European Darts Championship, Achtelfinals / Nachmittagssession – mehr als nur ein Aufwärmprogramm für den Abend
Was war das bitte für eine fantastische erste Runde in Dortmund? Man bekam ja wirklich alles geboten, was Darts ausmacht: Spannung, Emotionen, schräge Exzentrik, Drama und nicht zuletzt großartigen Sport auf Weltklasseniveau. Wie sollte man als Zuseher die Achtelfinals überstehen, nachdem es einem bereits die letzten zwei Tage vor Aufregung die Fußnägel aufgerollt hatte?! Ohne Verschnaufpause ging es „Atemlos durch die Nacht“ – und nein, es „Wolle“ Petry, dem gestern kurz gehuldigt wurde, nicht Helene Fischer. Bei dieser Europameisterschaft kann man nicht einfach ruhig dasitzen und zugucken – es reißt einen förmlich vom Hocker. Und als Sahnehäubchen auf die unfassbar phänomenalen Performances der einzelnen Teilnehmer, hat Darts-Deutschland einen feudal aufspielenden Ricardo Pietreczko, bei dem man zur Zeit nicht weiß, wer den Dynamischsten unter den „Pokémons“ eigentlich stoppen sollte?! Heute Abend wollte Michael van Gerwen sich dieser diffizilen Aufgabe annehmen. Zuvor aber die nicht minder faszinierende erste Hälfte der Achtelfinalpaarungen, die bereits am Nachmittag antraten.
Die Schonfrist, was die Leg-Anzahl betrifft, war nun vorbei, in der zweiten Runde ging es bereits mit entsprechender Aufstockung über Best-of-19-Legs. Zehn Leg-Gewinne benötigte man nunmehr um das Viertelfinalticket zu ziehen.
Gleich im ersten Duell sah man Stephen Bunting, den Mann aus Liverpool, der mittlerweile in St Helens beheimatet ist, gegen Chris Dobey, amtierenden Masters-Champion. „The Bullet“ spielt laut eigener Aussage in der Form seines Lebens und die brauchte es offenbar auch, um Martin Schindlers Hoffnungen gleich am ersten Tag ein jähes Ende zu bereiten.
„Ich hätte gern 6 Gramm von dem Steel, bitte!“
Ja, die machen offensichtlich den Unterschied. Seit Stephen Bunting bei seinen Darts von 12g auf 18g aufgerüstet hat, ist er wieder in der Lage jeden Topgegner zu schlagen. Aber auch Chris Dobey wusste in seinem Auftaktmatch gegen den an Nummer eins gesetzten Dave Chisnall durchaus zu überzeugen. Gut, „Chizzy“ war verletzungsbedingt gehandicapt, aber „Hollywood“ musste ja trotzdem selbst abliefern und das tat er in ausgezeichneter Manier. Und genauso formstark startete Dobey auch in dieses Match. Sein eigenes Leg war kein Problem, auch wenn er dann im zweiten Durchgang die Breakchance nicht nutzte. Bunting glich zum 1:1 aus. Diese Anlaufzeit hatte „The Bullet“ wohl noch gebraucht, denn ab Leg drei war auch er in der Spur angekommen, warf das Break zum 2:1. Chris Dobey guckte ein wenig ungläubig ob seiner eigenen Fehler, doch nachdem auch Stephen Bunting acht Fehlwürfe aufs Doppel gelungen waren, schaffte Dobey doch noch das Re-Break. 2:2. Fünftes Leg: nach neun Darts stand Chris Dobey auf 46 Rest. Doch Bunting war ihm mit zwei 180ern in Folge ganz dicht auf den Fersen, hatte ebenfalls nur noch die 56 vor der Brust. „Hollywood“ wusste, es war mehr als ratsam, die 46 mit dieser Aufnahme zu löschen. Richtung erkannt – Richtung gegangen. Mit 14, Doppel-16 war es erledigt. 3:2 für Dobey.
<Nach einer kurzen Pause machte der Mann aus dem englischen Bedlington da weiter, wo er vor der Pause aufgehört hatte. Break und das 4:2 für Chris Dobey. Im siebten Leg ging das „fröhliche Fahrkarten-Schießen“ bei Stephen Bunting in die nächste Runde – es war bereits der zwölfte Dart, den er am Doppel vorbeipfefferte. Sechsmal die 180 sprachen eigentlich für sein meisterhaftes Scoring, aber es war heute einfach nicht sein Checkout-Tag. Auf der anderen Seite Chris Dobey, dem im achten Leg das Kunststück der besonderen Art gelang: obwohl Bunting recht gut unterwegs war, dank eines Bullseye-Treffers nurmehr die 75 stehen hatte, zog „Hollywood“ den „Big Fish“.
Die 170 ward gelöscht
6:2 und auch das 7:2 war für Chris Dobey nur Formsache. Aber Stephen Bunting war noch nicht geschlagen. Im zehnten Leg endlich ein High-Finish für „The Bullet“. Die 107 checkte er mit Triple-19, 18, Double-16 und stoppte damit vorerst den Lauf seines Gegners. Vor der letzten Pause stand es 3:7. Doch es waren weitere sieben Leg-Gewinne für den Liverpooler notwendig, um ins Viertelfinale zu gelangen. Gegen einen derart stabilen Chris Dobey bedeutet dies, einen Kraftakt ans Board zu donnern. Den Anfang dazu machte „The Bullet“ im Folgedurchgang. Zum zweiten Mal in dieser Session schaffte er das Break und schloss weiter auf. 4:7. Keine Ahnung, ob Stephen Bunting in der Pause ein „Red Bullet“ genossen hat, auf jeden Fall zeigte es Wirkung. Im Schnelldurchgang sicherte er sich das 5:7. Aber auch Chris Dobey wollte weiterhin mitspielen. Und nachdem Bunting im dreizehnten Leg die Chance auf ein erneutes Break ausgelassen hatte, stoppte Dobey einen möglichen Durchmarsch des Kontrahenten und baute seine eigene Führung wieder aus: 8:5. Im vierzehnten Leg war sie wieder da: die ungeliebte Doppelschwäche, die Stephen Bunting heute auszeichnete. Es war immerhin sein eigener Anwurf. Doch Chris Dobey tat es ihm diesmal gleich, und auch er warf am Checkout-Feld vorbei. Bunting bekam eine zweite Chance, sein Leg heimzuholen und die ließ er kein weiteres Mal liegen. 6:8. Gestärkt durch das Glück, das er im vorausgegangenen Durchgang hatte, griff sich Bunting doch noch das nächste Break und schloss nun endgültig zu Dobey auf. 7:8.
„Hollywood“ hatte nicht wirklich nachgelassen, klar, der eine oder andere Fehler kam ihm halt teuer zu stehen. Im sechszehnten Leg wäre er – nur um Millimeter verfehlt – beinah zum zweiten Mal mit der „Anglertrophäe“ ausgezeichnet worden. Den zweiten „Big Fish“ verpasste er nur durch einen vermaledeiten Wurf ins einfache Bull. Doch die verbliebenen 25 waren dann doch schnell gelöscht, und so hieß es bald: 9:7. Siebzehntes Leg und erster Matchdart für Chris Dobey …, doch den ließ er liegen. Stephen Bunting schnappte sich den Rettungsring, schlüpfte hinein und dann hieß es: 8:9. Würde es über die volle Distanz gehen? „Hollywood“ wollte genau das verhindern, spielte ein ausgezeichnetes Leg, doch auch Bunting hatte da noch ein Wörtchen mitzureden. Dank seiner elften 180 in diesem Match gelang es ihm fast, den Decider zu erzwingen. Doch „fast“ ist eben nicht „tatsächlich“. Zwei Würfe am Doppelfeld vorbei brachten alle seine Träume zum Platzen. Für den Restbetrag 9 würde er keine weitere Chance mehr bekommen, denn Chris Dobey nutzte seinen zweiten Matchdart und löschte die 57. Endergebnis: 10:8 für „Hollywood“. Im Average sehr nah beieinander, Dobey mit 98,11 und Bunting mit 96,56, war es letztendlich die Checkout-Quote (Dobey: 42,86 / Bunting: 29,63), die Chris Dobey den Sieg bescherte. Tja, und wieder bewahrheitete sich die alte Darts-Weisheit:
„Triple is funny, Double makes the money“
Erwähnenswert noch, dass Stephen Bunting auch nach dem Match viel Größe zeigte. Im Doppelinterview nach der Niederlage zollte er nicht nur seinem Gegner allerhöchste Anerkennung und Respekt, sondern demonstrierte auch dem deutschen Publikum gegenüber sehr hohe Sympathiewerte.
Danach kam Danny Noppert, der nach seinem hervorragenden Erstrundenauftritt mit viel Selbstvertrauen in dieses Match starten durfte, gegen Rob Cross, der sein Auftaktspiel nicht minder grandios abgeliefert hatte. Zwei Spieler, die aufgrund ihres eher introvertierten Auftretens völlig zu Unrecht immer so ein bisschen unter dem Radar unterwegs sind, nichtsdestotrotz beständig mit herausragenden Leistungen brillieren. Danny Noppert teilt sich schon das ganze Jahr über mit Dirk van Duijvenbode den Status der niederländischen Nummer zwei. Doch nicht nur was die Unauffälligkeit angeht, ist „The Freeze“ dem Landsmann weit überlegen, auch was die sportlichen Performances der letzten Zeit betrifft, hat Noppert seinen Oranje-Kollegen mittlerweile relativ gut im Griff.
„Keine Angst, der will nur spielen“
Definitiv, Danny Noppert will einfach nur Darts spielen, ist mit keinerlei Extravaganzen ausgestattet. Und Rob Cross ist ganz ähnlich gestrickt. Auch er stets komplett aufs Spiel fokussiert, liefert konstant seine soliden Leistungen ab, ohne groß anderweitig aufzufallen.
Die ersten vier Legs gingen allesamt durch Breaks an den Gegner (2:2), inklusive High-Finish (112) von Danny Noppert zum zwischenzeitlichen 1:1. Pünktlich zur ersten Pause schaffte es der Niederländer dann endlich als erster Spieler dieses Matches, seinen Anwurf zu halten. 3:2. Nach der kurzen Unterbrechung machte es ihm Rob Cross nach, auch er holte nun sein eigenes Leg. 3:3. Dito im siebten Leg, 4:3 für „The Freeze“, ehemals „Noppie“. Der Nickname „The Freeze“ spielt übrigens sowohl auf seine nervliche Stärke wie auch auf seine Heimat „Friesland“ an. Im achten Leg drohte wieder mal ein Break, doch „Voltage“ bewies ebenfalls Nervenstärke und wusste die potentiell anstehende feindliche Leg-Übernahme mit Bullseye-Checkout zu verhindern. 4:4. In den nächsten beiden Durchgängen holte sich jeder seinen Anwurf wieder relativ unangefochten – 5:5.
Im Gleichschritt in die Pause
So ausgeglichen wie der Spielstand war, waren auch die übrigen Zahlen zum Spiel. Beide mit ähnlichem Average unterwegs, jeder um die 90, und auch bei der Checkout-Quote wich es nicht all zu sehr ab. Aufgrund des beinah identischen Leistungsniveaus meinte man, beide würden auch nach der Pause weiterhin das ungewöhnliche Synchron-Darten üben. Doch es sollte anders kommen. Das elfte Leg begann unglücklich für den Niederländer. Die 180 steckte schon beinah im Board, als es sich zwei Pfeile anders überlegten und den Weg nach unten antraten. Statt der 180 stand da plötzlich die 60 als gelöschter Betrag. Dieses Missgeschick machte sich „The Voltage“ zunutze und holte sich das Break zum 6:5. Es war das erste Mal seit dem 2:2, dass sich einer wieder das Leg des anderen schnappte. Doch im Gegensatz zu den vorherigen Breaks, wusste Cross diesmal auch, wie man das Break verteidigt.
7:5 – Premiere in diesem Match, denn der Engländer ging nun mit zwei Legs in Führung, das war vorher noch keinem der beiden gelungen. Danny Noppert schien nach den unglücklichen Bouncern ein wenig aus der Spur geraten, doch er wäre nicht „The Freeze“, wenn er nicht ganz schnell wieder on track zurückgefunden hätte. Und nachdem er sich seinen Anwurf zum 6:7 geholt hatte, packte er noch einen obendrauf, Re-Break zum Ausgleich 7:7. Alles wieder in der Reihe, der Synchron-Akt konnte weitergehen, hätte weitergehen können – tat er aber nicht.
Es ging in die spannende Schlussphase. Rob Cross mit der 167 vor Augen. Sollte ihm erneut ein High-Finish der Extra-Klasse gelingen? Nach erfolgreichen Würfen auf Triple-20 und Triple-19, scheiterte er nur am Bullseye. Doch auch Noppert musste die 96 erst ausmachen. Double-20 passte. Der erste Leg-Dart landete in der einfachen 18, doch er hatte ja noch einen Pfeil in der Hand. Die Doppel-9 getroffen, 8:7-Führung für den Niederländer. Das sechszehnte Leg startete Danny Noppert perfekt. Auch nach der 180 blieb er kontinuierlich stark im Scoring und so hieß es kurz darauf 9:7. Einmal in die letzte Gerade eingebogen, wollte sich der Unauffälligste unter den Topakteuren denn auch nicht mehr vom Weg abbringen lassen und überquerte die Ziellinie souverän. 10:7 für Danny Noppert. Es war weit mehr Arbeit als in seinem furiosen Erstrundenspiel, aber letzten Endes machten minimal höhere Prozentpunkte bei den statistischen Werten heute den Unterschied.
Gerwyn Price gegen Nathan Aspinall stand als nächstes auf dem Programm. „The Iceman“, der seine Erstrundenpartie eher als Pflichtprogramm abgespult hatte, machte keinen Hehl daraus, dass er an diesem Wochenende lieber daheim geblieben wäre, um den Geburtstag seiner Tochter zu feiern. Trotzdem war er in Dortmund angetreten, ganz nach dem Motto:
„Birthday is funny, Darts makes the money“
Auch Nathan Aspinall konnte gegen Ryan Searle eine solide Leistung abrufen, so dass heute ein spannendes Match zu erwarten war. Es stand auch ein absolut reelles Duell an, da beide einen extrem schnellen Wurf-Rhythmus bevorzugen, keiner würde den anderen aus dem Takt bringen können. In besagter Schnellzug-Geschwindigkeit – der eine war kaum vom Oche weggetreten, da flogen auch schon die Pfeile des Gegners – teilten sie sich die Legs ein bis vier brüderlich. 2:2. Das erste Break holte dann Nathan Aspinall, nachdem Gerwyn Price im fünften Durchgang leicht schlampig agiert hatte. 3:2. Diese Nachlässigkeit machte der Waliser jedoch umgehend wieder gut, holte sich im nächsten Leg das Re-Break. Ausgleich 3:3. Ähnlich wie in Leg fünf schaffte es Price im siebten Leg abermals nicht, die 10 zu löschen, während auf der anderen Seite Nathan Aspinall mit der 110 das Break zu holen drohte. Doch anders als im fünften Leg gelang „The Asp“ dieses Kunststück in Leg sieben kein weiteres Mal, und Gerwyn Price holte sich doch noch seinen Anwurf. 4:3. Auch der „Iceman“ verpasste im nächsten Durchgang die Chance zum Break, abermals Ausgleich durch den Engländer. 4:4. Bis zum 5:5 keine allzu spektakulären Auffälligkeiten.
In der nächsten Pause hatte Gerwyn Price wohl einen (noch!) höheren Gang gefunden und auch geschaltet und weiter ging es im Eiltempo. Wie ein Tornado fegte der Waliser durch die nächsten vier Legs, die er nach offensichtlichem Turbo-Knopfdruck allesamt abräumte. 9:5. Im fünfzehnten Durchgang belohnte sich Price mit der 177 als perfekten Set-up Shot–Restbetrag 10. Und auch wenn der „Iceman“ dann fünf Matchdarts benötigte, um letzten Endes das Double-2-Segment zu treffen, war es ein mega-genialer Auftritt des Walisers. Insbesondere seit dem 5:5 ließ er Nathan Aspinall überhaupt nicht mehr mitspielen und dem quittierenden Lächeln des Engländers war anzusehen, dass er dies auch sehr wohl zur Kenntnis genommen hatte. 10:5 im Speed-Darting-Duell zwischen Gerwyn Price und Nathan Aspinall.
“Don`t stop the party”
Und Peter Wright hatte auch nicht vor, die Party jetzt schon zu verlassen. Sein Gegner heute der amtierende Weltmeister, Michael Smith, der in seinem ersten Match kurzen Prozess mit Raymond van Barneveld gemacht hatte. Das Erstrunden-Duell zwischen „Snakebite“ und Gabriel Clemens war bei weitem nicht so eindeutig verlaufen – wir erinnern uns mit immer noch festgefrorener Gänsehaut an den dramatischen Decider.
Der amtierende gegen einen zweifachen Weltmeister. Und Letzterer – mit einer mentalen Stärke ausgestattet, die ihresgleichen sucht – holte sich, stilvoll mit High-Finish, gleich mal das erste Break. So durchwachsen die Leistungen des Schotten in der jüngeren Vergangenheit auch waren, mit zum Teil unterirdischen Performances, seit einiger Zeit beweist er, dass auch er noch sämtliche Ansprüche auf Titel anmelden kann. “Nananananananana… Peter, Peter Wright, Peter Wright, Peter, Peter Wriiiight …” – aus dem Saal ertönten die üblichen Klänge zu einem völlig unüblichen Spielgeschehen. Wann hatte ein Michael Smith zuletzt binnen Minuten 0:4 zurückgelegen?! Unerschrocken war „Snakebite“ ja schon immer zur Sache gegangen, aber die Art und Weise, wie er die ersten vier Legs einsackte, machte einfach nur sprachlos. Und auch der „Bully Boy“ war offenbar beeindruckt, denn im fünften Leg verpasste er bereits seinen sechsten Checkout-Dart. Da hatte Peter Wright schon einmal daneben geworfen, eine Chance, die er dem Engländer heute noch nicht allzu oft servieren wollte, dennoch ergriff der amtierende Weltmeister diesen Rettungsanker nicht, und so durfte er zur ersten Pause einem 0:5-Rückstand hinterherblicken.
Wo war heute Michael Smith abgeblieben?
Mit diesem Rückstand konfrontiert fand auch im sechsten Leg noch kein Weckruf für den „Bully Boy“ statt. Denn eigentlich hatte er durchaus seine Möglichkeiten, zumindest wenn es darum ging, den eigenen Anwurf durchzubringen. Da war es keinesfalls so, dass „Snakebite“ ihn einfach überrannt hätte. Der Schotte spielte einfach nur solides Handwerk und nutzte seine Chancen besser. Nach der Pause das dritte High-Finish von Peter Wright – die 118 kein Thema für den Schotten. 6:0. Danach war es die 81, die Wright gnadenlos löschte. 7:0. Es war fast schon eine Vorführung. Da stand eine 50prozentige Checkout-Quote gegen magere Null Prozent. Man sah es in Peter Wrights Augen, dass ihn die Konzentration durchaus forderte, aber er stellte sich eben dieser Herausforderung und so folgte konsequenterweise das 8:0.
Bezeichnend, dass die 180 von Michael Smith im neunten Leg den Engländer regelrecht nervte. Und selbst als er endlich auf dem Scoring-Board landete, indem er das 1:8 erzielte, zeigte er sich eher wütend als alles andere. Das Anschluss-Leg war geschafft, ab jetzt setzte beim „Bully Boy“ die pure Resignation ein. Es sieht ja immer ein wenig so aus, als wenn Smith die Darts einfach nur wegwerfen bräuchte, aber dennoch treffen würde. Diesmal war es ein faktisches Wegwerfen der Pfeile und die trafen dann wahrlich auch nicht ins Ziel. Trotzdem schaffte er, entgegen ungewohnt häufiger Aufnahmen, das 2:8, bevor es in die nächste Pause ging.
„Snakebite“ hat natürlich auch die Erfahrung, zu wissen, wie man eine vermeintlich uneinholbare Führung wieder verspielt, war also gewarnt. Somit war er gut beraten, die Konzentration aufrecht zu erhalten. Dass sich Michael Smith nach der Pause erstmal das 3:8 holte, war noch kein allzu großes Problem, da der Engländer im Grunde genommen nur den Anspruch auf sein eigenes Leg geltend gemacht hatte. Etwas mehr Sorgen musste sich „Snakebite“ schon darüber machen, dass er auch Leg 12 nicht ausgecheckt bekam, und Smith damit das vierte Leg hintereinander einpackte. 4:8. Das dreizehnte Leg hätte gar zum Wendepunkt werden können, denn der Engländer war drauf und dran auch sein fünftes Leg in Folge zu holen. Doch es war ausgerechnet sein Paradefeld, die Doppel-20, die ihm zum Verhängnis wurde. Statt der Double-20 traf Michael Smith die Doppel-5. Noch hatte er die Chance, seinen Fehler mit Doppel-15 wieder wettzumachen. Doch der Pfeil landete irgendwo am Südpol, aber nicht im besagten Doppelsegment. Peter Wright ließ sich die neuerliche Chance nicht entgehen und verknotete den Sack endgültig und unauflösbar.
10:4 – so hart es klingt, man muss es als Klatsche für den amtierenden Weltmeister bezeichnen. Die Zahlen im Average wiesen gar keine so eindeutige Sprache auf, denn mit 96,47 von „Snakebite“ stand er nur geringfügig höher im Durchschnitt als Michael Smith mit 92,32. Aber dem „Bully Boy“ nutzten auch keine fünf 180er gegenüber drei von Peter Wright. Denn letzten Endes kann man mit einer Checkout-Quote von 22,22 eben keinen Blumentopf, geschweige denn ein Dartsmatch der Europameisterschaft gewinnen. Die 34,48 war jetzt auch keine Überflieger-Quote vom Paradiesvogel der Dartselite, aber es waren halt über zwölf Prozent mehr als der Gegner nachzuweisen hatte. Nicht zu vergessen, dass Peter Wright mit drei High-Finishes aufwarten konnte, von denen das höchste gar 155 betrug. Auch da konnte Michael Smith mit seinem höchsten Checkout von 76 nicht einmal annähernd mithalten. Zum Abschluss dieser Nachmittagssession lässt sich nur noch feststellen, dass wir einen weiterhin beständigen Peter Wright erleben dürfen, während Michael Smith heute nicht wirklich anwesend war.
Jetzt nur ein kleines Päuschen, und es geht weiter mit der aufregenden Abendsession. Aus deutscher Sicht natürlich das absolute Highlight: Michael van Gerwen gegen Ricardo Pietreczko. Ab 19 Uhr geht es weiter!