Players Championship 2024: Drei Engländer und ein Niederländer mit Aubergine am Revers, streiten um den Einzug ins Finale
Weiter ging es in der Arena des Butlins Resort Minehead, am Abend standen zunächst die Halbfinals an. Das erste Spiel bestritten Luke Littler und Ross Smith, die beide am Nachmittag mit dem 10:3-Ergebnis abgeschnitten hatten, beide konnten hierbei absolut überzeugen. Wenig Gegenwehr hatte Luke Littler erfahren, da sein Gegner Mike De Decker die Doppelfelder partout nicht finden konnte, während Ross Smith seinen Gegner Scott Williams einfach mal eben überrollte. Ab dem Halbfinale galt der Best-of-21-Legs-Modus, das bedeutete, man benötigte jetzt elf Leggewinne, um ins Finale einzuziehen.
Schon gleich zu Beginn zeigte Luke Littler seinem Gegenüber auf, wo die Messlatte heute Abend hängen würde: zweimal Triple-19 und die Double-18, daraus resultierte das High Finish von 158 gelöschten Punkten und folgerichtig auch das 1:0. Da Ross Smith zuvor das Ausbullen gewonnen hatte, war dies ein Break, das Luke Littler in Durchgang Zwei mit einem weiteren High Finish, 107 (T20, 7, D20), bestätigte, 2:0. Das nächste überragende High Finish hatte der 17-Jährige in Durchgang Drei zur Verfügung, hier war es obendrein ein exzellenter 12-Darter, der ihm zum 3:0 gereichte: 96 – 81 – 174 – 150. Die 150 hatte Luke Littler mit zweimal Triple-20 und Double-15 ausradiert, das bedeutete: das dritte brillante High Finish in Folge im dritten Durchgang. Das nächste Finish über der Hunderter-Marke wäre dem Nachwuchsstar um ein Haar in Leg Vier gelungen, doch beim Versuch, auch die 127 mit einer Aufnahme loszuwerden, schrammte er diesmal um ein My am mittigen Bullseye vorbei. Das hinderte Luke Littler jedoch nicht daran, trotz alledem mit insgesamt 14 Treffern den Leggewinn zu verbuchen, 4:0. 14 Pfeile benötigte auch Ross Smith, um im fünften Durchgang, nicht zuletzt dank der 140er-Vorbereitung, endlich auf der Leg-Anzeigengrafik anzukommen, 1:4. In der Pause ist Ross Smith möglicherweise ganz intensiv in sich gegangen, denn er hatte begriffen, dass er tief in die Trickkiste greifen musste, wollte er in diesem Halbfinale noch irgendetwas bewirken. Doch unmittelbar nach dem kurzen Zwischenstopp machte Luke Littler erstmal da weiter, wo er kurz zuvor aufgehört hatte: 97 – 100 – 180 – 124. Den 12-Darter im sechsten Durchgang hatte er abermals mit dem High Finish (124) gekrönt, das er mit 20, Triple-18 und Bullseye vom Board wischte, 5:1. Doch dann war Ross Smith tatsächlich zur Stelle, mit der 94er-Vorbereitung und insgesamt 15 Treffern griff er sich im siebten Leg das 2:5. Auch in Durchgang Acht hatte Ross Smith den passenden Set-up-Shot (128) zur Hand, dieser entpuppte sich als standfestes Fundament, denn nachdem der „Smudger“ auch die Double-18 getroffen hatte, war der 13-Darter vollendet und es stand 3:5. Im neunten Durchgang fiel Ross Smith beim vierten Gang ans Oche der dritte Pfeil zu Boden, als er versuchte, das Triple-20-Segment vollständig aufzupumpen, letztendlich waren es 120 gelöschte Zähler. In beiden darauffolgenden Aufnahmen subtrahierte er jeweils die gleiche Summe: 82 Punkte. Das war nicht nur nett anzusehen, sondern bedeutete für den 35-jährigen Engländer aus Dover auch den Anschluss zum 4:5. Auch im zehnten Durchgang war Ross Smith effizienter unterwegs als sein Gegner, mit 15 wirkungsvoll platzierten Würfen sicherte er sich das 5:5.
Gleichstand zur zweiten Pause – der „Smudger“ ist zurück im Match
Vier Leggewinne in Folge, nach einem 2:5-Rückstand hatte Ross Smith den zweiten Spielabschnitt dominiert und den Ausgleich erzwungen. Nach der zweiten Pause war Ross Smith weiterhin gut in Fahrt, begann das elfte Leg mit der 180, selbst ein weiterer Bouncer beim nächsten Maximum-Versuch (vierte Aufnahme, die letztendlich in der 120 mündete), konnte ihn nicht vom Leggewinn abhalten, damit ging er zum ersten Mal in diesem Halbfinale in Führung, 6:5. Der kleine Rückschlag von fünf aufeinanderfolgenden Legverlusten konnte Luke Littler offenbar nicht sonderlich beeindrucken, denn schon im zwölften Durchgang war er wieder mit dem 14-Darter zur Stelle, 6:6. Völlig entspannt zog er im 13. Leg den fulminanten 11-Darter aus dem Ärmel: 93 – 180 – 180 – 48, und holte sich die Führung zurück, 7:6. Den nächsten großartigen 11-Darter tischte er in Durchgang 14 auf: 123 – 180 – 138 – 60, 8:6. Ohne nennenswerte Sonderaktionen sammelte Luke Littler danach auch das 15. Leg ein, 9:6. Ross Smith war anzusehen, dass er nicht mehr wirklich an die Wende in diesem Match glaubte, das Kopfschütteln sprach für sich. Trotzdem hatte er sich in Durchgang 16 mit der 98, die Restforderung von 72 Punkten gestellt, die er beim anschließenden Gang ans Oche wahrhaftig mit Fünf, 17 und dem Treffer im Bullseye vom Board fegte, 7:9, was obendrein ein Break war. Luke Littler hatte in Leg 17 einmal mehr die passende Antwort zur Hand: 140 – 134 – 139 – 88, es war der 11-Darter zum 10:7. Luke Littlers sehnlichster Wunsch in diesem Halbfinale war es womöglich, das Match in Style mit dem „Big Fish“ abzuschließen. Aber der Wurf aufs Bullseye vereitelte dies Unterfangen. Und auch der Versuch, die verbliebenen 25 Restpunkte mit der nächsten Aufnahme loszuwerden, misslang. Das eröffnete Ross Smith die Möglichkeit, sich das 18. Leg ebenfalls unter den Nagel zu reißen und damit auch die Chance auf den Verbleib im Turnier irgendwie noch zu wahren. Der fünfte Break-Versuch landete in der Double-9, das war das 8:10. Und auch im 19. Durchgang gelang Luke Littler der finale Schritt über die Ziellinie nicht, nachdem er sich mit 121 eliminierten Punkten noch den optimalen Set-up-Shot serviert hatte, genügten sechs Pfeile nicht, um den Restbetrag von 24 Punkten quitt zu werden. Ross Smith schlug aus der vorübergehenden Unpässlichkeit des Gegners Kapital, und verkürzte auf 9:10. Doch bevor beim Smith-Anhang zu viel Hoffnung aufkeimte, packte Luke Littler im 20. Durchgang den neuerlichen 11-Darter aus: 174 – 100 – 134 – 93, damit hatte er das Halbfinale doch noch ausgesprochen stilvoll gedeckelt. 11:9, Luke Littler stand im Finale, abermals mit dem Average von 104,38, Ross Smith brachte es gerade mal auf zehn Punkte weniger im Schnitt.
Steht Dirk van Duijvenbode die Distanz durch oder bleibt der Titelverteidiger im Rennen?
Der Finalgegner wurde in der anschließenden Begegnung zwischen Luke Humphries und Dirk van Duijvenbode ermittelt. Wie im vorausgegangenen Viertelfinalmatch des Niederländers entwickelte sich auch diese Partie zum Krimi. Die ersten zwei Durchgänge hatten sie noch gerecht unter sich aufgeteilt, 1:1, bevor Dirk van Duijvenbode im dritten Leg das erste Break gelang, 2:1. Im vierten Durchgang war der in ’s-Gravenzande beheimatete Spieler nah dran, das 128er-Finish herauszunehmen, doch der Wurf aufs Bullseye landete im 25er-Segment. Trotzdem bestätigte Dirk van Duijvenbode das zuvor errungene Break und ging mit 3:1 vorneweg. Im fünften Leg war Luke Humphries mit 15 Würfen erfolgreich und fand wieder den Anschluss, 2:3. Aber auch Dirk van Duijvenbode brachte in Durchgang Sechs sein begonnenes Leg nach Hause und baute damit seinen Vorsprung wieder auf zwei Zähler aus, 4:2. Im siebten Durchgang brachte der Niederländer bei der fünften Aufnahme seine Pfeile in der 16, in der Triple-18 und in der Double-7 unter, das bedeutete das 84er-Checkout, womit ihm ein weiteres Break gelang, 5:2. Zu diesem Zeitpunkt hatte man den Eindruck, als habe Dirk van Duijvenbode Spiel und Gegner deutlich im Griff, und als er im achten Durchgang auch noch den 13-Darter auspackte und auf 6:2 davonzog, wurde dieser Eindruck nur noch bestärkt.
Und dann startete die entschlossene Aufholjagd
Auf der anderen Seite wirkte Luke Humphries ein wenig müde und ausgelaugt, doch als der Gegner im neunten Durchgang, beim Versuch des 130er-Finishs, das Bullseye „meilenweit“ verpasste, war „Cool Hand, Luke“ wieder da. Vom Missgeschick des Gegners profitierend traf er die Double-4 und rettete sein begonnenes Leg doch noch über die Ziellinie, 3:6. Auch im zehnten Durchgang schwächelte Dirk van Duijvenbode im Endspurt, vier Versuche am Doppel vorbei, das nutzte der Engländer fürs Break zum 4:6. Der ideale Set-up-Shot (132) kam für Dirk van Duijvenbode im elften Leg zu spät, das erlaubte Luke Humphries ausreichend Zeit, das eben errungene Break auch abzusichern, 5:6 – der Weltmeister war wieder da, es war wieder ein Match. Doch obgleich man sich des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass die lange Distanz und vor allem, wenn diese gleich zweimal an einem Tag ausgespielt werden musste, für Dirk van Duijvenbode doch schon zu viel wurde und er einfach noch nicht die Kondition dafür aufbrachte, konnte der Niederländer in Leg 14 diese Ansicht widerlegen und eines Besseren belehren. Mit dem 14-Darter, inklusive starker Vorbereitung (140), stoppte er den Zwischensprint seines Gegenübers und grätschte mit dem 7:5 dazwischen. Unbeirrt dessen, setzte Luke Humphries seinen Lauf im 13. Durchgang fort, 6:7, und war im 14. Leg nah dran, sich des 140er-Finishs zu entledigen. Aber ein unglücklicher Bouncer beim Wurf auf die Double-10, machte dem Erfolg des Checkouts einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Die verbliebene 20 radierte Luke Humphries jedoch mit der nächsten Aufnahme aus, und damit war der vorläufige Ausgleich unwiderruflich wieder hergestellt, 7:7. Im 15. Durchgang zauberte der Engländer den 12-Darter aus dem Hut: 180 – 100 – 130 – 91, somit übernahm Luke Humphries zum ersten Mal in diesem Halbfinale die Führung. Einen 2:6-Rückstand hatte der Titelverteidiger in ein 8:7 zu seinen Gunsten gewandelt. Den nächsten 12-Darter hatte Luke Humphries im 16. Leg zur Verfügung, diesmal krönte er diesen obendrein mit dem High Finish: 180 – 96 – 97 – 128 (T18, T14, D16), 9:7. Auch im 17. Durchgang hatte Dirk van Duijvenbode seinem Gegner nicht mehr allzu viel entgegenzusetzen, er steigerte sich zwar regelmäßig innerhalb eines Legs, aber die wirklich aussagekräftigen Aufnahmen kamen dann meist erst, als es bereits zu spät war. Als der Niederländer mit der 125 um die Ecke kam, war Luke Humphries bereits über die Ziellinie gesprintet und hatte das 10:7 gefestigt. In Leg 18 bäumte sich Dirk van Duijvenbode ein letztes Mal auf, daraus resultierte das 8:10, aber im 19. Durchgang war das Match-Ende greifbar. Wie der andere Luke (Littler) im Match zuvor, probierte auch Luke Humphries mit Pauken und Trompeten, besser gesagt mit dem „Big Fish“, das Sahnehäubchen aufs Match zu garnieren. Die ersten zwei Pfeile versenkte er in der Triple-20, doch der dritte landete im 25er-Segment. Jammern auf hohem Niveau – mit einem weiteren Gang ans Oche wischte Luke Humphries die verbliebene 25 vom Board, insgesamt waren es 14 Treffer, die dem Titelverteidiger zum Sieg gereichten, 11:8. Beide mit fast identischem Average (knapp 93 im Schnitt), – für ein Endspiel war da noch einiges an Luft nach oben zu erwarten.
Das Finale der beiden Lukes gleich nach dem Finale der PDC-Junioren-WM 2024.