140er-Finish im Entscheidungsleg: Anderson zieht ins Halbfinale ein
Im Brighton Centre standen am Sonntagnachmittag die letzten Gruppenspiele auf dem Programm, drei der vier Halbfinalplätze waren dabei noch offen. In der Gruppe B konnte sich Titelverteidiger Mensur Suljovic bereits für die Vorschlussrunde qualifizieren, um den zweiten Platz spielten Rob Cross und Peter Wright im direkten Duell. Etwas komplizierter gestaltete sich die Ausgangslage in Gruppe A, in der rein theoretisch noch alle vier Spieler die Chance auf das Halbfinale hatten. Dort traf Daryl Gurney auf den sieglosen Dave Chisnall und Gary Anderson auf den in beiden Spielen siegreichen Michael van Gerwen.
Gruppe B: Wright mit klarem Sieg ins Semifinale
Für den Einstieg in den Darts-Sonntag sorgte die Partie zwischen Simon Whitlock und Mensur Suljovic. Sportlich gesehen war dieses Aufeinandertreffen wenig bedeutsam, schließlich war der Australier nach zwei Niederlagen ohne Möglichkeit auf das Erreichen des Halbfinales, „The Gentle“ hatte sich wie erwähnt bereits dafür qualifiziert. Whitlock holte sich das erste Leg mit 15 Darts, konnte aber kein Break nachlegen, weil er zwei Mal auf Doppel patzte. So kam Mensur zum Ausgleich, der gleichzeitig ein Startschuss für eine ganz starke Phase des Wieners war. Er breakte zunächst und spielte danach einen 12-Darter, welchen er mit einem 135er-Checkout via Bullseye. Triple-19 und Doppel-14 abschloss. Ein weiterer Treffer in der Doppel-14, der den Endpunkt eines 11-Darters bildete, brachte Suljovic das nächste Break und die 4:1-Führung. Von Whitlock kam schlicht zu wenig, sodass Mensur auch die beiden darauffolgenden Legs auf seine Seite ziehen konnte und jetzt sechs hintereinander gewonnen hatte. Speziell beim Auschecken lieferte der Weltranglistensechste eine ganz starke Leistung, so checkte er im achten Leg 127 Punkte aus, als Whitlock mit 40 Rest wartete. Suljovic war voll in seinem Spiel, holte auch die beiden daran anschließenden Legs mit 15 und 12 Darts und freute sich zur Pause über eine eindeutige 9:1-Führung. Nach dieser Unterbrechung ließ Whitlock noch mal zwei Darts auf Doppel aus, Mensur traf die Doppel-12 und demontierte seinen Gegner mit 10:1. Der Österreicher bleibt in der Champions League weiter unbesiegbar, gewinnt turnierübergreifend auch sein achtes Spiel und geht als Tabellenerster in das Halbfinale; Simon Whitlock muss nach drei Niederlagen die Koffer packen.
Wesentlich mehr sportliche Bedeutung kam dem abschließenden Gruppenspiel der Gruppe B zu. Rob Cross und Peter Wright haben beide gegen Whitlock gewonnen und gegen Suljovic verloren, sodass das direkte Duell über das Erreichen des zweiten Tabellenplatzes entscheiden würde. Cross bekam gleich im ersten Leg mehrere Breakchancen, doch er warf vier Mal an Doppelfeldern vorbei. So bekam Wright, der selbst fünf Mal gepatzt hatte, dieses Leg doch noch auf seine Habenseite. In der Folge wurde „Snakebite“ dann der klar bessere Spieler, brauchte im zweiten Leg 13 Darts und startete ins dritte mit zwei 180ern. Der siebte Pfeil fand dann zwar nicht mehr das angestrebte Ziel, dennoch stand am Ende dieses Legs ein 12-Darter bei Wright. Der Schotte, der jetzt wirklich gut unterwegs war, konnte einen weiteren 12-Darter nachlegen. Bei gegnerischem Anwurf machte er dazu 121 Punkte auf dem Bullseye aus, während der amtierende Weltmeister mit 36 Restpunkten nicht mehr vors Oche durfte. Auch das fünfte Leg ging nach Schottland, erst danach konnte Cross einen Fuß in die Tür stellen und mit einem 13-Darter sein erstes Erfolgserlebnis verbuchen. Die beiden darauffolgenden Legs wurden zwischen den beiden Akteuren geteilt, ehe Wright im neunten Leg der Partie zweimal an der Doppel-20 vorbeiwarf und „Voltage“ so dessen erstes Break ermöglichte. Cross schaffte es aber nicht, nachzulegen und kassierte so umgehend das Rebreak, welches gleichzeitig auch für den Pausenstand von 7:3 pro Wright sorgte. Aus dieser Unterbrechung kam der Weltranglistenzweite hervorragend heraus, zeigte einen 11-Darter und spielte im 12. Leg mit einem 10-Darter das beste Leg im bisherigen Turnier. Wright fehlte jetzt nur noch ein Leg zum Einzug ins Halbfinale, ein Treffer in der Doppel-10 bildete schon wenige Minuten später den Endpunkt eines klaren 10:3-Erfolges für Peter Wright, er kam dabei auf einen Average von über 101 Punkten und freut sich auf die Vorschlussrunde. Für Rob Cross ist das Turnier bei seinem Debüt nach der Gruppenphase beendet.
Gruppe A: Gurney gewinnt und scheidet trotzdem aus
2:10 und 3:10 – diese beiden heftigen Pleiten musste Dave Chisnall in Brighton bereits einstecken, er steht zusammen mit dem Turnier aus dem letzten Jahr gar bei fünf Niederlagen aus fünf Spielen in der Champions League. Er wird mit dem Halbfinale also nichts zu tun haben, bei seinem heutigen Gegner Daryl Gurney sieht die Situation anders aus. Nach bisher einem Sieg und einer Niederlage kämpft er im Fernduell mit Gary Anderson ums Halbfinale und hatte jetzt die Chance, vorzulegen. Gurney kam ordentlich ins Spiel hinein, konnte sich die ersten beiden Legs greifen, im dritten vergab der Nordire allerdings vier Möglichkeiten auf Doppelfelder. Dieser Fehler rief Chisnall auf den Plan, der auf der Doppel-18 sein erstes Leg holte. Bei eigenem Anwurf schaffte der Engländer es dann mit einem 15-Darter, den Ausgleich herzustellen. Im fünften Leg verpasste „Superchin“ nur knapp ein 170er-Checkout, „Chizzy“ war erneut zur Stelle und breakte. Gurney ließ sich davon aber nicht beeindrucken, spielte im sechsten Leg einen 13-Darter und konterte schnellstmöglich. Im Grunde war Gurney von Anfang an der etwas bessere Spieler, doch mit unnötigen Fehlern machte er sich das Leben immer wieder selbst schwer. Ein Beispiel hierfür ist das siebte Leg, in welchem er 40 Punkte mit drei Darts nicht auf Null bringen konnte und so erneut seinen Anwurf herschenkte. Doch wie zuvor holte sich „Superchin“ auch dieses Mal sofort das Rebreak und den damit verbunden 4:4-Ausgleich. Die zwei verbleibenden Legs vor der Unterbrechung gingen beide an Gurney, der zu diesem Zeitpunkt also mit zwei Legs Vorsprung in Führung lag. Die ersten beiden Legs nach der Pause wurde fair geteilt, ehe Chisnall im 13. Leg 114 Punkte via 19, Triple-19 und Doppel-19 ausmachen konnte und so das Break zum 6:7 aus seiner Sicht produzierte. Aufgrund eines Fehlers auf die Doppel-18 gelang ihm der Ausgleich allerdings nicht, Gurney brachte seinen Pfeil in der Doppel-16 unter und lag wieder mit zwei Legs Vorsprung in Front. Im 15. Leg war er es aber, der ein Mal am Doppelfeld vorbeiwarf, „Chizzy“ checkte 86 Punkte auf der Doppel-7 aus und verkürzte erneut. Gurney war aber noch in der Lage, sich zum Ende des Spiels zu steigern. Er breakte zunächst mit einem 11-Darter und war nur noch ein Leg vom Sieg entfernt. Das 17. Leg der Partie durfte der Nordire beginnen, startete mit 58 Punkten, warf dann aber zwei 180er und hatte dementsprechend 83 Punkte übrig. Chisnall ließ seiner Auftakt-180 eine 177 folgen und hatte die Chance auf den 9-Darter. Das perfekte Spiel wurde es zwar nicht, dennoch konnte sich der Engländer nach neun Darts bei 16 Restpunkten platzieren. Doch Gurney dachte nicht mehr daran, seinen Gegner nochmal ranzulassen und löschte die verbliebenen 83 Punkte auf dem Bullseye zum Match aus. Während Dave Chisnall also mit drei Niederlagen im Gepäck nach Hause fuhr hielt Daryl Gurney seine Hoffnungen auf das Halbfinale am Leben; er benötigte dafür aber Schützenhilfe im nächsten Spiel.
Durch den Sieg Gurneys im vorletzten Gruppenspiel war die Lage im letzten der Gruppe A ziemlich einfach. Bei einem Sieg von Gary Anderson stünde er zusammen mit seinem heutigen Gegner in der Runde der letzten Vier, bei einem Sieg von Michael van Gerwen würde Gurney in diese Runde einziehen. Anderson war sich der Wichtigkeit dieser Partie bewusst und begann deshalb ganz stark, gleich im ersten Leg zeigte er dem Publikum in Brighton ein 160er-Checkout. Mit einem 13-Darter konnte er sogar ein Break nachlegen, danach kam aber auch van Gerwen ins Spiel und breakte sofort zurück; wenige Minuten und einen 11-Darter später hatte der Weltranglistenerste dann ausgeglichen. Anderson antwortete mit einem 13-Darter auf das eben Geschehene und warf im sechsten Leg sieben perfekte Darts, unterm Strich stand ein 11-Darter beim „Flying Scotsman“. Eine Aufnahme vorher hatte van Gerwen allerdings zwei Mal an der Doppel-16 vorbeigeworfen. Weil sich der Weltranglistenerste ein Leg später gar drei Fehler auf Doppel erlaubte kam Anderson trotz drei eigener Fehler sogar zum 5:2. Im achten Leg startete der Schotte schon zum zweiten Mal in diesem Spiel mit zwei 180ern, in diesem Fall landete der siebte Pfeil jedoch in der einfachen 1. Dank eines 83er-Finishes konnte Anderson dieses Leg dennoch auf seine Seite ziehen; er hatte sich vier Legs nacheinander greifen können. Beinahe wären es sogar fünf in Folge geworden, doch Anderson verfehlte Tops im neunten Leg nur um wenige Millimeter. So gelang es van Gerwen mit einem 112er-Checkout, den Lauf seines Gegners zu unterbinden und selbst wieder ein Erfolgserlebnis zu feiern. Weil er im darauffolgenden Leg allerdings knapp an einem 167er-Finish scheiterte konnte der Niederländer dieses Break nicht bestätigen, stattdessen nahm Anderson 76 Punkte von der Scheibe und führte zur Pause ziemlich deutlich mit 7:3. Der Weltranglistenvierte schnappte sich auch das erste Leg nach dieser Pause, danach machte van Gerwen jedoch mehr Druck und holte sich drei Legs in Serie; eines davon war ein 12-Darter mit einem 100er-Finish über 20 und zwei Mal Tops. Der Rückstand des Niederländers betrug jetzt also nur noch zwei Legs. Als Anderson im 15. Leg des Spiels einen 11-Darter auspackte, war er nur noch ein Leg vom Sieg und vom Erreichen des Halbfinals entfernt. Van Gerwen war gegen Ende des Spiels jedoch in der Lage, sich nochmals zu steigern. Mit einem 15- und einem 14-Darter kam er bis auf 8:9 an seinen Gegner heran, ein weiterer 14-Darter bei eigenem Anwurf führte zum 9:9. Es ging also ins Entscheidungsleg, welches Anderson gewinnen musste, um ins Halbfinale einzuziehen. Der „Flying Scotsman“ durfte dieses äußerst wichtige Leg sogar anfangen, punktete aber nicht besonders gut, sodass van Gerwen früh das Kommando übernahm und nach 12 Darts bei 76 Restpunkten stand; mit der folgenden Aufnahme vergab er allerdings zwei Matchdarts. Anderson stand bei 140 Restpunkten und bekam seine letzte Chance. In diesem so wichtigen Moment zeigte Anderson seine ganze Klasse: er traf zwei Mal die Triple-20 und versenkte seinen Matchdart in der Doppel-10. Mit diesem unfassbaren Checkout spielt sich Anderson in die Runde der letzten Vier und entreißt Daryl Gurney den zweiten Tabellenplatz. Van Gerwen gewinnt die Gruppe und trifft im Halbfinale auf Peter Wright, während Anderson dort gegen Mensur Suljovic antreten wird.