Der Mythos vom Zielen

Niemand wird ernstlich behaupten, Zielen beim Darts gleiche dem Zielen mit einem Gewehr. Zwar sieht man Dartsspieler, die über ihre Finger visieren und Maß nehmen. Danach führen sie aber Bewegungen aus, weshalb dieses "Zielen" lediglich der Konzentration dienen kann. Keinesfalls ist es mit dem Zielen beim Gewehrschuss vergleichbar, bei dem sich das System in vollkommener Ruhe befindet und das Projektil nur durch ein minimales Antippen des Abzuges ausgelöst wird.

Darts und Zielen

Um dem Zielen beim Darts näher zu kommen, soll ein Bild bemüht werden:

Der Gärtner beim Sprengen

Ein Gärtner soll ein Rosenbeet wässern, dessen Rosen regelmäßig neben- und hintereinander gepflanzt sind. Das fällt ihm leicht, denn er verfügt über einen Gartenschlauch, den er an einen Hahn anschließt. Das Wasser sprudelt nun mit einigem Schwung aus der Schlauchdüse. Der Gärtner, am Rande des Beetes stehend, kann jede der Rosen mit gezieltem Strahl treffen. Wechselt er zum nächsten Busch, so muss er lediglich Körperhaltung und Anstellwinkel der Düse leicht variieren. So trifft des Wasserstrahles glitzernder Bogen zielgenau jede der dürstenden Pflanzen. Das Treffen aber, bereitet dem Gärtner keinerlei Mühe, denn jederzeit sieht er das Wasser perlen.

Fragt man sich, aufgrund welcher Faktoren der Gärtner den Strahl so zielgenau zu führen vermag, so sind nur zwei zu nennen. Zum einen ist es der konstante Wasserdruck, der das Wasser gleichmäßig aus dem Schlauch austreten lässt. Zum anderen ist es das Bild des Wasserbogens, das der Gärtner stets vor Augen hat und dessen Lage er immer nur leicht zu variieren braucht.

Wie in diesem Bild, so geschieht es auch beim Darts, nur das es hier nicht Tropfen, sondern Pfeile sind, die in parabelförmiger Flugbahn auf das Board zufliegen. Der Schütze visiert nicht, sondern verinnerlicht die Parabeln, auf denen seine Darts jeden beliebigen Ort erreichen, auch wenn diese im Vergleich zu unserem Beispiel geringer ausgeprägt sind. Zusammen mit der Bewegung wird er dies später nicht anders als mit dem Wort "Gefühl" umschreiben können. Die Aufgabe besteht lediglich darin, die Wurfbewegung so zu verstetigen, dass sie berechenbar wird, wie der Wasserstrahl.

Es ist also kein Zielen durch Visieren, das beim Darts eine Rolle spielt, sondern ein Zielen durch auswählen. Wie ein Bibliothekar, der in den Regalen seiner Bibliothek immer das gewünschte Buch findet, so findet ein guter Dartsspieler immer den richtigen Wurf, weil dieser bereits als Muster in seiner Vorstellung existiert.

Fehlt in unserem Beispiel dem Gärtner die Sicht auf den Wasserstrahl, ist er auf sein Vorstellungsvermögen angewiesen. Genau so geschieht es beim Dartsspieler. Ein Spieler, der in hoher Frequenz Dart um Dart wirft, erzeugt damit so etwas wie den Schlauchstrahl des Gärtners. Indem er die Flugbahnen seiner fliegenden Darts vielfach sieht, fällt ihm das Treffen leichter. Er fühlt sich dann "gut eingeworfen". Im Spiel kommt es aber darauf an, Würfe allein aus der Vorstellungskraft abzurufen. So soll erreicht werden, dass ein Spieler immer die lockere Bewegung findet, die er standardmäßig einsetzt. Das Treffen geschieht dann durch winzige Variationen innerhalb dieser Standardbewegung.

Findet lockere und saubere Bewegungen für jedes Zielfeld. Führt diese Bewegungen aus, bis sie euch in Fleisch und Blut übergehen - immer und immer wieder. Gilt es, ein Doppel zu treffen, unternehmt nichts, was über diese Standardbewegungen hinausgeht. Es ist die Standardisierung, die das Treffen erleichtert, denn durch sie fällt es leicht, sich die Flugbahn vorzustellen; durch sie bedarf es immer nur kleiner Veränderungen, um zum nächsten Ziel zu gelangen - genau wie beim Wasserstrahl. Versucht immer wieder, das Gefühl, das genau zu eurem Ziel passt, in Euch aufzuspüren. Nach einiger Zeit werdet ihr bemerken, dass ihr trefft, ohne zu zielen. Ihr trefft, weil der Treffer bereits in Euch existiert. Um das zu erreichen, müsst ihr nicht visieren, ihr müsst auswählen.

Fast jeder Spieler kennt den Moment, da er im Vorhinein weiß, dass er treffen wird. Er weiß es zu 100 % und selten betrügt ihn dann sein Gefühl. Unvermeidlich ereignet sich der Treffer. In solchen Fällen besteht eine vollkommene Deckungsgleichheit von vorgestelltem Wurf und Situation. Mit schlafwandlerischer Sicherheit trifft der Spieler die rechte Wahl. Das Schlafwandlerische ist aber auch der Grund, warum Dartsveteranen kaum mehr erklären können, wie sie es anstellen. Damit es gelingt, muss der oben beschriebene Prozess nahezu unbewusst und automatisch ablaufen. Das zu erreichen, bedarf es unzähliger Würfe.

Thorsten Dodzuhn, Adaption Jürgen Schmitz



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