Grand Slam of Darts 2024: Teenager Luke gegen den Lukeman, wer holt sich die Krone?

Beide Finalisten hatten am Nachmittag ein langes Match zu bestreiten, das Halbfinale von Luke Littler war gar über die volle Distanz gegangen, ein epischer Krimi, in dem der 17-Jährige die prominente Darts-Ikone, Gary Anderson, auf die letzten Meter noch abfing und das Finalticket einstrich. Martin Lukeman musste in seinem Duell gegen Mickey Mansell nicht ganz so viel investieren, eine großartige Performance mit knapp 100 im Average war aber dennoch vonnöten, um den Abend zu erreichen und den Traum weiterhin aufrecht zu erhalten, dass heute das Siegerfoto mit der Familie geschossen wird. Martin Lukeman hatte zwischenzeitlich preisgegeben, dass seine Frau eine schwere Krankheit überstanden hat, weswegen er so viel Wert auf das gemeinsame Foto auf der Bühne legte.

Eines war schon vorab gewiss: der Sieger würde ein Engländer sein. John McDonald rief Martin Lukeman und Luke Littler auf die Bühne der Sporthalle WV Active Aldersley, Wolverhampton, und dann startete das Endspiel des diesjährigen Grand Slam of Darts: Game on!

Luke Littler hatte im Vorfeld befunden, dass er derzeit „unschlagbar“ sei – sollte er recht behalten?

Martin Lukeman hatte das Ausbullen gewonnen und auch das erste Leg entschied er ohne größere Umschweife mit dem 13-Darter für sich, 1:0. Einen Pfeil mehr brauchte er in Durchgang Zwei, da hatte er auch den Anwurf des Gegners an sich genommen und ging mit 2:0 vorneweg. Luke Littler hatte bis dahin in jedem Leg ein Maximum abgeliefert, das tat er auch im dritten Durchgang, der entscheidende Unterschied war, dass er diesmal nicht etliche Versuche auf Doppel verpasste, sondern der dritte Checkout-Dart in der Double-5 saß, der 13-Darter gereichte ihm zum 1:2. Luke Littler hatte in Durchgang Vier den 12-Darter mitsamt High Finish zur Hand: 180 – 140 – 57 – 124 (T20, T8, D20), 2:2. Und in Leg Fünf war es der 11-Darter: 140 – 100 – 180 – 81, der ihm noch vor der ersten Pause in diesem Endspiel die Führung einbrachte, 3:2. Martin Lukeman parkte in Leg Sechs auf der 142, da hatte der Nachwuchsstar aus dem englischen Runcorn mit 18, 16 und Tops den Restbetrag von 74 Punkten ausradiert und es stand 4:2. 14 wohlbedacht platzierte Pfeile später hatte Luke Littler auf 5:2 erhöht und auch im achten Durchgang war der Gegner noch nicht in Sichtweite eines Doppelfeldes, als der immer noch aktuelle Juniorenweltmeister und amtierende PDC Vizeweltmeister 15 Würfe erfolgreich abgeschlossen hatte und auf 6:2 davonzog. In Durchgang Neun war es erneut der 11-Darter: 140 – 134 – 180 – 47, der verhinderte, dass der Kontrahent auch nur die geringste Chance hatte, sein begonnenes Leg in die Nähe eines Doppelsegments zu navigieren, Luke Littler hatte seinen Vorsprung auf 7:2 ausgebaut.

Eine einzige Machtdemonstration – es schien, als überwinde Luke Littler sogar Raum und Zeit

Endlich – im zehnten Durchgang – bekam auch Martin Lukeman die Gelegenheit, mal wieder in Reichweite eines Checkouts vorzudringen, zum erfolgreichen Abschluss hätte es des 124er-Finishs bedurft. Den ersten Pfeil versenkte Martin Lukeman in der Triple-20, den zweiten in der Triple-14 – so weit, so gut. Aber den finalen dritten manövrierte er ins Aus, – Chance vergeben! Der Gegner bestrafte das fatale Missgeschick umgehend mit dem Treffer in der Double-20, 8:2, es ging zum nächsten Zwischenstopp. Auch im elften Durchgang hatte der Jüngere der beiden Engländer den 12-Darter zur Verfügung: 134 – 140 – 127 – 100 (T20, 20, D10), es war der neunte Leggewinn in Folge und das 9:2. Luke Littler beglich im zwölften Leg die Restforderung von 78 Zählern mit Triple-18 und Double-12, flugs hieß es 10:2. Das nächste bemerkenswerte Highlight gelang dem Premier League Champion 2024 in Durchgang 13: 180 – 125 – 156 – 40, es war der 10-Darter, der umgerechnet, zusammenaddiert und von 501 Punkten subtrahiert, das 11:2 ergab. Nur drei Würfe mehr benötigte Luke Littler in Leg 14, die 180 kredenzte er sich als perfekten Set-up-Shot, damit stellte er sich 30 Restpunkte, die er beim nächsten Gang ans Oche mit einem Pfeil vom Board schoss. 12:2. Die 15 Versuche im 15. Durchgang mussten einem da schon wie eine halbe Ewigkeit vorkommen – nein, ernsthaft, es war ein weiteres großartiges Break, das Luke Littler erzielte, während der Gegner noch auf der 128 verweilte, 13:2.

Kommt da nochmal Spannung auf? Eher nicht, obgleich – aufregend war es allemal!

Im 16. Durchgang war Martin Lukeman drauf und dran, doch noch ein weiteres Leg an sich zu reißen, aber das Bullseye, das ihm das ganze Turnier über so prachtvoll gewogen war, verweigerte diesmal den Einlass. Beim Versuch, das 124er-Finish quitt zu werden, gelang Martin Lukeman nur die Aufnahme mit 99 gelöschten Punkten, damit öffnete er dem Gegner wieder himmelweit Tor und Tür. Dem genügte an diesem Abend aber auch schon eine kleine Öffnung in der Größe eines Adventskalendertürchens, auch da hätte er sich noch durchgequetscht. Die Double-10 stellte Null Problem dar, schon leuchtete unter dem Strich die Null am Ende der Punktedifferenz auf, 14:2. Im Endspurt des 17. Durchgangs machte Luke Littler 72 verbliebenen Zählern den Garaus, Martin Lukeman hatte zuvor eine Möglichkeit auf die Double-16 gehabt, aber liegengelassen, da versenkte sein Gegenüber die Pfeile in der Triple-16, in der 12 und in der Double-6, und es stand 15:2. 15 Leggewinne in Folge, da konnte einfach rein gar nichts mehr schief gehen! Und dann ging in Durchgang 18 doch noch zumindest eine Kleinigkeit schief. Luke Littler hatte in diesem Leg eine winzig kleine, nur unter dem Mikroskop erkennbare Scoring-Verschnaufpause eingelegt, trotzdem gelang es ihm, sich zum Ende hin, mit der einfachen Zwölf bewusst den „Big Fish“ zu stellen. Wie gerne wäre er mit diesem Knaller aus dem Match gegangen, aber es waren lediglich 65 Zähler, die er mit der nächsten Aufnahme wegputzte. Schade um den verpassten Augenschmaus … – das nennt man auch: Jammern auf extrem hohen Niveau! 65 lautete auch die Summe, die der Kontrahent noch vor der Brust hatte und so nutzte der jenen Lapsus seines Gegenübers, um mit Bullseye, Sieben und Double-4, seinerseits den Restbetrag von 65 Punkten zu begleichen. Damit hatte er zumindest einen weiteren Leggewinn ergattert, der sogar ein Break war, 3:15. Ironisch riss Martin Lukeman die Arme in die Höhe und feierte den Legerfolg, als wenn er gerade das Match für sich entschieden hätte. Es zeigte, dass er zumindest seinen Humor nicht verloren hatte, auch die Gattin quittierte es mit einem herzhaften Lächeln. Stylish bereitete sich Luke Littler in Durchgang 19 die 177 als perfekten Set-up-Shot vor – wenn schon die 170 im Leg zuvor nicht geklappt hatte – und stellte sich 24 Restpunkte. Zwei weitere Versuche genügten und der 14-Darter war vollendet, übersetzt hieß dies: The Winner Takes It All: Break, Leg and Match.

And The Winner Is: Luke Littler – Congratulations!

Wenn er etwas älter wäre, würde man sagen, er ist in der Form seines Lebens, so aber weiß man nicht, welche überirdischen Sphären Luke Littler auf dem Planeten Darts noch alles erreicht und welche Schallmauern er dabei noch durchbricht. Mit 107,08 im Average hatte Luke Littler regelrecht kurzen Prozess gemacht, Martin Lukeman kam im Vergleich dazu gerade mal auf 93,42 im Schnitt. Luke Littler spielte nicht nur mit den Pfeilen, sondern irgendwie auch mit dem Kontrahenten, weil er ihm nicht den Hauch einer Chance einräumte. Mit 16:3 hatte der 17-jährige aus Runcorn sein Gegenüber einfach überrollt, er hat die Partie von Anfang an mit übermächtiger Dominanz bestimmt und keinen Zweifel daran gelassen, dass er Spiel und Gegner uneingeschränkt unter Kontrolle hat. Luke Littler ist der Grand Slam of Darts Champion 2024, womit er nun auch seinen ersten wirklichen Major-Triumph verbuchen konnte. Das anschließende Abfeiern mit dem Publikum machte ihm sichtlich Freude, er badete schlichtweg im Jubel der Menge, während er immer und immer wieder andeutete, den Pokal in den Saal schleudern zu wollen. In Theaterfachkreisen würde man es so ausdrücken: er ist im besten Sinne eine echte „Rampensau“. Im Siegerinterview wurde Luke Littler darauf hingewiesen, dass er nach diesem Turniererfolg die neue Nummer Fünf der PDC Order of Merit sei, (ein Fakt, der ihm sicher auch schon vorher bewusst war), auf jeden Fall fragte man ihn, ob er das denn vorher erwartet hätte? Luke Littler ging in seiner Antwort jedoch weniger auf seine gerade errungene Platzierung ein, sondern vielmehr darauf, dass dieses Jahr noch ein potentieller Anstieg möglich sei. Schließlich stünde ein weiteres Major an, womit er in der Position gegebenenfalls noch höher klettern könnte, – das interessierte ihn offenbar weit mehr als der aktuelle Platz Fünf in der Weltrangliste. Wenn da nicht Champions-Gene drin schlummern, wo dann? Auch Martin Lukeman wurde natürlich ins Gespräch einbezogen, man erkundigte sich, ob er sich sukzessive einem vollen Turniererfolg nähern würde, schließlich hätte er auch schon bei den UK Open vielversprechende Ansätze gezeigt, plus heute der Finaleinzug. Die Kommentatorin fragte ihn, ob man denn nun von ihm auch bald einen Turniersieg erwarten könne. Und Martin Lukeman antwortete: “Hopefully, as long as he goes out early!”, damit deutete er scherzhaft in die Richtung seines Bezwingers.

Zum Abschluss in komprimierter Form noch eine kurze Erinnerung: die Grand Slam Gewinner der letzten zwei Jahre, namentlich waren das Luke Humphries und Michael Smith, haben danach auch den WM-Titel geholt, – aber dies nur als kleiner Denkanstoß am Rande erwähnt. Der Grand Slam of Darts 2024 ist jedenfalls bereits wieder Geschichte, der überlegene Sieger der diesjährigen Austragung heißt Luke Littler, der sich damit endgültig auch als Titelaspirant auf die kommende Weltmeisterschaft empfohlen hat. Vorher gibt es natürlich noch die Players Championship Finals, die am 22. November 2024 beginnen und bis einschließlich 24. November laufen. Doch für heute heißt es zum letzten Mal aus Wolverhampton: Gute Nacht and Always Look on the Bright Side of the Flight!

Grand Slam of Darts


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