Flanders Darts Trophy 2024: Zweite Session der zweiten Runde und auch zwei Deutsche wussten zu überzeugen
Der Nachmittag in Antwerpen hatte bereits höchst unterhaltsame Partien geboten, nun ging es weiter mit Teil Zwei der zweiten Runde. Besonders spannend aus deutscher Sicht war natürlich die Tatsache, dass in dieser Session auch drei deutsche Protagonisten an den Start gehen würden: Martin Schindler, der es mit dem frisch gekürten German Darts-Champion, Peter Wright, aufnahm, Ricardo Pietreczko, der Andrew Gilding gegenüberstand und Gabriel Clemens, der es mit Michael van Gerwen zu tun bekam.
Stephen Bunting zündet zu Beginn mal wieder den Turbo
Den Anfang machten aber Stephen Bunting und Scott Williams. Stephen Bunting war furios aus den Startlöchern gekommen, er hatte den ersten Anwurf und 13 Würfe später auch schon das 1:0 auf seinem Leg-Konto verbucht. Im zweiten Durchgang legte er nochmal eine gehörige Schippe drauf: mit sechs perfekten Darts begann er das Leg, ließ dem die 105 folgen und löschte im Anschluss mit dem ersten Versuch die Double-18. Umgerechnet und alle Pfeile zusammen addiert hieß das: Stephen Bunting hatte den 10-Darter präsentiert und somit das Break erzielt. Im dritten Durchgang versuchte auch Scott Williams, irgendetwas auszurichten und seinerseits das Re-Break zu landen. In dem Fall war das schon fast Pflichtaufgabe und dieser entledigte er sich mit 14 Würfen, 1:2. Aber „The Bullet“ feuerte weiterhin aus allen Rohren und nahm seinem Gegner den nächsten Anwurf ab, 3:1. Dabei hatte Stephen Bunting Scott Williams in diesem Durchgang durchaus reelle Chancen eingeräumt. Denn nachdem sich der BDO-Weltmeister von 2014, mit Triple-20, 20 und Bullseye, selbst den optimalen Set-up-Shot (130) serviert hatte, ließ er anschließend erstmal drei Versuche auf die Double-20 liegen und öffnete damit seinem Gegenüber die Tür mehr als einen Spalt breit. Doch statt durchzugehen, schlug Scott Williams besagte Tür mit Karacho wieder zu, indem er beim Versuch, 86 Punkte zu löschen, seine Pfeile in der Triple-1, der 17 und der einfachen 3 versenkte. Damit war er statt 86 Punkte, nur 23 Zähler losgeworden und machte den Weg ans Oche für Stephen Bunting wieder frei. Das ließ sich der gebürtige Liverpooler, der schon lange im „Darts-Mekka“ St. Helens beheimatet ist, nicht zweimal sagen. Schnurstracks nahm er die verbliebene 40 heraus und ging 3:1 in Führung. Zum zweiten Mal an diesem Abend startete Stephen Bunting mit sechs perfekten Darts ins Leg, es war der fünfte Durchgang, und auch wenn es danach noch einiger Aufnahmen benötigte, um die verbliebene 141 quitt zu werden, das 4:1 für Bunting war es allemal. Das sechste Leg begann Scott Williams mit dem Maximum, hier hielt Stephen Bunting die 180 als Set-up-Shot parat, aber der kam zu spät, denn der 34-Jährige aus Boston, wohlgemerkt aus dem englischen Boston, das sich in der Grafschaft Lincolnshire befindet, machte 78 Restpunkte aus und verkürzte auf 2:4. Kurios war hier, die Art und Weise, wie er den Restbetrag auscheckte. Denn nachdem er vorher zunächst versehentlich die Triple-4 abgeschossen hatte, blieb ihm danach kaum viel Besseres übrig, als der Gang über die 16 und das Bullseye. Alles in allem ein unkonventioneller Weg, den er allerdings äußerst erfolgreich beschritt. Stephen Bunting war weiterhin hervorragend im Flow, während er im siebten Durchgang den Kontrahenten auf der 143 abgehängt hatte, wurde er die Restforderung von 70 Punkten quitt, 5:2. Mit viel Willensstärke verkürzte Scott Williams im achten Leg nochmal auf 3:5, aber Stephen Bunting zeigte im neunten Durchgang seine Entschlossenheit und deckelte das Match. 6:3, der erste Sieger des Abends hieß Stephen Bunting, der einen Average von 104,24 an den Tag gelegt hatte, während Scott Williams gerade mal 93,61 im Schnitt ans Board gehämmert hatte.
Die walisische Nummer Eins avanciert in Belgien zum Publikumsliebling Nummer Eins, kann die Unterstützung aber nicht effektiv nutzen
Dann wurde es richtig laut in Antwerpen, Gerwyn Price kann sich hier offenbar einer großen Anhängerschaft erfreuen. Sein Gegner heute Abend war Luke Woodhouse, der gestern schon eine starke Form bekundete, aber der Sieg über den lokalen Qualifikanten Luc Bogaert war womöglich nicht der geeignete Maßstab. Wie viel wert dieser Erfolg war, sollte die anstehende Begegnung mit Gerwyn Price verraten. Der Waliser, der bei der German Darts Championship in Hildesheim, eine bittere Niederlage gegen Krzysztof Ratajski hinnehmen musste, wurde hier euphorisch vom belgischen Publikum abgefeiert und dann startete das Match mit Anwurf Woodhouse. Der Set-up-Shot (105) von Gerwyn Price kam für ein mögliches Break zu spät, Luke Woodhouse ging 1:0 in Führung. In Leg Zwei zeigte der Engländer Aufnahmen von zweimal der 140, die 180 und das 41er-Finish, das ergab den 11-Darter und so hatte Luke Woodhouse auch das Break erzielt, 2:0. Der „Iceman“ hatte in diesem Durchgang mit dem Versuch, die 132 zu löschen, seinerseits sehr wohl die Gelegenheit gehabt, sein begonnenes Leg zu halten, aber das Bullseye wusste das zu verhindern. Im dritten Durchgang hatte sich Luke Woodhouse mit 139 weggewischten Punkten die 28 aufbereitet, aber drei Pfeile auf die Double-14 landeten im Aus. Gerwyn Price bestrafte diese Nachlässigkeit mit dem Re-Break und konnte damit ebenfalls seinen ersten Leggewinn des Abends verbuchen, 1:2. Das Break-Festival fand in Durchgang Vier seine Fortsetzung, mit zwei Würfen machte „Woody“ die 86 aus und schritt 3:1 in Front. Nicht nur die Break-Serie, auch die Unsicherheit von Gerwyn Price aufs Doppel setzte sich fort, im fünften Durchgang versenkte er seinen Pfeil zwar in einem Doppel-Segment, allein es war das falsche. Statt in der Double-10 landete sein Versuch in der Double-15. Entschieden verkündete der Unparteiische, Kirk Bevins, das „No Score!“ und Luke Woodhouse trat erneut ans Oche. Auch er schaffte es nicht, Herr über 34 Restpunkte zu werden, so bekam Gerwyn Price die erneute Chance. Diesmal löschte er die 71 Restpunkte problemlos, erzielte das nächste Break und fand wieder den Anschluss, 2:3. Im sechsten Durchgang zog Luke Woodhouse den nächsten 11-Darter aus dem Ärmel: 99 – 180 – 140 – 82, auch das war wieder ein Break, 4:2. Im siebten Durchgang war „Woody“ ebenfalls stark unterwegs und beendete das Leg obendrein mit erstklassigem High Finish, 154 (T19, T19, D20), 5:2. Dann setzte die walisische Nummer Eins zur Aufholjagd an. Die Vorbereitung von 133 ausradierten Punkten im achten Durchgang legte dafür die ideale Basis. Und nachdem sich Gerwyn Price das 3:5 gesichert hatte, griff er sich in Leg Neun auch selbstbewusst das Break zum 4:5, bevor er schließlich im nächsten Durchgang den Decider erzwang. Jenes vorausgegangene zehnte Leg hatten beide mit dem Maximum begonnen, Gerwyn Price war zudem nah dran gewesen, das 128er-Finish auszuchecken, aber der Fehlwurf aufs Bulleye hatte diesmal keine größeren Auswirkungen. Die verbliebene 25 nahm „Gezzy“ mit der nächsten Aufnahme heraus, 5:5. So war der Ausgleich wieder hergestellt, alles wieder offen, wobei der Vorteil des Anwurfs bei Luke Woodhouse lag. Nachdem Gerwyn Price dann jedoch auch im Entscheidungsleg die 126 nicht mit einer Aufnahme weg bekam und sich abermals den halben Bullseye-Betrag stehengelassen hatte, bekam er diesmal keine weitere Chance, die 25 noch quitt zu werden. Luke Woodhouse konnte die drei zusätzlichen Pfeile, die der Anwurf bot, sehr wohl nutzen, nahm 76 verbliebene Punkte heraus und setzte damit den Schlusspunkt. Auch in der Woche zuvor hatte Gerwyn Price mit extremer Willenskraft die volle Distanz erkämpft, zog dann aber im Decider gegen Krzysztof Ratajski den Kürzeren – ein ähnlich tragisches Szenario hatte sich für den „Iceman“ heute Abend abgespielt. 6:5-Erfolg für Luke Woodhouse.
In jüngster Zeit gab es kaum ein rein niederländisches Duell, in dem nicht auch Danny Noppert mit von der Partie war
Bei der German Darts Championship hatte Danny Noppert zunächst Landsmann Dirk van Duijvenbode ausgeschaltet, war in der nächsten Runde dann aber seinerseits an Michael van Gerwen gescheitert. Auch die erste Runde der Flanders Darts Trophy konnte bereits mit einer pur niederländischen Begegnung aufwarten, hier war Danny Noppert als gesetzter Spieler natürlich nicht zugegen. Vielmehr war es sein heutiger Gegner, der legendäre Raymond van Barneveld, der gestern Maik Kuivenhoven mit dem „White Wash“ das Nachsehen gegeben hatte. Heute also das nächste rein niederländische Duell: der fünfmalige Weltmeister, Raymond van Barneveld, gegen den UK-Open Champion von 2022, Danny Noppert. Raymond van Barneveld hatte das Ausbullen gewonnen, doch Danny Noppert nahm dem traditionsbewussten Landsmann, im ersten Durchgang, mit äußerst bedachtem 87er-Checkout, vorsichtshalber schon mal den Anwurf ab, 1:0. Im zweiten Leg probierte „Barney“ das Re-Break mithilfe des 141er-Finishs, auf Anhieb gelang das nicht. Aber auch die verbliebene 24 löschte er mit dem 13. Wurf, innerhalb des nächsten Gangs ans Oche, 1:1. Im dritten Durchgang packte Danny Noppert den 12-Darter aus: 100 – 180 – 140 – 81, und tütete damit das nächste Break ein, 2:1. Ein Leg später gelang es „The Freeze“ mit 13-Würfen, inklusive optimalem Set-up-Shot (126), das Break zu bestätigen, damit hatte er als erster Spieler in dieser Partie, ein begonnenes Leg auch nach Hause gebracht, 3:1. Im fünften Durchgang waren beide Akteure mehr als wackelig unterwegs. Obwohl Raymond van Barneveld mit der Vorbereitung von 140 ausradierten Zählern, zwar alle Trümpfe in der Hand hielt, reichten ihm sechs Versuche schlussendlich nicht aus, um die 24 loszuwerden. Auch Danny Noppert vergab sechs Pfeile, mitsamt Überwerfen bei der vorletzten Aufnahme, doch dann saß der letzte Versuch in der Double-5, 4:1. Geringfügig rasanter war „The Freeze“ aus dem friesischen Joure im sechsten Leg unterwegs, das 5:1 holte er sich unangefochten. In Durchgang Sieben stemmte sich die 57-jährige Darts-Ikone aus Den Haag nochmal gegen die frühzeitige Niederlage, mit 14 Würfen, inklusive beachtenswertem Set-up-Shot (134), machte er den Restbetrag von 36 Punkten aus, hier war der Gegner noch auf der 206 verblieben. Im achten Leg war Danny Noppert jedoch wieder mit dem 13-Darter zur Stelle und der hochverdiente 6:2-Erfolg war in trockenen Tüchern.
Gabriel Clemens mit der Mammutaufgabe, den „Mächtigen Mike“ zu entmachten
Das Warten hatte ein Ende, als nächstes stand die Begegnung: Michael van Gerwen versus Gabriel Clemens, auf dem Programm. Der „German Giant“ hatte den erfolgsverwöhnten Niederländer bislang noch nie besiegen können, zumindest nicht bei einem offiziellen PDC-Turnier. Michael van Gerwen mit dem ersten Anwurf, setzte gleich die erste Duftmarke, indem er mit der 180 startete. Das High Finish von 124 Punkten wollte ihm im ersten Leg noch nicht gelingen, doch auch die restliche 16 war mit der nächsten Aufnahme Geschichte, somit stand es 1:0 für „MvG“. Mit konstantem Scoring und sicherem Checkout hielt auch Gabriel Clemens seinen Anwurf im zweiten Leg, Ausgleich zum 1:1. Michael van Gerwen begann den dritten Durchgang mit sechs perfekten Darts, und obwohl es schlussendlich „nur“ ein 12-Darter wurde, ein imponierender Leggewinn war es allemal, 2:1. „Gaga“ Clemens präsentierte im vierten Durchgang ebenfalls den 12-Darter: 100 – 134 – 180 – 87, das entsprach genau der Performance, mit der man einen Michael van Gerwen in die Knie zwingen konnte, 2:2. Einen Pfeil mehr brauchte „Mighty Mike“ im fünften Leg, mit 13 souveränen Würfen strich er das 3:2 ein. 14 Darts später hatte Gabriel Clemens wieder die Nase vorne, es war ein hochklassiger Kampf auf Augenhöhe, 3:3. Keiner schenkte dem anderen auch nur einen Millimeter! Der haarscharf verpasste Treffer aufs Bullseye, beim Versuch, 85 Punkte herauszunehmen, verhindert das Break für den Saarländer im siebten Leg. Stattdessen hielt der Niederländer sein begonnenes Leg und ging abermals in Führung, 4:3. Auch im achten Durchgang schrammte der Pfeil des „German Giants“ nur äußerst knapp an Tops vorbei, als er versuchte, das High Finish von 125 Punkten zu eliminieren. Kein Drama, der Gegner war zu diesem Zeitpunkt schließlich noch nicht in der Nähe der Doppelfelder angekommen. Gabriel Clemens konnte seelenruhig ein weiteres Mal ans Oche treten. Diesmal traf er die Double-10 ohne Umschweife und es stand 4:4. Dann schaltete der Deutsche, der bis dahin sowieso schon durchgehend auf extrem hohem Niveau unterwegs gewesen war, sogar nochmal einen Gang nach oben, er wusste, dass er derjenige war, der in diesem Match das Break für den Sieg brauchte. In den neunten Durchgang startete Gabriel Clemens mit acht perfekten Darts, in dem Fall waren das sieben Treffer in der Triple-20 und einer in der Triple-15. Ausschließlich der Versuch aufs Doppel landete im Aus. Den ersten Pfeil der nächsten Aufnahme versenkte der 41-Jährige aus Saarlouis anschließend jedoch unmittelbar in der Double-18, es war der 10-Darter, der Gabriel Clemens das Break zum 5:4 bescherte. Auch im zehnten Durchgang ließ „Gaga“ nichts mehr anbrennen, hier nahm er zum Abschluss in Style auch noch das High Finish, 104 (16, T16, D20) mit. 6:4, der erste Sieg von Gabriel Clemens gegen Michael van Gerwen war zementiert. Zum auf der Zunge zergehen lassen, hier noch die Averages: nette 99,93 von Michael van Gerwen, während Gabriel Clemens 107,27(!) im Durchschnitt aufwies.
Martin Schindler bekam es ausgerechnet mit Peter Wright zu tun, der aktuell in höheren Sphären segelt
Ein paar Wimpernschläge mussten reichen, um den Puls wieder auf eine überlebensfähige Frequenz herunterzuschrauben, denn auch im nachfolgenden Match war deutsche Beteiligung angesagt. Martin Schindler durfte hier gegen den aktuellen Titelgewinner der German Darts Championship antreten, unnötig zu erwähnen, wer das war. Ich tue es trotzdem: es war Peter Wright. Peter Wright hatte das Ausbullen gewonnen, startete gleich mit der 180 ins Spiel, ließ dem die 140 und die 136 folgen und auch die verbliebene 45 erforderte keinen schwerwiegenderen Kraftaufwand. Der mühelose 12-Darter bescherte dem Schotten das 1:0. Im zweiten Durchgang zeigten sich beide verwundbar, beide in diesem Leg mit viel Luft nach oben. Als Martin Schindler auch noch unglücklich am 130er-Finish scheiterte, transformierte sich der Restbetrag von 25 Punkten zum unüberwindbaren Hindernis. Bei seiner vorletzten Aufnahme in diesem Leg zielte er auf die Double-8 und traf stattdessen die Double-11. „No Score!“ Deutschlands Nummer Eins bekam eine weitere Gelegenheit, ans Oche zu treten, aber 25 Zähler lassen sich auch nicht mit 14, 3 und 4 wegwischen. Peter Wright, der bis dato ebenfalls fünf Darts am anvisierten Doppelfeld vorbei geschleudert hatte, konnte sich das Elend wohl nicht länger mitansehen und so griff er sich mit dem sechsten Versuch das Break zum 2:0. Unfassbarer Double-Trouble bei beiden Akteuren auch im dritten Durchgang. Dabei wäre Martin Schindler doch um ein Haar das 161er-Finish gelungen, aber auch hier scheiterte er am Bullseye. Diesmal landete der dritte Pfeil jedoch nicht im 25er-Segment, sondern bedeutungslos auf dem Boden. Und während „The Wall“ noch mit der restlichen 50 zugange war, zog Peter Wright mit dem fünften Checkout-Dart auf 3:0 davon. Im vierten Leg ließ dann auch Martin Schindler zwischendurch mal aufhorchen: das High Finish von 104 Punkten eliminierte er mit Triple-18, 18 und Double-16, 1:3. Das war doch ein Anfang, das machte Hoffnung! Aber schon im fünften Leg zog Peter Wright wieder seine Magic Cards aus dem Ärmel: 140 – 180 – 130 – 51, der 11-Darter verhalf ihm zum 4:1. Obwohl man sich heute des Eindrucks nicht erwehren konnte, dass Martin Schindler einfach kein geeignetes Mittel zur Gegenwehr parat hatte, vermochte es der 28-jährige Strausberger im sechsten Durchgang nochmal zu kontern, 2:4. Aber Peter Wright ließ auch im siebten Leg nichts mehr anbrennen, packte die passende Vorbereitung (137) aus und erhöhte abermals, 5:2. Im achten Durchgang präsentierte der Schotte Aufnahmen von 180 – 140 – 145 sowie 36 gelöschten Punkten, damit hatte Peter Wright den 6:2-Sieg über Martin Schindler fixiert.
Ein Deutscher war weiter, einer war raus und einer wartete noch
Ricardo Pietreczko hing also noch in der Warteschleife, er war als Übernächstes an der Reihe, doch die Wartezeit sollte nicht allzu lange andauern, denn schließlich stand vor ihm nur noch Luke Humphries in den Startblöcken, der vom Favoritenschreck schlechthin, Ritchie Edhouse gefordert wurde. Das übliche Wurftempo dieser Beiden in Betracht gezogen, würde der Master of Ceremonies, Philip Brzezinski schon in Kürze, „Pikachu“ und „Goldfinger“ auf die Bühne rufen können. Doch zunächst sollte natürlich aller Augenmerk auf den aktuellen Weltmeister und aktuellen World Matchplay Champion gerichtet sein. Luke Humphries hatte sich eine dreiwöchige Auszeit gegönnt und mit seiner Familie den Urlaub genossen, dies war sein erster Auftritt nach besagtem Ferienaufenthalt.
Der Weltmeister meldet sich aus dem Urlaub zurück
Die ersten zwei Durchgänge teilten die beiden Engländer gerecht unter sich auf, wobei Luke Humphries den Anwurf im ersten Leg gehabt hatte und Ritchie Edhouse im zweiten Leg das erste High Finish, 110 (20, T20, D15), erzielte. 1:1. Auch in den nächsten zwei Durchgängen brachten beide ihr jeweils begonnenes Leg nach Hause, Luke Humphries mit 14 Würfen, Ritchie Edhouse benötigte dafür nur 13 Darts. 2:2. Im Wechselschritt ging es weiter, „Cool Hand, Luke“ reduzierte die Wurfanzahl im fünften Durchgang um einen weiteren Pfeil, mit dreimal der 140 sowie dem 81er-Finish, hatte er den 12-Darter zutage gefördert, 3:2. Ein paar Versuche mehr brauchte Ritchie Edhouse für seinen Leggewinn im sechsten Durchgang, dafür konnte er wieder mit dem High Finish aufwarten. 126 Punkte löschte er mit Triple-19, 19 und Bullseye, wieder war der Ausgleich hergestellt, 3:3. Den nächsten 13-Darter lieferte der Weltranglistenerste im siebten Durchgang und ging so ein weiteres Mal vorne weg, 4:3. In Leg Acht legte Luke Humphries dann eine verbindliche Schippe drauf und baute seine Führung somit auf einen zwei-Punkte-Vorsprung aus, 5:3. Und im neunten Durchgang wollte der 29-Jährige aus Newbury, das Match nicht mehr unnötig in die Länge gezogen wissen. Nachdem sein Gegner die Chance auf das 129er-Finish vergeben hatte, weil ihm der Wurf aufs Bullseye misslungen war, zog „Cool Hand, Luke“ den Schlussstrich unters Match. 6:3-Sieg für Luke Humphries über Ritchie Edhouse.
Sich in ein Spiel hinein grooven, kann auch „Pikachu“
Dann der schon vorhin angekündigte Auftritt von Ricardo Pietreczko, man durfte gespannt sein, wie er mit der Spielweise respektive dem Tempo von Andrew Gilding zurechtkommt. Wobei auch Ricardo Pietreczko jetzt nicht der Rapid Express unter den Gipfelstürmern ist, sondern sich ebenfalls seine Zeit zu lassen vermag, wenn er es vonnöten hält. Andrew Gilding ist nicht nur seit jeher äußerst tiefenentspannt, spätestens seit seinem Überraschungserfolg bei den UK-Open 2023 hat er auch eine gewisse Konstanz entwickelt, bei der die Formkurve keine exorbitanten Ausschläge mehr aufweist, nicht einmal allzu große Wellen wirft. Die genannte Stabilität in Sachen Scoring und Checkout verhalf ihm in den ersten zwei Durchgängen auch zum souveränen Leggewinn, 2:0. Im dritten Leg antwortete Ricardo Pietreczko auf die Beständigkeit des Gegners, mit dem 12-Darter: 140 – 140 – 180 – 41, damit war auch er auf der Leg-Anzeigentafel angekommen, 1:2. Den nächsten 12-Darter zauberte „Pikachu“ im vierten Durchgang aus dem Hut: 140 – 99 – 98 – 164. Das beeindruckende High Finish, 164, hatte er mit zweimal Triple-19 und Bullseye, aus dem Weg geräumt. Damit hatte er binnen kürzester Zeit den Ausgleich erzielt, 2:2. Im fünften Leg groovte sich Andrew Gilding abermals mit 14 Würfen zum nächsten Leggewinn und ging wieder in Führung, 3:2. Aber der gebürtige Berliner, der seit kurzem wohl nicht mehr in Nürnberg, sondern nun in Hannover zuhause ist, wollte sich diesmal nicht abhängen lassen, und glich im sechsten Leg umgehend wieder aus, 3:3. 13 Darts später hatte Ricardo Pietreczko, nicht zuletzt dank der optimalen Vorbereitung (139), das nächste Break errungen, damit ging mittlerweile er, zum ersten Mal in dieser Partie, in Führung, 4:3. Doch Andrew Gilding war ebenfalls nicht bereit, aufzustecken, er hatte noch einiges im Köcher und griff sich postwendend das neuerliche Re-Break, ein weiteres Mal mit 14 Pfeilen. 4:4. Das Break-Festival setzte sich in Durchgang Neun fort, hier war es wieder Ricardo Pietreczko, der beherzt zulangte und sich den Leggewinn in die Tasche schob, 5:4. In Durchgang Zehn hatte der 29-jährige Deutsche dann die erste Möglichkeit, das Spiel zuzumachen, aber der Pfeil segelte an der Double-16 vorbei ins Aus. Andrew Gilding hatte vorher beim Versuch, die 121 auszuchecken, das Bullseye verpasst, den verbliebenen Rest von 25 Punkten wurde er bei der nächsten Aufnahme quitt, damit rettete sich der 53-jährige Engländer in den Ausgleich und erzwang die volle Distanz. 5:5. Den Decider begann „Goldfinger“ auch, bewies aber diesmal kein „goldenes Händchen“. Denn „Pikachu“ war so weit vorne, dass er sich, als er probierte, mit dem „Shanghai Finish“ zu punkten, auch einen weiteren verworfenen Matchdart leisten konnte, ohne, dass sein Gegner eine Chance aufs Doppel bekam. Mit der nächsten Aufnahme versenkte er den Dart in der Double-10, das sicherte Ricardo Pietreczko, der im letzten Jahr mit dem Titelgewinn bei der German Darts Championship, erst als zweiter Deutscher überhaupt, (Max Hopp war der erste), ein PDC-Turnier auf der European Tour gewinnen konnte, das Break im Decider und damit auch den 6:5-Erfolg über Andrew Gilding. Somit war gewiss, dass zumindest zwei von drei deutschen Teilnehmern auch morgen noch an den Start gehen durften.
Nur das Tempo betreffend, waren beide auf Augenhöhe
Den Schlussakkord der zweiten Runde setzten am späten Abend Luke Littler und Jermaine Wattimena. Das Ausbullen hatte Luke Littler für sich entschieden und auch sonst machte er von Anbeginn klar, dass er auch heute nicht gedachte, sich unnötig aufhalten zu lassen. Wobei Jermaine Wattimena seinem Gegenüber in Punkto „Geschwindigkeit und Tempo“ durchaus Konkurrenz machen konnte. Luke Littler hatte seine Darts kaum aus dem Board gezogen, da flogen ihm die Pfeile des Gegners auch schon bedrohlich nah um die Ohren. Das war dann aber auch schon die einzige Variable, bei der Jermaine Wattimena mithalten konnte. Ansonsten spielte eigentlich nur einer und der hieß Luke Littler. 14 Würfe brauchte der 17-Jährige in Durchgang Eins, da hieß es 1:0. Trotz etlicher Fehlversuche aufs Doppel im zweiten Durchgang, benötigte Luke Littler letzten Endes auch hier nur 14 Pfeile, um seine Führung auf 2:0 auszubauen. Ein paar Würfe mehr durften es dann in Durchgang Drei sein, schon stand es 3:0. 180 – 135 – 79 – 107 (19, T16, D20), diesen respektablen 12-Darter feuerte in der Tat nicht Littler ins Board, sondern in Durchgang Vier war es Jermaine Wattimena, dem dies gelungen war, damit war auch er auf der Anzeigengrafik für gewonnene Legs gelandet, 1:3. Dann war jedoch wieder Showtime für den aktuellen Premier League Champion: mit Aufnahmen von 140 – 140 – 171 – 50, präsentierte er ebenfalls den 12-Darter, 4:1. Ins sechste Leg startete Jermaine Wattimena mit sieben perfekten Darts, für den Leggewinn sollte es erstaunlicherweise trotzdem nicht reichen. Vier bzw. zwei Restpunkte wollten partout bleiben, die wurde der 36-jährige Niederländer aus Westervoort, auch mithilfe von zwei Aufnahmen nicht mehr los. Luke Littler überlegte sich derweil das nächste Paradestück: die 105 checkte er mit 25, Tops-Tops aus, es machte einfach nur Spaß, dem zuzusehen, 5:1. Zum Abschluss wollte der amtierende PDC-Juniorenweltmeister und PDC Vizeweltmeister 2024, den Matcherfolg noch mit dem „Shanghai Finish“ krönen, dass der Wurf auf die Double-20 hier misslang, dürfte wohl der kleinste aller Schönheitsfehler sein. Mit dem 13. Dart traf Luke Littler „seine“ Double-10, damit war auch der 6:1 Sieg über Jermaine Wattimena eingetütet. Nach seiner gestrigen Glanzleistung hatte Jermaine Wattimena immerhin auch heute seinem Gegenüber mit einem Average von 101,57 getrotzt, aber was nutzt einem solch ein bemerkenswerter Durchschnitt, wenn der Kontrahent mit einer Machtdemonstration von 111,13 im Average auftrumpft.
Damit ist in Antwerpen auch die zweite Runde der Flanders Darts Trophy zu Ende gegangen. Mit Blick auf die schwarz-rot-goldenen Farben können wir zwar keine hundertprozentige Erfolgsquote vermelden, aber zumindest zwei von drei deutschen Starten sind auch am Finaltag noch dabei. Auch wenn Martin Schindler heute nicht seine Bestleistungen abzurufen vermochte und im Großen und Ganzen chancenlos gegen einen überzeugenden Peter Wright blieb, war es doch ausgesprochen erfreulich, mitzuerleben, wie sich Ricardo Pietreczko in höchst ansehnlicher Manier gegen Andrew Gilding durchsetzte, während Gabriel Clemens aus deutscher Sicht für das definitive Highlight des Tages sorgte. Gegen einen sehr wohl in prächtiger Form agierenden Michael van Gerwen, fand der „German Giant“ immer wieder die passende Antwort und setzte sich letztendlich unaufhaltsam mit dem 6:4 Debüt-Erfolg durch.
Morgen dann der Finaltag, am Nachmittag werden die Achtelfinals ausgespielt und am Abend wird bis zur endgültigen Entscheidung durchgekämpft. Da empfiehlt es sich, bald schlafen zu gehen und so verabschieden wir uns mit dem gewohnten Gute-Nacht-Gruß: Always Look on the Bright Side of the Flight!