MODUS Super Series – eine Turnierreihe hält, was sie verspricht
Wer einfach nicht genug kriegen kann vom Darts, dem empfiehlt sich neben der üppigen Anzahl an PDC-Turnieren auch die MODUS Super Series, eine wöchentlich von Montag bis Samstag stattfindende Turnierreihe mit zahlreichen internationalen Top-Akteuren und hinreißend zweckdienlichem Malträtieren der Dartscheibe bis der Arzt kommt.
Ausgerichtet wird die Serie von MODUS, einer 1997 gegründeten Events & Management Company, die sich seither im Dartsport nachhaltig etabliert hat, während sie zum einen Darts-Veranstaltungen auf die Beine stellen und zum anderen auch als Management fungieren, wobei sich Namen wie Michael van Gerwen, Fallon Sherrock, Simon Whitlock, Joe Cullen und etliche andere Spitzenspieler auf deren Partnerliste finden.
Nicht verwechseln darf man die MODUS Super Series mit der Super League Darts (auch German Super League oder Super League Darts Germany genannt). Denn dieser einmal im Jahr stattfindende Wettbewerb wird von der PDC Europe veranstaltet und dient in erster Linie dazu, einen weiteren deutschen Teilnehmer für einen Vorrundenstartplatz bei der PDC-Weltmeisterschaft zu ermitteln.
Historie und Historisches
Die Historie der MODUS Super Series ist schnell erzählt, denn im Grunde genommen gibt es gar keine Historie des diesbezüglich viel zu jungen Turniers, zumindest keine wirklich eigene. Nur so viel: während der Lockdowns in 2020 fing man an, nach Turnier-Möglichkeiten zu suchen, die sich dazu eigneten, dass sie auf Studio-Basis im TV übertragen werden, obgleich sie anfangs von zu Hause aus gespielt werden mussten. Nach dem einen oder anderen Anlauf bewährte sich die frisch aus der Taufe gehobene Online Darts Live League als die am interessantesten umsetzbare Lösung und lief fortan zwei Jahre lang.
Erst im September 2022 wurde dann die MODUS Super Series (angekündigt mit einem Preispool von über einer Million Euro) ins Leben gerufen und gilt als der legitime Nachfolger besagter Online Darts Live League. Mit der MODUS Super Series nimmt das Event sozusagen die nächste Stufe auf der Entwicklungsleiter zur ersten Liga renommierter Darts-Veranstaltungen.
Austragungsort ist eine dem Topstandard entsprechende, extra für diesen Wettbewerb eingerichtete Location in Portsmouth, einer Hafenstadt an der Südküste Englands. Von hier aus erfolgt an sechs Tagen pro Woche der weltweite Livestream über mehrere Broadcastanbieter. In Deutschland lässt sich das Ganze auf YouTube verfolgen – jede Woche 105 Spiele, was bedeutet mehr als 30 Stunden lang fliegen die Pfeile.
Wo die Glanzlichter von neuem erstrahlen
Die Pforten der MODUS Super Series sind offen für Spieler, die keine PDC Tour-Card (mehr) besitzen. Und so hat man hier die Chance, ein großartiges Line-up mit legendären Größen wie Martin Adams, Robert Thornton und Kevin Painter zu erleben ebenso wie etliche Spieler, die signifikante Meilensteine in der Geschichte gelegt haben: zum Beispiel Thibault Tricole, der erste Dartspieler aus Frankreich, der es schaffte sich für eine Weltmeisterschaft zu qualifizieren und obendrein bei einer weiteren WM-Teilnahme auch noch das Finale zu erreichen. Oder die viermalige Weltmeisterin Lisa Ashton, der es als erster Frau überhaupt gelungen ist, die von Männern dominierte Phalanx der PDC Pro Tour zu durchbrechen und sich hierfür eine Tour-Card zu erspielen. Des Weiteren Neil Duff, der erste aus Nordirland stammende Darts-WM Champion (2022, WDF). Zudem findet man in der MODUS Super Series Namen wie Mikuru Suzuki, die zweifache BDO-Weltmeisterin, die mehrfach nur an den entscheidenden Matchdarts scheiterte, um mit dem letzten Schritt zur absoluten Sensation aufwarten zu können. Nicht nur dass Mikuru Suzuki bei dem Grand Slam of Darts 2020 nur einen My davon entfernt war, Gerwyn Price eine schmerzvolle Niederlage beizubringen, den eigentlich spektakulären Meilenstein der Geschichte hätte sie um ein Haar bei der davor ausgetragenen Weltmeisterschaft geworfen. Auch hier war es der Last-Leg-Decider, durch den Suzuki die Chance verpasste, als erste Frau einen Gegner bei einer PDC-Weltmeisterschaft niederzuringen.
Dieses bis dato einmalige Kunststück gelang im selben Jahr allerdings doch noch und zwar einer anderen Spielerin. Unnötig zu erwähnen, wem, aber ich tue es trotzdem: Fallon Sherrock. Und the „Queen of the Palace“ scheint irgendwie ein Abonnement auf historische Momente abgeschlossen zu haben, denn ein weiteres Novum sollte Ende August 2023 folgen. Als erste Frau vermochte es Fallon Sherrock einen 9-Darter vor TV-Kameras zu werfen und sich damit abermals die Krone der geschichtsträchtigen Darts-Königin aufzusetzen. Über den klassischen Weg, Triple 20, Triple 19 und Doppel 12, gelang es Sherrock sogar schon zum zweiten Mal in ihrer Karriere, die 501 perfekt auszuchecken, diesmal aber eben auch im Beisein der laufenden Kameras. Und dieses Paradestück vollzog sie bei den – wie sollte es anders sein – MODUS Super Series. Fallon Sherrock damit ein weiterer klangvoller Name, der der Konkurrenz zusätzliche Attraktivität verleiht.
Und wo die „Queen of the Palace“ zugange ist, darf natürlich auch der „King of the Castle“ nicht fehlen. Die Darts-royalen Flaggen sind regelmäßig über dem Austragungsort in Portsmouth gehisst, denn King and Queen are in the house. Somit ist auch Jarred Cole ein gern gesehener Publikumsmagnet für die Serie.
Kompetenz pur mit weiteren großen Namen
Neben all diesen Sahnehäubchen, die die Spielerliste krönen, kann sich auch die Teamaufstellung der Kommentatoren und Moderatoren definitiv sehen lassen. Hier sind alternierend äußerst bewanderte Experten zu finden. Namen wie Paul Nicholson, Mark Webster, Chris Mason, Chris Murphy and Abigail Davies schmücken die renommierte Gilde der fachkundigen Sprecher.
Und wenn wir schon vom Kenntnisreichtum und von all diesen versierten Top Guns berichten, so darf ein weiterer Sachverständiger nicht fehlen: mitverantwortlich für die Organisation der MODUS Super Series ist kein geringerer als George Noble. Der erfahrene PDC-Caller fungiert hier als Turnierdirektor und engagiert sich leidenschaftlich für das zugkräftige Format. Sein Anliegen ist es zum einen den Top-Dartern, die aktuell keine der vergebenen 128 Tour-Cards (mehr) haben, eine Plattform zu bieten und zum anderen dem aufstrebenden Nachwuchs die Möglichkeit zu geben, Match-Praxis und vor allem auch TV-Erfahrung zu sammeln und sich dann gegebenenfalls erfolgreich in Stellung zu bringen. George Noble sieht die Super Series als Sprungbrett zur PDC: „Die PDC ist die Premier League des Dartsports, wir sind sozusagen die Liga eine Ebene darunter.“
Höchste Zeit, einen erweiterten Blick auf die Turnierregeln zu werfen, bei dem die Zahl „12“ eine Schlüsselposition einnimmt
Die MODUS Super Series ist ein wöchentlich stattfindendes Turnier, bei dem von Montag beginnend bis einschließlich Freitag zwölf Spieler gegeneinander antreten, um sich einen Platz in der Finalgruppe am Samstagabend zu ergattern.
Die zwölf Spieler werden unterteilt in drei Gruppen, wobei sich in Gruppe A sechs Spieler einfinden, während die anderen sechs Protagonisten jeweils im 3er-Pack den Gruppen B & C zugeordnet werden.
Es gilt der Modus Best-of-7-Legs, d.h. man braucht vier Legs zum Sieg. Der Wettbewerb startet mit Gruppe A, deren Teilnehmer an den Tagen Montag, Dienstag und Mittwoch jeweils ab 9:30 Uhr aufeinander treffen. Der Spieler oder die Spielerin, der/die die drei Sessions an vorderster Position beendet, qualifiziert sich auf direktem Wege für die am Samstag ausgetragene Finalnacht. Die restlichen fünf Akteure der Gruppe A (Tabellenplatz 2 bis 6) bekommen in den Gruppen B & C eine neue Chance, im Duell mit den sechs verbliebenen Spielern, die bislang noch nicht zum Einsatz gekommen sind.
Die Akteure der Gruppe B bestreiten sowohl am Donnerstag wie auch am Freitag (jeweils um 22:00 Uhr beginnend), die Abendsessions, während die Gruppe C am Donnerstag und am Freitag bereits tagsüber ab 9:30 Uhr ins Geschehen eingreift.
Die Top-3 Spieler der Gruppe B und die Top-2 Spieler der Gruppe C qualifizieren sich für die Finalnacht, während die übrigen sechs Spieler, die nunmehr das Tabellenende unter sich ausmachen, endgültig ausgeschieden sind.
Das Finale, für das sich sechs Kontrahenten qualifiziert haben, wird Samstagabend ausgetragen, Beginn 22:00 Uhr GMT. Die Teilnehmer absolvieren zuerst eine übersichtliche Gruppenphase, bevor anschließend im Halbfinale und letztendlich im Finale der Wochensieger ermittelt wird.
Am Montag darauf startet der Wettbewerb neuerlich mit zwölf anderen Spielern, die wiederum im selben Modus um den Wochentitel kämpfen.
Nach zwölf Wettbewerbswochen findet die „Champions Week“ statt. Die zwölf Wochensieger treten jede 13. Spielwoche an, um zu entscheiden, wer die Series gewinnt und sich damit einen Platz auf der Ehrentafel verdient.
Die deutschen Dartspieler auf dem Vormarsch
Mit etlichen heißen Eisen am Start kann neben dem mutmaßlichen Mutterland des Dartsports, dem Vereinigten Königreich vor allem die Niederlande aufwarten, aber auch Deutschland ist hier eindeutig auf dem Vormarsch.
Den Anfang machte im April 2023 Lukas Wenig, als er in der Finalnacht (Woche 9 der Series 3) im Halbfinale keinen geringeren als den nordirischen WDF-Weltmeister von 2022, Neil Duff mit 4:2 bezwang, um im anschließenden Finale auch noch über die schottische Darts-Legende, den „Highlander“ John Henderson, ebenfalls mit 4:2 zu triumphieren. Damit holte Lukas Wenig den begehrten Wochentitel der Super Series nach Darts-Deutschland, was mit Sicherheit auch als gehöriges Maß an Inspiration für andere deutsche Dartspieler diente.
Im Verlauf der Series 5 dürfen wir aus deutscher Sicht somit drei Namen mit besonderer Spannung entgegenfiebern:
- Christopher Toonders, der in Woche 8, in der Gruppe A sein Debut gibt,
- René Eidams, der in Woche 10 ebenfalls in Gruppe A antritt,
- David Schlichting, ein weiterer Debütant dieser Serie, kann man in Woche 11, Gruppe A erleben.
In der Relation gesehen ist Christopher Toonders innerhalb dieses Trios noch ein eher unbeschriebenes Blatt. Der Dartspieler aus Dortmund bestritt erst im Juni 2022 in Hildesheim seine ersten PDC Development-Turniere. Immerhin konnte er sich da schon bei drei von vier Events ins Preisgeld spielen. Auch bei den folgenden Development-Turnieren standen für ihn immer wieder der eine oder andere Preisgeldbetrag zu Buche, so dass er am Ende des Jahres immerhin u.a. auf drei Achtelfinalteilnahmen zurückblicken konnte und sich dadurch für die Gruppenphase der Jugend-WM qualifizierte.
Bei den Erwachsenen gewann Toonders im November 2022 in Nürnberg sein erstes DDV-Turnier, sein zweiter Sieg beim DDV (Deutschen Dart Verband e.V.) folgte im März 2023. Ende desselben Monats holte sich Christopher Toonders in Milton Keynes im rein deutschen Finale gegen Marvin Kraft dann auch seinen ersten Titel auf der Development Tour.
David Schlichting, ein Name, den man schon des Öfteren in Verbindung bringen konnte, mit beeindruckenden Erfolgen insbesondere im Jugendbereich. Bemerkenswert vor allem auch deshalb, weil der Kölner erst im Alter von 14 Jahren so richtig mit dem Dartspielen begonnen hatte, dann aber gleich erhebliche Achtungserfolge erzielte.
Und schon das erste Jahr (2017) konnte er mit dem Erreichen seines ersten Finales in der Jugend-Konkurrenz beim DDV-Turnier in Nürnberg abschließen. Auch in 2018 schnitt David Schlichting bei etlichen renommierten Jugendwettbewerben mit guten Erfolgen ab, als Krönung seiner konstant herausragenden Leistungen konnte er sich in die Siegerliste der Watchner Open und der Youth League eintragen. Ein Jahr später schaffte es der zu diesem Zeitpunkt 16-jährige Schlichting bis ins Finale der Internationalen Deutschen Meisterschaften in Steinfurt und spielte sich u.a. bis ins Viertelfinale der prestigeträchtigen Dutch Open. Im selben Jahr ging David Schlichting als Sieger der Sylt Open hervor, womit er seinen ersten Titel auf der DDV/WDF Ebene erzielte.
Ab 2019 fing David Schlichting an, erste PDC-Erfahrungen zu sammeln. Den bedeutendsten Sprung nach oben absolvierte er 2022, als er ein Viertelfinale auf der Development Tour erreichte und im gleichen Jahr auch sein European Tour Debüt gab. Das abermalige Anheben seines Leistungsniveaus hatte ihm seinen bis dato größten Erfolg beschert: er qualifizierte sich für die International Darts Open, auch wenn er in Riesa an seinem Auftaktgegner Brian Raman scheiterte. Auch in 2023 hat der Youngster bereits einige sehenswerte Ergebnisse auf der Development Tour eingespielt, so dass wir mit durchaus angemessen freudiger Erwartungshaltung seiner Teilnahme bei den MODUS Super Series entgegensehen können.
Die zehnte Spielwoche als Schlüssel zum Erfolg
René Eidams ist nun wahrlich kein unbekannter Name mehr, auch wenn es zeitweise still geworden ist, um „The Cube“. Dass der Mann aus Hagen mittlerweile wieder mit erfreulichen Darts-Schlagzeilen aufhorchen lässt, liegt nicht zuletzt an der von MODUS ausgerichteten Super Series.
Vom E-Darts kommend stieg René Eidams 2013 auf Steeldarts um. Aufgrund seines Sieges in der Super League Darts (Achtung besagte Verwechslungsgefahr! – das ist das Format, bei dem man sich den Platz für die PDC-WM erspielt), durfte er zur PDC World Darts Championship 2016 nach London fahren. Im Ally Pally überstand er die Vorrunde schadlos ohne Satzverlust, musste sich dann aber in Runde zwei keineswegs überraschend dem Dauerbrenner-Ersten der Weltrangliste geschlagen geben. Immerhin gelang Eidams dabei ein achtbares 2:3 gegen Michael van Gerwen, was in dieser Ära schon fast einer Majestätsbeleidung nahekam, da die Souveränität im Spiel von „Mighty Mike“ zu dem Zeitpunkt noch diesen absoluten Unantastbarkeitsstatus innehatte. Ebenfalls 2016 konnte sich René Eidams als einziger deutscher Spieler für die UK Open qualifizieren und schaffte es hier bis in Runde drei. Beim German Darts Masters desselben Jahres traf er in Runde zwei abermals auf Michael van Gerwen, der ihn diesmal 6:3 bezwang. Für die UK Open konnte sich „The Cube“ auch in 2018 qualifizieren, unterlag diesmal aber bereits in Runde zwei einem formstarken Dave Chisnall. Auch bei den German Darts Open 2018 schaffte es Eidams in die zweite Runde.
Dass René Eidams in der Super Series 5 ausgerechnet wieder in Woche 10 antritt ist schon mal ein gutes Omen. DENN besagte zehnte Spielwoche in der Series 4 sah an jenem Samstagabend Mitte Juli 2023 in der Finalnacht einen überzeugenden Sieger: „The Cube“ René Eidams. Als Debütant der MODUS Super Series hatte sich der Deutsche den Wochentitel in Portsmouth gesichert. Und das obwohl er im Finale bereits 0:3 zurückgelegen hatte, bevor er zu einem furiosen Comeback ansetzte und mit vier Legs in Folge doch noch den 4:3 Wochensieg einfuhr.
Die Beliebtheit des Präzisionssports Darts ist auch in Deutschland auf einem Allzeithoch angelangt
Weltweit verfolgen immer mehr sportbegeisterte Fans diesen faszinierenden Geschicklichkeitswettbewerb. Auch in Deutschland ist Darts längst angekommen. Die pure Passion hierzulande wurde freilich dadurch ausgelöst, dass wir spielermäßig längst auf dem Niveau der Weltklasse angelangt sind. Dem Zuspruch folgend ist es begrüßenswert, regelmäßig noch mehr Top-Spieler und Top-Spiele auf anspruchsvollster Qualitätsebene erleben zu können. Hierfür ist die MODUS Super Series auf jeden Fall eine willkommene Bereicherung.