Grand Slam of Darts 2024: Luke Littler zieht in einem ebenso aufregenden wie epischen Drama den Kopf aus der Schlinge, während Martin Lukeman völlig souverän ins Finale einzieht
Nachdem Gary Anderson sein Achtelfinalmatch noch als „scrappy“ bezeichnet hatte, lieferte er im gestrigen Viertelfinale gegen Gian van Veen eine zuverlässig konstante Performance, bei der er sich ganz und gar auf sein Scoring verlassen konnte und auch wenn der eine oder andere Versuch, dem Gegner den Anwurf ein weiteres Mal abzunehmen, misslang, ein Break Vorsprung reichte dem „Flying Scotsman“ letztendlich, um den sicheren Sieg einzutüten. Obgleich Gary Anderson des Öfteren dramatische Aufführungen zum Besten gibt, deutet sein Spitzname übrigens nicht, wie häufig gemutmaßt, auf eine Oper aus dem dramatischen Fach hin, Richard Wagner hat den „Fliegenden Holländer“ de facto nicht mit dem „Fliegenden Schotten“ fortgesetzt. Vielmehr spielt der Nickname auf den Zug an, der zwischen London Kings Cross über York und Newcastle in Schottlands Hauptstadt Edinburgh und zurück über die East Coast Main Line, verkehrt. „Flying Scotsman“ deswegen, weil es seit über hundert Jahren (1923) die unstrittig rasanteste Zugverbindung zwischen London und Edingburgh Waverley ist.
Mehr oder minder nur als Zuschauer war gestern Abend Jermaine Wattimena angetreten, er wohnte einer vorzüglich gelungenen Treffer-Aufführung bei, die er jedoch aus seiner Sicht weniger als Erlebnis, denn als Debakel empfinden musste. Denn es war der Gegner, der ein Happening veranstaltete und dabei ein Leuchtspektakel der Kategorie „Großfeuerwerk“ abbrannte, das eigentlich nur ein ausgebildeter Pyrotechniker zur Schau stellen dürfte. Luke Littler zündete unaufhaltsam Fackeln buntvermischter Raketen-Pfeile, während er die Leggewinne mit allen möglichen Highlights choreografierte. Die Brenndauer seines Leistungsvermögens schien unendlich, sodass die zielgerichteten Bengalflammen, die seine Steeldarts verursachten, einfach nicht erlöschen wollten und der Knalleffekt noch Stunden später nachhallte. Indes hatte Jermaine Wattimena nicht einmal eine niedliche Wunderkerze mitgebracht, zwei Knallerbsen, das war`s. Luke Littler feuerte derweil die gesamte Palette unterschiedlichster Glanzlichter ab, lediglich beim Versuch, auch noch den rekordverdächtigen Neun-Darter ans Board zu hämmern, endete das Unterfangen (schon zum zweiten Mal im laufenden Turnier), nach dem achten Treffer. Kein Wunder, dass Luke Littler im Anschluss kundtat, dass er sich derzeit „unschlagbar“ fühle.
Das Gegenteil wollte ihm heute Nachmittag Gary Anderson beweisen, er trat im zweiten Halbfinale gegen den blutjungen Engländer an. Den Anfang machten jedoch die zwei Sensationshalbfinalisten Mickey Mansell und Martin Lukeman. Mickey Mansell hatte sich in einem Drama über die volle Distanz, im Viertelfinale gegen Cameron Menzies durchgesetzt, Martin Lukeman hatte sich am Freitag im Duell gegen den letztverbliebenen Spieler aus der Setzliste, Rob Cross, durch seine beständige Treffsicherheit als überlegen erwiesen, hat sozusagen den haushoch favorisierten Kontrahenten ebenso wie die englischen „Bookies“ (Buchmacher) zum Schweigen gebracht, und den Weltranglistenvierten aus dem Turnier genommen.
„Game on!“ für die Halbfinals des Grand Slam of Darts 2024
Gleich zu Beginn gaben sich also die Überraschungssieger die Ehre, Mickey Mansell und Martin Lukeman standen zum Einlauf bereit, John McDonald, der Master of Ceremonies, rief die beiden Protagonisten, wie gehabt mit großem Enthusiasmus in der Stimme und langgestreckten Vokalen in der Ansage, auf die Bühne.
Mickey Mansell, der vorher im Interview verraten hatte, dass James Wade noch nicht einmal seinen Namen kannte, griff sich gleich zu Beginn der Partie die ersten drei Legs. Im ersten Durchgang, hier hatte der „Clonoe Cyclone“ den Anwurf, wäre ihm beinah das 148er-Finish gelungen, aber der missglückte Versuch auf Double-14 vereitelte dies Unterfangen, das 1:0 war es trotzdem. Den zweiten Durchgang holte sich Mickey Mansell mit dem 96er-Checkout, dafür brauchte er lediglich zwei Würfe, für das gesamte Leg benötigte er nicht mehr als 14 Pfeile, 2:0. Im dritten Durchgang misslang Mickey Mansell zwar das Bullseye-Finish, aber auch die restlichen 25 Punkte waren im Nu vom Board entfernt, 3:0. Noch musste Martin Lukeman keinen Angstschweiß von der Stirn wischen und ebenso wenig durfte beim Mansell-Anhang voreilige Euphorie aufkommen, denn Martin Lukeman hatte im Vorfeld bekräftigt, dass er ein sehr langsamer Starter sei, der seine Zeit bräuchte, um im Wettbewerb die Konzentration zu finden. Verfrühte Freude kam bei Mickey Mansell sowieso nie auf, der Nordire ist dafür bekannt, von Haus aus über die gesamte Dauer eines Spiels im Tunnel zu verweilen. Und Martin Lukeman wurde seiner Reputation auch gerecht, ab Durchgang Vier war er ebenfalls im Match angekommen. Unangefochten brachte er sein begonnenes Leg nach Hause, bevor er dem Gegner in Durchgang Fünf, mit dem 12-Darter, inklusive High Finish: 100 – 180 – 99 – 122, den Anwurf abnahm. Die 122 löschte „Smash“ mit dem ersten Pfeil in der Triple-18 und dem zweiten in der einfachen 18, den dritten Wurf versenkte er in „smashing“ Manier im Bullseye, 3:2, – da lebte sie wieder auf, die Freundschaft zwischen dem Engländer und dem mittigen 50er-Segment. Wie im Match gegen Rob Cross, war auch dieser Bullseye-Treffer wieder eine Art Initialzündung, denn auch in den nächsten drei Legs ließ er den Gegner nicht zum Zuge kommen. Im sechsten Durchgang war Martin Lukeman nah dran, das 127er-Finish zu eliminieren, scheiterte dann aber an der Double-8, – kein Problem, den Ausgleich zum 3:3 erzielte er dennoch. Im siebten Leg bereitete er sich mit der 92 die 32 auf, flugs stand es 4:3, das bedeutete für Martin Lukeman die erste Führung an diesem Nachmittag. Auch beim 5:3 für den Engländer war der Gegner noch meilenweit vom Doppel entfernt, Martin Lukeman hatte seinen fünften Leggewinn in Folge eingeholt. Im neunten Durchgang gelang es Mickey Mansell, nicht zuletzt dank des geeigneten Set-up-Shots (127), den Lauf seines Gegenübers zu stoppen, er fand den Anschluss zum 4:5. Aber in Durchgang Zehn kam die perfekte Vorbereitung (180) für den 51-Jährigen zu spät, Martin Lukeman hatte ihm das Leg mit 14 Pfeilen, die abschließenden beiden Treffer in der 15 und im Tops-Segment im Preis inbegriffen, vor der Nase weggeschnappt und baute seinen Vorsprung wieder auf zwei Zähler aus, 6:4.
Martin Lukeman hat längst das Steuerrad übernommen
Damit ging es in die zweite Pause, aus der „Mickey“, der eigentlich Michael Mansell heißt, möglicherweise geringfügig fokussierter zurückkam als sein Gegner, denn das 101er-Finish scheiterte zwar an der Double-12, trotzdem hielt er mit insgesamt 14 Würfen seinen Anwurf, 5:6. Aber im zwölften Durchgang war auch Martin Lukeman wieder zur Stelle und wusste mit dem 12-Darter zu beeindrucken: 140 – 180 – 149 – 32. Den imposanten Set-up-Shot von 149 Punkten hatte er mit Triple-20, 50 und der Triple-13 erzielt, „Smash“ war einmal mehr im Bullseye-Flow. Der 13. Durchgang entwickelte sich eher zu einem Leg, das Gary Anderson als „scrappy“ bezeichnen würde, beide Akteure begaben sich auf wackeligen Beinen nur schrittweise gen Zielgerade und dann war es Mickey Mansell, der mit dem achten Checkout-Dart vorneweg über die Leg-Ziellinie stolperte, 6:7. Weit weniger Versuche benötigte der Nordire in Durchgang 14, mit dem 15. Wurf hatte er gar das Break gelandet und den Ausgleich wieder hergestellt, 7:7.
Alles wieder offen, beide konnten nochmal hoffen
Martin Lukeman packte in Leg 15 den erneuten 12-Darter aus, zum x-ten Mal in diesem Turnier präsentierte er hierbei sein zwischenzeitlich präferiertes Bullseye-Finish: 140 – 137 – 140 – 84 (20, 14, 50), damit war auch das sofortige Re-Break geschafft, 8:7. Die dritte Pause war eingeläutet und danach konnte es weitergehen, Martin Lukeman setzte das Spiel definitiv effektiver fort als sein Kontrahent, indem er in Durchgang 16, nicht zuletzt dank ausgezeichneter Vorbereitung (119), das zuvor errungene Break erstmal absicherte, 9:7. Auch in Durchgang 17 verbuchte der 39-Jährige aus Watford, der in Newbury zuhause ist, das Break für sich, 10:7, bevor Mickey Mansell, mit dem siebten Breakdart und viel Glück, im 18. Leg das umgehende Re-Break setzte, 8:10. Mit dem 13-Darter, inklusive 129er-Set-up-Shot, der in Leg 18 die ideale Basis darstellte, festigte Martin Lukeman das 11:8, das Break-Festival hatte weiterhin an Fahrt aufgenommen. Im 20. Leg bestätigte der Engländer jenes Break, abermals war es der 13-Darter, der diesmal jedoch um Haaresbreite ein 12-Darter geworden wäre, hätte sich der erste Versuch auf die Double-12 nicht ins Aus verirrt. 12:8. In Leg 21 servierte sich Martin Lukeman mit der 180 den perfekten Set-up-Shot, aber Mickey Mansell, der ebenfalls ein Maximum zur Verfügung hatte, war einen Schritt schneller, gerade noch rechtzeitig wurde er 83 Restpunkte mit einer Aufnahme los, 9:12. Nur 14 wohlplatzierte Würfe benötigte Martin Lukeman in Durchgang 22, die verbliebene 74 war er mit zwei Treffern quitt geworden, 13:9. Das 23. Leg gestaltete sich als besonderer Hingucker, denn Martin Lukeman war mit sechs perfekten Darts gestartet, aber Mickey Mansell, der hier den Anwurf hatte, nutzte diesen Vorteil und kam dem Gegner mit dem 11-Darter zuvor: zweimal die 140, die 180 und das 41er-Checkout, damit beglich er die 501er-Schuld rasend schnell und es stand 10:13. Auf nicht annähernd so kuriose Weise holte sich Martin Lukeman Leg 24 und es stand 14:10. Im 25. Durchgang hatte sich Mickey Mansell mit der 98 den Wurf auf Tops aufbereitet, mit insgesamt 14 Treffern sackte er das 11:14 ein. 12 Würfe später stand es 15:11, Martin Lukeman hatte Aufnahmen von: 140, 180, 100 und 81 gelöschten Zählern geliefert.
„Smash“ ist für das Finale definitiv gerüstet
Jetzt war der Engländer, der einst in München nicht nur sein bislang einziges Finale auf der Tour erreicht hat, (das er dann aber gegen Luke Humphries verlor), sondern auf der altehrwürdigen Bühne der Veranstaltungshalle Zenith, den nicht ganz so würdigen „Belly Dance“ zum Besten (wenn auch nicht unbedingt bestens) gab, eine Darbietung, die ihm übrigens seine Gattin danach für die Zukunft strikt untersagt hat, nurmehr einen Leggewinn vom Finale entfernt. Mickey Mansell stemmte sich in Durchgang 27 nochmal gegen die drohende Niederlage, 12:15, aber im 28. Leg war es dann soweit. Diesmal misslang der Wurf aufs vertraute Bullseye zwar, beim Versuch des 130er-Finishs, schrammte der Pfeil um ein My am mittig roten Segment vorbei und bescherte dem Werfer lediglich den halben Wert. Da der Gegner es jedoch seinerseits versäumte, das 144er-Checkout vollständig zu eliminieren und damit seine allerletzte Chance auf den Turnierverbleib zu wahren, bekam Martin Lukeman die Gelegenheit, auch die verbliebene Restforderung von 25 Punkten noch zu begleichen. 16:12, der bislang größte Erfolg in der Karriere des Martin Lukeman stand fest, vielleicht darf er seinen scherzhaften „Belly Dance“ ja doch irgendwann nochmal zum Einsatz bringen. Vielmehr liegt ihm – laut eigener Aussage – jedoch daran, heute Abend das Siegerfoto, gemeinsam mit seiner Familie auf der Bühne, zu komplettieren. Apropos Familie, der Sohn von Mickey Mansell hat nun Zeit, seinen Arm zu regenerieren, den hatte er sich am Freitagabend beim Jubel über Daddys Sieg nämlich übel verstaucht, weswegen er heute mit Schiene im Saal saß. Martin Lukeman, der sich so sehr im Tunnel befunden hatte, dass er sich einzelner Phasen und Abschnitte des Spiels im Nachhinein gar nicht mehr entsinnen konnte, hatte beim Average abermals an der 100er-Marke gekratzt, er konnte mit 99,66 aufwarten, während Mickey Mansell ein paar Punkte weniger, nämlich 92,28 im Schnitt aufwies.
Wer heute Abend gegen Martin Lukeman antreten würde, sollte sich im nächsten Duell entscheiden, hier wurde mit überdimensional großer Spannung die Begegnung zwischen Gary Anderson und Luke Littler erwartet, für viele das Traumhalbfinale.
Vor allem was die Geschwindigkeit betraf, konnte man hier nochmal gehörige Verschärfung erwarten, beide sind für ihr „Speed-Darting“ bekannt
In entsprechendem Tempo nahm Gary Anderson im ersten Durchgang, auf der Basis der 100er-Vorbereitung, dem Gegner mit 15 rapid abgefeuerten Treffern den Anwurf ab, 1:0. Auch im zweiten Leg hatte sich der Schotte Tops gestellt, diesmal dienten ihm 94 gelöschte Punkte als optimale Grundlage, damit war das eben erzielte Break auch bestätigt, 2:0. Luke Littler hatte 15 Würfe später seinen ersten Leggewinn eingetütet und war nun ebenfalls auf der Leg-Anzeigentafel präsent, 1:2. Relativ unspektakulär – zumindest für seine Verhältnisse – sicherte Gary Anderson in Leg Vier seinen Anwurf, 3:1. Einige Versuche weniger brauchte Luke Littler in Durchgang Fünf, mit 14 Würfen schloss er zum 2:3 auf. Im sechsten Leg konnte Gary Anderson nur auf ein „scrappy“ Leg zurückblicken, auch Luke Littler war hier nicht überirdisch unterwegs, machte aber trotzdem den entscheidenden Fehler weniger und errang somit das Break, 3:3. Jetzt war der Ausgleich wieder da, der Kampf begann von Neuem. Im siebten Durchgang wusste Luke Littler seine 15 Pfeile wohl zu platzieren, mit 4:3 schritt er zum ersten Mal in dieser Auseinandersetzung in Front. Gary Anderson konterte im achten Durchgang mit dem 12-Darter, inklusive High Finish: 140 – 140 – 97 – 124. Die 124 hatte er mit Triple-20, 14 und Bullseye ausradiert, damit hatte er das nächste Ausrufezeichen gesetzt, 4:4. In Durchgang Neun hatte Luke Littler den 11-Darter parat: 140 – 137 – 180 – 44, und war wieder vorne dran, 5:4. Auch in Durchgang Zehn konnte der 17-Jährige mehr als überzeugen, das belegte er nicht nur durch den 12-Darter zum Break, sondern vor allem aufgrund des exzellenten High Finishs: 180 – 99 – 98 – 124 (T20, T14, D11). Mit der 6:4-Führung für Luke Littler ging es in die zweite Pause und auch nach dem Zwischenstopp war der Engländer zur Stelle. Mit 14 Würfen bestätigte er das zuvor errungene Break und baute somit seinen Vorsprung auf drei Zähler aus, 7:4. Doch ab Leg Zwölf setzte Gary Anderson zu einem phänomenalen Zwischenspurt an. Zunächst holte er sich mit dem 11-Darter: 171 – 180 – 96 – 54, das 5:7, dann mit dem 12-Darter, inklusive fabelhaftem High Finish: 140 – 97 – 100 – 164 (T20, T18, Bullseye), das Break zum 6:7. Auch in Durchgang 14 fackelte er nicht lange, den passenden Set-up-Shot (134) hatte er zur Hand, schon hatte er den Ausgleich erzwungen, 7:7. Der „Flying Scotsman“ hatte wirklich zum ultimativen Höhenflug angesetzt, auch in Leg 15 präsentierte er den 12-Darter, erneut zog er dabei ein brillantes High Finish aus dem kurzen Hemdsärmel mit dem Schottenmuster: 42 – 140 – 177 – 142 (T20, T20, D11), damit eroberte er sich die Führung zurück, 8:7. Es war ein weiteres Break gewesen, das er im 16. Durchgang mit 14 Treffern absicherte, 9:7. Einen weiteren 14-Darter hatte Gary Anderson im 17. Leg zur Verfügung, die 132 diente ihm hier als passende Vorbereitung, schon stand es 10:7. Und auch im 18. Durchgang ließ sich Gary Anderson nicht aufhalten, beim vierten Gang ans Oche donnerte er sein nächstes Maximum ans Board, das er mit dem High Finish, 102 (T20, 2, D20) verzierte, 11:7.
Der „Flying Scotsman“ mit sieben Leggewinnen in Serie
Wer hätte vorher prognostiziert, dass sich der Schotte, der am 22. Dezember diesen Jahres 54 Jahre jung wird, in einem Duell gegen den 17-jährigen Premier League Champion 2024, der in der laufenden Saison einen Rekord nach dem anderen bricht, sieben Leggewinne in Folge holt? Hatte man gestern des Öfteren bezeugen können, wie Jermaine Wattimena ungläubig sein Haupt schüttelte, so war es heute dessen gestriger Bezwinger, der immer wieder mit selbigem Kopfschütteln zugange war. Doch im 19. Durchgang grätschte Luke Littler mit 15 Treffern wieder brachialgewaltig dazwischen und durchbrach die Serie des Gegners, 8:11. Das war jedoch nur sein begonnenes Leg, das er diesmal gehalten hatte, dasselbe gelang dem Kontrahenten in Durchgang 20, 12:8. Letzte Pause, es ging unabdingbar in den Endspurt. Im 21. Leg servierte Luke Littler gleich zweimal die 180 innerhalb eines Durchgangs, damit hatte er das Fundament errichtet, welches ihm mit insgesamt 13 Treffern, zum 9:12 diente. Doch im 22. Leg war Luke Littler nicht einmal in Sichtweite eines Doppelfeldes, da hatte Gary Anderson den Pfeil in der Double-20 untergebracht und erhöhte auf 13:9. Kurze Kalkulation: der „Flying Scotsman“ führte nun wieder mit einem Vorsprung von vier Zählern, das hieß, Luke Littler brauchte noch sieben Leggewinne für den vollen Erfolg, Gary Anderson derer nurmehr drei. Doch schon in Leg 23 machte sich Luke Littler daran den Abstand zu verkürzen. Nur um Haaresbreite verfehlte er das 150er-Finish, löschte dann aber die verbliebene 30 mit der nachfolgenden Aufnahme und es stand 10:13. Den 24. Durchgang begann Luke Littler mit sechs perfekten Darts, doch auch wenn der Gegner mit drei aufeinanderfolgenden 100er-Aufnahmen den Anschluss hielt, machte der junge Engländer letztendlich den 11-Darter, mithilfe seiner anschließenden 91 und dem 50er-Checkout, aus, und hatte somit eines von zwei dringend benötigten Breaks einkassiert, 11:13. Im 25. Durchgang verpasste Luke Littler das 133er-Finish, das eben errungene Break bestätigte er mit 14 Würfen dennoch, 12:13. Gary Anderson, bei dem es schien, als sei ihm zwischenzeitlich die Puste ein wenig ausgegangen, hatte im 26. Durchgang den perfekten 177er-Set-up-Shot zur Hand, das verhalf ihm dazu, sich gerade noch rechtzeitig über die Leg-Ziellinie zu retten und seinen Anwurf zu wahren, 14:12.
Drei Treffer im Bullseye – im Hinblick auf den Legausgang machte das keinen Unterschied
Im 27. Durchgang konnte man dem Augenschmaus der Partie beiwohnen, der dennoch nicht zum Leggewinn gereichte, das lag in erster Linie daran, dass sich Gary Anderson mit der 165 eine „Bogey-Nummer“ gestellt hatte. Luke Littler war es zunächst nicht gelungen, 74 Restpunkte zu eliminieren, der Treffer in der Triple-18 war zwar äußerst zweckdienlich gewesen, doch die darauffolgenden zwei Versuche landeten irgendwo im Nirgendwo. Gary Anderson trat ans Oche und brachte mit allerhöchster Präzision, drei Pfeilspitzen im mittigen Bullseye unter und hatte damit 150 Punkte vom Board gefegt. Das war die 150 gewesen, die der Gegner in Durchgang 23 benötigt hätte, dem Seitenblick des jungen Engländers war anzusehen, dass er diese Lektion nicht zwangsläufig gebraucht hätte. Gary Anderson quittierte das Ganze mit einem eher ironischen Lächeln, denn er wusste, das Leg würde er dennoch abgeben müssen. Seine Ahnung traf zu, denn Luke Littler wischte mit dem nächsten Wurf die restlichen 20 Punkte vom Board, 13:14. Womöglich haderte der Schotte auch noch in Durchgang 28 mit besagtem Schicksal, denn er fand zu wenige Triple-Felder, und wenn, dann war auch die Triple-1 dabei. Das verhalf seinem Gegenüber, trotz verpasstem Bullseye-Finish im 28. Leg, ein weiteres Break zu erkämpfen, nun hatte er wieder alle Trümpfe in der Hand, 14:14. Aber Gary Anderson revanchierte sich in Durchgang 29 postwendend, der 14-Darter bescherte ihm das umgehende Re-Break, 15:14. Aber auch in Leg 30 bugsierte Gary Anderson zu viele Pfeile in die Einfach-Segmente, vor allem die Eins machte ihm beim Versuch, den Restbetrag von 106 Punkten quitt zu werden, den entscheidenden Strich durch die Rechnung. Das erlaubte Luke Littler, nicht zuletzt dank zwei weiteren Maxima innerhalb dieses Legs, neuerlich mit Break zu kontern und die volle Distanz zu erzwingen, 15:15. Im 31. und alles entscheidenden Leg genoss Luke Littler den Anwurf, zudem startete er neuerlich mit der 180, und obgleich Gary Anderson das Tempo eigentlich recht ordentlich mitgegangen war, konnte der englische Shootingstar den Vorteil der drei zusätzlichen Würfe nutzen. Mit der 97 hatte sich Luke Littler die 24 aufbereitet, und obgleich der letzte Pfeil des Gegners abermals im Bullseye landete, reichte das nicht, um den Anwurf des Gegners zu gefährden. Den insgesamt 14. Dart versenkte Luke Littler in der Double-12, damit hatte er Decider und Match unter Dach und Fach gebracht. Fünfmal die 180 und alles in allem 100,17 im Drei-Dart-Average genügten Gary Anderson schlussendlich nicht, um gegen den Durchschnitt von 103,81 des Kontrahenten anzukommen, Luke Littler hatte gar mit 16 Maxima auftrumpfen können.
Der große Traum vom Gary Anderson, beim Grand Slam ein weiteres Mal ins Finale einzuziehen, um am Ende möglicherweise auch endlich den großen Pokal in die Höhe hieven zu können, war vorzeitig geplatzt. Luke Littler bekannte nach der epischen Schlacht um den Finaleinzug: “One of the best games, I ever won!” Und er war “confident“, dass er das Niveau bis zum Abend aufrecht erhalten könne.
Das Finale: Luke Littler versus Martin Lukeman sollte in Kürze folgen.