Der Weltmeister kassiert herben Whitewash
Nach einer aus deutscher Sicht sehr erfreulichen Nachmittagssession, in der sich Max Hopp gegen Benito van de Pas durchsetzte, ging es am Abend mit den ganz großen Namen weiter. Michael van Gerwen bekam es mit dem wiedererstarkten Simon Whitlock zu tun. Zudem hatte Weltmeister Gary Anderson mit James Wade eine ähnlich schwere Aufgabe. Phil Taylor traf auf Alan Norris und der Österreicher Mensur Suljovic hatte in Jermaine Wattimena einen vergleichsweise einfacheren Gegner.
Lokalmatador überraschend draußen
Steve West war nach seinem Erstrundenmatch beim World Grand Prix in aller Munde. Dort gelang ihm überraschenderweise ein Sieg gegen Phil Taylor. Auch wenn er in der zweiten Runde ausschied, traute man ihm auch gegen Jelle Klaasen eine kleine Überraschung zu. Doch danach sah es zunächst überhaupt nicht aus. Jelle brannte ein Feuerwerk ab, spielte einen 12-Darter zum Start und checkte 124 und 104 Punkte um mit 3:0 in Führung zu gehen. Er vergab noch 125 auf Bull, führte zur Pause aber dennoch mit 5:0. Die Unterbrechung schien ihm aber nicht gut getan zu haben. Er traf plötzlich deutlich weniger Triple und erlaubte durch zwei vergebene Matchdarts ein kleines Comeback von Steve West, welcher auf 5:3 verkürzte. Doch der vierte Matchdart saß dann, wodurch sich Jelle mit 6:3 durchsetzte. Im vergangenen Jahr war die Darts-EM erstmals im belgischen Hasselt. Kim Huybrechts erreichte damals nur die zweite Runde. In diesem Jahr wollte es der Lokalmatador besser machen und zum Auftakt direkt mal ein Zeichen gegen James Wilson setzen. In den ersten beiden Legs waren die Spieler ebenbürtig, sie holten sich ihre eigenen Aufschläge. Eine Schlüsselszene war dann aber ein 142’er Finish von Wilson unter Druck. Dieses pushte den Engländer ungemein, sodass er ein Break nachlegte und sich bis auf 4:1 absetzte. Kim aber blieb ruhig und kam wieder bis auf ein Leg heran. Die Partie schien nun den erwarteten Verlauf nehmen zu wollen, aber so kam es nicht. Wilson holte sich das 5:3 und zeigte sich auch im neunten Leg als der sicherere Spieler. So gelang ihm mit einem 50’er Finish das 6:3 und der überraschende Sieg gegen Kim Huybrechts.
Dave Chisnall konnte noch nie ein Major Turnier gewinnen, die European Darts Championhip schienen da ein guter Anfang zu sein. Sein Tag wurde jedoch recht schnell versaut und Schuld war der Australier Kyle Anderson. Der begann nämlich direkt mit einem Break und fast hätte er es durch ein 170’er Finish sogar bestätigt. Das Glück war aber auf Seiten Chisnalls, der zum Ausgleich kam. Doch schon im fünften Leg sah er fünf perfekte Darts seines Gegners, der zu einem erneuten Break sprintete und dieses mit einem 126’er Finish auch durchbrachte. Zwar verkürzte Chisnall nochmal, doch Anderson war an diesem Tag einfach zu sicher. In den wichtigen Momenten war er zur Stelle und brachte die Partie mit 6:3 ins Ziel. Eine große Überraschung. Es folgte das Spiel von Mensur Suljovic gegen Jermaine Wattimena. Mensur ging als haushoher Favorit in die Begegnung und schien diese Rolle auch direkt anzunehmen. Die ersten drei Legs gingen ungefährdet an „The Gentle“, erst dann konnte Wattimena mal einen Akzent setzen und sich ein Leg sichern. Aber Mensur wollte gar nicht erst Hoffnungen bei seinem Gegner aufflammen lassen und so spielte er gleich mal einen 12-Darter mit 121’er Finish auf Bull. Von da an musste er das Spiel nur noch laufen lassen und genau das tat er. Am Ende gewann er klar mit 6:1 und zog in die zweite Runde ein.
Michael van Gerwen zittert sich weiter
Normalerweise schrieb man Justin Pipe keine sonderlich großen Chancen gegen Peter Wright zu. Zu weit würden sie aktuell auseinander liegen. Und der Beginn des Spiels ließ auch keinen Zweifel an dieser These, Peter ging schnell mit 2:0 in Führung, schaffte dabei auch ein 116’er Finish. Zwar konnte „The Force“ nochmal verkürzen, doch letztlich stand es zur Pause trotzdem 4:1 für Peter. Plötzlich aber schien das Spiel zu kippen. Pipe startete ein Comeback und holte vier Legs hintereinander, was Justin mit 5:4 in Führung brachte. „Snakebite“ war nun stark unter Druck, er hatte Glück, dass Pipe drei Matchdarts vergab. So glich Peter nochmal aus. Ein sehr nervöses letztes Leg ging dank eines 98’er Finishes dann aber doch an Wright, der damit 6:5 gewann.
Danach wollte Phil Taylor einen gefährlichen Alan Norris aus dem Weg räumen. Beide begannen sehr gut und auf einem ähnlichen Niveau. Nachdem sich beide die ersten Legs teilten, gelang Alan das erste Break, welches aber umgehend von Taylor gekontert wurde. Zur Pause führte Phil mit 3:2 und einem 111’er Average. Norris stand bei 102 Punkten im Schnitt. Phil kam dann auch besser aus der Pause und schaffte den Grundstein zum Weiterkommen. Ein 121’er Finish sorgte für das 4:2, ehe er wenig später auf 5:2 erhöhte. Weil er einige Matchdarts vergab, war Norris zwar nochmal zur Stelle, doch ein 11-Darter besiegelte sein Schicksal. Somit setzte sich „The Power“ verdient mit 6:3 durch.
Eine der klangvollsten Partien der ersten Runde sollte dann folgen. Mit Michael van Gerwen und Simon Whitlock standen sich zwei gestandene Spieler gegenüber. Weil Whitlock immer stärker zu werden scheint, schien die Möglichkeit einer engen Angelegenheit gegeben. Nach MVG das erste Leg holte, vergab er neun Darts auf die Doppel und brachte den „Wizard“ ins Spiel. Der drehte die Partie auf 2:1 und konterte das Rebreak von Michael mit einem weiteren Break zur 3:2-Pausenführung. Auch danach machte der Australier stark weiter und checkte 170 Punkte zum 4:2. Die Doppelschwäche schien van Gerwen das Genick zu brechen, immer wieder vergab er viele Chancen. Er verkürzte zwar, doch Simon brachte sich auf 5:3 in Front. Ein Leg vom Sieg entfernt schien Whitlock jedoch nervös zu werden. Die Scores waren nicht mehr auf dem Niveau von MVG, wodurch dieser zum 5:5 kam. Auch im letzten Leg zeigte der Niederländer die besseren Scores, vergab aber einen Matchdart. So bekam Whitlock eine letzte Chance bei 150 Punkten Rest. Beim World Grand Prix checkte er es noch zwei Mal aus, dieses Mal verpasste er die Doppel-15. So kam MVG doch noch zum 6:5 und in die zweite Runde.
Die letzte Partie in der ersten Runde war erneut eines mit zwei sehr großen Namen. James Wade traf auf Gary Anderson und der Engländer legte los wie die Feuerwehr. Ein 15-Darter und wenig später ein Break besorgten das 2:0 für „The Machine“. Gary war noch überhaupt nicht im Spiel, er spielte zu dieser Zeit einen Average von 75 Punkten und Besserung war nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil, Wade spazierte locker zu einer immer komfortableren Führung. Ein 102’er Finish besorgte das 3:0, im vierten Leg ließ er dem „Flying Scotsman“ ebenfalls keine Chance. Nachdem James dann 130 Punkte auf Bull vergab, bekam Gary die Möglichkeit, verfehlte jedoch die Doppel-4. So korrigierte James und erhöhte auf 5:0. Das war für Anderson einfach nicht mehr aufzuholen. James blieb ruhig und fuhr die Partie mit dem 6:0 nach Hause. Damit erlitt der Weltmeister den einzigen Whitewash der ersten Runde.
Tobias Gürtler