Grand Slam of Darts 2024: Zwei Niederländer waren angetreten, um große Namen zu fordern, – zumindest kämpfte der eine wacker, der andere erlebte ein Fiasko
Bereits seit Beendigung der Gruppenphase steht fest, es wird einer neuer Name in der Siegerliste des Grand Slam of Darts auftauchen. Nachdem Gerwyn Price (und übrigens auch sonst kein anderer Waliser) sowie José de Sousa die Qualifikation nicht geschafft hatten, waren Titelverteidiger Luke Humphries, Michael Smith und Michael van Gerwen die einzigen Teilnehmer der diesjährigen Austragung, die das Turnier bereits für sich entscheiden konnten. Alle drei haben sich noch vor dem Achtelfinale verabschiedet, doch mit James Wade, Rob Cross und Gary Anderson standen zumindest noch drei weitere Finalisten im Starterfeld der zweiten Runde. James Wade hatte hier jedoch das bittere Nachsehen gegen Cameron Menzies im Decider, während Rob Cross gestern gegen Martin Lukeman ausschied. Somit ist Gary Anderson der Letztverbliebene, der beim Grand Slam of Darts Endspielerfahrung aufweist. Auch sonst hat Gary Anderson natürlich schon alles erlebt, vorläufiger Höhepunkt seiner Karriere ist mit Sicherheit der triumphale Back-to-Back Erfolg bei der PDC Weltmeisterschaft 2015 & 2016. Gary Anderson selbst hatte die Leistungen im Achtelfinalmatch als „scrappy“ bezeichnet, freundlich ausgedrückt könnte man sagen, er meinte damit „holprig“. Der 53-Jährige, der gebürtig aus dem schottischen Musselburgh stammt, heute aber in England zuhause ist und zwar in Burnham-on-Sea, welches sich in der im Südwesten Englands gelegenen Grafschaft Somerset befindet, fügte aber auch gleich hinzu: „from me and Stephen“. Trotzdem hatte man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass der Schotte sein „Scrappy-Match“ verlieren könnte. Ob der „Flying Scotsmans“ seinen Höhenflug auch dieses Jahr wieder ins Halbfinale navigiert, hängt davon ab, ob er Motor und Höhenruder ein weiteres Mal auf die maximale Leistungskapazität einstellen kann oder ob Gian van Veen einen vorzeitigen Absturz verursacht. Der Niederländer reitet derzeit selbst auf der Erfolgswelle und macht nicht den Eindruck, als wolle er sich vom Surfboard schubsen lassen respektive das Dartboard jetzt schon verlassen. Nervenstark befindet er sich im dynamischen Flow und liefert eine brillante Performance nach der anderen ab. Gian van Veen hat diese Vorstellung im Vorfeld selbst in keiner Weise erwartet, weil er wusste, er hatte eine harte Gruppe erwischt, doch hier als Tabellenerster abzuschließen, hat ihm nochmal einen erheblichen Selbstbewusstseins-Booster verschafft. Er ging davon aus, dass sein Match gegen Gary Anderson nicht über die volle Distanz laufen würde, aber 26 oder 27 Legs wären durchaus drin. Der 20-jährige Niederländer sei glücklich, dass er immer noch hier war und führte aus: „Meine Form zeigt, warum ich immer noch hier bin“. Er meinte zudem, dass er davon profitiere, dass alle Welt von Luke Littler spreche („every eye is on him“), zeigte dafür auch Verständnis, („der Kerl ist immerhin erst 17 und gewinnt alles“), Gian van Veen selbst fühle daraus resultierend immerhin verminderten Druck.
Jermaine Wattimena hatte im Vorfeld zum Ausdruck gebracht, dass er große Zuversicht und keine Angst vor Luke Littler habe
Den Anfang machten heute Abend Luke Littler und Jermaine Wattimena, beide haben in ihrem Achtelfinale einen dramatischen Thriller überstanden, nur eben auf sehr unterschiedliche Art und Weise. Jermaine Wattimena hatte sich bereits auf dem Heimweg befunden, ähnlich wie Cameron Menzies nach der Gruppenphase, doch beim Schotten war es körperlich, er befand sich bereits im Auto und auf dem Motorway nach Hause, während Jermaine Wattimena sich nur in Gedanken aus dem Turnier verabschiedet hatte. Beide durften feststellen, dass sie sich im Irrtum befanden, Jermaine Wattimena packte seine Darts nochmal aus und mit zwei weiteren Aufnahmen sicherte er sich das Viertelfinalticket. Einen Krimi ganz anderer Natur erlebte Luke Littler, er hatte gegen Mike De Decker bereits 4:8 und 7:9 hinten gelegen, aber der Belgier ließ sich von den taktlosen Unmutsäußerungen des Publikums aus dem Takt bringen, verlor den Rhythmus und das Match. Während sich Mike De Decker im Anschluss maßlos über Schiedsrichter und PDC echauffierte, lobte Luke Littler die Fans: „The crowd was amazing!“, die vermeintlich fehlende Einsicht bzw. die natürliche Befangenheit wurde im Netz anschließend heftig debattiert. Man warf dem Nachwuchsstar vor, dass er die Menge nicht seinerseits „abgemahnt“ habe, sondern das unangebrachte Verhalten noch unnötig guthieß. Derartige Vorwürfe sind in vielerlei Hinsicht anzuzweifeln: zum einen hat man auch hier mal wieder Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen, zum anderen ist es sowieso eine große Illusion, zu glauben, dass dies etwas gebracht hätte, irgendwo ist es auch nicht die Aufgabe eines 17-jährigen Spielers, hier einzuschreiten und allem voran ist es völlig normal, den Fans erstmal für ihre Unterstützung zu danken. Wie auch immer, wenn man wirklich zugehört hätte, hätte man auch vernommen, dass Luke Littler, der zugab, dass er sich beim Stand von 7:9 gegen ihn, ein wenig gefürchtet hat („I was a bit scary!“), durchaus kritische Worte zum Thema „Zuschauer gegen Mike De Decker“ gefunden hatte: „The crowd were on his back!“, und natürlich konnte auch Luke Littler nicht abstreiten, dass dies den einen oder anderen Treffer des Kontrahenten vereitelt haben könnte, aber alles in allem war er schon der Ansicht, dass er den Sieg aus dem eigenen Leistungsvermögen heraus bewirkt hatte. Auf die Frage wie es ist, wenn man den Saal gegen sich habe, antwortete er kurz und bündig: „It`s not nice“. Und auch auf die Erkundung, wie er sich nach dem Sieg fühle, gab es eine prägnante Reaktion, die es auf den Punkt brachte: „I`m glad“.
Countdown zu den letzten zwei Viertelfinals
Nach der Vorschau auf die heutigen Partien hier noch ein kleiner Rückblick auf die gestrigen Spiele: Mickey Mansell und Cameron Menzies leisteten sich im Überraschungsviertelfinale des diesjährigen Grand Slam of Darts ein beinhartes Duell über die volle Distanz. Alle 31 Legs kamen zum Einsatz, beide Akteure wackelten auf dem Weg zum möglichen Matchdart beträchtlich, doch Mickey Mansell fand im geeignetsten Moment der Begegnung zu seiner Nervenstärke zurück, nahm mit zwei Pfeilen die 59 heraus und stand als erster Halbfinalist fest. Wie viel ihm dieser Sieg bedeutete, war im Anschluss deutlich zu erkennen, Mickey Mansell, (der übrigens betont hatte, er fände nicht, dass der größte Druck zwangsläufig auf den jungen Spielern laste, sondern auf denen, die verzweifelt bemüht waren, ihre Tour-Card zu halten, das sei die weit heftigere Herausforderung), – präsentierte hier etliche ausgelassene Hüpfer, solch Gummiball-Gebaren ist man vom Nordiren eigentlich gar nicht gewöhnt. Cameron Menzies` stete Unrast ist einem hingegen schon wohlvertraut, allerdings wusste er diesmal gar noch das eine oder andere Sahnehäubchen draufzusetzen: nach dem Sieg des Gegners ging er nicht nur vor seinem Bezwinger auf die Knie, sondern legte sich gleich der Länge nach auf Gesicht und Bauch, und statt „Fistbump“ (er ist halt kein Mann, der die Fäuste sprechen lässt), gab`s von „Cammy“ vor dem Decider, wie selbstverständlich, die herzliche Umarmung. Der „Meister der emotionalen Grimassen“ hatte sich nach Erreichen des Achtelfinales, zusammen mit dem „Meister der friesisch-coolen Regungslosigkeit“ (Danny Noppert), gemeinsam auf seinem Profilbild verewigt, – hier traf möglicherweise die Annahme zu, die bereits der lässig coole Humphrey Bogart im Kultklassiker „Casablanca“ an Claude Rains gerichtet hatte: „Ich glaube, das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft“. Beste Freunde wurden gestern Abend auf jeden Fall Martin Lukeman und das Bullseye – der 39-jährige Engländer traf das mittige 50er-Segment ein ums andere Mal und erwirkte auf diese Weise, dass sein haushoch favorisierter Gegner völlig den Faden verlor. Wie gehabt, kam Martin Lukeman, – er selbst bezeichnet sich als äußerst langsamen Starter, der seine Zeit brauche, um im Match die Konzentration zu finden, – nur in gedrosseltem Tempo ins Spiel. Als er jedoch im achten Durchgang sein erstes Bullseye-Finish herausgenommen hatte, war das die Initialzündung. Rob Cross musste zusehen, wie gegenüber buchstäblich ein Treffer dem nächsten ins rot aufleuchtende 50er-Feld folgte, da waren für ihn die Alarmglocken auch schon am Schrillen. Und irgendwie versetzte ihn das ohrenbetäubende Einläuten der drohenden Niederlage in eine Art Schockstarre, von der er sich nicht mehr erholte. Rob Cross war komplett aus dem Konzept gebracht, während Martin Lukeman einfach konstant weiter ein Ausrufezeichen nach dem anderen setzte. Mit dem 16:11-Erfolg von Martin Lukeman war auch das Major-Sensationshalbfinale: Mickey Mansell versus Martin Lukeman, perfekt. „Smash“ hatte das schier Unmögliche möglich gemacht, und wer weiß, vielleicht erlaubt auch seine Ehefrau demnächst das Unmögliche und wir erleben nochmals den „Belly Dance“ ihres Gatten.
Heute Abend wurden also die letzten beiden Halbfinalisten für den morgigen Sonntag ermittelt, hier standen sich zunächst Luke Littler und Jermaine Wattimena gegenüber.
Der Zuschauerplatz in vorderster Front bot die beste Sicht und war gerade deswegen nicht der angenehmste
Luke Littler mit dem ersten Anwurf, aber Jermaine Wattimena präsentierte die erste 180. Das ließ sich der junge Engländer nicht zweimal sagen und reichte mit der nächsten Aufnahme seinerseits das Maximum nach. Kurze Zeit später machte der 17-Jährige die 64 aus und ging 1:0 in Führung. Ins zweite Leg startete Luke Littler mit acht perfekten Darts, zum zweiten Mal im laufenden Turnier verfehlte er den rekordverdächtigen Neun-Darter nur um Millimeter. Der dritte Dart der dritten Aufnahme war in der einfachen Zwölf gelandet, doch mit einem weiteren Gang ans Oche überwarf sich der amtierende PDC-Vizeweltmeister beim Versuch, die verbliebene Zwölf herauszunehmen, mit den Treffern in der Zehn und der Eins – „No Score!“ Somit bekam Jermaine Wattimena in diesem Durchgang tatsächlich noch die Gelegenheit, sein begonnenes Leg zu halten, den Restbetrag von 113 Punkten vor Augen, versenkte er die Pfeile in der Triple-19, in der 16 und … in der einfachen 20. Jermaine Wattimena hatte seine Chance gehabt, aber vergeben. Littlers nächster Wurf landete in der Double-6, 2:0. Das dritte Leg begann Luke Littler abermals mit einem Maximum, ließ dem die 134 folgen und mit insgesamt 14 Treffern hatte er das eben erzielte Break bestätigt, 3:0. Im vierten Durchgang war Jermaine Wattimena nah dran, sich mit dem 148er-Finish zu revanchieren, scheiterte aber an der Double-14. Da auch sein Kontrahent einen Versuch auf Tops ausließ, bekam er eine weitere Möglichkeit, die nutzte er, damit hatte auch Jermaine Wattimena seinen ersten Leggewinn an diesem Abend verbucht, 1:3. Luke Littler packte in Durchgang Fünf den 11-Darter aus: 180 – 85 – 180 – 56, 4:1. Nach der Pause setzte er im sechsten Leg den 12-Darter obendrauf, den er zudem mit herausragendem High Finish krönte: 56 – 180 – 98 – 167 (T20, T19, Bullseye), 5:1.
So nah liegen Lust und Frust beieinander – wenn der Gegner einen nicht mitspielen lässt
Jermaine Wattimena kam aus dem Kopfschütteln kaum raus und wusste, er musste sich was einfallen lassen. Die Idee, mit dem 11-Darter zu kontern, war schon mal recht vielversprechend: 57 – 180 – 180 – 84, damit sicherte er sich seinen zweiten Leggewinn an diesem Abend, 2:5. Das konnte Luke Littler natürlich nicht sonderlich beeindrucken, das High Finish, 104 (20, T20, D12) bescherte ihm das 6:2, und 13 wohlplatzierte Würfe später hatte er seinen Vorsprung auf 7:2 ausgebaut. Eine weitere Delikatesse servierte der 17-Jährige in Durchgang Zehn: zweimal die Triple-19 und das Bullseye, umgerechnet ergab dies das 164er-High Finish und das 8:2. Luke Littler gelang einfach alles und so war es nicht weiter verwunderlich, dass er nach der Pause einfach dort weitermachte, wo er vorher aufgehört hatte: der 14-Darter im elften Leg gereichte ihm zum 9:2, bevor er in Leg 15 neuerlich mit 13 Treffern zur Stelle war, 10:2. Jermaine Wattimena musste befürchten, dass man heute auf den vierten Pausentee verzichten können würde, denn Luke Littler war auch im 13. Durchgang nicht zu stoppen, wo er die 80 mit 20, Double-20 und Double-10 herausnahm, 11:2. Ins 14. Leg startete der Shootingstar erneut mit der 180, neuerlich war es der 13-Darter, dank dessen er auf 12:2 erhöhte. Und auch in Durchgang 15 haute Luke Littler seinem Gegner die Treffer, hier waren es 15 an der Zahl, nur so um die Ohren, kurz darauf ging es mit 13:2 in die dritte Pause, die gleichsam den letzten Zwischenstopp bedeuten konnte. Jermaine Wattimena wusste eigentlich gar nicht, wie ihm geschah, irgendwie schien er sich im falschen Film verirrt zu haben. Luke Littler hämmerte derweil in Durchgang 16 den nächsten 12-Darter ans Board: 180 – 140 – 97 – 84, 14:2. Ein wenig gemächlicher ließ es der Premier League Champion 2024 in Leg 17 angehen, Jermaine Wattimena sah trotzdem auch in diesem Durchgang kein Doppel. Bevor es dazu kommen konnte, löschte sein Gegenüber 56 Restpunkte mit zwei Würfen, 15:2. Das finale Leg wollte Luke Littler nochmal in Style abschließen: 19, Triple-17 und Double-20, damit war auch das High Finish von 110 Punkten vom Board gefegt, und das Spiel bereits zu Ende, 16:2. Luke Littler hatte mitsamt zwölfmal der 180, einen Average von 105,11 ans Board genagelt und wies eine Checkout-Quote von 61,54% auf. Die statistischen Werte des Niederländers spielten eigentlich keine bedeutende Rolle, aber der Vollständigkeit halber sei angemerkt, er förderte 92,69 im Schnitt zutage und lieferte dabei fünf Maxima ab. Jermaine Wattimena hatte bei diesem Spektakel wohl den exklusivsten Zuschauerstehplatz inne, hoffentlich hat man ihm nach diesem frustrierenden Erlebnis nicht noch obendrein nachträglich Eintrittsgeld für den Logentisch abverlangt. Der 36-Jährige aus Westervoort wirkte bei jener Darbietung nur als Statist, der die Machtdemonstration seines Gegenübers lediglich in ansehnlichem Türkisblau dekorierte. Luke Littler hatte heute wahrlich den Turbo gezündet und somit einen eher kurzen Arbeitstag gehabt. Nun konnte er sich zurücklehnen und in Ruhe schauen, wie sich sein morgiger Halbfinalgegner schlagen würde.
Der wiederum wurde in der nächsten Partie zwischen Gary Anderson und Gian van Veen ermittelt
Gian van Veen hatte das Ausbullen gewonnen und startete mit der 81 ins Match. Gary Anderson traf anschließend bei seiner ersten Aufnahme zweimal in die einfache Eins UND einmal in die Triple-1. Mal eben den Taschenrechner rausgeholt, – bei derartigen Summen ist das schon nötig, – kam man auf insgesamt fünf gelöschte Punkte. Nicht wenige, einschließlich Gary selbst, belächelten diesen Fehlstart, doch das Lachen verging allen, nur Gary nicht, als der Schotte mit dem High Finish das Leg abschloss und dem Gegner den Anwurf abnahm. 20, Triple-18 und Bullseye, damit entledigte er sich 124 Punkten und bestrafte die Tatsache, dass sein Kontrahent vorher, beim Versuch, 43 Rest loszuwerden, erst die Double-11 traf, dann die einfache Neun und der dritte Pfeil landete im Aus. Der anfänglichen Aufnahme mit fünf gelöschten Punkten zum Trotz, schritt Gary Anderson nun mit 1:0 vorneweg. Das eben errungene Break bestätigte der „Flying Scotsman“ im zweiten Leg und es stand 2:0. Ab Durchgang Drei war auch Gian van Veen im Match angekommen und fand den Anschluss, 1:2. Im vierten Durchgang zeigte sich dieser abermals treffsicher auf Doppel, die 81 überwand er mühelos, damit hatte er nun seinerseits das Break gelandet und den Ausgleich wieder hergestellt, 2:2. Im fünften Leg hatte der Nachwuchsspieler aus dem niederländischen Poederoijen, das zur kleinen Gemeinde Zaltbommel zählt, welches sich wiederum in der Provinz Gelderland befindet, den 13-Darter mitsamt optimalem Set-up-Shot (137) parat, das brachte ihm die erste Führung in dieser Begegnung, 3:2. Das erste Leg nach der Pause war ein wankelmütiger Gang auf beiden Seiten, mit dem besseren Ende für Gian van Veen, der damit das nächste Break herausgespielt hatte und auf 4:2 erhöhte. Doch Gary Anderson hatte im siebten Durchgang die passende Antwort parat: zweimal die 140, die 180 und das 41er-Finish, es war der 11-Darter zum 3:4. 14 Würfe später hatte Gary Anderson wieder ausgeglichen, das 70er-Finish löschte er dabei mit Triple-10 und Tops, schon stand es 4:4. Einen weiteren 11-Darter zauberte der Schotte im neunten Durchgang aus dem Hut, hier hatte er im Vergleich zu Leg Sieben lediglich die Reihenfolge ein wenig variiert: 180 – 140 – 140 – 41, somit war er nun wieder vorne, 5:4. Gary Anderson hatte im zehnten Durchgang gleich zweimal die 180 zur Hand, auf diesem Fundament errichtete er das 6:4, was dem Zwischenstand zur nächsten Pause entsprach. Gian van Veen stellte sich in Leg Elf mit der 135 den Restbetrag von 32 Punkten, mit insgesamt 14 Treffern machte er das 5:6 aus. In Durchgang Zwölf offenbarte Gary Anderson keinerlei Mühen, seine Pfeile in der 15, in der Triple-20 und in der Double-5 unterzubringen, daraus resultierten 85 Checkout-Punkte und das 7:5. Im 13. Leg war es abermals der 12-Darter, den Gary Anderson zutage förderte: 131 – 180 – 100 - 90, so baute er seine Führung zwischenzeitlich gar auf einen drei-Zähler-Vorsprung aus, 8:5. Und im 14. Durchgang zog der schottische Publikumsliebling das „Shanghai Finish“ aus dem Ärmel, 9:5. Es war der dritte Leggewinn in Folge für Gary Anderson, bevor der Kontrahent in Durchgang 15 diesen kurzzeitigen Lauf stoppte. Triple-20, 20 und Bullseye, mit dem Set-up-Shot von 130 Punkten stellte sich Gian van Veen Tops, die 40 Punkte radierte er mit dem nächsten Wurf aus und grätschte so dazwischen, 6:9. Im 16. Durchgang hatte sich Gary Anderson mit der 96 die Double-20 aufbereitet, doch die wohlpräparierte 40 kam zu spät. Gian van Veen war einen Schritt schneller und verkürzte auf 7:9. Das eben erzielte Break bestätigte der junge Niederländer mit dem 12-Darter im 17. Leg: 140 – 96 – 171 – 94, somit schloss er erneut auf, 8:9. Gary Anderson begann zum wiederholten Male sein Leg mit der 180, hatte auch die 97 als Set-up-Shot zur Hand und mit insgesamt 13 Pfeilen erhöhte er seine Führung wieder, 10:8. Nur zwei Darts mehr benötigte Gian van Veen im 19. Durchgang, da stand es 9:10. Gary Anderson zog im 20. Leg von jener Wurfanzahl wieder einen Zähler ab, das 84er-Finish war mit zwei Versuchen gelöscht und der 14-Darter vollbracht, 11:9.
Wenn es keinem mehr gelingen will, den Anwurf des anderen ernsthaft zu gefährden
Es ging in den letzten Zwischenstopp, letzte Gelegenheit, nochmal kurz durchzuatmen und letzte Chance, das System nochmal auf möglichst perfekte Genauigkeit zu kalibrieren, denn danach war keine Pause mehr angedacht. Gian van Veen bewies im 21. Leg, dass er seine Einstellung auf jeden Fall auf ein genaues Maß ausgerichtet hatte: 47 – 180 – 134 – 140 (T20, T16, D16). Der 12-Darter, inklusive High Finish, bescherte Gian van Veen das 10:11. Zum x-ten Male begann Gary Anderson sein Leg mit dem Maximum, den 22. Durchgang schloss er mit dem 13-Darter ab, 12:10. Es hatte sich ein Wechselspiel entwickelt, wobei der „Flying Scotsman“ einen Vorsprung von einem Break genoss und den galt es aus seiner Sicht zu verwalten. Einen weiteren idealen Set-up-Shot (140) hatte Gian van Veen im 23. Durchgang zur Verfügung, mit 13 gekonnt gesetzten Treffern fand er neuerlich den Anschluss 11:12. Gary Anderson hatte sich in Leg 24 mit der 121 den Restbetrag von 40 Punkten serviert, traf beim nächsten Gang ans Oche zunächst nur die einfache 20, danach aber ein Doppel, allein es war das falsche. Statt in der Double-10 hatte er den Pfeil in der Double-15 versenkt, das war nicht das Feld, das er anvisiert hatte. „No Score!“ Auf der anderen Seite hatte Gian van Veen die 152 vor der Brust, manövrierte den ersten Dart auch in die Triple-20, doch die nachfolgenden zwei Versuche landeten lediglich im einfachen 20er-Segment. Gary Anderson bekam eine weitere Chance, die 40 loszuwerden, die nutzte er diesmal effektiver, 13:11. In Durchgang 25 war der Schotte nah dran, das 90er-Finish zu löschen, aber nach Treffern in der 25 und in der Triple-15, bugsierte er den dritten Pfeil ins Nirgendwo. Gegenüber wurde Gian van Veen die Restforderung von 96 Punkten mit zwei Versuchen quitt, 12:13. Mit einem exzellenten Set-up-Shot (145) und insgesamt 14 Würfen sicherte sich Gary Anderson das 26. Leg und kam der Ziellinie immer näher, 14:12. Der junge Niederländer bäumte sich in Durchgang 27 mit seiner sechsten 180 und dem 64er-Finish nochmal wirkungsvoll auf, 13:14. Aber auch Gary Anderson ließ im 28. Leg nichts anbrennen, 15:13, somit war er nur noch einen Leggewinn vom Halbfinale entfernt. Gian van Veen hatte im 29. Leg den „Big Fish“ vor Augen, doch mit 96 eliminierten Zählern kam er nicht einmal in die Nähe des Angelscheins. Aber die verbliebenen 74 Punkte wischte er mit der nächsten Aufnahme noch klinisch vom Board, 14:15. Damit hatte sich der Nachwuchskünstler aus der Oranje-Monarchie ein letztes Mal gegen die drohende Niederlage gestemmt, aus der es ein Leg später kein Entkommen mehr gab. Denn Gary Anderson ist mit all seiner Erfahrung nicht derjenige, der kurz vor der Ziellinie das große Flattern bekommt, komplett abgebrüht und souverän hatte er im 30. Durchgang nicht nur den passenden Set-up-Shot (137) parat, sondern verpackte diesen formgerecht in den 13-Darter, mit dem er die Partie abschloss. Gian van Veen hatte (inklusive sieben Maxima) mit einem Average von 97,38 und einer Checkout-Quote von 46,67% aufwarten können, Gary Anderson setzte dem gleich elfmal die 180 entgegen, einen Drei-Dart-Average von 99,13 und die Checkout-Quote von 57,14%. Es war ein starker Auftritt von beiden, aber man merkte Gary Anderson eben doch den Erfahrungsschatz und seine Routine an, mit der er das entscheidend erzielte Break einfach nicht mehr hergab und den Vorsprung bis ins Ziel rettete.
Das morgige zweite Halbfinale lautet demnach Gary Anderson versus Luke Littler, eine Paarung, die es in dieser Konstellation in einem Major bislang nicht gegeben hat. Just One More Sandman – und es ist soweit! Gute Nacht and Always Look on the Bright Side of the Flight!