Grand Slam of Darts – der Abend des zweiten Spieltags mit Duellen auf Augenhöhe, verbissenen Kämpfen und verpassten Chancen am laufenden Band

Auch der Abend des zweiten Spieltags durfte mit reichlich Spannung erwartet werden, weiterhin acht Spiele der Gruppenphase, erneut acht Paarungen, die es in sich hatten.

Den Anfang machten Dirk van Duijvenbode und Steve Lennon (Gruppe C). Es war noch bei weitem nicht der alte Dirk van Duijvenbode, den wir im Match gegen Gary Anderson erleben durften, aber gemessen an den bizarren Auftritten der jüngsten Vergangenheit, wirkte das gestern schon weitestgehend normal. Sein heutiger Gegner, Steve Lennon, der gestern mit zwei Leg-Erfolgen gegen Luke Humphries vollständig chancenlos war, während der Niederländer Gary Anderson bis zum Decider ein echtes Duell geliefert hatte.

Beide bislang mit Null Punkten auf dem Tabellenkonto, somit würde sich heute entscheiden, wer von ihnen noch seine Chance aufs Achtelfinale wahren könnte. Man darf nicht vergessen, dass der Niederländer grandios ins Jahr gestartet war, in den ersten Monaten gerade auf der European Tour die Dartszene fast dominierte. Natürlich spielen da verletzungsbedingte Einschränkungen eine wesentliche Rolle, aber dann muss man eben auch rechtzeitig auf die Bremspedale steigen, sich auch mal die entsprechende Auszeit gönnen, insbesondere wenn die WM ansteht, zu der man doch spätestens wieder regeneriert sein möchte. Zumindest begann van Duijvenbode heute schon mal mit Break. 1:0. Doch spätestens im zweiten Leg fiel auf, wie angespannt der Gesichtsausdruck, wie unharmonisch straff die Körperhaltung des „Titans“ rüberkam. Keinerlei Leichtigkeit des Seins in den Augen, nur die Verbissenheit des körperlich angeschlagenen Dartshelden. Und genau jenes zweite Leg sprach auch spielerisch Bände. Van Duijvenbode mit Rest 38. Nachdem bei der vorausgegangenen Aufnahme der letzte Pfeil im Außenbereich gelandet war, o.k., kann passieren, nun der neuerliche Versuch. Einfache 19, Triple-3, einfache 5. – ??? – Auf der anderen Seite hatte auch „Scuba Steve“ bereits vier Pfeile an der Doppel-16 vorbeigepfeffert, doch mit der nächsten Aufnahme saß Leg-Dart Nummer fünf dann eben doch. Ausgleich 1:1.

Wie Phönix aus der Asche

Der dritte Durchgang begann noch relativ harmlos, als der „Titan“ plötzlich wie aus dem Nichts oder besser wie Phönix aus der Asche die 139 (T20, T19, D11) löschte. Break zum 2:1. Leg vier eher wieder gediegenes Mittelmaß. Einmal mehr scheiterte van Duijvenbode an einer Zahl wie der 8, traf anstelle der Doppel-4 die einfache 13. Auch der Ire quälte sich mehr oder minder durchs Match, war in dieser Aufnahme aber zur Stelle und erkämpfte sich das Re-Break. 2:2. Dirk van Duijvenbode wusste dennoch, dass sein Gegner heute bezwingbar war, er musste nur genug Willenskraft in sein Spiel (oder in seinen Körper) hineinlegen. Mit äußerster Verbissenheit schritt er von Leg zu Leg. Und so checkte er im fünften Durchgang um ein Haar auch die 156. Zweimal die Triple-20, kein Problem. Nur die Doppel-18 wollte diesmal nicht klappen. Stattdessen die einfache 18. Auf der anderen Seite versuchte Steve Lennon, die 32 auszumachen, was ihm nicht gelingen wollte. Stattdessen nutzte der Niederländer die nächste Aufnahme, um die 18 doch noch auszuradieren. 3:2. Im nächsten Leg nächstes High-Finish des „Titans“. Nachdem er das ganze Spiel über eigentlich relativ unterirdisch schlecht gespielt hatte, packte er hier ein grandioses Checkout nach dem anderen aus. Und was für ein Hammer-Exit. Die 136 löschte er mit Triple-20, Double-19, Double-19. Da fällt mir spontan nur ein Wort ein: Wow! Und obwohl auch „Scuba Steve“ immer wieder bemerkenswerte Aufnahmen setzte, hielt van Duijvenbode mittlerweile jedes Mal die passende Antwort parat. Wiederum fehlten nur Millimeter, und beinah wäre ihm im abschließenden Durchgang noch das High-Finish von 167 gelungen. Statt im Bullseye landete der Dart im 25er-Segment. Aber kein wirkliches Problem für den Niederländer. Die 25 ward mit dem zweiten Matchdart ausgemacht. 5:2 für Dirk van Duijvenbode. Als er im Anschluss zum Freudentanz ansetzte, hielt man dennoch ein wenig die Luft an. Sachte, sachte, mein Lieber! Die 83,86 im Average (Lennon: 84,08) und die Checkout-Quote von 27,78 eigneten sich nicht unbedingt zum Angeben. Aber wenn der Gegner gerade mal mit 14,29% ins Doppel trifft, reicht es allemal.

„The Machine“ kommt nur langsam in Fahrt

Danach betraten James Wade und Nathan Girvan die Dartsbühne. Wade und Girvan zu diesem Zeitpunkt noch beide am Tabellenende der Gruppe A. James Wade konnte gestern seine hervorragenden Leistungen aus der EM noch nicht so ganz abrufen, wurde von Krzysztof Ratajski immer wieder in die Enge getrieben, und letztendlich entschied der Pole auch den Decider für sich. Nathan Girvan hingegen spielte erst angestrengt gegen den amtierenden Weltmeister, und irgendwann begab er sich in einen munteren „Fußball-Dialog“ mit dem Publikum, das kontinuierlich die Hymne ihres heimischen Vereins skandierte. An dieser musikalischen Auseinandersetzung fand der Schotte schließlich mehr Spaß als an der Partie gegen einen überlegen spielenden Michael Smith, und so konnte Nathan Girvan mit zwei Leg-Erfolgen eigentlich noch recht zufrieden nach Hause gehen.

Heute Abend wurde der Schotte mit keinerlei Fangesängen behelligt, und so genügte ihm eine mäßige Leistung in der Anfangsphase, um mit 2:0 die Führung zu übernehmen. Während man bei James Wade vor nicht allzu langer Zeit beobachten konnte, wie er sich verzweifelt die Augen rieb – das Wärmebalsam seines damaligen Kontrahenten Dirk van Duijvenbode hatte seine Augen zum Brennen gebracht, war es jüngst eine Fußverletzung, die ihn kurzfristig im Spiel behinderte. Tja, und heute waren es die Ohren, irgendwas störte ihn vehement, und er rieb sich immer wieder die Lauschlöffel. Und als er sich mit den Ohr-Irritationen wohl oder übel abgefunden hatte, begann er auch mit dem Spiel am Oche. Unspektakulär, aber extrem solide holte „The Machine“ ein Leg nach dem anderen, ließ den jungen Girvan gar nicht mehr ins Match rein und mit der für ihn typisch beharrlichen Konstanz arbeitete er fünf Leg-Gewinne am Stück ab. Nach 0:2-Rückstand hieß es am Ende 5:2 für James Wade.

Der Gelbe schlägt den Gelben

Auch das nächste Duell sah zwei Verlierer des ersten Abends auf dem Plan. Doch während Dave Chisnall und Stephen Bunting sich gestern eigentlich ein Match auf Augenhöhe geliefert hatte, fragte Peter Wright sich heute früh nach dem Aufwachen vermutlich als erstes, ob er den gestrigen Abend nur geträumt hatte. Der Blick auf die Tabelle in Gruppe E belehrte ihn aber wahrscheinlich umgehend eines Besseren, denn der amtierende Europameister lag abgeschlagen auf dem letzten Platz – das hatte er sich nicht so vorgestellt.

„Snakebite“ wusste, dass er sich heute Abend von seiner besten Seite präsentieren musste, um das Bild wieder gerade zu rücken. Doch auch „Chizzy“ war gestern unter Wert geschlagen. Dieses Jahr schon mit fünf Titeln auf der Tour ausgestattet, wollte der Engländer endlich auch mal in den Majors seine Topleistungen abrufen. Gleich im ersten Leg gelang es Peter Wright ein Ausrufezeichen zu setzen. High-Finish, 131 (T20, T13, D16). „Chizzy“ noch auf der 224, und es stand bereits 1:0 für den Schotten. Auch das zweite Leg eine souveräne Sache für Peter Wright, 2:0. Doch Chiznall war klar, dass er den zweifachen Weltmeister nicht zu weit entfleuchen lassen durfte, insbesondere bei dieser kurzen Distanz konnte das schnell verheerende Auswirkungen nach sich ziehen. Daher grätschte er eiligst dazwischen, Anschluss zum 1:2. Im vierten Durchgang hatte Dave Chisnall dann die große Chance, mit dem Break den Ausgleich zu erzwingen, doch die Doppel-20, die dem Engländer sonst eigentlich keinerlei Probleme bereitet, verweigerte ihm diesmal den Zutritt. Auch „Snakebite“ bat um Einlass ins Doppel-20-Segment, Erlaubnis erteilt – 3:1. Nun schien Peter Wright die Oberhand erlangt zu haben, doch trotz vier problemlosen dreistelligen Aufnahmen im fünften Durchgang, schaffte er es nicht, auch konsequent die 24 auszuchecken. Chisnall machte es besser, Dank ausgezeichnetem Set-up-Shot von 140 war die anschließende 20 dann kein Thema mehr, 2:3.

Im sechsten Durchgang glänzten beide mit starkem Scoring, aber der letzte Dart aufs Doppel machte „Snakebite“ wiederholt zu schaffen. Auch „Chizzy“ nicht mit absoluter Treffsicherheit, dennoch eine Spur eher im Ziel als der Gegner, was ihm den Ausgleich zum 3:3 ermöglichte. Im siebten Leg starteten beide mit der 180, auch die 140 wurde von beiden einmal bedient, aber es war der Engländer, der die ersten Würfe aufs Doppel erhielt. Und auch wenn er drei Leg-Darts benötigte, holte er sich dennoch diesen Durchgang und plötzlich stand es 4:3 für „Chizzy“. Hatte man Peter Wright kurz vorher noch auf der Siegerstraße gewähnt, war nun ein Erfolg des Mannes in Gelb durchaus im Bereich des Möglichen. Schließlich brauchte er nur noch das eine Leg. Apropos „Mann in Gelb“, auch der amtierende Europameister war heute im gelben Trikot angetreten, somit konnte man ihn eigentlich fast Team Chisnall zuordnen. O.k., es war ein ziemlich grelles Neon-Gelb. Und nachdem er immer wieder den Austausch seiner Pfeile anging, erzwang Wright auch noch den Ausgleich zum 4:4. Es ging über die volle Distanz. Einmal mehr bewies der Schotte, über welch exzellentes Timing er verfügt. Zum allerbesten Zeitpunkt seine zweite 180, die Ruhe behalten und dann hieß es 5:4 für „Snakebite“ Peter Wright. Die heute knallgelbe Schlange hatte wieder zugebissen und damit bewahrt sich der Paradiesvogel des Darts die Chance aufs Achtelfinale.

Auf Augenhöhe, allerdings nur bildlich gesehen

Im Anschluss Martijn Kleermaker gegen Fallon Sherrock (Gruppe G). Sie komplettierten das Feld derer, die ihr Auftaktmatch bei diesem Turnier verloren hatten. Kleermaker äußerst knapp im Entscheidungsleg gegen Rob Cross, während Fallon Sherrock auf einen in Topform agierenden Dominanzfelsbrocken Michael van Gerwen gestoßen war – mehr muss man zu dieser Niederlage nicht sagen.

Bei diesen kurzen Distanzen immer auch wichtig, wer das Ausbullen gewinnt, in dem Fall war das Fallon Sherrock, die trotz einer 180 ihres Kontrahenten, das erste Leg nach Hause brachte. 1:0. Auch Kleermaker holte sich seinen Anwurf in ungefährdeter Manier. 1:1. Dritter Durchgang die erste 180 für Sherrock und das 2:1 für „The Queen of the Palace“. Auch der Niederländer holte abermals seinen Anwurf, 2:2. In diesem Wechselschritt tanzten beide bis zum 4:3 für die Engländerin. Im achten Leg dann die reelle Chance für Fallon Sherrock, den Deckel draufzumachen, doch die ersten zwei Pfeile der letzten Aufnahme gerieten eher in unorthodoxe Abseitsbereiche. Martijn Kleermaker nutzte seine letzte Chance, im Match zu bleiben und erkämpfte sich mit Double-3 den Ausgleich zum 4:4. Auch hier ging es wieder über die volle Distanz. Sherrock mit Anwurf und starkem Beginn. Doch auch „The Giant“ (er misst 2,03 Meter an Körpergröße) kam mit großen Schritten näher. In der Schlussphase sah die neue MBE-Trägerin die 144 vor sich, der Mann aus den Niederlanden die 110. Sherrock war an der Reihe, sie warf Triple-18, Triple-18, Zero. Der erste Matchdart war vergeben. Nun war Kleermaker am Zug: 20, Triple-20, Zero. Auch er hatte einen Matchdart gehabt, den er verpasste. Abermals Matchdarts für „The Queen of the Palace“, bei einer Restforderung von 36. Der erste Pfeil landete außerhalb des Double-18-Segments, war aber ein guter Marker. Doch der gute Marker nutzte gar nichts, denn der zweite Pfeil landete in der einfachen 4 und Sherrocks Brille beinah am Boden. Die Engländerin sammelte sich noch mal, versuchte das Zittern der Wurfhand in den Griff zu bekommen und zielte auf die Doppel-16. Treffer, und es stand 5:4 für Fallon Sherrock, MBE.

SB versus SB

Dann die vier Paarungen, die den gestrigen Tag siegreich abgeschlossen hatten, beginnend mit Stowe Buntz gegen Stephen Bunting. Dass Stowe Buntz nach Tag eins die Tabellenspitze der Gruppe E einnehmen würde – wer hätte darauf auch nur ein Pfund gesetzt? Obendrein hatte der Amerikaner in den anschließenden Siegerinterviews des gestrigen Abends auch noch gezeigt, was für ein netter, anständiger Kerl er ist. Anstatt sich abzufeiern, war es ihm fast unangenehm gewesen, sein großes Idol Peter Wright derart überrollt zu haben.

Und dann machte er heute einfach da weiter, wo er gestern aufgehört hatte. 1:0 für Stowe Buntz, wohlgemerkt ein Break, das er im zweiten Durchgang auch umgehend bestätigte. 2:0. Im dritten Leg hielt Bunting seinen Anwurf, 1:2. Das gleiche tat „Buntzy“, 3:1. Dann das aufregendste Leg dieser Partie: acht perfekte Darts von Stephen Bunting, bevor der neunte in der einfachen 12 abtauchte. Witzigerweise hatte Stowe Buntz bereits jubelnd die Arme gehoben, um den 9-Darter seines Kontrahenten zu feiern, ließ diese jedoch enttäuscht wieder sinken, als der letzte Pfeil im falschen Segment landete. Während „Buntzy“ noch auf der 185 saß, war die 12 selbstverständlich überhaupt keine Sache mehr für „The Bullet“. 2:3. Anschließend holte jeder souverän seinen Anwurf, und dann stand es 4:3 für den Amerikaner. Das achte Leg begann Stowe Buntz mit der 180 und mit einem ganz spezifischen Lächeln auf den Lippen. Und irgendwie hatte man da schon das Gefühl, der bis gestern noch völlig unbekannte Dartsprofi würde sich dieses Spiel und somit seinen zweiten Sieg nicht mehr nehmen lassen. Das Gefühl trog nicht. Mit absoluter Konsequenz spielte er das Leg zu Ende. 5:3 für Stowe Buntz, der damit weiterhin die Tabelle der Gruppe E anführt und dem das Achtelfinalticket somit wohl auch nicht mehr zu nehmen ist. Und so merkwürdig es klingt, „Buntzys“ Sieg kam heute eigentlich schon gar nicht mehr überraschend.

Wie konnte das denn passieren?

Als nächstes entsandte die Gruppe G ihre Führenden: Michael van Gerwen gegen Rob Cross. Beide hatten ihr gestriges Spiel gewonnen, allerdings hatte „MvG“ lediglich ein Leg an Fallon Sherrock abgegeben, während der Engländer vier Legs an van Gervens Landsmann Martijn Kleermaker abtreten musste. In den ersten beiden Legs solider Auftakt von beiden, 1:1. Im dritten Durchgang eine kurzzeitig mäßige Schaffenskrise des Niederländers und ein starkes High-Finish von „Voltage“. Die 136 ward mit Triple-20, Triple-20, Double-8 gelöscht, da tapste „Mighty Mike“ noch auf der 292 herum. 2:1. Und auch Leg Vier checkte der Engländer mit einem Finish jenseits der Hundert: 108 (19, T19, D16). 3:1. Da nutzte es auch nichts, dass „MvG“ zwischendurch immer wieder sein System kalibrierte, indem er mehrfach die Socken rauf- und runterzog. Rob Cross in diesem Moment mit überlegenem Timing und brillanten Checkouts. Doch schon der fünfte Durchgang brachte den Wendepunkt. Nicht etwa, weil van Gerwen sein Spiel großartig verbesserte, sondern weil „Voltage“ auf einmal anfing, seine Chancen auszulassen.

Fortan war es für Cross das Match der verpassten Chancen! Beginnend in Leg fünf: mit tollem Set-up-Shot (140) auf die 20 runtergespielt, dann drei Leg-Darts vermasselt. Folgerichtig Anschluss von Michael van Gerwen zum 2:3. Déjà-vu im sechsten Durchgang: Cross schmettert zwei Leg-Darts ins Nirgendwo, „MvG“ holt zum 3:3 auf. Dann endlich mal wieder ein etwas sicherer Leg-Gewinn für den Niederländer, der nunmehr seinerseits in Führung ging. 4:3. Letzte Möglichkeit für den Engländer, im Match zu bleiben respektive seine anfänglich grandiose Abendleistung eventuell doch noch zu krönen. Cross bündelte nochmals alle Nerven zu einem festen Strang und schaffte den Ausgleich 4:4. Doch dann der dramatische Schlussakt – der Decider. Bis einschließlich des Set-up-Shots ein solides Leg für beide. Van Gerwen auf der 42, Cross auf der 24. Zwei Matchdarts für „Mighty Mike“ – verpasst. Dann drei Matchdarts für „Voltage“ – verpasst. Es war der vierte Wurf aufs Doppel, doch schlussendlich hieß der Sieger Michael van Gerwen. Weder Michael, noch wir und schon gar nicht Rob Cross werden im Nachhinein wirklich nachvollziehen können, wie der Engländer dieses Spiel noch aus der Hand geben konnte.

Der „Big Fish“, aber kein „Big Victory“

Im Anschluss die Partie Michael Smith gegen Krzysztof Ratajski, die nach dem ersten Spieltag die Tabelle in der Gruppe A angeführt hatten. Ratajski hatte im Decider James Wade niedergerungen, während der „Bully Boy“ am Vortag den jungen Schotten Nathan Girvan mehr oder minder vorgeführt hatte.

Heute sollte es keinesfalls eine Vorführung geben, in keiner Richtung. Mit durchwachsenem Scoring auf beiden Seiten holte sich Smith sein erstes Leg. „The Polish Eagle“ konnte im zweiten Durchgang bereits zulegen, sicherte sich ebenfalls seinen Anwurf, jedoch weitaus souveräner. Als er die 90 ausradierte, verharrte der amtierende Weltmeister noch auf der 379! Im dritten Durchgang fielen die ersten 180-Aufnahmen und zwar auf beiden Seiten. Trotzdem weiterhin mittelmäßig erträgliches Scoring und der Leg-Gewinn für Michael Smith. 2:1. “The same procedure as last” Leg, auch im vierten Durchgang: Krzysztof Ratajski sicherte sich seinen Anwurf, wiederum mit weitaus mehr Power als sein Gegner. 139, 137, 134 sowie die 91 in einem Rutsch, während der englische Weltmeister noch die 254 auf dem Konto hatte. 2:2. Das fünfte Leg bescherte das Highlight des Matches: der Mann aus Warschau absolvierte den „170er-Anglerschein“. Krzysztof Ratajski zog den „Big Fish“ und mit 3:2 zog er in Führung.

Trotz einer sichtbaren Überlegenheit des polnischen Topspielers, schaffte es der „Bully Boy“, sich irgendwie immer wieder heran zu robben. Ausgleich 3:3. Im fünften Leg fand der Weltmeister endlich auch die Triple-Felder wieder, eine 180 und eine 177 sprachen für sich. Dennoch blieb er weiterhin unbeständig, streute immer wieder gravierende Fehlwürfe ein. Trotzdem hieß es zur Überraschung aller (vermutlich einschließlich ihm) auf einmal 4:3 für Michael Smith. Während der Engländer an Sicherheit leicht hinzugewonnen hatte, fing „The Polish Eagle“ nun an, die Richtung zu verlieren. Im achten Leg zwar eine 180, aber beim Versuch, die 10 auszumachen, ein kläglicher Treffer auf der 12 und es hieß „No score!“ Sein Glück war, dass Smith kurz vorher noch die 200 vor der Brust gehabt hatte, die er nun zwar mit raschen Schritten abarbeitete, doch selbst als der „Bully Boy“ nur noch die 40 auschecken musste, genügten zwei Leg-Darts nicht, und Ratajski bekam eine weitere Chance. Diesmal machte er die 10 aus und erzwang den Ausgleich. 4:4. Im Decider waren beide ordentlich unterwegs, doch Michael Smith bediente den Durchgang eine Spur cleverer. Er hatte sich sein höchstes Checkout des Abends für das Entscheidungsleg aufgehoben: die 106 mit 20, Triple-18, Double-16 ausgemacht, und es hieß 5:4 für den Engländer. Wie Krzysztof Ratajski mit 101 im Average gegen einen durchschnittlich knapp über 88 spielenden Michael Smith noch verlieren konnte? Nun, da gibt es wohl nur eine Antwort: die Checkout-Quote. 45% bei Smith, 36% beim Polen. Daran konnte auch der „Big Fish“ nichts ändern. Wie war das? „Fishing is funny, but checking out makes the money“ … Na ja, oder so ähnlich.

Gruppe C: Das „C“ steht für „Coolness“

Das letzte Spiel des Abends: Gary Anderson gegen Luke Humphries, damit wäre dann auch die Gruppe C abgearbeitet. Humphries in diesem Moment noch mit minimalem Vorteil, was die Leg-Differenz anging, daher auch auf Platz eins der Tabelle, aber eigentlich spielte dies für das Match überhaupt keine Rolle. Gary Anderson, eine nicht minder coole Socke, hat dieses Jahr mehrfach auf der Tour auftrumpfen können und wollte sich nun auch den Weg ins Grand Slam-Achtelfinale ebnen. Mit dem gleichen Ziel war natürlich auch „Cool Hand“ Luke angetreten.

Beide bester Stimmung, als sie gemeinsam die Bühne betraten, beide gar zum Scherzen aufgelegt. Wem das Lachen heute Abend noch vergehen sollte, würde sich bald herausstellen. In Anbetracht beider Wurfstile würde die Beantwortung dieser Frage auf keinen Fall lange auf sich warten lassen. Man war gut beraten, den Blick nicht einen Moment vom Geschehen abzuwenden, denn ehe man sich versah, hatte der Engländer bereits das erste Break plus die Bestätigung dessen eingetütet, und es stand 2:0. Dann bäumte sich „The Flying Scotsman“ mal kurz auf, machte die Flügel breit und holte sich seinen Anwurf zum 1:2. Im vierten Leg die zweite 180 vom Schotten, die Humphries unbeeindruckt ebenfalls mit seiner zweiten 180 beantwortete. Und weil es gar so schön war, schickte Luke gleich die dritte 180 hinterher. Der Leg-Gewinn zum 3:1 war dann nur noch Formsache für den rasanten Engländer, der dieses Jahr auch seinen ersten Majortitel holen konnte. Es blieb kaum Zeit, um in die Hände zu klatschen, den auch Leg fünf und sechs waren binnen weniger Augenblicke auf „Cool Hand“ Lukes Grafik-Konto gelandet. Gary Anderson hatte Scoring-technisch nicht viel falsch gemacht, aber irgendwie durfte er heute einfach nicht mitspielen. Und so packte er seine Pfeile ein und suchte sich einen anderen Sandkasten … Na ja, eigentlich gratulierte er seinem Kontrahenten und ging von der Bühne ab. Ein blendend aufgelegter Luke Humphries hatte seine Achtelfinalteilnahme abgesichert.

Auch morgen Abend finden weitere acht Matches der Gruppenphase statt, noch sind bei weitem nicht alle Tickets für die zweite Runde gezogen. Es bleibt also extrem spannend. Bis morgen: stay bright, nice flight!

Grand Slam of Darts


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