World Cup of Darts 2025: Spannung bis zur letzten Sekunde

Dann war es soweit: bei der Team-WM stand das diesjährige Finale auf dem Programm. Und während sich alle auf ein spannendes Endspiel freuten, gingen im Hintergrund die Diskussionen um die möglichen Gründe des Ausscheidens von Deutschland weiter. Vor allem Wayne Mardle beurteilte die Situation relativ rigoros: „Sie haben es falsch gemacht!“ Gemeint hatte er damit die Reihenfolge bei der Aufstellung der Deutschen, weil nicht der Team Leader Martin Schindler, sondern Ricardo Pietrezcko alle Legs angefangen hatte. Inwieweit Mardles heftige Kritik hier wirklich gerechtfertigt ist, sei dahingestellt. Das lässt sich tatsächlich schwer sagen, denn bis zum Halbfinale, einschließlich des Paukenschlags gegen England, war die Rechnung ja aufgegangen. Lediglich gegen Nordirland ist Deutschland unter die Räder gekommen und sang- und klanglos untergegangen. Nordirland war also im Finale, hier würde man es mit dem zweifachen World Cup Sieger Wales zu tun bekommen. Gerwyn Price war zudem glücklich, die Qualifikation für den Grand Slam geschafft zu haben, das war ihm äußerst wichtig. Überhaupt war er dieses Jahr wieder mit weit mehr Spiellust unterwegs, es war ihm anzumerken, dass er die Freude am Darts zurückgewonnen hat. Und er fühlte sich merklich wohl an der Seite von Jonny Clayton. Die beiden sind enge Freunde und haben etliche gemeinsame Interessen. Eines davon war, heute Abend den Pokal in die Höhe zu hieven. Das wollten natürlich auch Daryl Gurney und Josh Rock. Und während Josh Rock auf der Bühne noch bewegungsfroh zu den Klängen von Gurneys „Sweet Caroline“ schwelgte, war Daryl Gurney selbst schon lange im Tunnel. Im Endspiel wurden noch ein paar Legs draufgepackt, für Titel, Pokal und Siegerscheck brauchte man nun zehn gewonnene Durchgänge, denn hier galt der Best-of-19-Legs Modus.

„Game on!“ für das Finale

Wie schon im Halbfinale hatten die Waliser auch im Endspiel mit ein paar Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen. Hinzu kam, dass ihnen ein hochmotiviertes Team gegenüberstand, das seine Chance auf den Major-Erfolg als gekommen sah. Nordirland hatte das Ausbullen für sich entschieden. Josh Rock startete mit der 180 ins Match und Daryl Gurney beendete das Leg mit dem High Finish von 130 gelöschten Punkten. Insgesamt hatten sie nur zwölf Würfe gebraucht: 180 – 100 – 91 – 130 (T20, T20, D5), um die 501 in bester Harmonie und Eintracht abzutragen, 1:0. Im zweiten Durchgang waren die Nordiren drauf und dran, auch das 123er-Finish herauszunehmen, allein der Versuch auf die Double-9 scheiterte. Da Wales in diesem Leg aber zu viele Aussetzer eingestreut hatte und noch nicht in Reichweite eines Doppelfeldes war, kam das Team Gurney / Rock wieder dran, wurde die übrig gebliebene Neun auch noch quitt und nahm dem Gegner den Anwurf ab, 2:0. Abermals mit der 180 starteten die Nordiren auch in Durchgang Drei, dann allerdings kamen ihnen die Triple-Felder erstmal abhanden. Davon profitierte Wales, nach fünf Gängen ans Oche saß der 15. Wurf in der Double-16 und das sofortige Re-Break war geschafft. Nun waren auch Jonny Clayton und Gerwyn Price im Spiel und auf der Leganzeigengrafik angekommen, 1:2. Aber Nordirland zauberte im vierten Durchgang den 11-Darter aus dem Hut: 180 – 134 – 137 – 50, landete damit das nächste Break und probierte so, seinem Gegner wieder ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen. Auffallend war hierbei auch, dass Josh Rock mittlerweile die Rolle von Gerwyn Price übernommen hat, zumindest was die Lautstärke des Urwaldschreis angeht. Aber die vom Gegner imitierte Stimmband-Orgie konnte Gerwyn Price nicht sonderlich beeindrucken, seine diesbezügliche Stunde würde mit Sicherheit auch noch schlagen. Zum Beispiel im darauffolgenden Leg, als Wales mit 14 wohlplatzierten Treffern, inklusive 100er-Checkout, antwortete: 100 – 140 – 96 – 65 – 100 (T20, D20), und abermals das Re-Break eintütete, 2:3. Trotzdem blieb Price aber noch völlig ruhig, diesen Leggewinn hatte er abgeklärt und gelassen zur Kenntnis genommen. Erst als sein Team im sechsten Durchgang, mit lediglich einem Wurf mehr, auch das High Finish von 142 (T20, T20, D11) gelöschten Punkten anzubieten hatte, brach es aus dem „Iceman“ heraus und er gab zur Antwort am Board auch die akustische Erwiderung. Die Waliser hatten diesmal das zuvor errungene Break bestätigt und dadurch den Ausgleich wieder hergestellt, 3:3. Nordirland konterte im siebten Leg mit 14 Treffern: 180 – 81 – 134 – 50 – 56, und übernahm einmal mehr die Führung, 4:3. Dann waren es die Waliser, die den 11-Darter zur Hand hatten: 140 – 96 – 177 – 88, neuerlich der Ausgleich 4:4.

Führungswechsel beim Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel

Das Match hatte sich zu einer erstklassigen Partie auf oberstem Niveau hochgeschaukelt. Lediglich das neunte Leg gestaltete sich ein wenig zähflüssiger, hier gelang es Wales, ein weiteres Break zu landen, womit sie zum ersten Mal in diesem Finale in Führung gingen, 5:4. Aber auch jetzt hatte Nordirland wieder die passende Antwort parat: 100 – 180 – 140 – 35 – 46, die 14 Treffer bescherten ihnen postwendend das abermalige Re-Break und sie glichen wieder aus, 5:5. Nur einen Wurf mehr brauchte Wales, um im elften Durchgang die Breakserie fortzusetzen und wieder vorneweg zu schreiten, 6:5. Relativ unspektakulär verstanden es Gerwyn Price und Jonny Clayton, das zuvor erzielte Break im zwölften Leg abzusichern, jetzt waren sie erstmals mit zwei Zählern vorne, 7:5. Dass dies alles andere als ein komfortables Polster ist, bewiesen die Gegner im darauffolgenden Leg, ab hier war Daryl Gurney der Mann fürs Checkout. Beide Teams hatten in diesem Leg mit erheblichem Double-Trouble zu kämpfen, doch indes Josh Rock beim Versuch, fünf Restpunkte loszuwerden, zuerst statt ins einfache große Einser-Segment, in die Double-1 traf und anschließend zweimal in die einfache Eins, machte es sein Partner besser. Erst die einfache Eins und dann in die Double-2. Nur so machte das ganze Sinn und das 6:7 war geglückt. Im 14. Leg waren die Nordiren mit dem 12-Darter zur Stelle: 180 – 136 – 131 – 54, erneutes Break und abermals war der Ausgleich da, 7:7. Gerade das Triple-20-Segment wurde in diesem Endspiel von beiden Seiten derart gnadenlos malträtiert, dass man geneigt war, den Erste-Hilfe-Verbandskasten anzubieten.

Wieder schlug das Pendel in die andere Richtung aus

Im 15. Leg ging es nicht ganz so rasant zur Sache, hier gelang es Daryl Gurney und Josh Rock, den Anwurf zu halten, womit der nächste Führungswechsel anstand. Wiederum übernahm Nordirland, 8:7. Dann zogen die Nordiren nochmal ein bisschen mehr an, während bei den Walisern vorübergehend ein wenig die Luft raus schien. Daryl Gurney verschleuderte einen Wurf in die einfache Eins, machte diesen Fauxpas aber umgehend wieder gut und versenkte seine nächsten Pfeile in der Triple-19 und in der Double-14. Daraus resultierte das 86er-Checkout und Nordirland erhöhte auf 9:7. Inzwischen mischten beim Jubel auch die Urschreie von Daryl Gurney mit, das Ganze entwickelte sich langsam bedenklich in Richtung Konzert. Jetzt war Nordirland nurmehr ein Leg vom Titel entfernt, zudem hatte man im nächsten Durchgang den Anwurf. Das war wohl der Weckruf für die Waliser, denn die schüttelten im 17. Leg unvermittelt nochmal den 12-Darter aus dem Ärmel: 100 – 140 – 180 – 81, und sicherten sich so das Break zum 8:9. In Durchgang 18 hatte Nordirland die Chance, die verbliebene 140 auszuchecken, allein das Vorhaben scheiterte an der Double-10. Auch die restliche Zehn wurde Team Gurney / Rock nicht mehr quitt, das erlaubte den Walisern, hier ihr begonnenes Leg über die Ziellinie zu retten und den Decider zu erzwingen. Das an Spannung kaum zu überbietende Endspiel ging also auch noch über die volle Distanz, ein Drama in mindestens fünf Akten und 19 Bildern. Nordirland hatte den Anwurf, Josh Rock hämmerte die 134 ins Board. Jonny Clayton antwortete mit der glatten 100, bevor beide Seiten eine 180 auspackten. Josh Rock ließ dem die 171 folgen, Jonny Clayton konterte nochmals mit der 100. Dann trat wieder Daryl Gurney ans Oche, lenkte den alles in allem zehnten Wurf ins Aus und brachte den elften Dart in der Double-8 unter. Mit dem exzellenten 11-Darter hat sich Nordirland die Krone ergattert. Wales hatte im alles entscheidenden 19. Leg nicht mehr vollständig mithalten können, trotzdem haben sie es nochmal spannend gemacht.

Daryl Gurney und Josh Rock haben mit dem ersten Sieg für Nordirland Darts-Geschichte geschrieben und waren „over the moon“ über diesen Erfolg, daher gingen sämtliche Gefühle mit ihnen durch. Gerwyn Price und Jonny Clayton erwiesen sich als extrem faire sowie herzliche Verlierer und mussten ihre emotionsgeladen schluchzenden Bezwinger auch noch eine halbe Ewigkeit im Arm halten, weil sich Josh Rock und Daryl Gurney vor lauter Freude gar nicht mehr einkriegten. Daryl Gurney bedankte sich anschließend auch nochmal ausdrücklich bei den Gegnern, weil sie auf der Bühne geblieben waren und es so lange mit ihnen ausgehalten hatten. Josh Rock und Daryl Gurney im unfassbar heftigen Freudentaumel, die Umarmungen nahmen überhaupt kein Ende! Und obwohl Gurney angekündigt hatte, dass sie anschließend zum Feiern in eine Karaokebar wollten und morgen mit absoluter Sicherheit Kopfschmerzen hätten, zeigte keiner von beiden die geringste Bereitschaft, die Eissporthalle verlassen zu wollen. Sie wurden von Wayne Mardle schier hinauskomplimentiert und Emma Paton forderte Daryl Gurney buchstäblich auf, nun doch endlich feiern zu gehen, aber die beiden frisch gekürten Champions setzten sich mitsamt Pokal einfach nur irgendwo auf die Stufen – und wer weiß, möglicherweise sitzen sie da immer noch.

Die erstmals in dieser Konstellation angetretenen Nordiren, Daryl Gurney und Josh Rock, haben als Team bestens funktioniert und sind hochverdientermaßen die World Cup Gewinner 2025 – massive congratulations to Northern Ireland! Gute Nacht and Always Look on the Bright Side of the Flight!

PDC World Cup


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