Gary Anderson gewinnt das World Matchplay


Mit 32 Teilnehmern war das World Matchplay vor neun Tagen gestartet, nun waren nur noch zwei davon übrig. Auf der einen Seite stand der zweifache Weltmeister Gary Anderson, auf der anderen Seite der Österreicher Mensur Suljovic. Für beide war es die erste Endspielteilnahme im Empress Ballroom des Winter Gardens zu Blackpool. Aber nur einer von ihnen konnte als erster Spieler die neu benannte Phil Taylor-Trophy gewinnen.


Ein hin und her in der Anfangsphase

Nachdem Michael van Gerwen bereits in der ersten Runde ausgeschieden war, hatte man trotzdem nicht sofort Gary Anderson auf dem Schirm, wenn es um die Finalteilnahme ging. Unbestritten war die Qualität des Schotten, doch dass er sich in Blackpool noch nie sonderlich wohlfühlte, war kein Geheimnis. Wohl fühlte er sich auch nicht immer, wenn es gegen Mensur Suljovic ging. Der Österreicher schafft es mit seinem eher langsamen Rhythmus oft den „Flying Scotsman“ aus dem Konzept zu bringen und holte sich so auch gegen Anderson seinen bislang einzigen Major Titel bei der letztjährigen Champions League. Bisher hatte jeder vier Siege gegen den jeweils anderen holen können, der neunte würde den Gewinn der Phil Taylor-Trophy bedeuten. Diese wollten beide unbedingt haben und so war auch die Nervosität zu erklären, die beide im ersten Leg an den Tag legten. Gleich vier Breakdarts ließ Anderson liegen, bevor sich Mensur Suljovic mit 20 Darts die Führung sichern konnte. Im zweiten Leg waren sie beide dann aber schon deutlich besser drin und beinahe hätte Mensur auch 141 Punkte auf null gebracht und damit für ein erstes Highlight gesorgt. Dies gelang ihm jedoch nicht und so schaffte Gary den Ausgleich. Ein toller 12-Darter von Suljovic wurde im Anschluss allerdings wieder nicht mit einem Break gekrönt, da der Österreicher seine Möglichkeiten nicht nutzte. Stattdessen tat dies der Schotte, der nach dem Ausgleich sechs perfekte Darts ins Board zauberte und sich noch vor der Pause mit 3:2 in Führung brachte.


Für Mensur war es nun wichtig nach der Unterbrechung schnell wieder in seinen Rhythmus zu finden und den Druck auf seinen Gegner hoch zu halten. Anderson davon ziehen zu lassen, hätte womöglich für eine Vorentscheidung sorgen können. „The Gentle“ aber blieb ruhig und sorgte mit dem direkten Rebreak zum Start der zweiten Session für den sofortigen Ausgleich und so war alles wieder in den geordneten Bahnen. Es war eine sehr enge Partie auf hohem Niveau, beide spielten zu diesem Zeitpunkt einen Average von über 100 Punkten. Anderson wollte natürlich schnell wieder ein Break nachlegen und stellte sich im siebten Leg auf 24 Punkte Rest, doch Suljovic blieb eiskalt und checkte 71 Punkte zur erneuten Führung. Doch Gary ritt auf einer guten Welle und holte nur zwei Legs später mit einem 12-Darter doch wieder ein Break um sich in Führung zu bringen. Die Antwort von Suljovic war ein perfekter Start, der in einem 11-Darter und Rebreak gipfelte. Auch im Anschluss war es sehr eng. Beide waren in ihren Legs unheimlich sicher und trafen die Doppel auch in kritischen Situationen, sodass es kaum Möglichkeiten für ein Break gab. Dann aber folgte Leg Nummer 14. Dort waren sie erneut nah beieinander, überwarfen sich jedoch kurioserweise beide. Am Ende vergab Suljovic dann aber zwei Chancen zu viel und so holte sich Gary doch noch den 7:7-Ausgleich.


Drama pur im Empress Ballroom

Bis hierhin hatte sich noch kein Spieler absetzen können, dann aber nahm Mensur Suljovic Anlauf um eben genau dies zu schaffen. Zunächst checkte er 118 Punkte zur 8:7-Führung, dann holte er sich auch noch das Break um erstmals in diesem Spiel einen Puffer von zwei Legs zu generieren. Anderson hatte zuvor ein 134’er Finish über zwei Mal Tops verpasst. Es war jedoch nicht der Startschuss der Suljovic-Festspiele, viel mehr war es der Beginn einer äußerst ärgerlichen Phase für den Österreicher. Vier Möglichkeiten auf die Doppel verpasste er um die Führung noch weiter auszubauen, sodass Gary das Rebreak schaffte. Dann sah alles so gut aus für Mensur, der sieben perfekte Darts warf und statt der Triple-15 nur minimal darüber in die Triple-10 warf. Dennoch bekam er drei Darts auf die Doppel, ließ aber erneut alle Möglichkeiten aus. Gary glich aus und setzte seinen Lauf fort. Er holte sich ein weiteres Break zur ersten Führung seit dem neunten Leg und erhöhte vor der nächsten Pause auf 11:9. In den vier Legs die Anderson in dieser Session geholt hatte, verpasste Mensur Suljovic ganze elf Darts auf die Doppel. Eine Katastrophe für Suljovic, der wohl inzwischen auch ins Grübeln kam. Vielleicht dachte er auch daran, dass er die beiden Duelle gegen Anderson seit seinem Champions League Triumph verlor und so stieg ein wenig die Nervosität. Er durfte sich keinesfalls ein weiteres Break leisten, wollte er hier noch realistische Chancen auf den Titelgewinn haben.


Nach der erneuten Unterbrechung sah es zunächst gut aus. Ein starker 11-Darter sorgte für das 10:11 aus Sicht von Mensur und bestätigte die Nervenstärke von „The Gentle“. Dann aber konnte er erneut nur zusehen. Er stellte sich in den folgenden Legs auf 28 bzw. 46 Punkte Rest, Gary aber blieb eiskalt, erhöhte auf 13:10 und holte sich somit auch ein weiteres Break. Zwar antwortete Suljovic sehr gut und warf seine elfte 180 zum Start ins nächste Leg, so viele Maxima hatte er unter dem Banner der PDC noch nie in einer Partie geworfen, doch dies reichte erneut nicht aus, um seinen Gegner am Leggewinn zu hindern. Er konnte dann aber wenigstens nochmal seinen eigenen Anwurf durchbringen und ein wenig durchschnaufen. Beide spielten auch zu diesem Zeitpunkt noch über 100 Punkte im Average, Mensur mit knapp 104 sogar mehr als sein Gegner, doch vor allem in den Legs die Anderson begann, kam Suljovic oft einfach einen Tick zu spät. Im 28. Leg vergab Gary dann aber Chancen auf die Doppel-8 und Doppel-4, sodass Mensur doch mal wieder ein Break schaffte und auf 13:15 heran kam. Dieses konnte er dann allerdings nicht bestätigen. Er stellte sich auf 48 Punkte Rest, der „Flying Scotsman“ checkte dann aber 105 Punkte via Bull, 15, Tops. Nun war wollte Anderson die Partie schnellstmöglich beenden. Sein eigenes Leg holte er nachdem Mensur eine Möglichkeit auf der Doppel-16 ausließ und so fehlte ihm nur noch ein weiteres.

Suljovic wollte sich aber nicht geschlagen geben. Er zeigte eine fantastische kämpferische Leistung, checkte 81 Punkte auf dem Bullseye und kam nach einem Break wenig später bis auf 16:17 heran. Nun war plötzlich wieder alles drin für den Österreicher, der allerdings ein weiteres Break brauchte. Beide starteten stark in das Leg, aber das Momentum war nun klar auf der Seite von Mensur Suljovic. Der warf zum richtigen Zeitpunkt eine 140 und checkte im Anschluss 121 Punkte auf dem Bullseye um tatsächlich wieder auszugleichen. In der Verlängerung durfte Mensur Suljovic dann beginnen und spielte erneut ein richtig starkes Leg, welches er auf seiner Doppel-14 auch beendete. Plötzlich war es der Österreicher, der nur noch ein Leg zum Turniersieg brauchte. Anderson aber wusste zu antworten und holte sich mit 13 Darts den erneuten Ausgleich. Dann aber zeigte sich, warum Gary Anderson ein zweifacher Weltmeister ist. Er legte in dieser Phase und nach diesen Rückschlägen nochmal eine Schippe drauf und zeigte einen überragenden 12-Darter zum Break und 19:18. Nun konnte er die Partie mit dem eigenem Anwurf nach Hause fahren und bekam tatsächlich einen Matchdart. Bei 121 Rest traf er am Ende auch tatsächlich das Bullseye, doch der Dart bouncte heraus. In diesem Drama blieb Suljovic cool und checkte 46 Punkte zum Rebreak. Es war bereits jetzt ein Match für die Geschichtsbücher in dem Mensur zwei Möglichkeiten zur erneuten Führung verpasste. Im Anschluss traf der Österreicher einfach zu wenige Triple um ein weiteres Mal zurückzuschlagen und so sicherte sich Gary Anderson nach 40 gespielten Legs als erster Schotte überhaupt zum World Matchplay Champion.


Der 21:19-Sieg sorgte außerdem dafür, dass er als erst dritter Spieler die Weltmeisterschaft, die Premier League und das World Matchplay gewann. Beide Spieler standen auch am Ende noch über 100 Punkte im Schnitt, wobei Suljovic mit 104,43 fast exakt drei Punkte pro Aufnahme mehr spielte als sein Gegner.


Tobias Gürtler

World Matchplay


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