Charaktere


In der zehnten und zumindest vorerst letzten Folge der kleinen Darts-Fan-Kolumne möchte ich der Meinung Ausdruck verleihen, dass dem Dartsport echte Charaktere gut tun, echte Typen. Das sind die, die ehrliche Emotionen haben und denen auch Ausdruck verleihen. Die Stil haben, wenn auch vielleicht einen irren. Die aber immerhin etwas ausdrücken und Mut haben, sich so zu geben, wie sie von ihrer Natur her sind.

In der Vergangenheit kann man da natürlich schön kramen und findet den unnachahmlich selbstbewussten Cockney, der den Dart so ähnlich hielt wie eine Englische Baroness ihre Teetasse: Eric Bristow. Oder den auch schon mal besoffen auf der Bühne torkelnden und von der Bühne fallenden Jocky Wilson. Oder, etwas später, den tanzenden, krawalligen Peter Manley. Manche noch spätere „Paradiesvögel“ wirken dagegen eher etwas bemüht, wie der Pseudo-Bad-Boy Nicholson. Es mag vielleicht gegen die Regeln gewesen sein, aber auch den berühmten Punch von Colin Lloyd gegen das Board fand ich ok. Er war halt wütend, und hat ja nicht seinem Gegner eine reingehauen.



Selbstverständlich muss man erst und vor allem einmal gut Darts spielen können. Aber es schadet nichts, wenn sich das mit einer interessanten Persönlichkeit verbindet. Die auch Ecken und Kanten haben darf. Die nicht angepasst sein muss, zumindest nicht über Gebühr. Vielleicht wäre das auch ein Weg für den deutschen Jung-Star Max Hopp. Wenn er sich mal freischwimmt von dem, was andere von ihm erwarten. Wenn er nicht etwas zu zahm Spiele anderer kommentiert und „vernünftige“ Sachen sagt zu seiner möglicherweise erfolgreichen Zukunft, sondern klar macht: Ich bin die Nummer eins in Deutschland, was wollt Ihr überhaupt? Und sich die schwersten Gegener versucht zu angeln und beim fünften, zehnten, zwanzigsten Mal dann eben endlich besiegt.

Die Fans wollen sich identifizieren, emotional anschließen, mitfiebern, mitleiden. Ein gutes Beispiel für so einen Moment war der bekannte Auftritt von René Eidams gegen Michael van Gerwen. Er war cool, er hat gefightet, er hat aber auch seine Gefühle gezeigt und rausgelassen. Ganz knapp hat es nicht gereicht. Das war kein Zufall, er hat gezeigt, dass er Spielen kann und Charakter hat. Beides zusammen soll sich entwickeln. Dafür braucht es weitere solcher Chancen, um die zu bekommen sicherlich auch etwas Glück vonnöten ist, aber auch ein gewisses Anpeilen solcher Gelegenheiten und die grundsätzliche Lust darauf.

Stephan Hammers, 4.5.2017

 


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