World Cup of Darts 2025: Schon am Nachmittag war das erste gesetzte Team am Start
40 Nationen waren nach Frankfurt am Main gereist, um in der Eissporthalle gegeneinander anzutreten und sich schlussendlich den Traum zu erfüllen, die begehrte Trophäe des PDC World Cups für ihr Land entgegenzunehmen. Davon hatten in den ersten drei Sessions 36 Teams um den Gruppensieg gekämpft, denn nur die Mannschaft, die die Gruppenphase an der Tabellenspitze beendete, konnte sich für die zweite Runde qualifizieren. Ab dem heutigen Samstag griffen auch die vier gesetzten Nationen (England, Wales, Schottland und Nordirland) ins Geschehen ein, besonders gespannt war man natürlich auf das Dream Team aus England, denn mit Luke Humphries und Luke Littler traten nicht nur die beiden Topspieler des nationeninternen Rankings gemeinsam an, sondern hier bildeten die aktuelle Nummer Eins und die Nummer Zwei der PDC Order of Merit eine unfassbar schlagkräftige Einheit, auf dem Papier eigentlich unbesiegbar. Mit Spannung blickte man gestern Abend auf die Auslosung und dann war es ausgerechnet Deutschland, das dem „Team Luke“ zugelost wurde. Auch wenn es im Vorfeld den Anschein hat, dass so gut wie kein Weg am Titelverteidiger aus England vorbeiführt, werden Martin Schindler und Ricardo Pietreczko zweifelsfrei ihr Bestes geben, um dem erklärten Favoriten Paroli zu bieten. Und welch sensationsträchtige Überraschungen möglich sind, hat nicht zuletzt der gestrige Abend gezeigt. Da ist vor allem die Partie Belgien vs. Philippinen zu nennen, als es Paolo Nebrida und Lourence Ilagan gelungen ist, einen schier aussichtlosen 0:3-Rückstand gegen zwei Major-Champions noch zu drehen und in den 4:3-Sieg zu wandeln. Auch „Underdog“ Malaysia präsentierte sich in der Gruppenphase von seiner besten Seite. Auf dem Papier eigentlich die Schwächsten der Gruppe F, dennoch zeigten Tengku Shah und Jenn Ming sowohl Kanada als auch Dänemark, wo der Hammer hängt oder in dem Fall: wo sich auf dem aufgehängten Dartboard die Doppelfelder befinden und wie man die Pfeile da rein hämmert. Südlich vor Malaysia liegt Singapur und dieser asiatische Insel- respektive Stadtstaat musste gestern – im Gegensatz zur Konkurrenz – in beiden Sessions antreten, am Abend hieß der Gegner Deutschland. Dass sich die Gastgebernation gegen Singapur mit 4:0 durchgesetzt hat, war weniger überraschend, denn der Fairness halber muss man hinzufügen, dass das Team um den 71-jährigen Paul Lim am Nachmittag bereits einen kräftezehrenden Sieg eingefahren hatte, was zumindest die zu-Null-Niederlage für die populären Gäste aus Südostasien nochmal relativierte. Am Ende eines langen Spieltags wäre Paul Lim trotzdem beinah noch das Angeln der 170 gelungen, doch als Paul Lim das „Auge des Bullen“ anvisierte, sprang ihm der „Big Fish“ gerade noch so vom Haken und flüchtete zurück in den Darts-Ozean. Haushoch favorisierte Nationen wie Irland, Tschechien und auch Schweden, taten sich weit schwerer als erwartet, um in die zweite Runde einzuziehen, sie setzten sich nur mit äußerster Mühe und Not gegen die vermeintlichen Außenseiter durch. Fast schon im Spaziergang trabten Hongkong und Australien ins Ziel und auch für die Schweiz war es überraschenderweise eher ein lockeres Flanieren mit entspanntem Schlusssprint, denn ein Kampf auf Augenhöhe. Und Südafrika konnte sich eindeutig bei Norwegen bedanken, denn die hatten am gestrigen Abend die favorisierten Polen überlegen in die Schranken verwiesen und damit erst den Weg für Cameron Carolissen und Devon Petersen frei gemacht. Norwegen selbst blieb nur die Freude über den Ehrentreffer, für das Weiterkommen hat es trotzdem nicht gereicht. Das Glück auf seiner Seite hatte Argentinien, Neuseeland hatte schon einen Fuß in der Tür zur zweiten Runde, schaffte es dann aber nicht, auch das zweite Bein nachzuziehen. Am überzeugendsten trat faktisch die Niederlande auf, ohne ein einziges Leg abzugeben, marschierten sie mit acht Leggewinnen in Folge einfach durch die Gruppenphase durch.
Heute startete sie also, die zweite Runde, am Nachmittag wurden vier Partien ausgetragen, am Abend sollten vier weitere folgen. Ab der K.o.-Runde wurde bei den Legs nochmal ordentlich aufgestockt, jetzt galt der Best-of-15-Legs Modus, d.h. für den Einzug in den Finalsonntag brauchte ein Team nun doppelt so viele Leggewinne wie in der Gruppenphase, acht an der Zahl.
„Frankfurt, seid ihr bereit für Darts?“
Am Nachmittag war Philip Brzezinski in die Rolle des „Master of Ceremonies“ geschlüpft, er kündigte als erstes die Spieler aus Tschechien (Karel Sedlacek & Petr Krivka) sowie den Überraschungszweitrundenteilnehmer Malaysia (Tengku Shah & Jenn Ming Tan) an. Man muss es nochmal betonen: Malaysia hatte bei den bisherigen 14 Ausgaben des World Cup of Darts noch nicht ein einziges Match für sich entscheiden können, dieses Jahr standen sie unter den letzten 16.
Tschechien hatte das Ausbullen für sich entschieden und startete respektabel ins Match. Den Aufnahmen von 125 und 100 gelöschten Punkten ließen sie das erste Maximum des Nachmittags folgen, lediglich beim Versuch des 96er-Checkouts bouncte ein Pfeil ungelegen und fiel zwangsläufig zu Boden. Für die verbliebene 16 brauchten Karel Sedlacek und Petr Krivka zwar sechs weitere Versuche, aber dann war der letzte Dart im „Madhouse“ angekommen und Tschechien übernahm die Führung, 1:0. Im zweiten Durchgang gelang den mitteleuropäischen Nachbarn der 14-Darter, darin hatten sie bereits das zweite Maximum des Tages eingepflegt: 100 – 100 – 180 – 71 – 45, 2:0. Auch im dritten Leg hatte Tschechien alles im Griff, mit dem 80er-Finish (T20, D10) brachte man hier ebenfalls den eigenen Anwurf nach Hause und erhöhte auf 3:0. Erst im vierten Durchgang war Malaysia imstande, sich kurzzeitig aufzubäumen. Tengku Shah und Jenn Ming Tan hatten heute gewissermaßen die Rollen getauscht. Gestern war es Jenn Ming Tan, der als treibende Kraft fungierte, heute war er sichtlich nervöser und Tengku Shah übernahm als leistungstragender Ruhepol. Tschechien hatte sich auf den Weg zum „Shanghai Finish“ begeben, verlor aber beim Anvisieren von Tops die Orientierung. Davon profitierte Malaysia, beglich die Restforderung von 32 Zählern und war nun ebenfalls auf der Leganzeigengrafik angekommen, 1:3. Aber schon im darauffolgenden Durchgang hatte der Gegner Malaysia wieder hoffnungslos abgehängt, Tengku Shah und Jenn Ming Tan parkten noch auf der 281, als Karel Sedlacek den insgesamt 13. Pfeil in der Triple-18, den 14. in der einfachen 16 und den 15. in der Double-8 unterbrachte und so das 86er-Finish vom Board wischte, 4:1. Auch im sechsten Durchgang genügten den Tschechen 15 Würfe, in diese hatten sie obendrein das High Finish, 110 (T20, 18, D16) integriert, womit sie ihren Vorsprung auf 5:1 ausbauten. Das siebte Leg ließen sich Karel Sedlacek und Petr Krivka ebenfalls nicht entgehen, ohne Umschweife ward die verbliebene 76 ausradiert, auch hierfür benötigte man nicht mehr als zwei Pfeile (T20, D8) und es hieß 6:1. Weitere 15 Würfe später hatte Tschechien das 7:1 eingeholt, jetzt fehlte nurmehr ein Leg zum souveränen Einzug in den Finalsonntag. Aber ganz so einfach wollte Malaysia sich dann doch nicht geschlagen geben. Im neunten Durchgang wäre Tengku Shah und Jenn Ming Tan um ein Haar das 121er-Finish geglückt. Aber der Versuch auf die Double-16 schrammte am anvisierten Ziel vorbei und landete im einfachen 16er-Segment. Gegenüber wollte es Tschechien nicht gelingen, 40 Restpunkte mit drei Pfeilen zu tilgen, sodass Malaysia nochmal ran durfte. Den alles in allem 16. Wurf versenkten sie in der Double-8 und hatten damit den zweiten Leggewinn an diesem Nachmittag für sich verbucht, es war sogar ein Break gewesen, 2:7. Auch im zehnten Durchgang bekam Malaysia die Möglichkeit zum Checkout, auch diesmal nutzten sie ihre Chance, eliminierten 56 Restpunkte und verkürzten auf 3:7. Aber im elften Leg machten Karel Sedlacek (er war einmal mehr Motor und zugleich Katalysator des Teams) und Petr Krivka endgültig den Deckel aufs Match drauf. Mit der 107 bei der fünften Aufnahme hatten sie sich die 32 gestellt und den 16. Dart bugsierten sie in die Double-16, womit das 8:3 zementiert war. Abermals wurde hier Darts-Geschichte geschrieben, zum ersten Mal in der Historie des World Cups hatte Tschechien die dritte Runde erreicht.
„Finally facing my Waterloo“
„At Waterloo, Napoleon did surrender, …, and I have met my destiny in quite a similar way. …“ Von vorneherein war klar, eines der beiden Teams würde heute Nachmittag sein persönliches Waterloo erleben. Mit dem bezeichnenden Song der Kultband ABBA war Schweden (Jeffrey de Graaf und Oskar Lukasiak) stilbewusst und geschmackssicher zum Walk-on angetreten, aber auch Hongkong feierte den Kult Song. Bereits oben auf der Bühne angekommen, tanzten Man Lok Leung und Lok Yin Lee zurecht froh gelaunt zu den Rhythmen der legendären schwedischen Popgruppe.
Hongkong hatte das Ausbullen gewonnen und war schon im ersten Durchgang mit dem sehenswerten 14-Darter zur Stelle: 100 – 85 – 140 – 95 – 81, was ihnen die unangefochtene 1:0-Führung bescherte, nachdem Schweden zum Ausgang des ersten Legs noch auf der 225 verharrte. Aber auch Jeffrey de Graaf und Oskar Lukasiak konnten im zweiten Durchgang ungefährdet die Ziellinie überqueren. Hongkong verweilte auf der 73 und war somit noch nicht in Reichweite eines Doppelfeldes, als die Skandinavier 38 Restpunkte (6, D16) vom Board wischten, 1:1. Im dritten Durchgang zauberten Man Lok Leung und Lok Yin Lee den exzellenten 11-Darter aus dem Hut: 180 – 140 – 100 – 81, und schritten einmal mehr vorneweg, 2:1. Und im vierten Leg hatte Hongkong den 15-Darter, inklusive formidablem High Finish zur Hand, für das 135er-Checkout versenkte Man Lok Leung seine Pfeile im Single Bull, in der Triple-20 und mustergültig im Bullseye. Hongkong hatte das Break erzielt und baute seinen Vorsprung auf zwei Zähler aus, 3:1. Doch Schweden revanchierte sich postwendend, im fünften Durchgang waren sie es, die dem Gegner den Anwurf abnahmen und so prompt das Re-Break einholten, 2:3. Und weil Jeffrey de Graaf im sechsten Leg auch noch das brillante High Finish aus dem Köcher zog, konnten die Schweden jenes Break anschließend auch bestätigen. De Graaf hatte zwei Pfeile in die Triple-19 manövriert und einen weiteren in die Double-18, daraus resultierte das brillante Ton-plus Finish von 150 gelöschten Zählern. Mit insgesamt 15 Treffern hatte Schweden wieder alles in die Reihe gebracht und zum 3:3 ausgeglichen. Jetzt stellte sich die Frage, wer mit dem besseren Gefühl in den kurzen Zwischenstopp gehen würde. Hongkong hatte bereits mit 3:1 geführt, dann aber zwei Durchgänge in Folge abgegeben. Trotzdem war man weiterhin hochmotiviert und lieferte im siebten Leg den nächsten 15-Darter ab, den Man Lok Leung obendrein mit einem weiteren nervenstarken High Finish, 101 (20, T19, D12) garniert hatte. So stand es zur Pause 4:3 für Hongkong und auch danach machte das Team Leung / Lee dort weiter, wo es vor der Pause aufgehört hatte, denn Man Lok Leung checkte auch in Durchgang Acht aus. Hier war Lok Yin Lee zunächst das 104er-Finish missglückt, weil sein letzter Pfeil an der Double-16 vorbei gesegelt war, aber auf der anderen Seite hatte auch der Gegner bereits den vierten Checkout-Versuch verschleudert. So kam Man Lok Leung nochmal dran und radierte die verbliebene 16 aus, 5:3. Das zuvor errungene Break sicherte Hongkong im neunten Leg ab, hierfür packten sie ein weiteres Mal den 14-Darter (100 – 100 – 180 – 96 – 25) aus. Dabei waren sie gerade mal ein My davon entfernt, den 12-Darter zu schaffen, lediglich das Bullseye verhinderte den Coup. Lok Yin Lee war am 121er-Checkout gescheitert, da passte aber wirklich kein Blatt mehr zwischen Dart und Draht. Jammern auf hohem Niveau, denn Lee wusste, dass er sich auf seinen Partner verlassen konnte. Man Lok Leung richtete es auch diesmal und fegte die verbliebene 25 vom Board. Ein weiteres Mal war Schweden weit abgeschlagen, sie hingen noch irgendwo auf der 208 fest, als Hongkong das 6:3 ausmachte. Trotz alledem gelang Jeffrey de Graaf und Oskar Lukasiak danach ein passabler 15-Darter. Vor allem das 96er-Finish konnte sich sehen lassen, hierfür verirrte sich der erste Wurf erstmal in der Triple-5, aber de Graaf vermochte seinen Fehler umgehend zu korrigieren und traf anschließend in die Triple-15. Den dritten Pfeil navigierte er in die Double-18, damit hatte sich Schweden zurückgemeldet, sogar ein kleines Ausrufezeichen gesetzt und auf 4:6 verkürzt. Das konnte Hongkong jedoch nicht sonderlich beeindrucken, sie folgten unbeirrt ihrem Instinkt, hielten das hochklassige Niveau aufrecht und blieben auf der Erfolgsspur. Im elften Durchgang nahm Man Lok Leung 64 Restpunkte (8, 16, D20) heraus, nun war man nur noch ein Leg vom Einzug ins Viertelfinale entfernt. Während Schweden im vorausgegangen Durchgang noch vier Versuche zum Checkout gehabt hatte und auch genauso oft an Tops vorbei ins Aus gerauscht war, waren Jeffrey de Graaf und Oskar Lukasiak im zwölften Leg noch nicht in Reichweite eines Doppelfeldes, als Hongkong den Sieg unter Dach und Fach brachte. Nachdem Man Lok Leung alle bisherigen Leggewinne besiegelt hatte, sieben an der Zahl, kam nun auch Lok Yin Lee, der ebenfalls ein tolles Spiel ablieferte, endlich in den Genuss zumindest noch ein Checkout zu erzielen. Mit Treffern in der Triple-16 und in der Double-12 entledigte er sich 72 verbliebenen Punkten und konnte sich somit ebenfalls ein Finish zuschreiben. Und was für ein wichtiges Finish das war! Denn daraus resultierte der 8:4-Erfolg für Hongkong und das Ticket für den Einzug in die dritte Runde.
Sky Sports Reporterin Emma Paton formulierte im Anschluss ihre Begeisterung wie folgt: „Man Lok Leung with an individual average from one-o-two, wow, what a performance from that jewel.“ Schweden verließ ebenso desillusioniert wie hochenttäuscht die Bühne, während sich Man Lok Leung und Lok Yin Lee im Presseraum anschließend vor jedem einzelnen Medienvertreter verbeugten und jedem einzelnen auch die Hand schüttelten. Das ist Höflichkeit pur, kein Wunder, dass sich das Team aus Hongkong solch ausgeprägter Beliebtheit erfreut.
Die Schweiz zum ersten Mal im Achtelfinale – war dies die Endstation oder ging die Reise weiter?
Die Hälfte der Nachmittagsmatches war bereits durch, im Anschluss betraten die Mannschaften aus der Schweiz (Stefan Bellmont & Alex Fehlmann) und aus Irland (William O’Connor & Keane Barry) die Bühne der Frankfurter Eissporthalle, wo heute einmal mehr beste Stimmung vorherrschte. Bezüglich des Weiterkommens von Irland war ich gestern übrigens einem irrtümlichen Missverständnis aufgelaufen. Ausschlaggebend für das Ticket in Runde Zwei war nicht das gewonnene Ausbullen gegen China, sondern ganz im Gegenteil, es war das verlorene Ausbullen gegen Gibraltar, das Irland das entscheidende Break mehr einbrachte.
Nachdem somit die Fehlinterpretation bezüglich des Ausbullens geklärt ist, war es nun also an der Zeit, sich der heutigen Partie zu widmen, in der sich die Schweiz unstrittig und eindeutig den ersten Anwurf gesichert hatte. Und ebenso unmissverständlich nahm ihnen Irland jenes begonnene erste Leg wieder ab, mit dem Break übernahmen William O’Connor und Keane Barry gleichmal die Führung, 1:0. Mit dem 77er-Finish im zweiten Durchgang bestätigte Irland das zuvor erzielte Break und erhöhte auf 2:0. Erst im dritten Leg waren die Schweizer treffsicherer zugange, hier konnte man gar mit dem High Finish, 104 (4, T20, D20) aufwarten, mit insgesamt 15 Würfen hatten Stefan Bellmont und Alex Fehlmann (der heute der konstantere von beiden war), den Anschlusstreffer errungen, 1:2. Aber schon im darauffolgenden Durchgang sah die Schweiz kein Land mehr, sie schafften es nicht weiter als bis zur 164, da hatte Irland bereits das 3:1 in der Tasche. Im vierten Leg streuten auch William O’Connor und Keane Barry viel zu viele Aussetzer ein, daraus schlug die Schweiz Kapital und verkürzte nochmal auf 2:3. Doch im sechsten Leg schüttelten die Iren den 12-Darter aus dem Ärmel: 140 – 96 – 180 – 85, schon hieß es 4:2. Selbst das Maximum hatte die Schweizer in diesem Leg nicht tiefer als auf 197 gebracht, es war bei weitem nicht das Selbstverständnis, dass die beiden in der Gruppenphase so brandgefährlich gemacht hatte. Auch im siebten Durchgang hatten Stefan Bellmont und Alex Fehlmann ihren Gegnern nichts entgegenzusetzen und als auch noch der Wurf auf die Double-7 misslang, war das Leg schon wieder weg, 5:2. Auch im achten Durchgang kam die Schweiz nicht über die 234 hinaus, als das Team O’Connor / Barry das 6:2 ausmachte. 15 Treffer später hatte Irland das nächste Break eingetütet, 7:2 und war nun ein Leg vom überlegenen Sieg entfernt. Mit aller Kraft bäumten sich die Schweizer im zehnten Leg nochmal auf, hier gelang es Stefan Bellmont und Alex Fehlmann ein letztes Mal, dazwischen zu grätschen, 3:7, bevor es ihnen im abschließenden elften Durchgang nicht gelingen wollte, 40 Restzähler mit fünf Versuchen quitt zu werden. Auch Irland kämpfte in diesem Leg mit Double-Trouble und traf dabei sogar versehentlich ins Bullseye, anvisiert war hier das Single Bull. Aber auch die verbliebene 15 wurden William O’Connor und Keane Barry schlussendlich los, den vierten Matchdart brachten sie passenderweise im „Madhouse“ unter und der 8:3-Erfolg war gedeckelt. War die Schweiz in der Gruppenphase noch richtig überzeugend unterwegs gewesen, so war heute nicht viel übrig von jener unaufgeregten Schlagkraft, die sie bis hier hin ausgezeichnet hatte. Dadurch wurde Irland nicht mit allzu viel Gegenwehr konfrontiert, glücklich über den Einzug ins Viertelfinale war man aber allemal.
Mit reichlich Glück in die zweite Runde, doch dort wartete ein gesetztes Team auf Südafrika
Zum Abschluss der Nachmittagssession kam auch die erste gesetzte Nation zu ihrem Einsatz, es war Nordirland, die erstmals nicht Brendan Dolan mit am Start hatten. Anstelle des „History Makers“ bildeten Daryl Gurney und Josh Rock das Duo für Nordirland. Sie bekamen es heute Nachmittag mit Südafrika zu tun, das als einziges der zwölf Gruppensieger auf Schützenhilfe angewiesen gewesen war. Cameron Carolissen und Devon Petersen hatten ihr Weiterkommen ausschließlich Norwegen zu verdanken, die gestern Abend das favorisierte Polen, mit 4:2, erbarmungslos niedergestreckt und somit den Weg für Südafrika frei gemacht hatte. Sowohl Josh Rock als auch Cameron Carolissen, ließen ihren Partnern – zumindest musikalisch – den Vortritt, beim gemeinsamen Walk-on der Iren erklang Daryl Gurneys Einlaufhymne „Sweet Caroline“ (Neil Diamond) und „The African Warrior“ Devon Petersen durfte standardmäßig zu „Waka Waka – This Time for Africa“ von Shakira tanzen.
Das war dann aber auch schon der einzige Moment, in dem Südafrika zum Tanzen zumute war, denn im Anschluss machte der Gegner mehr oder minder kurzen Prozess mit dem Team Carolissen / Petersen. Südafrika hatte zwar den ersten Anwurf, doch 15 Treffer später hatte ihnen Nordirland diesen bereits abgeknüpft und eilte in Front, 1:0. Auch im zweiten Durchgang machten Josh Rock und Daryl Gurney nicht viel Federlesens, souverän bestätigte man das zuvor erzielte Break und erhöhte auf 2:0. Südafrika förderte im dritten Leg den 14-Darter zutage: 140 – 140 – 41 – 100 – 80, der verhalf ihnen dazu, den Anschluss nicht vorzeitig zu verlieren, 1:2. Dennoch hatte man das Gefühl, das dieser Zug bereits abgefahren war, denn ohne zu zögern, antworteten die Nordiren im vierten Leg ihrerseits mit dem 14-Darter: 140 – 95 – 180 – 46 – 40, 3:1. Im fünften Durchgang hatten die Spieler aus dem Vereinigten Königreich Großbritanniens dann das „Shanghai Finish“, 120 (T20, 20, D20) zur Hand und bauten ihren Vorsprung weiter aus, 4:1. Entgegen der Tatsache, dass Nordirland mit dem Maximum ins sechste Leg startete, gelang Südafrika hier tatsächlich nochmal ein Leggewinn, der obendrein ein Break war. Dabei waren Daryl Gurney und Josh Rock auf dem besten Wege, sich schon beim vierten Gang ans Oche, des 164er-Finishs zu entledigen. Der erste Wurf landete erwartungsgemäß in der Triple-20, der zweite in der Triple-18, aber der dritte kratzte nur den Außendraht des mittigen Bullseye. Die eigentliche Problematik ergab sich jedoch erst im Anschluss. Hier reichten sechs Versuche nicht aus, um auch die übrig gebliebenen 25 Zähler loszuwerden. Jenen Lapsus der Nordiren verstanden die Südafrikaner diesmal zu bestrafen, auch wenn der Weg dahin ein kurioser war. Die 179 vor Augen bereiteten sich Cameron Carolissen und Devon Petersen mit zwei Treffern in der Triple-20 und einem in der Triple-19, – umgerechnet waren dies 177 gelöschte Punkte – das „Madhouse“ auf. Ohne Umschweife versenkten sie den nächsten Wurf in der Double-1, das hatte wirklich was von „pikant stylish!“. 2:4. Doch so schön das Break anzusehen war, mehr als Ergebniskosmetik stellte es natürlich nicht dar, denn ab diesem Zeitpunkt waren eigentlich nur noch die Nordiren am Zuge. Mithilfe von gerade mal 14 Würfen (180 – 82 – 137 – 46 – 56) holte man sich im siebten Durchgang umgehend das Break zurück, 5:2. Im achten Leg ließen sie ebenfalls nichts anbrennen, schon stand das 6:2 fest. Südafrika hatte hier seine Chance gehabt, aber die Double-7 verwehrte den Einlass. Im neunten Durchgang hatten Cameron Carolissen und Devon Petersen gar fünfmal die Gelegenheit, sich noch ein weiteres Leg zu greifen, aber alle fünf Checkout-Möglichkeiten ließen sie liegen. Nordirland blieb schon gar nichts anderes mehr übrig, als sich auch dieses Break unter den Nagel zu reißen, jetzt fehlte nurmehr ein einziges Leg. Und das holten sie sich im darauffolgenden Durchgang. Südafrika hatte zwei weitere Break-Chancen verschenkt, wohingegen Josh Rock den abschließenden Pfeil in die Double-2 eintauchte. Die Favoriten hatten sich keine Blöße gegeben, auch ohne Brendan Dolan ist Nordirland im Viertelfinale angekommen.
Die verbliebenen vier Viertelfinaltickets werden in der Abendsession vergeben und die folgt nach einer kurzen Verschnaufpause.