Clayton bezwingt van Gerwen in hochklassiger Partie
Es war das selbe Muster wie am Tag zuvor: nachdem die Gruppen E bis H ihrer Partien am Nachmittag schon hinter sich gebracht hatten waren am Sonntagabend beim Grand Slam of Darts die Gruppen A, B, C und D im Einsatz. In letztgenannter befindet sich auch Michael Unterbuchner, der nach seiner Auftaktniederlage heute gegen Steve Hine um die Chance auf die nächste Runde kämpfte. Außer ihm waren mit Raymond van Barneveld, James Wade, Michael Smith, Michael van Gerwen und Gary Anderson zahlreiche Topstars in dieser Session auf der Bühne.
Gruppe A: Murnan schenkt den sicher geglaubten Sieg weg
Weder bei Gary Robson noch bei Joe Murnan lief am gestrigen Tage besonders viel zusammen. Während der BDO-Akteur von van Gerwen überrollt wurde ließ „Shaggy“ gegen Jonny Clayton einfach zu viele Möglichkeiten liegen. Murnan startete mit einem 102er-Highfinish in das Match und profitierte im zweiten Leg von vier Fehlern seines Kontrahenten auf Doppel, sodass der PDC-Spieler früh im Spiel breaken konnte. Mit einem 118er-Finish auf der Doppel-19 sendete Robson im Anschluss daran ein erstes Lebenszeichen aus. Er musste jedoch direkt danach ein weiteres Break einstecken, als Murnan die Doppel-12 zum Abschluss eines 13-Darters treffen konnte. Bei eigenem Anwurf baute „Shaggy“ schließlich die Führung aus, sodass er beim Stand von 4:1 nur noch ein Leg vom Sieg entfernt war. Robson hatte sich allerdings noch nicht aufgegeben, sicherte sich mit 15 Darts zunächst den eigenen Anwurf und erwischte wenig später die Doppel-6 um nur noch ein Leg Rückstand zu haben. Als Robson im achten Leg der Partie auch noch 116 Punkte auf Null bringen konnte hatte er es geschafft, das Spiel ins Entscheidungsleg zu bringen. Dieses durfte Murnan beginnen, demzufolge erhielt auch er als Erster die Möglichkeit zum Matchgewinn. Weil er jedoch zwei Male an der Doppel-12 vorbeiwarf stand die Tür für Robson offen. Letzterer ließ sich dann nicht mehr lange bitten, machte 60 Punkte aus und hatte einen 1:4-Rückstand in den 5:4-Sieg umgebogen.
Mit seinem 113er-Average hatte Michael van Gerwen gestern die beste Performance des bisherigen Turniers gezeigt und klar gegen Robson gewonnen. Auch gegen Jonny Clayton wollte der Weltranglistenerste ein weiteres Zeichen seiner Stärke an die Konkurrenz senden. Genau nach diesem Motto kam „Mighty Mike“ auch in die Begegnung hinein, produzierte per 12-Darter frühestmöglich ein Break. Doch auch Clayton war zu Beginn gut unterwegs und checkte 64 Punkte zum direkten Rebreak. Claytons Gegenwind stachelte den Weltranglisten allerdings nur noch mehr an, er spielte einen 11-Darter gefolgt von einem 10-Darter und führte mit 3:1. Dass „The Ferret“ dieses Spiellevel in Teilen sogar mitgehen konnte unterstrich auch seine starke Performance; mit einem 80er-Finish gewann er wenig später sein zweites Leg. Die Zuschauer in Wolverhampton bekamen Darts auf allerhöchstem Niveau zu sehen, das sechste Leg ging mit 13 Darts an den Branchenprimus, der dadurch noch ein Leg von Sieg entfernt war. Sein walisischer Gegner hatte das Match allerdings noch lange nicht aufgegeben, verkürzte auf der Doppel-8 zunächst auf 3:4 aus seiner Sicht. Jetzt hatte van Gerwen bei eigenem Anwurf die ganz große Chance zum Triumph, vergab jedoch drei Matchdarts. Clayton löschte 58 Punkte und brachte dieses Spiel ins Entscheidungsleg, welches er auch noch beginnen durfte. Mit einer großartigen 137 stellte er sich nach zwölf Darts 40 Rest und van Gerwen bekam bei 170 Restpunkten seine letzte Chance. Doch gleich der erste Dart des Niederländers verfehlte das gewünschte Triplefeld. Clayton stellte sich vors Oche, verwandelte seinen zweiten Matchdart und entschied dieses unglaubliche Spiel mit 5:4 für sich. Allein die Punktedurchschnitte sprachen Bände: Jonny Clayton, der auf knapp 104 Punkte im Schnitt pro Aufnahme kam bezwang den 108er-Average von Michael van Gerwen.
Gruppe B: van Barneveld und Smith siegen im Decider
Die überraschende, aber nicht unverdiente Niederlage gegen Krzysztof Ratajski hatte Raymond van Barneveld schon früh im Turnier unter gehörigen Druck gesetzt. Gegen den World Masters-Sieger Adam Smith-Neale war ein Sieg daher Pflicht für den Niederländer. „Barney“ holte sich das erste Leg ohne viel Gegenwind, vergab im zweiten allerdings eine Breakmöglichkeit auf Tops. Stattdessen gelang Smith-Neale der Ausgleich, doch bei gegnerischem Anwurf konnte er im Folgeleg nichts ausrichten und lag dementsprechend wieder in Rückstand. Ähnlich wie im zweiten Leg vergab van Barneveld auch im vierten einen Breakdart auf Tops, wodurch „Big Dog“ eine Aufnahme später die Doppel-10 anvisieren konnte und durch einen erfolgreichen Wurf auf 2:2 stellte. Wie im bisherigen Matchverlauf auch konnte van Barneveld wenig später wiederum den eigenen Anwurf durchbringen, scheiterte im sechsten Leg aber erneut daran, Breakdarts auch auszunutzen. Dabei hatte ihm Smith-Neale mit vier Fehlern sogar herzlich zum Break eingeladen, doch „Barney“ war nicht in der Lage, 53 Zähler auf Null bringen. Positiv aus Sicht des Niederländers war immerhin, dass er keinerlei Probleme bei seinen eigenen Anwürfen hatte. Mit einem 14-Darter holte er sich Leg Nummer sieben, eines fehlte ihm jetzt nur noch zum Sieg. Zunächst hatte allerdings Smith-Neale Anwurf und bei 110 Restpunkten eine Menge Druck auf den Schultern, denn van Barneveld wartete mit 52 Zählern. Der BDO-Akteur zeigte allerdings Nerven aus Stahl und nahm besagte 110 Punkte auf der Doppel-18 von der Scheibe. Das nun folgende Entscheidungsleg wurde zwar von „Barney“ begonnen, doch Smith-Neale übernahm schnell das Kommando. Bei 52 Restpunkte erhielt der Engländer seine erste Möglichkeit zum Sieg, traf mit dem ersten Dart aber die große 20 nicht und setzte Sekunden später den ersten Matchdart an der Doppel-16 vorbei. Weil aber auch van Barneveld seinen Matchdart auf Tops vergab durfte Smith-Neale nochmal ran, konnte aber auch drei weitere Möglichkeiten nicht ausnutzen. Van Barneveld zeigte jetzt keine Gnade mehr und verwandelte auf der Doppel-10 zum 5:4-Erfolg.
Das Sieger-Duell in der Gruppe B wurde zwischen Michael Smith und Krzysztof Ratajski ausgetragen. Der „Bully Boy“ wusste nicht zuletzt durch den Ratajski-Sieg über van Barneveld, dass er seinen Gegner keinesfalls unterschätzen durfte. Die ersten beiden Legs wurden zwischen den beiden Spielern aufgeteilt, ehe „The Polish Eagle“ das Tempo anzog und durch zwei 14-Darter hintereinander mit 3:1 in Führung ging. Mit einem 71er-Finish via Triple-17 und Doppel-10 stoppte Smith die Serie seines Gegners im fünften Leg und nahm wenige Minuten später 89 Punkte mit zwei Darts zum Ausgleich von der Scheibe. Weil Ratajski im darauffolgenden siebten Leg der Partie eine Möglichkeit auf die Doppel-16 liegen ließ konnte der Engländer sogar in Führung gehen, doch Ratajski spielte im Anschluss daran mit dem Rücken zur Wand einen starken 11-Darter und brachte diese Partie ins Entscheidungsleg. In diesem zeigte Smith dann seine ganze Klasse, nutzte den Vorteil dieses begonnen zu haben und brachte dieses Spiel dank eines 13-Darters nach Hause.
Gruppe C: Wade steht vorzeitig in der zweiten Runde
Mark Webster und Wesley Harms waren diejenigen Spieler der Gruppe C, die ihre Auftaktspiele nicht erfolgreich bestritten haben. Demzufolge trafen sie nun am zweiten Spieltag aufeinander. Ohne größere Schwierigkeiten holte sich „The Spider“ das erste Leg, vergab im zweiten jedoch eine Breakmöglichkeit auf der Doppel-20. Harms brachte seinen Dart in der folgenden Aufnahme in der doppelten 9 unter und glich aus. Auch im dritten Leg patzte Webster zweifach auf Tops, erneut war sein niederländischer Gegner der Nutznießer und erzielte das erste Break der Partie. Nachdem Webster auch im vierten Leg einen Dart an einem Doppelfeld vorbeisetzte konnte Harms das eben geschaffte Break bestätigen und auf 3:1 stellen. Websters Misere auf die Doppelfelder setzte sich auch ein Leg später fort, dieses Mal ließ der Waliser zwei Chancen auf der Doppel-16 ungenutzt. „Sparky“ konnte so viele Geschenke gar nicht ablehnen und war dank eines 80er-Finishes so weit, als dass ihn nur noch ein Leg vom Sieg trennte. Zwar kämpfte Webster weiter und holte sich mit jeweils 14 Darts noch zwei Legs; bei eigenem Anwurf machte Harms im achten Leg der Partie aber alles klar und beendete das Spiel mit einem Treffer in der Doppel-9, unterm Strich gewann der Niederländer mit 5:3.
Seine bestechende Form der letzten Wochen hatte James Wade auch mit nach Wolverhampton genommen und sich gestern ohne Legverlust gegen Harms durchsetzen können. Jetzt wurde „The Machine“ von Keegan Brown erwartet und musste das erste Leg an „The Needle“ abgeben, der die Doppel-12 mit dem zweiten Versuch erwischen konnte. Wade antwortete mit einem 121er-Finish auf dem Bullseye und legte ein 105er-Checkout zum Break nach, zudem übernahm der Weltranglistenerste die Führung. Bei eigenem Anwurf baute Wade seinen Vorsprung zunächst aus, ehe Brown bei eigenem Leg einen brillanten 10-Darter spielte und verkürzte. Wade konterte diesen mit einem ähnlich starken 12-Darter und war nur noch ein Leg vom Sieg entfernt. Mit einem 102er-Finish verteidigte Brown wenig später zunächst den eigenen Anwurf, ehe er sogar eine Chance zum Ausgleich erhielt. Doch er vergab einen Breakdart und durfte sich ansehen, wie Wade 101 Punkte zum Match auf Null brachte – 5:3 lautete das Endergebnis. James Wade ist mittlerweile zwölf TV-Spiele in Folge unbesiegt und kam heute auf einen Average von fast 105 Punkten.
Gruppe D: Unterbuchner siegt – Anderson überragt
Der dritte Deutsche im Turnierfeld und der einzige von der BDO, Michael Unterbuchner, war gleich im ersten Spiel des Abends an der Reihe. Nachdem er gestern gegen Gary Anderson letztlich chancenlos war, traf „T-Rex“ heute auf Steve Hine – vom Papier her eine deutlich machbarere Aufgabe. Mithilfe einer 180 konnte sich Unterbuchner das erste Leg greifen, zudem spielte er auch ein starkes zweites Leg und kam per 13-Darter zum Break und zum 2:0. Seinen guten Start in die Partie setzte der Landsberger auch im dritten Leg fort, als er einen 15-Darter zeigen konnte. Erst danach konnte Hine dank eines Treffers in der Doppel-10 sein erstes Erfolgserlebnis feiern, und mit einem 15-Darter im fünften Leg konnte der „Muffin Man“ sogar ein Break nachlegen. Sein deutscher Gegner hatte zuvor eine Chance auf die Doppel-8 liegen gelassen. Fast genau andersherum gestaltete sich die Situation im nachfolgenden Leg: Hine vergab drei Möglichkeiten zum Ausgleich, stattdessen löschte Unterbuchner 52 Punkte aus und stand durch dieses Rebreak kurz vor der Ziellinie. Diese konnte „T-Rex“ dann auch überschreiten, er spielte noch einen 13-Darter und machte so den 5:2-Erfolg perfekt. Michael Unterbuchner zeigte dabei eine sehr ansprechende Leistung, er kam auf einen 97 Punkten und warf nur zwei Darts an Doppelfeldern vorbei.
Zum letzten Spiel des Abends betraten dann noch Gary Anderson und Ian White die Bühne des Leisure Village. „The Flying Scotsman“ begrüßte das Publikum gleich mal mit zwei 180ern hintereinander. Zwar steckte der siebte Pfeil nicht mehr perfekt, ein 12-Darter wurde es unterm Strich dennoch. Auch in die Legs zwei und drei startete Anderson jeweils mit der maximalen Punktzahl, diese beiden Legs schlussendlich auch für sich zu entscheiden war für den Weltranglistenvierten nur noch Formsache. Im Scoring kam White bis hierhin einfach nicht hinterher, das änderte sich im vierten Leg vor allem deshalb, weil Anderson jetzt einen Gang zurückschaltete. So konnte White die Doppel-6 treffen und sein erstes Erfolgserlebnis verbuchen. Anderson antwortete mit einem 14-Darter und war schon jetzt nur noch ein Leg vom Sieg entfernt. Dieses holte sich Anderson binnen wenige Augenblicke mit einem 11-Darter und besiegelte so den klaren 5:1-Erfolg. Dabei konnte der Schotte beeindruckende Statistiken aufweisen: ein 112er-Average und eine 71-prozentige Doppelquote verhelfen ihm zu seinem zweiten Sieg.