European Darts Championship 2024: Eines war schon vorher klar, aus den Halbfinals würde zunächst ein englischer und danach ein niederländischer Finalist hervorgehen

In der Dortmunder Westfalenhalle lief der Countdown, langsam aber sicher bewegte man sich Richtung ultimative Entscheidung. Die Nachmittagssession konnte man getrost als das Viertelfinale der Sensationen bezeichnen, mit Luke Woodhouse, Ritchie Edhouse und Jermaine Wattimena, hatte dreimal der Außenseiter die Nase vorne, und das auch noch relativ überlegen. Nur im letzten Spiel kam nochmal massive Spannung auf, Ricardo Pietreczko und Danny Noppert hatten sich einen aufregenden Kampf auf Augenhöhe geliefert. Letztendlich hatte der Niederländer nicht nur die nötige Routine, sondern auch das Quäntchen mehr Treffsicherheit zur Verfügung und griff sich im abgeklärten „Freeze-Style“ das letzte Halbfinalticket.

In den Halbfinals standen sich also England versus England und Niederlande versus Niederlande gegenüber, was bedeutete, im Finale würden sich definitiv ein Engländer und ein Niederländer gegenüberstehen. In der vorletzten Runde ging es mit der Anzahl der maximal möglichen Legausbeute nochmal leicht nach oben, es galt der Best-of-21-Legs Modus, der übrigens auch im Finale zum Einsatz kommen wird. Übersetzt heißt das, man benötigte nun elf gewonnene Legs.

„Game on!“ für das erste Halbfinale – welches „House“ setzt sich durch?

Der Master of Ceremonies, John McDonald, stand bereit und zelebrierte Luke Woodhouse sowie Ritchie Edhouse auf die Bühne, die das erste Halbfinale bestritten. Luke Woodhouse hatte sich bei dieser European Championship wahrscheinlich gedacht, dass er seinem Vornamen etwas schuldig ist und die Reise in den Finalsonntag dementsprechend rigoros absolviert. Am heutigen Nachmittag musste er allerdings nicht allzu viel investieren, da Dirk van Duijvenbode im Viertelfinale kaum stattfand. Ritchie Edhouse gab hingegen alles, um den, immerhin mit einem Average von über 100 spielenden Gary Anderson, in Schach zu halten. Man hatte gar die Befürchtung, dass die Tanks des Ritchie Edhouse danach leer sein könnten, doch gleich zu Beginn des heutigen Abends belehrte er uns eines Besseren.

Luke Woodhouse hatte das Ausbullen für sich entschieden, aber Ritchie Edhouse benötige lediglich 15 Treffer, um ihm im ersten Durchgang den Anwurf abzunehmen, 1:0. Das eben errungene Break bestätigte der gebürtige Londoner in Leg Zwei, damit ging er bereits mit 2:0 in Front. Luke Woodhouse brachte im dritten Durchgang sein begonnenes Leg nach Hause und verkürzte auf 1:2. Auch Ritchie Edhouse hatte wenig Mühe, Durchgang Vier für sich zu verbuchen, 3:1, bevor er sich in Durchgang Fünf abermals das Leg des Gegners zu eigen machte. Mit der 4:1-Führung für den 41-Jährigen ging es in die erste Werbepause. Auch im sechsten Durchgang war Ritchie Edhouse weiter im Flow, das 5:1 war nur eine Frage der Zeit. In Leg Sieben versenkte Edhouse, genannt „Madhouse“, bei der vierten Aufnahme seine Pfeile in der Triple-20, im Bullseye und in der Triple-13, das ergab den Set-up-Shot von 149 eliminierten Punkten und ließ ihm die 32 stehen. Doch als er diesen Betrag mit den nächsten drei Versuchen nicht zu löschen vermochte, nutzte Luke Woodhouse die rare Gunst der Stunde und rettete sein begonnenes Leg doch noch über die Ziellinie. Es war sein zweiter Leggewinn in diesem Halbfinale und damit stand es 2:5. Im achten Durchgang hatte Ritchie Edhouse nicht nur sein zweites Maximum zur Hand, sondern packte auch gleich das High Finish, 117 (T20, 17, D20) drauf, 6:2. Und das Ganze toppte er in Leg Neun noch selbst, indem er mit dem 11-Darter aufwartete: 134 – 180 – 140 – 47, 7:2. Auch den zehnten Durchgang begann Ritchie Edhouse mit der 180 und mit insgesamt 14 Pfeilen sicherte er sich das Leg zum 8:2. Ebenfalls 14 Würfe benötigte auf der anderen Seite Luke Woodhouse, um in Durchgang Elf nochmal ein Lebenszeichen zu entsenden, wobei auch er hier beim vierten Gang ans Oche eine sehenswerte 130 ablieferte, die er mit 20, Triple-20 und Bullseye zustande gebracht hatte, und die als solide Basis für das 3:8 diente. Ritchie Edhouse ließ sich auch im zwölften Leg nicht die Butter vom Brot nehmen und baute seinen Vorsprung wieder aus, 9:3. In Durchgang 13 war Luke Woodhouse dann nochmal mit der 125er-Vorbereitung und insgesamt 13 Treffern zur Stelle, das verhalf ihm zum 4:9. Doch 14 Pfeile später hatte Ritchie Edhouse bereits auf 10:4 erhöht, es fehlte nur noch ein Leggewinn zum zutiefst ersehnten Finaleinzug. Wenn man – außer dem Finalticket – nichts mehr zu verlieren hat, packt man in der Verzweiflung halt nochmal die besten Würfe aus. Das tat auch „Woody“ in Leg 15 und zauberte ein Kunststück der besonderen Art aus dem Hut: das 150er-High Finish löschte er mit zweimal Triple-19 und Double-18, damit hatte er das 5:10 erreicht. Das Checkout, das Ritchie Edhouse in Durchgang 16 präsentierte, war die reine Zahl betreffend, das niedrigere High Finish, die Bedeutung betreffend, jedoch von überdimensional höherem Wert. Mit Triple-19, Triple-18 und Double-18 hatte er 147 Restpunkte gelöscht, 11:5, Leg- und Matchgewinn für Ritchie Edhouse, der als erster Finalist feststand. Damit war auch der letzte Luke raus, dafür war folgerichtig immer noch ein „House“ im Rennen.

Welcher Niederländer zieht ins Finale ein?

Weiter ging es mit dem rein niederländischen Duell, im zweiten Halbfinale standen sich Danny Noppert und Jermaine Wattimena gegenüber. Danny Noppert hat im Viertelfinale, wie gesagt, Ricardo Pietreczko bezwungen, während Jermaine Wattimena sensationell Luke Humphries verabschiedet hatte.

Die ersten zwei Durchgänge teilten sie gerecht unter sich auf – Niederländer unter sich halt – beide hatten nicht mehr als 15 Pfeile gebraucht, um den eigenen Anwurf zu halten, 1:1. Jermaine Wattimena, der das Ausbullen gewonnen hatte, packte im dritten Durchgang den 12-Darter aus: 134 – 180 – 140 – 47, 2:1. Im vierten Durchgang kämpften beide mit Double-Trouble, trotzdem gelang es Danny Noppert, sein Leg nach Hause zu bringen, 2:2. Kurz vor dem ersten Zwischenstopp landete Jermaine Wattimena nochmal 14 sichere Treffer, das bedeutete für ihn das 3:2. Aber Danny Noppert hielt im Leg nach der Pause nicht nur seinen eigenen Anwurf, 3:3, sondern schnappte sich in Durchgang Sieben auch das Leg des Kontrahenten, 4:3, es war das erste Break in diesem Spiel. Und nachdem der 33-Jährige aus dem friesischen Joure zum EM-Auftakt bereits den ersten „Big Fish“ geangelt hatte, löschte er nun auch das erste „Shanghai Finish“ im laufenden Turnier, 5:3. Aber Jermaine Wattimena hielt die geeignete Antwort parat, mit dem ausgezeichneten 174er-Set-up-Shot und insgesamt 13 Darts, unterbrach er den kurzen Zwischensprint des Landsmanns und fand wieder den Anschluss, 4:5. Und 14 Treffer später hatte der 36-Jährige aus dem niederländischen Westervoort auch den Ausgleich neuerlich hergestellt, 5:5. Man begab sich in die nächste Pause und als die beiden Protagonisten zurückkamen, wurde immer deutlicher, dass das Momentum zwischenzeitlich die Seiten gewechselt hatte. Mit vorzüglicher Treffersicherheit räumte Jermaine Wattimena die nächsten drei Durchgänge ab, sprich: er hatte pausenübergreifend fünf Legs in Folge für sich entschieden, 8:5. Erst in Durchgang 14 gelang es Danny Noppert, den Lauf seines Gegners zu stoppen, mit heftiger Vehemenz verkürzte er auf 6:8. Entschlossen förderte „The Freeze“ im anschließenden Durchgang den 12-Darter zutage: 135 – 118 – 180 – 68, damit hatte er den Anschluss wieder hergestellt, 7:8. Ein ausgesprochen wackeliges Leg mit reichlich Aussetzern präsentierten beide Akteure in Durchgang 16, Jermaine Wattimena machte exakt einen Fehler weniger und verbuchte das bessere Ende für sich, 9:7. Aber Danny Noppert war noch nicht geschlagen und packte im 17. Durchgang den 13-Darter aus, 8:9. Auch das war wieder ein Break gewesen, das die aktuelle Nummer 15 der Weltrangliste mit 15 Pfeilen im 18. Durchgang auch zu bestätigen vermochte. Damit hatte Danny Noppert abermals den Ausgleich errungen, 9:9, übersetzt hieß das: es hatte sich ein Best-of-3-Legs herauskristallisiert. Den ersten dieser drei möglich verbliebenen Durchgänge holte sich Jermaine Wattimena, der damit nur noch ein Leg vom Endspiel entfernt war. Aber so schnell gibt ein Danny Noppert nicht auf, geschlagen ist der erst, wenn der wirklich letzte Dart im Board gelandet ist. Im 20. Durchgang zog besagter Niederländer in „Freeze“-Manier den nächsten 13-Darter aus dem Ärmel, dass er sich dabei die 134 als optimalen Set-up-Shot serviert hatte, war natürlich mehr als zweckdienlich, 10:10. Erneut war der Ausgleich erzielt, es ging über die volle Distanz und das nächste Leg entschied definitiv über Sieg und Niederlage. Und ausgerechnet im Decider gingen Danny Noppert die Triple-Felder ein wenig abhanden, während gegenüber der Kontrahent alles zur Hand hatte, was er brauchte: die 174 als Set-up-Shot, danach saß der zweite Matchdart in der Double-16 und der 11:10-Sieger dieses hochdramatischen Duells hieß Jermaine Wattimena.

Damit stand das mehr als ungewöhnliche Major-Finale fest: Ritchie Edhouse wird hier auf Jermaine Wattimena treffen.

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