Rob Cross wird zum zweiten Mal Europameister
Am Sonntagabend gingen die European Darts Championship 2021 langsam, aber sicher ihrem Ende entgegen. Von den ursprünglich 32 Teilnehmern waren nur noch ein Niederländer und drei Engländer übrig. Spätestens nach seinem großartigen Sieg über Gerwyn Price war Michael van Gerwen der große Favorit auf den Titel. Zuerst musste er aber sein Halbfinale gegen Nathan Aspinall bestehen. Danach wurde zwischen Rob Cross und Joe Cullen der zweite Finalist ermittelt. Noch am selben Abend wurde dann das Endspiel ausgetragen. Alle drei Partien dieser Session fanden im Format „Best of 21 Legs“ statt.
Aspinalls großartiges Comeback bleibt ungekrönt
Sowohl Michael van Gerwen als auch Nathan Aspinall hatten in ihren Viertelfinals auf ganzer Linie überzeugt und sich gegen starke Gegner durchgesetzt. Jetzt wollten beide den nächsten Schritt gehen und ins Endspiel einziehen. Der Niederländer legte phänomenal los und zeigte seinem Gegner in den ersten Minuten nur die Rücklichter. Einem brillanten 10-Darter im Auftaktleg ließ er einen 13- sowie einen 15-Darter folgen. Erst als van Gerwen knapp am Bullseye vorbeigeworfen hatte, durfte sich Aspinall über sein erstes Erfolgserlebnis freuen. Noch vor der Pause stellte van Gerwen den alten Abstand mit einem 14-Darter wieder her. Im Anschluss an die Unterbrechung baute „Mighty Mike“ seinen Vorsprung weiter aus. Er löschte erst 76 Punkte für ein Break, ehe er auch begünstigt durch einige gegnerische Fehler bis auf 7:1 davonzog. Vor der zweiten Pause meldete sich Aspinall endlich wieder zurück. Er sicherte sich unter anderem mit einem 13-Darter die Legs Nummer neun und zehn und betrieb damit zu diesem Zeitpunkt zumindest Schadensbegrenzung.
Die vor der zweiten Pause erzielten Leggewinne gaben „The Asp“ spürbar Auftrieb. Der Engländer kehrte mit einem 12-Darter auf die Bühne zurück, ließ diesem einen 13-Darter folgen und startete mit sechs perfekten Darts ins nächste Leg. Trotz drei Fehlwürfen auf der Doppel-16 war Aspinall auch in dieser Situation zur Stelle, sodass er seinen Rückstand bis auf 6:7 verringerte. Der eigenen Aufholjagd setzte Aspinall aufgrund von zwei verpassten Doppelfeldern vorerst selbst ein Ende. Van Gerwen war in diesem Moment mit einem 90er-Finish bestrafend zur Stelle. Der Weltranglistendritte zeigte danach einen 13-Darter und konnte mit dem 9:6 wieder auf einen komfortableren Vorsprung blicken. Davon ließ sich Aspinall aber weiterhin nicht entmutigen. Er brachte zunächst selbst 90 Zähler auf Null, holte sich mit einem Treffer in der doppelten 8 ein enorm wichtiges Break und bestätigte dieses in der Folge per 80er-Checkout – damit war der 9:9-Ausgleich vollbracht. Weil die nächsten beiden Legs fair aufgeteilt worden waren, entschieden jetzt nur 501 Punkte über Finaleinzug oder Heimreise. Im Decider zeigte van Gerwen die ganze Klasse eines dreifachen Weltmeisters. Er startete mit 100 Punkten, brillierte danach mit zwei 180ern und blieb bei den übriggebliebenen 41 Zählern fehlerfrei.
Cullen geht im zweiten Halbfinale vollkommen unter
Zum ersten Mal in diesem Jahr stand Rob Cross unter den letzten Vier bei einem Major-Turnier. Dort wurde der frühere Welt- und Europameister von Joe Cullen gefordert. Ein 89er-Finish von Cross eröffnete das Spielgeschehen, ehe sich „Voltage“ unter anderem mit einem 13-Darter auch die beiden darauffolgenden Legs sicherte. Für Cullen setzte sich der Fehlstart in diesem Match dagegen fort. Er scheiterte im vierten Durchgang haarscharf an 152 Restpunkten und musste ein weiteres Break gegen sich einstecken. Letzten Endes ging diese Session vollständig an Cross, der 72 Punkte ebenfalls ausmachte und mit einem 5:0-Vorsprung in die Kabine ging.
Nach der Pause verpasste Cross seinem Gegner die nächste Ohrfeige, als er auch noch 120 Punkte von der Scheibe nahm. Das Match ging auch weiterhin nur in eine Richtung, Cross war seinem Gegner haushoch überlegen und lag wenige Minuten später sogar mit 9:0 in Führung. Der „Rockstar“ fand überhaupt nicht zu seinem Scoring und lief in den allermeisten Legs hoffnungslos hinterher. Erstmals (ironisch) jubeln durfte er im zehnten Durchgang: er machte 126 Punkte auf der Doppel-6 aus. Einige Minuten später löschte Cross 107 Punkte und benötigte dadurch nur noch ein einziges Leg zum Sieg. Cullen wollte die Bühne noch nicht räumen und zögerte seine Niederlage durch Checkouts von 70 und 92 nach hinten. Danach war sein Aus aber unvermeidbar, Cross versenkte seinen ersten Matchdart in der Doppel-12 und vollendete den klaren 11:3-Erfolg.
Van Gerwen hat im Finale keine Kraftreserven mehr übrig
Danach wurde es Zeit für das große Finale. Sowohl Michael van Gerwen als auch Rob Cross kannten bereits das Gefühl, Europameister zu werden. Während van Gerwen den Titel in den Jahren 2014 bis 2017 viermal nacheinander einheimste (2017 im Finale gegen Cross), fügte „Voltage“ dieses Turnier 2019 seiner Titelsammlung hinzu. Im Auftaktleg verhinderte van Gerwen mit einem 106er-Highfinish das drohende Break, kurze Zeit später vergab er jedoch selbst drei Breakdarts. Weitere Missgeschicke auf Doppelfeldern unterliefen „Mighty Mike“ im vierten sowie im fünften Leg. Cross war in beiden Situationen zur Stelle, glänzte währenddessen auch mit einem 123er-Bullfinish und brachte sich mit 3:2 in Front. Nach der Unterbrechung produzierte van Gerwen mit einem 138er-Finish über Triple-19, Triple-15 und Doppel-18 das direkte Rebreak. Davon ließ sich Cross aber nicht beeindrucken, der Engländer holte sich seine Führung mithilfe eines 74er-Checkouts umgehend wieder zurück und baute seinen Vorsprung im Anschluss sogar aus. Van Gerwen, der im vorhergegangenen achten Leg zwei Breakchancen ungenutzt gelassen hatte, kam mit einem 70er-Finish wieder heran. Doch Cross hielt seinen Vorsprung weiter aufrecht und ging mit dem 6:4 im Rücken in die zweite Pause.
Während van Gerwen weiterhin gehemmt wirkte und immer wieder Möglichkeiten ausließ, gelang es Cross mittlerweile deutlich besser, seine Chancen in Zählbares zu umzumünzen. Genau das geschah auch in diesen Minuten, als Cross seinen Vorsprung durch zwei weitere Leggewinne bis auf 8:4 erhöhte. Dagegen wurde die Luft für van Gerwen immer dünner. Erst nachdem er noch ein viertes Leg nacheinander verloren hatte, trat er selbst wieder mit einem eigenen Erfolgserlebnis in Erscheinung. Das damit geschaffte Break bestätigte van Gerwen problemlos, sodass er seinen Rückstand auf 6:9 reduziert hatte. Einige Zeit später hatte Cross die mögliche Vorentscheidung vor Augen, verfehlte die Doppel-20 jedoch relativ deutlich. In diesem Moment gelang van Gerwen zwar das Break, unmittelbar danach stand er sich aber selbst im Weg: fünf seiner Pfeile landeten neben den anvisierten Doppelfeldern. Cross hielt seine Nerven auf der Doppel-4 zusammen und war nur noch einen einzigen Leggewinn vom Turniersieg entfernt. Weil der erste Matchdart nicht von Erfolg gekrönt gewesen war, musste sich „Voltage“ noch einige Momente gedulden. Im 19. Leg der Partie war es dann aber soweit. Rob Cross versenkte den zweiten Matchdart in der doppelten 12, gewann das Endspiel mit 11:8 und krönte sich zum zweiten Mal zum Sieger der European Darts Championship.