Grand Slam of Darts – Viertelfinale Teil 2 und somit die Fortsetzung der Kategorie mit Qualitätsanspruch „XX-Large“

Sucht man für die Teilnehmer der ersten Viertelfinalrunde ein resümierendes Attribut, so findet man für Josh Rock „konsterniert“, Luke Humphries „reflektiert“, James Wade „routiniert“ und Gary Anderson von Geschmeidigkeit und Extraklasse „flankiert“, wurde trotzdem noch eiskalt „flambiert“. Rigoros „abserviert“ wurde keiner und „blamiert“ hat sich auch niemand. Alle vier hatten gestern an sich „appelliert“, auf höchstem Level zu agieren und zwei von ihnen haben sich im Halbfinale „einquartiert“. Heute Abend sollten sich die nächsten vier Teilnehmer dieser Aufgabe stellen: entscheidend auch in dieser Session, wer in seinem Match „brilliert“, somit den Sieg „manifestiert“, und wer sein Match „verliert“. So, genug im Wortgarten „umhergeirrt“, los ging`s.

Stowe Buntz versus Stephen Bunting, die Neuauflage des zweiten Gruppenduells

„Buntzy“ scheint „America first“ nicht als kompromisslose Philosophie zu leben, denn seine unablässigen Bekundungen des hochachtungsvollen Lobes und der Tribut, den er allen Turnierteilnehmern zollt, zeugen von sehr viel Respekt gegenüber den anderen. Vergleichbar mit dem Familienoberhaupt der „Ponderosa“, widmet er seiner Familie ebenso viel Aufmerksamkeit wie den Pferden …, äh, ich meine den Pfeilen. Das Selbstverständnis des Mannes aus Portsmouth/Virginia schreibt ihm offensichtlich vor, den Gegnern im Spiel so wenig Raum wie möglich zum Überleben zu lassen, dies aber mit äußerstem Anstand und Höflichkeit. Obwohl sein Auftaktmatch mehr als überzeugend war, konnte man zu dem Zeitpunkt noch nicht zu hundert Prozent sicher sein, ob es sich hier nicht nur um eine Eintagsfliege handelte. Dennoch war, nachdem Stowe Buntz den Doppelweltmeister, Peter Wright, weggeklatscht hatte, sein Gruppenerfolg über den einfachen Ex-Weltmeister, Stephen Bunting, keine allzu große Sensation mehr. Dass der US-Amerikaner die Gruppe in Gegenwart von zwei Weltmeistern und dem aktuellen Triumphator von fünf Tour-Events, als Führender abschloss, blieb dennoch eine Wahnsinnsüberraschung.

Sein Gegenüber, Stephen Bunting, mittlerweile mit 6 Gramm mehr Steel unterwegs – wir sprachen schon darüber – war, trotz erklärter Bestleistungsphase, seither noch nicht über das Viertelfinale eines Majors hinausgekommen. Das wollte er heute unbedingt ändern. Entsprechend nahm der Engländer, der auch bei diesem Turnier wieder gediegene Vorbildfunktion bewiesen hatte, gesundes Selbstbewusstsein mit auf die Bühne.

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Und auch wenn man einen Moment ausgesprochen unsicher war, ob „Buntzys“ Kleidungsstil nicht sogar noch eine Spur „more crazy“ ist, als die vom Darts-Paradiesvogel Peter Wright, freute man sich extrem über das Hereinkommen der beiden Protagonisten. Los ging`s: Bunting mit der ersten Aufnahme und sechs gruselig schlechten Darts zum Leg-Ende hin, auch Buntz noch nicht wirklich in Fahrt, trotzdem gelang dem Amerikaner umgehend das Break zum 1:0. „The Bullet“ im nächsten Durchgang schon weit treffsicherer unterwegs, das Re-Break zum 1:1. Im dritten Leg Buntz noch auf der 207, Bunting schon über die Leg-Ziellinie, 2:1. Viertes Leg, der Engländer hatte bereits die 180 entdeckt, Stowe Buntz weiterhin auf dem Weg, sein Scoring zu finden, 3:1 für Bunting. Im fünften Durchgang orientierte sich „The Bullet“ dem Gegner angepasst, im Scoring ebenfalls ein wenig nach unten, erzielte dennoch das 4:1. Ein ähnliches Bild im fünften Leg: hier war es vermutlich der Vorteil des Anwurfs, der Stephen Bunting zum 4:1 verhalf. Sechster Durchgang, und nach vier Leg-Verlusten endlich mal wieder ein Leg-Erfolg für Stowe Buntz, 2:4. Im siebten Leg die zweite 180 für den gebürtigen Liverpooler, der mittlerweile in St. Helens beheimatet ist, und diese maximale Aufnahme-Ausbeutung rettete ihm wohl oder übel das 5:2. Bunting jr. sagte sich: “a leg win is a leg win” und feierte jeden einzelnen Punkt von Daddy ab. Im achten Durchgang konnte „Buntzy“ die gelegentliche Doppelschwäche seines Gegners mal wieder nutzen, 3:5. Ein Leg später dann auch die erste 180 für den US-Amerikaner und konsequenterweise das Break zum 4:5. Zehntes Leg: Stowe Buntz fand im Scoring endlich mal wieder zu etwas mehr Beständigkeit, doch das Auschecken wollte immer noch nicht so funktionieren, wie wir das mittlerweile von ihm kannten. Aber auch „The Bullet“ suchte den Weg ins Doppelfeld vergebens und so bekam „Buntzy“ die Möglichkeit, sich aus dem Madhouse zu verabschieden. Und tschüss … Ausgleich zum 5:5.

Würde der „American Dream“ weiterschlummern oder war er schon ausgeträumt?

Die nächsten beiden Durchgänge teilten sie sich relativ unspektakulär, 6:6. Dann ein kurzer und ebenso unaufgeregter Zwischensprint von Stephen Bunting zum 9:6. Wer hatte noch welche Reserven im Kanister? Bereits das sechzehnte Leg war richtungsweisend: Stowe Buntz ließ erneut zwei Leg-Darts liegen, „The Bullet“ bestrafte die Fahrlässigkeit seines Kontrahenten postwendend. 10:6. Auch im siebzehnten Durchgang sah der Profi aus der nordamerikanischen Darts-Liga kein Land. Bunting hingegen mit High-Finish, 126 (T19, T19, D6). 11:6. Durchgang Achtzehn, und man durfte mal wieder ein Aufbäumen des Spielers aus Übersee beobachten. Stephen Bunting hatte die Double-15 verpasst, und auch wenn „Buntzy“ abermals im „Madhouse“ eingesperrt war, hatte er den Schlüssel griffbereit und unterbrach damit den Lauf seines Gegners. 7:11. Es war jedoch nur ein kurzes Aufbäumen, denn „The Bullet“ ließ sich nicht in seiner Zielstrebigkeit bändigen, und auch wenn Buntz durchaus die Möglichkeit hatte, das eine oder andere Mal dazwischen zu funken, verpasste der seine Chancen, während Bunting auf 13:7 davonzog. Auch auf dem Weg zum 14:7 bewies der Engländer einfach mehr Konstanz im Scoring, und vor allem nutzte er seine Checkout-Darts weitaus effektiver. Buntz verkürzte dennoch ein weiteres Mal auf 8:14 und (ähnlich wie der junge Bunting den Papa bejubelte), freute sich auch Mrs Buntz mit ungebrochener Begeisterung weiterhin über jedes einzelne gewonnene Leg ihres Gatten. In Durchgang 23 wollte Stephen Bunting kein zweites Mal an der Double-15 scheitern, er hatte ja auch die Zeit zum Umstellen und mit dem zweiten Wurf auf die Double-8 war das 15:8 sichergestellt. Und obwohl Stowe Buntz in Leg 24 den Anwurf hatte, war offensichtlich, dass der Engländer bereits in diesem Durchgang den Deckel draufmachen wollte. Konsequent zu Ende gespielt, und es hieß 16:8 für „The Bullet“. Damit war klar, dass Stephen Bunting nach James Wade und Luke Humphries, als dritter Akteur am Sonntag das Halbfinale bestreiten würde.

„The American Dream“ von Stowe Buntz, der übrigens (warum auch immer) das Warnzeichen für Radioaktivität auf dem Trikotrücken trägt, war an dieser Stelle ausgeträumt. Doch bereits im Dezember gibt es ein Wiedersehen im „Ally Pally“. Buntz ist auch für die WM qualifiziert, auch wenn man natürlich immer noch darüber lächeln kann, dass nicht die WM das Highlight ist, auf das sich der Amerikaner unbändig freut, sondern das Turnier nächstes Jahr im Madison Square Garden.

Nun fehlte nur noch ein Halbfinalist, und so hieß es: „Game on“ für die letzte Viertelfinalpartie

Um das letzte Halbfinalticket stritten sich Damon Heta und Rob Cross. Der Australier hatte mehr oder minder für die zweite Sensation des laufenden Grand Slams gesorgt, als er einen formgeschwächten Michael van Gerwen nach Hause schickte. Rob Cross ließ hingegen seine alte Lockerheit wieder ans Ruder und nutzte die Flügel seiner Dartpfeile für einen entspannten Segeltörn durch die bisherigen Runden.

Ob er sich auch gegen Damon Heta, der mit dem Bewusstsein, erst die amtierende Damen-Weltmeisterin, Beau Greaves, und danach auch noch „Mighty Mike“ niedergerungen zu haben, ebenfalls so gelassen durch das Viertelfinale grooven konnte, blieb abzuwarten. Eines war in jedem Fall gewiss: auch heute würde man wieder zittern müssen, ob „Voltage“ die Anzahl der Wasserflaschen ausreicht, immerhin galt es, auch bei der Flüssigkeitsaufnahme die Dauer von sechzehn siegreichen Legs zu überstehen. Der bewährte Griff zur Flasche vor und nach dem Gang ans Oche und schon hieß es 1:0 für Cross. Im zweiten Leg ertönte zum ersten Mal für Damon Heta melodiös und lautstark das „one huuuuuundred and eighty“, zudem das Shanghai-Finish für ihn, und er glich zum 1:1 aus. Im dritten Durchgang Breakchance für den Australier, die er nicht nutzte und so teilten sie sich Leg Drei und Vier brüderlich zum 2:2. Im fünften Leg die Möglichkeit für „Voltage“, den „Big Fish“ zu angeln, aber statt Bullseye traf er die einfache 2. Die Chance, das Leg trotzdem zu gewinnen, ließ Cross hingegen nicht liegen, 3:2 zur ersten Pause.

Im sechsten Durchgang startete Rob Cross mit drei 140ern in Folge, dann allerdings eine klägliche 27, während „The Heat“ auf der anderen Seite ganz genüsslich das Leg ausmachte. 3:3. Der Ausgleich nicht weiter verwunderlich, denn auch das Leistungsniveau war bis zu diesem Zeitpunkt relativ pari. Und wenn einer einen Gang hochschaltete, so legte auch der andere gleich eine Schippe drauf. Siebtes Leg wiederum Break-Möglichkeit für Damon Heta, der dritte Pfeil abermals jenseits von Gut und Böse, was einmal mehr zur Folge hatte, dass Rob Cross zum entspannten Leg-Gewinn kam, 4:3. Auch im achten Durchgang Double-Trouble für Heta, diesmal Breakchance für „Voltage“, der nutzte diese sehr wohl, und zum ersten Mal ging er mit zwei Legs in Führung. 5:3. Ansporn genug für den Australier, im nächsten Leg auch endlich seinerseits die Breakchance zu nutzen, Anschluss zum 4:5. Doch damit war die Break-Serie noch nicht zu Ende, Rob Cross schlug erneut zurück, (6:4), Heta revanchierte sich, 5:6. Im zwölften Durchgang legte das Break-Festival dann erstmal wieder eine Pause ein. „The Heat“ hatte mit drei verworfenen Darts auf Tops seinem Gegner zwar ein verlockendes Angebot für das nächste Break unterbreitet, doch dessen Versuch, die 161 zu checken, scheiterte am ersten Wurf. Da nutzten dem Engländer die Triple-18, Triple-19 im Anschluss auch nichts mehr, der Australier zog bereits den erfolgreich untergebrachten Pfeil aus dem Double-20-Segment wieder heraus, und es hieß 6:6.

Die beeindruckende Zehner-Serie

Dreizehntes Leg: Rob Cross hatte beobachten können, wie massiv die bis dato vier geworfenen 180er von Damon Heta den Kontrahenten nach vorne katapultiert hatten, und überlegte sich daher, nun auch seinerseits mit dem Aufpumpen des Triple-20 Segments zu beginnen. Gute Idee! Und auch wenn er zum Schluss dieses Durchgangs noch sieben Darts benötigte, um die 32 zu löschen, der Australier war derweil immer noch damit beschäftigt, im Schneckentempo 300 Punkte vom Board zu kratzen, also viel Zeit für „Voltage“ und das 7:6. Im vierzehnten Leg brauchte Cross dann nur noch zwei Darts für die 32, viel mehr Würfe hätte er wahrscheinlich in diesem Durchgang auch nicht bekommen, denn auch „The Heat“ stand diesmal auf der 32. Break zum 8:6. Leg Fünfzehn: die zweite 180 für den Engländer, schon die fünfte für Damon Heta, trotzdem hielt Cross seinen Anwurf und ging nun mit 9:6 relativ komfortabel in Führung.

Im sechszehnten Leg eine 180, plus ein High-Finish, 116 (T20, 20, D18) von Rob Cross, und es stand 10:6. Nicht sonderlich spektakulär, aber ungemein effektiv ging der Run für Cross weiter, 11:6, 12:6 und 13:6. Es war absolut nicht mehr zu verheimlichen, dass Damon Heta völlig aus der Spur gekippt war. Repräsentatives Beispiel, seine letzte Aufnahme in Leg Neunzehn. Er hatte die 142 vor der Brust und warf: 5, 5, 3. Und damit niemand den Taschenrechner holen muss, hier auch das Ergebnis dieser drei geworfenen Darts: 13. In Leg Zwanzig hatte der Mann aus Perth die Möglichkeit, seinen Anwurf auszumachen: drei Chancen auf die 36 vergeben und „Voltage“ enteilte mit 14:6. Selbst die allergrößten Optimisten mussten so langsam Abschied nehmen, von Zuversicht und Hoffnung auf eine größere Anzahl noch zu erwartender Legs. Dem desillusionierten Blick des Australiers war deutlich zu entnehmen, dass auch er die Ausweglosigkeit seines heutigen abrupten Formabfalls erkannt hatte. Er gab nochmal alles, um nicht völlig kampflos unterzugehen, doch es waren mehr Verzweiflungsanläufe als wirklich überzeugtes Aufbäumen. Auch Cross spielte nicht fehlerfrei, brauchte in Leg 21 drei Versuche in zwei Aufnahmen, um die 36 zu löschen, doch das war halt mehr als genug Zeit, wenn der Gegner noch auf der 188 verharrt. 15:6. Leg 22 charakteristisch für die letzten zehn Durchgänge: auch hier hatte Damon Heta nochmals eine Möglichkeit fürs Break, doch auch diese zwischenzeitlich winzig klitzeklein anmutende Chance konnte er nicht nutzen. Dabei war es nur einmal Tops, das er noch hätte treffen müssen, aber selbst das war für ihn heute Abend eine Herkules-Aufgabe. So muss der Australier weiter auf seine erste Major-Halbfinal-Teilnahme warten, denn Rob Cross konkretisierte seinen zehnten Leg-Gewinn in Folge (16:6) und komplettierte damit hochverdient das Halbfinal-Quartett.

Die heutigen Partien mit vollständig anderem Spielcharakter versehen als am gestrigen Abend, dennoch solide Leistungen auf anständigem Niveau. Zwei Unterlegene, die eventuell in den Vorrunden zu viel Kraft gelassen hatten, diesmal nicht ganz so formstark mithielten und zwei Sieger, die absolut überzeugen konnten. Morgen der große Finaltag, um 14 Uhr geht es mit den Halbfinals los, bis dahin: stay bright, nice flight!

Grand Slam of Darts


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