebten Durchgang hatte sein Gegner das High Finish (102) parat, 4:3, und auch in den darauffolgenden beiden Legs ließ der 32-Jährige, der im niederländischen ’s-Gravenzande zuhause ist, nichts mehr anbrennen. 6:3 für Dirk van Duijvenbode über Florian Hempel, der Deutsche ist somit in der zweiten Runde leider ausgeschieden.
Der Titelverteidiger auf dem Weg zu legendären Erfolgen, während gegenüber bereits die Legende schlechthin stand
Auf Bühne 1 war nun Luke Humphries an der Reihe, der Titelverteidiger bekam es mit der niederländischen Darts-Ikone Raymond van Barneveld zu tun, der seinerseits gestern Landsmann Chris Landman, mit 6:2 vom Oche gefegt hatte.
Die Begegnung heute stand eher unter umgekehrten Vorzeichen, hier war es Luke Humphries, der seinen legendären Gegner chancenlos aussehen ließ. Das Spiel hatte zunächst, zumindest für die Dauer von zwei Legs, ausgeglichen begonnen, jeder holte sich seinen Anwurf. Bereits in Durchgang Zwei wäre dem Weltmeister beinah ein besonderes Schmankerl gelungen, beim Versuch, den Leggewinn mit dem 167er-Finish zu krönen, missglückte lediglich der Versuch auf das Bullseye. Aber auch die verbliebene 25 war rasch Geschichte, 1:1. Ab dem dritten Durchgang hatte Luke Humphries endgültig den Turbo gezündet und den Express-Hebel bedient. 180 – 140 – 145 – 36, das war der 11-Darter zum ersten Break, 2:1. Dem ließ er in Leg Vier den 12-Darter folgen: 180 – 86 – 140 – 95, folgen, Break bestätigt, 3:1. Der nächste 12-Darter ließ nicht lange auf sich warten: 140 – 180 – 114 – 67, erneutes Break, 4:1. Das High Finish, 102, das er in style mit 20, Bullseye und Double-16, ausradierte, sicherte abermals das Break ab, 5:1. Es schien, als wenn Luke Humphries danach ein wenig verkrampfte, Raymond van Barneveld, der bis dahin überhaupt nicht mitspielen durfte, schlug daraus Kapital und ergatterte sich zumindest noch die nächsten beiden Legs, 3:5. Doch im neunten Durchgang verpasste der Niederländer den Versuch auf die Double-8, und öffnete dem Gegner hier die Tür mehr als einen Spalt breit. Aber Luke Humphries selbst brauchte heute offenbar nicht mehr als die Öffnung eines Nadelöhrs, schlüpfte hindurch und brachte so den 6:3-Sieg über den fünffachen Weltmeister aus den Niederlanden unter Dach und Fach. Raymond van Barneveld hatte lediglich 89,69 im Schnitt geschafft, das reichte natürlich bei weitem nicht aus, um den Gegner (Average 102,35) auch nur annähernd in Verlegenheit zu bringen.
Auf Bühne Zwei hatte sich zwischenzeitlich ein weiteres Ergebnis eingestellt: Mario Vandenbogaerde verlor gegen (mit 3:6) Connor Scutt, der nach seinem Auftaktsieg (6:4) über Martin Lukeman in diese Runde gekommen war.
„Rocky“ unterliegt nach brachialgewaltigem Knockout
Auf der Hauptbühne waren mittlerweile Josh Rock und Jermaine Wattimena angekommen. Jermaine Wattimena hatte gestern den Schotten Alan Soutar mit 6:4 niedergerungen, das war vermutlich das Aufwärmprogramm, denn heute machte er kurzen Prozess mit „Rocky“. Mit 14 Treffern sicherte sich Jermaine Wattimena Durchgang Eins, 1:0. Die identisch gleiche Wurfanzahl benötigte der Niederländer für Leg Zwei, 2:0. Nur einen Pfeil mehr brauchte der 36-Jährige aus Westervoort, der offensichtlich immer besser in Schwung kommt, für Durchgang Drei, 3:0. Für Leg Vier hatte sich Jermaine Wattimena sein erstes Maximum aufgehoben, danach das 46er-Checkout, schon stand es 4:0. Ins fünfte Leg integrierte der Niederländer seine zweite 180 und ließ dieser das sehenswerte High Finish, 121 (25, T20, D18) folgen. Insgesamt war es der 12-Darter (zweimal 100, 180 und das 121er-Checkout), den er ebenfalls noch im Köcher hatte, 5:0. Auch im sechsten Durchgang fackelte Jermaine Wattimena nicht lange. Obgleich Josh Rock Anwurf hatte und das Leg vielversprechend mit seiner zweiten 180 in diesem Match begann, schaffte es Jermaine Wattimena mit dem „Shanghai Finish“, auf den letzten Metern dem Gegner auch dieses Leg abzunehmen. 6:0, der „Whitewash“ war perfekt.
Einen „Whitewash“ hatte auch Mike De Decker seinem Gegenüber verpasst, er bezwang nebenan (mit 6:0) Ian White, der gestern noch so triumphal Michael van Gerwen aus dem Turnier verabschiedet hatte. Mit 6:4 hatte zuvor Danny Noppert einen anderen Überraschungssieger von gestern niedergestreckt, Stephen Burton, der zum Auftakt Dauerbrenner James Wade nach Hause geschickt hatte. Danny Noppert selbst war am ersten Spieltag nur knapp dem Aus entkommen, er hat bereits bedrohlich weit hinten gelegen, schaffte dann aber gegen den „Underdog“ James Hurrell doch die Wende.
Wer kann den Noch-Juniorenweltmeister stoppen?
Auf Bühne 1 folgte nun der freudig erwartete Auftritt von Luke Littler, er wurde heute von Ritchie Edhouse gefordert, der gestern einen anderen Luke, nämlich Luke Woodhouse einmal mehr Schachmatt setzen konnte. „Gefordert“ ist vermutlich nicht der geeignete Begriff, denn abermals war Luke Littler eher unterfordert, mit bemerkenswertem High Finish holte er sich zunächst Leg Eins. Die 119 eliminierte er mit Triple-19, 12 und Bullseye, 1:0. Im zweiten Durchgang konnte der amtierende Europameister noch ordentlich dagegenhalten, mit 14 Treffern sicherte er sich, trotz zwei Maxima seines Gegners, das 1:1. Im dritten Leg verpasste Ritchie Edhouse nur knapp das Bullseye und somit das 127er-Finish, nicht einmal solche minimalen Fehler kann man sich gegen Luke Littler leisten. Der hatte in diesem Durchgang nicht nur bereits seine dritte 180 zur Verfügung, sondern verbuchte auch das 2:1 für sich. Mit einem weiteren Maximum startete der 17-Jährige ins vierte Leg, es war der 11-Darter: 180 – 137 – 140 – 44, der ihm das Break und das 3:1 bescherte. Im fünften Durchgang servierte Luke Littler wieder mal einen ganz besonderen Augenschmaus: die 120 löschte er nicht als „Shanghai Finish“, sondern weit spektakulärer mit 20 und zwei Treffern im Bullseye, 4:1. Ritchie Edhouse grätschte in Durchgang Sechs nochmal mit dem 13-Darter, inklusive gekonnter Vorbereitung (134), dazwischen, das verhalf ihm zum 2:4. Aber Luke Littler zauberte auch im siebten Leg den 12-Darter, mitsamt unkonventionellem High Finish, aus dem Hut: 137 – 100 – 140 – 124 (T20, T8, D20), 5:2. Ins achte Leg startete der noch amtierende PDC Juniorenweltmeister, – schon morgen wird sich dieser Fakt ändern, – mit acht perfekten Darts. Man merkt, er will diesen einzigartigen Rekord der meisten Neun-Darter in einer Saison unbedingt, aber auch diesmal verpasste er den letzten Treffer. Die verbliebene Zwölf zierte sich noch ein wenig, bis auch sie verschwand, das 6:2 war es allemal. Luke Littler hatte ein weiteres Mal belegt, wer derzeit das Maß aller Dinge ist. Beide konnten den fast identischen Average aufweisen: Luke Littler mit 105,33, Ritchie Edhouse gar unwesentlich höher mit 105,35 im Schnitt. Beide auch mit exakt derselben Checkout-Quote von 40%. Es war das Timing, das nur ein großer Champion in den Genen hat, und das hier zum klaren 6:2-Ergebnis geführt.
Auch heute wurde auf Bühne 1 noch ein Match drangehängt
Ebenso wie am ersten Spieltag, waren auch heute die Partien der Nachmittagssession überaus zügig über die Bühne 1 gegangen, so dass abermals ein Umzug stattfand. Ross Smith trat hier anschließend gegen den Niederländer Wesley Plaisier an, der wie sein berühmter Landsmann, Raymond van Barneveld, gebürtig aus Den Haag stammt und gestern dem Turnierverbleib von Mensur Suljovic, mit 6:4, ein abruptes Ende bereitet hatte. Im heutigen Match musste Wesley Plaisier seinerseits eine deutliche 1:6-Niederlage gegen Ross Smith hinnehmen.
Was tut sich auf deutscher Seite?
Ein Blick auf die Nachbarbühne lohnte sich vor allem aus deutscher Sicht, denn mittlerweile war auch das Match zwischen Martin Schindler und dem gestrigen Sensationssieger Ryan Meikle gestartet, der den Publikumsliebling Gary Anderson aus dem Turnier geworfen hatte. Das Match hatte relativ ausgeglichen begonnen, das heißt zunächst war Martin Schindler zwar mit 3:1 in Führung gegangen, doch binnen Minuten hatte Ryan Meikle, u.a. dank herausragendem 124er-Finish im fünften Leg, das er mit 20, Triple-18 und Bullseye gelöscht hatte, zum 3:3 ausgeglichen. Doch dann gelang es Martin Schindler eine Schippe draufzupacken, erneut ging er mit zwei Zählern Vorsprung in Führung, 5:3. Ryan Meikle konnte zwar im neunten Durchgang, dank entschlossenem 14-Darter nochmal aufschließen, 4:5, doch in Leg Zehn deckelte Deutschlands Nummer Eins, mithilfe des treffsicheren 94er-Checkouts (T18, D20) und insgesamt 14 Pfeilen, das Match und festigte den 6:4-Erfolg über den 28-jährigen Engländer. Martin Schindler hatte mit 98,96 im Average eine ganz andere Performance gezeigt, als er dies gestern vermochte, Ryan Meikle wusste mit 95,67 im Schnitt zu antworten und hatte dennoch nichts entscheidendes dagegenzusetzen gehabt.
In der dritten Runde bekommt es Martin Schindler abermals mit einem Ryan zu tun, diesmal ist es der „Relentless Englishman“ mit Nachnamen: Joyce. Und diese Runde beginnt in Kürze!