Erstrundenaus für Titelverteidiger Cullen
Die 24 besten Dartspieler der Welt verbringen das letzte Januarwochenende in Milton Keynes. Von Freitag bis Sonntag findet in der Marshall Arena die elfte Auflage des PDC Masters statt. Angeführt wird das Line-Up beim ersten Major-Turnier der neuen Saison von Weltmeister Michael Smith, der wie seine Kollegen aus den Top-8 der Weltrangliste aber erst morgen im Einsatz ist. Titelverteidiger bei diesem Event ist Joe Cullen; als einziger Deutscher geht Gabriel Clemens an den Start. An diesem Freitagabend wurden alle acht Duelle der ersten Runde ausgetragen, gespielt wurde im Modus „Best of 11 Legs“.
Chisnall überlebt fünf Matchdarts, checkt im Entscheidungsleg 161 Punkte und dreht ein 1:4
Das PDC Masters 2023 wurde von Vorjahresfinalist Dave Chisnall und Ryan Searle eröffnet. Im Auftaktleg unterliefen Chisnall bei gegnerischem Anwurf vier Fehlwürfe auf die Doppelfelder. Stattdessen war es kurz darauf Searle, der mit einem 13-Darter für das erste Break verantwortlich war. Auch das dritte Leg der Partie ging an „Heavy Metal“, der anschließend eine Möglichkeit vergab, um noch weiter davonzuziehen. Den ersten Legverlust korrigierte Searle umgehend per 14-Darter, zu diesem Zeitpunkt lag er mit 4:1 vorne. Danach kämpfte sich Chisnall zurück in die Partie. Er überstand im sechsten Leg einen Breakdart gegen sich unbeschadet und produzierte wenig später per 12-Darter selbst ein wichtiges Break. Zwei Möglichkeiten zum Ausgleich ließ sich „Chizzy“ jedoch entgehen. Searle bedankte sich auf der Doppel-8 und benötigte nur noch ein einziges Leg zum Weiterkommen. Schon kurz darauf erhielt Searle die ersten Matchdarts, konnte aber gleich fünf Stück nicht verwerten. Chisnall rettete sich auf der Doppel-5 und legte einen 14-Darter hinterher. Beim Zwischenstand von 5:5 folgte somit das Entscheidungsleg. Dort positionierte sich der anwerfende Searle nach zwölf Darts bei 65 Restpunkten, doch sein Gegner kam ihm auf spektakuläre Art und Weise zuvor. Dave Chisnall spielte ein brillantes 161er-Checkout und entschied das Match damit für sich.
Danach kam es zu einem weiteren rein englischen Duell, in punkto Erfahrung trennte die beiden Kontrahenten aber eine Menge. Während James Wade alle elf Auflagen dieses Events mitgemacht und das Masters 2014 sogar gewonnen hatte, feierte Callan Rydz heute sein Turnierdebüt. Mit einem 116er-Highfinish machte Rydz den Anfang, sein Konkurrent brachte seinen ersten Anwurf ebenfalls nach Hause. Nachdem auch die nächsten beiden Legs gerecht aufgeteilt worden waren, sorgte „The Machine“ mithilfe eines 90er-Checkouts auf der Doppel-5 für das erste Break. „The Riot“ vergab anschließend vier Möglichkeiten zur direkten Antwort. Unmittelbar danach machte es Wade wiederum besser, der Weltranglistenzehnte erzielte per 14-Darter ein weiteres Break und sorgte spätestens damit für die Vorentscheidung. Mit einem starken 11-Darter machte Wade schließlich den Deckel drauf, er setzte sich deutlich mit 6:2 durch.
Mit der Begegnung von Dirk van Duijvenbode und Krzysztof Ratajski wurde die erste Runde fortgesetzt. Einen 12-Darter beendete der Niederländer mit einem 98er-Checkout, sodass er sich frühestmöglich das Break sicherte. Dieses machte Ratajski per 15-Darter schnell wieder wett, zuvor hatte sein Gegner zwei eigene Chancen vergeben. Im Gegensatz dazu wurden die nächsten vier Legs ausnahmslos vom jeweils anwerfenden Spieler gewonnen. Beim Zwischenstand von 3:3 war der Ausgang der Partie damit weiter vollkommen offen. Kurz darauf spielte sich allerdings eine entscheidende Szene ab. Der „Polish Eagle“ jagte drei Darts am Doppelring vorbei und ermöglichte seinem Konkurrenten das Break. Dieses bestätigte van Duijvenbode mit einem 72er-Finish, welches ihn ganz dicht vor die Ziellinie brachte. Der „Titan“ verlor keine weitere Zeit. Van Duijvenbode checkte wenige Aufnahmen später erneut 72 Zähler und machte damit den 6:3-Erfolg perfekt.
Bunting verspielt beinahe eine haushohe Führung – Anderson siegt
Im Anschluss daran wollten Nathan Aspinall und Stephen Bunting den Schritt in die nächste Turnierrunde gehen. Bunting erwischte den besseren Start, legte mit einem 13-Darter vor und glänzte anschließend mit einem noch besseren 12-Darter. Erst danach erhielt Aspinall seine ersten Versuche auf Doppel, er nutzte jedoch drei Stück nicht aus. „The Bullet“ gewann letztendlich auch dieses Leg und zeigte danach erneut einen starken 12-Darter. Beim Stand von 4:0 hatte Bunting den Sieg damit bereits in Reichweite. Danach durfte sich Aspinall erstmals über einen Leggewinn freuen, er traf die Doppel-8. Dem dadurch erreichten Rebreak ließ „The Asp“ einen 16-Darter folgen. Drei wichtige Chancen, um den Rückstand weiter zu verringern, setzte Aspinall kurz darauf in den Sand. Sein Gegner war auf der Doppel-20 zur Stelle und ging folglich den vorletzten Schritt. Allerdings gab sich Aspinall nicht vorzeitig geschlagen. Er überlebte im neunten Leg der Partie einen Matchdart und kam bis auf 4:5 heran. Den Ausgleich machte der Weltranglistenneunte schließlich mit einem 74er-Checkout klar. Aspinall hatte sich somit von Rückstanden in Höhe von 0:4 und 2:5 erholt und das Entscheidungsleg erzwungen. Dort gelang es Bunting bei eigenem Anwurf schlussendlich doch, den Deckel draufzubekommen. Er versenkte den sechsten Matchdart in der Doppel-2 und konnte die Erleichterung über den 6:5-Sieg kaum verbergen.
Auch wenn es im Halbfinale eine 0:6-Klatsche gegen Michael van Gerwen gesetzt hatte, kann Dimitri Van den Bergh auf eine erfolgreiche Weltmeisterschaft zurückblicken. Anders sah es bei seinem heutigen Gegner aus: durch das frühe Ausscheiden bei der WM war Gary Anderson auf Platz 22 der Order of Merit abgestürzt. Nach dem ausgeglichenen Beginn in diesem Duell war es Anderson, dem das erste Missgeschick unterlief. Der Schotte verfehlte die Doppel-20 viermal und ermöglichte Van den Bergh das Break. Diesen Rückschlag korrigierte Anderson umgehend mit einem 15-Darter. Der ehemalige Doppelweltmeister blieb in den nächsten Minuten am Drücker und erarbeitete sich durch zwei 13-Darter nacheinander einen 4:2-Vorsprung. Diesen Lauf stoppte Van den Bergh mit einem 136er-Highfinish zum Abschluss eines 12-Darters. Unmittelbar danach stellte der Belgier Parität her. In der Schlussphase war es jedoch Van den Bergh, der die entscheidenden Fehler beging. Sowohl im neunten als auch im zehnten Durchgang warf er drei Darts an den anvisierten Doppelfeldern vorbei. Diese Patzer nutzte der „Flying Scotsman“ gnadenlos zu seinen Gunsten. Letztlich verwandelte Anderson seinen zweiten Matchdart in der Doppel-16 und gewann mit 6:4.
Zu viele Probleme auf Doppel: Clemens unterliegt de Sousa
Danach betrat Gabriel Clemens die Bühne der Marshall Arena. Der erste deutsche WM-Halbfinalist bekam es bei seiner zweiten Masters-Teilnahme mit José de Sousa zu tun. Im Auftaktleg gelang Clemens ein 82er-Checkout über Bullseye und Doppel-16, seine ersten beiden Breakchancen nahm der Saarländer kurz darauf allerdings nicht wahr. Auch in den nächsten Minuten gab es noch keine Breaks zu beobachten. Im fünften Leg der Partie konnte Clemens fünf Fehlwürfe auf Doppel verschmerzen, mit dem 3:2 übernahm er schließlich doch wieder die Führung. Einmal mehr kam „The Special One“ kurz darauf zum sofortigen Ausgleich. Auf den 12-Darter der deutschen Nummer eins reagierte de Sousa einige Zeit später mit einem 14-Darter, ehe er mit einem eigenen „Zwölfer“ das erste Break dieser Partie erzielte. Der „German Giant“ schien davon unbeeindruckt und glänzte im zehnten Leg mit hohen Scores. Doch die Doppelfelder machten Clemens in den folgenden Aufnahmen einen Strich durch die Rechnung, er vergab insgesamt sechs Breakdarts. Demzufolge kam es nicht zum Entscheidungsleg. De Sousa stolperte letztendlich über die Ziellinie. Er brachte seinen sechsten Matchdart in der Doppel-4 unter und vollendete den 6:4-Sieg. Clemens konnte insgesamt nicht an die starke Weltmeisterschaft anknüpfen. Er warf lediglich 89 Punkte im Schnitt und musste vor allem die Doppelquote von nur etwas mehr als 20 Prozent teuer bezahlen.
Im vorletzten Match des Abends war der Titelverteidiger im Einsatz. Vor genau zwölf Monaten hatte Joe Cullen an dieser Stelle seinen ersten und bislang einzigen Major-Titel gewonnen. Heute wurde der „Rockstar“ von Chris Dobey herausgefordert. Die ersten beiden Legs wurden mit jeweils 14 Darts beendet, beiden Profis gelang dabei je ein Break. Anschließend eroberte Cullen durch den nächsten 14-Darter die Führung, ehe er einen Breakdart ungenutzt ließ. Auch die Legs Nummer fünf und sechs wurden gerecht aufgeteilt. Den erneuten Rückstand beantwortete Dobey dabei mit einem 14-Darter zum 3:3-Ausgleich. Mit einer spektakulären Aktion begeisterte „Hollywood“ die Zuschauer kurze Zeit später: er checkte 125 Punkte über Bullseye, Single-Bull und Bullseye. Diesem 12-Darter ließ er einen ähnlich guten 13-Darter folgen, sodass Dobey nur noch ein Leg vom Weiterkommen trennte. Sein erster Matchdart landete knapp neben dem Bullseye. Augenblicke später machte Cullen mit dem Rücken zur Wand stehend 108 Punkte aus. Unter ähnlich hohem Druck stand Cullen kurz darauf bei 77 Restpunkten, diesmal konnte der Vorjahressieger den Kopf aber nicht mehr aus der Schlinge ziehen. Dobey platzierte seinen fünften Matchdart in der Doppel-4 und bezwang den Titelverteidiger mit 6:4.
Kein einziges Break – Smith schlägt Heta knapp
Zu guter Letzt fehlte noch die Begegnung von Damon Heta und Ross Smith. Gesucht wurde dabei der morgige Gegner von Weltmeister Michael Smith. Der „Smudger“ eröffnete das Match mit einer 180 sowie einem 130er-Checkout zum Abschluss eines 12-Darters. Mit 14 Darts verteidigte Heta sein erstes Anwurfleg ebenfalls souverän. Nachdem sich Smith wieder in Führung gebracht hatte, erhielt er den ersten Breakdart. Der Versuch des Europameisters flog jedoch relativ deutlich an der Doppel-16 vorbei. Auch in den nächsten Minuten konzentrierten sich beide Akteure erfolgreich auf die eigenen Anwurflegs. Auch nach acht absolvierten Legs konnte nach wie vor kein Break vermeldet werden, es bahnte sich eine spannende Schlussphase an. Eine enorm wichtige Gelegenheit ließ „The Heat“ im neunten Durchgang verstreichen: er warf vier Breakdarts an der Doppel-11 vorbei und durfte sich Sekunden später anschauen, wie Smith 81 Punkte auf dem Bullseye löschte. Erneut ließ sich Heta den Rückstand nicht lange gefallen. Er erwischte im nächsten Durchgang die Doppel-8 und forcierte damit das alles entscheidende elfte Leg – den Vorteil des Anwerfens hatte hier Smith auf seiner Seite. Im Decider wurde es dramatisch. Smith setzte seine ersten beiden Matchdarts in den Sand, doch Heta konnte unmittelbar danach zwei eigene Matchdarts ebenfalls nicht ausnutzen. Smith hatte nun noch zehn Punkte übrig, landete am Ende auf der Doppel-2 und traf dieses Feld. In einem Krimi hatte Smith das bessere Ende für sich, er setzte sich knapp mit 6:5 durch.