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Kopfkino

Kopfkino – der Arm wirft, der Kopf gewinnt

Als ich vor Kurzem im Warteraum eines Arztes auf meinen Sohn wartete, las ich einen Artikel in einem Wissensmagazin (Geo), der sich mit dem Lernen von Schulkindern befasste. Darin wurde ein Test eines Neuro-Wissenschaftlers (Name nicht bekannt) über das Erlernen von Bewegungsabläufen beschrieben.

Ich will ihn hier in einer kurzen Zusammenfassung wiedergeben, da ich der Meinung bin, dass er auch sehr gut auf unseren Sport zutrifft.

Ein Anfänger ist bemüht, das Klavierspielen zu lernen. Das ist anfangs natürlich eine zähe Angelegenheit und fordert höchste Konzentration. Der Vorgang des Lernens läuft in einem bestimmten Gehirnareal ab, es geschieht auf bewusster Ebene. Nach einiger Zeit wird aus dem Anfänger jedoch ein Fortgeschrittener oder gar Profi, die Finger flitzen geradezu über die Tasten, es hat den Anschein, als ob es ohne großes Nachdenken geschehe, automatisch.

Ist die Bewegung erst einmal “abgespeichert“, ist bewusstes Nachdenken über das Tun nicht mehr nötig, im Gegenteil, es hindert sogar daran, die erlernten Bewegungsabläufe automatisch zu rekonstruieren. Sehr interessant finde ich auch die Erkenntnis, dass das bewusste Erlernen eines Bewegungsablaufs in einem bestimmten Teil des Gehirns geschieht. Sobald es aber abgespeichert und automatisiert ist, von einem anderen Teil des Gehirns übernommen wird.

Was hat das nun mit Darts spielen zu tun? Ich denke doch Einiges!

Denkt man an die Zeit seiner Anfänge zurück, so erinnert man sich sicher daran, wieviel man an seinem Wurf “gebastelt“ hat, den Stand, die Konfiguration der Darts, und wie man den Pfeil am besten zwischen seinen Fingern hält.

Ist diese Phase endlich erfolgreich überstanden und der Wurf als Bewegungsablauf im Unterbewusstsein abgespeichert, stünde einem erfolgreichen Dartsspiel eigentlich nichts mehr im Wege…

Ja, …eigentlich…

Denn unser Bewusstsein, das nur ca. fünf Prozent unseres Denkens ausmacht, mischt sich nur zu gerne in unser Spiel ein. Es bewertet unser Spiel und ist fest davon überzeugt, eingreifen zu müssen, wenn es nicht gleich wie am Schnürchen läuft.

Der Übergang von dem Zeitpunkt, in dem das bewusste Denken förderlich ist, zu der Zeit, ab dem das bewusste Denken den automatischen Bewegungsablauf stören kann, ist fließend. Es kommt leider keine Statusmeldung, wie “Ab jetzt Denken einstellen und auf Automatik schalten“. Schade, es würde Vieles erleichtern, so aber müssen wir Dartsspieler, wie alle Sportler, den Schalter selbst finden, um auf “Wurf-Automatik“ umzuschalten.

So haben wir auf der einen Seite unser im Unterbewusstsein abgespeichertes Spiel , die ideale Wurfbewegung und das perfekte Gefühl dabei . Auf der anderen Seite oftmals aber unser Bewusstsein , das bewusste Denken , das uns ohne böse Absicht davon abhält dieses perfekte Spiel auch konstant abrufen zu können . Es findet unter Druck teilweise ein innerer Dialog statt der von “ich bin so stark , mich kann Heute keiner besiegen.. “ bis hin zu “das läuft ja Heute wieder zäh , ich komm nicht richtig ins Spiel ..“ . Diese “ Gefühls Achterbahn “ läuft oftmals innerhalb von Sekunden ab …oder von einem geworfenen Pfeil zum anderen . Das ist das berüchtigte Teufelchen auf der Schulter das einem ständig ins Spiel quatscht und Unruhe verbreitet!

Wie aber wird aus dem negativen Teufelchen ein positives Engelchen , das uns ermöglicht unsere beste Leistung zu bringen?

Eine pauschale Antwort darauf zu finden ist beinahe unmöglich, da jeder Spieler anders tickt. Im Unterbewusstsein, das mit immerhin stolzen ca. 95 Prozent den Großteil unseres Denkens ausmacht, ist alles gespeichert, was wir in unserem Leben bereits erfahren und erlebt haben. Dieser mächtige Teil ist dafür zuständig, wie wir unsere Realität erleben und erfühlen. Ich versuche dennoch ein paar Tipps und Denkanstöße zu geben, die ein besseres Dartsspiel ermöglichen sollten.

Zuerst einmal sollte man ein realistisches Ziel vor Augen haben, es sich bildlich vorstellen können, wie das Spiel auszusehen hat. Nimmt sich ein Spieler mit einem Durchschnitt von 50 Punkten vor, in kurzer Zeit einen Schnitt von 90 Punkten zu erreichen, setzt er sich dabei brutal unter Druck und wird mit großer Wahrscheinlichkeit scheitern und verkrampfen. Ich persönlich halte wesentlich mehr davon, sich das Ziel zu setzen, dass sich das Spiel unter allen Umständen gut und locker anfühlt. Mit dem Ziel eines hohen Punktedurchschnitts setzt man sich hingegen unnötig unter Druck. Den Druck beim Spiel erzeugen wir meist selber, er kommt weniger von anderen Personen.

Als nächstes könnte man an seinen Glaubenssätzen arbeiten, also bewusst darauf achten, dass der innere Dialog nur positiv abläuft. In meinem Hypnose Coaching “arbeite“ ich mit dem besten, je gespielten, Spiel.

Versucht Euch an Euer bestes, je gespieltes, Spiel zu erinnern, wann und wo es war, ob im Training oder Wettkampf, ob Steelfarts oder E-Darts. Welches Gefühl hattet Ihr dabei? Wie fühlte sich der Wurf an? Wie war Euer innerer Dialog? Wohl eher positiv oder?

Ich denke, jeder kann sich an ein außergewöhnlich gutes Spiel genau erinnern. Je öfter man sich daran erinnert, desto intensiver wird man es auch fühlen können, da es im Unterbewusstsein abgespeichert ist, mit allen Einzelheiten. Das Unterbewusstsein macht keinen Unterschied, ob etwas real erlebt wurde, oder ob es sich um eine präzise, lebhafte Visualisierung handelt. Außerdem liebt unser Unterbewusstsein Wiederholungen. Wenn man sich also sein bestes, je gespieltes, Spiel so real wie nur eben möglich immer wieder vorstellt, so nimmt das Unterbewusstsein dies als real erlebt an, und das Gefühl dieses außergewöhnlichen Spiels erringt immer mehr Kraft, bis es auch die letzten Selbstzweifel und eventuell vorhandenen Blockaden besiegt hat.

Versuche es, mit geschlossenen Augen, in Ruhe noch einmal zu spielen und dabei zu Visualisieren. Wie hat sich der Arm angefühlt, wie war Deine Stimmung, wie sicher hast Du Dich gefühlt. Wiederhole dieses regelmäßig und Du wirst eine Verbesserung feststellen. Ich habe gerade erst eine Hypnose CD für Dartsspieler aufgenommen, die sich genau mit dieser Thematik beschäftigt. In England gibt es einige Hypnose- und Mental-Coaches, die eine Audio CD zum Thema Darts veröffentlicht haben, in Deutschland bin ich wohl der Erste, der eine solche auf den Markt gebracht hat.

Hypnose und damit auch Sport-Hypnose ist in den USA und auch England schon seit gut 50 Jahren anerkannt, in Deutschland dagegen erst seit 2006!

In meiner bayerischen Heimat gibt es ein Sprichwort: “Wos da Baua net kennt, isst er ned!“ (Was der Landwirt nicht kennt, isst er nicht). Ich denke, das trifft es sehr gut. Es sind noch relativ wenige Dartsspieler offen für die Möglichkeit, ihr Spiel mit Mental-Training und Hypnose zu verbessern. Man nehme beispielsweise die berüchtigte Dartitis! Viele Spieler quälen sich Monate oder Jahre mit dieser “Seuche“. Die meisten Betroffenen wissen zwar, dass es eine Kopfsache ist, sie wollen es sich aber sehr ungerne eingestehen. Es wird mit Wattebällchen geworfen und mit Zahnstochern, mit der anderen Hand, oder das Board wird auf den Boden gelegt… Der Einfallsreichtum kennt kaum Grenzen. Die Frage ist doch aber, WARUM kann ich den Dart nicht mehr werfen? Die meisten Dartitis-Spieler setzen sich extrem unter Druck, sie waren vor dem Unheil meist sehr ehrgeizig und motiviert. Die Ergebnisse konnten nicht mit der Zielsetzung Schritt halten und irgendwann kommt es zum “Wurf-Kollaps“! Bewusstsein und Unterbewusstsein laufen nicht mehr synchron, schlimmer noch, sie bekämpfen sich und blockieren. Ich bin sicher nicht der einzige Hypnose-Coach mit der Meinung, dass man bei Dartitis und auch bei Yips mit Hypnose- und Mental-Coaching sehr gut dazu beitragen kann, das Phänomen zu besiegen. Jedoch bedarf es dazu einer gewissen Offenheit für Neues. Wer an Dartitis leidet, muss die Einstellung zum Spiel ändern, ansonsten besteht immer wieder die Gefahr, eines Rückschlages. Wer “nur“ an den Symptomen arbeitet und dabei der Ursache nicht auf den Grund geht, wird immer gefährdet bleiben. Es ist wichtig, sich ins Bewusstsein zu rufen, dass man nur ein Spiel spielt. Natürlich will man das gut spielen, wenn möglich auch gewinnen, aber es bleibt doch ein Spiel. Deshalb, bleibt locker, habt Spaß am Spiel und genießt es, Darts zu werfen!

Wie sagte seinerzeit ein Dartsspieler in Zürich zu mir, mit dem ich vor Jahren in der Schweizer E-Darts Liga spielte, als ich vor dem ersten Liga-Spiel etwas nervös war?

“Atme und lächle und genieße das Spiel!“

Good Darts und bis demnächst Richard Weese

>> Hypnose im Dartsport


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