De Sousa und Wade ziehen ins Finale ein
Die gestrigen Viertelfinals beim Grand Slam wird kein Dartsfan so schnell wieder vergessen. Alle vier Partien waren hochklassig und hochspannend, am Ende wurden von den maximal möglichen 124 Legs 121 Stück gespielt. Durch das bittere Ausscheiden von Michael van Gerwen stand bereits fest, dass dieses Major-Turnier einen neuen Sieger erleben würde. Heute standen zunächst die Halbfinals in den Startlöchern. Im ersten trafen Simon Whitlock und José de Sousa aufeinander, im zweiten bekamen es Dimitri Van den Bergh und James Wade miteinander zu tun. Gespielt wurde genau wie im Viertelfinale (und genau wie auch morgen im Endspiel) über die Distanz „Best of 31 Legs“.
Whitlock verliert zum Ende hin den Anschluss
Ganze acht Matchdarts musste Simon Whitlock überleben, um am Ende doch erneut zum Stolperstein für den Weltranglistenersten Michael van Gerwen zu werden. Der erfahrene Australier, der in der besagten Partie einen neuen 180er-Rekord beim Grand Slam aufstellte, duellierte sich nun mit José de Sousa. Der in Spanien lebende Portugiese setzte sich ähnlich knapp gegen Michael Smith durch und stand heute in seinem ersten TV-Halbfinale. De Sousa scheiterte im allerersten Leg des Tages ganz knapp an einem 167er-Finish und kassierte deswegen direkt ein Break. Whitlock hatte selbst einen 12-Darter gespielt und bestätigte diesen mit einem 14-Darter, ehe de Sousa seinen ersten Leggewinn einfuhr. Nachdem die beiden darauffolgenden Legs fair aufgeteilt worden waren, erhöhte der „Wizard“ die Schlagzahl und baute seinen Vorsprung mit einem 14- sowie einem 11-Darter aus. Doch de Sousa ging dieses Niveau locker mit, zeigte wenig später sieben perfekte Darts und war letztlich selbst nach nur elf Würfen bei Null angelangt. De Sousa bestätigte dieses Break mithilfe eines 74er-Finish, doch vor der Pause war Whitlock nochmals erfolgreich und nahm daher ein 6:4 mit in die Katakomben.
Zurück auf der Bühne riss „The Special One“ die Zügel an sich. Wie auch zuvor verkürzte er zunächst und schaffte in diesem Fall auch den erstmaligen Ausgleich – hierfür löschte er 92 Punkte über 20 und zweimal Doppel-18. Unter anderem mit einem 12-Darter gingen noch zwei weitere Legs nacheinander an de Sousa, ehe Whitlock mit einem aus seiner Sicht wichtigen Checkout von 76 Zählern dazwischenging. Da der Portugiese nach der dritten Pause fünf Breakdarts in den Sand gesetzt hatte, gelang Whitlock der erhoffte 8:8-Ausgleich – beide Profis hatten jetzt also die halbe Wegstrecke zurückgelegt. Kurios wurde es dann im 17. Leg, als de Sousa sich über ein vermeintliches 136er-Finish freute – doch er hatte nur noch 126 Punkte übriggehabt und überwarf sich. Whitlock konnte dies jedoch nicht ausnutzen und de Sousa ging kopfschüttelnd doch noch in Führung. Der Letztgenannte legte einen 13-Darter hinterher, warf kurz darauf aber an der Doppel-4 vorbei, um seinen Vorsprung weiter auszubauen. Stattdessen kam Whitlock auf der doppelten 10 zum direkten Rebreak und startete mit zwei 180ern in den darauffolgenden Durchgang. Dass es am Ende dennoch nicht zum Ausgleich reichte, lag vor allem an de Sousa, der 121 Punkte von der Scheibe nahm und pünktlich zur letzten Pause mit 11:9 vorne lag.
Da Whitlock im Anschluss daran einen Breakdart vergeben hatte, musste er weiter abreißen lassen. Zwar gelang ihm die direkte Antwort, doch de Sousa glänzte seinerseits mit einem 99er-Finish über zweimal Tops und holte sich seinen alten Vorsprung wieder zurück. De Sousa hatte weiterhin auf praktisch alle Aktionen seines Gegners eine Antwort. So kam Whitlock jetzt mit einem starken 140er-Highfinish auf 11:13 aus seiner Sicht heran, doch de Sousa glänzte schon wenig später selbst mit seinem zweiten 121er-Checkout und kam dem Sieg noch ein Stückchen näher. Dies galt umso mehr, als er fünf Fehler seines australischen Gegners für sich ausnutzte. Weil die ersten fünf Matchdarts zu ungenau gezielt waren, musste sich de Sousa noch etwas in Geduld üben, doch im 28. Leg war es soweit. Mit einer 171 ließ sich José de Sousa nur noch 32 Punkte übrig, traf die Doppel-16 mit dem ersten Versuch zum 16:12-Sieg und feierte mit dem Finaleinzug den bislang größten Erfolg seiner Karriere.
Van den Bergh gibt die Führung aus der Hand
Danach spielten Dimitri Van den Bergh und James Wade das zweite Finalticket untereinander aus. Während „The Machine“ das Endspiel dieses Events bereits in den Jahren 2010 und 2016 erreicht hatte, wäre es für den amtierenden World Matchplay-Champion Van den Bergh eine Premiere. Van den Bergh packte gleich im allerersten Leg ein 160er-Finish aus und hatte anschließend das nötige Glück, als er zwei Breakdart unbeschadet überstand. Wade war im dritten Leg mit einem souveränen 78er-Finish erstmals erfolgreich, patzte kurz darauf jedoch ganze vier Male auf die Doppelfelder. Van den Bergh bedankte sich mit einem Treffer in der Doppel-18 und entschied mit 14 und 13 Darts die nächsten beiden Legs ebenfalls für sich. Erst als Van den Bergh die Doppel-17 für ein 154er-Finish verfehlt hatte, holte sich Wade sein zweites Erfolgserlebnis. Van den Bergh antwortete im achten Leg mit zwei Maxima und war letztlich mit dem 14. Wurf erfolgreich. Da beide Spieler vor der zweiten Unterbrechung noch je einen 13-Darter gezeigt hatten, lautete der Spielstand zu diesem Zeitpunkt 7:3 pro Van den Bergh.
Mit einem 14-Darter eröffnete Wade die dritte Session, der „Dreammaker“ ließ bei seinen Anwurflegs so gut wie nichts anbrennen und stellte den alten Abstand mit einem eigenen 14-Darter wieder her. Wade versuchte alles, um sich wieder ranzukämpfen, und glänzte jetzt mit einem 11-Darter. Van den Bergh blieb davon unbeeindruckt und löschte wenige Minuten später 101 Punkte, ehe Wade noch vor der Pause die Doppel-10 zum 6:9 aus seiner Sicht erwischte. Im Anschluss daran verteidigte der Belgier mithilfe eines 72er-Finishes erneut den eigenen Anwurf, Wade tat im 17. Leg exakt dasselbe, wobei er allerdings sogar 96 Zähler löschte. Der Engländer spielte in diesem Zeitraum hervorragend, litt immer noch unter seinen Fehlern aus der Anfangsphase. Doch jetzt gelang Wade mit einem 14-Darter das dringend benötigte Break; er legte zudem erfolgreich nach und hatte seinen Rückstand bis auf ein Leg reduziert. Für den Moment konnte Van den Bergh aus seiner Sicht Schlimmeres verhindern, er nahm einen 11:9-Vorsprung mit in die letzte Unterbrechung.
Zurück vor den Kameras scheiterte Wade haarscharf an einem 160er-Finish und durfte sich Sekunden später ein 76er-Checkout seines belgischen Gegners anschauen. Dieses Break konnte Van den Bergh mit einem starken 11-Darter bestätigen und hatte sich wieder ein größeres Polster erarbeitet. Wade ließ sich vom 9:13-Rückstand aber nicht entmutigen, sondern blies ganz im Gegenteil nochmals zum Angriff. Unter anderem mit einem 13-Darter gewann er drei Legs in Serie, vergab im Anschluss daran allerdings einen Breakdart, der den Ausgleich bedeutet hätte. Nachdem Wade mit einem 72er-Finish wieder herangekommen war, zeigte Van den Bergh erstmals Nerven: ganze sechs Pfeile warf er an den Doppeln vorbei. Wade blieb auf der Doppel-6 fehlerfrei und stellte mit dem 14:14 spät im Match zum ersten Mal überhaupt Parität her. Van den Bergh erholte sich sehr schnell davon und produzierte mit einem 14-Darter ein ganz wichtiges Break, konnte kurz darauf jedoch einen Matchdart auf dem Bullseye nicht verwerten. Wade traf die Doppel-6 mit dem letzten Dart in der Hand und hatte im jetzt folgenden Entscheidungsleg sogar Anwurf. In diesem so wichtigen Leg spielte Wade schlicht und ergreifend weltklasse. Nach Scores von 140, 180 und 105 Punkten hatte er nur noch 76 Punkte übrig, die er auf der Doppel-4 ausmachte. James Wade gewann ein hochdramatisches Halbfinale mit 16:15, obwohl er im gesamten Matchverlauf nicht einmal in Führung gelegen hatte.