Price direkt weltmeisterlich – van Gerwen scheitert an Clayton
Die ersten vier Viertelfinalisten des PDC Masters 2021 standen nach der Nachmittagssession bereits fest, die fehlenden vier wurden am Samstagabend ermittelt. Besonders im Blickpunkt stand sicherlich der neue Weltmeister und Weltranglistenerste Gerwyn Price, der mit Joe Cullen eine schwierige Aufgabe vor der Brust hatte. Mit Titelverteidiger Peter Wright und dem fünfmaligen Sieger Michael van Gerwen starteten auch die beiden anderen Topfavoriten in den Wettbewerb, sie mussten gegen Simon Whitlock beziehungsweise Jonny Clayton antreten. Eröffnet wurde die Session zuvor noch von Gary Anderson und Adrian Lewis.
Lewis findet mehr und mehr zu alter Stärke zurück
Im wohl besten Match der ersten Runde hatte sich Adrian Lewis knapp gegen Michael Smith durchgesetzt. Somit kam es jetzt zur Neuauflage des WM-Finals 2011 mit Gary Anderson. Lewis erlebte auch heute den besseren Start, mit je 15 Würfen gingen die ersten beiden Legs nach England. Mit einem starken 12-Darter sicherte sich Anderson anschließend seinen ersten Leggewinn, doch „Jackpot“ reichten für die direkte Antwort ebenso wenig Würfe. Nachdem die nächsten beiden Legs gerecht aufgeteilt worden waren, erhielt Anderson drei Möglichkeiten, wieder heranzukommen. Doch er setzte alle drei vorbei, sodass Lewis seinen Vorsprung auf 5:2 ausbauen konnte. Diesem Break ließ Lewis einen 12-Darter folgen, den er mit einem sehenswerten 127er-Finish beendete. Anderson verringerte seinen Rückstand zwar zwischenzeitlich, doch Lewis war in dieser Phase hervorragend unterwegs und hielt sich seinen Konkurrenten vom Leib. Einem 112er-Highfinish hatte er es zu verdanken, dass er mit einem 7:3-Vorsprung in die zweite Unterbrechung ging.
Der „Flying Scotsman“ kam danach stark verbessert zurück auf die Bühne. Im elften Leg waren sechs perfekte Darts Grundlage für einen 13-Darter, alles in allem entschied Anderson in dieser Phase drei Legs nacheinander für sich. Den drohenden Ausgleich konnte Lewis mit einem 14-Darter allerdings verhindern. Da die beiden darauffolgenden Legs gerecht aufgeteilt worden waren, benötigte Lewis nur noch ein einziges Leg zum Weiterkommen. Da aber die ersten beiden Matchdarts des Gegners an den gewünschten Feldern vorbeigeflogen waren, blieb Anderson noch im Turnier. Anschließend vergab er jedoch selbst eine Chance, um den Decider herbeizuführen. Lewis ließ sich diese Chance jetzt nicht mehr entgehen und machte den 10:8-Erfolg auf der Doppel-10 perfekt.
Wright behauptet sich gegen einen starken Whitlock
Danach startete Peter Wright in seine Mission Titelverteidigung. Hierfür musste der Schotte zuallererst Simon Whitlock aus dem Weg räumen. Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase glänzte der „Wizard“ mit einem 11-Darter, den er mit einem 84er-Finish via Bullseye und Doppel-17 beendete. Wright ließ das nicht lange auf sich sitzen, antwortete mit einem 13- sowie einem 10-Darter und nahm einen knappen 3:2-Vorsprung mit in die erste Pause. Diesen Vorsprung hielt der Weltranglistendritte auch in den nächsten Minuten aufrecht, was vor allem daran lag, dass er seine Anwurflegs sehr souverän absolvierte. Weil Whitlock dies gleichermaßen schaffte, gab es in dieser zweiten Session keine Breaks zu beobachten. Letztlich zeigte Wright ein 102er-Highfinish, mit dem er 6:4-Pausenführung perfekt machte.
Whitlock meldete sich im Anschluss mit einem starken 11-Darter zurück, verpasste wenige Aufnahmen später jedoch zwei Breakchancen, die ihm den Ausgleich eingebracht hätten. Nur ein Leg später war es dann „Snakebite“, der zwei Breakdarts in den Sand setzte. Wright machte das mit einem 13-Darter zwar schnell vergessen, doch Whitlock blieb immer wieder dran und verkürzte auch jetzt auf 7:8. Da Wright seinen Anwurf auch im darauffolgenden 16. Leg verteidigt hatte, stand sein australischer Gegner kurz vor dem Aus. Doch Whitlock gab sich noch nicht auf, verringerte den Rückstand erneut und war drauf und dran, für den Decider zu sorgen. Doch während er zwei Pfeile am äußeren Ring vorbeigesetzt hatte, nutzte Wright seinen einzigen Matchdart auf der Doppel-16 aus. Der Weltmeister von 2020 entschied eine hochklassige Partie knapp mit 10:8 für sich, Whitlock musste trotz eines Averages von fast 106 Punkten die Heimreise antreten.
In seinem ersten Spiel als Weltmeister und Weltranglistenerster war Gerwyn Price gegen Joe Cullen im Einsatz. Der Waliser eröffnete die Begegnung mit einem 13-Darter, ließ kurze Zeit später allerdings zwei Breakdarts liegen. Deutlich besser machte er es dann im dritten Leg, als er 132 Punkte auf der Doppel-12 checkte. Weil auch die nächsten beiden Durchgänge vom jeweils anwerfenden Spieler gewonnen worden waren, lag Price zu diesem frühen Zeitpunkt mit 3:2 vorne.
Nach der Unterbrechung scheiterte Cullen knapp an 124 Restpunkten und durfte sich Sekunden später ein 92er-Finish seines Gegners ansehen. Price zeigte eine herausragende Leistung und spielte nach diesem Break ganze drei 11-Darter nacheinander. Erst als Price die Doppel-20 im zehnten Leg knapp verfehlt hatte, gelang es dem „Rockstar“ wieder, in Erscheinung zu treten. Die Freude über dieses 85er-Finish währte aber nur kurz, weil Cullen im nächsten Leg vier Breakdarts vergab. Für Price blieben drei eigene Patzer daher ohne negative Konsequenzen. Die beiden ihm jetzt noch fehlenden Legs holte sich Price letztlich ohne größere Probleme, sein fünfter Matchdart steckte in der Doppel-10. Beim eindeutigen 10:3-Erfolg kam der frisch gebackene Weltmeister auf einen Average von über 104 Punkten.
Van Gerwen kann die Aufholjagd nicht vollenden
Von 2015 bis 2019 blieb Michael van Gerwen beim Masters ungeschlagen, bis diese Serie im vergangenen Jahr gegen Jonny Clayton endete. Genau zu diesem Duell kam es auch heute, sodass der Weltranglistenzweite die Revanche anpeilte. Im Auftaktleg überstand Clayton einen Breakdart gegen sich unbeschadet. Stattdessen produzierte er kurz darauf seinerseits das erste Break. Erst nachdem er auch das dritte Leg an seinen Gegner abgegeben hatte, konnte van Gerwen auf der Doppel-20 das erste Erfolgserlebnis verbuchen. Doch abgesehen davon erlebte der Niederländer einen ganz schwachen Beginn, was Clayton mit der 4:1-Führung für sich nutzte. Nach der Pause gelang es dem Waliser weiterhin, die eigenen Anwurflegs zu gewinnen, sodass er seinen Vorsprung aufrechterhalten konnte. Beispielhaft dafür war ein 88er-Finish im neunten Leg, mit dem Clayton den Abstand von drei Legs wiederherstellte. Kurz vor der zweiten Unterbrechung setzte van Gerwen allerdings noch ein echtes Ausrufezeichen: er brachte 158 Punkte auf Null und lag nach zehn absolvierten Legs nur noch mit 4:6 hinten.
Den Anwurf seines Gegners konnte der dreifache Weltmeister im elften Leg zwar nicht gefährden, dafür gelang ihm wenig später mit 150 Punkten gleich das nächste hochkarätige Checkout. Doch Clayton ließ sich davon nicht beeindrucken, zeigte sich bei eigenem Anwurf weiter ungemein sicher und benötigte nach einem Treffer in der Doppel-8 lediglich zwei Legs zum Sieg. Van Gerwen zeigte anschließend einen 13-Darter, allerdings benötigte „The Ferret“ wenig später ebenfalls nur 13 Würfe und ging auf diese Weise den vorletzten Schritt. Der Niederländer musste jetzt vier Legs nacheinander gewinnen und legte nochmal alles in die Waagschale. Einem 72er-Finish ließ er ein enorm wichtiges 148er-Highfinish zum Break folgen. Durch den daran anschließenden 14-Darter erzwang van Gerwen das Entscheidungsleg, wo er aber chancenlos blieb. Das lag in erster Linie daran, dass der anwerfende Clayton mit zwei 180ern startete und nach 14 Würfen am Ziel angekommen war. Jonny Clayton setzte sich knapp mit 10:9 durch und warf van Gerwen genau wie im vergangenen Jahr aus dem Masters.