European Darts Championship 2024: Die Drinks gehen aufs „House“, auch der Weltmeister ist raus und dann war da noch ein Verlierer, der irgendwie auch ein Gewinner ist

Nachdem gestern auch James Wade die Segel streichen musste, stand zumindest ein Resultat schon vor Beginn der Viertelfinals als unverrückbare Tatsache fest: es wird ein neuer Name in die Siegerliste der European Darts Championship eingetragen werden. James Wade hatte das Turnier schon einmal gewinnen können, das war in 2018, zwei weitere Male (2020 und 2023) war er ebenfalls Finalist, doch in beiden Endspielen unterlag er jeweils Peter Wright. Auch Gary Anderson war einmal bis ins Finale vorgedrungen und zwar in 2015, als er im Decider denkbar knapp an Michael van Gerwen gescheitert war. Im gestrigen „El Clásico” gegen den Niederländer hat der Schotte den Spieß mühelos umgedreht, völlig überlegen servierte er seinem Gegner eine 10:3-Demütigung. Chris Mason und Alan Warriner-Little, die als Experten des britischen Senders itv fungierten, hatten beide im Vorfeld Michael van Gerwen vorne gesehen, – absolute Fehleinschätzung, doch da befanden sie sich in guter Gesellschaft, da ja auch Kollege Wayne Mardle mit seinen Prognosen beim World Grand Prix mehr als einmal weit daneben lag. Allerdings stand Michael van Gerwen das ganze gestrige Spiel über mehr oder minder komplett neben sich, man hatte schier das Gefühl, dass er nur körperlich zugegen war.

Wie gesagt, gewinnen konnte Gary Anderson die Europameisterschaft bislang nicht, und auch die übrigen verbliebenen Teilnehmer hatten bis dato keine Gelegenheit, Hand an den Pokal zu legen. Somit wird es heute auf jeden Fall einen Premierensieg geben, doch bis dahin würde noch viel Wasser die Ruhr, die Emscher und auch über den Dortmund-Ems-Kanal hinunterfließen. Denn vorab standen erst einmal die Viertelfinals auf dem Plan, die erfreulicherweise auch mit deutscher Beteiligung stattfanden. Ricardo Pietreczko hatte sich in einem eher einseitigen Match, fast im Vorbeigehen gegen den Littler-Bezwinger Andrew Gilding, der gestern Abend so gut wie nicht stattfand, durchgesetzt. Weit spannender machten es da Luke Woodhouse und Ryan Searle, das Momentum kippte immer wieder von der einen Seite auf die andere, abwechselnd sackten die Spieler einzelne Leggewinnserien ein und lieferten sich so ein Kopf-an-Kopf-Rennen, schlussendlich mit dem besseren Ende für Luke Woodhouse. Auch das andere „House“-Match ließ in Sachen Spannung keine Wünsche offen, denn im Duell Ritchie Edhouse versus Michael Smith, sah es zunächst so aus, als würde der „Bully Boy“ seiner Favoritenstellung gerecht, doch dann fiel er komplett aus der komfortablen Balance zwischen starkem Scoring und stabilem Checkout heraus und verspielte seinen zuvor bequem eingeholten 4:1-Vorsprung. Als auch Ritchie Edhouse irgendwann in seinen Rhythmus gefunden hatte, entwickelte sich ein reeller Kampf auf Augenhöhe, der bis in den Decider führte, in dem Michael Smith komplett abstürzte, während Ritchie Edhouse zur Hochform aufgelaufen war. Ein ähnliches Schicksal wie Michael Smith ereilte James Wade, der sogar schon mit 5:1 in Führung gegangen war und im späteren Matchverlauf obendrein den Neun-Darter nur um einen Pfeil verfehlte. Jermaine Wattimena hatte hingegen rechtzeitig in sein Spiel gefunden und auch er schaffte es schließlich, dem Favoriten eine empfindliche Niederlage beizubringen, die James Wade im Anschluss einigermaßen unangebracht grobklotzig quittierte. Jermaine Wattimena ist mittlerweile überzeugt, dass es diesmal auch durchaus mit dem Major-Titel klappen könnte.

Völlig souverän hatte Dirk van Duijvenbode Daryl Gurney aus dem Turnier genommen, und auch Jonny Clayton war machtlos gegen die Dominanz des Weltranglistenersten Luke Humphries. War beim World Grand Prix bereits ab Runde Zwei kein Niederländer mehr im Rennen, so konnten sich, trotz des frühen Ausscheidens ihres Topspielers Michael van Gerwen, diesmal gleich drei Vertreter aus der Oranje-Monarchie fürs Viertelfinale qualifizieren. „Revanche gelungen!“, wird sich Danny Noppert gedacht haben, denn er konnte Mike De Decker, der ihm letzte Woche in Prag bei den Czech Darts Open einen derart empfindlichen „Whitewash“ aufs Auge gedrückt hatte, gestern seinerseits, mit 10:6, die Tür zum Turnierausgang weisen.

„Game on!“ für die Viertelfinals der European Darts Championship 2024

Die Viertelfinals wurden ebenfalls im Best-of-19-Legs Modus ausgetragen, genau wie auf dem Weg in diese Runde, brauchte man weiterhin 10 Legs auf dem Konto, um heute Abend nochmal antreten zu dürfen. Und dann startete es auch, das erste Viertelfinale bei der diesjährigen European Championship in der Westfalenhalle in Dortmund.

Auch heute Nachmittag war wieder Philip Brzezinski als Master of Ceremonies an der Reihe, mit gewohnter Begeisterungsfähigkeit rief er die Protagonisten inbrünstig auf die Bühne. Den Anfang machten Dirk van Duijvenbode, der auf dem Weg hierher nicht nur Daryl Gurney, sondern auch Martin Schindler aus dem Turnier geworfen hatte, und Luke Woodhouse, der Bezwinger von Ross Smith und Ryan Searle. Hatte Dirk van Duijvenbode bis zu diesem Zeitpunkt ein massiv entschlossenes Tempo vorgelegt, so war heute die Luft sichtlich raus. Man hätte beinah annehmen können, dass der Niederländer nur seinen Schatten ins Viertelfinale geschickt hatte, allerdings offenbarte auch dieser die seit kurzem entdeckte Nervosität des Dirk van Duijvenbode. Mit einer gewissen Unstetigkeit ausgestattet, die man vom ihm eigentlich so nicht unbedingt kennt, wanderte sein Blick immer wieder unruhig hin und her. Das hinderte Luke Woodhouse natürlich nicht daran, unangefochten die ersten vier Legs abzuräumen, wobei er selbst kein übermäßig hochklassiges Scoring zeigen musste, der Gegner war sowieso nicht in der Lage, ihn irgendwie zu fordern. Bemerkenswert war höchstens die 110er-Vorbereitung in Leg Drei, ansonsten plätscherte das Spiel so ein wenig vor sich hin, 4:0. Kurz vor der ersten Werbepause gelang es Dirk van Duijvenbode, dann doch nochmal eben dazwischen zu grätschen, allerdings war auch dies eher ein zähflüssiges Schleichen über die Ziellinie, 1:4.

Der eine ist am Ende seiner Kräfte angelangt, der andere offenbar noch lange nicht

Im sechsten Durchgang war Luke Woodhouse nah dran, das 139er-Finish herauszunehmen, doch der Versuch auf Double-11 misslang. Der Kontrahent stand jedoch noch auf der 211, auch mit der darauffolgenden 136 konnte er da nicht mehr viel ausrichten. „Woody“ nahm beim nächsten Gang ans Oche die verbliebene 22 mit einem Pfeil raus, schon stand es 5:1. Auch im nächsten Leg ließ Luke Woodhouse nichts anbrennen und erhöhte auf 6:1, bevor es Dirk van Duijvenbode in Durchgang Sieben gelang, sich ein weiteres Leg zu sichern, 2:6. Das war sogar ein Break, die niederländischen Hoffnungen bekamen wieder geringfügigen Aufwind. Und obwohl Luke Woodhouse im siebten Durchgang bereits sein drittes Maximum zutage förderte, war Dirk van Duijvenbode diesmal zur Stelle, um das Break zu bestätigen. Vor allem die Art und Weise, wie er dies tat, ließ aufhorchen: zweimal Triple-19 und die Double-16, damit hatte er – urplötzlich – das High Finish von 146 Punkten aus dem Hut gezaubert, 3:6. Doch wer glaubte, dies könne nun der Wendepunkt sein und der Niederländer würde zum großen Comeback ansetzen, der irrte gewaltig. Dabei war Dirk van Duijvenbode im zehnten Durchgang kurz davor, das nächste High Finish auszuchecken, aber der Versuch, die 109 quitt zu werden, scheiterte an der Double-16. Das tolle 146er-Finish hatte sich nicht als Wirkungstreffer erwiesen, weder auf der einen noch auf der anderen Seite. Denn das kurzzeitige Aufleben des Gegners machte so gar keinen Eindruck auf Luke Woodhouse, der völlig unbeirrt weitermarschierte. Auch die nächsten beiden Durchgänge wurden problemlos auf das Leg-Konto des Engländers verbucht, wobei er in Durchgang Elf gar den 12-Darter präsentierte, den er mit High Finish gekrönt hatte: 60 – 180 – 140 – 121. Als „Cherry on the Cake“ hatte er obendrauf die 121 mit Triple-20, 11 und Bullseye gelöscht. Im zwölften Leg bäumte sich Dirk van Duijvenbode noch ein letztes Mal mühsam auf, 4:8, bevor Luke Woodhouse im 13. Durchgang mit Triple-20 und Double-20 den glatten Rest von 100 Punkten beseitigte und mit insgesamt 14 Würfen auf 9:4 davongezogen war. Während Dirk van Duijvenbode in diesem Leg zumindest noch zwei Möglichkeiten gehabt hatte, das Spiel noch ein wenig in die Länge zu ziehen, bekam er das Doppel-Segment in Durchgang 14 überhaupt nicht zu greifen, mit zwei Pfeilen hatte Luke Woodhouse die verbliebene 48 herausgenommen, damit war am 10:4-Erfolg für den Engländer nicht mehr zu rütteln.

Die zweite „House“-Bauphase – entsteht hier etwa ein Doppelhaus?

Auch im nächsten Match stand ein „House“ bereit, Ritchie Edhouse wollte es nun mit Darts-Legende Gary Anderson aufnehmen. Mit Michael Smith hatte er ja bereits einen anderen ehemaligen Weltmeister aus dem Turnier genommen, davor war es die niederländische Nachwuchshoffnung, Gian van Veen, den er geschluckt hatte. Gary Anderson hatte ebenfalls einen Niederländer des Turniers verwiesen, allerdings war es bei ihm eine Darts-Ikone, die er gebügelt hatte, Michael van Gerwen war da der Unglücksrabe. Zuvor hatte Gary Anderson Stephen Bunting heimgeschickt, der Schotte war offenkundig in Form.

Davon war heute Nachmittag durchaus einiges zu erkennen, nur es nutzte ihm diesmal nichts. An diesem schottischen Fiasko hatte ehrlicherweise nur einer seinen beträchtlichen Anteil, es war Ritchie Edhouse. Beide starteten mit der 180 ins Match und Ritchie Edhouse hatte in Nullkommanix die ersten drei Legs einkassiert. Den Aufschrei der Begeisterung löste er dabei vor allem in Durchgang Zwei aus: 134 – 180 – 171 – 16. Jener erstklassige 10-Darter gereichte ihm zum 2:0, bevor er in Leg Drei weitere 15 beachtliche Treffer setzte, die er mit dem sehenswerten 90er-Finish abschloss, 3:0. Im vierten Durchgang präsentierte Gary Anderson seinerseits 15 ordentliche Würfe, nahm mit zwei Pfeilen die restliche 92 heraus und war endlich auf der Leg-Anzeigentafel angekommen, 1:3. Aber Ritchie Edhouse hatte heute offensichtlich die „Unstoppable-Express-Pille“ gefrühstückt, 14 Darts später hieß es 4:1. Beide malträtierten die Triple-20 gnadenlos, doch der Engländer war immer den entscheidenden Schritt vorne dran. 5:1, auch diesmal hatte er nur 14 Versuche benötigt. Gary Anderson spielte auf keinen Fall schlecht, hatte auch seine Chancen, so wie in Leg Sieben, doch womöglich irritierte ihn die Machtdemonstration des „Underdogs“, denn er ließ gleich zwei Breakdarts aus, obgleich seine durchaus präferierte 40 vor ihm aufleuchtete. Gegenüber enteilte Ritchie Edhouse derweil auf 6:1. Im achten Leg servierte sich Gary Anderson den 137er-Set-up-Shot und ließ sich die 24 stehen, die er mit den Pfeilen Nummer 14 und 15 ausmachte, damit hatte er allerdings erst seinen zweiten Leggewinn an diesem Nachmittag eingefahren, 2:6. Ritchie Edhouse antwortete einen Durchgang später mit dem 7:2, bevor Gary Anderson in Leg Zehn das High Finish, 104 (T16, T16, D4), aus dem im Schottenmuster gehaltenen kurzen Ärmel zog, 3:7. Unbeeindruckt lieferte sich Ritchie Endhouse in Durchgang Elf den geeigneten Set-up-Shot (139), das war die Basis fürs 8:3. Und es war auch der 41-jährige Engländer, der selbst für das Highlight des Matches sorgte: 140 – 100 – 97 – 164. Das High Finish hatte er mit zweimal Triple-19 und Bullseye eliminiert und so den 12-Darter in Style veredelt, 9:3. Im 13. Leg packte Gary Anderson den 13-Darter aus, 4:9, und im 14. Durchgang konnte er nochmal mit 14 Treffern aufwarten, das 5:9 sollte aber nicht mehr den großen Unterschied machen. Denn Ritchie Edhouse brauchte seinerseits nur 14 Pfeile, um schließlich mit dem dritten Matchdart die sensationell gute Performance zu krönen. 10:5 für einen völlig ausgepumpten Ritchie Edhouse, der alles gegeben hatte, um Gary Anderson souverän in Schach zu halten und seinen Erfolg selbst kaum glauben konnte. 100,9 im Average hatte Gary Anderson ans Board genagelt, doch selbst diese Marke sollte nicht reichen, denn Ritchie Edhouse hatte mit 103,91 im Schnitt dagegen gehalten. Eines war klar: metaphorisch gingen heute Nachmittag definitiv alle Drinks aufs „House“.

Im Anschluss stand die Partie: Luke Humphries gegen Jermaine Wattimena, auf dem Programm. Der Niederländer hatte die vorausgegangenen „Underdog“-Erfolge mit Sicherheit bereits zur Kenntnis genommen, bevor er gegen den haushohen Favoriten antrat. Schon gestern hatte Jermaine Wattimena kundgetan, dass er sich bereit fühle, hier auch den nächsten Schritt zu gehen, dazu musste er aber erst einmal am ultraformstarken Weltmeister vorbei. Luke Humphries hatte in den ersten beiden Runden Nathan Aspinall und Jonny Clayton mühelos vom Oche gefegt, Jermaine Wattimena hatte zunächst dem Titelverteidiger Peter Wright das kalte Grauen beschert, um es gestern erfolgreich mit James Wade aufzunehmen.

Gelingt hier die nächste Sensation?

Luke Humphries mit dem ersten Anwurf, doch der Niederländer nahm ihm selbigen, trotz verpasstem 128er-Finish, gleich mal ab, bevor Luke Humphries in Durchgang zwei postwendend mit dem Re-Break konterte, 1:1. In den darauffolgenden zwei Durchgängen konnte keiner den Anwurf des jeweils anderen ernsthaft gefährden, Jermaine Wattimena hatte es vor allem seiner 128er-Vorbereitung in Leg Vier zu verdanken, schon stand es 2:2. In Durchgang Fünf war der 36-Jährige aus Westervoort wieder mit dem Break zur Stelle, 3:2, das er mit 14 Treffern im sechsten Leg diesmal auch bestätigte, 4:2. Im siebten Durchgang packte „Cool Hand, Luke“ den 12-Darter, inklusive High Finish, aus: 100 – 100 – 180 – 121 (25, T20, D18), damit hatte er den Anschluss wieder hergestellt. Es war jedoch nur sein eigens begonnenes Leg, das er gehalten hatte, dasselbe tat Jermaine Wattimena in Leg Acht, 5:3. In den neunten Durchgang startete der Niederländer mit sechs perfekten Darts, ließ dem die 105 und das 36er-Checkout folgen, umgerechnet und zusammenaddiert ergab dies den 10-Darter, den Jermaine Wattimena in exzellenter Weise und zu einem perfekten Zeitpunkt serviert hatte, denn es war ein weiteres Break, 6:3. Jenes Break sicherte er in Leg Zehn auch ab, mit 7:3 für den Außenseiter ging es zum letzten Pausenhalt. Im elften Durchgang machte Jermaine Wattimena da weiter, wo er vor der Pause aufgehört hatte, mit 14 Treffern und dem Leggewinn, der abermals ein Break darstellte, 8:3. Im Hintergrund bemerkte man, wie Luke Humphries Trockenbewegungen machte, um ein Gefühl für den Schwung zu bekommen, offensichtlich störten ihn vorhandene Luftstöße, die beim Darts natürlich mehr als unerwünscht sind. Michael van Gerwen hatte sich gestern ebenfalls massiv über den Luftzug auf der Bühne beklagt. Auch Luke Humphries zeigte heute offenkundig seinen Ärger darüber, wenn auch nicht ganz so aufgebracht und lautstark wie Michael van Gerwen im Anschluss an sein gestriges Match. Natürlich muss da oben komplette Windstille herrschen, da darf nicht der geringste Luftstrom spürbar sein, der Fairness halber muss man aber auch hinzufügen, wenn diesbezüglich schon irgendwas im Argen liegt, so betrifft das auch beide Spieler. Jermaine Wattimena schien sich daran jedenfalls nicht im Geringsten zu stören, der war einfach in seinem Tunnel drin, vielleicht drangen die Böen ja auch nicht bis in besagten Tunnel hinein. So drehte der Niederländer weiterhin unbeirrt seine Runden, 13 Würfe, mitsamt der optimalen 133er-Vorbereitung im zwölften Leg, bescherten ihm das 9:3. In Durchgang 13 griff Luke Humphries nochmal ins Geschehen ein, er benötigte 18 Pfeile, um auf 4:9 zu verkürzen, für seine Verhältnisse war das ein äußerst schwerfälliger Gang. Jermaine Wattimena brauchte in Leg 14 hingegen nur 15 Treffer, der zweite Matchdart hatte gesessen, da war die nächste Sensation perfekt. Auch er hatte einen Average über der 100er-Marke präsentiert, genau genommen 100,4, während Luke Humphries auf 96,32 gekommen war.

Es wirkte alles ein wenig surreal, wie drei unbestreitbare „Underdogs“ den haushohen Favoriten den Weg zum Ausgang gezeigt hatten. Die Menge in der Dortmunder Westfalenhalle dankte es mit großem Enthusiasmus für solch verblüffende Darbietungen. Und die Euphorie ließ sich auch nochmal toppen, denn nun stand Ricardo Pietreczko zum Einlauf bereit. Die Begegnung mit Danny Noppert hatte es zuletzt Anfang September bei der Flanders Darts Trophy in Antwerpen gegeben, und hier hatte der Deutsche in der dritten Runde seinem heutigen Kontrahenten, mit 6:1, deutlich das Nachsehen gegeben. Aber Ricardo war natürlich auch gewarnt, denn erst jüngst hatte auch Mike De Decker Danny Noppert heftig niedergestreckt, der war gestern aber ganz schnell wieder aufgestanden, hat sein Krönchen gerichtet und sich für die Niederlage ohne Umschweife revanchiert.

Spannung bis zum letzten Dart

Heute war es wiederum Ricardo Pietreczko, der zunächst die Richtung vorgab. Und wie er dies tat! Gegen den Anwurf startete „Pikachu“ mit sechs perfekten Darts ins Match, mit der dritten Aufnahme nahm er die 105 heraus, um danach auch die Double-18 mit einem Versuch zu eliminieren. Es war der dritte 10-Darter an diesem Nachmittag, Ritchie Edhouse hatte den ersten geliefert, und Jermaine Wattimena hat bei seinem gar den identischen Weg wie Ricardo Pietreczko eingeschlagen. Das erste Break war in trockenen Tüchern, der Deutsche schritt 1:0 in Front. Im zweiten Durchgang war der Gegner noch nicht in Sichtweite eines Doppelfeldes, da hatte Ricardo Pietreczko jenes Break schon bestätigt, 2:0. Aber auch Danny Noppert war heute sehr wohl im Flow, diesmal war es der Lokalmatador, der auf der 217 parkte, während „The Freeze“ mit 14 wohlplatzieren Würfen zum 1:2 aufschloss. Den 14-Darter konterte Ricardo Pietreczko im vierten Durchgang mit dem 14-Darter, da war der zwei-Punkte-Vorsprung wieder hergestellt, 3:1. Dabei wäre ihm beinah noch das 124er-Checkout gelungen, nur das Bullseye spielte nicht mit. Doch so leicht ließ sich Danny Noppert nicht abhängen, mit 2:3 (aus seiner Sicht) ging es in die erste kleine Pause. In der hatte der Niederländer womöglich einen „Treffer-Trunk“ zu sich genommen, denn unmittelbar danach tischte er den 11-Darter zum Break auf: 134 – 134 – 140 – 93. Damit war der Ausgleich wieder da, alles auf Anfang. Da Danny Noppert im nächsten Leg den Anwurf hatte und diesen auch hielt, ging nun er zum ersten Mal in dieser Partie in Führung, 4:3. Einmal ins Rollen gekommen, packte er im achten Leg auch noch den 12-Darter aus: 140 – 131 – 140 – 90, das war ein weiteres Break, 5:3. Doch Ricardo Pietreczko hielt die passenden Antworten parat: nachdem er sich in Durchgang Neun abermals den Anwurf des Gegners zurückgeschnappt hatte, setzte er im zehnten Leg das Sahnehäubchen drauf. Zweimal Triple-19 und das Bullseye gelöscht, wie selbstverständlich hatte der gebürtige Berliner das 164er-Finish vom Board gewischt. Somit war abermals der Ausgleich da, gerade rechtzeitig bevor es in den letzten Zwischenstopp ging. Diesmal kam Ricardo Pietreczko besser aus der Pause zurück, mit 15 geschmeidigen Treffern griff er sich einen weiteren Anwurf seines Kontrahenten. Aber Danny Noppert hatte im zwölften Durchgang den 14-Darter zur Hand und landete umgehend das Re-Break, 6:6. Das konnte den Deutschen nicht erschüttern, im 13. Durchgang setzte er die Breakserie fort, 7:6. Aber ein Break ist natürlich nur so viel wert, wie die Bestätigung danach, dieser Pflichtaufgabe entledigte sich Ricardo Pietreczko in Leg 14, 8:6. Da Danny Noppert im Vorfeld das Ausbullen gewonnen hatte, war „Pikachu“ auch derjenige, der das Break unbedingt brauchte, wollte er als Sieger von der Bühne gehen. Danny Noppert begann das nächste Leg, er begann es mit der 180 und auch der Leggewinn war nur Formsache, 7:8. Im 16. Durchgang war Ricardo Pietreczko mit dem 13-Darter zur Stelle, um ein Haar wäre es noch der 12-Darter geworden, jedenfalls war er damit auf Nummer Sicher gegangen und zog nun auf 9:7 davon. Nur noch ein Leg trennte den Deutschen vom European Championship Halbfinale! Doch dort wollte auch Danny Noppert hin und griff sich im 17. Durchgang erstmal flink das 8:9. Bei der fünften Aufnahme des 18. Legs versenkte Ricardo Pietreczko seine Pfeile in der Triple-20, in der einfachen 20 und im Bullseye. Daraus resultierte der ideale Set-up-Shot von 130 eliminierten Punkten, der ihm die 40 stehenließ. Aber diese starke Vorbereitung kam zu spät. Danny Noppert hatte mit seiner vierten Aufnahme alle Möglichkeiten, seinen zweiten „Big Fish“ innerhalb des Turnierverlaufs auf den Servierwagen zu befördern. Aber diesmal war ihm das Bullseye nicht gewogen, er bekam nur den halben Wert überwiesen. Da Ricardo Pietreczko bei seiner prächtigen Vorbereitung, ursprünglich auch den „Big Fish“ ziehen wollte und nur aus der Not eine Tugend gemacht hatte, sprich noch auf der 40 verweilte, schlug Danny Noppert daraus Kapital, radierte beim nächsten Gang ans Oche die verbliebene 25 aus und hatte so abermals das Break geschafft, 9:9. Es ging also über die volle Distanz, mehr Drama ging nicht. „The Freeze“ hatte im Decider den Anwurf und diesmal spielte er es konsequent zu Ende. Der erste Matchdart saß in der Double-20 und der Sieger in dieser hochklassigen Begegnung hieß Danny Noppert. Der Niederländer hatte einen Average von 102,41 an den Tag gelegt und ebenso war Ricardo Pietreczko, mit 99,27 im Schnitt, brillant unterwegs gewesen. Gratulation an Danny Noppert, aber auch Ricardo Pietreczko gilt unser Glückwunsch, denn er hatte, die heutige Performance eingeschlossen, herausragende Leistungen gezeigt und ein famoses Turnier abgeliefert.

Im Halbfinale würde es also zur „House“-Begegnung und zum rein niederländischen Duell kommen, d.h. der Sieger der European Darts Championship 2024 wird in jedem Fall entweder ein Engländer oder ein Niederländer sein, daran führt kein Weg vorbei. Die Halbfinals folgen in Kürze!

European Championship


Darts1.de Counter Darts1.de Logo Darts1 Counter
Selbst Darts spielen mit dem Darts1 Counter
Darts1.de Counter Darts1.de Logo Darts1 Counter
Selbst Darts spielen mit dem Darts1 Counter