Grand Slam of Darts – Millimeter auf dem Board und auf Millimeterbreite angespannte Nerven am ersten Tag der Viertelfinals
Die Schreibmaschine ist zwar schon lange nicht mehr im Einsatz, doch mittlerweile droht die „Schreib-Maschine“. Und damit auch mein Job nicht demnächst von KI übernommen wird, muss ich den heutigen Bericht raschestmöglich mit einer peinlichen Korrektur beginnen. Oje, aber zu meiner Entschuldigung, muss ich vorwegnehmen, es war sehr spät (oder eigentlich früh, denn die mitternächtlich furchteinflößende Geisterstunde hatte bereits eingesetzt), als Rob Cross und Nathan Aspinall ihr gestriges Match beendet hatten. So haben mir die übermütig tobenden Tinten-Geister einen kleinen, aber bedeutenden Namensdreher untergejubelt: es war nicht Rob Cross, der die 62% Prozent Checkout-Quote gespielt hatte, sondern in der Tat Nathan Aspinall. Aber dank seines brillanten Timings gereichten „Voltage“ auch die 50% Treffer aufs Doppel zum Sieg. Und wo ich schon mal in der Gegenrichtung fuhr, habe ich mich dann auch bei den High-Finishes vom Fehler-Kobold überholen lassen – diese kleinen Wichteln sind aber auch rasant unterwegs – es war Nathan Aspinall, der gestern kein Finish über 100 ausmachen konnte, Rob Cross hatte hingegen die 116 gelöscht. Mea Culpa, heute werde ich mich an einem von „Mighty Mikes“ Mottos orientieren, „das tun, was ich tun muss“ und dabei (noch besser!) aufpassen.
Korrekt war hingegen die Aussage, dass die beiden Niederländer einen schwarzen Tag – rabenschwarz wie die eingebrochene Nacht (so einen gefühlstechnischen Vergleich würde KI nicht anstellen, oder?) – erwischt hatten, dass Noppert mit unterirdischen Leistungen gleich in mehreren Sparten den Außenplatz der Statistikwerte einnahm, traurig für ihn und seine Fans, dass es meist die hinterste Randposition war. Dass er mit 136 noch das höchste High-Finish des Abends erzielt hatte, konnte keinerlei Trost für ihn darstellen. Auch der Absturz von Michael van Gerwen kam völlig überraschend. Ob dieser durch gesundheitliche Einschränkungen, bloße Ermüdungserscheinungen oder mangelnde Fitness zustande kam, bleibt zu ergründen. Wobei gerade ein van Gerwen, der allerletzte ist, der nach irgendeiner Ausrede für sein Versagen suchen wird. „He could only blame himself“. Der Sensationssieger hieß auf jeden Fall Damon Heta. Und dann war da noch der andere Überraschungssieger des Achtelfinales: Stowe Buntz. Ich kann mich nicht erinnern, dass es vorher schon mal einen Spieler gab, der sich in so frappant kurzer Zeit, eine derart riesige Fan-Gemeinde aufgebaut hat. Es scheint, als wenn die komplette Dartswelt (inklusive der Fans aller anderen Spieler) dem US-Amerikaner (heimlich) die Daumen drückt. Er ist aber auch eine herrlicher Typ! Spielerisch und menschlich eine weitere Bereicherung der Szene.
Heute starteten also die Viertelfinals in ihre erste Runde. Die bisher maximale Ausbeutungsmöglichkeit der zu spielenden Durchgänge war Geschichte, man hatte nochmal vehement in die Leg-Kiste gegriffen und es hieß: Best-of-31-Legs. Mit Teilnehmern namens Rock, Wade, Anderson und Humphries in den Startblöcken, konnte es allerdings kaum länger als eine Runde Bier (in meinem Fall Kaffee) dauern, bis der Erste 16 Legs auf seinem Konto hatte. Andererseits standen sich heute Abend absolut ebenbürtige Dartskünstler gegenüber, so dass das Leg-Kontingent in beiden Partien womöglich ausgeschöpft würde und es abermals ein langer Abend werden könnte. Nach gestern wissen wir übrigens auch, dass es dieses Jahr einen neuen Grand Slam-Sieger geben wird, keiner der verbliebenen acht Akteure, konnte das Turnier bislang für sich entscheiden.
New Generation gegen Routinier, sozusagen das Motto des Abends
Josh Rock, der zu seinem ersten Major-Viertelfinale antrat gegen James Wade, der in seinem zig-sten Major-Viertelfinale stand – das war die Paarung, die die erste Entscheidung des siebten Spieltags unter sich ausmachen sollte. Der junge Nordire hatte sich mit zehn nervösen Matchdarts in diese Runde gezittert, „The Machine“ benötigte neun entspannte Würfe, um ruhig und gelassen, sein Spiel siegreich zu Ende zu führen. Routine ist halt doch Routine, und weil es James Wade ist, machte er eben auch am Mittwoch Dinge, die James Wade macht. Nochmal fünf Euro ins Phrasenschwein, und es ging los.
Mit der Erfahrung im Rücken stellte die Distanz sicher kein Problem für den dreimaligen Grand Slam-Finalisten James Wade dar, gewinnen konnte er das Turnier, wie erwähnt, noch nicht. Doch der gerade mal 22-jährige „Rocky“ würde sicher auch kein Konditions-Problem bekommen. „The Machine“ mit der ersten Chance auf Break, die nutzte er vorsorglich gleich mal, 1:0. Als Wade das zweite Leg ausmachte, stand der Nordire noch auf der 182. 2:0. Auch beim zweiten Break vermochte der 40-jährige Routinier seinem jungen Kontrahenten aufzuzeigen, wo der Hammer hängt. Die 96 checkte er mit 20, Double-18, Double-20. 3:0. Die Art und Weise, wie Josh Rock im vierten Durchgang sein erstes Break zum 1:3 holte, war weniger erwähnenswert, als die Reaktion beider Spieler. „Rocky“ zelebrierte demonstrativ seinen ersten erfolgreichen Pfeil ins Doppel. Gut, auch die Gesten von James Wade offenbaren oft genug seine Gedanken, und er ist obendrein ein Großmeister des Grimassenschneidens. Aber er macht das generell nicht dem Gegner zugewandt. Rock feierte den Leg-Erfolg jedoch unmittelbar vor seiner Nase ab, so dass dieser es gar nicht ignorieren konnte – wie die Engländer sagen: „in your face“. Das kann gerade ein James Wade, der „Old School“ zugehörig, so gar nicht abhaben. „The Machine“ antwortete mit dem 180er-Start ins fünfte Leg, Rock bestätigte das Break trotzdem, 2:3.
Umgekehrt lief es im sechsten Durchgang, Josh Rock warf mit seiner ersten Aufnahme die 180, aber Wade nahm sich das Leg. 4:2. Das siebte Leg holte sich Rock mit dem High-Finish, und es war ein beeindruckender Checkout. Die 132 löschte er mit 25, Triple-19, und den Pfeil ins mittige Bullseye schickte er auch noch hinterher. 3:4. Im achten Durchgang stand „The Machine“ kurz vor dem erfolgreichen Anglerglück, beim Versuch den „Big Fish“ rauszuholen, schwamm nur der dritte Pfeil in fremde Gewässer, statt Bullseye traf er die Eins. Josh Rock hatte mit 177 und 180 eine ausgezeichnete Vorbereitung angerichtet, und so war die verbliebene 47 kein Problem mehr – Ausgleich 4:4. Neun-Darter-Alarm im neunten Leg, doch nach fünf Perfekten war Schluss. Wobei „Schluss“ maßlos unter Wert liegt, denn dieser brillante 11-Darter war der Beginn einer ausgezeichneten Dreier-Serie, 5:4, 6:4 und 7:4 für James Wade, der im letzten Durchgang auch sein erstes High-Finish, 104 (T20, 4, D20) erzielte. Dann im Gegenzug die solide Dreier-Antwort von Josh Rock, 5:7, 6:7 und der Ausgleich 7:7. Doch der routinierte Engländer verstand es auch diesmal, die Führung vor der Pause und überhaupt für seinen Gegner zu verhindern. O.k., kleine Schützenhilfe von Rock, denn der verpasste drei Leg-Darts, aber „The Machine“ musste sein Leg ja auch erstmal zu Ende bringen. Das tat er, 8:7, und der zufriedene Gesichtsausdruck von James Wade sagte relativ viel aus.
Wie nach den anderen Pausen, begann Wade auch nach dieser absolut souverän, 9:7. Doch das bisherige Highlight setzte der Nordire im siebzehnten Leg: die 156 (T20, T20, D18) gecheckt, und es stand 8:9. Im achtzehnten Durchgang ließ „Rocky“ wiederum fünf Leg-Darts liegen, beim Versuch, die 32 zu löschen. Wade bestrafte gnadenlos. 10:8. Leg Neunzehn: der junge Nordire ging wieder etwas gewiefter ans Auschecken, verkürzte abermals, 9:10. In Durchgang Zwanzig merkte man Wade an, dass ihm das Spiel mittlerweile ein wenig zu sehr in den Eilzug-Passus gerutscht war, er fing an, das Tempo zu drosseln. Das hielt Rock jedoch nicht davon ab, pfeilschnell sein nächstes hohes Finish ins Board gleiten zu lassen, die 102 (T20, 6, D18) herausgenommen und zum ersten Mal ging es ausgeglichen in die Pause: 10:10.
Nach dem Ausgleich
Nach der Pause zwei brandeilige Leg-Erfolge für Josh Rock, und nun ging er seinerseits mit zwei Legs in Führung. James Wade zeigte immer wieder munteres Mienenspiel, ließ sich aber ansonsten nicht aus dem Gleichgewicht bringen, die 180 bescherte ihm 21 Punkte Rest. Trotzdem musste man befürchten, dass er keine Gelegenheit mehr bekommen würde, diese zu löschen, denn Rock hielt drei Pfeile in der Hand, mit denen er nunmehr die Double-16 attackieren würde. Alle drei landeten im Nichts. „The Machine“ bekam also doch nochmal die Möglichkeit. Zwei Darts genügten voll auf und Wade verkürzte auf 11:12. In den nächsten beiden Durchgängen unterliefen Rock nicht nochmal die gleichen Fehler wie im vorausgegangenen Leg, 13:11 und 14:11 für den Nordiren. Wobei er die 69 im letzten Durchgang gar nervenstark mit 15, Double-14, Double-13 ausradierte. Leg 26: „Rocky“ ließ erneut den Leg-Dart liegen, Wade verkürzte in typisch abgezockter Manier auf 12:14. Leg 27: Der Nordire kam seinem großen Traum (und weiteren sicheren 25.000 GBP) immer näher, denn mit seiner neunten 180 und zufriedenstellender Treffsicherheit auch auf den anderen Segmenten, holte er das 15:12. Ein weiterer Leg-Erfolg, und er würde in sein erstes Major-Halbfinale einziehen. Aber ihm gegenüber stand nun mal „The Machine“. Leg 28: Mit 19, Triple-19 und Bullseye nahm der Engländer die 126 heraus. 13:15. Es war jedoch auch Wade's Anwurf gewesen. Leg 29: Die Chance für James Wade, mit dem neuerlichen Treffer auf Bullseye im Match zu bleiben. Doch um eineinviertel Millimeter erwischte der Routinier nur das Grüne, 25 statt 50 Punkte reichten nicht. Auf der anderen Seite der erste Matchdart für seinen jungen Kontrahenten. Doch auch der ließ seine Chance liegen. Wade durfte nochmal ran, holte sich das Break und verkürzte auf 14:15. Dreißigster Durchgang: Den Anwurf zu halten, dann eher Pflichtsache für den mehr als erfahrenen Major-Viertfinal-Teilnehmer. Somit der Ausgleich und die volle Distanz. Wer hatte beim Stand von 14:11 oder 15:12 noch an einen Decider geglaubt? James Wade auf jeden Fall!
Leg 31: Die zwei Protagonisten bewegten sich fast im Synchron-Takt Richtung Ziellinie. Rock mit 140, 125, 100 und 96. Wade spielte eine ähnlich hohe Abfolge: 140, 100, 140. Da „Rocky“ jedoch den Anwurf gehabt hatte, stand der bereits auf der Restforderung 40, als der Engländer noch die 121 zu löschen hatte. Wollte James Wade das Match gewinnen, musste die 121 raus. Er traf die Triple-20 und die Triple-11 … – und scheiterte an der Double-14. Diesmal war es nur ein halber Millimeter, direkt am Draht, aber eben außen am Draht, mancher hatte den Pfeil schon im Ziel gesehen. Vermutlich auch Wade, denn er ließ fassungslos sein Haupt sinken. Diesmal ließ sich Josh Rock alle Zeit der Welt, er sammelte sich, trank einen Schluck Wasser, guckte nochmal zum Anhang, schickte wahrscheinlich auch noch ein Stoßgebet gen Himmel und trat dann ans Oche, um die 40 zu checken. Drei weitere Matchdarts in der Hand. Alle drei im Darts-Nirvana. Der Nordire konnte es nicht fassen, was gerade passiert war, während James Wade eine unverhoffte weitere Chance bekam. „The Machine“ traf das Doppel. Kein Grund zum Jubeln, denn es war die Doppel-11. Ohne zu hadern, peilte er umgehend die Double-3 an. Der nächste Pfeil landete außerhalb des Doppelsegments. Der letzte Dart in der Hand, und James Wade tat das, was ein James Wade tut: er löschte die Doppel-3. Man konnte sehen, wie viel ihm dieser Erfolg bedeutete, während Josh Rock komplett bedient war. 16:15 für „The Machine“.
What a match. Im anschließenden Interview bezeichnete James Wade seinen Sieg als „pure luck“, er gab mehrfach unumwunden zu, dass sein Gegner weit besser gespielt hatte als er, aber was soll`s, Weihnachten kam näher und so war dieser Gewinn wohl die vorausgezogene Bescherung.
Es folgten Gary Anderson und Luke Humphries
Ähnlich wie das Auftaktmatch war auch diese Partie mehr oder minder ein Generationenduell. Gary Anderson hatte im Spiel gegen Gerwyn Price aufgezeigt, weswegen sein wiederholt geäußerter Anspruch auf einen weiteren Weltmeistertitel alles andere als unrealistisch ist. Sein heutiger Gegner Luke Humphries, der dieses Jahr seinen ersten Major-Gipfel erklimmen konnte und der sich auch in diesem Turnier wieder zügig auf dem Weg in obere Hemisphären befindet, war für den „Flying Scotsman“ ein willkommener Prüfstein. Nach der Achtelfinalpartie hatte sich übrigens auch Anderson jr. gemeinsam mit dem siegreichen Daddy den Fotografen gestellt. Gary war selbstredend happy über seine zuvor abgelieferte Performance, aber mit Sicherheit ebenso glücklich, dass sein Sohn mittlerweile ebenfalls das Anderson-Trikot trägt. Wir erinnern uns: als jüngster Spund mit eigenwilliger Präferenz, bestand der kleine Naseweis auf dem grünen Trikot des niederländischen Kontrahenten. Zähneknirschend hatte ihm sein liebender Vater selbiges auch besorgt. Aber weil der Sohnemann (und ehemals überzeugte Michael van Gerwen-Fan) nun endlich seine Farben trägt, darf er dann auch gelegentlich mit dem Papa fürs Siegerfoto posieren. Wie sah das denn aus, als der eigene Nachwuchs neben Dad Gary im grell-grünen van Gerwen-Trikot aufleuchtete? – Ehrlich gesagt: es sah richtig witzig aus!
Nicht unbedingt typisch für Gary Anderson war, dass er auch im Vorfeld des heutigen Matches wieder zu Scherzen aufgelegt gewesen war, vielleicht ein Alarmzeichen für den Gegner, denn relativ humorlos ging der Schotte erstmal 3:0 in Führung. Im vierten Leg das erste Ausrufezeichen von Luke Humphries. Obwohl sein Gegner eigentlich der passionierte Angler ist, zog „Cool Hand“ Luke den „Big Fish“, die 170 zum 1:3 ausgemacht. Doch der „Flying Scotsman“ weiter im Flow, baute seine Führung auf 5:1 aus. Dann kam Luke Humphries besser ins Spiel, heimste sein erstes Doppelpack ein, das 3:5 mit High-Finish, 114 (T20, 14, D20). Auch das neunte Leg sah lange nach einer klaren Sache für den Engländer aus, die 100 und zweimal die 180 ließen ihm 41 Rest. Doch drei Darts reichten Humphries nicht und so wischte Anderson die 128 (T18, T18, D10) weg. 6:3. Zehnter Durchgang: „Cool Hand“, Luke war zur Stelle, 4:6. Im elften Leg revanchierte sich der Schotte mit einem spektakulären 12-Darter, die 150 checkte er Triple-20, Triple-20, Double-15. 7:4. Und auch Leg Zwölf wanderte auf Andersons Konto, 8:4.
Geht dem „Flying Scotsman“ tatsächlich der Atem aus, oder holt er nur mal eben tief Luft?
In Durchgang Dreizehn dann ein signifikanter Moment, der den Wendepunkt einleiten sollte. Luke Humphries checkte die 85 mit dem letzten Pfeil im Bullseye, 5:8. Als der Engländer das vierzehnte Leg löschte, stand Gary Anderson noch auf der 272. 6:8. Im fünfzehnten Leg ließ der Schotte zwei Leg-Darts liegen, Humphries nahm das Shanghai-Finish raus, 7:8. Leg Sechzehn: nicht nur die einfache Eins machte Anderson im Schlussspurt einen gehörigen Strich durch die Rechnung, und so war der Ausgleich zum 8:8 vorauszusehen. Doch der Schotte weigerte sich entschieden, dem Jüngeren kampflos den Vortritt zu lassen und holte sich nochmals die Führung zum 9:8. Aber wieder glich Humphries aus, schaltete nun gleich mehrere Gänge nach oben und erhöhte die Pace so massiv, dass man kurzzeitig den Eindruck gewann, „The Flying Scotsman“ könne nicht mehr mitgehen.
„Cool Hand“, Luke rauschte im Eiltempo durch weitere drei Legs, führte auf einmal 12:9. Doch gerade als man annehmen musste, Gary Anderson sei nun die Puste ausgegangen, nahm der Anlauf zum Sprint. Das 10:12 Formsache für den traditionsbewussten Sportler der alten Schule. Das 11:12 ein weiteres High-Finish, das es in sich hatte: die 132 begann er unkonventionell mit Bullseye, ließ die Triple-14 und Double-20 folgen. Dass „Cool Hand“ Luke dann wieder als Spielverderber unterwegs war, erfreute das Publikum gar nicht. Das besondere an dieser Situation: das Turnier findet auf englischem Boden statt, Luke Humphries ist Engländer – doch die Menge feierte den Schotten wie einen Nationalhelden. Es erinnerte ein wenig an die Begegnung Bunting-Wright, auch da befand sich das englische Publikum auf Seiten des schottischen Spielers. Ergo: Wie Peter Wright erfreut sich auch Gary Anderson höchster Beliebtheit, egal wo er auftritt. Humphries grätschte also wieder dazwischen, ging abermals mit zwei Legs in Führung, 13:11. „The Flying Scotsman“ wusste, was er seinen Fans und in erster Linie sich selbst schuldig war, verkürzte erneut auf 12:13. Leg 26: der Pulsschlag aller Unbeteiligten drohte bereits aus dem Handgelenk zu springen, Gary erneut mit Exhibition-würdiger Triple-17, Tops-Tops und die 131 ward gescheckt. Ausgleich 13:13.
Wen es da noch auf dem Stuhl hielt, hatte das falsche Programm eingeschaltet. Denn Gary Anderson riss die Menge schier vom Hocker, indem er in Leg 27 gar nochmal in Führung ging. Nachdem er 9:12 hinten gelegen hatte, schien er geschlagen, belehrte jedoch alle eines Besseren. 14:13 für den „Flying Scotsman“. Aber Luke Humphries hatte im Vorfeld angekündigt, dass er reif sei, für einen weiteren Major-Titel in diesem Jahr. Von dieser Prognose wollte er jetzt nicht so einfach wieder ablassen. Folgerichtig holte er sich wieder den Ausgleich, 14:14. Und mit dieser entschiedenen Konsequenz marschierte er auch weiter zur 15:14 Führung. In Durchgang Dreißig benötigte Humphries zwar drei Matchdarts, doch dann war das Leg und damit auch das Match eingetütet. Ein Duell, das in Punkto Spannung und Aufregung der ersten Partie des Abends nicht nachstand, endete mit dem 16:14-Triumph von Luke Humphries über Gary Anderson. Diesmal hatte der Routinier den Kürzeren gezogen, doch hörte man im Anschluss, welch aufgeräumte und differenzierte Überlegungen der Engländer bereits hinsichtlich seines Spiels, seiner Person und seinen Eigenheiten angestellt hatte, so wähnte man auch hier einen lebenserfahrenen und auf jeden Fall ungemein gereiften Profi vor sich.
Heute Abend durften wir in zwei Herzschlag-Partien insgesamt 61 von 62 möglichen Legs durchleben. Hoffen wir, dass sich der Puls bis morgen Abend besänftigen lässt, denn dann geht es weiter mit der zweiten Runde der Viertelfinalduelle. Stay bright, nice flight!