Florian Hempel bezwingt den Titelverteidiger
Vom heutigen Donnerstag an bis zum Sonntagabend finden in der Salzburgarena die European Darts Championship 2021 statt. Auf der regulären European Tour konnten in diesem Jahr aufgrund der verschiedenen Pandemie-Einschränkungen lediglich die beiden Events in Budapest und auf Gibraltar ausgetragen werden. Qualifiziert für die Darts-Europameisterschaft waren die 32 Profis, die bei diesen beiden Turnieren am besten abgeschnitten haben. Dazu gehört auch Florian Hempel, der bereits heute bei seinem Major-Turnier-Debüt gegen niemand geringeren als Titelverteidiger Peter Wright antreten durfte. Darüber hinaus starteten unter anderem auch Rob Cross, José de Sousa, Mensur Suljovic und Joe Cullen in den Wettbewerb. In der ersten Runde kam der Modus „Best of 11 Legs“ zur Anwendung.
Unerwartetes Erstrundenaus für Whitlock
Eröffnet wurde die 14. Auflage der Darts-EM von einem früheren Turniersieger: Simon Whitlock entschied dieses Event im Jahr 2012 für sich. Heute bekam es der Australier zum Auftakt mit William Borland zu tun. Bei der ersten Aufnahme von Whitlock handelte es sich gleich um eine 180, letztlich kam er aber vor allem wegen drei Fehlern des Gegners zum frühen Break. Whitlock legte per 15-Darter nach, ehe Borland sich sein erstes Erfolgserlebnis sicherte. Im weiteren Verlauf gelang Borland nicht nur der Ausgleich, dank eines 121er-Checkouts übernahm er kurz darauf sogar die Führung. Seinen Vorsprung konnte „Big Willie“ nach der Pause durch ein 72er-Finish ausbauen. Im Anschluss daran beendete Whitlock die Serie von vier verlorenen Legs hintereinander, gleich vier Chancen zum 4:4 ließ der „Wizard“ jedoch liegen. Borland bestrafte ihn auf der Doppel-10 und stand kurz vor dem Sieg. Diesen machte der Schotte auf besondere Art und Weise perfekt: er löschte 142 Punkte auf der doppelten 11 und vollendete damit den durchaus überraschenden 6:3-Erfolg.
In der zweiten Partie standen sich Brendan Dolan und Kim Huybrechts gegenüber. Der Nordire hatte das Auftaktleg bereits eingesammelt, als er mit einem starken 11-Darter für ein frühes Break sorgte. Dieses ließ sich Huybrechts nicht lange gefallen, er erzielte das umgehende Rebreak und stellte danach dank eines 106er-Checkouts den 2:2-Ausgleich her. Im fünften Leg gelang Dolan ein 12-Darter, sodass er einen knappen Vorsprung mit in die Kabine nahm. Die Schlüsselszene der Partie spielte sich kurz nach der Pause ab: Huybrechts setzte drei Pfeile an den Doppelfeldern vorbei und musste hilflos mit ansehen, wie sein Gegner die doppelte 12 mit dem letzten Dart in der Hand erwischte. Der „History Maker“ bestätigte das auf diese Weise geschaffte Break ohne Probleme und stand unmittelbar vor dem Weiterkommen. Wenig später war es dann soweit, Dolan versenkte seinen zweiten Matchdart in der Doppel-8 und freute sich über den klaren 6:2-Sieg.
Barry wird Cross nicht gefährlich genug
Als Turniersieger von 2019 stand Rob Cross in diesem Jahr unter besonderem Zugzwang: ein frühes Ausscheiden würde ihn in der Weltrangliste nach unten stürzen lassen. Zum Auftakt musste Cross sich gegen Keane Barry behaupten. Beide Akteure verteidigten ihr jeweils erstes Anwurfleg auf der Doppel-16, ehe der frühere Weltmeister mit einem 148er-Finish das erste große Ausrufezeichen setzte. Diesen knappen Vorsprung baute Cross anschließend sogar aus, doch Barry verhinderte aus seiner Sicht Schlimmeres und verkürzte rechtzeitig zur Pause auf 2:3. Im sechsten Leg ließ Barry zwei wichtige Breakdarts ungenutzt, war wenig später aber selbst im Glück, als Cross zwei Chancen zur möglichen Vorentscheidung in den Sand setzte. Davon ließ sich „Voltage“ aber nicht verunsichern, er stellte den alten Abstand postwendend wieder her und war mittlerweile soweit, als dass ihm nur noch ein Leg zum Weiterkommen fehlte. Barry konnte im Matchverlauf nicht konsequent genug dagegenhalten und verpasste schlussendlich auch noch sieben Chancen, um die Partie offen zu halten. Cross hatte endgültig genug gesehen, verwandelte seinen insgesamt achten Matchdart in der Doppel-1 und besiegelte das Endergebnis von 6:3.
Weiter ging es mit einem Duell zweier junger Engländer: Luke Humphries und Callan Rydz wollten beide den Einzug in die zweite Runde schaffen. „Cool Hand Luke“ eröffnete die Begegnung mit einem 13-Darter, Rydz genügten für die direkte Antwort ebenfalls nur 13 Darts. Im dritten Durchgang profitierte Rydz von drei gegnerischen Fehlwürfen, sodass er trotz drei eigener Patzer zum Break kam. Humphries zeigte auf diesen Rückschlag zwar eine hervorragende Reaktion, bereits im fünften Leg unterliefen ihm allerdings erneut drei Fehler. Rydz war eiskalt zur Stellte und brachte sich mit 3:2 in Front. Einige Zeit später gelang Humphries der neuerliche Ausgleich, doch „The Riot“ sorgte mit einem starken 12-Darter direkt für das nächste Break. Dieses Bild war auch in den nächsten Minuten zu beobachten. Beide Spieler taten sich unheimlich schwer damit, ihre Anwürfe nach Hause zu bringen. Aus diesem Grund war es nur folgerichtig, dass die Partie erst im finalen elften Leg entschieden wurde. Dort kehrte Humphries den bisherigen Trend um, er nutzte den Vorteil des Anwerfens zu seinen Gunsten und jubelte über den knappen 6:5-Sieg.
Viel Luft nach oben: de Sousa müht sich in die zweite Runde
Danach freuten sich die Zuschauer in Salzburg auf den Auftritt von José de Sousa. Der Weltranglistenachte wurde hier und heute von Lewis Williams aus Wales herausgefordert. Im Premierenleg überstand Williams drei Breakdarts gegen sich unbeschadet. Nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich holte sich Williams seine Führung sofort wieder zurück, im vierten Durchgang ließ er allerdings gleich sechs Breakdarts liegen. Sein portugiesischer Gegner rettete sein Anwurfleg nach eigenen Schwierigkeiten schließlich doch noch und war unmittelbar danach selbst für ein Break verantwortlich. Im Anschluss an die jetzt folgende Pause löschte de Sousa souverän 84 Zähler, sodass er seinen Vorsprung auf 4:2 vergrößerte. Der „Prince of Wales“ verkürzte diesen Rückstand dank eines 14-Darters, doch de Sousa stellte den alten Abstand umgehend wieder her und benötigte dadurch nur noch einen eigenen Leggewinn zum Weiterkommen. Williams gab sich noch nicht geschlagen und präsentierte den Zuschauern einen weiteren 14-Darter, ein Comeback gelang ihm in dieser Partie jedoch nicht mehr. Stattdessen war es de Sousa, der seinen zweiten Matchdart in der Doppel-2 unterbrachte und nach dem 6:4 in die nächste Runde einzog.
Weil er bei beiden European Tour-Events in die zweite Runde eingezogen war, nahm Florian Hempel erstmals an einem Major-Turnier teil. Hier und jetzt hatte der Kölner eine äußerst schwierige Aufgabe vor der Brust: er musste gegen Titelverteidiger Peter Wright antreten. Dabei erlebte Hempel einen Traumstart in die Partie. Erst checkte er im ersten Leg 97 Punkte via 19, Triple-14 und Doppel-18, nur wenige Aufnahmen später fielen ihm auch 85 Zähler zum Opfer. Dagegen setzte sich der schlechte Beginn für „Snakebite“ auch im dritten Leg fort. Er selbst verfehlte zunächst die große 11, um einen Versuch auf das Bullseye zu erhalten, und musste sich im direkten Gegenzug ein 68er-Finish des Konkurrenten anschauen. Erst danach holte sich Wright per 13-Darter seinen ersten Leggewinn. Davon ließ sich der Deutsche aber nicht lange stören, letzten Endes ging Hempel mit einem klaren 4:1-Vorsprung im Rücken in die Pause. Im Anschluss daran hätte Hempel beinahe für die Vorentscheidung gesorgt, er setzte allerdings zwei Breakdarts knapp an den anvisierten Zielen vorbei. Auch auf diesen Rückschlag zeigte Hempel eine starke Reaktion, er löschte 76 Punkte und stand mit dem 5:2 kurz vor der großen Überraschung. Der Titelverteidiger erzielte anschließend zwar noch ein drittes Erfolgserlebnis, alles in allem kam am heutigen Abend aber viel zu wenig von der Nummer zwei der Welt – auch zwischenzeitliche Wechsel der Darts brachten keine Wende. Florian Hempel nutzte die Schwäche des Gegners vollumfänglich zu seinen Gunsten. Er versenkte den dritten Matchdart in der Doppel-10 und brachte damit den 6:3-Erfolg unter Dach und Fach.
Vollkommen problemlose Auftaktsiege für Suljovic und Cullen
Danach folgte mit Mensur Suljovic gleich der nächste deutschsprachige Teilnehmer. Der vor allem aufgrund seiner Finalteilnahme bei der Gibraltar Darts Trophy an Position zwei gesetzte Wiener bestritt sein Erstrundenmatch gegen Adam Hunt. In der Anfangsphase gab Suljovic eindeutig den Ton an. Er erzielte bereits im Auftaktleg ein Break, welches er mühelos bestätigte. Weil Hunt im dritten Leg an der Doppel-20 vorbeiwarf, musste er auch dieses an seinen Gegner abtreten. Im weiteren Verlauf zog Suljovic mit Checkouts von 85 sowie 118 Punkten sogar bis auf 5:0 davon. Nach der Pause entschied Hunt unter anderem mit einem 13-Darter zwei Legs für sich, über reine Ergebniskosmetik kam er damit allerdings nicht hinaus. Die letzte Aktion der Partie war ein 117er-Highfinish, mit dem Suljovic den 6:2-Erfolg perfekt machte. In der zweiten Runde wird er es mit Florian Hempel zu tun bekommen.
Mittlerweile fehlte nur noch eine einzige Partie, um den ersten Turniertag abzuschließen. Dabei trafen Joe Cullen und Ted Evetts aufeinander. Der „Rockstar“ legte mit einem 12-Darter vor und profitierte kurz darauf davon, dass Evetts haarscharf an 126 Restpunkten gescheitert war. Auf der Doppel-10 ging auch das dritte Leg an Cullen. Dagegen bekam Evetts weiterhin keinen Fuß in die Tür, er verlor auch das vierte Leg und musste schlussendlich mit einem 0:5-Rückstand von der Bühne gehen. Nach der Unterbrechung erhielt Evetts immerhin noch zwei Versuche auf der doppelten 16, setzte sie aber beide vorbei. Cullen versenkte im direkten Gegenzug seinen achten Matchdart in der Doppel-2 und vollendete damit den Whitewash.