Grand Slam of Darts 2024: Für die nötige Aufregung war gesorgt, nur einer ließ den anderen nicht mitspielen, während ein dritter seine Darts schon eingepackt hatte, noch bevor das Match vorbei war

Die gestrige erste Session der zweiten Runde hatte bereits drei gehörige Überraschungen mit sich gebracht: in drei von vier Matches siegte der in der Weltrangliste jeweils weit schlechter positionierte Protagonist. Der in der PDC Order of Merit aktuell an zwölf befindliche Danny Noppert war exzellent ins Match gestartet und ließ zunächst keinen Zweifel daran offen, wer in dieser Begegnung der Favorit war. Selbst ein paar Regungen in seiner Mimik waren zu erkennen, der Friese, der sonst eher mit stoisch beherrschter Teilnahmslosigkeit am Oche steht, weil er sich ausschließlich im Tunnel befindet, zog sogar einmal die Augenbrauen nach oben. Hatte Danny Noppert die ersten zwei Legs noch klar beherrscht, so war ab Durchgang drei Mickey Mansell (derzeit noch die Nummer 56 der Weltrangliste!) zur Stelle. Der Nordire unterstrich abermals seine Theorie, dass er mit 51 Jahren das beste Darts seiner Karriere darbot. Danny Noppert lief fortan die ganze Zeit einem Rückstand hinterher, den er nicht mehr aufzuholen vermochte.

In eine Achterbahn der Gefühle begab sich Cameron Menzies (auf Position 40 der PDC Order of Merit platziert), seine zeitweilig frappierenden Gesichtsentgleisungen ließen befürchten, dass er sich zwischendurch auch einen unbemerkten Abstecher in die Geisterbahn erlaubt hatte. Doch nachdem seine Lebenspartnerin, Fallon Sherrock, ihm vom Parkett aus offenbar die notwendigen Vibes nach oben gesandt hatte, riss sich „Cammy“ wieder am Riemen und schaffte es gar, James Wade (derzeit noch auf dem bedeutsamen Weltranglistenplatz 16 befindlich), der über lange Zeit siegesgewiss wirkte, nicht nur abzufangen und zu überholen, sondern letztendlich auch den dramatischen Decider für sich zu entscheiden. Das Viertelfinale: Mickey Mansell versus Cameron Menzies, hatte man, wenn man ehrlich war, auch nicht zwangsläufig erwartet.

Nicht ganz so dramatisch verlief das Duell zwischen Martin Lukeman (45. der PDC Order of Merit) und Ross Smith (22.). Der „Smudger“ fand kein Mittel, um „Smash“ irgendetwas entgegenzusetzen. Martin Lukeman behielt die gesamte Dauer der Partie über, die Oberhand und ließ sein Gegenüber einfach nicht zum Zuge kommen. Man musste etliche Zeit warten, bis Rob Cross in der abschließenden Auseinandersetzung des gestrigen Abends, ein Doppel verfehlte, erst in Durchgang 13 schrammte der Engländer knapp am Bullseye vorbei, bis dahin hatte er hundert Prozent auf Checkout abgeliefert. Am Ende lautete die Quote in dieser Kategorie: 83,33% – verstecken musste er sich auch damit nicht. Ähnlich wie im vorausgegangenen Spiel Ross Smith, war es auch Ritchie Edhouse (inzwischen auf Position 29 der Weltrangliste) ergangen, er spielte keineswegs schlecht, kam aber gegen die herausragenden Leg-Abschluss-Errungenschaften des Kontrahenten einfach nicht an. Somit war Rob Cross (aktuell Weltranglistenvierter) an diesem Abend der einzige Akteur, der seiner Favoritenstellung gerecht wurde.

Die zweite Session der Achtelfinals stand in den Startblöcken und John McDonald verkündete mit dem üblichen Enthusiasmus: „It`s tiiiiiiiime to meet the players!“

Heute ging es darum, die letzten vier Viertelfinalisten zu ermitteln, gleich zu Beginn standen sich Jermaine Wattimena und Dimitri Van den Bergh gegenüber. Aus der Gruppe E, die Jermaine Wattimena als Tabellenerster abgeschlossen hat, hatte man vermutlich eher Michael Smith auf dem Schirm gehabt, aber der frischgebackene Vizeeuropameister aus den Niederlanden gab sich auch in der Sportanlage WV Active Aldersley, Wolverhampton, keine Blöße und in der Gruppenphase kein einziges Spiel ab. Wir werden wohl kaum mehr einen Walk-on von Dimitri Van den Bergh erleben, bei dem er nicht mindestens zwei Zuschauern das Mobiltelefon aus der Hand nimmt, um das obligate Selfie zu machen, und auch die zahlreichen Autogramme nehmen ihre Zeit in Anspruch – diesmal war es halt Jermaine Wattimena, der oben auf der Bühne derweil überlegen musste, was man in der Zwischenzeit noch alles hätte erledigen können. Dimitri Van den Bergh hatte inzwischen gelernt, dass der Veranstalter durchaus in der Lage ist, die Einlaufhymne abrupt abzuschalten, clever wie er ist, hatte er diesmal die Tanzschritte auf den Anfang seines Bühnenauftritts verlegt.

Bereits in der ersten Partie des Abends geht es über die volle Distanz und dann auch gleich mit gediegenem Matchdart-Drama

Das war aber offensichtlich nicht die einzige Hemmschwelle, die Jermaine Wattimena heute Abend zunächst in eine gewisse Schockstarre versetzt hatte, denn über die Dauer von vier langen Durchgängen lief bei ihm überhaupt nichts. Im ersten Leg hatte er mit der 137 zwar noch den optimalen Set-up-Shot parat, doch der kam zu spät. Dimitri Van den Bergh, der den Vorteil des ersten Anwurfs hatte und das Leg auch gleich mit der 180 begann, finalisierte den 13-Darter und schritt mit 1:0 vorne weg. Auch im zweiten Durchgang kam Jermaine Wattimena überhaupt nicht in Schwung, Dimitri Van den Bergh konnte hingegen mit dem High Finish, 107 (T19, 18, D16) aufwarten, damit griff er sich den Anwurf des Gegners, 2:0. Dank der passenden Vorbereitung (134) in Leg Drei bestätigte der Belgier das eben erzielte Break und erhöhte seine Führung auf 3:0. Im vierten Durchgang war Dimitri Van den Bergh abermals mit dem 13-Darter da, 4:0. Gerade rechtzeitig vor der ersten Pause konnte Jermaine Wattimena das schlimmste verhindern, mit der 99 hatte er sich die 32 gestellt, die er beim nächsten Gang ans Oche herausnahm, 1:4. Somit war er kurz vor dem Zwischenstopp doch noch auf der Leg-Anzeigengrafik gelandet, der Pausentee schmeckt da doch gleich viel besser. Der war Jermaine Wattimena vermutlich besonders gut bekommen, denn mit 14 Treffern holte er sich im sechsten Durchgang das 2:4. Dimitri Van den Bergh antwortete in Leg Sieben mit 13 wohlplatzierten Würfen und baute seinen Vorsprung wieder auf drei Zähler aus, 5:2. Aber im achten Leg hatte der Niederländer erneut den idealen Set-up-Shot (138) zur Verfügung, das war die Grundlage für das 3:5. Und Jermaine Wattimena war es auch, der das erste signifikante Ausrufezeichen setzte: Triple-19, 19 und Bullseye, das ergab das 126er-Checkout und angesichts dieses High Finishs konnte der 36-Jährige aus Westervoort auf 4:5 aufschließen. Das Break, das er im vorausgegangenen Leg errungen hatte, sicherte Jermaine Wattimena im zehnten Durchgang ab, erneut war es das Bullseye-Finish, mit dem er die 88 auscheckte. Der amtierende Vizeeuropameister, der zwischenzeitlich auf Platz 37 der PDC Order of Merit angekommen ist, hatte drei Legs in Folge geholt und somit nach 2:5 Rückstand, pünktlich zur zweiten Pause den Ausgleich errungen, 5:5.

Ab hier war es wieder ein Match, in dem sich das Momentum nicht entschließen konnte, auf welcher Seite es länger verweilen sollte

Während Dimitri Van den Bergh im elften Leg mit Double-Trouble kämpfte, sicherte sich Jermaine Wattimena das nächste Break und ging nun zum ersten Mal in diesem Duell in Führung, 6:5. Im zwölften Durchgang radierte der Niederländer mit Treffern in der Triple-18 und der Double-8 die 70 aus, somit spazierte er nun mit dem zwei-Punkte Vorsprung voran, 7:5. Jermaine Wattimena hatte definitiv in seinen Flow gefunden. Dimitri Van den Bergh wusste dies jedoch rechtzeitig zu unterbinden, indem er im 13. Leg das High Finish, 115 (T19, 18, D20) aus dem Hut zauberte, 6:7. Gegenüber hatte Jermaine Wattimena 14 rasante Würfe später seinerseits den Anwurf gehalten, 8:6. Nach dem High Finish im 13. Durchgang packte der „Dreammaker“ auch in Leg 15 das Checkout über der 100er-Marke aus: die 112 löschte er dabei mit 5, Triple-19 und Bullseye, 7:8. Damit hatte auch er einen Leggewinn über das mittige 50er-Segment herausgenommen – das Publikum wurde heute Abend wahrlich verwöhnt. Ins 16. Leg startete Dimitri Van den Bergh mit der 180, ließ dem die 140 folgen, das bereitete ihm die zweckdienliche Basis, um schlussendlich das Break einzusacken, 8:8. Nachdem er längere Zeit mit einem Break im Rückstand gelegen hatte, war nun wieder alles offen, jetzt galt Best-of-Three, wer zwei weitere Leggewinne erzielen konnte, war im Viertelfinale. Nun war es Dimitri Van den Bergh, der das Momentum auf seine Seite gezogen hatte, mithilfe seiner siebten 180, der mühelos erzielten Vorbereitung von 134 gelöschten Punkten und insgesamt 13 Treffern, nahm er im 17. Durchgang sein begonnenes Leg an sich, 9:8. Auch in Durchgang 18 hatte der Antwerpener die geeignete Vorbereitung (130) zur Hand, Jermaine Wattimena stellte sich mit exakt gleichem Set-up-Shot ebenfalls die 16, war dank des Anwurf-Vorteils jedoch als erster dran. Mit der nächsten Aufnahme wischte der in Orange gekleidete Spieler aus der Oranje-Monarchie die 16 vom Board und erzwang so die volle Distanz. Den Decider begann Dimitri Van den Bergh, doch bei gerade mal 43 eliminierten Punkten konnte man nicht wirklich von „genutztem Vorteil des Anwurfs“ sprechen. Jermaine Wattimena erwischte mit der 100 den etwas günstigeren Start, blieb dann jedoch eher stagnierend in der Höhe seiner Aufnahmen, während sich der Belgier sukzessive bis hin zu seiner achten 180 zu steigern wusste. Mit dem Maximum hatte er sich auf 82 Restpunkte gebracht, versenkte beim nächsten Gang ans Oche seinen ersten Pfeil im Bullseye und zwei weitere im Aus. Jermaine Wattimena hatte zu diesem Zeitpunkt die 141 vor der orange strahlenden Brust, doch mit der 20, der Triple-20 und der 15 hatte er umgerechnet und zusammenaddiert, lediglich 95 Punkte subtrahiert. Da der Gegner lediglich 32 Restpunkte zu überwinden hatte, begab sich Jermaine Wattimena schon mal an den Tisch, um seine Darts im Etui zu verstauen und sich bereitzumachen, dem Kontrahenten zum Sieg zu gratulieren. Dimitri Van den Bergh machte sich derweil ans Werk, visierte die Double-16 an und traf die einfache 16. Der zweite Versuch landete im Nirgendwo und der dritte im einfachen 8er-Segment. Jermaine Wattimena war die Überraschung anzumerken, dass er seine Pfeile nochmal auspacken musste, mit der entsprechenden Verblüffung im Gesichtsausdruck trat er nochmal an. Und womöglich kostete ihn dieses Erstaunen auch die notwendige Konzentration, denn auch er schaffte es nicht, die Restforderung von 46 Punkten mit einer Aufnahme quitt zu werden. Dimitri Van den Bergh begab sich ein weiteres Mal ans Oche, aber auch die Matchdarts Nummer Sechs, Sieben und Acht landeten irgendwo, nur nicht im Board und schon gar nicht in der Double-4. Acht Matchdarts hatte der Belgier vergeben, dass das Publikum jeden Wurf akustisch begleitete, mag auch nicht sonderlich geholfen haben – man weiß es nicht. Sicher ist nur, dass der „Dreammaker“ ein sehr empfindsamer Spieler ist und womöglich hierdurch seinen Fokus nicht vollständig genug finden konnte. Bei der nächsten Aufnahme verwandelte Jermaine Wattimena seinen fünften Matchdart, er mochte das Elend halt nicht unnötig in die Länge ziehen. 10:9, es wirkte fast so, als wollte sich Jermaine Wattimena beim Unterlegenen für den letztendlich eher glücklich errungenen Sieg entschuldigen, wie auch immer, auf jeden Fall stand er im Viertelfinale.

Gian van Veen weiß auch im Achtelfinale vollauf zu überzeugen

Ins Viertelfinale wollten auch Gian van Veen und Ryan Joyce, sie waren im Anschluss an der Reihe. Gian van Veen hatte bereits in der Gruppenphase ein Feuerwerk abgebrannt, mit furioser Treffsicherheit hatte er alle drei Siege eingeheimst und sich gar als ernstzunehmender Titelanwärter empfohlen. Auch die mentale Seite betreffend, hat er Siegermentalität bekundet, denn im direkten Vergleich mit Wessel Nijman, der ihn in Sachen „Averages“ gar noch zu überbieten verstand, bezwang Gian van Veen den Landsmann ausschließlich auf dem Fundament der Nervenstärke.

Ryan Joyce hatte das Ausbullen gewonnen, viel mehr Erfolgserlebnisse bot der Abend jedoch nicht für den Engländer, denn mit 14 Treffern im ersten Durchgang stahl Gian van Veen ihm nicht nur den Anwurf, 1:0, sondern bestätigte mit derselben Wurfanzahl im zweiten Leg jenes Break auch und war binnen weniger Minuten mit 2:0 vorne. Mit 10, Triple-19 und Double-14 checkte Ryan Joyce im dritten Durchgang die 95 aus, das verschaffte ihm den Anschlusstreffer, 1:2. Abermals 14 Darts benötigte Gian van Veen im vierten Leg, um auf 3:1 davon zu ziehen. In Durchgang Fünf präsentierte Ryan Joyce sein bestes Leg: 134 – 140 – 180 – 47, dank des 11-Darters verkürzte er nochmal auf 2:3. Ab dann durfte der 39-Jährige aus Newcastle upon Tyne kaum noch mitspielen, Gian van Veen hatte das Steuerrad vollständig übernommen und bestimmte die Richtung. Im sechsten Leg packte er das High Finish, 102 (T20, 10, D16) aus, 4:2, und im siebten Durchgang konnte er mit den 11-Darter aufwarten: 140 – 180 – 140 – 41, das war das 5:2. Zwei Maxima in einem Leg, damit ließ sich der junge Niederländer auch Durchgang Acht nicht mehr nehmen, 6:2. Gian van Veen bereitete sich in Leg Neun, mit dem gekonnten Set-up-Shot von 134 vom Board gefegten Punkten, die 36 auf, beim nächsten Gang ans Oche brauchte er gerade mal einen Versuch, da war mit insgesamt 13 Pfeilen auch das 7:2 eingetütet. Nicht einmal in Sichtweite war der Gegner im zehnten Durchgang, das 8:2 war hier lediglich Formsache. Gian van Veen scheiterte im elften Durchgang am Bullseye, beim Versuch sich des Restbetrags von 126 Zählern zu entledigen, das hinderte ihn aber nicht daran, ein paar Augenblicke später das 9:2 herauszunehmen. Ins zwölfte Leg startete der 20-Jährige aus dem niederländischen Poederoijen mit seiner siebten 180, die 99 diente ihm als Vorbereitung und dann war das Match auch schon vorbei. 10:2 für Gian van Veen, der, (abermals mit einem Average von 106,45), mit seinem Gegner (Ryan Joyce 93,84 im Schnitt) mehr oder minder kurzen Prozess gemacht hatte.

Luke Littler und Mike De Decker mit dem Thriller des Abends

Es folgte das Duell zwischen Luke Littler und Mike De Decker, das Match, das man in Wolverhampton mit großer Spannung erwartet hatte. Den ganzen Abend über war im Saal bereits das „Littler-Wonderland“ zu hören, – ein besonderes Privileg, denn besagtes „Wonderland“ war ehemals exklusiv Phil Taylor gewidmet, der bei diesem Turnier mit sechs Erfolgen übrigens Rekord-Champion ist. Die beiden Youngsters boten eine hochklassige Auseinandersetzung, aber auch eine Berg- und Talfahrt der Emotionen, wobei sie sich abwechselnd den Staffel der Auf- und Ab-Gefühle in die Hand drückten. Zunächst war es Luke Littler, der den Gegner zu überrollen drohte, die ersten zwei Legs hatte er im Schnellverfahren mit 14 und 15 Treffern auf sein Konto verbucht. Dabei hatte er mit dem Fehlversuch aufs Bullseye im zweiten Durchgang noch das 127er-Finish verpasst, doch auch Mike De Decker, der das rote 50er-Segment zuvor sehr wohl getroffen hatte, konnte zwei Checkout-Darts nicht nutzen, das hatte dem englischen Nachwuchsstar das Break erst ermöglicht. 2:0. Im dritten Leg packte Mike De Decker den 12-Darter, inklusive High Finish, aus: 180 – 123 – 84 – 114 (T20, 14, D20), damit gelang ihm postwendend das sofortige Re-Break, 1:2. Lediglich zwei Pfeile mehr benötigte der Belgier in Leg Vier, da war der Ausgleich wieder hergestellt, 2:2. Luke Littler addierte im fünften Durchgang noch einen Treffer auf die Wurfanzahl drauf und ging wieder in Front, 3:2. Mike De Decker konterte in Leg Sechs, abermals war es der 11-Darter: 140 – 180 – 89 – 92, 3:3. Den nächsten 11-Darter hielt Mike De Decker in Durchgang Sieben parat: 180 – 125 – 180 – 16, es war das Break zum 4:3, somit ging der diesjährige World Grand Prix-Sieger zum ersten Mal in Führung, 4:3. Luke Littler revanchierte sich im darauffolgenden Leg mit dem umgehenden Re-Break, 4:4, alles war wieder in der Reihe. 14 Darts später setzte Mike De Decker die Breakserie fort, 5:4, und nutzte im zehnten Leg die Fehler des Gegners, um das eben erzielte Break abzusichern. Mit 6:4 ging es in die zweite Pause, aus der Mike De Decker mit viel Rückenwind zurückkam. Durchgang Elf holte er sich mit dem High Finish, 110 (20, T18, D18), auch da hatte er dem Gegner den Anwurf abgenommen, 7:4. In Leg Zwölf stellte sich Mike De Decker mit der 124 als Set-up-Shot die 40, die nahm er mit einem weiteren Gang ans Oche heraus, mittlerweile hatte er das vierte Leg in Folge geholt, 8:4.

Gelingt hier dem nächsten schlechter Platzierten der Coup?

Alles sah nach dem nächsten Überraschungssieg aus, als Luke Littler mit sechs perfekten Darts ins 13. Leg startete. Letztendlich wurde es der 11-Darter, doch es war mit Sicherheit vor allem die Tatsache, dass er damit den Lauf des Gegners gestoppt hatte, die beim 17-Jährigen Priorität genoss, 5:8. Mike De Decker, der bis dahin beim Checkout so treffsicher gewesen war, fing an, auf Doppel zu schwächeln. Im 14. Durchgang misslang ihm beim Versuch des 128er-Finishs die Double-10, doch er bekam zwei weitere Aufnahme-Möglichkeiten. Aber: alle sechs Chancen, die verbliebene 20 loszuwerden, verschleuderte er. Irgendwann war auch Luke Littler beim Doppel angekommen, auch er vergab eine Aufnahme, doch der nächste Wurf saß in der Double-20, 6:8. Im 15. Durchgang versäumte Mike De Decker eine weitere Gelegenheit, wieder ins Spiel zurückzukommen. Auch Tops war ihm nicht gewogen, abermals bestrafte dies der Gegner, der selbst nur holprig über die Ziellinie gestolpert war, 7:8. Jetzt war der aktuelle Premier League-Champion wieder dran, den 4:8 Rückstand hatte er fast aufgeholt. Mike De Decker startete mit 140, 180 und nochmals 140 gelöschten Zählern brillant ins 16. Leg, stand nach neun geworfenen Darts auf der 41, brauchte dann aber fünf weitere Pfeile, um die verbliebene Restforderung zu begleichen. Da Luke Littler jedoch erst im Endspurt stärker aufkam, hatte der 28-Jährige aus Mechelen genug Zeit, und vor allem hatte er den Bremsklotz wieder reingeworfen, bevor ihn der Gegner – entgegen der Tatsache, dass dieser selbst in wankelmütigem Tempo unterwegs war – zu überfahren drohte. 9:7 – Mike De Decker brauchte nur noch ein Leg fürs Viertelfinale. Im 17. Durchgang drehte der Belgier den Spieß um, hier war er es, der äußerst schwach begann und sich erst während des Legs sukzessive steigerte. Doch auch er kam damit zu spät, Luke Littler, der den Rollentausch mitgemacht hatte, machte die 65 aus und fand wieder den Anschluss 8:9. Im 18. Durchgang lieferten beide Spieler jeweils ihr zehntes Maximum ab – es war ein einziges 180er-Festival. Genau zum richtigen Zeitpunkt hatte Luke Littler in die Spur zurückgefunden, mit dem 12-Darter: 97 – 180 – 140 – 84, zum Break, hatte er den Kopf nochmal aus der Schlinge gezogen, 9:9. Den Anwurf im Decider hatte ebenfalls der 17-Jährige aus Runcorn, und abermals war er in der Lage, den 12-Darter zutage zu fördern: 140 – 140 – 135 – 86. Nach 4:8- und 7:9-Rückstand, war es Luke Littler gelungen, das Spiel mehrfach zu drehen und in seine Richtung zurückzulenken. Wie der blutjunge Engländer hier, die drohende Niederlage vor Augen, die Nerven behielt und das Match doch noch zu seinen Gunsten entschied, das hatte die Qualität eines routinierten Champions. Mike De Decker (104,49 im Schnitt) hatte seine Chancen, gab das Match aber aus der Hand, wobei die extrem unangebrachten Pfiffe aus dem Publikum sicherlich auch eine Rolle spielten. Das befand im Anschluss auch Luke Littler (Average 103,48), der diesbezüglich zwar Mitgefühl, aber auch äußerste Erleichterung über seinen Sieg offenbarte.

Ein Platz im Viertelfinale war noch offen: den Schlussakkord an diesem Abend gestalteten Gary Anderson und Stephen Bunting

Die ersten vier Durchgänge teilten die Protagonisten gerecht unter sich auf, wobei Gary Anderson den ersten Anwurf hatte und in Durchgang Eins auch mit der beeindruckenden Vorbereitung von 134 Punkten loslegte. Im dritten Leg war der Schotte lediglich nah dran, das „Shanghai Finish“ herauszunehmen, aber auch mit der verbliebenen 20 hielt er sich anschließend nicht lange auf. Ansonsten passierte wenig Aufregendes bis zum 2:2, ab Leg Fünf schaltete der „Flying Scotsman“ dann einen Gang höher: 20, Triple-18, Tops – das High Finish von 114 gelöschten Punkten avancierte zum ersten Höhepunkt des Spiels, 3:2. Das, was Gary Anderson im dritten Durchgang vergeblich begonnen hatte, nämlich das „Shanghai Finish“, vollendete er drei Legs später, 4:2. Und im siebten Durchgang war der Back-to-Back Weltmeister von 2015 & 2016, der bislang zweimal im Finale des Grand Slam of Darts gestanden hatte, und zwar 2011, wo er gegen Phil Taylor verlor und 2018, da bezwang ihn Gerwyn Price, mit dem 13-Darter zur Stelle, 5:2. 13 Würfe, inklusive 140er-Set-up-Shot, genügten Gary Anderson auch in Durchgang Acht, schon hatte er seinen Vorsprung auf 6:2 ausgebaut. Und auch im neunten Durchgang ließ er nichts anbrennen und führte mittlerweile mit 7:2. Als der Schotte im zehnten Leg auch noch auf 8:2 erhöhte, war man sich relativ sicher, dass die Partie nun rasch zu Ende gehen würde, da meldete sich plötzlich Stephen Bunting zu Wort. „The Bullet“ hatte in den verlorengegangen Legs durchaus seine Chancen gehabt, diese aber nicht nutzen können. Ganz anders in Durchgang Elf: hier hinein startete er mit sechs perfekten Darts, und auch wenn er danach drei weitere Aufnahmen benötigte, den Leggewinn ließ er sich nicht entgehen. Das 3:8 war ein Break gewesen, das Stephen Bunting im zwölften Durchgang bestätigte, wobei er eine weitere 180 als perfekten Set-up-Shot zum Einsatz brachte, 4:8. Nicht ganz so spektakulär, dennoch ebenso effektiv, schnappte sich der gebürtige Liverpooler, der in St Helens zuhause ist, in Leg 13 das nächste Break, Gary Anderson hatte hier einen Checkout-Dart auf die Double-8 ausgelassen, 5:8. Stephen Bunting hatte drei Legs nacheinander abgeräumt, das befand Gary Anderson als definitiv ausreichend und zog den 12-Darter, mitsamt High Finish, aus dem im Schottenmuster gehaltenen Ärmel: 123 – 100 – 140 – 138 (T20, T20, D9). Mit diesem Ausrufezeichen hatte er dem Gegner, der gerade vom Aufschwung seiner Dreier-Serie zu profitieren schien, nicht nur ein deutliches Signal gesendet, sondern sich selbst auch ganz nah an die Ziellinie katapultiert, 9:5. Doch bevor er den finalen Schritt machen konnte, grätschte Stephen Bunting im 15. Durchgang nochmal mit dem 6:9 dazwischen. In Leg 16 war aber dann endgültig Schluss mit Lustig, in Style beendete Gary Anderson das Match mit dem High Finish, wobei er die Restforderung von 103 Punkten mit 20, Triple-17 und Double-16 beglich, 10:6. Beide kratzten im Average an der 100er-Marke (Gary Anderson 99,95 / Stephen Bunting 98,96), es war ein durchweg unterhaltsames Match gewesen.

Somit war auch die zweite Runde Geschichte, alle acht Teilnehmer für die Viertelfinals standen fest und die erste Session derer gab es schon morgen Abend. Bis dahin: Gute Nacht and Always Look on the Bright Side of the Flight!

Grand Slam of Darts


Darts1.de Counter Darts1.de Logo Darts1 Counter
Selbst Darts spielen mit dem Darts1 Counter
Darts1.de Counter Darts1.de Logo Darts1 Counter
Selbst Darts spielen mit dem Darts1 Counter