Deutschland verliert Match, aber gewinnt die Herzen der Nation

Der letzte Tag des World Cup of Darts 2017 startete am Nachmittag mit den Viertelfinalbegegnungen. Deutschland bekam es dabei mit Top-Favorit Niederlande zu tun und hatte damit eine äußerst schwierige Aufgabe vor sich. Auch Österreich musste mit England einen echten Brocken aus dem Weg räumen. Überraschungsteam Singapur wollte gegen Belgien für die nächste Sensation sorgen, ähnliches schwebte Australien-Bezwinger Russland gegen Wales vor.

Kim Huybrechts hält Versprechen

Das erste Match des Nachmittags bestritten die Publikumslieblinge aus Singapur gegen Belgien. Zwei Mal hieß es also Lim gegen Huybrechts. Paul und Kim waren als erstes dran und nachdem Ronny am Vortag mit einem Average von 115 Punkten den höchsten Punkteschnitt eines Belgiers vor TV-Kameras zeigte, verwies der „Hurricane“ auf den heutigen Tag. Und er ließ seinen Worten Taten folgen. In den ersten beiden Legs zeigte er zwei 180’er und holte sich mit zwei 12-Dartern eine schnelle Führung. Paul spielte in der Zeit einen Average von 111 Punkten, hatte jedoch keine Chance. Er wusste, er muss sich noch weiter steigern und so tat er genau das. Er stellte sich mit einer 137 einen Rest von 16 Punkten, womit der Druck auf Kim hoch war. Er hatte 161 Rest und checkte es fast. Er traf den Draht des Bullseye, der sich sogar leicht zur Seite bewegte. Doch der Dart saß nicht und so konnte Paul, der nun bei 115 Punkten im Schnitt stand, verkürzen. Kim legte also einfach nochmal eine Schippe drauf. Er holte sich sein eigenes Leg und spielte fünf perfekte Darts im Aufschlag von Paul. Mit einem 11-Darter siegte er 4:1 und verbesserte den aufgestellten Rekord seines Bruders tatsächlich nochmal. Am Ende zeigte er 121,97 Punkte pro Aufnahme, der zweithöchste Average, der jemals vor TV-Kameras gespielt wurde.

Ronny wollte ihm da natürlich in nichts nachstehen, doch der Belgier fand nicht annähernd seine Form vom Samstag. Er hatte echte Probleme gegen Harith, der schon im ersten Leg drei Breakdarts vergab. So ging doch Ronny in Führung. Ein 100’er und 113’er Finish drehten dies aber schnell und auch das 3:1 für Harith war schnell besorgt. Ronny musste sich strecken, doch hatte immer mehr Probleme. Er schien nicht an sich zu glauben, auch nicht, nachdem er nochmal verkürzen konnte. Zwar vergab Lim im sechsten Leg zwei Matchdarts, doch weil Huybrechts das Bullseye verfehlte, holte Harith doch das 4:2 und erzwang das Doppel. Dort erwischte erneut Singapur den besseren Start. Mit einer 180 von Paul Lim wurde der Grundstein zur Führung gelegt, doch was auch immer Ronny in der Pause getan hatte, es half ihm. Er wurde plötzlich stärker und zeigte in dieser Phase eine bessere Leistung als sein jüngerer Bruder. Belgien kam zum Ausgleich und weil Paul Lim ein 101’er Finish denkbar knapp verpasste, ging Belgien mit einem Break in Führung. Davon musste sich Singapur erst mal erholen, vor allem Harith schien immer verunsicherter zu sein, er machte einige Fehler. Nach dem 1:3 mussten die Lims sich aber nochmal zusammenreißen und das taten sie. Zwar vergab Harith ein 121’er Finish auf der Doppel-14, Paul checkte dies aber aus. Gegen die fünf perfekten Darts der Belgier im Anschluss konnten sie allerdings nichts mehr ausrichten, was nicht an Paul lag, der mit zwei 140’ern mithielt. So siegte Belgien mit 4:2 im Doppel und insgesamt knapp 2:1, was das Märchen von Singapur beendete.

Danach wollten Russland und Wales ihren Platz für das Halbfinale buchen. Den Anfang machten dabei Aleksandr Oreshkin und Gerwyn Price. Natürlich war Price der haushohe Favorit und er begann auch entsprechend. Trotz Doppelproblemen ging er in Front, musste aber schnell den Ausgleich hinnehmen. Der „Iceman“ ließ sich in der Folge vom Tempo Oreshkins ziemlich aus der Fassung bringen und schaffte es somit nicht seine normalerweise durchaus starke Leistung zu zeigen. Er schüttelte häufig den Kopf und war nicht zufrieden. Mit etwas Glück verhinderte er dann ein Break, ehe er mit einem 86’er Finish über Triple-18 und zwei Mal Doppel-8 selbst eines schaffte. Dies gab ihm wieder etwas mehr Aufwind und er brachte das Spiel mit 4:1 ins Ziel. Boris Koltsov stand gegen Mark Webster also gehörig unter Druck und musste siegen. Er startete auch durchaus gut, doch „Webby“ hielt fantastisch dagegen und kam mit einem 63’er Finish direkt zu einem Break. Auf die Doppel blieb er zunächst eiskalt, checkte auch 83 Punkte zum 2:0. Koltsov war nicht schlecht, er kämpfte vorbildlich und tat alles, doch die Chance zum Anschluss verpasste er. So kam Webster erneut zu einem Break, womit Wales noch ein Leg vom Halbfinale entfernt war. Erneut spielte Koltsov ein gutes Leg, verpasste bei 107 Punkten Rest allerdings die Doppel-18. Mark blieb eiskalt, sicherte mit dem 4:0 den 2:0-Gesamtsieg der Waliser und warf damit Russland aus dem Turnier.


Österreich scheitert erst im Doppel gegen Titelverteidiger

Österreich gegen England war das erste Duell zweier gesetzter Mannschaften bei der diesjährigen Auflage des World Cups. Man erwartete also hochklassiges Darts, vor allem im ersten Duell zwischen Adrian Lewis und Mensur Suljovic. Doch der einzige, der entsprechend seiner Ranglistenposition spielte, war Mensur. Er behielt seinen Aufschlag und hatte es mit einem Lewis zu tun, der absolut nicht ins Spiel fand. Der letztlich vorentscheidende Moment kam bereits im zweiten Leg. Lewis hatte sich 88 Punkte gestellt, doch Suljovic checkte 170 Punkte zum Break. Danach ging bei Adrian gar nichts mehr. Mensur brachte auch sein nächstes Leg nach Hause, ehe er ganz locker mit dem 4:0 über die Ziellinie spazierte und damit Österreich in Führung brachte. Der Druck auf Dave Chisnall gegen Rowby-John Rodriguez war damit hoch. Nur er konnte den Titelverteidiger vor dem Aus bewahren, dazu brauchte er einen Sieg. Er holte sich auch direkt das erste Leg. Doch Rowby war ebenfalls gut im Spiel, glich postwendend aus und hielt die Partie offen. Auch danach zeigte sich der Österreicher sehr gut, stellte sich 108 Punkte Rest. Dave aber checkte 110 zum 2:1 und gab Rowby damit etwas zum Nachdenken mit auf den Weg. Davon ließ er sich aber zunächst nicht raus bringen. Trotzdem machte er einen Fehler und stellte sich 162 Punkte Rest. Damit bekam er keine Chance auf ein Finish, wohingegen Chisnall sich auf 44 platzierte. Rowby warf eine 130, doch die kam zu spät, Dave holte sich das Break und konnte daraufhin auch das letzte Leg zum 4:1 nach Hause bringen. So musste das Doppel die Entscheidung bringen. Dort startete Österreich erneut gut, vor allem Rowby zeigte sich fantastisch und sorgte auch für die Führung. Doch dies weckte England auf, die mit einem 12-Darter, auf Bull beendet, den Ausgleich holten. Noch brillanter wurde es im Leg darauf, als Lewis 129 auf dem Bull nach Hause brachte. Jedoch verpasste er die Mittes des Board im vierten Leg, sodass Mensur direkt das Rebreak schaffte und die Partie offen hielt. Jedoch nicht für lange. England war in den Scores nun überlegen, Österreich musste zaubern. Mensur vergab ein 164’er Finish minimal, England holte also direkt wieder ein Break. Im eigenen Leg startete Lewis perfekt und erhöhte damit den Druck auf Suljovic und Rodriguez. Nachdem „Chizzy“ einen Matchdart vergab, konnte Rowby nochmal eine 180 zeigen, doch „Jackpot“ ließ sich nicht beeindrucken. Der zweite Matchdart für England saß und so siegten sie im Doppel mit 4:2, insgesamt 2:1.

Danach kam es zum großen Duell zwischen Deutschland und den Niederlanden. Natürlich gingen die Deutschen als klarer Außenseiter in die Partie, doch sie wollten sich dennoch teuer verkaufen. Martin Schindler machte gegen Weltmeister Michael van Gerwen den Anfang und was er zeigte war unglaublich. Direkt im ersten Leg warf „The Wall“ vier perfekte Darts und holte sich ein Break. Mit einem 100’er Finish unter Druck ging er gar auf 2:0 in Führung und zeigte sich unfassbar ruhig und souverän. Michael wurde wütend, schien nicht mit so viel Gegenwehr zu rechnen. Er kam zum Anschluss und glich wenig später auf der Doppel-5 aus. Das musste er aber auch, denn Martin hatte sich bereits 40 Rest gestellt. Auch im Leg darauf war Michael gezwungen auszuchecken, denn wieder hatte sich Schindler auf Tops positioniert. Dies tat der Weltranglistenerste aber auch und so war der Druck auf Martin im sechsten leg immens hoch. Diesem schien er aber standzuhalten und stellte sich 114 Rest. MVG war bei 116 und Martin musste nun zaubern. Er traf die einfache 20, gefolgt von der Triple-18, verpasste jedoch knapp Tops. Michael tat dann das, was zu erwarten war. Er bestrafte dies mit dem 116’er Finish und holte damit den 4:2-Sieg für die Niederlande.

Danach musste Max Hopp also Raymond van Barneveld bezwingen, um das Ausscheiden Deutschlands noch zu verhindern. Er ging auch direkt mit einem durchschnittlichen Leg in Führung, ehe sich beide Spieler unheimlich steigerten. Zunächst vergab Max ein 161’er Finish, Barney scheiterte an der 145, so kam Hopp doch zum 2:0. Ähnlich verlief auch das Leg danach. Max vergab mit 131 erneut ein High Finish, doch auch van Barneveld der 124 nicht auf null brachte, scheiterte. Max nutzte es dieses Mal nicht, verpasste seinerseits erneut drei Chancen, womit Barney das Rebreak schaffte und wenig später auch ausglich. Hopp hatte die Möglichkeit erneut in Führung zu gehen, verpasste jedoch Tops. Raymond zeigte seine ganze Erfahrung und holte sich erneut ein Break. Allerdings vergab der Niederländer dann zwei Matchdarts, sodass Max bei 105 Punkten nochmal die Chance bekam. Diese konnte er tatsächlich nutzen und somit das entscheidende vierte Leg forcieren. In dieses startete Max perfekt und konnte sich zwei Matchdarts auf die Doppel-8 erarbeiten. Diese verpasste er zwar, doch Raymond konnte nicht profitieren. Max behielt die Nerven und holte sich tatsächlich auf der Doppel-4 den Sieg und erzwang das Doppel.

Dort erwischten die Niederländer den besseren Start, die mit einem soliden 15-Darter in Führung gingen. Doch auch Deutschland hatte ein gutes Leg gespielt und durchaus mithalten können. Beim ersten eigenen Aufschlag legten die Niederländer allerdings so richtig los, starteten mit 180 und 140 Punkten. Doch Martin sorgte mit einer tollen 180 für ein Finish für Deutschland. Die 149 Punkte brachte Max allerdings nicht ins Ziel und so checkte Raymond auf der Doppel-16 zu einem 10-Darter der Niederländer zum Break. Deutschland kämpfte, sie versuchten alles reinzulegen. So zeigte Max dieses Mal eine tolle 180, doch die Niederländer schienen auf alles eine Antwort zu haben. Hopp bekam zwar die Chance auf ein 167’er Finish, doch er konnte es nicht auf null bringen. Weil van Gerwen allerdings zwei Darts auf Doppel vergab bekam Schindler die Möglichkeit auf ein 70’er Finish. Dieses gelang ihm tatsächlich und so schaffte er das direkte Rebreak. Im folgenden Leg verpasste van Gerwen ganz knapp drei Chancen zum erneuten Break, doch Hopp verpasste seinerseits drei Darts auf die Doppel. So gingen die Niederländer doch mit 3:1 in Führung und hatten den Vorteil klar auf ihrer Seite. Der Druck lag auf den Schultern der Deutschen und die gaben erneut alles, die Niederländer machten jedoch kaum noch Fehler. Obwohl Hopp Deutschland mit einer 180 nochmal auf 4 Punkte Rest brachte, konnte Michael 48 Punkte mit zwei Darts zum 4:1-Sieg auschecken. Am Ende verlor Deutschland zwar das Match mit 1:2, gewann aber einiges an Ansehen im Dartsport. Max Hopp und Martin Schindler können stolz auf sich sein, sie haben Deutschland mehr als würdig vertreten.

Tobias Gürtler

PDC World Cup


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