Singapur gelingt nächste Überraschung
Nach dem großen Schocker am ersten Tag des World Cups, als Singapur den großen Favoriten Schottland aus dem Turnier warf, wollten sie das Märchen im Achtelfinale weiterschreiben. Dort hatten sie mit Spanien erneut einen schwierigen Gegner. Schwierig wurde es auch für die Griechen um Ioannis Selachoglou, die auf die Huybrechts-Brüder aus Belgien trafen. Ein interessantes Duell durfte wohl die Partie zwischen Wales und Irland werden. Außerdem bekamen es die Australier mit den Russen zu tun.
Wales kämpft sich ins Viertelfinale
Als erstes ging es für Belgien und Griechenland um den Einzug ins Viertelfinale. Im ersten Einzel bekam es dabei Kim Huybrechts mit Ioannis Selachoglou zu tun. Beide starteten direkt mit einer 140 und obwohl Kim mit seinen starken Scores gewohnt gut auftrumpfte, war Selachoglou immer nah dran. Der „Hurricane“ zeigte eine immense Doppelschwäche und durch die gute eigene Leistung profitierte Ioannis. Er konnte zwei Mal nach Rückstand ausgleichen, checkte zum 2:2 ein 80’er Finish. Damit war er im Kopf seines Kontrahenten angekommen, der in den Scores nun nachließ. So erarbeitete sich Selachoglou Breakchancen. Zunächst verpasste er ein 107’er Finish, dann noch drei weitere Möglichkeiten auf die Doppel-10. Dies konnte Kim nutzen um erneut in Führung zu gehen und dann ein starkes sechstes Leg zu spielen. Dort ließ er seinem griechischen Kontrahenten keine Chance mehr. Er checkte 89 Punkte zum 4:2-Sieg und damit ersten Punktgewinn für Belgien. Doch Kim musste gegen einen starken Selachoglou wirklich kämpfen. Dies musste John Michael gegen Ronny Huybrechts ebenfalls tun, wenn die Griechen noch eine Chance auf ein Weiterkommen haben wollten. Im Vorfeld konnte man hier durchaus ein enges Spiel erwarten, vor allem, weil Ronny in den letzten Monaten nicht sonderlich stark spielte. Doch an diesem Tag sollte es anders laufen. Huybrechts checkte gleich im ersten Leg 97 Punkte mit zwei Darts zum Break und spielte auch danach eine unfassbar starke Partie. Nachdem er sich auch das zweite Leg sicherte, legte er ein weiteres Break im dritten Leg nach. Zu diesem Zeitpunkt hatte er noch keinen Fehlversuch auf die Doppel, zeigte sich sehr stabil. Seine erste vergebene Chance hatte er im vierten Leg, als er 106 Punkte nicht auf null brachte. Doch schon mit dem zweiten Matchdart beendete er die Partie. Durch das 4:0 setzte sich Belgien insgesamt mit 2:0 durch und zog ins Viertelfinale ein. Ronny zeigte am Ende einen Average von 115,62 Punkten.
Danach kam es zum Duell zwischen Wales und Irland. Hierbei durften Gerwyn Price und Mick McGowan den Anfang machen. Beide zeigten eine Leistung auf einem ähnlichen Niveau, keiner konnte sich groß absetzen. Durch ein Break ging Mick zunächst in Führung, was Gerwyn aber mit etwas Glück sofort korrigieren konnte. Nachdem beide ihre Aufschläge durchbrachten kam Mick dann allerdings erneut zu einem Break und spielte ein stärkeres Leg als sein Gegner. Die große Chance zum Sieg ließ er aber liegen, er vergab zwei Matchdarts. Gerwyn stand bei 93 Punkten, hatte aber seine Nerven im Griff und checkte diese auf der Doppel-10. Damit musste ein Entscheidungsleg her, in welchem nun Price der stärkere war. Allerdings vergab er insgesamt acht Matchdarts. Weil auch Mick den Sieg wohl nicht wollte, seinerseits ebenfalls nochmal fünf Möglichkeiten liegen ließ, holte Gerwyn mit dem 4:3 doch noch den ersten Punkt für Wales. Ein Sieg, der Backstage bei Mark Webster für ein wenig Galgenhumor sorgte. Dieses Lachen sollte ihm jedoch schnell vergehen, denn gegen William O’Connor lief es für „Webby“ ähnlich eng. Ein solider 14-Darter sorgte für den schnellen Rückstand für Webster, dersich aber schnell davon erholte und die Partie auch dank eines 80’er Finishes zum Break drehen konnte. O’Connor war aber nicht da, um sich geschlagen zu geben. Er spielte gut weiter und nutzte eine Schwächephase seines Gegners zum direkten Rebreak und zur erneuten Führung. Die Iren schienen dank William kurz vor dem Ausgleich zu stehen, doch plötzlich brachte Webster 77 Punkte zum 3:3 auf null. Wieder musste das Entscheidungsleg herhalten und wieder wurde es ganz eng. William bekam keinen Dart auf das Doppel, konnte sich nach 96 Punkten Rest nur Tops stellen. Webster stand bei 81 und konnte diese tatsächlich zum 4:3 auschecken. Dafür beendete er das Leg auf dem Bullseye. Durch diesen Sieg holte sich Wales letztlich also den 2:0-Erfolg, auch wenn das Ergebnis ebenso andersrum hätte ausfallen können.
Russland schockt Australien
Das Duell zwischen Australien und Russland schien von den Namen her eine klare Angelegenheit zu sein. Zunächst musste Kyle Anderson gegen Aleksandr Oreshkin ran und ging natürlich als klarer Favorit ins Spiel. Doch der Australier kam zunächst überhaupt nicht ins Spiel. Oreshkin verpasste ein 170’er Finish, startete aber dennoch mit einem Break. Obwohl Anderson nicht wirklich stark war, kam er unter Druck direkt zum Ausgleich. Doch er konnte einfach nicht konstant seine Leistung abrufen, während Oreshkin eine große Ruhe ausstrahlte und kein bisschen nervös wirkte. Er holte erneut ein Break und ging wieder in Führung. Allerdings konnte er dieses nicht bestätigen, da er zwei Möglichkeiten auf Doppel vergab. Kyle glich wieder aus, verpasste dann aber seinerseits ein 113’er Finish zur Führung. Oreshkin war wieder zur Stelle und holte das fünfte Break im fünften Leg. Dieses Mal wollte er sich die Butter aber nicht mehr vom Brot nehmen lassen und machte stark weiter. Am Ende siegte Aleksandr gegen einen schwachen Kyle Anderson mit 4:2 und holte überraschend das 1:0 für Russland. Simon Whitlock musste gegen Boris Koltsov im Anschluss also dringend einen Sieg holen, um das frühzeitige Ausscheiden Australiens zu verhindern. Doch Boris begann sehr stark. Er zeigte sich komplett unbekümmert und spielte einen 12-Darter mit einem 138’er Finish zur Führung. Auch im zweiten Leg hielt er den Druck hoch, doch Simon hielt dem stand, glich aus. Weil Boris daraufhin ein Shanghai-Finish verpasste, schaffte Whitlock das Break. Danach schien die Unbekümmertheit von Koltsov weg zu sein. Der „Wizard“ hingegen zeigte sich sehr ruhig und spielte die Partie souverän runter. Am Ende holte er einen 4:1-Sieg und erzwang damit das Entscheidungsdoppel. Dort gab es im ersten Leg drei gute Möglichkeiten für Australien um den eigenen Aufschlag ins Ziel zu bringen. Dies gelang ihnen nicht und Russland startete direkt mit einem Break. Auch danach blieben sie sehr dominant gegen einen Gegner, bei dem nur Simon Whitlock wirklich mitspielte. Kyle Anderson hatte einen gebrauchten Tag erwischt und so hatte Australien keine echte Chance. Nachdem Russland sich das eigene Leg auch sicherte, schaffte Oreshkin mit einem 81’er Finish auf Bull das nächste Break und die Vorentscheidung. Der zweite Matchdart zum 4:0 wurde von Koltsov ins Ziel gebracht, womit Russland die Überraschung schaffte. Mit 2:1 warfen sie ein Australien aus dem World Cup.
Es folgte das letzte Spiel des Nachmittags. Schottland-Bezwinger Singapur traf auf Spanien und wollte erneut einen Sieg einfahren. Die Fans in Frankfurt, die schon den ganzen Nachmittag Singapur-Lieder sangen, sahen im ersten Einzel auch direkt das, was sie wollten. Paul Lim traf auf Antonio Alcinas, der einen guten Start hinlegte. Allerdings verfehlte er zwei Doppel, sodass Lim mit einem 112’er Finish zum Break in Führung ging. Und Paul legte nach. Er war der klar bessere Spieler, Alcinas wirkte geschockt. Lim holte sich das 2:0 und mit einem 80’er Finish auch das nächste Break. Unter den „Ohne Singapur wär‘ hier gar nichts los“-Gesängen der Fans, spielte Paul Lim auch ein starkes viertes Leg und machte mit dem 4:0 die Führung für den Außenseiter perfekt. Und es ging auch gut weiter. Harith Lim schien gegen Cristo Reyes chancenlos zu sein, doch er begann das Spiel sehr gut. Er holte sich das erste Leg, auch weil Cristo sehr nervös wirkte. Dies legte sich mit der Zeit jedoch und Harith konnte sich in der Summe nicht so stark präsentieren, wie sein Teampartner. Cristo drehte die Partie recht schnell auf 2:1 und führte mit einem Break. Mit dem 3:1 wenig später schaffte der Spanier dann auch die Vorentscheidung in diesem Match. Zwar hatte Lim nochmal die Chance zu verkürzen, verpasste allerdings beide Möglichkeiten. So glich Reyes mit dem 4:1 aus und erzwang das zweite Doppel des Nachmittags. Dort erwischte Singapur mit einem guten Paul Lim erneut den besseren Start. Mit einem Break gingen die Lims direkt wieder in Front. Auch Harith Lim zeigte sich im Doppel deutlich stärker als zuvor im Einzel. So checkte er unter Druck auch 56 Punkte zum 2:0. Alcinas hingegen kam auch im Doppel kaum zurecht, machte viele Fehler. Paul Lim verpasste dann minimal ein 141’er Finish zum 3:0, doch weil die Spanier es nicht ausnutzen konnten, brachte Harith das Leg doch noch nach Hause. Damit war Singapur nur noch ein Leg von der nächsten Sensation entfernt. Paul Lim verpasste zwar ein 120’er Finish, doch Alcinas konnte erneut nicht profitieren. So brachte Harith Lim mit seinem Treffer in der Doppel-20 Singapur ins Viertelfinale. Sie schlugen Spanien mit 4:0 im Doppel und 2:1 insgesamt.
Tobias Gürtler