European Darts Championship 2024: Auch im Achtelfinale hagelt es Überraschungen und gediegenes Drama
Zweite Runde und schon ging es gehörig nach oben mit der maximalen Anzahl der Legs, die in einem Match ausgespielt werden können. Best-of-19-Legs, das bedeutete, für das Viertelfinale waren nun schon zehn Leggewinne vonnöten. In der ersten Runde waren es noch sechs Zähler, die man auf seinem Leg-Konto verbuchen musste, um im Achtelfinale antreten zu dürfen, die letzten acht Tickets für die Reise in den Samstag hatten gestern Danny Noppert, Jonny Clayton, James Wade, Jermaine Wattimena, Andrew Gilding, Luke Humphries, Mike De Decker und – Trommelwirbel! – Ricardo Pietreczko gezogen. Der Deutsche hatte den Löwenanteil daran, dass dies zum spannendsten Duell des bisherigen Turnierverlaufs avancierte, zum ersten und bislang einzigen Mal ging es in den Decider. Dabei hatte Ricardo Pietreczko schon wie der sichere Verlierer ausgesehen, bevor er mit aller gebotenen Entschlossenheit einen 3:5-Rückstand in den 6:5-Sieg ummünzte. Entsprechend groß war die Enttäuschung natürlich bei seinem Kontrahenten, Damon Heta war die vorher noch blendende Laune im Anschluss sichtlich verschütt gegangen. „Pikachu“ hatte ihm die anfängliche Partystimmung definitiv verdorben, nach einer überragend starken Nervenleistung zog er als einzig verbliebener Deutscher in die zweite Runde ein. Einen Geniestreich nach Maß präsentierte einmal mehr Luke Humphries, sein Gegenüber Nathan Aspinall wird froh gewesen sein, dass er für seinen Zuschauerplatz an vorderster Front nicht noch nachträgliches Eintrittsgeld hat bezahlen müssen. Ein besonders großer Wurf ist gestern auch Andrew Gilding gelungen, eigentlich hatte er schon nach den Uhrzeiten für den Heimflug geschaut, doch im Bewusstsein, dass er auf jeden Fall sein bestes Spiel auspacken müsse, gelang ihm das Meisterstück, Luke Littler, den vermutlich alle, inklusive der Person Andrew Gildings selbst, vorne gesehen hatten, mit 6:4, seinerseits auf den Heimweg zu entsenden. Der 53-Jährige aus Ipswich, Suffolk, der, wie immer gut gelaunt, zugegeben hatte, dass er bei seinem UK Open-Triumph in 2023 „bei weitem fitter“ gewesen sei, bewies allen, einschließlich sich selbst, dass er trotzdem in der Lage ist, auch die besten Spieler zu schlagen. Diese Einstellung braucht er auch, denn Andrew Gilding sollte es heute mit dem zwischenzeitlich immens gereiften Ricardo Pietreczko zu tun bekommen. Kurzen Prozess machte gestern Abend Jermaine Wattimena mit Peter Wright, der allerorts beliebte Schotte hatte aber auch einen grottenschlechten Tag erwischt – der Average noch unter 75 sagt vermutlich alles. Somit ist „Snakebite“, der den Siegerpokal bereits zweimal in Empfang nehmen durfte, der sechste Titelverteidiger hintereinander, der im Folgejahr bereits in Runde Eins scheitert, wobei der erlittene „Whitewash“ natürlich die besonders bittere Niederlage verkörpert. Auf wenig bis gar keine Gegenwehr stieß auch der EM-Debütant und frisch gebackene Major-Sieger, Mike De Decker. Wo sein Kontrahent Josh Rock gestern abgeblieben ist? – Wir sind immer noch auf der Suche. Absolut souverän brachte Jonny Clayton sein Match nach Hause, relativ überraschend räumte der Waliser Chris Dobey nicht wirklich viele Chancen ein, bevor er mit dem beeindruckenden Bullseye-Finish das Match deckelte. Auch James Wade ließ seinem Gegner kaum eigenen Spielraum, „The Machine“ befand sich gestern mal wieder in „Vintage-Form“ und bestrafte alles, was der bislang zweifache Europameister (2019, 2021), Rob Cross, liegen ließ. Völlig sicher behielt Danny Noppert im gestrigen Auftaktmatch die Oberhand über Joe Cullen, dabei machte der Niederländer seinem Gegenüber wenig Zugeständnisse. Sobald jener Nopperts Fehler nicht zu nutzen wusste, griff „The Freeze“ eben selbst zu. Höhepunkt dieser Begegnung war auf jeden Fall der „Big Fish“, den Danny Noppert, als Spielabschluss in Style, rigoros entschlossen aus dem Darts-Becken herauszog.
Philip Brzezinski hatte am Nachmittag die Rolle von John McDonald übernommen, als Master of Ceremonies rief er zu Beginn dieses Zweitrundennachmittags Ryan Searle und Luke Woodhouse auf die Bühne. Ryan Searle hatte in der ersten Runde einen ungewohnt demotiviert wirkenden Raymond van Barneveld überrollt, der EM-Debütant Luke Woodhouse war dem European Championship Gewinner von 2022, Ross Smith, komplett überlegen.
Die Favoriten scheitern weiterhin kläglich
In den ersten zwei Durchgängen gelang es keinem der beiden Spieler den jeweiligen Anwurf des anderen ernsthaft zu gefährden, 1:1. Luke Woodhouse hatte das Ausbullen für sich entschieden und nachdem er im zweiten Durchgang erstmal sein begonnenes Leg gehalten hatte, 2:1, gelang ihm in Durchgang Drei auch gleich das erste Break, indem er das 90er-Finish mit Triple-20 und Double-15 gelöscht hatte, 3:1. Doch Ryan Searle hielt im fünften Leg die passende Antwort parat, der exzellente Set-up-Shot von 150 eliminierten Punkten, ließ ihm die 40 stehen, die war mit Wurf Nummer 13 und 14 erledigt. Damit hatte er das umgehende Re-Break erzielt, 2:3. Es ging in eine kurze Werbepause, aus der Ryan Searle weit besser aufgelegt zurückkam. Durchgang Sechs holte er relativ unspektakulär, 3:3, indessen packte der, aus dem in der Grafschaft Somerset befindlichen Wellington stammende 36-Jährige die 171 als perfekten Set-up-Shot aus, und landete damit direkt … – im „Madhouse“. Wir kennen das von den früheren Ereigniskarten beim Monopoly: „Gehen Sie nicht über Los“ oder „Gehen Sie in das Gefängnis, begeben Sie sich direkt dorthin“. In dem Fall ging der Engländer also direkt ins „Madhouse“, die Double-1 war jedoch beim nächsten Gang ans Oche Null Problem, die Ereigniskarte: „Ziehen Sie nicht das Leg ein“ traf demnach nicht! Ryan Searle ging somit zum ersten Mal in dieser Begegnung in Führung, 4:3. Auch im achten Leg war „Heavy Metal“ in der vorzüglichen Lage, metallischen Glanz aufzulegen, mit zweimal der 180 und insgesamt 14 Pfeilen baute er seinen Vorsprung auf zwei Zähler aus, 5:3. Doch ab Durchgang Neun stürzte das Scoring von Ryan Searle abrupt ab und fiel in unerklärliche Tiefen. Luke Woodhouse nutzte die Gunst der Stunde und räumte die nächsten fünf Legs ab, wobei er vor allem in Durchgang Elf mit dem High Finish, 108 (T19, 19, D16) zu beeindrucken vermochte, aber auch die beiden 14-Darter in den nachfolgenden zwei Legs waren genussvoll anzuschauen, 8:5. Ryan Searle hatte in diesen Durchgängen durchaus die eine oder andere Chance gehabt, dazwischen zu grätschen, vor allem in Leg Zehn, als er kurz davorstand, das 150er-Finish herauszunehmen. Doch nach zwei Treffern in der Triple-19, versenkte er beim Versuch, die verbliebene 36 loszuwerden, seinen dritten Pfeil nur im einfachen 18er-Segment. Er bekam eine weitere Gelegenheit, die restliche 18 wegzuwischen, aber drei Versuche misslangen. So war der Gegner mittlerweile in fast uneinholbare Ferne enteilt, dem fehlten gerade noch zwei Leggewinne für den vollen Erfolg. Erst in Durchgang 14 gelang es Ryan Searle, die Leggewinnserie des Kontrahenten brachialgewaltig zu durchbrechen, 6:8. Im 15. Durchgang scheiterte Luke Woodhouse beim Checkout-Versuch der verbliebenen 67 am Wurf auf die Double-16, Ryan Searle bestrafte dies mit dem Break und damit auch mit dem Anschluss zum 7:8. Und als der Engländer mit den extrem schweren Darts (aktuell 34g), im 16. Leg auch noch 14 Würfe treffsicher zu platzieren wusste, hatte er gar den Ausgleich errungen, 8:8. Doch in Durchgang 17 war Luke Woodhouse wieder zur Stelle, mit ausgezeichneter Vorbereitung (134) und insgesamt 13 sicher untergebrachten Pfeilen, ging er wieder in Führung, 9:8. Im 18. Leg zeigten beide fulminant starke Aufnahmen. Ryan Searle präsentierte zweimal die 140 und einmal die 100, übrig blieb das 121er-Finish. Die Treffer in der Triple-20 und in der Triple-11 bereiteten ihm Hoffnung, doch dann landete der dritte Dart in der einfachen 14 statt im gleichbezifferten Doppelsegment. Für die verbliebene 14 bekam Ryan Searle keine Chance mehr, denn auf der anderen Seite hatte auch „Woody“ den 12-Darter ausgepackt: 140 – 140 – 134 – 87. Der zweite Matchdart hatte in der Double-9 Platz genommen, damit stand der Sieg des EM-Debütanten fest, 10:8. Es war eine empfindliche Niederlage für den in diesem Turnier an Acht gesetzten Ryan Searle, doch der erste Achtelfinalsieger hieß in der Tat: Luke Woodhouse.
Damit waren von den Top-Ten der European Tour Order of Merit lediglich zwei Spieler übriggeblieben: Luke Humphries und Michael van Gerwen, alle anderen hatten bereits die Heimreise angetreten. Der Spieler mit der schlechtesten Ranglistenposition war im Anschluss an der Reihe: Dirk van Duijvenbode hatte sich auf den letzten Drücker als 32. für dieses Turnier qualifiziert, um dann in der ersten Runde gleich mal den topgesetzten Martin Schindler vom Platz an der Spitze zu fegen. Daryl Gurney rangiert auf der 17 und hatte den eine Position vor ihm befindlichen Gerwyn Price nach Hause geschickt, der nach seiner enttäuschenden Niederlage auch gleich den Rückzug aus seinem erklärten Lieblingsturnier, dem Grand Slam of Darts, den er immerhin dreimal gewonnen hat, verkündete.
Als letzter ins Turnier gekommen und als zweiter im Viertelfinale gelandet
Dirk van Duijvenbode hatte den ersten Anwurf und legte auch gleich mal einen furiosen Anfangsspurt hin: 171 – 140 – 138 – 52, der 12-Darter bescherte ihm das 1:0. Leichter Double-Trouble beim Niederländer in Durchgang Zwei, daraus schlug Daryl Gurney Kapital und rettete sein begonnenes Leg über die Ziellinie, 1:1. Auch im dritten Durchgang hielt Dirk van Duijvenbode seinen Anwurf unangefochten, 2:1, bevor er in Durchgang Vier seinem Gegner, der es nicht schaffte, einen von sieben Checkout-Versuchen im anvisierten Ziel unterzubringen, das Leg noch stahl, 3:1. Auch im fünften Leg malträtierte der „Titan“ die Triple-Segmente unermüdlich, daraus resultierte ein 13-Darter, inklusive hervorragendem Set-up-Shot (131), das 4:1 war dann nurmehr Formsache. Im sechsten Durchgang gelang es Daryl Gurney mal wieder auf sich aufmerksam zu machen, in gediegenem Tempo holte er sich das 2:4. Aber Dirk van Duijvenbode war unstrittig im Flow, das 90er-Checkout im siebten Leg eliminierte er souverän mit 25, Triple-15, Double-10, 5:2. Im achten Durchgang hatte Daryl Gurney mehrere Möglichkeiten, sein Leg, das er immerhin mit dem Maximum begonnen hatte, auch zu halten, aber wieder segelten vier Checkout-Darts in fruchtlose Gefilde. Dirk van Duijvenbode ließ sich hingegen nicht mehrfach bitten, fand abermals die Hinweistafel für den Notausgang aus dem „Madhouse“ und baute seine Führung weiter aus, 6:2. In den darauffolgenden zwei Legs gelang es Daryl Gurney, nochmal eine effektivere Gangart einzulegen, unter Beweis stellen konnte er dies mit dem Break in Leg Neun, 3:6, welches er 13 Würfe später sinnigerweise auch bestätigte, 4:6. Aber schon im elften Durchgang gingen dem Nordiren die Treffer wieder verlustig, Dirk van Duijvenbode hatte massenhaft Zeit, sich erneut etwas komfortabler abzusetzen, 7:4. Trotz der sicher wirkenden Führung hatte man beständig das Gefühl, dass der Niederländer mit seinen Kräften weiterhin haushalten muss, auch die gelegentlichen Stretch-Bewegungen der Rückenmuskulatur sagten einiges über seine anhaltend physische Anfälligkeit aus. Das hielt Dirk van Duijvenbode jedoch nicht davon ab, weiter vor zu preschen, denn nachdem sich sein Gegner in Leg Zwölf nochmal kurz bemerkbar gemacht hatte, 5:7, packte der leidenschaftliche Auberginen-Experte im 13. Durchgang den 13-Darter aus, die 137 als ideale Vorbereitung hatte sich dabei mehr als zweckdienlich erwiesen, schon stand es 8:5. Auch im 14. Leg benötigte Dirk van Duijvenbode nicht mehr als 13 Treffer, wobei dies gut und gerne auch ein 11-Darter hätte werden können. Der Konjunktiv war natürlich irrelevante Makulatur, wichtig war allein: es stand 9:5. Und auch in Durchgang 15 ließ Dirk van Duijvenbode nichts mehr anbrennen, mit 14 Pfeilen deckelte er das Match. 10:5 für den Schindler-Bezwinger, der somit verdient im Viertelfinale stand.
Auch der zweite „Underdog“ geht aufs „House“ und landet ein „Full House“
Und wieder war in der Dortmunder Westfalenhalle „House-Time“ angesagt, nach Luke Woodhouse, strebte nun auch Ritchie Edhouse den Einzug in den Final-Sonntag an. Ritchie Edhouse war derjenige, der in seinem Auftaktmatch 109,48 im Average hingelegt hatte und somit weiterhin die Marke des bislang höchsten Durchschnitts im laufenden Turnier hielt. Am Montag war es Gian van Veen gewesen, den er damit regelrecht gebügelt hat, heute stand ihm Michael Smith gegenüber. Der Bully Boy hatte in der ersten Runde seinerseits Dave Chisnall den „Whitewash“ verpasst. Und auch hier sah es zunächst so aus, als könne Michael Smith seinen Kontrahenten einfach ungefährdet überrollen, denn Ritchie Edhouse hatte ihm im ersten Durchgang zwar den Anwurf abgeknöpft, 1:0, doch in Leg Zwei holte Michael Smith zum Gegenschlag aus und die Durchschlagskraft war so massiv, dass sie gleich für vier Leggewinne in Folge reichte. Zunächst holte sich der Weltmeister von 2023 zwei Durchgänge mit jeweils 15 Treffern, 2:1, bevor er im vierten Leg den grandiosen 11-Darter aus dem Ärmel zog: 180 – 105 – 180 – 36, 3:1, es war ein Break, das er im fünften Durchgang auch bestätigte, 4:1. Zu einem Zeitpunkt, als man glaubte, der Drops sei schon gelutscht, zauberte Ritchie Edhouse das High Finish aus dem Hut. Zweimal die Triple-20 plus die Double-16, multipliziert und zusammenaddiert ergab dies 152 subtrahierte Checkout-Punkte, daraus resultierte das 2:4 für Ritchie Edhouse. Und der 41-jährige Londoner, der in Hastings zuhause ist, war noch lange nicht am Ende der Fahnenstange angekommen. Im siebten Durchgang konnte er es sich gar leisten, einen unbequemen Umweg über ein unwillkommenes „No Score!“ zu nehmen, beim Versuch, die verbliebene 20 abzuhängen, hatten seine Pfeile in den Feldern: 10, 5 und 25 freien Platz gefunden. Mit der nächsten Aufnahme war die Double-10 Geschichte, und auch die komfortable Führung seines Gegners gehörte der Vergangenheit an. Ritchie Edhouse hatte also den Anschluss gefunden, 3:4, bevor er in Leg Acht ein weiteres Mal den Ausruf „No Score!“ vom Caller vernahm. Diesmal hatte er probiert, die verbliebene 50 mit 18, 16, Double-11 zu eliminieren. Es hätte die Double-8 sein sollen, aber selbst dieses Missgeschick konnte Ritchie Edhouse nicht davon abhalten, trotz alledem den Ausgleich zu erzwingen, 4:4. Michael Smith hatte sich die letzten drei Durchgänge auf der vergeblichen Suche nach Triple-Feldern befunden, diese Forschungsreise beendete der „Bully Boy“ in Leg Neun, endlich gelang es ihm mal wieder, 14 wirkungsvolle Treffer zu setzen. Damit ging er abermals in Front, 5:4, doch auch diese Führung sollte nicht lange halten, denn Ritchie Edhouse revanchierte sich im zehnten Leg und präsentierte seinerseits den 14-Darter zum neuerlichen Ausgleich, 5:5. Ebenfalls nur 14 Würfe brauchte Ritchie Edhouse in Durchgang Elf, hier schnürte er obendrein den vortrefflichen Set-up-Shot von 171 gelöschten Punkten mit ins Packet hinein, der nächste Gang ans Oche brachte ihm gar die erste Führung in dieser Achtelfinalpartie, 6:5. Michael Smith konterte im zwölften Leg mit dem nächsten 14-Darter, auch er hatte dabei die passende Vorbereitung (111) parat, 6:6. Auch in Durchgang 13 war der 34-Jährige aus St Helens zur Stelle und ging wieder vorne weg, 7:6. Doch Ritchie Edhouse hatte endgültig Blut geleckt und ließ nicht mehr locker, 14 wohlplatzierte Treffer auch in Leg 14 und der Ausgleich war wieder da, 7:7. Das wusste Michael Smith im 15. Durchgang zu toppen, hier waren es 13 Würfe, die ihm zum 8:7 gereichten. Doch Ritchie Edhouse packte im nächsten Durchgang eine weitere optimale Vorbereitung (140) aus, das war für ihn die Basis für den erneuten Ausgleich, 8:8. Gleiches Spiel in Leg 16, auch hier verbuchte derjenige, der den Anwurf hatte, den Durchgang auf seinem Leg-Konto, es war Michael Smith, der ein weiteres Mal in Führung ging, 9:8. Ritchie Edhouse tat es ihm im 18. Durchgang gleich, mit dem 13-Darter erzwang er die volle Distanz, 9:9. Es war erst der zweite Decider im Turnierverlauf, Ricardo Pietreczko und Damon Heta waren die ersten, die die Entscheidung hierin gesucht hatten. Michael Smith genoss den Vorteil des Anwurfs, aber was nutzt das, wenn einem plötzlich die Triple-Felder abhandenkommen. Ausgerechnet in dieser maßgeblichsten Phase versenkte der „Bully Boy“ seine Pfeile beinah ausschließlich in den einfachen Segmenten, während auf der anderen Seite Ritchie Edhouse schier zur Hochform auflief und möglicherweise seine besten, in jedem Fall aber seine wichtigsten Aufnahmen auspackte. 13 Treffer und der Decider war gegen den Anwurf entschieden. Break, d.h. Leg- und Matchgewinn für Ritchie Edhouse, Michael Smith war sichtlich bedient. Die Sensation war gelungen, denn damit hatte sich auch der zweite „House-Underdog“ das Viertelfinalticket gesichert.
Danny Noppert hat offensichtlich Revanche geschworen
Den Abschluss des Nachmittags gestalteten Danny Noppert und Mike De Decker, eine Begegnung, die es erst in der vorigen Woche gegeben hatte, auch beim letzten Event der European Tour, den Czech Darts Open in Prag, waren sich Danny Noppert und Mike De Decker gegenübergestanden. Hier war es der frischgebackene World Grand Prix-Sieger, der den Rückenwind des ersten Major-Erfolges genutzt hatte, um dem erfahrenen Danny Noppert einen „Whitewash“ zu erteilen. Danny Noppert machte von Anfang an klar, dass er auf Revanche pochte. Mike De Decker hatte das Ausbullen gewonnen, startete auch mit der 180, doch Danny Noppert förderte gleich zu Beginn das High Finish, 124 (T20, T14, D11), zutage, und nahm dem Kontrahenten den Anwurf sofort ab, 1:0. Den zweiten Durchgang begann der Niederländer ebenfalls mit dem Maximum und um Haaresbreite wäre ihm hier auch das zweite High Finish gelungen, beim Versuch, die 141 loszuwerden, traf er zunächst die Triple-20, dann die Triple-19, aber der Wurf auf Double-12 misslang. Kein Thema, der Gegner hing zu diesem Zeitpunkt noch auf der 284 fest, ein weiterer Gang ans Oche war Danny Noppert gewährleistet. Mit dem 13. Pfeil traf er die Double-6, damit war das vorher errungene Break auch bestätigt, 2:0. Im dritten Leg konnte „The Freeze“ erfolgreich mit einem weiteren High Finish aufwarten, die 116 radierte er mit Triple-20, 16 und Tops aus. Damit war auch das nächste Break in trockenen Tüchern, Danny Noppert schritt unbeirrt voran, 3:0. Im vierten Durchgang war er dann nicht ganz so zügig unterwegs, dafür packte gegenüber Mike De Decker das High Finish, 112 (T20, 12, D20) aus, und konterte postwendend mit dem Re-Break, 1:3. Mit 14 Treffern im fünften Leg, gelang es dem Belgier besagtes Break auch abzusichern, damit hatte er, nach einem 0:3-Rückstand, den Anschluss wieder gefunden, bevor es in die erste Pause ging, 2:3. Danny Noppert war die Entschlossenheit, die letzte krachende Niederlage gegen den heutigen Gegner raschestmöglich wieder wettzumachen, anzumerken. Sogar noch fokussierter als sonst – geht das bei Danny Noppert überhaupt? – machte er sich in Leg Sechs daran, das nächste High Finish vom Board zu fegen. Nachdem er vorher noch schnell seine zweite 180 abgefeuert hatte, löschte er 117 Restpunkte mit Triple-20, 17, Double-20 und baute seine Führung wieder aus, 4:2. Aber Mike De Decker war noch lange nicht geschlagen, im siebten Durchgang setzte er eins obendrauf und servierte den 11-Darter: 140 – 180 – 100 – 81. Hier war ihm aber tatsächlich auch der Vorteil des Anwurfes zugutegekommen, denn Danny Noppert war ihm mit seinen ersten drei Aufnahmen (140 – 135 – 180), knapp auf den Fersen. Er lauerte somit auf der 46 und dem Belgier war gar nichts anderes übriggeblieben, als die 81 Restpunkte schnellstmöglich weg zu hauen, 3:4. „11-Darter kann ich auch“, dachte sich womöglich Danny Noppert und spielte im achten Durchgang Aufnahmen von: 140 – 180 – 140 – 41, 5:3. Nur zwei Würfe mehr brauchte der 33-Jährige aus dem friesischen Joure, um seinem Kontrahenten im neunten Durchgang abermals den Anwurf abzunehmen, 6:3. Doch als Danny Noppert im zehnten Leg beim Versuch, die 126 herauszunehmen, äußerst knapp am Bullseye scheiterte, spielte auch Mike De Decker beim „Ich-nehm-dir-dein-Leg-weg“-Game mit, und verkürzte wieder. Mike De Decker war es hier ebenso nur knapp misslungen, das 144er-Finish zu löschen, aber er hatte die Zeit, die verbliebene 24 mit der nächsten Aufnahme herauszunehmen, 4:6. Mit 13 gezielten Treffern im elften Durchgang setzte Danny Noppert die Breakserie fort, 7:4. Aber auch Mike De Decker wollte das Break-Festival nicht vorzeitig verlassen und nutzte im zwölften Leg die Tatsache, dass sein Gegenüber zwei Checkout-Darts fahrlässig verpasst hatte, 5:7. Doch Danny Noppert war einfach nur fest entschlossen. Dass er im 13. Durchgang daran scheiterte, die verbliebene 130 mit einer Aufnahme zu verabschieden, hielt ihn nicht davon ab, mit einem weiteren Gang ans Oche letztendlich auch aus dem „Madhouse“ zu entfliehen und hier das nächste Break zu landen, 8:5. Auch der Double-Trouble in Leg 14 konnte die Nummer Zwei der Niederlande heute nicht daran hindern, seinen Vorsprung noch weiter auszubauen und der Ziellinie beträchtlich nahezukommen. Im 15. Durchgang hatte Mike De Decker nochmal den 12-Darter zur Verfügung: 180 – 121 – 140 – 60, damit gelang ihm ein weiterer Zähler auf dem Leg-Konto, 6:9. Aber Danny Noppert war weiterhin im Flow und auch in Durchgang 16 nicht mehr einzubremsen, 70 Restpunkte waren lediglich Formsache, da stand der 10:6-Erfolg für den unauffällig auftretenden Niederländer fest.
Das war die erste Session der Achtelfinals, in Kürze würde es mit dem zweiten Part weitergehen.