World Cup of Darts 2025: Der Abend, vollgepackt mit Drama und Aufregung, brachte einige Überraschungen, aber auch so mancher Favorit setzte sich souverän durch

Am Abend ging es bereits in die dritte Session des diesjährigen Team-Turniers, diese würde den Abschluss der Gruppenphase bilden. D.h. jetzt war Crunchtime angesagt, denn hier wurden die endgültigen Entscheidungen getroffen, wer in die nächste Runde einziehen wird. Am Nachmittag waren die Verlierer des gestrigen Abends im Einsatz gewesen, jetzt waren die Gewinner an der Reihe. Auch sie bekamen es mit den 24 Protagonisten zu tun, die gestern noch pausieren durften, es war das sogenannte Team 3, und natürlich galt auch heute Abend noch der Best-of-7-Legs Modus.

Schweden vs. Frankreich

Den Anfang machte die Gruppe G: Schweden (Jeffrey de Graaf und Oskar Lukasiak) gegen Frankreich (Thibault Tricole & Jacques Labre). Frankreich hatte seine Nachmittagspartie gegen Litauen knapp verloren. Dennoch gab es die eine oder andere Konstellation, dem Abendgegner, der gestern so rigoros aufgetrumpft hatte, den Gruppensieg doch noch abzuknüpfen. Beispielweise würde ein 4:0 oder auch ein 4:1 reichen, dann wäre Frankreich gesichert weiter, aber es war sehr wohl eine nicht leicht zu lösende Mammutaufgabe. Auch ein 4:2 ließ noch paar Hoffnungsfunken zu, hier kam es dann u.a. auf die Legdifferenz an.

Schweden hatte das Ausbullen für sich entschieden, leistete sich auf der Zielgeraden des ersten Durchgangs jedoch einen folgenreichen Lapsus. Die 56 vor Augen traf man zunächst in die einfache Sieben, das war schon nicht hilfreich, aber der anschließende Fehlwurf in die Triple-17 machte das Ganze aussichtslos – „No Score!“. Frankreich checkte hingegen die verbliebene 60 aus, wobei man hier den ersten Pfeil in der Double-20 und den zweiten in der Double-10 unterbrachte, das war durchaus stylish. Break zum 1:0, Frankreich übernahm die Führung. Im zweiten Durchgang hatte Schweden zahlreiche Checkout-Möglichkeiten, den Restbetrag von 40 Punkten zu tilgen, die Gegner hatten sie ganze vier Mal ans Oche zurückkehren lassen, aber keine der Gelegenheiten vermochten die Skandinavier zu nutzen. Vorläufiger Tiefpunkt war, als die Schweden auf zehn Zählern Rest standen, dann zunächst nur in die einfache Fünf trafen und anschließend die einfache Eins gebraucht hätten, um sich zumindest noch eine Chance auf die Double-2 zu wahren. Doch anstelle in der großen Eins, landete der Pfeil im einfachen 20er-Segment – erneut hieß es „No Score!“. Auch die nächsten beiden Aufnahmen brachten nichts weiter ein, als Frust, damit öffneten sie dem Gegner Tür und Tor. Frankreich probierte derweil, die 60 erneut mit Tops und Double-10 zu löschen, doch diesmal klappte es nur mit der Double-20. Für die verbliebene Zehn brauchten die Franzosen zwar weitere sechs Versuche, aber dann war die Restforderung beglichen und Frankreich auf dem besten Weg, doch noch die zweite Runde zu erreichen, 2:0. Aber im dritten Durchgang kamen Thibault Tricole und Jacques Labre nicht richtig von der Stelle, während Schweden 16 Würfe genügten, um ebenfalls den eigenen Anwurf zu halten und auf 1:2 zu verkürzen. Noch war nichts entschieden, besonders da Frankreich den vierten Durchgang mit der 180 begann und auch konsequent zu Ende spielte, daraus resultierte das 3:1 für das Team Tricole / Labre. Im fünften Durchgang war Frankreich drauf und dran, das 4:1 und somit den Einzug in die zweite Runde zu schaffen, dafür hatte Jacques Labre mit der 131 als Set-up-Shot, die 36 aufbereitet. Gegenüber versuchte sich Schweden am 112er-Finish, nachdem man den ersten Pfeil in die Triple-20 navigiert hatte und den zweiten in die einfache 16, wartete auch hier die 36 auf Abholung. Aber der nächste Dart segelte an der Double-18 vorbei und Frankreich war wieder am Zuge. Thibault Tricole hatte nicht nur drei Pfeile in der Hand, vor allem hatte er es in der Hand, Frankreich in die nächste Runde zu bringen. Der Versuch, 36 Restpunkte vom Board zu wischen, scheiterte kläglich, der erste Wurf landete in der einfachen 18, der zweite in der einfachen Neun, nun konnte der Franzose nur noch stellen. Aber sein Partner sollte keine Gelegenheit mehr bekommen, auch die verbliebene Acht quitt zu werden, denn auf der anderen Seite nahm Oskar Lukasiak die restliche 36 heraus und verbuchte so das 2:3 für Schweden. Ein kleiner Hoffnungsschimmer blieb den Franzosen noch, dafür hätten sie im sechsten Leg das 134er-Finish gebraucht. Hierfür manövrierte man den ersten Wurf in die Triple-20 und den zweiten in die Triple-14, jetzt fehlte nur noch die Double-16. Doch auch diesmal versagten dem Franzosen die Nerven, der alles entscheidende Pfeil flüchtete sich schnurstracks ins Aus. Damit hatten sie den Gegner erneut ins Spiel reingeholt, wieder nutzte Schweden die Gunst der Stunde, eliminierte 56 Rest (16, D20) und glich zum 3:3 aus. Schon jetzt brach der Jubel bei Jeffrey de Graaf und Oskar Lukasiak aus, denn der Ausgang der hart umkämpften Auseinandersetzung spielte theoretisch keine Rolle mehr. Egal, wer heute Abend den Sieg einfahren würde, eines stand schon jetzt fest: Schweden hatte das Ticket für die zweite Runde in der Tasche. Als es sozusagen um nichts mehr ging, waren auch Thibault Tricole und Jacques Labre wieder zur Stelle, mit dem 15-Darter holten sie sich treffsicher das Entscheidungsleg, dessen Ausgang die Entscheidung fürs Weiterkommen nicht mehr beeinträchtigen konnte. 4:3 – es war ein bitterer Sieg für das hochenttäuschte französische Team, aber sie hatten es selbst in der Hand gehabt und einfach die entscheidenden Chancen vergeben.

Tschechien vs. Indien

Anschließend war die Gruppe J an der Reihe: Tschechien (Karel Sedlacek und Petr Krivka) gegen Indien (Nitin Kumar und Mohan Kumar Goel). Indien hatte das Ausbullen gewonnen, verpasste aber im ersten Durchgang den Versuch auf Tops, es wäre das 82er-Finish zur Führung gewesen. Auch Tschechien sah sich im Endspurt mit 82 Restpunkten konfrontiert, ließ dann aber das Bullseye-Finish liegen. Da der Gegner jedoch seine 82 ebenfalls nicht quitt geworden war, durfte Karel Sedlacek ein weiteres Mal ans Oche treten, entledigte sich der verbliebenen 25 und sicherte den Tschechen so das Break zum 1:0. Doch Indien konterte im zweiten Durchgang mit dem sofortigen Re-Break, Nitin Kumar nagelte den abschließenden Pfeil in die Double-4, und glich wieder aus, 1:1. Im dritten Durchgang erlebte Tschechien sein kleines Leg-Fiasko, es begann damit, dass man sich die 36 gestellt hatte. Nach fünf Checkout-Versuchen waren die Tschechen auf der Neun angekommen, verfehlten dann aber das große Einser-Segment, um sich auf Acht herunterzuarbeiten. Statt in der einfachen Eins zu landen, verirrte sich der Dart in die 18, – natürlich gab es darauf nur eine Antwort: „No Score!“. Aus diesem Fauxpas schlug Indien Kapital, rettete sein begonnenes Leg über die Ziellinie und ging nun seinerseits in Front, 2:1. Es war ein relativ unerwarteter Matchverlauf, das hatte sich Tschechien anders vorgestellt. Auch wenn es alles andere als ein Spaziergang war, erkämpften sich Karel Sedlacek und Petr Krivka im darauffolgenden Durchgang ihr begonnenes Leg und glichen wieder aus, 2:2. Auch im fünften Durchgang vermochten sie sich irgendwie durchzuboxen, es war das dringend benötigte Break zum 3:2. Trotz der ernst zu nehmenden Gegenwehr von den Indern, behielt Tschechien auch im sechsten Leg die Nase vorne, damit war der 4:2-Erfolg besiegelt. Indien hatte sich heute Abend dennoch teuer verkauft, die Spieler aus Tschechien hatten sich weit schwerer getan, als zu erwarten gewesen war. Doch jetzt konnten Karel Sedlacek und Petr Krivka erstmal durchschnaufen, das Etappenziel „zweite Runde“ war in jedem Fall erreicht.

Japan vs. Schweiz

Es folgte die Partie zwischen Japan (Ryusei Azemoto und Tomoya Goto) und der Schweiz (Stefan Bellmont und Alex Fehlmann), die beiden Teams waren der Gruppe K zugehörig. In den ersten zwei Durchgängen gelang es beiden Mannschaften, den jeweiligen Anwurf zu halten, wobei hier vor allem Japan im zweiten Leg mit dem 14-Darter zu beeindrucken wusste, 1:1. Doch ab dem dritten Durchgang übernahm die Schweiz das Steuerrad, zunächst benötigte man nicht mehr als 15 Treffer, um das 2:1 sicherzustellen. Im vierten Leg konnten Stefan Bellmont und Alex Fehlmann gar mit dem 13-Darter aufwarten: 100 – 180 – 130 – 75 – 16, das bedeutete die 3:1-Führung. Auch im fünften Durchgang ließen die unaufgeregten Schweizer nichts anbrennen und räumten ein weiteres Mal die 501 Punkte gelassen ab. Es war das 4:1, damit steht die Schweiz unausweichlich in der K.o.-Runde.

Irland vs. China

Als nächstes betraten die Mannschaften der Gruppe D die Bühne: Irland (William O’Connor und Keane Barry) gegen China (Xiaochen Zong und Lihao Wen). Irland hatte das Ausbullen für sich entschieden, ein Fakt, der noch eine entscheidende Rolle spielen sollte. William O’Connor und Keane Barry begannen auch relativ souverän, schon im ersten Durchgang war eine 140 und eine 180 dabei. Den 15. Pfeil versenkte man in der Double-20, das 1:0 war fixiert. Im zweiten Leg kamen die Kontrahenten einen Tick zu spät, davon profitierte Irland und holte sich das Break zum 2:0. Doch als beide Teams im dritten Durchgang mit Double-Trouble rangen, machte China den einen Fehler weniger, der entscheidende Dart landete in der Double-3, es war das prompte Re-Break zum 1:2. Auch im vierten Leg waren beide Nationen auf der Zielgeraden eher holprig zugange, doch letztendlich gelang es Xiaochen Zong und Lihao Wen, das zuvor erzielte Break zu bestätigen und den Ausgleich zu erzwingen, 2:2. Irland verpasste im fünften Leg gleich fünf Checkout-Möglichkeiten, das bestrafte China mit dem nächsten Break, womit sie erstmals in dieser Partie die Führung übernahmen, 3:2. Und 16 Würfe später hatten Xiaochen Zong und Lihao Wen den Überraschungssieg gegen Irland in trockene Tücher gebracht, 4:2. Trotzdem waren William O’Connor und Keane Barry eine Runde weiter. Die Tabellensituation (Siege, Leganzahl, Breaks) wies zwar exakt die gleichen Werte für beide Teams auf, aber es war wohl dieses eine Ausbullen, das den Unterschied machte.

Malaysia vs. Dänemark

Die nächsten Mannschaften, die gegeneinander antraten, gehörten der Gruppe F an: es waren Malaysia (Tengku Shah und Jenn Ming Tan) und Dänemark (Benjamin Drue Reus und Andreas Hyllgaardhus). Auch hier war die Favoritenrolle relativ klar vergeben, alles andere als ein Sieg von Dänemark, das heute Nachmittag Kanada mit 4:1 gefrühstückt hatte, wäre eine Überraschung gewesen. Aber man durfte natürlich auch nicht ganz außer Acht lassen, dass Malaysia Kanada gestern Abend mit demselben Ergebnis bezwungen hatte. Trotzdem hatte Dänemark den Tour Card Holder Benjamin Drue Reus und den äußerst erfahrenen Andreas Hyllgaardhus in seinen Reihen, sodass man die Skandinavier eigentlich vorne gesehen hatte.

Aber Malaysia hatte sich wohl vorgenommen, seine Skeptiker eines Besseren zu belehren. Im ersten Durchgang konnte Dänemark noch seine Stärken ausspielen, gegen den Anwurf präsentierte man den imposanten 13-Darter: 180 – 140 – 100 – 69 – 12, aus diesem Paradestück resultierte das Break zum 1:0. Doch schon im zweiten Leg hatte Malaysia die passende Antwort parat, mit der 128 als Vorbereitung hatte man sich Tops gestellt, der nächste Pfeil fand sich in der Double-20 ein, damit hatten Tengku Shah und Jenn Ming Tan das umgehende Re-Break erzielt und wieder alles in die Reihe gebracht, 1:1. Im dritten Durchgang tilgte Malaysia mit drei Würfen (19, 14, D20) die verbliebene 73, sicherte so das zuvor errungene Break ab und ging nun seinerseits vorneweg, 2:1. Im vierten Leg machte sich Dänemark daran, die restliche 40 loszuwerden, den ersten Versuch bugsierte man nur in die einfache 20, den zweiten versehentlich in die Double-6, sodass man den dritten gerne in der Double-4 gesehen hätte. Das ging aber offensichtlich nicht mit den Plänen des Pfeiles konform, der fand seinen Weg nur ins Aus. Aus dem Missgeschick der Gegner wusste das Team aus Südostasien seinen Nutzen zu ziehen, Malaysia sicherte sich ein weiteres Mal den Anwurf der Kontrahenten, 3:1. Im fünften Durchgang hatten beide Teams das Maximum zur Verfügung, Dänemark hämmerte gar fünf Darts in Folge in die Triple-20, doch als es darum ging, auch die verbliebene 40 loszuwerden, reichten dem Duo aus Skandinavien sieben weitere Versuche nicht aus. Auf der anderen Seite gelang es Tengku Shah und Jenn Ming Tan irgendwann, den insgesamt 22. Wurf in die Double-2 zu lenken und der von Malaysia erträumte 4:1-Überraschungssieg war real. Das von allen unterschätzte Malaysia hatte sowohl Kanada als auch Dänemark in die Schranken verwiesen und stand sensationell in der zweiten Runde.

Hongkong vs. Bahrain

Im Anschluss trafen die Teams der Gruppe I aufeinander: Hongkong (Man Lok Leung und Lok Yin Lee) gegen Bahrain (Sadiq Dasmal und Hassan Bucheeri). Hier muss ich mich gleich selbst nochmal korrigieren: ich hatte am Nachmittag berichtet, dass das Publikum den Namen von Morgan Freeman skandierte, um die Ähnlichkeit des Schauspielers mit Hassan Bucheeri abzufeiern, aber es war natürlich Sadiq Dasmal, der die frappante Ähnlichkeit mit Morgan Freeman aufwies. Ansonsten konnte das Team aus Bahrain heute Nachmittag nicht sonderlich auffällig werden, eher mit dem Negativrekord im Drei-Dart-Average und mit dem kurzzeitigen Einblenden der verkehrten Flagge, was aber – im Gegensatz zum unterirdischen Durchschnittswert – selbstverständlich nicht das Verschulden der Spieler war.

Auch am Abend war Bahrain nicht in der Lage, die notwendige Gegenwehr zu leisten, bekam es hier allerdings auch mit einem glänzend aufgelegten Hongkong zu tun. Man Lok Leung und Lok Yin Lee hatten den ersten Anwurf und schüttelten auch gleich den exzellenten 11-Darter aus dem Ärmel: 140 – 180 – 97 – 84, 1:0. Ein paar Aufnahmen mehr benötigte das Erfolgsteam aus Hongkong im zweiten Leg, dann war auch das Break zum 2:0 eingeholt. Im dritten Durchgang brauchten Man Lok Leung und Lok Yin Lee dann etwas länger, um den Schritt über die Ziellinie zu machen, selbst da kamen die Gegner nicht in Reichweite eines Doppelfeldes. Irgendwann brachte Hongkong den siebten Checkout-Versuch in der Double-2 unter und es stand 3:0. Mit dem Sahnehäubchen garnierten Man Lok Leung und Lok Yin Lee den vierten Durchgang, mithilfe von 15 Treffern, inklusive „Shanghai Finish“, 120 (T20, 20, D20) beendete Hongkong das Match in Style. 4:0, es war der erste „Whitewash“ des Abends und bedeutete natürlich auch das Weiterkommen von Hongkong.

Polen vs. Norwegen

Dann war die Gruppe E an der Reihe, hier standen sich Polen (Krzysztof Ratajski und Radek Szaganski) und Norwegen (Cor Dekker und Kent Joran Sivertsen) gegenüber. Norwegen hatte das Ausbullen für sich entschieden und ließ im ersten Durchgang auch nichts anbrennen, 1:0. Auch Polen hielt im zweiten Leg den Anwurf und glich aus, 1:1. Im dritten Durchgang warfen die Norweger die Angelschnur aus, beim Stand von 170 Restpunkten lenkte man zunächst zwei Pfeile erfolgreich in die Triple-20, allein der dritte kratzte nur den Außendraht des Bullseye, damit war der „Big Fish“ nochmal vom Haken gesprungen. Aber auch die übrig gebliebene 25 wurden Cor Dekker und Kent Joran Sivertsen noch quitt, abermals gingen die beiden in Führung, 2:1. Im vierten Durchgang hatte Polen den optimalen Set-up-Shot (140) zur Hand, damit stellte man sich die Acht, die Krzysztof Ratajski beim nächsten Gang ans Oche ausradierte, 2:2. Im fünften Leg entledigte sich Norwegen das 80er-Finishs, ein weiteres Mal war das Team aus Skandinavien in Front, 3:2. Und als es Krzysztof Ratajski und Radek Szaganski in Durchgang Sechs nicht schafften, die Restforderung von 40 Punkten, mit sechs Versuchen zu begleichen, schlug Norwegen daraus Profit und vollendete den 4:2-Erfolg über das Team aus Polen. Die Krux an diesem Sieg war allerdings, dass sich Norwegen hierbei nicht selbst in die zweite Runde katapultiert hatte, sondern die Konkurrenz aus Südafrika. Eines dürfte somit gewiss sein, die zwei Menschen, die den Sieg Norwegens heute wohl am heftigsten bejubelt haben, werden mit Sicherheit Cameron Carolissen und Devon Petersen sein.

Belgien vs. Philippinen

Es folgte die Partie der Gruppe B: Belgien (Mike De Decker und Dimitri Van den Bergh) gegen Philippinen (Paolo Nebrida und Lourence Ilagan). Auch hier war eine Nation klar favorisiert, es waren die Belgier mit dem zweifachen Major-Sieger Dimitri van den Bergh (World Matchplay 2020 und UK Open 2024) und dem amtierenden World Grand Prix Champion Mike De Decker.

Und Belgien wurde seiner Favoritenstellung zunächst auch vollauf gerecht. Im ersten Durchgang, in dem sie auch den Anwurf hatten, verpassten sie zwar das 150er-Finish noch haarscharf, weil der Wurf auf die Double-18 missglückte, aber den Restbetrag von 36 Zählern hatten sie eine Aufnahme später eliminiert, 1:0. Im zweiten Leg verstanden es die Belgier, das 75er-Finish mit zwei Würfen (T17, D12) vom Board zu fegen, schon hieß es 2:0. Und im dritten Durchgang genügten Mike De Decker und Dimitri Van den Bergh 15 wohlplatzierte Treffer, in diese hatten sie obendrein das High Finish, 112 (T20, 12, D20) eingepflegt. Philippinen war am Rande der Niederlage angekommen, dem Gegner fehlte nurmehr ein Leg, als Paolo Nebrida und Lourence Ilagan zu einem unfassbar grandiosen Comeback ansetzten. Hier war es vor allem Paolo Nebrida, der fortan fast im Alleingang ein Leg nach dem anderen abräumte. Die 82 vor Augen, brachte Nebrida im vierten Leg zuerst einen Dart im Bullseye unter, bevor er den zweiten in die Double-16 navigierte. Damit war Philippinen zumindest schon mal auf der Leganzeigengrafik angekommen, 1:3. Im fünften Durchgang hatte Belgien die ersten Chancen, das Match und somit den Einzug in die zweite Runde zu zementieren, aber – entgegen fünf Gelegenheiten – war es Mike De Decker und Dimitri Van den Bergh partout nicht gelungen, die verbliebene 30 quitt zu werden. Den Leichtsinn der Gegner wusste Philippinen zu bestrafen, wieder war es Paolo Nebrida, der die 41 mit Treffern in der einfachen Neun und in der Double-16 herausnahm und auf 2:3 verkürzte. Im sechsten Durchgang waren die Belgier noch nicht einmal in Sichtweite eines Doppelfeldes, als Paolo Nebrida für das nächste Checkout sorgte. Diesmal hatte er die Restsumme von 64 Zählern (T16, D8) getilgt und so die volle Distanz erzwungen, 3:3. Im Decider, in dem Belgien den Vorteil des Anwurfs genoss, hatten Mike De Decker und Dimitri Van den Bergh drei weitere Chancen, das Match zuzumachen. Aber wieder fand keiner der Pfeile den Weg ins anvisierte Doppelsegment. Paolo Nebrida und Lourence Ilagan hatten derweil ihre erste 180 in dieser Begegnung zur Hand, das nenn` ich mal perfektes Timing, – Belgien konnte heute hingegen nicht mit einem Maximum dienen. Anschließend förderte das Team Nebrida / Ilagan auch noch die 134 als Set-up-Shot zutage, schon mit der vorausgegangenen 180 hatten sie das Momentum in diesem schwächer begonnenen Leg wieder auf ihre Seite gezogen. Und als der Gegner weitere drei Matchdarts vergeben hatte, hatte die große Stunde des Außenseiters geschlagen. Paolo Nebrida (wer auch sonst?) wischte die verbliebene 24 vom Board und verbuchte somit für sein Land den 4:3-Matcherfolg und damit auch das Ticket für die zweite Runde. Belgien hatte mit einem Bein schon in der K.o.-Runde gestanden, doch Paolo Nebrida und Lourence Ilagan war es gelungen, den Kopf nochmal aus der Schlinge zu ziehen und einen 0:3-Rückstand sensationell in den 4:3-Sieg umzumünzen.

Niederlande vs. Ungarn

Nach dieser aufregenden Auseinandersetzung war es gar nicht so verkehrt, den Pulsschlag wieder ein wenig abebben zu lassen, kaum ein Duell des heutigen Abends eignete sich dafür besser als das folgende der Gruppe A: Niederlande (Danny Noppert und Gian van Veen) gegen Ungarn (György Jehirszki und Gergely Lakatos).

Die Niederlande mit dem ersten Anwurf, wobei das in diesem Fall kaum eine wesentliche Rolle mehr spielte, denn selbst das „No Score!“ beim Versuch, in Durchgang Eins dem „Madhouse“ zu entfliehen, konnte die Spieler in Orange nicht davon abhalten, das Leg souverän einzutüten, 1:0. Auch die Tatsache, dass Danny Noppert und Gian van Veen für den Leggewinn ganze 21 Würfe benötigten, brachte die Gegner nicht unter die 140er-Marke, geschweige denn in Reichweite eines Doppelfeldes. Auch im zweiten Durchgang hatte Ungarn noch nicht einen Versuch auf ein Checkout-Segment unternommen, als die Niederlande das Break zum 2:0 einholte. Das gleiche Szenario entwickelte sich in Leg Drei, György Jehirszki und Gergely Lakatos noch einigermaßen weit vom Doppel entfernt, da zogen die Niederländer erneut die Pfeile zum Leggewinn aus dem Board und es stand 3:0. Danny Noppert, der ohne Alphatier im Team sichtlich aufblühte, machte sich im vierten Leg daran, 40 Restpunkte zu löschen, die ihm Gian van Veen zuvor mit Bedacht und wohlüberlegt gestellt hatte, weil er wusste, dass dies das präferierte Doppel seines Partners war – so funktioniert Teamwork! Danny Noppert manövrierte den Pfeil in die Double-20 und so war der zweite „Whitewash“ des Abends perfekt. Während Ungarn in der Gruppenphase kein einziges Leg für sich entschied, (in diesem Duell hatten sie sich nicht einmal einen Versuch auf ein Doppel erarbeiten können), hatten die Niederländer während der Gruppenspiele nicht ein einziges Leg abgegeben. Die Paarung Noppert / van Veen, der man vorher mitunter skeptisch gegenüberstand, weil man hier eher Michael van Gerwen und teilweise auch Dirk van Duijvenbode sah, hatte sich bislang als echter Glücksfall herauskristallisiert.

Deutschland vs. Singapur

„Germany is now one of the established nations“, so hatte es am Nachmittag Sky Sports Moderatorin Emma Paton formuliert, nun wollten die deutschen Dartsprofis dieser Einschätzung auch gerecht werden. Die Gruppe C war als nächstes an der Reihe, das bedeutete Deutschland (Martin Schindler und Ricardo Pietreczko) würde nun auf Singapur (Paul Lim und Phuay Wei Tan) treffen. Die Darts-Ikone Paul Lim hatte am Nachmittag, gemeinsam mit seinem neuen Partner Phuay Wei Tan, eine ausgezeichnete Performance an den Tag gelegt, aber am Abend war dem 71-Jährigen doch schon eine gewisse Müdigkeit anzumerken. Denn im Gegensatz zu den deutschen Kontrahenten, hatte das Team Lim / Tan heute ja schon eine kräftezehrende Performance abgeliefert. In sehenswerter Manier hatte Singapur hier Portugal abgefertigt und endgültig auf den Heimweg geschickt.

So hatte Deutschland im Grunde genommen leichtes Spiel, aber noch muss man die Legs ja immer noch selbst über die Ziellinie bringen und da haben es sich Martin Schindler und Ricardo Pietreczko auch wirklich nicht selbst schwer gemacht. Schon im ersten Durchgang, den übrigens das Team aus Singapur begonnen hatte, vermochte es Deutschland, mit dem hervorragenden 13-Darter aufzuwarten, der perfekte Set-up-Shot war im Preis inbegriffen: 140 – 60 – 100 – 177 – 24, Break zum 1:0. Im zweiten Leg konnte Singapur zwei Re-Break-Möglichkeiten nicht nutzen, das bestraften die Deutschen mit dem 2:0. Dabei war zuvor noch der Versuch misslungen, die 78 mit Treffern in der einfachen 18, in der Double-20 und in der Double-10 herauszunehmen. Es war die Double-10 gewesen, an der das Vorhaben scheiterte, aber eine Aufnahme später war auch diese Geschichte. Mit gekonnter Vorbereitung hatte sich die Gastgebernation im dritten Durchgang die 32 gestellt, es war der 14-Darter (140 – 100 – 100 – 129 – 32), der Martin Schindler und Ricardo Pietreczko zum 3:0 verhalf. Und weitere 16 Würfe in Leg Vier bescherten dem Duo aus Deutschland den 4:0-Erfolg über Singapur, das am Abend relativ unauffällig geblieben war. Dabei hatte Paul Lim gerade zum Schluss nochmal die riesengroße Chance, zumindest noch den „Big Fish“ aus dem Darts-Meer zu angeln, aber nach zwei Treffern in Triple-20, schrammte der dritte Pfeil haarscharf am Bullseye vorbei, da passte kein Blatt zwischen Draht und Dart. 25 Zähler blieben stehen und so wurde es der dritte „Whitewash“ dieses Abends. Deutschland war seiner Favoritenrolle gerecht geworden und hatte den Gruppensieg und somit auch den Einzug in die zweite Runde unabdingbar sichergestellt.

Dieses Ziel hatte sich in der Gruppe H auch Österreich gesetzt, allerdings hatten unsere alpenländischen Nachbarn mit Australien selbstredend das etwas schwerere Los gezogen. Denn der Top-Ten Spieler Damon Heta und der legendäre Routinier Simon Whitlock hatten ebenfalls nicht unbedingt vor, sich die Butter noch vom Brot nehmen zu lassen. An der Seite des willensstarken Teamkapitäns Mensur Suljovic wirkte diesmal nicht Rowby-John Rodriguez, sondern dessen jüngerer Bruder Rusty-Jake Rodriguez.

Österreich vs. Australien oder wie man in Englisch sagt: Austria vs. Australia

Österreich hatte das Ausbullen gewonnen und ließ sich auch den ersten Durchgang nicht nehmen, 1:0. Im zweiten Durchgang hatten beide Teams ihr erstes Maximum zur Verfügung, Australien ließ dem die Vorbereitung von 105 ausradierten Punkten folgen und löschte anschließend die 16, das ergab den 14-Darter zum Ausgleich, 1:1. Lediglich einen Pfeil mehr benötigten die Spieler aus Down Under im dritten Durchgang, hier hatten sie nicht nur eine weitere 180 im Köcher, sondern packten auch noch das High Finish aus. Den insgesamt 13. Pfeil brachten sie in der Triple-20 unter, den 14. tauchten sie in die einfache Zehn ein und den 15. lenkten sie in die Double-16, damit gehörten 102 Zähler der Vergangenheit an und Australien übernahm die Spitze, 2:1. Das eben errungene Break bestätigten Damon Heta und Simon Whitlock im vierten Durchgang, hier gelang es ihnen, den Restbetrag von 96 Zählern mit einem Wurf auf die einfache 20 und gleich zwei Treffern in der Double-19, auszumachen. Das imposante Checkout verhalf den Australiern zur 3:1-Führung. Und auch im fünften Leg war dem Team Heta / Whitlock nicht beizukommen, der insgesamt 16. Wurf landete in der Double-6. Australien hatte – nicht zuletzt dank einer herausragenden Checkout-Quote (66,67%) – den 4:1-Erfolg eingetütet, ebenso wie den Gruppensieg. Damon Heta und Simon Whitlock waren damit also ebenfalls in der zweiten Runde angekommen.

Neuseeland vs. Argentinien

Den Schlussakkord der Gruppenphase gestalteten die Teams der Gruppe L, zum Ende der dritten Session standen sich Neuseeland (Haupai Puha und Mark Cleaver) und Argentinien (Jesus Salate und Victor Guillin) gegenüber.

Hier zeichnete sich von Anbeginn ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab, bei dem alle sechs Durchgänge bis hin zum Decider im Break gewonnen wurden. Argentinien hatte den ersten Anwurf, doch Neuseeland holte sich mit 16 Treffern das erste Leg, 1:0. Argentinien revanchierte sich in Durchgang Zwei postwendend, dafür zauberte man im Endspurt das „Shanghai Finish“, 120 (T20, 20, D20) aus dem Hut, Re-Break zum 1:1. Jesus Salate und Victor Guillin waren auch im dritten Leg ausgezeichnet unterwegs, allein dreimal die 140 sprach für sich. Doch dann genügten drei Versuche nicht, um 40 Restpunkte loszuwerden, das bestraften die Gegner mit 15 Treffern zum nächsten Break. Neuseeland ging wieder in Führung, 2:1. Argentinien setzte die Breakserie im vierten Durchgang fort, der 16. Wurf landete in der Double-10 und es hieß 2:2. Auch Neuseeland hatte keinerlei Interesse daran, das Break-Festival vorzeitig zu beenden und schnappte sich im fünften Leg mit sechs Aufnahmen einen weiteren Anwurf der Kontrahenten, 3:2. Argentinien konterte im darauffolgenden Durchgang mit dem nächsten Re-Break und glich wieder aus, 3:3. Es war ein mit Schicksal behaftetes Spiel, denn ausgerechnet im alles entscheidenden siebten Leg gelang es einer Nation, zum ersten Mal in dieser Begegnung, den eigenen Anwurf durchzubringen. Das glücklichere der beiden Teams war demnach das von Argentinien, Jesus Salate und Victor Guillin waren diesmal imstande, den letzten Schritt über die Ziellinie zu machen, während Haupai Puha und Mark Cleaver gerade hier an den eigenen Nerven scheiterten. Neuseeland hatte im Endspurt den Restbetrag von 81 Punkten vor der Brust, kurz davor hatten sie noch treffsicher ihre erste 180 gelandet und auch die vorherigen Aufnahmen von 100 und 140 gelöschten Punkten konnten sich durchaus sehen lassen. Den zehnten Dart lenkten sie in die Triple-19, aber der elfte verirrte sich nur ins einfache 12er-Segment und der zwölfte rauschte komplett ins Aus. Auf der anderen Seite hatte Argentinien mit der 140 und dreimal der 100, 61 Rest übrig und war nun wieder an der Reihe. Der 13. Pfeil fand seinen Weg ins Bullseye, der 14. in die einfache Drei und den 15. versenkte Argentinien wahrhaftig in der Double-4. Und exakt dieser Dart brachte die Südamerikaner auch in die zweite Runde. Es war, wie gesagt, der erste Anwurf in dieser Partie, der tatsächlich gehalten worden war, selten barg ein Decider gediegeneres Drama. Denn Neuseeland hielt lange Zeit alle Trümpfe in der Hand, musste sich allerdings auf die letzten Meter hin, Argentinien doch noch geschlagen geben. Mit dem 4:3-Erfolg ging auch der Gruppensieg plötzlich an Argentinien. Jesus Salate und Victor Guillin sehen wir am Samstag wieder, während Haupai Puha und Mark Cleaver, die trotz alledem ein hervorragendes Turnier gespielt haben, die Heimreise antreten mussten.

Im Anschluss an die Gruppenphase wurden auch noch die Paarungen ausgelost, in dem Fall waren es praktisch Quartette, die zusammengestellt wurden. Glen Durrant durfte hier die „Glücksfee“ spielen, als erstes galt es herauszufinden, wer morgen gegen das Dream-Team aus England, Luke Humphries und Luke Littler, anzutreten hatte. Und siehe da, es ist Deutschland! Martin Schindler und Ricardo Pietreczko mit dem Hammerlos, sie bekommen es schon in Runde Zwei mit den beiden Lukes zu tun. Auf großes Interesse wird zudem mit Sicherheit die Auseinandersetzung zwischen Schottland und den Niederlanden stoßen und auf Wales versus Philippinen darf man ebenfalls mehr als gespannt sein. Natürlich sind auch die übrigen fünf Begegnungen von essenzieller Bedeutung, mal sehen, ob alle Duelle halten, was sie versprechen. Bleibt für heute nurmehr der Abschiedsgruß: Gute Nacht and Always Look on the Bright Side of the Flight!

PDC World Cup


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