Grand Slam of Darts – die Anzahl der Matchdarts bestimmte die erste Hälfte der Achtelfinalpartien

Erste Session der Achtelfinals, bei der es für uns Deutsche gar nicht so leicht war, zur Tagesordnung zurückzukehren, denn die Gruppenphase war gestern mit einem ebenso sportlich brillanten wie verhaltenstechnisch denkwürdigen Dartsabend zu Ende gegangen. Ausgerechnet Ricardo Pietreczko lieferte den ausschlaggebenden Wermutstropfen, weniger durch seinen Sieg als durch sein vehement fragwürdiges Auftreten, womit er sich in die Negativschlagzeilen katapultierte. Es hagelte heftige Kritik von allen Seiten, reichlich kritische Stimmen, auch die PDC war not amused, und selbst die Fans fragten sich nach Ricardos bockigem Auftritt, ob er Ende Oktober tatsächlich 29 oder erst 5 Jahre alt geworden war. Dass er den Umständen geschuldet am ersten Abend einer gewissen Überforderung unterlag, konnte man irgendwann auch nicht mehr als Entschuldigung gelten lassen, denn selbst nachdem er eine Nacht darüber geschlafen hatte, lieferte er mit seiner Haltung das nächste Fiasko. Im Nachgang sorgte Ricardo zudem mit einem abstrusen Rechtfertigungsversuch dafür, dass man das Ganze auch beim besten Willen nicht mehr der Hitze des Gefechts zuordnen konnte. Denn unglücklicherweise packte er auch mit dem nötigen Abstand durch sein uneinsichtiges Beharren auf fadenscheinigem Standpunkt noch ein Pfund obendrauf. Die Aussage, er „wollte ein Statement setzen“, konnte man nur damit beantworten, dass ein professionellerer Umgang mit der Situation ein weitaus besseres Statement gewesen wäre. Selbst wenn ich verstehe, was er eigentlich zum Ausdruck bringen wollte, ist es ausgesprochen naiv, anzunehmen, man könne die Welt respektive deren Fairplay-Gedanken im Alleingang retten. Überhaupt nicht fair ist unbestreitbar leider auch, dass Pietreczkos unnötige Provokation nicht nur die gesamte Dartsgemeinde, sondern auch den Gegner, Nathan Aspinall, sichtbar irritiert und dessen Leistung mutmaßlich eingeschränkt hatte. Sein drastisches Fehlverhalten hat den Deutschen, der erst vor kurzem mit seinem Sieg in Hildesheim die Dartswelt noch in einen enthusiastischen Rausch versetzt hatte, unzählige Sympathien gekostet. Denkt man daran zurück, dass Gerwyn Price Jahre brauchte und vor allem auch, welch konstante Weltklasse-Performances inklusive Weltmeistertitel (mit Applaus aus der Konservendose) notwendig waren, um das Publikum, das gar nicht zimperlich mit ihm umgegangen war, von sich zu überzeugen und somit wieder in gewogenere Bahnen zu lenken, so muss man mit einigen Bedenken in die nahe Zukunft blicken.

Nichtsdestotrotz sah man in freudiger Erwartung den heutigen Partien der Achtelfinals entgegen. Da wir mittlerweile in der zweiten Runde angekommen waren, wurden gleich mal maximal zehn Legs draufgestapelt, d.h. in dieser Session galt der Best-of-19-Legs-Modus, somit musste man bereits zehn Durchgänge erfolgreich absolvieren, um weiterhin im Turnier verbleiben zu dürfen. Am heutigen Spieltag war eine gesammelte Elite von Schnell-Werfern am Start, man konnte sich also trotz doppelt so langer Distanz auf einen etwas kürzeren Abend einstellen. Beginnend mit Josh Rock und Krzysztof Ratajski, dem Spieler, der von Anbeginn die Gruppe B angeführt hatte, gegen den Akteur, der gemeinsam mit dem Kollegen Wade den Titelverteidiger, Michael Smith, aus dem Turnier gekegelt hatte. Seit dieser Runde durften die Protagonisten auch wieder mit ihrer eigenen Walk-on-Hymne auflaufen, auch ein Kriterium, das etliche beim Auftritt zusätzlich motivierte.

„Game on“ und das Achtelfinale startete in die erste Runde

Anders als „Rockys“ letzter Gegner Berry van Peer, ist „The Polish Eagle“ zumindest am Oche für keinen Spaß zu haben, so dass wir auch vom Nordiren heute wieder die bewährte Ernsthaftigkeit zu erwarten hatten. Josh Rock erwischte den besseren Start. Mit der ersten 180 des Matches holte er sich auch das erste Break, 1:0. Im zweiten Durchgang verpasste Ratajski die Chance zum Re-Break und „Rocky“ ging 2:0 in Führung. Ähnlich fahrlässig agierte der Pole im dritten Leg. O.k., es war die Double-20, zugegeben absolut nicht sein Lieblings-Checkoutfeld, trotzdem sollten einem Spieler seiner Güteklasse drei Darts genügen, auch das ungeliebte D20-Segment zu treffen. Ratajski ließ liegen, nächstes Break, 3:0 für Josh Rock. Die erste 180 vom „Polish Eagle“ in jenem dritten Durchgang machten den Legverlust auch nicht besser. Viertes Leg, reine Formsache für den Nordiren, 4:0. Durchgang Fünf begann Krzysztof Ratajski mit seiner zweiten 180. Diesmal schaffte er es zum Ende des Legs, nicht auf der ungeliebten 40, sondern auf der 32 zu landen und begab sich mit seinem Lieblings-Checkout, der Double-16 nun ebenfalls auf die Anzeigengrafik: 1:4.

Auch im Leg nach der Pause wanderte Ratajski zielgerichteter auf die Double-16 zu, folgerichtig das 2:5, und es war ein Break. Aber bereits im nächsten Durchgang kassierte der Mann aus Warschau schon wieder das Re-Break, weil er seinen einzigen Leg-Dart ausließ, und das obwohl auch „Rocky“ vier Leg-Darts verhökert hatte. 6:2 für den Nachwuchsstar. Im neunten Leg nutzte Krzysztof Ratajski dann endlich mal seine erste Chance aufs Doppel, mehr Möglichkeiten hätte er vielleicht auch gar nicht bekommen, 3:6. Das letzte Leg vor der nächsten Pause war wichtig, denn ob es 4:6 oder 3:7 stehen würde, machte einen wesentlichen Unterschied. Und dann stand es 3:7, obwohl Josh Rock abermals eine komplette Aufnahme, das heißt drei Pfeile irgendwo in die Stratosphäre, aber nicht in die angepeilten Kreissegmente feuerte. „The Polish Eagle“ stand zwischenzeitlich auf der 113, da saß der vierte Leg-Dart von „Rocky“ in Ratajskis favorisierter Double-16. Und auch im elften Leg kam ein sehr guter Set-up-Shot (134) vom Polen zu spät, denn Rock checkte zum 8:3.

Der Adler vor dem Absturz?

Durchgang Zwölf, beide Spieler hatten einmal mehr das Triple-20 Segment aufgepumpt. Josh Rock ließ das Shanghai-Finish aus, Krzysztof Ratajski stand auf der Double-16 – folgerichtig das 4:8. Heute mit einer extra Menge Konzentration unterwegs (vermutlich hatte er die Portion „Fokus“, die er im Spiel gegen van Peer ausgelassen hatte, an diesem Abend einfach mit draufgepackt), löschte Josh Rock im dreizehnten Durchgang die 93 und zwar mit 19, Double-19 und Double-18. Nächstes Break und es stand 9:4. Leg 14: Als Josh Rock auf der 16 eintraf, versuchte Ratajski noch die 301 abzubauen. Das gelang ihm dann doch recht zügig, und während der Nordire sechs Matchdarts am Ziel vorbeipfefferte, kam „The Polish Eagle“ nochmal auf 5:9 heran. Leg 15: Diesmal war es „Rocky“, der sich noch auf der 213 befand, als Ratajski auf der 40 ankam. Jeder drei Legs später: Krzysztof Ratajski immer noch auf der 40, Rock inzwischen auf der 114 und am Zuge. Schon standen sie beide auf der 40. Und wieder bewies Ratajski seine Aversion gegen die Double-20. Sieben Würfe, um das Doppelfeld auszumachen, das von so vielen anderen präferiert wird, doch sieben Darts waren offenbar nicht genug. Währenddessen warf Josh Rock seinerseits drei weitere Matchdarts am Ziel vorbei. Dann der zehnte Matchdart(!) und der traf ins angepeilte Ziel. 10:5 für den Nordiren, einer der schnelleren Werfer des Circus, und auch im Siegerinterview hat man immer das Gefühl, als wenn der junge Mann auf den Zug müsste. Er betonte, dass er sehr wohl nervös war, besonders bei den zahlreichen Matchdarts, zeigte sich aber ansonsten glücklich und zufrieden. Kann er auch sein, denn er hat das Viertelfinale erreicht.

Es folgte das zweite Spiel des Mittwochabends, James Wade und Chris Dobey betraten beide guter Dinge die Bühne.

„Ich bin James Wade, ich mache Dinge, die James Wade macht.“

Dieser Ausspruch, den der Engländer tätigte, nachdem er gefragt wurde, wie schwer es war, den Titelverteidiger und amtierenden Weltmeister, Michael Smith, auf die Heimreise zu schicken, wird wohl in die Darts-Annalen eingehen, ein Anwärter für das Phrasenschwein ist es allemal schon. Chris Dobey, der die Gruppe B hinter Josh Rock beendet hatte, war in diesem Turnier bislang für alles zu haben: unglaubliche Gala-Treffer und abgrundtiefschlechte Fehlwürfe. Im Großen und Ganzen überwog jedoch die herausragende Seite, und so war seine Teilnahme am heutigen Abend mehr als verdient.

Dobey startete mit der 177, doch „The Machine“ machte auch heute wieder, was eine Dartsmaschine macht und holte sich das Break. Wade, ein Großmeister der Double-20 und vor allem auch der Double-10, kann eben auch die anderen Doppelfelder exzellent – und mit der Double-16 bestätigte er das Break, ging mit 2:0 in Führung. „Hollywood“ seit seinem Masters-Triumpf in der Gruppe der Topspieler endgültig angekommen, ergatterte sich das erste High-Finish der Partie, 106 (T20, 14, D16) und verkürzte auf 1:2. Und weil das erste High-Finish so gut ankam, lieferte Dobey auch gleich das nächste hinterher. Die 110 (20, T18, D18) ward gelöscht, 2:2. Einmal in Fahrt gekommen nahm sich Chris Dobey auch noch das fünfte Leg und ging nun seinerseits in Führung. 3:2. Doch auch James Wade kann High-Finish: die 103 (20, T17, D16) weggeputzt, und es stand 3:3. Und den identischen Ausgang nahm „The Maschine“ im siebten Leg: abermals löschte er die 103 mit 20, Triple-17 und Double-16. In diesem Durchgang auch die erste 180 von Wade, die er nicht allzu häufig wirft, aber wenn, dann mit optimalem Timing.

Der eine möchte den „Big Fish“, der andere nur das Leg

Im achten Leg dann die Möglichkeit für „Hollywood“ den „Big Fish“ zu ziehen. Doch während er statt dem Bullseye nur die einfache 19 traf, nutzte Wade die Möglichkeit, seinem Gegner die Leg-Tür vor der Nase zuzuknallen. „The Machine“ hatte zuvor beim Versuch, die 161 zu checken, zwar seinerseits das Bullseye mit dem dritten Dart getroffen, doch der erste Pfeil jener Aufnahme war nur in der einfachen 20 gelandet, daher Rest 31, die er aber mit den nächsten drei Darts herausnahm. Wie gesagt, dies im selben Durchgang, in dem Dobey nur knapp am „Big Fish“ gescheitert war, dann aber keine Möglichkeit mehr hatte, das Leg auszuchecken. 5:3 für Wade. Aber Chris Dobey wäre nicht Chris Dobey, wenn er einfach den Kopf in den Sand stecken würde. Ohne sich auch nur im geringsten von den drei aufeinanderfolgenden Leg-Verlusten aus der Konzentration bringen zu lassen, blieb er dran, verkürzte auf 4:5. Im letzten Durchgang vor der nächsten Pause die nächste 180 für „Hollywood“, doch das Leg ging wiederum an James Wade. 6:4.

Genau andersherum verhielt es sich in Leg Elf: 180 für James Wade, doch Dobey holte sich das Leg. Und zwar mit einem beeindruckenden High-Finish. Die 133 löschte er mit Triple-19, Double-19, Double-19 zum 5:6. Doch „The Machine“ packte seine nächste 3er-Serie aus, gewann Leg Zwölf bis Vierzehn. 9:5. Dann erinnerte sich Dobey an die Funktion des Spielverderbers, grätschte abermals dazwischen, holte sich seinerseits die nächsten drei Durchgänge, und auf einmal stand es 8:9. Sollte es hier nochmal spannend werden? Dabei hatte James Wade doch schon fast wie der sichere Sieger ausgesehen? Leg 18 und ein weiteres Matchdart-Drama stand an. Währenddessen hatte auch „Hollywood“ alle Chancen, den Decider zu erzwingen und das Match in die Verlängerung zu führen. Doch drei Breakdarts fanden nicht ins Ziel. Kurzer Blick, wie es dazu gekommen war. James Wade bereits auf der 41 angekommen, da stand Dobey noch auf der 366. Beide eine Aufnahme später: Wade hatte gerade mal einen Punkt gelöscht, stand nun auf der 40, Chris Dobey mittlerweile auf der 306. „Hollywood“ arbeitete sich nun sukzessive herunter, während James Wade, (ähnlich wie vorher Josh Rock), neun(!) Matchdarts brauchte, um die 40 auszumachen. 10:8. Natürlich betonte „The Machine“ im anschließenden Interview, dass er (anders als Josh Rock) lange genug dabei sei, so dass ihn auch eine solche Situation kurz vor Matchende nicht mehr sonderlich nervös machen konnte, denn er musste niemandem mehr etwas beweisen. Es freute ihn, dass er sich mittlerweile wieder seiner besten Form angenähert hat, doch ein James Wade ist nicht angetreten, um einzelne Runden zu überstehen – er will ins Finale. Ein absolut berechtigtes Dafürhalten, keine Frage! Somit erleben wir ein Drittrunden-Match zwischen den beiden, die neun beziehungsweise zehn Matchdarts benötigten, um im Viertelfinale gegeneinander antreten zu können.

Wohin würde der „Flying Scotsman“ fliegen? Ins Viertelfinale oder ins Aus?

Weiter ging es mit Gerwyn Price gegen Gary Anderson, ein Duell, das nicht jeglicher Brisanz entbehrte. Hierfür begeben wir uns kurz auf Zeitreise, (am besten man summt dazu die „Raumschiff Enterprise“-Melodie): Wir schreiben das Jahr 2018 – und erinnern uns an eine sehr emotionale Auseinandersetzung beim Grand Slam-Finale besagten Zeitraums. Zwei Spieler, die heftig aneinander geraten, da wird sogar ein wenig geschubst und gestoßen, vor allem sind hitzige Debatten und auch eine ganze Menge Platzhirsch-Gehabe zu beobachten. Die beiden Protagonisten dieser verbalen Rangelei: Gary Anderson und Gerwyn Price, der im Anschluss an dieses Schauspiel seinen ersten Majortitel einheimsen konnte.

Gerwyn Price, die eigenwillige „Rampensau“ (sorry, das heißt so!) möchte laut eigener Aussage nur eins: Geld verdienen, um Immobilien zu kaufen, bauen und renovieren. (Man mag es ihm glauben oder nicht, ich persönlich denke, er sammelt schon auch ganz gerne sportliche Titel und Pokale). Gary Anderson, ein extrem authentischer Sportsmann, möchte auch nur eins: Darts spielen. Und das bitte ohne großes Tamtam, ohne rühriges Urwaldgeschrei, ohne überzogene Anfeuerungsemotionen und ohne taktisches Showgehabe. Man durfte gespannt sein, wie die zwei grundlegend verschiedenen Persönlichkeiten heute miteinander umgehen würden. Zumindest haben sie eines gemeinsam, sie sind beide echte Typen, und nachdem der „Iceman“ den Grand Slam, den er schon zweimal gewinnen konnte, als Lieblingsturnier deklariert hatte, hat nun auch Anderson dieses Event, das er noch nie holen konnte, neben der WM zu seinem favorisierten Turnier ernannt. Die beiden meinungsstarken Charaktere hatten bereits 24 Mal gegeneinander gespielt, der Schotte führte die Bilanz mit zwölf Siegen (wenn auch keiner bislang auf Major-Ebene stattgefunden hatte) an, Price folgte knapp dahinter mit elf Erfolgen, ein Unentschieden komplettierte den Vergleich. Die Ansage des „Iceman“ machte vor allem eines deutlich:

“This is my stage. Nobody comes close”

Die ersten beiden Legs teilten sie sich brüderlich. 1:1. Dann ein kurzer Sprint vom „Flying Scotsman“, mit Break und Bestätigung desselben und es stand 3:1. Im fünften Durchgang bewies der Waliser mal wieder, das seine Set-up-Shots stets zu den Durchdachtesten gehören. Mit der 105 stellte er sich die 97, die zu seinen leichtesten Übungen zu zählen scheint. Wie wichtig dem ehemaligen Rugby-Profi der Anschluss zum 2:3 war, war nicht nur zu sehen, sondern auch laut und deutlich zu hören. Doch den mittlerweile extra gereiften Gary Anderson konnte er damit nicht mehr aus der Reserve locken. Sowieso ging es nun in die Pause.

Im sechsten Durchgang das Break für den „Iceman“, 3:3, aber auch der Schotte kann Break, holte im siebten Leg zum Gegenschlag aus, und es stand 4:3. Im Gegensatz zu seinem Kontrahenten wusste Anderson auch, wie man ein eben geholtes Break bestätigt, 5:3. Price wollte die Majestätsbeleidigung der Führung mit zwei Legs Vorsprung nicht länger hinnehmen, verkürzte wieder auf 4:5. Doch Anderson wusste, wo es wirklich wehtat, und baute abermals aus. 6:4 und es ging in die nächste Pause. Im elften Durchgang legte Gary Anderson, der bis dahin einen Average von über 103 gespielt hatte, gar noch eine Schippe drauf. Break zum 7:4. Auch im zwölften Leg befeuerten beide das Triple-20-Segment, das nach diesem Spiel wohl verarztet werden müsste, Gerwyn Price mit einer 180, Gary Anderson mit derer zwei. Und auch der Wurf aufs falsche Doppel (er traf die Double-17 statt der Double-2) hielt den „Flying Scotsman“ nicht davon ab, mit 8:4 in Führung zu gehen. Sein Average in diesem Moment bei über 105. Doch der Waliser war noch lange nicht geschlagen, wehrte sich nach Kräften und tat das, was ein Gerwyn Price am besten tut: ins Board hämmern und raushauen, was nur geht. Die nächsten beiden Durchgänge waren leichte Beute für den „Iceman“. 6:8. Die Aufholjagd konnte weitergehen. Ein durchgehend hochklassiges Match mit zwei Protagonisten, die sich immer wieder zu steigern vermochten, obwohl sie von Beginn an auf dem absoluten Gipfel des Leitungsniveaus agierten. Beide hielten ihre Performance auf allerhöchstem Level, Keiner ließ auch nur einen Millimeter nach, im Gegenteil, es gelang ihnen stetig gar noch einen Gang höher zu schalten. Im fünfzehnten Leg abermals zwei 180er für Price, „nur“ eine für den Schotten, der sich offensichtlich für heute einiges vorgenommen hatte. Und nachdem der „Iceman“ bei seiner Aufholjagd dann doch mal zwei Leg-Darts ausließ, schnappte Anderson sofort zu, 9:6.

Leg 16: Doch ein Gerwyn Price ist erst dann geschlagen, wenn der letzte Dart des Gegners felsenfest im Ziel sitzt. Bei der nächsten Aufnahme des Schotten konnte genau dieses Szenario eintreten. Anders als seine beiden Vorgänger an diesem Abend, brauchte „The Flying Scotsman“ nur drei Matchdarts, und es stand 10:6 für Gary Anderson. „The Iceman“ ließ kurz das Haupt sinken, gratulierte aber seinem Gegner dann fair und anerkennend.

Mit einem Average von 103,54 über das gesamte Spiel hinweg, doch noch zu verlieren, ist auch ein Kunststück für sich. Wenn natürlich der Kontrahent geschmeidige 104,96 im Durchschnitt ans Board nagelt, was soll man da noch viel drüber sagen?! Nur der Blick auf die Checkout-Quote zeigt dann, warum es einen Sieger und einen Verlierer gab: Price mit 35,29%, Anderson konnte 45,45% im Doppel unterbringen. Der Zweitplatzierte aus der Gruppe C hatte dem Leader aus der Gruppe D, (also „D“ wie „Der Waliser“) dann doch noch das Fürchten gelehrt. „The Iceman“ musste nicht nur befürchten, aus seinem Lieblingsturnier rauszufliegen, für ihn war es furchtbar ernüchternde Realität geworden. Beide mit einer Machtdemonstration, aber es konnte nur einen Sieger geben, und der hieß Gary Anderson.

Ziemlich beste Freunde waren zum Abschluss an der Reihe

Die letzte Entscheidung dieses ersten Abends der Achtelfinalrunde machten Luke Humphries und Ryan Searle unter sich aus. Luke Humphries, weiterhin sowas wie der „Dartsmann der Stunde“ und Ryan Searle seit Montag sowas wie der „Perfekte-9-Pfeile-Held“ des Turniers. Luke Humphries meinte vor Spielbeginn: „Ich habe bisher ziemlich anständig gespielt, muss heute aber noch eine Schippe drauflegen, wenn ich Ryan schlagen will.“ O.k., wenn das bisher Gezeigte „ziemlich anständig“ war, war auch klar, dass der heutige Gegner sich warm anziehen musste, auch wenn der am Wochenende mit dem sechsten 9-Darter der Turniergeschichte glänzen konnte. Weiteres kleines Searle-Bonmot am Rande: „Heavy Metal“, der nicht nur außergewöhnlich schwere Darts spielt und einen richtig lauten Musikgeschmack hat, leidet unglücklicherweise auch unter einer Hornhautverkrümmung, d.h. er sieht mit dem rechten Auge weit schlechter als mit dem linken. Und so erzählte Ryan Searle, dass, weil er immer wieder mit dem Handicap dieses beschwerlichen Augen-Problems kämpft, ihm nur die Reaktion des Publikums bestätigte, dass er die Triple-19 getroffen hatte, wirklich gesehen hatte er es nicht.

Was wir heute Abend jedoch klar sehen konnten, war, wie Ryan Searle nach ausgeglichenem Matchstart seinem guten „mate“ Luke Humphries den Anwurf zum fünften Leg abnahm und sodann mit der 3:2-Führung in die erste Pause ging. In besagter Pause hat „Cool Hand“ Luke sein System vermutlich noch mal neu kalibriert, denn als er zurückkam, hatte er zumindest einen Gang höher geschaltet. Mit gesteigerter Treffsicherheit sackte er die nächsten beiden Durchgänge ein und es stand 4:3 für Humphries. Dann ein beachtlicher 12-Darter (140, 140, 135, 86) für Ryan Searle und der Ausgleich zum 4:4. Die beiden Buddys (korrekt eigentlich „Buddies“, aber das sieht hierzulande zu eigen aus) lieferten sich weiterhin ein Kopf-an-Kopf-Rennen, nicht auf allerhöchstem Niveau, wie das vorher Anderson und Price vollbracht hatten, aber dennoch mit solider Leistung. Humphries ließ heute ungewohnt viel aus, ging trotzdem wieder in Führung. Vor allem Dank seiner bestechenden Set-up-Shots konnte er sich beim Checkout einige Aufnahmen mehr leisten und so hieß es bald: 5:4, 6:4, 7:4 und 8:4.

Dann zauberte „Heavy Metal“ den nächsten starken 12-Darter (85, 121, 180, 115) aus dem Hut, und mit diesem Break verkürzte er nochmal auf 5:8. Auch Humphries tat wieder das, was er am besten tut: Legs gewinnen. Habe ich schon seine Set-up-Shots erwähnt?! Abermals eine 180. Es stand 9:5, und er brauchte nur noch ein Leg. Doch bei aller Freundschaft, zu leicht mochte es ihm Ryan Searle auch nicht machen, nächstes High-Finish, 112 (18, T18, D20) und es hieß 6:9. Auf der anderen Seite hatte sich „Cool Hand“ Luke der Tradition dieses Abends angepasst und bereits zwei Matchdarts vergeben. Leg 16: Searle vollzog mit seinen 34 Gramm schweren Darts ein weiteres Paradekunststück, die 94 ward mit 18, Double-19, Double-19 gelöscht. 7:9. Im siebzehnten Leg ließ „Heavy Metal“ dann wieder einiges liegen und brach damit seine vielversprechende Aufholjagd ab. Weil aber Luke Humphries mit der Tradition nicht brechen wollte, benötigte auch er vier weitere Matchdarts, bevor das Endresultat 10:7 feststand. Luke Humphries in der nächsten Runde.

Damit waren nicht nur Gruppe A und B durch, sondern auch alle Entscheidungen zwischen den Ex-Partizipanten der Gruppe C und D gefallen. Nach heute unumstößlich bereits im Viertelfinale: Josh Rock, James Wade, Gary Anderson und Luke Humphries. Wer würde dem Quartett morgen folgen? Stay bright, nice flight!

Grand Slam of Darts


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