Tag 2: Malle ist nur ein Mal im Jahr

Am Sonntag hatte ich morgens bereits so ein Gefühl, dass ich diesmal früher ins Hotel fahren sollte. Immerhin standen die ganz großen Namen auf dem Programm. Es war schlau, dass ich das tat, denn als ich ankam war bereits von weitem eine lange Schlange zu sehen. Das Warten störte mich dieses Mal auch mehr, es war warm und ging nicht voran. Endlich drinnen angekommen, fühlte ich mich direkt wieder wohl. Der Saal hatte eine wunderbar heimische Atmosphäre und ich wusste ja, dass ich auch morgen nochmal den ganzen Tag hier sein würde. Nur zum schlafen war ich daheim. Ich schaute auf die Paarungen der Nachmittagssession und las direkt die Namen von drei Premier League Spielern, die ich jeden Donnerstag sehe, in einem Falle sah. Robert Thornton, Dave Chisnall und Wes Newton standen auf dem Plan. Eröffnen sollten den Tag aber Jamie Caven und Andrew Gilding. Andrew bestätigte dabei seine tolle Form und warf „Jabba“ direkt mit 6:1 aus dem Turnier. Jamie kam überhaupt nicht ins Match.

Stimmung kam spätestens beim zweiten Match auf, denn einer der Publikumslieblinge trat an. Vincent van der Voort kam wieder zu den Klängen der KC & The Sunshine Band in den Saal und wurde frenetisch gefeiert. Sein Gegner war allerdings Robert Thornton, also eine richtig harte Nuss. Ich konnte Roberts Frau während des Matches beobachten und sah viel Kopfschütteln. Auch „The Thorn“ nutzte diese Geste häufig um seine Stimmung zu zeigen. Der Schotte hatte große Probleme, kämpfte bei jedem Dart um einen halbwegs guten Score. Vincent war viel lockerer an und so ging ihm alles auch deutlich leichter von der Hand. Er siegte am Ende verdient mit 6:3. Danach stellte sich das Publikum auf ein sehr langes Match ein. Einige gingen nach draußen, eine Pause machen, wieder andere suchten die Toiletten auf. Die meisten aber bleiben und feierten ihn. „The Force“ Justin Pipe war dran und traf auf Stephen Bunting. Wie schon in Hildesheim wurde Justin gefeiert. Letztlich war sein Match zwar lang, aber unterhaltsam ebenso. Bunting setzte sich trotzdem durch, weil er einfach mehr Konstanz in seinem Spiel hatte, was gegen Pipe schon eine starke Leistung ist. 6:4 siegte „The Bullet“.



Im nächsten Match kam er wieder, der Mann, der noch für wunderbare Stimmung sorgen sollte. David Palletts Musik ertönte und für die Görlitzer Gruppe gab es kein Halten mehr. Sie feierten ihn und riefen seinen Namen. Man wusste gar nicht worauf man hören sollte, auf die Gesänge aus Görlitz oder auf „It’s hammer time“. Andy Hamilton startete auch ins Turnier und stellte die erwartet schwere Aufgabe für den jungen Pallett dar. David, angestachelt durch die Fans, wuchs aber über sich hinaus und überraschte jeden. Ihm gelang der Sieg über Andy Hamilton mit 6:4. Als der Matchdart das Doppelfeld traf, explodierte der Saal. Unfassbar, wie der Junge gefeiert wurde. Match Nummer fünf war Mervyn Kings Start ins Turnier. Er traf auf Michael Smith. Michael bestätigte seine Leistung vom Vortag, Mervyn erwies sich jedoch als ein Hindernis. Ein Hindernis, welches „Bullyboy“ übersprang und so ins Achtelfinale kam. Mit 6:5 setzte er sich knapp durch.

Nach fünf Spielen des zweiten Tages gab es also eine kleine Kuriosität. Die für Runde zwei gesetzten Spieler, also die eigentlichen Favoriten, flogen allesamt raus. Änderung folgte erst in Match Nummer sechs. Dort bekam es Wes Newton mit dem Finnen Jarkko Komula zu tun. Wes flog ja bekanntlich als Neunter vorzeitig aus der Premier League raus. Es war für mich persönlich also sehr interessant zu sehen, in welcher Form er sich befindet. Komula zeigte, dass er ein guter Spieler ist und forderte Wes. Dies war auch wichtig, denn sonst hätte der „Warrior“ vielleicht in der Konzentration ein wenig nachgelassen. So kam es nicht, er setzte sich 6:4 durch. Etwas deutlicher musste sich Steve Douglas geschlagen geben. Am Vortag noch der Entertainer schlechthin, zeigte er auch am zweiten Tag seinen Humor. Als die Walk-On-Girls von der Bühne gingen, ging er einfach lächelnd hinterher und winkte den Zuschauern zum Abschied. Dass es letztlich wirklich so kommen sollte, konnte er nicht vorhersehen, jedoch ebenso wenig verhindern. Steve Beaton zeigte sich in brillanter Verfassung und ließ Douglas nicht den Hauch einer Chance. Mit einem verdienten 6:2-Erfolg zog also auch „The Bronzed Adonis“ ins Achtelfinale ein.

„Aber sch*** drauf, Malle ist nur ein Mal im Jahr“. Ein Publikumsrenner in Berlin, ein Lied, bei dem die Fans lautstark mitsangen. Dave Chisnall machte sich dies zu Nutze und kam zu diesem Lied in den Saal. Kein Wunder, dass die Fans komplett hinter ihm standen. Ein weiterer Grund war, dass sein Gegner der Hopp-Bezwinger, Steve West, war. Chisnall enttäuschte die Fans nicht, wurde nach vorne gepeitscht und siegte deutlich mit einem 6:3.



Berlin wird zum Taylor-Wonderland

Und erneut hieß es anstehen. Die dritte Session war vorbei und man musste sich wieder einreihen, über eine Stunde auf den Einlass warten und dann versuchen einen guten Platz zu ergattern. Immer wieder war es ein Kampf. Endlich wieder im Saal angekommen, schaute ich zuerst wieder in Richtung Merchandise-Stand. Dort war erneut Autogrammstunde. Dieses Mal warteten Russ Bray und George Noble auf die Fans. Wahrscheinlich hätte Arthur Abraham auch neben den beiden Callern eher alt ausgesehen.

Eröffnet wurde die Session durch „Snakebite“ Peter Wright, was die Partygemeinde von Berlin natürlich in Ekstase brachte. Der Mann mit den bunten Haaren bekam es mit einem anderen Publikumsliebling zu tun, seinem schottischen Landsmann John Henderson. Durch diese Konstellation gab es natürlich sehr unterschiedliche Favoriten unter den Zuschauern und beide wurden ähnlich stark unterstützt. Sowieso war die Stimmung in der vierten Session zum ersten Mal so richtig aufgeladen. Es war sehr laut, was George Noble auch häufig mit einem „Thank you“ kommentierte, um die Fans in wichtigen Phasen um Ruhe zu bitten, vergeblich. Peter hatte Probleme gegen Henderson ins Match zu finden. Seine Frau stand auf dem Balkon und schaute zu. Sie sah, dass John das Match weitestgehend im Griff hatte. Peter aber schaffte ein Comeback, machte das Match noch ein Mal spannend, am Ende aber ohne belohnt zu werden. John gewann nicht unverdient mit 6:5.



Ein eher langweiliges Match, so muss man es einfach sagen, war das Aufeinandertreffen von Brendan Dolan und Kirk Shepherd. Brendan spielte wie gewohnt einen eher langsamen Rhythmus, Kirk kam ebenfalls nur schwer in die Gänge. Am Ende siegte Brenden 6:4, die Averages waren auch nicht gerade die Besten. Apropos schwache Averages. Kann man in der PDC eigentlich ein Match gewinnen, wenn man selbst nur einen 80’er Average hat? Offensichtlich schon, der Gegner muss halt einfach nur einen 78,60’er Durchschnitt werfen. Kim Huybrechts und Paul Nicholson waren die Protagonisten dieser Geschichte. Es wurden kaum Triple getroffen, Chancen auf die Doppel hatten beide, aber Paul traf sie eben nicht. Dementsprechend holte sich „The Hurricane“ den 6:1-Sieg und entschuldigte sich anschließend bei den Fans für diese Partie. Entschuldigung angenommen, Kim. Hochgeschwindigkeitsdart bot der Auftritt von „Jackpot“ Adrian Lewis. Er war der erste der so heiß erwarteten Top 4-Spieler der Order of Merit. Sein Gegner war Andy Smith, der sich durchaus Hoffnungen machte, diese aber letztlich schnell ad acta legen musste. Lewis hatte zu Beginn zwar ein paar Problemchen, so kam Andy auch zu Leggewinnen, aber mit der Zeit verbesserte Adrian sich immer mehr und traf was er wollte. 6:3 gewann er am Ende.

Es folgte der Moment, den ich wohl für längere Zeit in Erinnerung behalten werde. Ein Match, das auf dem Papier vor und auch nach dem Match eine klare Angelegenheit sein sollte. Aber es war der Auftritt einer Legende, eines 16-fachen Weltmeister. Phil Taylor betrat den Saal, ließ sich feiern. Als seine Musik abgestellt wurde, begannen die Fans zu singen. Das Taylor-Wonderland wurde ins Maritim Hotel gebracht. Fast über die komplette Matchdauer hörte man den unheimlich lauten Gesang der Fans, was die Spieler vielleicht auch ein wenig irritierte. Gestört hatte es auf jeden Fall die Leute an meinem Tisch. Alles wohl selber Vereinsspieler im Dart, sie wollten das Taylormatch genießen. Da die Gesänge aber genau neben uns ihren Ursprung hatten, war dies wohl schwer möglich. Es kam wie es kommen musste. Der Taylor-Auftritt wurde zur Nebensache. Einer der Vereinsspieler drohte einem betrunkenen Jungspund, dieser pöbelte zurück und eine gewaltsame Auseinandersetzung schien zu drohen. Die Security griff aber frühzeitig ein und schickte den jungen Herren, auch aufgrund von „Vorstrafen“ wie Zwischenrufen, aus dem Saal. Stimmung ist toll, aber sie darf nicht ausarten. Zum Glück blieb dieser Vorfall der einzige vergleichbare. Phil Taylor gewann übrigens 6:0.

Einen Whitewash erlebte auch der gute Jyhan Artut. Schuld daran war vor allem Michael van Gerwen, der Jyhan kaum zum Zuge kommen ließ. Am Anfang konnte der Deutsche noch gut mithalten, konterte 140’er und 100’er Aufnahmen von „Mighty Mike“. Was fehlte war die Konstanz. Michael zog sein Spiel durch und holte sich den 6:0-Sieg. Ich witzelte vor dem Match noch mit einer älteren Dame und sagte: „Hoffentlich gewinnt Jyhan wenigstens ein Leg.“, tja… Dennoch ein tolles Turnier, er hat Jelle Klaasen eindrucksvoll besiegt und für Stimmung im Haus gesorgt! Etwas weniger stimmungsvoll, darttechnisch dafür auf starkem Niveau, zeigte sich die Partie von Ian White und Barney-Bezwinger Ronnie Baxter. „The Rocket“ spielte ein wirklich tolles Turnier und wollte es mit dem Achtelfinaleinzug krönen. Und es schien zu gelingen. Beim Stand von 4:3 für White, hatte Ian die Chance auf die Doppel-12 vergeben, was Baxter direkt nutzte. Danach brannte Ronnie ein Feuerwerk ab, zeigte klasse Scores und schien den Sieg so gut wie sicher zu haben. Ian ärgerte sich, dass er seine Chance vergab. Aber er bekam noch eine und schaffte das 5:5. Es musste das entscheidende Leg her. Dort hatte Baxter wieder Schwierigkeiten, das Momentum schwenkte ein weiteres Mal um. Und so war es letztlich Ian White, der sich doch noch mit 6:5 durchsetzte.

Die Ehre des letzten Walk-On am zweiten Tag hatte „The Wizard“ Simon Whitlock. Sein Gegner, Jani Haavisto, wartete bereits auf der Bühne. Und Jani spielte wirklich fantastisch, hielt lange Zeit einen Average von über 100 Punkten und hätte wohl so manchen anderen an diesem Abend geschlagen, nur eben Simon nicht. Der Australier zeigte den bis dahin höchsten Turnieraverage und schlug den Finnen 6:4. Danach war er sichtlich zufrieden, ich ebenso.



German Darts Masters Tag3

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