Cross und Smith erreichen das Endspiel
Es fehlten beim World Matchplay 2019 nur noch drei Spiele, bis der diesjährige Sieger feststehen würde. Am Samstagabend ging es in den Winter Gardens von Blackpool also in die vorletzte Session mit den beiden Halbfinals. Im ersten spielten dabei Rob Cross und Daryl Gurney gegeneinander, im zweiten duellierten sich Michael Smith und Glen Durrant. Im Modus „best of 33 Legs“ brauchten die Spieler 17 gewonnene Legs zum Finaleinzug.
Wahnsinns-Comeback von Rob Cross
Den Start machten also Rob Cross, Nummer zwei der Setzliste und der an Rang drei gelistete Daryl Gurney. Beide hatten sich gestern in packenden Spielen durchgesetzt und sich dabei das Halbfinale mit starken Leistungen verdient. Eröffnet wurde die Begegnung von Gurney, der das Auftaktleg gewann. Doch dann drehte Cross auf, und spielte mit 110, 100 sowie 104 Punkten drei Highfinishes nacheinander, ließ im fünften Leg jedoch zwei Chancen auf Doppel liegen. „Superchin“ holte sich stattdessen das erhoffte Break und stellte wenige Minuten später mit dem 3:3 Parität her. Gurney ging danach wieder in Rückstand, antwortete allerdings mit einem 114er-Checkout und konnte auch dank zweier Patzer seines englischen Gegners mit einem Break nachlegen. Als „Voltage“ anschließend haarscharf an einem 170er-Finish scheiterte war Gurney erneut zur Stelle und lag zur zweiten Pause mit 6:4 vorne. Cross bekam seine Komplikationen auf Doppelfelder auch in der nächsten Zeit nicht in den Griff. So warf der Weltmeister von 2018 in den nächsten drei Durchgängen insgesamt sechsmal am äußeren Ring des Boards vorbei. Gurney war jeweils der Nutznießer und glänzte im 13. Leg auch noch mit einem 124er-Bullfinish; der Nordire holte sich anschließend sogar ein siebtes Leg nacheinander. Erst danach konnte Cross die Serie seines Gegners unterbrechen, nahm aber dennoch einen 5:10-Rückstand mit in die dritte Unterbrechung. Doch auch danach lief es nicht wirklich besser für „Voltage“. Obwohl er mit sechs perfekten Darts ins 16. Leg hineinkam verlor er dieses. Zwar konnte er im Anschluss daran seinen Anwurf durchbringen, doch dann legte Gurney einen kleinen Zwischenspurt ein und gewann zwei Legs nacheinander. Nur weil der Nordire im nachfolgenden Leg dreimal an der Doppel-20 vorbeiwarf vergrößerte sich der Abstand nicht, Cross holte sich stattdessen diesen Durchgang – der Rückstand zur letzten Pause war mit 7:13 dennoch immens.
Per 12-Darter schnappte sich Gurney das sofortige Rebreak. Cross wurde im Anschluss etwas besser, erzielte per 14-Darter ein weiteres Break und startete mit sechs perfekten Würfen ins 23. Leg, den er letztlich mit 13 Würfen für sich entschied. Nachdem die nächsten beiden Legs gerecht verteilt wurden, Gurney also mit 15:10 vorne lag, verpasste „Superchin“ einen ganz großen Schritt in Richtung Finale. Er setzte vier Pfeile über die Doppel-20 drüber und ermöglichte Cross ein Break, der mit einem brillanten 10-Darter nachlegen konnte. Das Spiel hatte nun eine nicht vorhersehbare Wendung genommen. Gurney patzte im nächsten Durchgang erneut auf Tops und sah dann Sekunden später dabei zu, wie Cross 88 Zähler löschen konnte. Dieses Break bestätigte der Engländer erfolgreich und hatte mittlerweile bis auf ein Leg verkürzt. Cross ließ jetzt überhaupt keine Möglichkeiten mehr liegen, checkte anschließend 66 Restpunkte und stellte mit dem 15:15 tatsächlich den Ausgleich her. Gurney ging jetzt völlig unter, warf im nächsten Leg einmal am Bullseye vorbei und verlor ein siebtes Leg nacheinander. Auf der anderen Seite brauchte Cross nur noch ein einziges Leg zum Triumph. Nachdem Gurney dann seine letzten drei Möglichkeiten an der doppelten 12 vorbeigesetzt hatte, wurde seine Niederlage Realität. Rob Cross verwandelte seinen vierten Matchdart und vollendete den unglaublichen Turnaround. Aus einem 9:15-Rückstand formte „Voltage“ den 17:15-Erfolg und erreichte erstmals das Endspiel des World Matchplays.
Smith erweist sich als zu stark für Durrant
Nach seinem Wechsel zur PDC Anfang dieses Jahres war es eins von Glen Durrants selbst formulierten Zielen, einmal am World Matchplay teilzunehmen. Dank starker Leistungen auf der Pro Tour schaffte es der dreifache BDO-Weltmeister schon nach wenigen Monaten zum zweitwichtigsten Turnier des Jahres. Der Rest ist dann schnell erzählt, „Duzza“ überragte auch beim Matchplay selbst, schlug unter anderem van Gerwen und stand im Halbfinale. Dort wollte er gegen Michael Smith den nächsten Schritt gehen. Nachdem die ersten beiden Legs noch fair aufgeteilt wurden, Durrant verteidigte seinen Anwurf mit einem 116er-Highfinish, wurden die nächsten Minuten von Smith bestimmt. Der Weltranglistensechste drückte gewaltig aufs Gaspedal, spielte Legs von 13, 14 und 12 Darts und baute seine Führung auf 4:1 aus. Auch von der nun folgenden ersten Pause ließ sich Smith nicht stören, legte einen 11-Darter sowie ein 111er-Checkout nach. Durrant konnte dieses hohe Niveau nicht mitgehen, feierte anschließend per 13-Darter jedoch sein zweites Erfolgserlebnis und unterbrach gleichzeitig die Serie seines Kontrahenten. Doch der „Bully Boy“ spielte bis dato überragend und zeigte im Anschluss daran zwei souveräne Checkouts von 76 und 97 Punkten. So nahm Smith eine 8:2-Führung mit in die zweite Pause, sein Average befand sich zu diesem Zeitpunkt bei rund 108 Punkten und nur ein einziger Pfeil landete neben den Doppelfeldern. Nach der Unterbrechung baute Smith seinen Vorsprung weiter aus, ehe Durrant per 13-Darter intervenierte. Mehr ließ Smith allerdings zunächst nicht zu. Erst als er im 15. Durchgang zum zweiten Mal überhaupt ein Doppelfeld verfehlte eröffnete sich die Chance für „Duzza“. Dieser wusste sie auch zu nutzen, kam auf der Doppel-8 zu seinem ersten Break überhaupt und sorgte für den 5:10-Pausenstand aus seiner Sicht.
Obwohl Smith direkt danach 126 Punkte auf Null brachte konnte er seinen hohen Level aus der Anfangsphase nicht mehr aufrechterhalten. Dies eröffnete Möglichkeiten für Durrant, der drei der nächsten vier Legs für sich entschied. Dabei spielte er unter anderem ein 100er-Finish, warf auf der anderen Seite im verlorenen Durchgang allerdings auch dreimal an Doppeln vorbei. Dennoch lag er zur letzten Pause nur noch mit 8:12 hinten. Nachdem Smith mit einem 13-Darter in die letzte Session des Abend startete verpasste Durrant fünf Darts, um direkt zu antworten. Der „Bully Boy“ bedankte sich und kam letztlich doch noch zum Break, welches er mit einem weiteren 13-Darter zum 15:8 bestätigen konnte. Durrant reagierte zwar mit einem starken 11-Darter, doch Smith ließ bei eigenem Anwurf gar nichts anbrennen und war jetzt nur noch ein Leg von der Ziellinie entfernt. Durrant verbuchte noch einen Leggewinn für sich, per 11-Darter konnte Smith aber kurz darauf den Deckel zumachen und nach dem 17:10 in das Endspiel einziehen. Der Sieger zeigte dabei eine äußerst überzeugende Vorstellung und kam auf einen 101er-Schnitt mit einer 50-prozentigen Doppelquote. Für Glen Durrant geht ein tolles Turnier zu Ende, das ihn in der Weltrangliste deutlich nach vorne bringt.