European Darts Championship – Finale: Wer krönt sich zum Darts-Europameister 2023?

Ein Finale mit zwei Spielern, die sich lange und gut kennen, die sich schätzen. Beide sind ruhige Typen, unaufgeregt, gelassen und geduldig in der Spielweise, während des Matches absolut fokussiert, beide brauchen keine großen Jubelposen oder Urwaldschreie nach Leg-Gewinnen, sie verziehen mal kurz das Gesicht, wenn etwas nicht klappt, sind aber ansonsten einfach nur aufs Spiel konzentriert.

Wir hatten ja angenommen, dass Joanne und Peter Wright bereits ab 6 Uhr früh damit beschäftigt waren, die Halloween-Bemalung fachgerecht umzusetzen. Das war eine Fehleinschätzung. Im Interview hat Peter Wright bekannt, dass die beiden mit dem Styling nicht erst um 6 Uhr, sondern schon um 5:30 Uhr angefangen haben. Bei James Wade müssen wir nicht groß übers eher konservative Outfit sprechen, das hat sich seit Anbeginn seiner Karriere nicht wesentlich geändert. Einer der wenigen Spieler, die kein Trikot, sondern immer noch das geknöpfte Hemd tragen. Und auch das hat was für sich! Kurzer Blick auf den Fuß: der Gang sah mittlerweile wieder rund aus. Er wird den Fuß in der Pause vermutlich nicht mit Wärmebalsam behandelt haben, aber die Schmerzen waren offenbar trotzdem abgeklungen. Sehr gut, denn jeder wollte ein reelles Duell sehen, bei dem keiner der beiden gesundheitlich gehandicapt ist.

Über das Jahr gesehen stand Peter Wright heute Abend in seinem vierten Finale, und dann ging es auch schon los. Der Schotte gleich mit dem ersten Break im ersten Leg. Doch Wade konterte mit High-Finish zum Re-Break. Großartiges Checkout von 157 mit der Triple-20, Triple-19, Double-20. 1:1. Auch im dritten Durchgang schnappte sich Peter Wright den Anwurf des Gegners, dann war aber vorerst Schluss mit dem Break-Festival und „Snakebite“ holte als erster Spieler dieses Finales seines Anwurf. 3:1. Leg fünf wieder eine klare Angelegenheit für James Wade und es ging mit 2:3 in die erste Pause. Im sechsten Leg die Chance für „The Machine“, sich das Break zurückzuholen, doch die Doppel-11 klappte nicht und der Schotte vergrößerte den Vorsprung auf 4:2. Nicht mehr ganz so spektakulär wie in den Vorrunden, aber dennoch weiterhin auf überaus hohem Niveau tütete Peter Wright auch die nächsten zwei Legs ein. 6:2. Dann war der Engländer mal wieder an der Reihe. Auch er mit äußerst anständigem Scoring unterwegs, dem 3:6 ließ er das 4:6 folgen, war damit wieder etwas näher dran am bunt bemalten Gegner.

Man könnte mal wieder die Darts wechseln

Nach der nächsten Pause sah man Peter Wright einmal mehr an den Pfeilen schrauben, die beiden Leg-Verluste waren wohl Anlass genug, da nochmal nach zu justieren. Nun war es „The Machine“, der auf der Suche nach den Triple-Feldern war. Wright ebenfalls nicht im Überflieger unterwegs, aber trotzdem noch treffsicherer als sein Gegner, zog auf 7:4 davon. Irgendwie hatte man schon auch das Gefühl, Peter Wright sei in der Lage, sein Spiel den Gegebenheiten anzupassen, seine Kräfte zu dosieren. Es war ein langer Tag, und damit war diese Taktik vermutlich ausgesprochen clever. So vermochte es der zweifache Weltmeister immer wieder mal ein bisschen sparsamer zu Werke zu gehen, wenn der Moment es zuließ, während er dann nach kurzer Erholungsphase mit voller Power Briketts nachlegte. Auch den zwölften Durchgang brachte er souverän nach Hause. 8:4. James Wade zeigte indes eine gewisse Unzufriedenheit, man sah ihm an, dass er mit seinen eigenen Leistungen nicht mehr glücklich war. Trotzdem wehrte er sich nach Kräften und erzielte das 5:8. Im vierzehnten Leg donnerten beide nochmal eine 180 ins Board, doch während dies die einzige dreistellige Aufnahme des Engländers in diesem Durchgang blieb, schob „Snakebite“ noch zwei 100er nach und holte sich folgerichtig auch das Leg. 9:5. Leg 15: eine weitere 180 für Wright und das souveräne 10:5. Dem Schotten fehlte nur noch ein Leg zum Titel. Doch im sechszehnten Durchgang sollte er noch mal ganz kurz wackeln. Nach Aufnahmen von 140, 100, 105 und einer weiteren 140 stellte er sich die 16 als Rest. Drei Matchdarts, doch keiner traf ins Doppel. Auf der anderen Seite war auch James Wade in diesem Leg durchaus gut in Fahrt: 180, 100, 100 und 81. Damit hatte er sich die 40 als verbleibenden Rest gestellt. Ein Leg-Dart und es stand 6:10. Aber es war nur ein kurzes Auflodern, das große Gegenwehr-Feuer war längst erloschen. Im siebzehnten Leg zeigten beide nochmal sehr ordentliches Scoring, aber diesmal ließ „Snakebite“ den Matchdart nicht liegen. Endergebnis 11:6.

Der Europameister 2023 heißt Peter Wright

James Wade betonte, dass er normalerweise ein sehr schlechter Verlierer sei, jedoch heute Abend könne er nur feststellen, dass der weit bessere Spieler gewonnen habe. Der Engländer stellte aber auch klar, dass diese Europameisterschaft gezeigt habe, dass er selbst immer noch da sei und alle, die ihn bereits abgeschrieben hatten, seien nun eines besseren belehrt. Und damit hat sein Herausfallen aus den Top-16 nur eine Woche gedauert, er ist wieder drin. Bei aller Freude darüber, wurde „The Machine“ nicht müde, immer wieder aufs Neue zu betonen, dass heute der Bessere gesiegt hat.

„Snakebite“ Peter Wright ist mit 53 Jahren der älteste Turniersieger in 16 Jahren European Darts Championship. Die Emotionen hatten den Schotten so sehr im Griff, dass er kaum Worte fand, und so sandte er vor allem gute Wünsche für ein „Happy Halloween“ an „everybody“. Aber dann kam sie doch noch, die klare Ansage, dass diese Trophäe nur die Zwischenstation zum WM-Pokal sei. Warum nicht? Nach dieser EM-Vorstellung ist alles für den wiedererstarkten Sympathieträger möglich. Jetzt aber erstmal herzliche Gratulation zum verdienten EM-Erfolg! „Happy Halloween“ hat Peter Wright ja schon gewünscht, so bleibt mir nur noch der Gruß: stay bright, nice flight!

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