Uniboffin

Aus dem Testlabor
von Unicorn Darts


Wurfergonomie

Willkommen zu meinem ersten UniBlog im (vermeintlich!) neuen Jahrzehnt. Euch allen ein frohes, neues Dartsjahr. Ein Jahr, das – wie üblich – mit dem Finale der PDC-WM gut begann. Gratulation an Peter Wright zu diesem hochverdienten Sieg, der ihm von allen Seiten gegönnt wurde. Gratulation auch an den dreimaligen Weltmeister MvG, der zum zweiten Mal ein WM-Finale verlor, und das mit einem Average von 102,88 (!!!) Punkten.

Snakebites WM-Triumph war längst nicht die einzige Top-Story dieses bemerkenswerten Turniers, das auch noch die folgenden Highlights bereithielt: das Karriereende der Darts-Legende Raymond van Barneveld sowie die nächsten Entwicklungsschritte in den PDC-Karrieren von Darius Labanauskas, Glen Durrant und den beiden Newcomern Nathan Aspinall und Luke Humphries (wobei sowohl Glen als auch Nathan ein Premier League-Startplatz zugesprochen wurde). Auch drei Jungstars aus dem „Team Unicorn“ schlugen sich beachtlich: Dimitri Van den Bergh, Jeffrey de Zwaan und Chris Dobey. Jedoch konnte keine ihrer Leistungen mit dem mithalten, was Fallon Sherrock erreichte.

Fallon hat nicht nur als erste Frau ein WM-Spiel gewonnen (gegen Ted Evetts, einen weiteren jungen Spieler aus dem „Team Unicorn“, der sowohl für seinen Umgang mit der Niederlage als auch für seine Reaktion auf ein verständlicherweise parteiisches Publikum großen Respekt verdient), sondern es gelang ihr durch ihren Sieg gegen den an Nummer 11 gesetzten Österreicher Mensur Suljovic auch, diesen Erfolg zu bestätigen, bevor sie schließlich in einer hochklassigen Begegnung gegen Chris Dobey den Kürzeren zog. Sie spielte in allen drei Matches einen Average von über 90 Punkten und genoss offensichtlich jede einzelne Minute auf der größten Darts-Bühne. Dieses Turnier hat auf jeden Fall mehr für das Frauen-Darts erreicht als alles andere in diesem Jahrzehnt.

Fallons Teilnahme an der „World Series of Darts“ und die Einladung, als sogenannter „Challenger“ am Premier League-Abend in Nottingham teilzunehmen, bieten ihr weitere Gelegenheiten, ihr Können unter Beweis zu stellen und werden hoffentlich dazu führen, dass weibliche Dartspieler öfter die Chance bekommen, sich mit den männlichen Profis zu messen. In diesem Zusammenhang fallen einem zunächst die „üblichen Verdächtigen“ ein: Aileen de Graaf, Deta Hedman, Lisa Ashton, Paula Jacklin, Anastasia Dobromyslova usw., doch vielleicht sollte man noch eher Mikuru „Baby Shark“ Suzuki denken, die nur ein Leg davon entfernt war, Fallon vom ersten Sieg einer Frau bei der PDC-WM abzuhalten.

Okay, das soll’s in Bezug auf die WM gewesen sein, kommen wir zum eigentlichen Thema dieses UniBlogs, auf das ich durch das Fernsehprogramm an den Weihnachtsfeiertagen stieß, wo völlig schamlos die x-te Wiederholung von Klassikern wie „It’s A Wonderful Life“ und „Dinner For One“ (die Europäer staunen immer, wenn sie hören, dass die meisten Briten diesen Sketch gar nicht kennen!) gezeigt wurde. Nun, dachte ich, was Fernsehen kann, das kann ich auch!

Eine bekannte (wenn auch unwahre) Legende besagt, dass man in Gefahr gewesen wäre, wenn man irgendwann im Jahr 1589 unter dem Schiefen Turm von Pisa gestanden hätte. Ich werde jetzt erläutern, welche Bedeutung diese Behauptung für den Dartsport (und für Songtexte von Queen!) hat.

Der Grund für die mögliche Gefahr ist folgender: Hätte man damals an diesem Ort in den Himmel geschaut, würde man eventuell eine von Galileo Galilei geworfene Kanonenkugel direkt auf sich zu fallen sehen (eine ziemlich erschreckende Vorstellung). Nicht, weil Galileo die Absicht hatte, jemanden zu töten, sondern um Aristoteles und seinen Kumpanen zu beweisen, dass ihre These, wonach schwere Objekte schneller zu Boden fallen als leichte, falsch ist.

Natürlich lag Aristoteles nicht komplett falsch, denn im Allgemeinen fallen schwere Dinge tatsächlich schneller zu Boden als leichte. Doch heute wissen wir, dass dies einzig und allein dem Luftwiderstand geschuldet ist. Wenn man diesen ausklammert, sagen wir mal, indem man einen Hammer und eine Feder im Nahvakuum des Mondes zu Boden fallen lässt, so wie es der Apollo 15-Astronaut David Scott vorgemacht hat, oder minimiert, indem man Objekte nimmt, die im Verhältnis zu ihrem Luftwiderstand sehr schwer sind, wie es der Legende nach Galileo tat, kommt die Wahrheit ans Licht. Die Erdanziehung beschleunigt Objekte in gleichem Maße, unabhängig von deren Masse.

So wie Galileo Galileis Kanonenkugeln fallen unterschiedlich schwere Darts grundsätzlich in etwa mit der gleichen Geschwindigkeit zu Boden, weil sie alle in Relation zu ihrem Luftwiderstand schwer sind. Bei normalen Wurfgeschwindigkeiten beträgt die durchschnittliche Luftwiderstandskraft auf einen waagerecht fliegenden Pfeil weniger als 0,2 Gramm und steigt eventuell auf 0,3 Gramm an, wenn der Dart aufgestellt in einem Winkel von zehn Grad fliegt. Auch im letztgenannten Fall würde der Luftwiderstand die Geschwindigkeit eines meinetwegen 30 Gramm schweren Darts auf der Strecke vom Oche bis zum Board nur um etwa einen halben Prozentpunkt verringern, was bedeutet, dass der Widerstand so gut wie keinen Einfluss darauf hat, wo der Pfeil auf das Board trifft.

Angenommen, ein 30 Gramm schwerer Dart aus Wolfram und ein 15 Gramm schwerer Messingpfeil werden auf die Triple-20 geworfen. Durch die doppelt so große Einwirkung des Luftwiderstands auf den leichteren Pfeil verlängert sich dessen Flugzeit minimal, sodass die Schwerkraft für den Bruchteil einer Sekunde länger wirken kann und bei normaler Wurfgeschwindigkeit zu einem zwei Millimeter niedrigeren Aufprall führt. Dies ist über 300 Mal weniger als die Einwirkung der Schwerkraft, der beide Darts ausgesetzt sind und die der Spieler durch den Anstellwinkel seines Wurfs kompensieren muss.

Zwei Millimeter sind nicht nur so wenig, dass selbst ein Profi sie gar nicht bemerken würde, sondern vielmehr ist das oben genannte Beispiel insofern extrem, als dass die beiden Darts unterschiedlich schwer sind und trotzdem die gleiche Größe haben, was nicht der Fall wäre, wenn es sich bei beiden Pfeilen um Wolfram-Darts handeln würde. Zudem haben wir hier die potenziell größeren Auswirkungen außer Acht gelassen, die das unterschiedliche Gewicht sowohl auf die Art des Abwurfs als auch auf die Folgen des anschließenden Gierverhaltens haben könnten.

Damit kommen wir zum Fazit, dass ein leichterer Pfeil ein bisschen höher oder tiefer fliegen kann als ein schwererer, wobei die im Vergleich zu anderen Wurfvarianten größere Auswirkung des Luftwiderstands zu vernachlässigen ist. Manche Spieler gehen sogar davon aus, dass sie schwerere Darts tendenziell mit mehr Kraft werfen und sind daher der Ansicht, dass diese Pfeile höher fliegen. Doch das ist eine Frage der persönlichen Wurfergonomie und nicht der Dynamik der Flugbahn. Das soll’s für heute gewesen sein, ich bin raus!



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