Flanders Darts Trophy 2024: “Diamonds Are The Girls Best Friends” – and in that case also “The Boys Best Friends!”
Schon Marilyn Monroe hatte es einst ausführlich erklärt: “The French are glad to die for love, they delight in fighting duels, but I prefer a man who lives and gives expensive jewels” – die Darts Protagonisten kämpfen derzeit im Rahmen ihres Herzenssports ums Überleben bei der Flanders Darts Trophy und irgendwie auch um die Liebe des Publikums. Dafür lieferten sie höchst vergnügungsreiche Duelle, was für die Zuschauer natürlich die kostbarsten Juwelen sind. In der Diamantenmetropole Antwerpen stand der zweite Tag der Flanders Trophy auf dem Programm, man konnte davon ausgehen, dass auch bei den Partien dieser Verarbeitungsrunde etliche Darts-Diamanten geschliffen würden. Die Rohdiamanten des gestrigen Tages performanten bereits mit kristallklar ausgeprägter Strahlkraft, das Publikum quittierte dies mit herzlicher Wärmeleitfähigkeit und die Akteure dankten mit begeisternder Pfeilgleitfähigkeit. Auch heute waren Resultate der qualitativ hochwertigsten Mineralklasse zu erwarten, denn auch die gesetzten Edelsteine bereicherten nun das Handelsgeschehen und das versprach Hochkarätiges.
Aus deutscher Sicht brachte der Erstrundennachmittag die erfreuliche Kunde, dass Gabriel Clemens gegen Martin Lukeman zu überzeugen wusste, es war zwar kein allzu leichtes Unterfangen, im Gegenteil, Martin Lukeman lieferte dem „German Giant“ einen gigantisch engen Kampf auf Augenhöhe, doch im Decider war Gabriel Clemens nicht zu beeindrucken und machte unangefochten alles klar. Heute Abend muss der Deutsche gegen Michael van Gerwen ran, die Aufgaben werden naturgemäß nicht kleiner. Sehr wohl nahezu ohne Gegenwehr war hingegen Raymond van Barneveld unterwegs, sein Landsmann Maik Kuivenhoven konnte ihm kaum Paroli bieten und musste folgerichtig den „White Wash“ hinnehmen. Die Taste für den „Schnellwaschgang“ hatte auch Alan Soutar gedrückt, er war ebenfalls in der Lage, seinen Gegner, den Host Nation Qualifier, Jody Tobback, mit 6:0 zu bügeln. Wenig Mühe hatte auch Jitse van der Wal mit dem polnischen Nachwuchsspieler Sebastian Bialecki, und Mike De Decker zog bei seinem überlegenen Sieg über Richard Veenstra obendrein den „Big Fish“ an Land. Zur Überraschung des Tages avancierte die Niederlage von Dimitri Van den Bergh, verblüffen musste hier vor allem die Eindeutigkeit und die Höhe, mit der Andrew Gilding den Kontrahenten abservierte. Aber auch die Leichtigkeit, mit der Dirk van Duijvenbode Jonny Clayton unversehens niederstreckte, war so nicht unbedingt zu erwarten. Erstaunen durfte man aber auch darüber, wie effektiv sich die Belgier François Schweyen und Brian Raman und Luc Bogaert zu wehren verstanden, alle drei hatten über einen mehr oder minder langen Zeitraum durchaus passende Antworten parat, aber dann setzte sich doch die Erfahrung der jeweiligen Gegner, Kevin Doets, Jermaine Wattimena, der es gestern nochmal besonders eilig hatte, und Luke Woodhouse durch. Für eher negative Verwunderung sorgte Krzysztof Ratajski, der gestern sein Spiel so gar nicht fand und nicht an die Leistungen seines letztwöchigen Kampfsieges über Gerwyn Price anknüpfen konnte. Der „Polish Eagle“ stand der starken Performance von Robert Owen schier hilflos gegenüber, der Waliser, der in etwa zwei Wochen 40 Jahre jung wird, hatte Krzysztof Ratajski durchwegs unter Kontrolle. Fest im Griff hatten ihre Gegner am Nachmittag des gestrigen Spieltags auch Scott Williams und Ritchie Edhouse, Erstgenannter schickte Marko Kantele nach Finnland heim und Daryl Gurney musste die Heimreise nach Nordirland antreten. Etwas spannender machten es am Abend James Wade und Joe Cullen bei ihren Erfolgen, Cameron Menzies konnte das Match gegen „The Machine“ lange Zeit offen gestalten, während sich Callan Rydz genauso wie sein Gegner, weiterhin auf verzweifelter Formsuche befindet, Joe Cullen hatte ebenfalls viel Luft nach oben, war zum Ende hin aber einfach der Konsequentere der Beiden. Und für den Aha-Effekt sorgte einmal mehr Peter Wright, der es gegen den „History Maker“, Brendan Dolan, erneut schaffte, die drohende Niederlage in einen Sieg umzumünzen. Kleines Bonmot am Rande: im Spiel hatte sich Peter Wright seinem Gegner gegenüber als gnadenlos erwiesen, aber vor Matchbeginn zeigte sich der bunt gekleidete „Paradiesvogel“ voller Erbarmen, als er das klassische Trikot seines Kontrahenten zurecht rückte. Ja, auch mit konventionellem Bekleidungsstil kennt sich Peter Wright aus.
Dann startete die zweite Runde, in der auch die gesetzten Spieler zum Zuge kamen. Die Deutschen waren allerdings erst am Abend an der Reihe. Martin Schindler würde es dann mit Peter Wright zu tun bekommen, Ricardo Pietreczkos Können und auch seine Geduld würden von Andrew Gilding gefordert werden und der Gegner von Gabriel Clemens hieß, wie gesagt, Michael van Gerwen. Den Start in den Nachmittag kreierten aber vorerst Ryan Joyce und Alan Soutar, weiter ging es im Best-of-11-Legs Modus, d.h. der erste Spieler, der sechs Durchgänge auf seinem Leg-Konto verbuchen konnte, würde ins morgige Achtelfinale einziehen.
Wenn der Vorteil des ersten Anwurfs den ganzen Unterschied ausmacht
Ryan Joyce hatte den ersten Anwurf, begann das Match gleich mit der ersten 180 und hielt auch sonst sein begonnenes Leg souverän, 1:0. Alan Soutar zeigte hingegen im zweiten Durchgang leichte Unsicherheiten aufs Doppel, musste gar ins „Madhouse“, aber der Gegner war weit genug entfernt, auch hier zog der Double-Trouble keine gravierenderen Konsequenzen nach sich, 1:1. Im dritten Leg packte Ryan Joyce das erste High Finish, 106 (T20, 14, D16) aus, das bescherte ihm das 2:1. Ein Leg später war der 38-jährige Engländer, der ebenso wie Callan Rydz, aus Newcastle upon Tyne stammt, wieder etwas zögerlicher unterwegs, erneut hatte Alan Soutar somit ausreichend Zeit, den bislang auftretenden Doppel-Problemen zu frönen, den Ausgleich schaffte er dennoch ungefährdet, 2:2. Auch in den nachfolgenden zwei Durchgängen waren die beiden Akteure im Gleichschritt zugange. In Durchgang Sechs hatte der Schotte dann seine Doppel-Schwäche überwunden und servierte gar sein erstes hohes Checkout (120), in Form des „Shanghai Finishs“. Leg Sieben strapazierte dann die Nerven der Spieler schon geringfügig mehr, Ryan Joyce hatte die Double-16 verpasst, als Alan Soutar bei seiner nächsten Aufnahme das Maximum lieferte und sich gerade mal 60 Restpunkte ließ. Doch Ryan Joyce traf anschließend die Double-8 rechtzeitig, damit war alles weiterhin in der Reihe, 4:3. Auch in Leg Acht verschleuderte Alan Soutar noch den ersten Checkout-Versuch, aber auch hier war der Kontrahent noch nicht in Sichtweite. Die nächste Aufnahme sollte es richten, es waren insgesamt 14 Pfeile, die das 4:4 ausmachten. Im neunten Durchgang verstanden es die beiden Protagonisten, es richtig spannend zu machen. Die ersten zwei Aufnahmen von Alan Soutar ließen noch extrem zu wünschen übrig, doch dann zog er zweimal die 180 aus dem Ärmel und stellte sich 36 Restpunkte. Ryan Joyce stand da noch auf der 161. „Relentless“ traf die Triple-20 und die Triple-17, den dritten Pfeil versenkte er mühelos im Bullseye. Mit dem 161er-Finish hatte er last Minute, in dem Fall mit dem last Dart, abermals seinen Anwurf gerettet, 5:4. Die beiden Spieler schenkten sich tatsächlich nichts! Im zehnten Durchgang zauberte Alan Soutar seinerseits den 12-Darter aus dem Hut: 121 – 58 – 180 – 142, das High Finish hatte er mit zweimal Triple-20 und Double-11 gelöscht. So war erneut der Ausgleich hergestellt, 5:5, es ging gleich im ersten Match des Nachmittags über die volle Distanz. Hier bewahrheitete sich einmal mehr, wie wichtig der erste Anwurf sein kann. Den hatte Ryan Joyce gehabt, er musste für den Sieg lediglich seine begonnenen Legs durchbringen, während Alan Soutar für den möglichen Match-Gewinn partout das Break brauchte. Doch Ryan Joyce nutzte im Entscheidungsleg nicht nur den Vorteil des Anwurfs, sondern baute die 501 Punkte auch konsequent ab. 13 Würfe später hatte er den Erfolg in der Tasche, Alan Soutar hatte es in diesem Durchgang gerade mal auf die 190 heruntergeschafft. 6:5, der erste Sieger der zweiten Runde hieß Ryan Joyce.
Erweist sich Robert Owen ein weiteres Mal als Favoritenkiller?
Im Anschluss betraten Gian van Veen und Robert Owen die Bühne. Der 39-jährige Waliser aus Ogmore Valley, hatte das Ausbullen gewonnen, schaffte es dann aber im ersten Durchgang nicht, nach der 124er-Vorbereitung mit drei Versuchen, die verbliebene 17 quitt zu werden. Auf der anderen Seite eliminierte Gian van Veen mühelos 71 Restpunkte und holte sich das Break, 1:0. In Durchgang Zwei war es der Niederländer, der seinen Checkout-Dart auf Double-16 liegen ließ, das bestrafte Robert Owen mit sofortigem Re-Break, das er mit 13 Würfen erzielt hatte. Hierbei wäre ihm um ein Haar gar der 12-Darter mit 160er-Finish gelungen, allein es war der Fehlwurf auf Tops, der den Leggewinn noch um eine Aufnahme hinauszögerte. 1:1. Ins dritte Leg startete Robert Owen mit dem Maximum, das war die Grundlage für einen erneuten 13-Darter, damit ging der „Underdog“ zum ersten Mal in diesem Match in Front, 2:1. Und als Gian van Veen im vierten Durchgang anstelle der Double-4 auch noch die Double-13 abschoss, man nennt es „Goldilocks“, wusste Robert Owen die Gunst der Stunde zu nutzen, setzte das Break und baute seine Führung auf 3:1 aus. Aber schon im fünften Durchgang war es Robert Owen, der seinerseits zu viele Aussetzer einstreute, Gian van Veen hatte reichlich Zeit, das Re-Break zu landen, 2:3. Und auch das sechste Leg war ein einziges Fehler-Festival auf beiden Seiten, Gian van Veen machte den entscheidenden Fehler weniger und glich wieder aus, 3:3. Im siebten Durchgang war der niederländische Shootingstar dann wieder in der Spur, besser gesagt auf der Überholspur. Er präsentierte zweimal die 140, die 93 und das starke 128er-High Finish, der 12-Darter gereichte ihm zur erneuten Führung. Die 128 hatte er übrigens mit 18, Triple-20 und Bullseye gelöscht. 4:3. Auch im achten Durchgang ließ Gian van Veen nichts anbrennen, schon stand es 5:3. Im neunten Leg landeten Robert Owens` Pfeile bei seiner letztmöglichen Aufnahme in der 5, in der Triple-20 und im Bullseye, damit hatte er 115 Punkte weg gewischt, doch fürs Überleben hätten es 130 gelöschte Punkte sein müssen. Eine weitere Gelegenheit sollte der Waliser nicht bekommen, denn Gian van Veen nahm kurzerhand die Restforderung von 56 Punkten heraus, damit hatte er sich den 6:3 Erfolg gesichert.
Der Shootingstar, der sich im Schatten heranschleicht
Als nächstes waren Josh Rock und Jitse van der Wal an der Reihe, und hier machte der nordirische Nachwuchskünstler kurzen Prozess mit seinem Gegner. Jitse van der Wal kam in sechs Durchgängen nur zweimal unter den Betrag von 100 Punkten, unter anderem gleich in Leg Eins, welches Josh Rock mit grandiosem Set-up-Shot (171), dem die 180 vorausgegangen war und insgesamt 14 Würfen abräumte, 1:0. Das zweite Leg begann Josh Rock mit dem Maximum und um Haaresbreite hätte er hier beinah auch noch das 128er-Finish mitgenommen, der Leggewinn war es allemal, 2:0. In Durchgang Drei schaffte es Jitse van der Wal auf 70 Restpunkte, es war besagtes zweites Leg, in dem er unter die 100 kam. Josh Rock servierte sich derweil den nächsten passenden Set-up-Shot (132) und zementierte mit einer weiteren Aufnahme das 3:0. „Rocky“ hatte es heute extrem eilig, wirklich aufhalten ließ sich der 23-jährige Nordire auch in Durchgang Vier nicht, 4:0. Im Express-Tempo und mit der Vorbereitung von glatten 100 Punkten, servierte Josh Rock im fünften Durchgang 14 Würfe, auch hier hatte der Gegner aus den Niederlanden nichts zu vermelden, 5:0. Und dank optimalem Set-up-Shot (131) ward auch der 13-Darter im sechsten Leg bald ausgemacht, der „White Wash“, schon der dritte an diesem Turnierwochenende, war perfekt. Mit 103,66 im Average hatte Josh Rock seinen Kontrahenten, Jitse van der Wal (83,04 im Durchschnitt) im Eilverfahren, mit 6:0 von der Bühne gefegt.
Chris Dobey weiter in „Hollywood“-reifer Form
Es folgte die Partie zwischen Chris Dobey und Kevin Doets. Chris Dobey zeigte sich heute einmal mehr in ausgezeichneter Verfassung und räumte erstmal die ersten vier Durchgänge ab. Nur das Bullseye hatte im dritten Leg das 127er-Finish verhindert, aber wirklich bedeutsam war dieser Fehlwurf für „Hollywood“ in der Tat nicht, 4:0. Im fünften Durchgang vermochte Kevin Doets dann seinen Anwurf zu halten, nicht zuletzt weil der übermächtige Kontrahent hier einen Versuch auf Double-16 verschleudert hatte. Der 26-jährige Niederländer grätschte kurz dazwischen und verbuchte so die Eins hinter seinem Namen auf der Leg-Anzeigengrafik, 1:4. Das konnte Chris Dobey nicht beeindrucken, trotz Doppelproblemen im sechsten Durchgang war er nicht zu stoppen und eilte auf 5:1 davon. Im siebten Leg bäumte sich Kevin Doets nochmal mit dem respektablen 14-Darter auf, nahm in bemerkenswerter Art und Weise, 95 Restpunkte aus dem Board und verkürzte damit auf 2:5. Grund genug für Chris Dobey, für den allerletzten Streckenabschnitt über die Ziellinie nochmal einen Gang höher zu schalten. Dank Aufnahmen von 123 – 125 – 95 eliminierten Zählern war er auf dem Restbetrag von 158 Punkten angelangt. Triple-20, Triple-20 und Double-19, damit hatte er auch das 158er-High Finish erledigt und das Match in Style zugemacht. 6:2 für Chris Dobey über den heute chancenlosen Kevin Doets.
Niederlande – Australien, geografisch weit voneinander entfernt, doch hier entwickelte sich über die volle Distanz ein Kopf-an-Kopf-Rennen
Einen höchst spannenden Zweikampf lieferten sich anschließend Damon Heta und Dirk van Duijvenbode. Im Gleichschritt ging es durch die ersten beiden Durchgänge, Dirk van Duijvenbode hatte das Ausbullen für sich entschieden, jeder hielt zunächst sein begonnenes Leg und damit war das Kopf-an-Kopf-Rennen eingeläutet, 1:1. Einen hervorragenden 11-Darter (96 – 140 – 180 – 85) packte der Niederländer im dritten Leg aus und ging 2:1 in Führung. Auch in den darauffolgenden drei Durchgängen ließ sich keiner von beiden den Anwurf abnehmen, daraus resultierte der nächste Ausgleich, 3:3. Dirk van Duijvenbode förderte in Durchgang Sieben mal wieder eine sehenswerte Vorbereitung (131) zutage, das 4:3 war danach lediglich Formsache. Im achten Durchgang hatte der Auberginen-Experte gar eine reelle Chance aufs Break, aber Tops wollte nicht mitspielen, und auch die unangebracht grellen Pfeifstörungen aus dem Saal waren hier keine wirkliche Hilfe, stattdessen rettete Damon Heta seinen Anwurf, erneut war der Ausgleich wieder hergestellt, 4:4. Im neunten Leg war es der Australier, der einen Breakdart auf die Double-16 verpasste, da gelang es Dirk van Duijvenbode seinerseits, das begonnene Leg gerade so nach Hause zu bringen, 5:4. Bei beiden Spielern vermischten sich in schöner Regelmäßigkeit fabelhafte Aufnahmen mit abgrundtief schlechten Fehlwürfen. In Leg Zehn zeigte Damon Heta dann gediegene Stabilität und belohnte sich selbst mit dem 5:5. Zum zweiten Mal an diesem Nachmittag ging es in den Decider und in diesem elften Leg spielte eigentlich hauptsächlich einer: Dirk van Duijvenbode. Der Niederländer, der auch den Vorteil des ersten Anwurfs hatte, präsentierte 14 ordentliche Würfe und damit hatte zum wiederholten Mal in dieser Session, in einem Match über die volle Distanz, der Spieler gewonnen, der kein Break erzielen musste, sondern lediglich seine begonnenen Legs nach Hause gebracht hatte. 6:5 für Dirk van Duijvenbode über „The Heat“ Damon Heta.
„Chizzy“ spielt den Gegner „dizzy“
Es folgte die Partie zwischen Dave Chisnall und James Wade, auch das schon ein Klassiker im Dartsport, nicht zuletzt, weil hier exakt die beiden Akteure aufeinander trafen, die ihren altbewährt konventionellen Bekleidungsstil in all den Jahren so gut wie nicht verändert haben. James Wade, den normalerweise seine kompromisslose Konstanz auszeichnet, konnte sich heute nicht auf seine übliche Stärke verlassen, Dave Chisnall hingegen verriet formidable Spiellaune. Schon im ersten Durchgang war „Chizzy“ nur ein My davon entfernt, die 164 auszuchecken, aber das Bullseye … Mit insgesamt 14 Würfen schnappte sich Dave Chisnall nichtsdestotrotz das erste Leg, 1:0. Es war ein Break, das er im zweiten Durchgang auch bestätigte, schon hieß es 2:0. In den dritten Durchgang startete Dave Chisnall gegen den Anwurf mit dreimal der 140, und auch wenn er für die verbliebenen 81 Punkte nochmal zwei Aufnahmen benötigte, kassierte er mit insgesamt 13 Pfeilen hier das nächste Break für sich ein, 3:0. „Chizzy“ war sichtlich im Flow und spielte seinen Gegner regelrecht “dizzy“. Im vierten Leg setzte er das nächste Ausrufezeichen, die 160 als Set-up-Shot erledigte diesen Job. 4:0. Es dauerte wahrhaftig bis zum fünften Durchgang, bis James Wade zum ersten Mal an diesem Nachmittag ein begonnenes Leg für sich entscheiden konnte. Auch hierbei zeigte er größere Unsicherheiten, was das Auschecken betraf, doch letzten Endes erwischte er den Rettungsanker auf Tops und verbuchte das 1:4. Der Gegner begann das sechste Leg mit dem nächsten Maximum, mithilfe von insgesamt gerade mal 13 Würfen, ward auch das 5:1 rasch ausgemacht. James Wade bündelte nochmal alle Konzentration und sammelte die Krümmel auf, die Dave Chisnall fallen ließ. In anderen Worten heißt das, der Spieler aus St. Helens war nah dran, im siebten Durchgang das 148er-Finish zu löschen, aber die Double-14 machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Gegenüber traf James Wade die Double-20, das brachte ihm noch einen letzten Leggewinn ein, 2:5. Die 137, zweimal die 100, die 124 und das 40er-Checkout, mit diesem beachtenswerten 13-Darter machte Dave Chisnall den Deckel aufs Match drauf. Mit 6:2 hatte „Chizzy“ James Wade eine herbe Klatsche erteilt.
Antwerpen darf nochmal hoffen, doch dann folgt das bisher stärkste Comeback dieses Turnierwochenendes
Dann wurde es laut im Saal von Antwerpen, der letzte belgische Vertreter stand zum Einlauf bereit. Ihm gegenüber: Ross Smith, der bei der German Darts Championship sensationell von Nick Kenny überrascht worden war. Und auch hier sah es lange Zeit nach einer massiven Überraschung aus, denn Mike De Decker griff sich erstmal die ersten vier Legs. Und wie er die an sich nahm! Im ersten Durchgang verpasste Ross Smith nur extrem knapp das 167er-Finish, der Pfeil schrammte um Millimeter am mittigen Bullseye vorbei in die grüne Bullseye-Hälfte, die ihm 25 Punkte übrigließ. Das bestrafte Mike De Decker mit dem Break zum 1:0, bevor er im zweiten Durchgang das Break mit High Finish, 105 (20, T19, D14) bestätigte, 2:0. Hatte Ross Smith im ersten Leg noch das 167er-Finish verpasst, so war es im zweiten Durchgang das 164er-Checkout, das ebenfalls nur um Haaresbreite misslang, denn wieder scheiterte er am Bullseye. Mike De Decker machte es besser: ihm gelang im dritten Durchgang ein exzellentes High Finish, bei dem er 152 Punkten mit zweimal Triple-20 und der Double-16, Herr wurde, 3:0. Und bereits sein drittes High Finish lieferte der Belgier in Durchgang Vier, da waren es exakt 100 Punkte, die er mit Triple-20, 20 und Double-10 herausnahm, 4:0. Im fünften Leg hatte dann auch Ross Smith das passende Rezept endlich gefunden, die höchst bekömmlichen Zutaten lauteten: 177 Punkte als Set-up-Shot. Mit insgesamt 13 Würfen konnte nun auch der Engländer seinen ersten Leggewinn verbuchen, 1:4. Doch sollte sich dieser geschmackvolle Coup als zu spät für eine erfolgreiche Aufholjagd herausstellen? Die Frage beantwortete der Engländer in den darauffolgenden Minuten mit dem entsprechenden Tatenreichtum. 180 – 100 – 140 – 81, der 12-Darter erwies sich als weiteres Erfolgsrezept für Ross Smith, damit verkürzte er auf 2:4. Auch im siebten Leg war der „Smudger“ flotter unterwegs als sein Gegenüber, mit vorbildlichem Kampfgeist, sicherte er sich den Anschluss zum 3:4. Doch noch war die Luft nicht raus bei Mike De Decker, noch war die spielerische Euphorie nicht verflogen. In den achten Durchgang startete der 28-jährige Protagonist aus dem belgischen Mecheln, der den Heimvorteil nicht nur sichtlich genossen hatte, sondern im Gegensatz zu Dimitri Van den Bergh gestern, bis dahin diesen auch effektiv umsetzen konnte, mit sage und schreibe sieben perfekten Darts. Der Neun-Darter wurde es an dieser Stelle nicht, viel wichtiger war für Mike De Decker zu diesem Zeitpunkt, nach drei Legverlusten in Folge, natürlich auch der Leggewinn. Damit hatte er seinen Vorsprung wieder ausgebaut, 5:3, dem Belgier fehlte nur noch ein Leg zum nächsten Überraschungssieg. Der letzte Schritt über die Ziellinie ist bekanntermaßen jedoch nicht nur der schwerste, obendrein packte der Gegner im neunten Leg die nächste herausragende Vorbereitung aus. Mit der 171 als Set-up-Shot, stellte sich Ross Smith 24 Restpunkte, dieser clevere Move sicherte ihm neuerlich den Anschluss, 4:5. Auch in Durchgang Zehn ließ der 35-Jährige aus Dover nichts anbrennen, dank einer überragenden Comeback-Leistung hatte er so die volle Distanz erzwungen. 5:5. Im Decider wusste Mike De Decker de facto nichts mehr zuzulegen, er parkte noch auf der 264, da hatte Ross Smith bereits 14 Würfe wirkungsvoll und gezielt untergebracht und damit seine Aufholjagd auch vergoldet, Antwerpen-gerecht sollte man vielleicht sagen: „verdiamantet“. 6:5 hieß es am Ende, nach einem spektakulären Drama, das Ross Smith schließlich für sich entscheiden konnte. Damit war auch die Erfolgsreise des letzten Belgiers bei der Endstation angelangt. Ross Smith bedankte sich später via Social Media ausgiebig beim Antwerpener Publikum für die Fairness, weil er bei seinem Sieg über den Lokalmatador keinerlei Störungen erfahren hatte.
„Rockstar“ meets „Heavy Metal“
Die letzte Partie des Nachmittags bestritten Ryan Searle und Joe Cullen. Auch hier eilte zunächst einer fulminant in Front, es war Ryan Searle, der den Leggewinn in den ersten drei Durchgängen für sich in Anspruch nahm, 3:0. Leg zwei hatte er dabei mit dem 12-Darter ausgemacht: 140 – 60 – 140 – 161, wobei er besonders mit dem 161er-High Finish, das er mit Triple-20, Triple-17 und Bullseye ausradiert hatte, zu beeindrucken vermochte. Letztgenanntes Kunststück wiederholte Ryan Searle in Durchgang Drei: hier checkte er 160 Punkte mit zweimal Triple-20 und Tops aus. Wen interessierte es da noch, dass Ryan Searle, aufgrund des verlorengegangenen Gepäcks, nicht im eigenen Shirt spielen konnte?! Auch in den vierten Durchgang startete „Heavy Metal“ mit dem Maximum, streute dann aber etliche Aussetzer ein, die 131er-Vorbereitung kam diesmal zu spät, Joe Cullen grätschte mit dem 1:3 dazwischen. Inzwischen hatte auch der „Rockstar“ seine Freude am Leg-Gewinnen wiederentdeckt, mit einem Bouncer und zweimal der Triple-20 als Vorbereitung (120), zog er den 14. Pfeil aus dem Board und strich den nächsten Leg-Erfolg ein, 2:3. Sechster Durchgang: 180 – 134 – 133 – 54, auch Joe Cullen kann 11-Darter, damit war der Ausgleich wieder hergestellt, 3:3. Doch schon im siebten Leg war Ryan Searle erneut zur Stelle, nahm mit 20, Tops-Tops glatt 100 Punkte heraus, damit hatte er auch diesen Durchgang auf sein Leg-Konto eingezahlt und begab sich wieder in Front, 4:3. Im achten Leg gelang Joe Cullen nochmal der Ausgleich, 4:4, bevor Ryan Searle zum Endspurt ansetzte. Das 122er-Finish im neunten Durchgang scheiterte zwar an der Double-7, was aber nichts am Ausgang dieses Legs änderte, 5:4 für „Heavy Metal“. So hochklassig wie Ryan Searle den Spielverlauf gestaltet hatte, beendete er das Match auch. Zweimal die Triple-19 und das Bullseye getroffen, mit diesem stilvollen 164er-Checkout fixierte Ryan Searle das 6:4 über Joe Cullen.
Kurze Pause, dann sollte es mit dem zweiten Teil der zweiten Runde weitergehen.