Grand Slam of Darts – die letzten vier Entscheidungen im Achtelfinale standen an, mit dem niederländischen Phänomen der Doppel-Aversion, einem glänzenden US-Boy und einer weiteren Weltklasse-Partie

Der erste Teil der Achtfinalrunde hatte einige Ergebnisse zutage gefördert, die im Vorfeld wohl nicht jeder so auf dem Schirm hatte. Erinnerte man sich beispielsweise noch an die Montags-Gala von Krzysztof Ratajski, so hätte man nicht vermutet, dass sein gestriges Duell gegen Josh Rock, der sich offenbar am Mittwochabend schon für die nächste Runde warmgespielt hat, so einseitig ausfallen würde. Betrachtete man die jüngsten Performances von James Wade konnte man hingegen gar nicht überrascht sein, dass er sein Viertelfinalticket zog. Wobei er gestern mit Chris Dobey ja durchaus einen Gegner vor der Brust hatte, der seinerseits aktuell mit überzeugenden Leistungen aufwarten kann, somit war das zumindest vom Spielverlauf her eindeutige Ergebnis auch nicht wirklich vorhersagbar. Und alles andere als vorauszusehen war das Ausscheiden des bis dahin übermächtig auftretenden Gerwyn Price. Und auch gestern kam man kaum dazu, den aus dem Erstaunen heraus geöffneten Mund wieder zu schließen, als der „Iceman“ ein ums andere Mal Parade-Darts ans Board donnerte. Doch sein Gegner war halt ein hochmotivierter Gary Anderson, und der „Scotsman“ befand sich, gerade in dieser Session bestens gelaunt, mal wieder auf Höhenflug. Mit noch getoppter Treffsicherheit, vor allem auf die Doppel, hatte er seinen walisischen Kontrahenten zu jedem Zeitpunkt des Matches geschmeidig unter Kontrolle. Die letzte Partie des gestrigen Abends brachte dann das Ergebnis, das möglicherweise noch am ehesten absehbar war. Nicht etwa, weil der 9-Darter-Held, Ryan Searle generell weniger Wurf-Vermögen zur Verfügung hätte, sondern vielmehr, weil es derzeit einfach äußerst schwierig ist, „Cool Hand“, Luke Humphries in seinem Flow zu stoppen.

Die zweiten vier Partien standen an, wieder im Best-of-19-Legs Modus ging es weiter mit den nächsten Entscheidungen, wer ins Viertelfinale einziehen durfte. Den Anfang machten Stowe Buntz, der eigentliche Überraschungsmann der ersten Runde, gegen „Goldfinger“ Andrew Gilding. Der US-Amerikaner musste sich zu Beginn des Turniers auf dem Heimat-Kontinent des Darts erst einmal vorstellen, doch so wie er sich einführte, hatte er bereits vom Start weg einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Andrew Gilding hingegen groovte sich gewohnt gelassen von Spiel zu Spiel und so durfte man auch im Achtelfinale wieder eine absolut unaufgeregte Vorstellung erwarten.

Von der nordamerikanischen Steel-Darts-Tour kommend, hatte sich „Buntzy“ für dieses Turnier qualifiziert, und man war gespannt, wie er mit der in dieser Runde deutlich verlängerten Leg-Distanz zurechtkommen würde. Die ersten drei Durchgänge waren schon mal kein Problem für Stowe Buntz 3:0. Im vierten Leg die erste 180 von Andrew Gilding, der Daumen ging zufrieden nach oben. Noch zufriedener wäre „Goldfinger“ gewesen, wenn er auch das Leg ausgecheckt hätte, doch fünf Leg-Darts landeten irgendwo weit entfernt, nur nicht im Ziel. Und während Gilding versuchte, die Zehn zu löschen, arbeitete Buntz sukzessive und unter anderem mit großartigem Set-up-Shot (122) die 205 herunter, die 83 ward dann mit zwei Darts in der Hand (T17, D16) weggeputzt. Mit fast schon entschuldigender Geste zog der Mann aus Portsmouth, Virginia, seine Pfeile aus dem Board. 4:0. Den fünften Durchgang begannen beide mit der 180, gefolgt von der 140. Doch „Buntzy“ warf (oder wie die Amerikaner sagen: „schoß“) auch noch die 149 hinterher, und so war letztendlich auch die 32 kein größeres Problem mehr, und es hieß: 5:0.

Inzwischen schon keine Sensation mehr

Nach der ersten Pause Anwurf Andrew Gilding, es war fast schon absolute Pflicht, die er erfüllte und so stand es 1:5. Im siebten Durchgang hatte der Engländer gar die Chance, seinen Gegner zu breaken, ließ diese Möglichkeit aber aus. Stowe Buntz, der in diesem Turnier bislang mit drei Pfeilen aufs Doppel in der Hand höchstens zwei ausgelassen hatte, hielt diese einmal gesetzte Marke aufrecht, der erste Dart saß: 6:1. Auch im achten Leg hielt Andrew Gilding pflichtbewusst (mit 100, 100, 140, 80) seinen Anwurf. 2:6. Ab dem neunten Durchgang kam auch der bis dahin ungebremste Flow des nordamerikanischen Profis ins Stocken. Für die 20 brauchte er ungelogen neun Leg-Darts, Überwerfen im Paketpreis enthalten (nie kam ein Bullseye-Treffer zu unwillkommenerem Zeitpunkt). Da Andrew Gilding aber noch elendig weit entfernt war, nutzten auch geborgte Sieben-Meilen-Stiefel nichts, um rechtzeitig heranzukommen, „Buntzy“ checkte doch noch rechtzeitig und es stand 7:2. Kurz vor der zweiten Pause dann ein ganz wichtiges Leg für „Goldfinger“, mit High-Finish, 110 (20, T18, D18) sprang er ins Rettungsboot zum 3:7.

Elftes Leg, und Stowe Buntz fand wieder etwas mehr zu seiner bewährten Treffsicherheit zurück. Und obwohl Gilding einen Break-Dart in Händen hatte, holte sich „Buntzy“ das 8:3. Nachdem es beide Spieler im zwölften Leg mit Double-Trouble zu tun bekamen, fand der Engländer doch noch mal einen Strohhalm, an dem er sich festklammern konnte, 4:8. Drama im dreizehnten Durchgang: „Goldfinger“ verpasste vier Leg-Darts, ließ somit seinem Kontrahenten fünf Würfe Zeit, die 40 zu löschen. 9:4. Vierzehntes Leg: Andrew Gilding startete mit fünf perfekten Darts, und auch wenn er doch noch drei Leg-Darts benötigte, um die 32 auszuradieren, war ihm das 5:9 nicht mehr zu nehmen. Leise munkelte man schon vom Beginn eines entspannt eingegroovten Comebacks, doch die Stimmen verstummten, als Stowe Buntz in Leg Fünfzehn seinen ersten Machtdart in Händen hielt. Der saß und es hieß: 10:5 für den US-Amerikaner.

Mag der jüngste Sieg gegen Peter Wright noch als Sensation gehandelt worden sein, der heutige Erfolg war es längst nicht mehr. Im Siegerinterview gefragt, wie er es geschafft habe, bei diesem renommierten Turnier das Viertelfinale erreicht zu haben, lautete seine Antwort: “I`m lucky”. Na ja, etwas mehr als „Glück“ war das schon! Und zum wiederholten Male darauf angesprochen, warum er sich denn nächstes Jahr nicht um eine Tour-Card bemühen wolle, stellte er in Aussicht, dies eventuell in ein paar Jahren anstreben zu wollen, wenn die Kinder aus dem Gröbsten raus seien, denn die College-Gebühren wollten ja auch erst mal bezahlt sein. Auf jeden Fall freute sich nicht nur seine zu Tränen gerührte Ehefrau über das Weiterkommen und so entließ die Moderatorin den erleichterten Sieger ins Viertelfinale. Allerspätestens in diesem Moment, wusste man, woher der Mann kam: „Thank you, Ma`am”

Im zweiten Match des Abends: Danny Noppert gegen Stephen Bunting

Man muss es einfach nochmal betonen: Stephen Bunting, dessen Endspiel im Duell mit Peter Wright massiv von den Pfiffen des Publikums beeinträchtigt worden war, hatte gezeigt, wie man danach menschlich reagieren und dabei trotzdem äußerst professionell bleiben kann. Ein echtes Vorbild eben. Der Engländer, der früher in Anspielung auf seine äußerliche Ähnlichkeit mit der Zeichentrickfigur „Peter Griffin“ aus „Family Guy“ zu „Surfin’ Bird“, dem Lieblingssong des Cartoon-Charakters einlief, hat zwischenzeitlich seine Walk-on-Musik gewechselt, mittlerweile tritt er zu „Titanium“ (von David Guetta, featuring Sia) auf. Tja, und wenn man schon mit metallischen Elementen im Titel aufläuft, dann darf man auch nicht mit 12g Steel auf die Bühne gehen. Da Titan aber immer noch zu den Leichtmetallen zählt, hat Stephen Bunting sein Darts-Gewicht gerade mal um 6g auf 18g erhöht. Nur zur Erinnerung, Ryan Searles Darts wiegen 34 Gramm! Nein, nicht drei alle zusammen – pro Pfeil. Doch genau diese 6 Gramm scheinen bei Stephen Bunting den Unterschied zu machen, denn er betont immer wieder, dass er seither die Darts seines Lebens spielt. Ihm gegenüber, Danny Noppert, der die Darts seines Lebens seit seinem Erfolg bei den UK Open spielt und zwar in kontinuierlich begeisternder Beständigkeit. Der Niederländer, Marke „introvertiert“, gewinnt seine Matches ebenso überzeugend wie unauffällig und die Art und Weise, wie er Gerwyn Price im Viertelfinale der European Championship noch abgefangen hat, wird wohl auch noch lange Zeit in Erinnerung haften.

Wer weniger schlecht checkt, gewinnt das Spiel

Das Ausbullen hatte Bunting für sich entschieden, holte im erstem Leg auch seinen Anwurf. 1:0. Trotz wankelmütigen Pfeilen aufs Doppel bei „The Freeze“, der Ausgleich 1:1. Das dritte Leg wieder ein souveränes für den Engländer, 2:1. Danny Noppert, dem ich – und, bitte wohlgemerkt, nur ich – den Nickname „Vincent“ gegeben habe … Nein, nein, nein, das hat nichts mit dem Kollegen van der Voort zu tun. Sprachen wir gerade noch von der äußerlichen Ähnlichkeit Buntings mit „Peter Griffin“, so kommt mir persönlich immer „Van Gogh“ in den Sinn, wenn ich Danny Noppert betrachte. Eine gewisse optische Ähnlichkeit ist doch da, oder? Und genau, wie der niederländische Meister grandiose Wandgemälde kreiert hat, drapiert auch Noppert die Pfeile immer wieder höchst kunstvoll auf der gedachten Leinwand des Dartboards. Wie er allerdings am heutigen Tag die Checkout-Pfeile am Ziel vorbeistreute, das hätte man allenfalls für „Malen nach Zahlen“ verwenden können. Das niederländische Elend begann im dritten Leg. Auch Bunting in diesem Durchgang alles andere alles treffsicher aufs Doppel, trotzdem nahm er das Präsent seines Gegners irgendwann dankbar an – der hatte aber auch mehrere Geschenkschleifen drumherum gebunden. Break zum 3:1 für „The Bullet“. Auch im fünften Leg brauchte Stephen Bunting wieder fünf Leg-Darts, Noppert noch weit hintendran, verabschiedete seinen Kontrahenten mit einem 1:4 Rückstand in die Pause.

Sechster Durchgang: Stephen Bunting begann mit sieben perfekten Darts! … Doch „The Freeze“ holte das Leg. Unaufgeregter 12-Darter, High-Finish 136 (T20, T20, D8), und Noppert verkürzte auf 2:4. Da hatte man kurzzeitig die Hoffnung, der echte „Freeze“ sei nun aufgetaucht. Doch bereits im siebten Leg erneuter Double-Trouble für den Niederländer, der zwar weiterhin keinerlei Beunruhigung erkennen ließ, doch die gleichbleibend ausdruckslose Gesichtsmiene ist jetzt nichts, was wir von Noppert nicht kennen würden. Neuerlich fünf Darts am Doppel vorbei waren einfach zu viele Fehlwürfe. Bei Bunting saß zumindest der vierte Pfeil im Ziel – 5:2. Aus Nopperts Sicht das identisch gleiche Trauerspiel in Leg Acht: Fünf verworfene Checkout-Darts. Auf der anderen Seite checkte „The Bullet“ 6:2. Im neunten Durchgang startete Bunting stark, lieferte aber nun seinerseits zu viele Würfe am Doppel vorbei, Danny Noppert brauchte diesmal „nur“ drei Pfeile für die 40 und verkürzte nochmals auf 3:6. Das zehnte Leg, und der Niederländer konnte sich immer noch nicht mit den Doppelfeldern anfreunden. 3:7 für Stephen Bunting.

Die zweite Pause, und alle Noppert-Fans entsannen sich dem Monster-Comeback ihres Helden bei der EM. So lebten die niederländischen Hoffnungen weiter. Doch schon der elfte Durchgang zeigte, dass „The Freeze“ heute einfach nicht ins Rollen kommen wollte, zumindest was das Rollen ins Doppelsegment anging. Auch Bunting verfügte heute über rein gar keine Souveränität beim Auschecken, doch er traf das Doppel halt dann doch immer noch einen Deut früher als sein Gegner. 8:3. Noppert offenbarte jetzt ein gelegentliches zynisches Lächeln, wenn er mal wieder am Checkout-Feld vorbeigeworfen hatte, für seine Verhältnisse schon fast ein Gefühlsausbruch und ein schlechtes Zeichen, was die eigene Zuversicht betraf. Dann sogar eine ironische Faust des Niederländers, um sich zu dem Leg zu gratulieren, das er mit „nur“ vier Anwürfen gewonnen hatte. 4:8. An ein Comeback mochte selbst er trotzdem nicht mehr glauben, zu groß war heute seine Animosität gegenüber den Doppel-Segmenten. Im dreizehnten Durchgang dann endlich mal wieder ein Leg-Gewinn für Stephen Bunting, ohne dass der Niederländer vorher einen Wurf (oder ein paar oder sehr viele Würfe) aufs Doppel gehabt hätte. 9:4. Und das vierzehnte Leg beendete „The Bullet“ dann gar noch in style: 180, 100, 100, 121 – der letzte Dart inmitten des Bullseye, besser kann man ein Match nicht beenden. Absolut gebrauchter Tag für Danny Noppert und Stephen Bunting im Viertelfinale.

Noch ein paar Bewerbungen fürs Phrasen-Schwein

Es folgte die Partie Michael van Gerwen gegen Damon Heta. Im Vorfeld auf seine bisherigen Leistungen angesprochen, erklärte der Superstar aus den Niederlanden: „I did, what I had to do“. So kann man es auch ausdrücken. Auf jeden Fall freute sich „MvG“ auf die Knock-out-Phase. Die beiden Akteure waren unter anderem dafür verantwortlich, dass keine Dame in dieser Runde teilnehmen durfte. Während van Gerwen in seinem Auftaktmatch Fallon Sherrock gebügelt hatte, musste Damon Heta im Streit um das Achtelfinalticket Beau Greaves niederringen, in einem Duell, das man für ihn fast schon verloren geglaubt hatte, denn die Engländerin wusste sich bei diesem Turnier unfassbar stark zu verkaufen.

Ohne größere Highlights zu setzen, holten sich beide in den ersten vier Durchgängen ihren Anwurf, 2:2. Im letzten Leg vor der ersten Pause dachte sich „Mighty Mike“ wohl: „höchste Zeit für ein Break“ und ging 3:2 in seine erste Führung des Abends. Nach der Pause die Bestätigung des Breaks, und es hieß 4:2 für den Niederländer. Bis zu diesem Zeitpunkt wirkte es so, als spule van Gerwen sein Pflichtprogramm ab, für den Australier schien es doch eher ein Kampf ums Weiterkommen zu sein. Und er kämpfte tapfer, erzielte das 3:4. Und der Fight von „The Heat“ ging weiter. Denn van Gerwen lag plötzlich wieder mal mit den Doppelfeldern im Clinch – anscheinend ein speziell niederländisches Phänomen an diesem Abend. Und während „Mighty Mike“ die 32 nicht ausmachen konnte, löschte Damon Heta die 112 (T20, 20, D16). Ausgleich 4:4. Und auch im neunten Leg rückte die 32 für van Gerwen in unerreichbare Ferne, während für den Australier die 92 kein Problem darstellte, 5:4. Double-Trouble für den Niederländer auch im zehnten Durchgang, Heta hingegen genoss seinen kleinen Lauf und ging mit einer 6:4 Führung in die zweite Pause.

Im elften Leg überwarf sich Damon Heta beim Versuch die 32 zu checken, aber selbst das konnte „MvG“ nicht nutzen, und die australische Kämpfernatur zog mit 7:4 davon. Leg zwölf, und endlich mal wieder ein Treffer von van Gerwen im Doppel: 5:7. Doch im dreizehnten Durchgang neuerlich zwei niederländische Darts am Checkout-Feld vorbei, und es stand 8:5 für Damon Heta. Ich hatte zwischenzeitlich aufgehört zu zählen, wie oft Michael van Gerwen mittlerweile seine Socken hochgezogen hatte. Im nächsten Durchgang schien der „Socken-Trick“ mal wieder Wirkung zu zeigen, denn „MvG“ fand den Weg ins Double-20 und verkürzte auf 6:8. Fünfzehntes Leg, und Damon Heta kam der Überraschung des Abends einen Schritt näher: 9:6. Sechszehnter Durchgang, und auch wenn der Gegner nurmehr ein Leg vom Sieg entfernt war, das Wort „Aufgeben“ ist in van Gerwens Wortschatz nicht vorhanden. 7:9. In Leg 17 der erste Matchdart für Damon Heta … and Michael van Gerwen can only blame himself. 10:7 für den Australier. Nicht der bis vor kurzem völlig unbekannte Stowe Buntz hatte mit seinem heutigen Sieg für die Überraschung gesorgt, diesen Job hatte Damon Heta übernommen.

Heta sah das Match im Anschluss ungeschönt genug, um zu erkennen, dass er heute einen schwächelnden Michael van Gerwen besiegt hatte, doch er wusste auch, dass es nicht genügt, wenn der Gegner die Doppel nicht trifft, er selbst musste das ganze trotzdem noch ausmachen. Und so freute sich „The Heat“ über seine heutige Leistung und möchte den Run natürlich noch so lange wie möglich weiterlaufen lassen.

Die letzte Entscheidung im Achtelfinale

Rückblickend auf die erste Runde zählte Nathan Aspinall sein Match gegen Beau Greaves zu den schwereren, hatte dann aber überzeugend gegen Damon Heta abgeliefert, am fragwürdigen Match gegen Ricardo Pietreczko konnte man keinen Leistungsmaßstab ansetzen. Rob Cross hatte sich in der Vorrunde nur van Gerwen geschlagen geben müssen. Nach der vorausgegangenen Partie ist zumindest eines schon Gewissheit: eine Wiederauflage dieses Duells ist im Viertelfinale ausgeschlossen.

In den ersten drei Durchgängen holte sich jeder seinen Anwurf, und da Rob Cross das Ausbullen gewonnen hatte, stand es 2:1 für ihn. Drittes Leg, „Voltage“ stand auf der 121, traf mit dem ersten Pfeil nur die einfache 2, dann nur die einfache 19, doch mit dem dritten Dart ins Triple-20 gelang ihm ein sehr durchdachter Set-up-Shot, denn Nathan Aspinall ruhte sich auf einer Bogey-Zahl, der 165, aus, das heißt er hatte keine Chance zum Auschecken. Cross führte seinen Plan zu Ende, Break zum 3:1. Dann das Break bestätigt und „Voltage“ ging mit einer 4:1 Führung in die Pause.

Doch „The Asp“, ebenfalls ein versierter Comeback-Player, kam mit frischer Energie aus der Pause zurück, startete mit der 180 in den fünften Durchgang, und rasch war besagtes Leg auch ausgemacht, Aspinall verkürzte auf 2:4. Aber Rob Cross schien heute kaum irgendetwas auslassen zu wollen, das 5:2 fast schon eine Selbstverständlichkeit für den bestens aufgelegten „Voltage“. Achtes Leg: Rob Cross hatte die 144 vor Augen, traf die Triple-18 und nochmal die Triple-18. Selbst Nathan Aspinall schien sich damit abgefunden zu haben, dass sein Kontrahent – am heutigen Tag schier alles treffend – auch die Double-18 wegpustet. Cross, der bei diesem Turnier seine lockere Ungezwungenheit, die ihn einst bis zum Weltmeistertitel begleitet hatte, ostentativ zurückgewonnen zu haben scheint, sammelte sich mit dem Bewusstsein des heute womöglich Unschlagbaren …, traf trotzdem nur die einfache 18. „The Asp“ konnte sein Glück, in diesem Leg nochmal dranzukommen, kaum fassen, fand dennoch rechtzeitig in die nötige Konzentration und verkürzte auf 3:5. Im neunten Durchgang machte Cross den vorher ausgelassenen Leg-Dart umgehend wieder gut, 6:3. Zehntes Leg: Erneut ließ der Weltmeister von 2018 die Double-18 aus, erneut ließ Nathan Aspinall exakt diese Gelegenheit nicht liegen, verkürzte auf 4:6.

Bisher mit einem Weltmeisterstern dekoriert, zeigt „Voltage“ Darts vom anderen Stern

Doch Rob Cross, der heute Abend schon viel Hochklassiges präsentiert, aber noch längst nicht alles gezeigt hatte, legte gar nochmals eine Schippe drauf: 7:4. „The Asp“ erinnerte sich seiner Comeback-Qualitäten, und so gelang es ihm, ebenfalls einen Gang hochzuschalten, der Anschluss zum 5:7. Dank eines extremen Willens und Kampfgeistes des amtierenden World Matchplay-Siegers. Auch Cross, bei dem man immer das Gefühl hat, dass ihm die zur Verfügung gestellten Wasserflaschen nicht reichen werden – der Griff zur Flasche nach jeder einzelnen Aufnahme – feuerte weiter ab, was ging, mitunter traf er auch, was eigentlich nicht ging. 8:5. Aspinall hielt mit, 6:8. Da beide zu diesem Zeitpunkt etwa gleich hochklassig stark agierten, war es nur natürlich, dass es im Wechselschritt weiterlief. Die 9:6-Führung für Rob Cross und „High Noon“ für Nathan Aspinall. Leg Sechszehn begann „The Asp“ mit sechs perfekten Darts, doch auch wenn der siebte zwischendurch mal das Triple-Feld verfehlte, war es doch weit wichtiger, dass Aspinall das Leg gewann. Und das tat er mit einem respektablen 10-Darter. 7:9. Im siebzehnten Leg, trotz zwei Fehlwürfen aufs Doppel, mit einer weiteren Aufnahme doch noch das Break für Nathan Aspinall, 8:9. Sollte er seinen Anwurf im nächsten Leg durchbringen, hätten wir die Verlängerung, d.h. den Decider. Doch Aspinall startete denkbar schlecht ins achtzehnte Leg. Der erste Pfeil in der einfachen 1, zweimal die einfache 20 machten das Bild auch nicht gefälliger. Cross startete hingegen denkbar stark mit seiner sechsten 180 und als er seinen ersten Matchdart auf die Double-18 hatte, ließ er sich nicht lange bitten. 10:8, und Rob Cross stand im Viertelfinale. Beide mit über 103 im Average, Aspinall hatte zudem die überragende Checkout-Quote von 50%. Allerdings wusste Rob Cross diese geniale Prozentzahl noch zu toppen: er spielte mega-überragende 61,54% aufs Doppel. Bezeichnenderweise hatte „Voltage“ heute kein einziges High-Finish im Angebot – aber wer braucht schon Sonderangebote, wenn man so ein erstklassiges Match erleben darf.

„Cheers“ für einen würdigen Abschluss des zweiten Achtelfinaltags, und da nicht nur sämtliche Ziellinien der zweiten Runde, sondern auch die Mitternachtslinie bereits überschritten war, kann man sagen: bereits heute Abend geht es mit den ersten beiden Partien des Viertelfinales weiter. Stay bright, nice flight!

Grand Slam of Darts


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